Lernblockaden erkennen und lösen: Tipps für mehr Spaß am Lernen
Katharina Looks
Knoten im Kopf: Mit Geduld und viel Fingerspitzengefühl lassen sich Lernblockaden lösen
Manchmal gelingt es Kindern trotz großen Fleißes nicht, gute Noten in der Schule zu schreiben. Negative Erfahrungen können zu Selbstzweifeln und Lernblockaden führen. Wir verraten Ihnen, wie Sie diese erkennen und lösen.
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Ist Ihr Kind eigentlich sehr wissbegierig, schreibt aber in der Schule nur schlechte Noten und ist oft überfordert, vielleicht sogar immer wieder krank? Dann könnte es eventuell an Lernblockaden leiden. Diese lassen sich oft an deutlichen Abweichungen zwischen dem Potenzial eines Schülers und seinen tatsächlichen Schulleistungen erkennen.
Doch auch unterschiedlichste Abwehr- oder Angriffsverhalten können auf Lernblockaden hinweisen: Kinder bemühen sich dann oft lautstark, nicht lernen zu müssen – sie wollen Lernsituationen unbedingt vermeiden.
Weitere mögliche Anzeichen sind:
- anhaltende Schulunlust
- Hausaufgabenstress
- mangelnde Ausdauer
- Fernbleiben vom Schulunterricht
- Selbstzweifel
- Versagensängste oder Aggressivität sowie minimale Mitarbeit im Unterricht
- evtl. auch körperliche Symptome wie Verspannungen oder Rücken- und Bauchschmerzen
Ein Grund für Lernblockaden ist häufig Angst: Angst zu versagen, nicht gut genug zu sein, ausgegrenzt oder auch bestraft zu werden. Die Ursachen solcher Ängste sind vielfältig, großer Ehrgeiz und überzogene Anforderungen an sich selbst, aber auch (unbewusster) Druck von Eltern oder Lehrern kann Auslöser sein.
Diese Ängste können in bestimmten Situationen wie Prüfungen, Tests oder mündlichen Abfragen und bestimmten Fächern auftreten, aber auch das gesamte Lernen und den Unterricht betreffen. Vielen Kindern fällt zum Beispiel der Übergang von der Grundschule auf die weiterführende Schule schwer und sie kommen mit den höheren Leistungsanforderungen erstmal nicht zurecht, was zu Versagensängsten führen kann.
Angst und Stress: Das passiert im Körper
Die Ängste lassen den Stress-Pegel im Körper ansteigen. Befindet sich der Körper unter Stress, wird vermehrt das Hormon Cortisol ausgeschüttet, was den Körper in eine “Alarmstimmung” versetzt: Wir werden kampf- und fluchtbereit, indem sich unser Blutzuckerspiegel erhöht und mehr Energie zur Verfügung steht. Diese nötige Energie wird aber bei anderen Systemen “abgezapft”: Der Körper hemmt zum Beispiel das Immunsystem oder die Datenverarbeitung im Gehirn.
Gerät ein Kind durch bestimmte Auslöser also häufig innerlich unter Stress, erhöht sich immer wieder der Cortisol-Spiegel, was das Kind in Alarmbereitschaft versetzt, das Immunsystem schwächt und die Datenverarbeitungsprozesse im Gehirn zum Stocken bringt. So wird es nahezu unmöglich, zu lernen oder Wissen aus dem Langzeitgedächtnis abzurufen.
Als Risikofaktoren für Lernblockaden gelten unter anderem:
- zu geringe Freiräume für kreatives Spielen
- fehlende Fantasieanregung
- falsches Kommunikationsverhalten
- starkes Konkurrenzdenken
- übergroßer Ehrgeiz
- zu hohe Erwartungen an das Kind
Zudem lassen standardisierte Bildungspläne häufig geringe Spielräume für individuelles Lernen und innovative Gedanken zu. In der Folge entstehen Unlustgefühle und Angst, sich auf etwas Neues einzulassen. Später auftretende Lernblockaden werden zumeist durch körperlich wirkende Einflüsse wie Schlafmangel, Sauerstoffmangel, einseitige Ernährung oder Suchtmittelkonsum verursacht.
1. Ängste erkennen und überwinden
Ein wichtiger Schritt, um die Lernblockade Ihres Kindes zu überwinden, ist herauszufinden, was der Auslöser dafür ist.
- Ein behutsames Gespräch mit ihrem Sprössling kann erste Hinweise geben. Welche Änsgte hat ihr Kind, woher rühren diese? Wo ensteht Druck? Tun Sie die Ängste und Hinweise Ihres Kindes nicht als unbegründet ab. Ernst genommen und verstanden zu werden, ist der erste wichtige Schritt im Kampf gegen Lernblockaden.
Extra-Tipp: Auch Gespräche mit dem Klassenlehrer, dem Schulpsychologen oder dem Kinderarzt können aufschlussreich sein. - Überlegen Sie dann gemeinsam, wie Ihr Kind seine Ängste überwinden kann. Oft sind es bereits sehr festgefahrene negative Denkmuster, die aufgelöst werden müssen. (“Immer wenn es darauf ankommt, versage ich sowieso.”, “Wenn ich eine schlechte Arbeit schreibe, sind meine Eltern enttäuscht/Nur wenn ich gute Noten schreibe, sind sie stolz auf mich.”)
- Haben Sie darum Geduld und versichern Sie Ihrem Kind immer wieder, dass Sie für es da sind. Und schauen Sie auch auf sich selbst: Inwiefern können Sie als Eltern etwas an Ihrem Verhalten ändern, um Ihr Kind zu unterstützen?
- Üben Sie den Umgang mit besonders stressigen Situationen, die Ihrem Kind Angst machen, wie zum Beispiel Klassenarbeiten. Ermuntern Sie Ihr Kind zum Beispiel, zunächst die leichteren Aufgaben anzugehen, bevor es sich an die schwierigsten Problemstellungen macht. Das beruhigt und motiviert.
- Außerdem kann es sehr helfen, den generellen Stresspegel Ihres Kindes zu senken. Förderlich sind dabei zum Beispiel Atem- und Entspannungsübungen oder Achtsamkeitsübungen.
2. Motivieren, loben, unterstützen
- Loben Sie Ihr Kind, wenn es ein Ziel erreicht hat, und immer wieder auch zwischendurch, für gute Ideen und viel Mühe. So fördern Sie positives Denken und Optimismus – übertreiben Sie es aber nicht!
- Generell hat die Fokussierung auf Stärken Vorrang vor der Konzentration auf Schwächen, wenn es darum geht, Lernblockaden zu lösen. Schule ist zwar Lebensbestandteil ihres Kindes, sollte aber das Familienleben nicht dominieren. Und Noten bilden auch nur einen begrenzten Ausschnitt der Fähigkeiten Ihres Kindes ab. Wenn Ihr Kind das verinnerlicht, kann es entspannter an das Lernen herangehen.
Extra-Tipp: Schreiben Sie Ihrem Kind doch einmal ein alternatives Zeugnis. Eine Vorlage finden sie hier: Das etwas andere Zeugnis #mehralsNoten - Kindern sollte der Nutzen von Lernstoff aufgezeigt werden, damit sie Motivation für das entsprechende Schulfach entwickeln: Ein künftiger Auslandsaufenthalt in den Schulferien kann beispielsweise das Interesse an Fremdsprachen wecken.
3. Kreative Lernmethoden anwenden
Gestalten Sie den Lernstoff so interessant, dass er die volle Aufmerksamkeit Ihres Kindes erhält. Ein abwechslungsreiches Lerntraining hilft beim Lösen von Lernblockaden.
- Die Aktivierung verschiedener Sinne ist beim Lösen von Lernblockaden besonders erfolgversprechend. Die Beteiligung mehrerer Sinneskanäle führt dazu, dass verstärkt Verbindungen zwischen Gehirnzellen gebildet werden. Dadurch steigt die Aufmerksamkeit und mit ihr der Lernerfolg.
- Finden Sie heraus, zu welchem Lerntypen Ihre Kind gehört: Jedes Kind lernt anders. Um möglichst schnell Lernblockaden lösen zu können, ist die Bestimmung des Lerntyps wichtig: Auditive Lerntypen prägen sich laut gehörten Lernstoff am besten ein. Visuelle Typen bevorzugen Texte, Bilder und Zeichnungen. Kommunikative Kinder wollen sich mit einem Gesprächspartner über Lerninhalte austauschen. Motorische Lerntypen nehmen Wissen am besten durch Ausprobieren auf.
- Auch intensive Emotionen bei der Aufnahme von Lernstoff erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass die Informationen ins Langzeitgedächtnis wandern. Dagegen werden emotional unbedeutende Ereignisse schnell vergessen. Kurzum: Was Ihrem Kind wichtig erscheint, landet im Langzeitgedächtnis. Wenn ein Schulkind beispielsweise körperlich fit sein möchte, um mit seinen Klassenkameraden mithalten zu können, so wird es Interesse an Bewegungs- und Trainingsabläufen im Sportunterricht entwickeln und höchstwahrscheinlich ziemlich schnell gute sportliche Leistungen erzielen.
4. Die richtige Lernatmosphäre schaffen
Lernaktivitäten sollten in stressfreie Zeiträume gelegt werden, damit Ihr Kind auch aufnahmebereit ist.
- Schaffen Sie die richtige Arbeitsatmosphäre: Ausreichend Pausen, ein realistisches Lernpensum und ein einladend gestalteter Arbeitsplatz fördern die Lernmotivation.
- Nachdem Sie die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen haben, hilft es, ein Lernziel zu bestimmen. Am besten so genau wie möglich. So kann man die nötigen Lernschritte in kleine Häppchen aufteilen und diese schriftlich festhalten. Hierbei kann zum Beispiel ein Lernplan helfen.
- Auch Konzentrationsübungen unterstützen Kinder beim Lösen von Lernblockaden.
- Sportliche Betätigung hilft Kindern beim Lösen von Lernblockaden: Sport fördert die Konzentrations-, und verbessert die Merk- und Lernfähigkeit, da Bewegung zusätzliche Verbindungen zwischen Nervenzellen schafft.
Fazit: Lernblockaden erkennen und lösen
Kinder mit Lernblockaden können mithilfe der beschriebenen Methoden, Tipps und Tricks wieder zu ihrer Lernmotivation zurückfinden und ihre Lernblockaden lösen. Seien Sie geduldig, denn wer erfolgreich Lernblockaden lösen möchte, braucht intensives Lerntraining und vor allem Zeit. Von besonderer Bedeutung ist die Schaffung einer motivierenden und unterstützenden Lernumgebung, damit das Kind wieder Zutrauen in seine Leistungsfähigkeit gewinnt. Wenn Erfolgserlebnisse gebührend gewürdigt werden, wird sich umso schneller der Spaß am Lernen wieder einstellen.
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