Der motorische Lerntyp: Lernmethoden und Tipps
Katharina Looks
Schnöde Theorie reicht dem motorischen Lerner nicht aus. Unsere Tipps helfen beim Anpacken und Begreifen!
I like to move it, move it! Motorische Lerntypen lernen am besten durch das Anfassen und Ausprobieren. Ihr Kind auch? Dann gehört es wahrscheinlich zur Gruppe der motorischen Lerntypen. Wir verraten Ihnen 5 passende Lerntipps.
Inhalt dieses Artikels:
So wie es in vielen Sportarten Lang- und Kurzstreckenspezialisten gibt, die unterschiedliche Trainingsreize benötigen, kann es fürs Lernen extrem hilfreich sein herauszufinden, zu welchem Lerntypen man gehört. Denn mit diesem Wissen lassen sich besonders passende Strategien und Methoden für erfolgreiches Lernen entwickeln – das gilt für Jung und Alt!
Kinder, die man dem motorischen Lerntyp zuordnen kann, folgen treu dem Motto “learning by doing”. Für Außenstehende kann dieser Lerntyp etwas “unruhig” wirken: So ist es nicht ungewöhnlich, wenn Ihr Kind beim Lernen auf und ab geht oder beim Lesen mit dem Stuhl wippt. Der motorische Lerntyp möchte am liebsten alles ausprobieren, den Sinn und die Funktion von allem Möglichen verstehen. Das macht er am liebsten durch die Kombination mit einer Bewegung, zum Beispiel dem Nachbauen, Anfassen und vor allem Anwenden. Das ist natürlich nicht bei jedem Lernthema möglich, doch je “aktiver” Ihr Kind lernt, desto besser kann es den Lernstoff auch behalten!
Aber wie genau lernt ein motorischer Lerntyp besonders gut? Ganz kurz gesagt: Durch Bewegung, Anwendung, Anfassen und Experimentieren! Für die konkrete Umsetzung haben wir 5 Lernmethoden für Sie gesammelt, die Sie mit Ihrem “motorischen Lerntypen” zuhause gleich ausprobieren können.
Der Praktiker unter den Lerntypen versteht den Lernstoff am besten, wenn er ihn selbst “nacherlebt”. Naturwissenschaftliche Phänomene lassen sich beispielsweise gut durch Experimentierkästen begreifen. Aber auch Rechtschreibung und Grammatik lassen sich motorisch üben, zum Beispiel durch eine Runde Scrabble. Generell gilt: Ist es möglich, das Thema in irgendeiner Form anschaulich zu machen? Zum Beispiel durch einen Ausflug in die Natur, ein Museum oder durch das Basteln eines Modells? Dann sollte Ihr Kind diese Möglichkeit in jedem Fall nutzen!
Nicht alles lässt sich in praktische Anwendungen umwandeln – gerade Lernstoff höherer Klassenstufen kann sehr theoretisch und abstrakt sein. Dann lernt der motorische Lerntyp schon besser, wenn er beim Lernen in Bewegung bleibt. Beispielsweise kann er rhythmisch beim Lernen in die Hände klatschen, Grimassen schneiden oder schlicht “herumtigern”. Solange Ihr Kind nicht stillsitzen muss, sondern seinem Bewegungsdrang folgen darf, kann es sich den Unterrichtsstoff oft leichter einprägen.
Wir Eltern kennen das ja selbst: Wenn Inhalte aus dem Unterricht nicht Teil unseres Alltags sind, verblassen die Erinnerungen daran nur allzu schnell. So verhält es sich auch beim Nachwuchs. “Praktisch” ist es dann, den Schulstoff sogleich anzuwenden. Außerhalb der eigenen vier Wände eignen sich dafür Nachmittagscamps. Oder vielleicht bietet die Schule Ihres Kindes gar eine Art Werkstatt an, in der Schulstoff praktisch näher gebracht wird? Auch Fremdsprachen halten sich länger im Kopf, wenn Ihr Kind sie regelmäßig anwendet. Das kann im Gespräch mit Ihnen oder im Chat/Skype-Telefonat mit einem ausländischen Schüler sein. Da ein motorischer Typ besonders gut durch Anwendung lernt, bietet sich auch ein Schüleraustausch an. Die tägliche Sprachanwendung ist eine sehr gute Möglichkeit, die Fremdsprachenkenntnisse aktiv zu vertiefen bzw. zu erweitern. Online-Lernplattformen, wie beispielsweise scoyo, bringen Kindern den Schulstoff durch interaktive und multimediale Übungen näher. So stärkt Ihr kleiner Praktiker gleich noch seine Medienkompetenz obendrauf!
Ähnlich dem kommunikativen Lerntyp, bekommt auch der motorische Lerntyp einen Lernboost, wenn er mit einer Gruppe zusammen lernen kann. Noch besser ist es, wenn diese Gruppenarbeit Bewegung involviert, wenn also zum Beispiel aus einem komplizierten Deutsch-Text ein spannendes Theaterstück werden kann. Oder man führt zusammen Experimente durch, zum Beispiel mit Experimentierkästen oder Alltagsdingen.
Unsere Tipps zeigen, dass die Grenzen zwischen Lerntypen nicht vorhanden sind: Beim Scrabble nimmt Ihr Kind nicht nur motorisch-haptisch, sondern natürlich auch visuell die Buchstaben wahr. Rhythmik und Melodie nutzt auch der auditive Lerntyp, um Wissen zu festigen und der kommunikative Lerntyp lernt durch Gespräche mit anderen – wie auch der motorische. Nur, dass hier eben das Anwenden im Vordergrund steht. Sie sehen: Je mehr Sinne angesprochen werden, desto besser. Also nicht auf den einen Typ versteifen, denn der Mix macht`s.
Eine Mischung aus visuellen, motorischen und auditiven Aufgaben bietet beispielsweise die Lernwelt von scoyo, in der Kinder auf spielerische Art motiviert lernen. Die multimedial aufbereiteten Alltagsgeschichten fordern Kinder in verschiedenen Fächern und Schwierigkeitsgraden.
Noch einmal kurz zum Konzept der Lerntypen: Frederic Vester etablierte mit seinem klassischen Modell (auditiver, visueller, haptischer und kognitiver Lerntyp) 1975 den Begriff “Lerntyp”. Allerdings unterliegt dieses Modell berechtigter Kritik. Zum einen, weil sich die ersten 3 Lerntypen laut seiner Behauptung nur durch die Nutzung der jeweiligen Sinnesorgane Wissen aneignen. Der für das Lernen aber essentielle Prozess des kognitiven Begreifens definiert Vester als eigenen Lerntypen. Lernen ohne kognitive Leistung ist aber schlichtweg nicht möglich. Zum anderen entbehrte seine Theorie einer wissenschaftlichen Grundlage: Es gibt keine Studien, die die Existenz von Lerntypen bestätigen.
Nichtsdestotrotz hat sich das Lerntypen-Modell nicht nur in der Psychologie gehalten und wurde mehrfach angepasst, es ist auch überaus beliebt bei Lehrern, Eltern und Co. Wer hat schon etwas gegen einen Wegweiser zum heiligen Gral des erfolgreichen Lernens?
Der Lerntypenest soll deshalb nicht dazu dienen, Ihr Kind auf einen “Lerntypen” festzunageln, sondern soll eine Orientierung geben. Der scoyo Lerntypentest hilft dabei, die Präferenzen, die Ihr Kind beim Lernen hat, herauszufinden und dazu passende Lernstrategien zu entwickeln. Denn wenn Ihr Kind weiß, welche Lernmethoden und Lernmittel erfolgreich sind, gibt das Sicherheit und Selbstvertrauen.
Zu guter Letzt: Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind heraus, welche Lernstrategien gut passen und scheuen Sie sich nicht davor, diese auch wieder zu ändern!
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