Lernschwäche bei Kindern – Alles, was Eltern wissen müssen
Katharina Looks
Kinder mit einer Lernstörung sind nicht dumm! Sie brauchen nur andere Lernmethoden damit der Schulstoff den Weg ins Gedächtnis findet
Schlechte Phasen in der Schule hat jedes Kind mal. Halten die Probleme langfristig an, besteht Handlungsbedarf. Hier erfahren Sie, welche Arten und Ursachen von Lernschwächen es gibt.
Ihr Kind übt und übt, hat aber trotzdem Probleme dabei, einen Satz fehlerlos zu schreiben oder Matheaufgaben sicher zu lösen? Oft sind das nur vorrübergehende Probleme, punktuelle Nachhilfe kann bei Lerndefiziten schon helfen.
Dabei sind diese Schüler meist genauso intelligent wie ihre Mitschüler und geistig sowie körperlich gesund. Trotzdem liegen sie, wenn es um das Schreiben, Lesen oder Rechnen geht, weit hinter ihren Klassenkameraden zurück.
Diese Lernschwächen sollten möglichst frühzeitig erkannt und therapiert werden, denn: Ein gutes Sprachverständnis ist wichtig für die soziale und berufliche Entwicklung unserer Kinder und mathematische Kenntnisse sind elementar, um Alltagssituationen meistern zu können.
Lernschwäche bei Kindern
Ursachen
Lernstörungen können erblich bedingt oder ein Nebeneffekt von Krankheiten wie Autismus, dem Asperger-Syndrom oder AD(H)S sein. Hirnschädigungen, wie ein Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma, können nachträglich auch im Erwachsenenalter zu einer Lernstörung führen.
Um eine nachträgliche Lernstörung handelt es sich z. B. bei einer so genannten Agrafie, bei der die Betroffenen nach einem Unfall, nicht mehr in der Lage sind Wörter zu schreiben, obwohl sie das Wissen und die körperlichen Voraussetzungen dafür hätten.
Haben Kinder Probleme in der Schule, muss aber nicht gleich eine Lernstörung vorliegen. Das soziale Umfeld, Erwartungsdruck oder Schulangst können zu Lernblockaden führen, die für Lernschwäche bei Kindern gehalten werden. Die Schwierigkeiten beim Lernen gehen meist vorüber, sobald die Ursache gefunden und beseitig wurde.
Diagnose
Vermuten Sie eine Lernschwäche bei Ihrem Kind, suchen Sie am besten zuerst das Gespräch mit dem Lehrer. Er kann das Lernverhalten Ihres Sprösslings besser einschätzen und Sie beraten, ob es sich seiner Meinung nach wirklich um eine Lernschwäche handelt oder nur um eine vorrübergehende Phase.
Die Schule und auch Ihr Kinderarzt können Sie an bestimme Kinder- und Jugendtherapeuten weiterleiten. Diese Experten führen dann entsprechende Tests durch, um eine Diagnose zu stellen.
Behandlung
Misserfolge beim Lernen schaden dem Selbstvertrauen. Deshalb ist es für Kinder mit einer Lernschwäche besonders wichtig, ihr Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Glaubt das Kind an sich, ebnet das den besten Weg zur Besserung.
Beeinträchtigen soziale Faktoren, wie Leistungsdruck oder familiäre Probleme, das Lernverhalten und können Eltern diese nicht selbst beseitigen, hilft eine auf das Kind zugeschnittene Therapie das Lernverhalten zu normalisieren. Die Therapie verläuft sehr langsam und schonend. Hier wird Geduld gefordert – nicht nur vom Kind selbst, sondern auch von seinen Eltern.
Hat ein Schüler tatsächlich eine angeborene Lernstörung, kann er wohlmöglich an einer Förderschule oder in einer Inklusionsklasse am besten aufgefangen werden.
Ein allgemeines Rezept gibt es nicht, für jedes Kind und seine Lernschwäche muss eine individuelle Lösung gefunden werden.
Übersicht: die häufigsten Lernschwächen bei Kindern
Legasthenie – Lese-Rechtschreibschwäche
Erklärung:
Eine Legasthenie oder auch Dyslexie ist eine Lese-Rechtschreibschwäche. Kinder mit dieser Lernstörung haben Probleme, die Wörter zu erkennen und Buchstaben ihren Lauten zuzuordnen. Laut dem Bundesverband Legasthenie sind zwischen drei und acht Prozent der Kinder und Erwachsenen in Deutschland Legastheniker.
Symptome:
Diese Lernschwäche bei Kindern wird meist im zweiten Schuljahr erkannt, wenn die Schüler bereits einige Fertigkeiten im Lesen und Schreiben haben sollten. Liest ein Kind ungewöhnlich stockend, vertauscht Silben, kann Gelesenes nicht wiedergeben und macht außergewöhnlich viele Fehler beim Schreiben, kann eine Legasthenie vorliegen.
Behandlung:
Hat ein Elternteil bereits eine Lese-Rechtschreibschwäche führt das nicht zwangsläufig dazu, dass der Nachwuchs diese Lernstörung erbt. Mittlerweile gibt es viele wissenschaftlich fundierte Therapiemöglichkeiten für die Lernschwäche Legasthenie, die den betroffenen Kindern sehr gut weiterhelfen.
Ausführliche Infos und Hilfen für Eltern in unserem Artikel: “Ich bin nicht blöd!” Hilfe bei Legasthenie
Linktipps – Hilfe für Eltern
Eine interessantes Video über Dyslexie finden Sie hier:
Dyskalkulie – Rechenschwäche
Erklärung:
Eine Dyskalkulie oder auch Arithmasthenie ist eine Rechenschwäche, von der in Deutschland, laut dem BVL, circa drei bis sieben Prozent der Menschen betroffen sind. Kinder mit dieser Lernschwäche haben Probleme, rechnerische Fähigkeiten zu erlenen. Sie sehen Zahlen oft nur als Symbole und können die tiefere Bedeutung nicht greifen. Damit fehlt ihnen die Basis, um mathematische Aufgaben bearbeiten zu können.
Symptome:
Eine Dyskalkulie kann schon in der Vorschule erkannt werden. Die Lernschwäche äußert sich bei Kindern darin, dass sie Schwierigkeiten mit Verhältnisangaben wie „mehr“ und „weniger“, mit dem Ablesen der Uhr oder dem Abzählen von Gegenständen haben. In der Grundschule benötigen die Kinder dauerhaft ihre Finger zum Rechnen, haben Probleme, Zahlen zu schreiben und zu benennen, verwechseln Rechenoperationen und brauchen außergewöhnlich lange für ihre Aufgaben.
Behandlung:
Es ist umstritten, ob Dyskalkulie wirklich eine angeborene Lernstörung oder nur auf mangelhaften Unterricht zurückzuführen ist. Ursache hin oder her – haben Kinder eine Rechenschwäche, können sie diese meist nur mit gezielter Förderung in und außerhalb der Schule in den Griff bekommen.
Mehr dazu (inklusive Tipps für Zuhause): Wenn Zahlen keinen Sinn ergeben – Rechenschwäche bei Kindern
Linktipps – Hilfe für Eltern
Übersicht: häufige Auslöser für Lernschwächen bei Kindern
Dyspraxie – Koordinations- und Entwicklungsstörung
Erklärung:
Eine Dyspraxie ist eine Entwicklungs- und Koordinationsstörung, bei der bestimmte Neuronen im Gehirn, die mit der Koordination in Verbindung stehen, nicht richtig vernetzt sind. Man unterscheidet zwischen der motorischen Dyspraxie, bei der die Betroffenen nicht in der Lage sind, Handlungen richtig auszuführen und der ideaotorischen Dyspraxie, bei der die Handlungen im Kopf nicht richtig geplant werden können.
Symptome:
Kinder mit einer Dyspraxie wirken auf den ersten Blick oft ungeschickt und verletzten sich häufig. Dyspraxie führt häufig zu einer Lernschwäche bei Kindern, entweder weil es den Schülern schwer fällt, zu schreiben oder zu planen, was sie schreiben. Auch der Alltag selbst ist für sie, schwer zu meistern.
Behandlung:
Dyspraxie wird in Deutschland bisher kaum beachtet. Die betroffenen Kinder werden meist als ungeschickt abgetan. Haben Eltern den Verdacht, dass ihr Kind diese Koordinationsstörung hat, ist der Kinderarzt der richtige Ansprechpartner. Er kann helfen, einen geeigneten Behandlungsplan aufzustellen.
Experten, wie Logopäden oder Ergotherapeuten, helfen dem Kind, seine motorischen Fähigkeiten zu kontrollieren und vermitteln ihm neue Lernstrategien. Auch in der Schule können Lösungen für den Schüler gefunden werden, z. B. indem er für weniger gelöste Aufgaben dieselbe Zensur wie seine Mitschüler bekommt oder in Sport seine Leistungsbereitschaft stärker bewertet wird als die Leistung an sich.
Linktipps – Hilfe für Eltern:
AD(H)S – Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung
Erklärung:
ADHS ist die Kurzform für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Wobei das „H“ für „Hyperaktivität“ steht. Nicht immer ist ADS mit Hyperaktivität verbunden. Kinder mit dieser Störung sind unaufmerksam und impulsiv. AD(H)S ist keine Lernstörung im herkömmlichen Sinne. Sie beeinflusst alle Lebensbereiche – daher auch maßgeblich die schulischen Leistungen.
Laut ADHS Deutschland geht man aktuell davon aus, dass 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen an AD(H)S leiden. Jungs sind häufiger betroffen.
Symptome:
Kinder, die an ADHS leiden, lassen sich meist leicht ablenken und neigen zu Tagträumen. Außerdem mangelt es ihnen an Durchhaltevermögen. Oft spricht man auch vom Zappelphilipp-Syndrom, da betroffene Kinder sehr unruhig sind.
Behandlung:
AD(H)S wird oft mit Medikamenten behandelt, um die Symptome einzudämmen. Eine Therapie, die dem Betroffenen hilft, die eigenen Stärken zu erkennen, ist der beste Weg, um mit der Störung zu leben. Laut Dr. Astrid Neuy-Bartmann vom ADHS Deutschland e. V. haben viele Künstler, Erfinder und Querdenker AD(H)S und ihre Störung zur Stärke gemacht.
Derzeit geht man davon aus, dass AD(H)S eine angeborene Regulationsstörung der Neurotransmitter im Frontalhirn ist. Mediziner, wie der Hirnforscher Dr. Gerald Hüther, führen AD(H)S jedoch auf mangelnde Sozialisationserfahrungen in der heutigen Gesellschaft zurück. In diesem Fall ist AD(H)S keine Krankheit und die medikamentöse Behandlung nicht nötig. Den Kindern fehlen nur Möglichkeiten, ihr Potential auszuschöpfen.
Linktipps – Hilfe für Eltern:
Hier finden Sie Ansprechpartner in Ihrer Nähe: Regionale ADHS-Netze
Diese Faszination Wissen-Sendung des Bayrischen Rundfunkts setzt sich mit dem kontroversen Thema AD(H)S auseinander:
Hochbegabung
Erklärung:
Von einer Hochbegabung spricht man, wenn ein Mensch einen Intelligenzquotienten von über 130 hat. Nach Angaben des Karg Fachportals Hochbegabung trifft das weltweit gerade mal auf zwei Prozent der Menschen zu. Hochbegabte Kinder haben überdurchschnittliche Fähigkeiten und Interessen. Und trotzdem wird eine Hochbegabung oft auch als Lernschwäche eingestuft. Denn: hochbegabte Schüler fühlen sich oft unterfordert und können sich nicht für den Unterricht begeistern. Das wirkt sich auf ihre Leistungen aus.
Symptome:
Kinder mit einer Hochbegabung haben einen großen Wortschatz für ihr Alter, verstehen Zusammenhänge ungewöhnlich schnell und haben eine außerordentliche Beobachtungsgabe. Im Unterricht langweilen sich hochbegabte Schüler oft, folgen dem Unterricht nicht und spielen manchmal lieber den Klassenclown. Es kommt vor, dass Hochbegabte als Streber und Besserwisser gemobbt werden. Meist sind sie ihrem Altern voraus und interessieren sich für Dinge, die über ihre Altersstufe hinaus gehen.
Behandlung:
Eine Hochbegabung ist keine Krankheit und muss auch nicht geheilt werden. Damit sich die Kinder aber gut entwickeln und ein glückliches Leben führen können, brauchen sie spezielle Unterstützung. Das könnte das Überspringen einer Klassenstufe sein oder auch die Teilnahme an einem speziellen Nachmittagskurs zur Förderung der Interessen und Fähigkeiten sein. Professionelle regionale Beratungsangebote finden Sie beim Karg Fachportal Hochbegabung. Bei den Beratungsstellen des DGHK stehen Eltern ehrenamtliche Helfer zur Seite, um die bestmögliche Lösung für ihr Kind zu finden.
Mehr zu Anzeichen, Tests und richtiger Förderung im ELTERN!-Magazin: Hochbegabung bei Kindern erkennen und fördern
Linktipps – Hilfe für Eltern:
Wollen Sie mehr über Hochbegabung erfahren, dann empfehlen wir Ihnen ein weiteres Video von Xenius:
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