Hassfach Physik? 6 Tipps, die Physik für Kinder schmackhaft machen
Katharina Looks
Mehr Spaß am Physikunterricht – mit ein paar Kniffen ist das möglich!
Kein Fach bereitet Schülern so viele Bauchschmerzen wie Physik. Warum ist das so? Und wie können Eltern ihre Kinder für Physik begeistern? Wir sind dem auf den Grund gegangen. Plus: 10 Physik-Experimente für zu Hause.
In diesem Artikel
Bekommen Sie immer noch schlotternde Knie, wenn Sie an den Physikunterricht damals in der Schule denken? Oder gehören Sie zu denjenigen, die mit Leichtigkeit Stromkreisläufe gelegt und mechanische Gesetze begriffen haben?
Tatsächlich fällt die wissenschaftliche Erforschung der Naturerscheinungen einem großen Teil der Schülerinnen und Schüler schwer: In einer Umfrage von Dr. Heinz Muckenfuss 2006 wählten 40 Prozent von 751 befragten Realschülern Physik zum unbeliebten Fach. Ähnlich schlecht fallen die Ergebnisse nur bei Mathe (35 Prozent) und Chemie (38 Prozent) aus. Vor allem Mädchen scheinen wahre Physik-Gegner zu sein: 60 Prozent der Schülerinnen gaben bei der Befragung Physik als ein unbeliebtes Fach an.*
Die naturwissenschaftliche Denke ist uns leider nicht angeboren. Während wir unsere Sprache ganz natürlich und unbewusst lernen, müssen naturwissenschaftliche Gesetze und Regelmäßigkeiten aktiv geübt und verstanden werden, damit wir sie anwenden können. Im Fach Physik scheint das besonders schwer zu sein. Der Erziehungswissenschaftler Dietmar Raufuß setzte sich 1989 damit auseinander und definierte vier Barrieren, die den Physikunterricht für Kinder so schwierig machen:
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Von den Schülern wird eine enorme Abstraktionsleistung verlang, wenn sie reale Beobachtung auf eine mathematische Ebene bringen sollen.
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Wir können Messwerte wie Spannung oder Widerstand nicht anfassen. Deshalb sind viele physikalische Phänomene für die Kinder nur durch Messapparate sichtbar – Faszination und Verständnis bleiben aus.
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Physikalische Zusammenhänge werden weniger durch Worte, als durch Mathematik beschrieben. Das ist unnatürlich und fällt besonders schwer.
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Die Chance im Physikunterricht etwas Falsches oder Belangloses zu sagen, ist besonders hoch und hemmt die Schüler bei der mündlichen Mitarbeit.*
Ein weiteres Problem: Viele Vorurteile belasten dieses Fach. Stellen Kinder sich einen Physiker vor, sehen Sie einen Außenseiter. „Ein Jugendlicher, mit dem die meisten Schülerinnen und Schüler eben nichts zu tun haben wollen“, erklärt Psychologin Bettina Hannover von der FU Berlin gegenüber dem Deutschlandfunk.
Doch das muss nicht sein: Die deutsche ROSE-Erhebung 2007 (eine internationale Vergleichsstudie zu den Einflussfaktoren wissenschaftlichen Lernens), an der 1247 Schüler teilnahmen, ergab, dass vor allem Themen, die eine Überschneidung von Physik und Medizin verkörpern, beide Geschlechter gleichermaßen interessieren. Dazu gehört z. B. die Entstehung von Röntgenbildern oder die Erklärung für Fehlsichtigkeit.*
Es sind vor allem alltagsrelevante Themen, die bei Kindern beliebt sind. Der derzeitige Physikunterricht fängt dieses Bedürfnis jedoch leider nicht auf: Schülerinnen und Schüler würden mit völlig veralteten Lehrmaterialien und mit Experimenten konfrontiert, die mit ihrer Alltagsrealität nichts zu tun hätten, so Prof. Hannover. Vorurteile und Desinteressen würden so eher genährt, als überwunden.
Um Physik für Kinder schmackhaft zu machen, müssen wir das veraltete Physiker-Klischee entstauben und Inhalte greifbarer machen, indem wir sie anhand von Alltagsphänomenen erklären. Denn: Kinder lernen am besten, wenn sie den Sinn dahinter sehen.
Deshalb haben wir ein paar Ideen zusammengesammelt, die Eltern dabei helfen, Physik für ihre Kinder greifbarer zu machen und die Lust auf das Erforschen von Naturerscheinungen zu wecken.
1. Gutes Vorbild sein: eigene Vorurteile abschütteln
Sie gehören selbst zu denen, die zu Schulzeiten ihre Probleme mit den Naturwissenschaften hatten? Das ist nicht schlimm – Sie sehen ja, Sie sind nicht allein. Eine mögliche Antipathie gegen diese Fächer sollten Sie Ihren Kindern aber keinesfalls zeigen. Es besteht die Gefahr, dass sie diese übernehmen. Das Bild des uncoolen Physikers muss dringend überwunden werden. The Big Bang Theory (FSK 12) beweist uns doch schon längst, dass Nerds gar nicht uncool sind. Probieren Sie Ihrem Kind von Haus aus, ein positives Bild von Naturwissenschaftlern zu vermitteln.
2. Ziel setzen: Wer gut in Physik ist, kann …
Viele Berufe setzen physikalische Kenntnisse voraus. Sie denken jetzt vielleicht an Mechatroniker oder Elektriker. Aber auch Ingenieure, Tierärzte oder andere Mediziner sind auf die Physik angewiesen. Vielleicht kann ein bestimmter Berufswunsch für Ihr Kind einen Anreiz zum Physik Lernen schaffen.
3. Die Physik in spannenden Lerngeschichten entdecken
In der Online-Lernwelt von scoyo wird Schülern der Klassen 5 – 7 neben anderen wichtigen Fächern auch Physik näher gebracht.
Von Magnetismus über Optik bis hin zu technischen Geräten kann Ihr Kind den Schulstoff hier spielerisch wiederholen und vertiefen.
Die Lerninhalte sind kindgerecht aufbereitet, am Lehrplan der Bundesländer orientiert und in spannende, alltagsnahe Geschichten verpackt – damit das Lernen richtig Spaß macht.
4. Interesse für Physik wecken: Spiele und Ausflüge machen Lust auf mehr
Ausstellungen, wie die Phänomenta in Flensburg, das Universum in Bremen oder das Mathematikum in Gießen, bieten für Kinder Physik zum Anfassen. Hier können sie zwanglos und vorurteilfrei an die Materie herangeführt werden und entdecken, was in der Welt der Physik alles möglich ist.
Haben Sie kein passendes Ausflugsziel in Ihrer Nähe, tut es auch ein Experimentierkasten für zu Hause, wie dieser von Kosmos. Denn: Helfen Eltern ein bisschen nach, den Einstieg in die Physik für ihre Kinder spielerisch zu gestalten, nimmt das Hemmungen und weckt wohlmöglich anhaltendes Interesse.
► Mehr dazu hier im ELTERN! Magazin: Erleben und lernen: Was ein Besuch im Zoo, Museum & Co. Kindern bringen kann
5. Zukunftsluft schnuppern: Girls Day oder KinderUni eröffnen neue Perspektiven
Weil besonders in techniknahen Bereichen qualifiziertes Personal fehlt, wird seit 2001 jährlich der bundesweite Girls’ Day veranstaltet. Ein Berufsorientierungstags für Mädchen ab der 5. Klassen, an dem sie technische Berufe und ungeahnte Potentiale entdecken können. Aber nicht nur für Mädchen gibt es tolle Angebote. Beim Projekt Kinder-Uni bieten deutschlandweit über 70 Hochschulen und Universitäten Vorlesungen für alle Schüler an. Darunter auch Physikvorlesung für Kinder – da kriegt man richtig Lust auf Technik!
6. Tipps und Links: Kleine Physik-Experimente für zu Hause
Begeistern Sie Ihre Kinder für Physik, indem Sie in Ihrer Freizeit gemeinsam physikalischen Phänomenen auf den Grund gehen. Hinter folgenden Links finden Sie genaue Anleitungen für spannende Experimente:
- Physik-Experiment: Spritziges Rückstoßprinzip von Wissen macht AH!
- Physik-Experiment: Eine Rakete bauen von KINDEROUTDOOR
- Physik-Experiment: Rennboote aus Milchkartons von Zzzebra
- Physik-Experiment: Wie funktioniert eine Batterie? Von der kleine Forscher
- Physik-Experiment: Was ist Hebelwirkung? Von der kleine Forscher
- Physik-Experiment: Einen Flaschenzug bauen von GEOlino.de
- Physik-Experiment: Unterdruck in einer Glasflasche von kids and science
- Physik-Experiment: Die wandernde Münze von kids and science
Physik-Experiment: Einen Kompass bauen von Blumenmädchen
Erklärung: Die Erde ist wie ein riesiger Magnet. Alle Magnete haben einen Nord- und einen Südpol. Hat man zwei Magnete, ziehen sich Nord- und Südpol an und gleiche Pole stoßen sich ab. Sobald die Nadel magnetisiert wurde, richtet sie sich so aus, dass der Nordpol der Nadel zum magnetischen Südpol unserer Erde zeigt und umgekehrt. Das ist etwas verwirrend, aber ja, zur Zeit liegt der magnetische Südpol an unserem geographischen Nordpol. Da sich das eisenhaltige Erdinnere bewegt, ändert sich die Lage der magnetischen Pole ständig ein bisschen.
►Viele weitere tolle Physik-Experimente, einfach erklärt, finden Sie auf kindererziehung.com: www.kindererziehung.com/Paedagogik/Tipps/Experimente/Experimente-fuer-Kinder.php
„Ich habe dieses Experiment als Kind gemeinsam mit meiner Mutter gemacht und war total begeistert: Wir haben drei Gläser mit etwas Wasser gefüllt. In das erste Glas kippten wir vorsichtig eine kleine Patrone blaue Tinte und in das zweites Glas rote Tinte. Das dritte blieb unverändert.
Im Anschluss kauften wir drei weiße Rosen, schnitten sie an und steckten jede in eines der Wassergläser. Schon ein paar Stunden später konnten wir beobachten, wie die Blumen in dem gefärbten Wasser ihre Farbe veränderten. Das Wasser gelangte über die kleinen Gefäße der Blume von ihrem Stängel bis an die Spitzen ihrer Blüten.
Der Grund für dieses Phänomen sind die so genannten Kapillarkräfte, die zwischen den Gefäßwänden der Blume und dem Wasser wirken. Diese Kräfte sind sogar stärker als die Schwerkraft. Deshalb wandert das Wasser nach oben, ganz ohne dass die Blume sich anstrengen muss.“
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