5 Tipps für entspanntes Homeschooling
Johannes Braun
Konzentration Zuhause
Das Arbeiten im Homeoffice gepaart mit Kinderbetreuung kann schnell zermürben. Hilfestellung geben folgende fünf Tipps, zusammengestellt von Organisationsberater Boris Gloger und Prof. Dr. Ulrich Remus.
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Während Homeschooling zwangsläufig Einzug in den deutschen Alltag hält, fragen sich Eltern, wie sie ihre Kinder in schulischen Angelegenheiten am besten unterstützen. Klar ist: Die Pandemie wirft unser klassisches Verständnis von Schule über Bord. Lehrer ordnen ihren Unterricht auf neue Art an, gleichzeitig sprießen virtuelle Lernangebote wie Pilze aus dem Boden. Worauf kommt es beim Lernen zu Hause an und was können Eltern und Lehrer tun, um in dieser Ausnahmesituation einen kühlen Kopf zu behalten? Das Wichtigste: Nehmen Sie den Druck und fordern Sie in der angespannten Situation wenig. Mit diesen fünf Tipps kann es gelingen:
Es ist klar: Eine klassische Arbeitssituation – temporär ins Home Office verlegt – erlaubt selten, dass Sie Ihrem Kind nebenbei noch etwas beibringen. Gleichzeitig belegen Studien, dass Kinder und junge Menschen, die ihren Interessen nach lernen – also intrinsisch motiviert – eine nachweisbar höhere Lernleistung hervorbringen. Weshalb also nicht den Anlass nutzen und Kindern den Lernprozess selbst in die Hand geben? Konkret heißt das: Eltern schlüpfen beim Homeschooling in die Rolle des Coaches, der die notwendigen Rahmenbedingungen setzt. Das Vorgehen selbst – also wie und wann an welchen Themen gelernt wird – entscheiden Kinder eigenständig. Immer vorausgesetzt, dass die Lehrweise des Lehrers dies auch zulässt. Kann das funktionieren? Aus unserer Erfahrung: Ja. Doch es braucht Zeit, bis sich neue Prozesse einspielen.
Motivationspsychologen wissen: Der natürliche Spieltrieb sorgt dafür, dass Menschen motiviert sind und sich weiterentwickeln wollen. So kann einer der ersten Schritte hin zu neuen Lerndialogen die Beschäftigung mit dem Alltäglichen sein: Ein Spaziergang in der Natur bietet die Lerngrundlage für die Biologie von Pflanzen und Pilzen; beim Backen vermitteln Eltern physikalische Maßeinheiten. Quizformate, in denen das Kind mit unterschiedlichen Aufgaben Punkte sammeln kann, steigern zusätzlich die Motivation. Darüber hinaus bietet auch der Kontext der Krise tagesaktuelle Gesprächs- und damit Lernmöglichkeiten: Etwa die weit verbreitete Grafik der Ausbreitung des Corona-Virus, anhand derer die Exponentialfunktion erklärt werden kann.
Lehrer sind in der aktuellen Situation dazu angehalten, den vorgegebenen Schulstoff weiter zu vermitteln – wenn auch freier in der Gestaltung. Dabei: Die Durchführung handhaben Lehrer auf unterschiedliche Weise. Während die einen physische Pakete mit Arbeitsmaterial für die kommenden Wochen bereitstellen, steigen die anderen auf digitalen Unterricht um. Wie können wir in diesem ohnehin schon erschwerten Setup selbstorganisierten Prozessen Raum geben?
Beim virtuellen Unterricht bietet es sich etwa an, mehrere Themen bzw. Aufgaben zur freien Wahl anzubieten und den jeweiligen Lernweg den Kindern zu überlassen. Natürlich erfordert das die Zustimmung und die Bereitschaft der Lehrer. Ohnehin: Eine enge Abstimmung von Eltern und Lehrern sollte in der aktuellen Phase Usus sein. So entsteht ein kontinuierlicher Informationsaustausch, der etwa in von Lehrern organisierten, virtuellen Elternsprechstunden erfolgen kann. Im Idealfall erarbeiten sie gemeinsam mit den Eltern einen groben Lehrplan für die kommenden Wochen, der berücksichtigt, dass das Lernen weitestgehend vom Kind gesteuert werden kann.
Um Selbstorganisation zu fördern, ist die Lerntafel ein wichtiger Helfer. Sie ist tabellarisch in die drei Spalten „Aufgaben“, „In Arbeit“ und „Erledigt“ aufgebaut. Ob Whiteboard, Pinnwand oder eine andere Grundlage wie ein großes Flipchart-Papier: Die Lerntafel fungiert als wichtiges Element, um die Schul- und Lernaufgaben der kommenden Woche zu strukturieren. Die Umsetzung gestaltet sich etwa so: Eltern setzen sich am Wochenende mit den Kindern zusammen und planen gemeinsam die Aufgaben für die nächsten Tage. Dabei überlegen sie, welche Aufgaben wichtig werden, schreiben sie auf Post-its und hängen sie in die linke Spalte. Diese werden danach täglich in einem kurzen Treffen besprochen, dem sogenannten Daily, und je nach Bearbeitung in die passenden Spalten versetzt. Folgende drei Fragen stehen dabei im Fokus: Was hast du gestern erreicht? Was hast du heute vor? Wie können wir dich dabei unterstützen?
Auf unbestimmte Zeit fällt plötzlich die physische Team-Arbeit in der Schule weg. Doch Lerngruppen können auch virtuell weiter bestehen bleiben – oder sich neu bilden. Je nachdem, wie viel Spielraum Lehrer und Eltern geben, ist das Prinzip der Freiwilligkeit ebenso förderlich: Die Schüler suchen sich selbst aus, mit welchen Mitschülern oder Schulfreunden sie virtuell in Kontakt treten und lernen. So leiden die sozialen Kontakte nicht allzu sehr, weil die Treffen mit Mitschülern und Schulfreunden nach wie vor online stattfinden. Andererseits stärkt der Austausch den Team-Zusammenhalt und wirkt auch nach, wenn der analoge Unterricht wieder stattfindet.
Die aktuelle Situation kann eine Chance sein, Bildung neu zu denken und auch langfristig mehr Selbstorganisation in den Schul-(Alltag) zu bringen. Damit das gelingt, erfordert es eine offene Haltung aufseiten der Eltern und Lehrer. Die Folge sind motivierte Schüler, die ihren Lernprozess selbst in die Hand nehmen.
Über die Autoren:
Boris Gloger ist Gründer und Geschäftsführer von borisgloger consulting und berät Unternehmen in agilem Changemanagement. Mit seinem Team hat er die Lerninitiative Scrum4Schools ins Leben gerufen, die sich vom Frontalunterricht abwendet und den Schüler in den Mittelpunkt stellt.
Prof. Dr. Ulrich Remus lehrt an der Uni Innsbruck Wirtschaftsinformatik und ist Bereichsleiter „Digitale Gesellschaft“. Er setzt sich zudem für die Förderung freier und selbstbestimmter Bildung ein.
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