Welche Schulformen gibt es in Deutschland? Das deutsche Schulsystem

Katharina Looks

Im deutschen Schulsystem führen viele Wege zum Ziel |
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Was ist die Primarstufe und was bedeutet Sek I? Warum ist Bildung Ländersache und welche Schulformen gibt es überhaupt in Deutschland? Ein Versuch, aufzuklären.

In diesem Artikel

Schule ist Ländersache

Für unser Schulwesen sind in erster Linie die Bundesländer verantwortlich. Sie kümmern sich um das Lehrpersonal und legen gemeinsam mit den Schulleitungen Ziele und Inhalte für den Unterricht fest. Da wir in Deutschland 16 Bundesländer haben, kann das Schulsystem von Land zu Land ziemlich unterschiedlich ausgerichtet sein. So haben die Lehrpläne verschiedene Schwerpunkte und Fächerangebote, die Abschlussprüfungen unterscheiden sich stark und auch der Übergang auf eine weiterführende Schule ist überall anders geregelt – ganz zu schweigen von der Umstellung auf das achtjährige Gymnasium (G8).

Etwas Einheitlichkeit gibt es dann aber doch: Alle Schulformen stützen sich auf die Bereiche Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II.

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Grundschulen in Deutschland

In Deutschland herrscht Schulpflicht. Das bedeutet, dass alle Kinder ab einem Alter zwischen 5 und 7 Jahren und mindestens bis zur 9. Klasse zur Schule gehen müssen.

Die Schulzeit beginnt mit dem Primarbereich, also dem Besuch der Grundschule bis zur 4. Klasse (bzw. bis zur 6. Klasse in Berlin und Brandenburg). Sinn der Grundschule ist es, die Kleinen auf das Lernen im Sekundarbereich (weiterführende Schulformen) vorzubereiten. Das spielerische Lernen, das wir aus dem Kindergarten kennen, wird in Fächer wie Mathematik, Deutsch, Sachkunde und Sport strukturiert.

Außer in Nordrhein-Westfalen weisen sogenannten Schulbezirke Grundschülern entsprechende Schulen in der Nähe ihres Wohnortes zu. Gefällt Eltern die Schule nicht, bleibt meist nur der Besuch einer Privatschule (oder der Umzug in einen anderen Schulbezirk). In begründeten Fällen ist es möglich, beim zuständigen Schulamt einen Umschulungsantrag zu stellen. Mehr dazu: Der Schulbezirk und seine Ausnahmen von Rüdiger Schmidt (PDF, 5 Seiten)

Weiterführende Schulformen auf einen Blick

Auf den Primarbereich folgt die Sekundarstufe I, die alle weiterführenden Schulen ab der 5./7. bis zur 9./10. Klasse umfasst.

Wer sich fragt, welche Schulformen es in Deutschland gibt, sollte zunächst einmal wissen, dass Schülerinnen und Schüler grundsätzlich drei Abschlüsse erlangen können:

  • Hauptschulabschluss
  • Realschulabschluss (Mittlere Reife)
  • Abitur (allgemeine Hochschulreife)

Welche weiterführende Schule Ihr Kind besuchen darf, liegt dabei nicht immer vollständig in Ihrem eigenen Ermessen, sondern wird in einigen Bundesländern von einer bindenden Lehrerempfehlung vorgegeben.

Hauptschule

Als niedrigster Bildungsabschluss leidet die Hauptschule als Schulform in Deutschland unter einem schlechten Ruf. Dabei geben sich viele Einrichtungen Mühe, Kontakte zu Unternehmen zu pflegen und einen direkten Berufseinstieg zu ermöglichen. Vor allem praxisbezogener Unterricht und Praktika sollen die Schüler fit für den Beruf machen. Fächer wie Mathe oder Fremdsprachen werden nicht selten in leistungsdifferenzierten Gruppen unterrichtet.

Nach dem Abschluss können die Schüler eine Berufsausbildung beginnen oder, bei guten Leistungen, einen höheren Schulabschluss ansteuern. 

Realschule

Laut des Hamburger Abkommen der Kultusministerkonferenz 1964 müssen Realschüler praktische Erfahrungen sammeln, die über den Pflichtlehrstoff hinausgehen. Das geschieht in Form von Praktika und Wahlpflichtkursen. Außerdem können sie eine zweite Fremdsprache belegen (meist Französisch).

Nach dem Realschulabschluss in der 10. Klasse können die Schüler eine Berufsausbildung beginnen, ihr Fachabitur an der Fachoberschule erlangen oder auch ihr Abi am Aufbaugymnasium nachholen.

Tipp Fachoberschule: Als Alternative zur gymnasialen Oberstufe könnte auch die Fachoberschule als Schulform für Ihr Kind infrage kommen. Diese weiterführende Schulform ist in berufliche Fachrichtungen untergliedert und schließt nach der 12. Klasse mit der sogenannten Fachhochschulreife ab. Absolventen können damit an Fachhochschulen studieren. 

Gymnasium

Diese Schulform ermöglicht es Schülern, den höchsten allgemeinbildenden Abschluss, das Abitur, zu erlangen. In Deutschland ist dies nach der 12. (G8) oder der 13. Klasse (G9) erreicht. Gymnasiasten können die Oberstufe um ein Jahr verkürzen und die Fachhochschulreife erlangen.

Bis zur Oberstufe werden die Pflichtfächer am Gymnasium im Klassenverband unterrichtet. Ab der 7. Klasse (beziehungsweise 6. bei G8) können die Schüler erste Schwerpunkte und eine zweite Fremdsprache wählen. In der Oberstufe lösen sich die Klassen gänzlich auf und die Jugendlichen werden in Kursen unterrichtet, die sie selbst wählen.

Gut zu wissen: Manche Gymnasien haben sich auf bestimmte Fächer spezialisiert und bieten zum Beispiel wirtschaftliche, naturwissenschaftliche oder künstlerische Schwerpunkte an. 

Gesamtschule

Das ursprüngliche dreigliedrige Schulsystem (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) gibt es nur noch in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen. In den anderen Bundesländern existieren Hauptschule und Realschule mittlerweile beinahe ausschließlich in Kombination, in einigen Bundesländern wie Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bestehen die verschiedenen Systeme (noch) parallel.

Die Bezeichnungen für die kombinierte Schulform variieren – Gesamtschulen, Regelschulen, Mittelstufenschulen, Stadtteilschulen oder Sekundarschulen sind nur einige davon.

Auch die Organisation an einer Gesamtschule kann ganz unterschiedlich sein.

Ganztagsschule

Fast alle Schulformen in Deutschland werden auch als Ganztagsschule angeboten. Hier geht das Betreuungsangebot an mindestens drei Tagen die Woche über den Vormittag hinaus, was berufstätige Eltern entlasten soll. An einigen Schulen ist das Nachmittagsangebot verpflichtend, an anderen ist die Teilnahme freiwillig.

Förderschulen

In Förderschulen geht es um die optimale Unterstützung von Kindern mit körperlichen, geistigen oder emotionalen Beeinträchtigungen und/oder Lernschwächen.

Alternativ haben viele Schulen integrative Klassen eingerichtet, in denen förderbedürftige Kinder in einem “normalen” Umfeld mit gesunden Kindern aufwachsen. Diese sind allerdings technisch und pädagogisch nicht so gut ausgestattet wie spezialisierte Förderschulen und auch das Thema Mobbing ist an diesen Schulen keine Seltenheit.

Inklusionsdebatte

Aktuell herrscht eine hitzige Debatte um die Inklusion. Einige Aktivisten sind der Überzeugung, dass es gegen die UN-Behindertenrechtskonvention spricht, förderbedürftige Kinder getrennt zu unterrichten. Manche Inklusionsgegner wiederum glauben nicht, dass diese Kinder in einer Regelschule optimal gefördert werden können. Pro- und Kontra-Argumente finden Sie zum Beispiel auf stuttgarter-zeitung.de.

Gymnasiale Oberstufe

Die Sekundarstufe II umfasst sowohl den Besuch der gymnasialen Oberstufe, die mit dem Abitur abschließt, als auch den berufsbildenden Bereich inklusive Berufskollegs, Fachoberschulen oder Berufsoberschulen.

Berufsbildende Schulformen, wie zum Beispiel Wirtschaftsgymnasien, bieten meist bestimmte Schwerpunkte an und bereiten stärker auf das Berufsleben vor als viele Gymnasien, die auf ein Studium abzielen. 

Gymnasiasten können die Oberstufe (Sekundarstufe II) um ein Jahr verkürzen und die Fachhochschulreife erlangen, die zum Studium an Fachhochschulen befähigt.

Gut zu Wissen: Es führen mehrere Wege zum Abi. Viele ehemalige Schüler holen nach der Berufsausbildung auf dem zweiten Bildungsweg einen höheren Schulabschluss nach (Abendschulen, Kollegs). 

Die G8/G9-Debatte

Bis vor einiger Zeit war das Abitur nach 13 Jahren (G9) gängig. Die Verkürzung auf 12 Jahre (G8) sollte unser Schulsystem internationalen Standards anpassen. Im Bildungsmonitor 2014 stellte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln keine negativen Auswirkungen der Schulzeitverkürzung auf Jugendliche fest. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus 2015 allerdings hat sich die Zahl der Klassenwiederholungen erhöht. Trotzdem ist die Zahl der Abiturienten insgesamt gleich geblieben.

Viele Eltern und Pädagogen sind dazu der Meinung, dass G8 zu Lernstress führt und den Kindern nicht genügend Zeit gibt, sich auf das Berufsleben vorzubereiten. Als erstes Bundesland stellte Niedersachsen ab 2015 wieder auf G9 um, weitere Länder folgten, in einigen existieren derzeit Mischformen, Modellschulen oder Wahlfreiheit. In einigen Ländern führt an Gesamtschulen eine 13-jährige Schullaufbahn zum Abitur, auch wenn diese am Gymnasium nur 12 Jahre dauert. Eltern und ihre Kindern sollten sich also rechtzeitig darüber informieren, welche Regelungen es an den Schulen in ihrem Wohnort gibt und welche Möglichkeiten, die Schulzeit zu verängern oder zu verkürzen.

Alternative Schulformen

Alternative Schulformen 

Legen Sie Wert auf besondere pädagogische Konzepte, die von den oben genannten abweichen und Ihrem Kind vor allem freies und selbstständiges Lernen ermöglichen? Hier erhalten Sie einen Überblick über alternative Schulformen in Deutschland.

Oder interessieren Sie sich schon für eine besondere Schulform? Dann werden Sie vielleicht in folgenden Artikeln Antworten auf Ihre Fragen finden:

Internate

In einem Internat findet Lernen und Leben am selben Ort statt. Es gibt verschiedene Formen dieser Schulen in Deutschland, am häufigsten sind dabei konfessionelle, sportliche und musikalische Schwerpunkte. Das Leistungsangebot geht weit über den staatlichen Lehrplan hinaus und umfasst eine breit gefächerte Freizeitgestaltung. Die Bandbreite an Angeboten hat ihren Preis: Zwischen 1.000 und 3.000 Euro im Monat kostet die Unterbringung in einem privaten Internat. Staatliche und konfessionelle Internate sind etwas preiswerter.

Internationale Schulen

An internationalen Schulen findet der Unterricht in einer anderen Sprache oder zweisprachig statt. Der Stoff orientiert sich meist nicht am deutschen Schulsystem und die Kinder erhalten keine deutschen Abschlüsse. Trotzdem verläuft die Anerkennung meist problemlos. Der Besuch solch einer Schule ist von der Grundschule an möglich. Die Kosten belaufen sich auf 500-1.600 Euro pro Monat.

Konfessionelle Schulen

Konfessionelle Schulen sind an eine Glaubensrichtung gebunden. In Deutschland sind das vor allem die katholische und die evangelische Kirche. Das monatliche Schulgeld schwankt zwischen 30 und 140 Euro je nach Schule.

Welche Schule passt zu meinem Kind?

Nun haben Sie einen ersten Überblick über das deutsche Schulsystem erhalten. Wir hoffen, Sie können jetzt etwas einfacher herausfinden, welche Schulform für Ihr Kind die passende ist.

Falls nicht, haben wir in diesem Artikel “Welche Schulform für mein Kind?” alle Schulformen in Deutschland noch einmal ausführlich unter die Lupe genommen.

Haben Sie bereits eine Vorstellung davon, welcher Schultyp in Frage kommen könnte? Dann ist als nächstes der Schulbesuch an der Reihe.

Unsere Checkliste Schulwahl hilft, sich als Familie klar darüber zu werden, welche Ansprüche man an die zukünfige Schule stellt – und diese dann mit der Realität beim Schulbesuch zu vergleichen. 

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Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.