Der Traum von der perfekten Schule – so könnte sie Realität werden
Katharina Looks
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Immer wieder streiten die Bundesländer darüber, wie die perfekte Schule auszusehen hat. Doch die eigentlichen Experten werden viel zu selten gehört. Wir haben bei denen nachgefragt, die es wissen müssen.
Viele von uns haben schon einmal von der perfekten Schule geträumt. Wir, das sind Kinder, Eltern, Lehrer, Politiker, Mitarbeiter von Institutionen und Vereinen … Die Liste ist lang, und die Vorstellungen sind unendlich, unendlich verschieden. Doch ein Idealbild verbindet sie alle: Eine Schule, in der jedes Kind geachtet wird.
Was die perfekte Schule für mich ausmacht
Franz (10 Jahre, 5. Klasse Gymnasium):
Eine gute Schule braucht für mich einen grünen und großen Schulhof. Außerdem nette Oberstufenschüler, die immer hilfsbereit sind, wenn man als Fünftklässler in Schwierigkeiten ist. Nette Lehrer, die spannenden Unterricht machen, sind super. Zum Beispiel haben wir für TUN (Technik- und Naturwissenschaften) ein Hoverkraft-Modell aus Styropor gebaut. Da war das Thema Luft.
Es ist auch wichtig, dass es ein gutes Lernklima gibt. Das heißt, dass es nicht schlimm ist, wenn man mal einen Fehler macht oder was Falsches sagt. Dass die Mitschüler sich dann nicht lustig machen und die Lehrer auch nicht. Dann traut man sich auch mal was. Die Toiletten müssen sauber sein, das ist sonst echt eklig! Mit dem Ipad lernen zu können, das wäre mega. Aber das gibt es bei uns nicht. Ich finde auch, dass das Mittagessen in der Schulmensa schmecken muss. Und das Personal in der Mensa sollte nett sein.
Nicole Tschirner, Mutter von zwei Kindern (11 Jahre und 14 Monate) und Bloggerin (schlaflose-muttis.de):
In meinen Augen besteht die perfekte Schule aus mehreren Säulen, an denen Eltern, Schüler und Lehrer gleichermaßen mitwirken müssen. Sie ist also genau genommen ein Gemeinschaftsprojekt.
In erster Linie möchte ich meine Kinder einfach gut aufgehoben wissen, denn immerhin verbringen sie einen beachtlich großen Anteil ihrer Kindheit und Jugend in einer schulischen Einrichtung. Ich wünsche mir, dass sie mit all ihren Stärken und Schwächen akzeptiert werden und dies nicht nur von anderen Mitschülern, sondern auch oder gerade besonders von Lehren.
Eine perfekte Schule ist für mich daher eine Schule, in der darauf geachtet wird, dass es ein friedvolles Miteinander gibt. Eine Einrichtung, in der man schwächeren Schülern hilft, anstatt sie zu denunzieren. Ich bin der Meinung, Lernen und vor allem selbstbestimmtes Lernen kann nur in einem Rahmen stattfinden, in dem sich die Kinder absolut sicher, geborgen und gut aufgehoben fühlen. Aus diesem Grund stellt ein vertrauensvolles Lehrer-Schüler-Verhältnis für mich die Basis effektiven und nachhaltigen Lernens dar.
Die perfekte Schule ist für mich eine Einrichtung, in der Lehrer meine Kinder dabei unterstützen, selbstständig zu lernen und die eigene Neugier fördern, anstatt diese zu unterdrücken. Nur in einer solchen Umgebung können Kinder selbstbewusst heranwachsen und somit später ihren individuellen Weg und Platz in unserer Gesellschaft finden.
Dr. Roman Rösch, Geschäftsführer der Deutschen Schulakademie:
Mit dem Deutschen Schulpreis haben wir Kriterien entwickelt, die inzwischen auch über Deutschlands Grenzen hinaus als Merkmale guter Schule gelten. Auch Eltern und Schüler können diese Kriterien abfragen. Eine gute Schule hat zum Beispiel ein gutes Schulleben, feiert Schulfeste und bezieht auch die Eltern oder den Stadtteil mit ein. Werden Schülerarbeiten im Gebäude ausgestellt, wird die Leistung der Schüler wertgeschätzt.
Ganz wichtig ist auch, dass Schüler Verantwortung für sich selbst übernehmen können, indem sie in Klassenrat oder Schulversammlungen mitwirken, ihre Klassenregeln selbst aufstellen. Ebenso wichtig ist, wie mit kultureller Vielfalt umgegangen wird und ob es die Schule schafft, soziale Benachteiligung auszugleichen, beispielsweise durch Mentorenprogramme, bei denen die Schüler sich gegenseitig helfen.
Und natürlich hat gute Schule immer etwas mit gutem Unterricht zu tun. Ein Blick auf den Stundenplan verrät zum Beispiel viel über die Rythmisierung des Unterrichts. Wird am Vormittag gelernt und werden am Nachmittag Hausaufgaben gemacht? Oder wechseln sich Lernzeiten und freie Zeiten ab? Auf jeden Fall müssen Schulleitung und Lehrer als Team zusammenarbeiten und sich regelmäßig austauschen. Dann kann jede Schule Überdurchschnittliches leisten – unabhängig davon, wie viel Geld zur Verfügung steht oder wie das soziale Umfeld aussieht.
Roman Rösch hat den Schulpreis seit Beginn für die Robert Bosch Stiftung verantwortet und jetzt die Geschäftsführung der neuen Deutschen Schulakademie übernommen.
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