Unzufrieden mit der individuellen Förderung in der Schule? Das können Sie tun
Katharina Looks
Jedes vierte Elternteil hat das Gefühl, dass der Nachwuchs in der Schule nicht optimal gefördert wird
Sie haben das Gefühl, dass Ihr Nachwuchs nicht optimal entsprechend seinen Stärken & Schwächen gefördert wird? Wir haben Experten gefragt, wie Sie Ihre Kinder unterstützen können und wann zusätzliche Lernangebote sinnvoll sind.
Für viele Schulen und Lehrer hieße das Umdenken: vom Frontalunterricht und starren Notenrastern hin zu Vielfalt und Flexibilität im Hinblick auf Methoden sowie Bewertungskonzepten. Nach jahrelanger Fixierung auf “bewährte” Muster gleiche das eher einem Generationenprojekt, wie Kurt Reusser, Didaktikprofessor an der Universität Zürich, in der Zeit sagt.
Doch vielen Eltern reicht es nicht, abzuwarten. Sie möchten, dass ihr Kind bestmöglich gefördert wird. Wir haben Experten gefragt, was Eltern jetzt tun können.
Die beste Förderung? Spielspaß nach Lehrplan. In der scoyo Lernapp
forsa-Umfrage, Dezember 2014 Angelika Stein: Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihre Kinder im Klassenverbund zu kurz kommen, gibt es mehrere Strategien: Ermutigen Sie Ihr Kind, sich mehr zu beteiligen und den Lehrer um Unterstützung zu bitten. Sprechen Sie mit dem Lehrer ohne anzuklagen, und überlegen Sie gemeinsam, wie Sie etwas verbessern können. In unserem Schulsystem ist es sehr schwierig, Kinder individuell zu fördern. Deswegen sollten Eltern ihren Beitrag leisten und ihr Kind im Alltag ermutigen und fordern: Mathematik beispielsweise umgibt uns überall – egal, ob wir einen Kuchen backen oder Klavier spielen. Hier bieten sich viele Möglichkeiten, individuell auf das Kind einzugehen. (Mehr zum Thema: Spielerisch Mathe lernen)
Eberhard Kwiatkowski: Es besteht die Möglichkeit (eigentlich sollte dies ein Standard sein gemäß § 1 des Schulgesetzes NRW), Lernentwicklungsgespräche zu führen. Diese sollen allen Beteiligten helfen, ihre Rolle in der Entwicklung des Schülers wahrzunehmen. Im Gespräch klären Eltern, Schüler und Lehrer die Ziele und Aufgaben sowie wichtige Meilensteile, um diese Ziele zu erreichen. Wenn die Meilensteine nicht erreicht werden, sollte der Lehrer aktiv Maßnahmen ergreifen. Dies könnte unter anderem ein weiteres Gespräch sein, um zu klären, welche Ursachen dazu geführt haben. Da dies im Schulgesetz steht, besteht darauf ein rechtlicher Anspruch.
Tipps und Tricks fürs Lernentwicklungsgespräch, Elternsprechtag & Co. finden Sie in unserer kostenlosen Checkliste. So kommen Sie gut durchs Eltern-Lehrer-Gespräch:
Martin Löwe: Förderung bezieht sich ja nicht nur auf den schulischen Lernerfolg. Dazu zählt auch das Entdecken und Fördern von Begabungen, die außerhalb des Lehrplans liegen. Denn in Kindern schlummern viele Fähigkeiten, die im Schulsystem keine Rolle spielen. (Mehr zum Thema: Kinder richtig fördern)
Wir ermutigen Eltern, an ihrer Schule Angebote zu initiieren, die Kindern Chancen bieten, ihre Talente zu entdecken und weiter zu entwickeln. Das kann von der Theater-AG über sportliche, musische, sprach- oder begabtenfördernde Angebote bis hin zur Bastel- oder MINT-AG reichen. Eltern, die sich so etwas wünschen, sollten sich an die Elternvertretung ihrer Schule wenden. Gemeinsam mit der Schulleitung und regionalen Organisationen oder Experten können die Vertreter Projekte initiieren und umsetzen. Die Finanzierung übernehmen oftmals kommunale Förderprojekte oder Sponsoren.
Eltern sollten sich nicht mit der Situation abfinden, dass die Schule Kinder kaum individuell fördern kann. Das staatliche Schulsystem muss diese Aufgabe erfüllen. Eltern sollten vielmehr ihre Stimme erheben. Ein konzertiertes Vorgehen über die Elternvertretungen oder Elternverbände ist dabei der effektivste Weg für Veränderungen.
Stein: Eltern überschreiten die Grenze dann, wenn die Kinder nicht mehr mit Begeisterung mitmachen und die Förderung zum Stress wird. Anstatt „Zensurenkosmetik“ zu betreiben, ist es sinnvoller, das Potenzial der Kinder zu fördern. Kinder, die wissen, wie sie richtig lernen, werden sich Herausforderungen selbst suchen – dann ist Lernen auch kein Stress und kein Muss mehr.
Kwiatkowski: Der „Förderwahn“ tritt dann zu Tage, wenn Eltern höhere Erwartungen an die Leistung ihres Kindes stellen, als das Kind im Stande ist zu leisten. Eltern überfordern ihre Kinder im Allgemeinen nicht wissentlich, sondern möchten den bestmöglichen Abschluss. In der Theorie sollen alle Schüler individuell gefördert werden. Die Frage, die sich Eltern stellen, ist: Wie soll dies mit 30 Schülern oder mehr gelingen? Nachhilfe gehört zum Alltag. Hier wäre eigentlich die Schule gefordert, die Schüler entsprechend zu fördern. Die Schule ist aber bei dieser Aufgabe in vielen Fällen überfordert.
Löwe: Fähigkeiten zu fördern, die in der Schule zu kurz kommen, ist sehr sinnvoll, solange das Kind nicht überfordert wird. Ob ein Kind wirklich besondere Förderung braucht, damit das Mitkommen in der Schule sichergestellt werden kann oder Noten sich verbessern, sollten Eltern kritisch hinterfragen. Bei ohnehin guten Schülern kann diese zusätzliche Förderung dazu führen, dass sie den Spaß am Lernen verlieren, weil andere Interessen zu kurz kommen. Bei weniger guten Schülern kann sie sinnvoll sein. Allerdings sollte zuerst gefragt werden, warum die schulischen Leistungen nicht den Erwartungen entsprechen. Meist liegt die Ursache für schlechte Noten nicht in der Leistungsfähigkeit des Kindes, sondern vielmehr in der verlorenen Lust am Lernen.
Kinder müssen Kinder sein dürfen, sie brauchen Zeit für sich und haben das Recht, Fehler zu machen. Nur so lernen sie und haben Spaß daran. Eltern, die ihre Kinder zusätzlich fördern möchten, sollten sich immer an den Bedürfnissen des Kindes orientieren und nicht an ihren eigenen Erwartungen. Ansonsten kann gut gemeinte Förderung schnell zum Förderwahn ausarten.
Das sagen Blogger zum Thema Förderwahn: Blogparade #helikopterich?
scoyo als Lernbegleiter – individuelle Kompetenzen stärken
Mit scoyo können Schüler der 1. bis 7. Klasse selbstbestimmt und selbstständig am Computer (in sicherer Online-Umgebung) lernen. Das bedeutet gleichzeitig Entlastung für Eltern und weniger Druck für Kinder – denn sie geben letztlich das Lerntempo vor und entscheiden, wie intensiv sie eine Lerneinheit bearbeiten. Auch Themen lassen sich frei wählen und so auf das eigene Niveau abstimmen. Die in kreative Lerngeschichten verpackten Schulinhalte helfen, das neue Wissen nachhaltig zu verankern und mit Freude zu lernen. Eltern können die Lernfortschritte Ihres Nachwuchses im separaten Elternbereich verfolgen.
Die Experten
Angelika Stein ist Lerntrainerin und Gründerin von „Schule sorglos“.
Eberhard Kwiatkowski ist Vorsitzender der Landeselternkonferenz NRW und setzt sich seit 25 Jahren in der Elternarbeit ein. Als Vater von sechs Kindern war er so bereits an Grundschule, Gesamtschule und Gymnasium tätig. 2004 trat er der Landeselternkonferenz NRW bei, der er heute vorsteht. Darüber hinaus engagiert er sich im Bundeselternrat.
Martin Löwe ist Vorsitzender des Bayerischen Elternverbands und engagiert sich seit 2005 im Bayerischen Elternverband (BEV). Seit 2014 vertritt der gelernte Diplom-Ingenieur als Vorsitzender des BEV Eltern von 4.500 Schulen in Bayern. Er ist Vater von vier Kindern zwischen zwölf und 18 Jahren.
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