Studie “Eltern, Lehrer, Schulerfolg”: Schulstress ist großes Thema in Familien

Katharina Looks

Den bestmöglichen Schulabschluss zu erreichen, setzt viele Kinder unter Druck.
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Das Gefühl, schon in der Grundschule auf den bestmöglichen Schulabschluss des Kindes hinarbeiten zu müssen, setzt viele Familien unter Druck. Das bestätigt auch die Studie „Eltern, Lehrer, Schulerfolg“.

Viele Eltern kennen das Problem: Leistungsdruck und Schulstress bestimmen tagtäglich das Familienleben. Das Gefühl, schon in der Grundschule auf den bestmöglichen Schulabschluss des Kindes hinarbeiten zu müssen, setzt viele Familien enorm unter Druck. Die Schule, Klassenarbeiten, Tests und die Hausaufgaben rücken ins Zentrum der familiären Zeitplanung.

Dass dieses Gefühl kein individuelles Empfinden ist, sondern ein Problem, das typisch für unsere Zeit und Familien mit Schulkindern ist, belegt jetzt eine aktuelle Studie der Katholischen Stiftungsfachhochschule Benediktbeuern: „Eltern – Lehrer – Schulerfolg. Wahrnehmungen und Erfahrungen im Schulalltag von Eltern und Lehrern“. Für die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend befragten die Sozialwissenschaftler 255 Mütter, Väter und Lehrer in mehrstündigen Interviews und analysierten die Situation von Eltern in verschiedenen Milieus. Über die Studie, die Kinder und Eltern im Hamsterrad sieht und hervorhebt, dass immer mehr Mütter zu Hause Nachhilfe geben, wurde in den Medien umfassend berichtet.

Eltern sind unzufrieden

Das Ergebnis: Eltern sind mit dem Schulsystem sehr unzufrieden, gleichzeitig ist ihnen die Bedeutung der Bildung für den späteren Lebens- und Berufsweg ihrer Kinder sehr bewusst. Je höher der Schulabschluss, desto besser die Chancen. Daraus resultiert ein Sog: Die gesamte Familie konzentriert sich auf Leistung und Noten. Gleichzeitig sind viele Eltern verunsichert, was die Erziehungsziele angeht, denn nicht jeder möchte sein Kind dem kontinuierlichen Leistungsdruck aussetzen. Das Schulsystem fordert Leistung und Fleiß, während viele Eltern sich für ihre Kinder eine freie Entfaltung wünschen. So wird Schule im Familienalltag zum Reizthema.

Mütter sind die Förderer zu Hause

Gerade Mütter sehen sich in der Verantwortung, ihr Kind auch zu Hause am Nachmittag bestmöglich zu fördern. Mit Hausaufgabenkontrolle und Nachhilfe pauken sie den Schulstoff nach, erfahren allerdings die Grenzen ihrer eigenen Möglichkeiten. Immer mehr Eltern sehen eine Privatschule oder private Förderung als einzige Lösung, um den Leistungsanforderungen gerecht zu werden und ihr Kind mit den besten Chancen auszustatten. So sind viele Eltern zerrissen zwischen Selbstentfaltungswunsch und Leistungsdruck. Denn Schule hat aus Sicht der Eltern eine Schlüsselfunktion für die Lebenschancen und -verläufe ihrer Kinder. Andererseits bleibt immer weniger Freizeit.

Die Studie betont, dass viele Mütter sich verpflichtet fühlten, am Nachmittag Zuhause zu sein, um die Kinder beim Lernen und bei den Hausaufgaben zu unterstützen. So stellten Mütter die eigenen beruflichen Ziele zurück, um den Kindern die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen. Die Forscher weisen besorgt darauf hin, dass der Schuldruck so auch zu einer Rückkehr zu traditionellen Rollenmustern führe. Vor allem in der Mittelschicht fühlten sich viele Frauen verpflichtet, die nachmittägliche Unterstützung der Kinder zu priorisieren – vor der eigenen Karriere. Sie wiederholen die Schulinhalte und fragen ab, um das Wissen, dass am Vormittag vermittelt wurde, zu festigen.

Lehrer delegieren

Am Nachmittag zu Hause schulische Inhalte zu vermitteln ist eine große Verantwortung. Kommt diese Aufgabe nicht eigentlich der Schule zu? Die Studie zieht aus den Lehrerinterviews den Schluss, dass Lehrer seit der Schulreform G8 immer mehr Aufgaben an die „mitarbeitenden“ Eltern delegieren, um den Stoff in der verkürzten Zeit am Gymnasium durchzubekommen. Seit die Schulzeit auf zwölf Jahre verkürzt wurde, würden automatisch höhere Erwartungen an die elterliche Unterstützung am Nachmittag gestellt. So stehen alle Beteiligten unter Druck. Eltern sind aus Sicht der Lehrer zentral für den Schulerfolg der Kinder. Eltern sind also in der Zwickmühle:

„Die herrschende Schulkultur bindet die Eltern ungefragt ein, fordert sie und setzt sie auch moralisch unter Druck, für den Schulerfolg ihrer Kinder tätig zu werden: „Das müssen Sie tun!““ (S. 37)

Dabei sehen viele Eltern den eigenen häuslichen Zusatzunterricht eher kritisch. Sie würden ihren Kindern nach dem anstrengenden Vormittag lieber Zeit zum Spielen und für Hobbys gönnen, eben eine glückliche Kindheit. Stattdessen sehen sich Mütter gezwungen, am Nachmittag die Motivation zum Lernen aufrechtzuerhalten.

Aus Sicht der Pädagogen sind die Methoden, die Mütter nachmittags anwenden, sehr traditionell: abfragen, erarbeiten, vermitteln. Diese Lehrmethoden werden von den Verfassern der Studie als nicht unbedingt zeitgemäß und auch nicht immer effektiv beurteilt: „In empirischen Untersuchungen wurde festgestellt, dass bei der überwiegenden Mehrzahl der Familien (84,3%) die Qualität der Hausaufgabenbetreuung durch die Eltern suboptimal ist.“ (S. 10). Die Eltern versuchen also ihr Bestes, um am Nachmittag die Schulkarriere ihrer Kinder zu sichern, stoßen aber an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit:

„Durch die gestiegene Bedeutung von Schule und durch die Schulkultur sind Eltern Antreiber ihrer Kinder und seelische Unterstützer; sie motivieren, bestärken, loben, mahnen, fangen auf. Die Eltern sehen sich als funktional notwendig und moralisch in der Pflicht, ihre Kinder bei der Stange zu halten und im Gleichschritt mit ihnen Mengen an Stoff zu bewältigen. Einige Mütter und Väter teilen sich daher die Zuständigkeit für einzelne Fächer auf: „Du machst Mathe, Bio und Physik, ich mache Deutsch und Fremdsprachen.“ Mütter und Väter begreifen und fühlen sich seitens der Schule eingebunden als „zugeordnete Delgationsinstanzen“. Sie sollen ohne systematischen Hintergrund, ohne Anleitung und ohne Rückmeldung mit ihrem Kind üben. Gleichzeitig werden Eltern die Kompetenz zur eigenverantwortlichen Auswahl und die pädagogische Methodik abgesprochen. Durch die Unterstützungskultur werden Eltern zu einem „doppelten Boden“ für ihre Kinder.“ (S. 38)

Die Alternative: Entlastung durch professionelle Wissensvermittlung

Was sind also die Alternativen, um diese Situation konstruktiv zu bewältigen? Für Eltern von heute ergeben sich verschiedene Möglichkeiten, um den Druck zu entschärfen:

  • Privatschule: Immer mehr Eltern, gerade gehobener Milieus setzen vermehrt auf private Schulen, in denen das individuelle Potenzial des Kindes intensiv gefördert wird. Eine Lösung, die man sich leisten können muss.
  • Nachhilfe: Der Markt boomt. Immer mehr private und kommerzielle Lehrangebote geben am Nachmittag zusätzlichen Förderunterricht.
  • Medien als Vermittler: Kinder nutzen das Internet und digitale Medien, wie scoyo, ganz selbstverständlich und oft auch mit viel mehr Spaß, als andere zusätzliche Fördertermine. Mit medialen Lernabenteuern, die Spaß machen, kann eine gezielte und effiziente Vertiefung des Schulstoffs gewaltig Druck aus dem Familienalltag nehmen und die Eltern entlasten.

Aber wie viel Förderung hilft und wann wird Nachhilfe in der Familie zum Lernstress? Wir haben Kinder und Eltern nach ihrer Meinung gefragt. Lesen Sie mehr dazu im zweiten Teil unserer Serie:

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.