“Papa, leg das Smartphone weg!” Studie zum Umgang mit Medien in der Familie
Katharina Looks
Was denken Kinder eigentlich über Regeln für Computer, Handy & Co.? Unsere aktuelle Studie zeigt vor allem eins deutlich: Der Nachwuchs akzeptiert Vorgaben zur Mediennutzung eher, wenn sich auch ihre Eltern daran halten.
Streitpunkt Internet? Muss nicht sein!
Das Thema Medien sorgt immer wieder für Streit in Familien. Dabei finden Kinder die Regeln für die Nutzung von Handy und Computer durchaus in Ordnung – wenn Eltern mit gutem Vorbild vorangehen.
Das zeigt eine FACT-Umfrage unter 1.014 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 14 Jahren im Auftrag von scoyo in Kooperation mit dem Kindermagazin ZEIT LEO. Die Umfrage ist Teil der ZEIT LEO Titelgeschichte “Nie mehr Streit ums Internet” der aktuellen Ausgabe.
Mädchen und Jungen beobachten genau, wie oft und wann ihre Mütter und Väter aufs Handy schauen oder schnell mal online gehen. 68 Prozent der befragten Kinder stört es zumindest manchmal, wenn ihre Eltern telefonieren, surfen oder am Computer arbeiten, während sie dabei sind.
Sie selbst akzeptieren Regeln im täglichen Umgang mit Medien eher, wenn diese auch für Erwachsene gelten:
- 75 Prozent der Kinder, deren Eltern sich an Regeln halten, finden Vorschriften für sich selbst “gut” oder “okay”.
- Gelten sogar die gleichen Absprachen für alle, sagen dies 89 Prozent der jungen Mediennutzer.
- Halten sich die Eltern hingegen an keine Vorgaben, schrumpft die Akzeptanz bei den Kindern: 37 Prozent empfinden es in diesem Fall als “blöd”, wenn ihr Medienkonsum reguliert wird.
Eltern sollten ….
… ihre Vorbildrolle ernst nehmen
Den Medienpädagogen und Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Norbert Neuß überrascht das Ergebnis nicht: “Regeln im Umgang mit Medien machen nur dann Sinn, wenn auch Eltern sich daran halten. Gibt es zum Beispiel eine Verabredung, dass Smartphones während der Mahlzeiten tabu sind, muss das selbstverständlich auch für die Erwachsenen gelten.” Zum ganzen Interview mit allen Tipps zur Medienerziehung
Bei Diskussionen zur Mediennutzung spielt daher auch die Medienzeit der Eltern eine Rolle. Laut Umfrage nervt es 64 Prozent der befragten Kinder, wenn sie mit ihren Eltern über Medienzeit verhandeln müssen, obwohl die Erwachsenen viel mehr Zeit mit Computer und Handy verbringen als sie selbst.
… Medien als Lernmittel anerkennen
Genauso verärgert es die Kids, wenn Eltern nicht verstehen, dass sie mit Computer, Tablet und Handy auch lernen. Mit zunehmendem Alter steigt der Frust über das Unverständnis der Eltern von 20 Prozent bei den Siebenjährigen auf 40 Prozent bei den 14-Jährigen.
Dabei nutzen Kinder laut der Kids-Verbraucheranalyse 2015* das Internet am häufigsten, sowohl um Musik zu hören und E-Mails zu schreiben oder zu empfangen, als auch um Informationen für die Schule zu sammeln. “In der Faszination von Kindern für digitale Medien steckt eben auch eine große Chance: Das Lernen fällt vielen auf diese Weise leichter und sie sind obendrein mit Spaß und Motivation bei der Sache”, so Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo.
Norbert Neuß weist zudem auf weitere Lerneffekte hin: “Heranwachsende nutzen das Handy vor allem für die Kommunikation miteinander, für die Selbstdarstellung oder die Dokumentation ihrer Erlebnisse. Auch das sind wichtige ‘Lernbereiche’ innerhalb der eigenen Identitätsfindung, die Eltern manchmal übersehen.”
Mehr zum sinnvollen Umgang mit Medien in der Familie
Welche Regeln zur Mediennutzung sind wirklich sinnvoll, und wie setzt man sie durch? Diese und weitere Fragen zum Umgang mit Medien in der Familie stellten wir Kindern, Eltern und Medienpädagogen auf unserem 5. Digitalen scoyo-Elternabend. Hier können Sie die Diskussion noch einmal online ansehen und erhalten viele praktische Tipps von unseren Experten.
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