Medienerziehung in der Familie: 10 Tipps für Eltern

Katharina Looks

Kinder brauchen Begleitung beim Erkunden neuer Medien.
© Studio Firma/Stocksy United

Wie können Kinder den Umgang mit Medien lernen und Schritt für Schritt die neue digitale Welt erkunden? Wir verraten, worauf es beim Thema Medienerziehung in der Familie ankommt.

In diesem Artikel

Digitale Medien wirken auf die meisten Kinder faszinierend und spielen für viele von Ihnen auch schon ab der frühen Kindheit eine Rolle. Gleichzeitig wirft das Thema Medienerziehung in der Familie immer wieder Fragen auf und viele Eltern sind verunsichert, wie sie ihren Kindern den Umgang mit Medien näher bringen sollen.

Ab welchem Alter ist ein eigenes Tablet okay? Wie lange darf ein 10-Jähriger im Internet surfen? Und wie verhindere ich, dass mein Kind auf Seiten stößt, die es verunsichern könnten? Fragen über Fragen, die leider gar nicht so leicht zu beantworten sind.

Medienerziehung: Allgemeine Regeln greifen zu kurz

Fakt ist: Jedes Kind hat individuelle Voraussetzungen und somit eine ganz eigene Ausgangsbasis, ist zum Beispiel mehr oder eben weniger anfällig für einen “exzessiven” Medienkonsum oder kann mit Gefahren, die im Internet lauern, unterschiedlich gut umgehen.

Pauschale Vorgaben bieten deshalb nur eine Orientierung und gelten nicht als festes Regelwerk. Denn was ist, wenn Ihr Kind eine eigene Schülerzeitung am PC kreiert, online lernt oder auch Plakate “bastelt”?  Gemeinsam mit Mediencoach Kristin Langer haben wir deshalb einen Test für Eltern entwickelt, mit dem Sie besser beurteilen können, wie sinnvoll, maßvoll und bewusst Ihr Kind digitale Medien nutzt. Im Anschluss erhalten Sie individuelle Anregungen für die Medienerziehung in Ihrer Familie.

Grundsätzlich sollten Eltern ein paar Hinweise beachten, um den Nachwuchs beim Einstieg in die digitale Welt begleiten zu können. Im Folgenden finden Sie eine kleine “Anleitung”.

Medienerziehung in der Familie: 10 Tipps

Tipp 1: Wichtige Begriffe und Inhalte erklären

Um eine erste Basis zu schaffen, ist es sinnvoll, wenn Sie Ihrem Kind die wichtigsten Begriffe des Internets erklären können: Was bedeutet es, online zu sein? Was sind Chats und wie nutze ich Suchmaschinen? Außerdem sollten Sie, ggf. etwas später, auch Themen wie Datenschutz oder sichere Webseiten erklären bzw. im Gespräch über Veränderungen bleiben. Je mehr Sie Ihrem Kind am Anfang erklären können, desto besser lernt es den Umgang mit Medien und kann das Netz sicher nutzen. Guter Nebeneffekt: Es entdeckt Sie als wichtigen Ansprechpartner für alle Fragen zum Internet und zu digitalen Medien.

Tipp 2: Übermäßigen Medienkonsum vermeiden

Grundschüler müssen erst noch lernen, wie man sinnvoll mit Medien umgeht. Zunächst strömt alles Multimediale ungefiltert auf sie ein. Deshalb ist ein wichtiger Punkt bei der Medienerziehung in der Familie, darauf zu achten, dass Kinder nicht medial überfordert werden.

Je älter Schüler werden, desto mehr können sie auch in Entscheidungen einbezogen werden. So lernen sie, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Generell kommt es bei der Zeitvorgabe immer darauf an, womit sich Ihr Kind online beschäftigt. “Daddeln” sollte stark begrenzt werden, online lernen, Hausaufgabenrecherche oder andere wirklich sinnvolle Beschäftigungen könnten als Extra-Zeit vergeben werden. 

Wenn Sie den Medienkonsum Ihres Kindes begrenzen, geben Sie Ihrem Kind aber auch die Zeit, sich darauf einzustellen. Generell sollten andere Aktivitäten ohne Medien einen höheren Stellenwert im Leben Ihres Kindes einnehmen, denn sie sind wichtig für seine positive Entwicklung.

Tipp 3: Medienerziehung in der Familie heißt auch, Vorbild sein

Einen gesunden Umgang mit Medien erlernt Ihr Kind dank guter Vorbilder, von denen es erfährt, dass Laptop und Smartphone ein wichtiger, aber eben nur ein Teil seiner Lebenswirklichkeit sind. Ihr eigenes Nutzungsverhalten sollte so maßvoll sein, wie Sie es von Ihrem Kind erwarten – denn Kinder ahmen nach und folgen Ihrem Beispiel, nicht Ihrem Rat. Wenn Eltern ihre Freizeit vor dem Laptop verbringen, wird ihr Kind kaum verstehen, warum es soziale Kontakte pflegen soll.

► Unser Familien-Test zum Ausdrucken hilft Eltern und Kindern beim bewussteren Umgang mit digitalen Medien.

Tipp 4: Internet kindersicher machen

Zunächst sollten Sie den heimischen Computer kindersicher machen. Dazu gehört z. B. auch die Installation eines Jugendschutzfilters oder einer Schutzsoftware wie JusProg oder Surfen: ohne: Risiko. Zu empfehlen ist auch die App meine-startseite.de. Dadurch kann Ihr Kind nur auf bestimmte Seiten zugreifen und Sie können zumindest zu Hause eingrenzen, was es im Internet ansehen kann.

Anschließend sollten Sie sich über Einstiegsseiten und Suchmaschinen informieren, die nur Inhalte anzeigen, die für Kinder geeignet sind. Sie sind verunsichert, welche Angebote für die Altersklasse Ihres Kindes freigegeben sind? Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) und die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSK) helfen bei der Orientierung. Individuelle Empfehlungen kann die Altersangabe allerdings nicht bieten. Sie können meist am besten beurteilen, ob Ihr Kind schon alt genug für gewisse Inhalte ist – ein großes Plus für die Medienerziehung in der Familie.

Tipp 5: Gefahren thematisieren

Wenn Sie sich durch die Seiten klicken, lernt Ihr Kind auch, Inhalte zu beurteilen. Wann handelt es sich z. B. um Werbung? Verdeutlichen Sie, wie schnell im Internet ein Klick zur Bestellung wird und wie man sich davor schützen kann. Dabei sollten Sie auch erklären, welche Konsequenzen es haben kann, wenn man etwas von illegalen Webseiten herunterlädt.

► Mehr zum Thema Sicheheit im Umgang mit Medien:

Tipp 6: Sinvolle Nutzung von Internet und neuen Medien zeigen

Neben der unmittelbar greifbaren Welt bietet auch der virtuelle Raum Ihrem Kind die Möglichkeit, mit Neugierde die Welt zu entdecken – und das sollte es auch dürfen. Denn gleichzeitig erschließt sich Ihrem Kind so eine wichtige Kulturtechnik unserer Zeit. Die neuen Medien bieten viele Möglichkeiten, sich kreativ auszuprobieren, selbst produktiv zu sein oder sich neues Wissen anzueignen.

So ist das Internet u. a. auch ein sinnvoller Lernbegleiter. Online-Lernplattformen sind eine gute Möglichkeit, um das in der Schule Gelernte zu wiederholen bzw. zu vertiefen. In der Lernwelt von scoyo beispielsweise, wird Wissen auf spielerische Art vermittelt, in einer sicheren und werbefreien Umgebung. In multimedial aufbereiteten Alltagsgeschichten werden Kinder in verschiedenen Fächern und Schwierigkeitsgraden gefordert. In diesem Beispiel hat ein gemeiner Wichtel Wörter aus den Briefen geschnitten. Die Schüler helfen dem Postmann dabei, die Wörter wieder an die richtige Stelle zu kleben. 

Tipp 7: Unterstützung holen und annehmen

Sie sind nicht allein für die Medienerziehung Ihres Kindes verantwortlich. In Lehrern und anderen Eltern finden Sie wichtige Partner, die sich oft in derselben Situation befinden wie Sie. Suchen Sie das Gespräch und tauschen Sie sich aus. Lassen Sie sich aber nicht verunsichern – Sie wissen am besten, was das Richtige bzw. Beste für Ihr Kind ist.

Tipp 8: Im Gespräch bleiben

Medienerziehung in der Familie ist mehr als nur Regeln aufzustellen: Kinder wollen ernst genommen werden. Wenn Sie sich für die Inhalte interessieren, mit denen sich Ihr Kind beschäftigt, bleiben Sie ein guter Ansprechpartner. Das ist unter Umständen besser, als wenn Freunde oder Geschwister diese Rolle übernehmen.

Spielen Sie doch einfach mal mit und lassen Sie sich das neuste Online-Game erklären – das pusht das Selbstbewusstsein und fördert die Kommunikation auf Augenhöhe. Sollte Ihnen etwas nicht gefallen, was Ihr Kind gern spielen oder ansehen möchte, erklären Sie ihm genau, warum – dabei lernt es viel mehr als durch starre Verbote.

Mehr dazu:

 ► Am 8. scoyo Elternabend im Netz haben wir gemeinsam mit Wonder Workshop Experten unter anderem danach gefragt, was Kinder im digitalen Zeitalter wirklich lernen müssen. Im Video gibts die Antwort der Experten mit vielen weitere Praxistipps.

 

Tipp 9: Die Frage nach dem eigenen Gerät individuell beurteilen

Tauschen Sie sich aber weiterhin darüber aus, wie und wofür es digitale Medien nutzt. Für ein eigenes Smartphone sollte der Nachwuchs schon über gutes Grundlagenwissen in Sachen digitale Medienwelt verfügen, das heißt Zusammenhänge erkennen und verstehen.

Ob ein eigener Laptop, ein Tablet oder Smartphone für Ihr Kind angebracht ist, hängt auch von der Frage ab, wofür es das Gerät nutzt. Muss Ihr Kind beispielsweise vermehrt am Computer für die Schule lernen, kann ein eigener Laptop sinnvoll sein. Verabredete Nutzungszeiten sollte es natürlich auch am eigenen Gerät einhalten.

► Extra-Tipp: Kommt die Zeit für das ersten Smartphone, kann ein Eltern-Kind-Vertrag das Gespräch über mögliche Risiken fördern und helfen, Regeln im Umgang mit dem neuen Gerät festzulegen.

Tipp 10: Selbstbewusstsein stärken, Vertrauen schenken

Ab einem gewissen Alter Ihres Kindes wird es unwahrscheinlich, dass Sie immer vollständig im Blick haben, wann und wofür es Medien nutzt. Wenn Sie Ihrem Schulkind zu Hause verbieten, Spiele oder Videos anzuschauen, hat es sicher bei Freunden Zugriff darauf. Jeder Schüler muss auch seine eigenen Erfahrungen machen (dürfen). Umso wichtiger ist es aber, dass der Nachwuchs kritisch und selbstbewusst mit den Inhalten umgehen kann und weiß, dass es in Ordnung ist, “Nein” zu sagen. Stärken sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes, zeigen Sie ihm, dass Sie ihm vertrauen und dass es Ihnen Vetrauen kann und zu Ihnen kommen kann, wenn doch etwas schief gelaufen ist.

Mehr zum sinnvollen Umgang mit Medien in der Familie

Welche Regeln zur Mediennutzung sind wirklich sinnvoll, und wie setzt man sie durch? Diese und weitere Fragen zum Umgang mit Medien in der Familie stellten wir Kindern, Eltern und Medienpädagogen auf unserem 5. scoyo Elternabend. Hier können Sie die Diskussion noch einmal online ansehen und erhalten viele praktische Tipps von unseren Experten.

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.