scoyo im Gespräch mit Martin Lorber: Über Jugendschutz und Ballerspiele
Katharina Looks
Martin Lorber – PR-Direktor EA Games
Martin Lorber vom Branchenprimus EA-Games über eine umstrittene Computerspielgattung sowie über die Jugendschutzbemühungen seines Unternehmens.
scoyo: Herr Lorber, als Jugendschutzbeauftragter wachen Sie über die Einhaltung des Jugendschutzes bei EA Games. Sehen Sie in Computerspielen wie Counter Strike, das von Ihrem Unternehmen verlegt wird, keine Gefahr für die Entwicklung von Jugendlichen?
Lorber: Nein, von einer direkten Gefahr kann man hier sicherlich nicht reden. Es gibt allerdings Spiele für unterschiedliche Altersgruppen. Der Staat prüft mit großer Sorgfalt, ob Spiele Inhalte haben, die Kinder und Jugendliche möglicherwiese in ihrer Entwicklung beeinträchtigen. Dann werden sie entsprechend gekennzeichnet, dürfen nur an Personen verkauft werden, die das entsprechende Alter haben, und sollen von Jüngeren in keinem Fall gespielt werden. Dass es Angebote für unterschiedliche Altersgruppen gibt, kennen wir aber von allen Mediengattungen, das gibt es auch bei Büchern, Filmen und im Fernsehen. Von Counter Strike gibt es unterschiedliche Versionen. Einige haben eine Alterskennzeichnung „Ab 16“ und einige „Ab 18“. Eltern können auf den Spielekonsolen und auch in den Betriebssystemen der Computer passwortgeschützt einstellen, welche Spiele dort gespielt werden können. Solche sehr gut funktionierenden technischen Mittel gibt es nur bei Computer- und Videospielen. Hinweise dazu finden Sie in unserem Elternratgeber (www.ea.de/elternratgeber).
scoyo: Worin besteht Ihrer Meinung nach der Reiz, der von gewaltzentrierten Computerspielen ausgeht?
Nein, von einer direkten Gefahr kann man hier sicherlich nicht reden. Es gibt allerdings Spiele für unterschiedliche Altersgruppen.
Lorber: Ebenso könnte man fragen: Warum schauen Menschen gerne Action-, Kriegs- oder Horrorfilme? Die Nutzer dieser Medien fühlen sich durch sie offensichtlich unterhalten. Vielleicht ist es der Nervenkitzel, der Adrenalinstoß, die sie reizen, oder sie haben Spaß daran, in einem Team ihre Kräfte zu messen, strategische Entscheidungen zu treffen und zu gewinnen. Es gibt sicherlich vielfältige Motivationen und Gründe. Solange die Medienangebote altersangemessen genutzt werden und natürlich die Normen und Werte unserer Gesellschaft nicht verletzen, sollte jeder Mensch selbst entscheiden können, mit welchen Inhalten er sich unterhalten möchte.
scoyo: Der Zusammenhang zwischen Mediengewalt und realer Gewalt war in den letzten Jahren Gegenstand einer Vielzahl von Studien. Allerdings ist die Ergebnislage nicht eindeutig. In einigen Studien konnte ein Zusammenhang festgestellt werden, in anderen nicht. Wie interpretieren Sie den gegenwärtigen Forschungsstand?
Lorber: Ich teile Ihre Meinung, dass es keine eindeutige Ergebnislage gibt. Einig sind sich aber alle Beteiligten darin, dass es Medieninhalte gibt, die für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind und die sie nicht konsumieren sollen. Dazu gehören neben Filmen, Büchern und Fernsehsendungen natürlich auch Computerspiele. Hier helfen die strengen Regeln des deutschen Jugendschutzes. Das kann aber nur der Rahmen sein. Wichtig ist vor allem auch die Ausbildung von Medienkompetenz – nicht nur bei den Kindern und Jugendlichen, sondern auch bei Eltern, Lehrern und Erziehern. Der erste Schritt ist immer, sich dafür zu interessieren, was die Kinder spielen. Nur wer etwas darüber weiß, kann auch steuernd und erziehend eingreifen. Wir kommen der Forderung der Politik, uns in diesem Bereich zu engagieren, seit Jahren nach, in dem wir das Institut Spielraum zur Förderung von Medienkompetenz der Fachhochschule Köln fördern (www.fh-koeln.de/spielraum).
scoyo: Als nach dem Amoklauf in Winnenden nähere Einzelheiten über den Attentäter Tim K. und seine Vorliebe für Killerspiele bekannt wurden, ist die Computerspiele-Branche von den Medien geradezu reflexartig ins Visier genommen worden. Warum werden Ihrer Meinung nach die Hersteller von Computerspielen stellvertretend für soziale und gesamtgesellschaftliche Probleme so gern in Kollektivhaftung genommen?
Lorber: Mein Eindruck ist eigentlich eher der, dass sich die Gesellschaft nach dem schrecklichen Amoklauf in Winnenden in erster Linie Gedanken über die Zugänglichkeit von realen Waffen gemacht hat. Die in den Jahren zuvor geführte „Killerspiel-Debatte“ war in meinen Augen eine Scheindebatte, die von den wahren Ursachen abgelenkt hat. Inzwischen scheint mir die gesellschaftliche Diskussion hierrüber jedoch um einiges weiter. Vielerorts hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass uns derart monokausale Erklärungsansätze bei der Lösung solch gesamtgesellschaftlicher Probleme generell wenig weiterhelfen.
Martin Lorber
Martin Lorber beschäftigt sich als PR Director und Jugendschutz- beauftragter von Electronic Arts Deutschland seit Jahren mit kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Fragen rund um das Thema Computer- und Videospiele.Er betreibt den EA Blog für digitale Spielkultur (www.spielkultur.ea.de)
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