YES, you can! Selbstbewusstsein bei Kindern stärken wichtiger als Büffeln
Katharina Looks
Auch in den Ferien lernen viele Kinder – das zeigt eine scoyo-Umfrage. Noch wichtiger finden Eltern aber, dass Kinder in der schulfreien Zeit ihr Selbstbewusstsein stärken. Wir verraten die besten Tipps und Übungen.
In diesem Artikel
- Selbstbewusstsein bei Kindern stärken statt Büffeln
- Tipps und Übungen, um das Selbstbewusstsein und soziale Kompetenzen von Kindern zu stärken
- Schulisches Lernen in den Ferien? Nur im Notfall!
- Weitere Ergebnisse der Studie “Lernen in den Ferien”:
- Je gebildeter die Eltern, desto geringer das Lernpensum
Ferien sind für viele Schülerinnen und Schüler eine lang ersehnte Pause von Matheformeln, Grammatik und Vokabeln. Wirklich lernfrei sind die Ferien aber nicht für alle Kinder und Jugendlichen. Mehr als die Hälfte von ihnen muss auch in den schulfreien Zeit pauken. Das zeigt eine forsa-Umfrage im Auftrag des Online-Lernspezialisten scoyo unter 1.003 Eltern schulpflichtiger Kinder.*
Mit 55 Prozent ist der Anteil der Ferienlerner in 2015 im Vergleich zu den Vorjahren jedoch gesunken. Denn auch wenn viele Familien die schulischen Leistungen in den Ferien im Blick behalten – noch wichtiger finden fast alle Eltern, dass sich ihre Kinder in dieser Zeit auf anderen Gebieten weiterentwickeln.
Je 95 Prozent legen Wert darauf, dass ihre Kinder soziale Kompetenzen ausbauen und ihr Selbstbewusstsein stärken. 93 Prozent wünschen sich, dass die Kinder selbstständiger werden, 83 Prozent halten die Weiterentwicklung der Kreativität für wichtig. Erst an letzter Stelle rangieren die schulischen Leistungen: Für 65 Prozent der Eltern ist es von Bedeutung, dass ihre Kinder in der schulfreien Zeit auch in diesem Bereich weiterkommen.
“Am sinnvollsten ist es, wenn die Kinder von ihren Eltern in den Ferien das bekommen, was ihnen im Alltag am meisten fehlt: Zeit, die sie selbst gestalten können. Das ist die Grundvoraussetzung für den Ausbau der persönlichen Kompetenzen wie Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit.”, kommentiert Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo.
1. Selbstvertrauen fördern – von Anfang an
Positive Motivation ist das A und O, um das Selbstbewusstsein von Kindern zu stärken. Das bedeutet nicht, Kinder wegen jeder Kleinigkeit in den höchsten Tönen zu loben, sondern immer dann, wenn sie sich sehr angestrengt haben. Darüber hinaus sollten sich Eltern aber zurückhalten. Wenn Kinder selbst etwas aus eigener Motivation und Anstrengung heraus geschafft haben, entwickelt sich ein positives Gefühl – im besten Fall nehmen sie zukünftig Herausforderungen gern an und haben keine Angst, auch mal zu scheitern, weil sie wissen, dass sie es beim nächsten Mal schaffen können.
Sätze wie “Wir sind ganz sicher, dass du das schaffst” wirken also Wunder und sind viel sinnvoller, als auf Schwächen hinzudeuten und ungeduldig zu werden: “Wie? Das hast du immer noch nicht verstanden?”. Das setzt Kinder unter Druck und lässt sie an sich zweifeln.
2. Abenteuer stärken das Selbstbewusstsein
Auch Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender im “Haus der kleinen Forscher“, hält die Sommerferien für ideal, um das Selbstbewusstsein zu stärken. “Kinder brauchen Abenteuer und Aufgaben, die sie sich selbst stellen”, erklärt der Pädagoge. “Mit jeder Herausforderung, die sie meistern, erleben sie: ‘Ich kann etwas.’ Dieses Gefühl ist unschätzbar wertvoll, weil es das Selbstvertrauen der Kinder festigt und sie so stark macht.”
3. Soziale Kompetenz üben – am besten ohne Aufsicht
Die gute Nachricht an alle Eltern, die Sozialkompetenz und Selbstbewusstsein ihrer Kinder stärken möchten: Beides entwickelt sich fast von allein. So sieht es Sabine Vutz, Pädagogin und Schulmediatorin. “Überall da, wo Kinder ungestört miteinander spielen, haben sie Spaß zusammen, müssen sie Kompromisse schließen oder einen Streit aushalten. So erwerben sie soziale Kompetenz.” Die Betonung läge allerdings auf “ungestört”, mahnt Vutz, “ungestört von Erwachsenen, die ständig korrigierend eingreifen.” Wer also beispielsweise sein Kind im Urlaub dem Club-Animateur überließe, wähle damit nur die zweitbeste Lösung.
4. Selbstständigkeit fördern
Selbstbewusstein und Selbstständigkeit hängen eng zusammen. Wenn wir etwas ganz alleine schaffen, macht uns das stolz und glücklich. Besonders bei Kindern ist diese Erfahrung der “Selbstwirksamkeit” wichtig, um ein positives Selbstbewusstein zu entwicklen. Um die Eigenständigkeit von Kindern zu stärken, bietet Sabine Vutz Eltern eine einfache Faustformel an: “Alles was ein Kind ohne Hilfe schafft, sollte es auch selbst tun dürfen – auch wenn es dann länger dauert.” Für solche Erfahrungen bietet sich die schulfreie Zeit besonders an.
Was aber, wenn die Kinder dringend Mathe pauken oder Vokabeln büffeln müssen, um im nächsten Schuljahr den Anschluss nicht zu verpassen? Daniel Bialecki rät dazu, die Lerndauer zu begrenzen. Außerdem sollten die Kinder beim Wiederholen des Lernstoffs möglichst viel Entscheidungsfreiheit bekommen und zum Beispiel spielerisch neue Methoden ausprobieren dürfen – wie digitale Lernangebote.
Persönlichkeitsentwicklung und Lernerfolg seien untrennbar verbunden, erklärt Bialecki: “Selbstbewusste Kinder trauen sich eher, Fehler zu machen – eine wichtige Lernvoraussetzung. Kreative Kinder sind gute Problemlöser, Eigenständigkeit ist wichtig, um sich selbst Wissen anzueignen. Wer mit diesen Fähigkeiten ins neue Schuljahr geht, ist auch Matheaufgaben und Vokabellisten besser gewachsen.”
Mit Spaß in den Ferien lernen? Nur mit scoyo!
Weitere Ergebnisse der Studie “Lernen in den Ferien”:
Je gebildeter die Eltern, desto geringer das Lernpensum
Jedes fünfte Kind wiederholt den Stoff laut der Umfrage in den Ferien nicht nur einmalig, sondern regelmäßig. Knapp die Hälfte der Kinder, die in den Ferien lernen (46 Prozent), büffelt in der schulfreien Zeit ein bis zwei Stunden pro Woche, 34 Prozent sogar über zwei Stunden. Deutlich häufiger müssen Kinder an den Schreibtisch, wenn ihre Eltern einen eher niedrigen Bildungsstand haben: Zwei Drittel der Mütter und Väter mit Hauptschulabschluss gaben an, dass ihre Kinder in den Ferien lernen – aber nur die Hälfte der Eltern mit Abitur.
*Bundesweite forsa-Umfrage im Auftrag von scoyo im Mai 2015. Befragt wurden 1003 berufstätige Eltern zwischen 25 und 49 von schulpflichtigen Kindern.
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