Urlaub? Aber natürlich! Nachhaltiger Familienurlaub mit Kindern

Katharina Looks

Immer mehr Familien versuchen, ihr Leben nachhaltig und umweltbewusst zu gestalten. Wie das auch beim Urlaub klappt, erklärt Roland Streicher, Inhaber des nachhaltigen Reiseunternehmens ReNatour.

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Urlaub steht für Emotionen, für Spannung, für Spaß. Da passt das spröde Wort „Nachhaltigkeit“ so gar nicht dazu. Und doch machen immer mehr Familien die Erfahrung, dass umwelt- und sozialverträglich geplante Reisen einen Mehrwert für die ganze Familie darstellen.

Ganz nah oder doch fern?

Die Wahl des Urlaubsortes ist die erste Entscheidung, die auch so schon nicht leicht fällt. Städtetrip oder Strandurlaub? Deutschland, Europa oder doch eine Fernreise?

Familienurlaub vor der Haustüre

Deutschland ist nach wie vor das Reiseland Nummer eins bei uns Deutschen. Der Urlaub „vor der Haustüre“ ist ökologisch gesehen eine gute Entscheidung, denn bis zu 80 Prozent der Emissionen, die durch eine Urlaubsreise entstehen, werden durch die Anreise verursacht. Eine Bus- oder Bahnfahrt ist dann natürlich noch einmal umweltverträglicher als die Anreise per Auto. Und: Bei der Bahn fahren eigene Kinder unter 15 Jahre in Begleitung der Eltern oder Großeltern kostenlos mit.

Je weiter weg, desto länger bleiben

Manchmal lockt aber doch der feine Sandstrand, der in der Regel mit dem Flugzeug erreicht wird und man verursacht ordentlich Treibhausgase. Dann gilt: Je weiter weg Sie reisen, desto länger sollten Sie bleiben. Verreisen Sie also lieber einmal 10 Tage als zweimal 5 Tage, das erspart der Umwelt eine komplette Anreise – und auch der Familie. Denn nicht selten ist dies der anstrengendste Teil eines Urlaubs. Versuchen Sie außerdem, Direktflüge zu buchen, diese sind meistens kürzer und besonders Start und Landung verursachen starke Emissionen. Wenn sich ein Flug zum Wunschziel nicht vermeiden lässt, gibt es zudem verschiedene Kompensationsmöglichkeiten für die entstandenen Abgase. Mit einer Spende an Initiativen wie zum Beispiel atmosfair werden Umweltprojekte gefördert und die Emissionen damit zumindest teilweise wieder ausgeglichen.

Unterkunft und Verpflegung

Beim Lagerfeuer am Strand kommt echtes Abenteuer-Feeling auf.
© ReNatour

Des weiteren gibt es einige Siegel, die nachhaltige Reiseanbieter zertifizieren. Eines der aussagekräftigsten ist dabei ist das Siegel für Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung von “TourCert“. Das gemeinnützige Unternehmen prüft nach strengen Kriterien, die über gesetzliche Vorgaben hinausgehen, im Zertifizierungsrat sitzen unter anderem Mitglieder von “Tourism Watch/Brot für die Welt” und vom WWF.

Umweltfreundliche Familien-Unterkünfte

Neben der Anreise ist die Unterkunft ein wichtiger Faktor, der die Nachhaltigkeit eines Urlaubs beeinflusst. Um die lokale Wirtschaft zu stärken sind inhaber- oder familiengeführte Hotels und kleine Herbergen großen Hotelketten definitiv vorzuziehen. Das Geld, das wir als Touristen mitbringen, landet so direkt bei den Einheimischen.

Als Bio-Hotels zertifizierte Häuser legen großen Wert auf sparsamen Energieverbrauch, Bio-Lebensmittel aus der Region oder umweltfreundliche Möbel. Da gerade Familien aber oft auf den Geldbeutel achten müssen, scheiden 4*- und 5*-Stern-Unterkünfte aber oft aus.

Perfekt für den Urlaub mit Kindern sind daneben Bauernhöfe oder im Süden sogenannte Agriturismi, also landwirtschaftliche Betriebe, die Gästezimmer oder Ferienwohnungen anbieten. Hier leben auch die bei Kindern so beliebten Tiere. Beim Ziegen füttern oder Schafe streicheln ergibt sich das Urlaubsprogramm von alleine. Meist versorgen diese Höfe ihre Gäste auch mit eigens angebauten oder lokalen Lebensmitteln, fertig zubereitet oder auch zum selbst verarbeiten im eigenen Hofladen.

Viele der kleinen und preiswerten Unterkünfte oder Höfe liegen zwar nicht immer in erster Reihe am Strand oder ganz zentral im Ort, die Lage etwas im Hinterland bietet aber den Vorteil, dass es dort mehr Ruhe und Platz in der Natur gibt.

Nachhaltigkeit vor Ort

Anfahrt und Unterkunft sind klar, jetzt kann es losgehen. Auch vor Ort können Urlauber darauf achten, die Umwelt zu schonen und die lokale Wirtschaft zu stärken.

Ich packe in meinen Koffer

Auch beim Kofferpacken gilt: weniger ist mehr. Viele Dinge wie ein Föhn, Babyphone, oder auch Buggy können eventuell auch vor Ort geliehen werden. Vor allem außerhalb Deutschlands sollten Urlauber vermeiden, Müll wie Verpackungen oder gar Batterien mitzunehmen. Denn: nicht überall wird recycelt oder kann Sondermüll fachgerecht entsorgt werden. Wer dennoch Dinge wie Batterien benötigt, sollte diese wieder mit nach Deutschland nehmen und diese dann hier entsprechend abgeben.

Sparsam sein

Jeden Tag ein frisches Handtuch? Ist eigentlich meist nicht nötig. Wer darauf verzichtet, hilft dabei, Wasser zu sparen und weniger umweltschädliche Stoffe ins Abwasser zu leiten. Auch eine Klimaanlage ist meistens verzichtbar – und wenn nicht, dann sollte sie zumindest nicht zu stark aufgedreht und beim Verlassen der Unterkunft abgeschaltet werden.

Auf lokale Produkte setzen

Um die lokale Wirtschaft zu unterstützen, können zum einen Produkte, Lebensmittel und Dinge wie Souvenirs in kleinen, lokalen Läden anstatt in Supermarktketten erworben werden. Oft bieten auch kleine Bauernhöfe frisch geerntete oder hergestellte Produkte an. Auch beim Besuch von Restaurants können Sie nachfragen, wo die Lebensmittel herkommen und deutlich machen, dass Sie sich über regionale Produkte freuen. Die Nachfrage kann das Angebot unterstützen.

Spaß und Unterhaltung für die ganze Familie

Mit dem Linienbus unterwegs

Viele Kinder mögen das Autofahren nicht, dennoch ist der Mietwagen im Urlaubsziel oft üblich. Warum erkundigen Sie sich nicht mal nach dem nächsten Linienbus? Diese fahren vermutlich nicht im 10 Minutentakt, wie wir es aus deutschen Großstädten kennen, aber im Bus hat man viel Platz und ist gemütlich und sicher unterwegs. Nette Begegnungen mit anderen Touristen oder Einheimischen ergeben sich so von alleine. Und obendrein spart man richtig viel Geld, das man für das eine oder andere Eis ausgeben kann. Für Ausflugsziele, die nicht allzu weit entfernt liegen, bieten viele Unterkünfte auch Fahrräder an.

Entdecken, lauschen, ausprobieren: Naturprogramme für Kinder und Jugendliche

Spannende Experimente in der Natur: So wird ein Solarkuchen gebacken.
© ReNatour

Wilder Pirat am Strand spielen, leckeren Solarkuchen unter freiem Himmel backen oder spannende Geschichten unterm Olivenbaum lauschen – es bedarf nicht immer kostenintensiver und umweltschädlicher Unterhaltungsprogramme wie Jet-Skifahren und Co., um dem Nachwuchs tolle Ferien zu bereiten. Kreative und ideenreiche Kinder- oder Jugendprogramme fördern Fantasie, Bewegung im Freien und Spaß. Neben Spannung und Abenteuer kann ein naturpädagogisch durchdachtes Angebot Kindern die Umwelt näher bringen, ihre kindliche Neugierde wecken und zeigen, was es Interessantes im Gastland zu entdecken gibt.

Ältere Kids oder Teens mögen es aktiver und anspruchsvoller. Mit einer herausfordernden Strandolympiade, einer wilden Olivenhain-Rallye oder einer nächtlichen Schnitzeljagd sind die Jugendlichen in Körper und Geist in Bewegung und elektronische Geräte geraten schnell in Vergessenheit. Wichtig ist dabei, dass sie die Gemeinschaft erleben, da in diesem Alter die jungen Erwachsenen nicht mehr so offen aufeinander zugehen wie kleine Kinder.

Ein toller, spannender oder auch entspannender Urlaub und Nachhaltigkeit schließen sich also nicht aus.

Über den Autor

Roland Streicher ist seit 1994 Inhaber des Reiseveranstalters ReNatour, eines der Pionier-Unternehmen im nachhaltigen Tourismus. 1998 gründete er zusammen mit 11 weiteren kleinen Spezial-Reiseveranstaltern den Unternehmensverband forum anders reisen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, nachhaltige Tourismusentwicklungen zu fördern und dem heute 140 Reiseunternehmen angehören. Als Familienvater hat er mit seinen inzwischen erwachsenen Kindern viele Länder in Europa bereist, zu Fuß, mit dem Rad, mit Bahn, Schiff und Flieger.

Über ReNatour

Das ReNatour-Bio-Urlaubs-Programm reicht vom Bed & Breakfast an Irlands Südwestküste über naturpädagogische Familienangebote auf Korfu oder die geführte Eselwanderung in den französischen Alpen bis hin zu einer Bucht auf der kanarischen Insel Gomera, die nur per Boot zu erreichen ist. Insgesamt hat das Reiseunternehmen derzeit 87 Reisen im Programm. Ob Familien-, Wander-, Rad- oder Yogareise – es ist für jeden umweltbewussten Reiselustigen etwas dabei. ReNatour lässt sich regelmäßig von „TourCert“ zertifizieren und trägt dessen Siegel für Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung.

Webseite von ReNatour: www.renatour.de  

 

Dieser Artikel ist in Kooperation mit Renatour entstanden.

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.