So bauen Eltern und Lehrer eine gute Beziehung auf – 5 Punkte für ein High five!
Katharina Looks
High Five!
Eltern und Lehrer mögen sich oft nicht. Alltag an deutschen Schulen, weiß Béa Beste, Gründerin der bilingualen Phorms-Schulen, und verrät ihre Tipps, wie man die Beziehung doch noch retten kann.
06.07.2015, Kolumne “Die Elternflüsterer”
Buh! Schreckwort gefällig? Bitteschön: Lehrer!
Liebe Eltern, ich weiß Bescheid. Ich habe selbst mal Schulen gegründet. Wie viele Freunde von mir sind mir da plötzlich mit ernster Miene näher gerückt und haben mich mit gesenkter Stimme eingeweiht: “Ganz ehrlich? Ich mag keine Lehrer!” Autsch.
Wenn Sie jetzt tief in Ihnen auch diese Abneigung oder auch nur ein leichtes Unbehagen verspüren, haben Sie ein Problem. Denn wichtige Forscher haben herausbekommen, dass Kinder und Jugendliche eigentlich die besten Lernergebnisse erzielen, wenn ihr Beziehungsdreieck mit Eltern und Lehrern im Einklang ist!
Und Doppel-Autsch: Möglicherweise beruht das Unbehagen auf Gegenseitigkeit. Im Lehrerstudium in Deutschland wird zwar Fachliches und Didaktisches recht ordentlich vermittelt, aber wenig zum Thema “Parent-Management” – so wie zum Beispiel in Kanada oder Australien. Dort ist es Teil der Ausbildung, zu wissen, dass man “separated by a common goal” ist – “getrennt von einem gemeinsamen Ziel”. Dieses Ziel ist das Wohl und die Entwicklung des Kindes. Beide wollen es erreichen, beide meinen, besser zu wissen, wie das funktionieren kann. Kanadische und australische Lehrer lernen, wie man sich bei diesem “wie” einigt. Unsere Lehrer hierzulande oft nicht.
Aber Jammern hilft nicht! Die Beziehung zwischen Eltern und Lehrern gehört verbessert. Sie müssen zusammen an einem Strang ziehen. Sie sind keine Feinde. Und da ich für Sie, liebe Eltern, hier flüstere, gibt es nun meine besten Tipps, wie Sie Ihren Teil dazu beitragen:
5 Tipps für eine gute Beziehung zwischen Eltern und Lehrern …
… wenn Sie diese beherzigen, geben Sie sich schon bald ein High five!
Tipp 1: Erstmal lächeln
… und freundlich winken (würden jetzt die Madagaskar-Pinguine sagen …). Selbst wenn Ihnen das völlig Banane vorkommt. Signalisieren Sie von Anfang an, dass Sie in Frieden und guter Laune kommen. Es hilft, und zwar bei jeder Begegnung zwischen Eltern und Lehrern in der Schule, auch wenn es einmal nichts zum Lächeln gibt. Trotzdem!
Tipp 2: Kennenlernen, richtig kennenlernen
Geben Sie sich etwas Mühe, den Menschen zu verstehen, der da mit Ihrem Kind nahezu tagtäglich zu tun hat. Was mag er oder sie gern? Worüber spricht er oder sie mit Begeisterung? Finden Sie es heraus – allerdings zum richtigen Zeitpunkt: Morgens kurz vorm Schulstart ist es nicht so gut, dieser Recherche nachzugehen und die gute Frau oder den guten Mann aufzuhalten.
Bessere Gelegenheiten sind Schulfeste und andere, lockere Zusammenkünfte. Übrigens, nicht alle Lehrer machen gern Hausbesuche – aber diejenigen, die meine Einladungen mal angenommen haben, wurden zu richtigen Vertrauenspersonen.
Tipp 3: Etwas nett finden, auch wenn Sie nicht alles nett finden
Nicht mit jedem Lehrer findet man als Eltern eine gemeinsame Wellenlänge. Mir hat es immer geholfen, etwas Liebenswertes an jedem Menschen zu finden. So auch an den Lehrern meines Kindes: Eine bestimmte Art, Dinge auszudrücken, ein sympathischer Blick … meistens konnte mir meine Tochter immer etwas Nettes mitgeben!
Tipp 4: Fragen, nicht ansagen
Klar, Sie kennen Ihr Kind am besten, und würden allen Lehrern am liebsten eine minutiöse Gebrauchsanweisung mitgeben, wie Sie mit dem höchstbegabtesten, liebsten, kleinen Menschen der Welt umzugehen haben – damit es ihm immer gutgeht und er ideal gefördert wird. Sehen Sie es endlich ein, dass der höchstbegabteste, liebste, kleine Mensch der Welt möglicherweise ganz andere Umgangweisen und Vorlieben in der Schule hat, als Sie zu Hause beobachten können. Fragen Sie den Lehrer danach!
Und übrigens, wenn Sie davon nicht ganz überrascht werden wollen, fragen Sie erstmal den emphatischsten, kleinen Menschen Ihrer Welt: “Was glaubst du, wird mir dein Lehrer über dich erzählen, wenn ich ihn danach frage?” Kinder haben da meistens eine gesunde Einschätzung, die sie möglicherweise aber nur nach Herausgabe des Lieblingseises so richtig darlegen würden.
Tipp 5: Mal was für die Klasse organisieren
Lehrer freuen sich, wenn sie Unterstützung von Eltern bekommen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass nicht jedes Elternteil (zum Beispiel ich!) für Aufgaben wie Elternsprecher oder Kassenwart gemacht ist.
Trotzdem habe ich immer geschaut, dass ich wenigstens einmal im Schulhalbjahr etwas punktuell und fokussiert eingebracht habe, was ich wirklich gut kann – idealerweise nur an einem Tag. Ich war immer ein guter Networker und habe mich deshalb zum Beispiel für das Sponsoring eingesetzt – einmal zum Adventstee oder Weihnachtskonzert, einmal zum Sommerfest. Das hat mir gute Sympathiepunkte bei den Lehrern eingebracht. Und war deutlich cooler als das Elternsprecherdasein.
Das wären meine Tipps für den Aufbau einer guten Beziehung zwischen Eltern und Lehrern – ohne Vollständigkeitsanspruch. Wenn Sie allerdings noch zusätzliche Anregungen haben, freue ich mich sehr über Kommentare hier unten.
Über Béa Beste
Bildungsunternehmerin Béa Beste ist Bildungsunternehmerin und Mutter einer großen Tochter, die sich schon im Studium befindet. Im Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin plädierte Béa Beste als Expertin im Bereich „Wie wollen wir lernen?“ für eine Lernkultur der Potenzialentfaltung und mehr Heiterkeit in der Bildung. Béa gründete 2006 die bilingualen Phorms Schulen. Nach sechs Jahren als CEO ging sie 2011 auf Bildungsexpedition durch Indien, Australien, Indonesien und die USA. Inspiriert von internationalen Bildungsinnovationen entwickelte sie das Playducation Konzept: Was wäre, wenn sich Lernen wie Spielen anfühlt? Leider setzte sich das Produkt, die monatliche Tollabox mit Materialien und Ideen für Familien mit Kindern ab drei Jahren, nicht am Markt durch, sodass Béa derzeit neue Ideen entwickelt, um das Konzept digital umzusetzen. Sie führt den Kreativ-Blog der Tollabox als ‘Tollabea’ weiter.
Webseite: www.tollabea.de
Facebook: facebook.com/tollabea
Twitter: @TOLLABEA | twitter.com/TOLLABEA
Die Kolumne “Die Elternflüsterer”
Im Wechsel flüstern der Journalist Christian Füller und Bildungsunternehmerin Béa Beste den Eltern Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens ins Ohr.
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