Nix Süßes und nichts Saures – Die ultimativen Tipps für ein ruhiges Halloween
Katharina Looks
Mit unseren Tipps wird es ein ruhiges Halloween.
Halloween steht vor der Tür. Doch nicht alle Menschen freuen sich über das Fest der grinsenden Kürbisköpfe. Sie auch nicht? Mit den Tipps von Kolumnist Christian Hanne halten Sie sich die marodierenden Kinderhorden vom Leib.
Nur noch wenige Tage, dann steht es wieder vor der Tür: Halloween. Kinder und Jugendliche lieben Halloween, denn sie können sich verkleiden, dürfen im Dunklen um die Häuser ziehen und heimsen obendrein einen Haufen Schokolade ein. Und die Süßigkeiten produzierende Industrie reibt sich die Hände, hat sie es doch geschafft, neben Ostern und Weihnachten ein weiters Fest zu etablieren, bei dem sich Kinder mit Süßkram vollstopfen und durch den Zuckerüberschuss so aufgedreht sind, dass sie Ihre Eltern in den Wahnsinn treiben. Entsprechend sind die Läden seit Wochen mit semi-gruseligen Halloween-Devotionalien dekoriert und das Internet ist mit Artikeln rund um Halloween geflutet (“Fünf Ausflugtipps zum Fürchten”, “Die sieben besten Party-Spiele: Spaß und Grusel garantiert“, “Zehn schaurig schöne Leckereien”).
Aber wer hat Tipps für diejenigen, die es beim Gedanken an distanzgeminderte Kinder schaudert, die einfach bei fremden Leuten Sturm klingeln und mit einem unverschämt geblökten „Süßes oder Saures“ Schutzgeld in Form von Schokolade und Bonbons erpressen wollen? Ich! Mit den folgenden Ratschlägen garantiere ich Ihnen, dass Halloween für Sie dieses Jahr so geruhsam wird wie ein Aufenthalt in einem tibetanischen Schweigekloster.
Ihr oberstes Ziel an Halloween besteht darin, jegliche Kinder – ja noch besser alle Menschen – von Ihrem Haus fernzuhalten. Nur so können Sie es vermeiden, dass Ihre Tür von Skeletten, Zombies und Vampiren belagert wird und Sie diese erst wieder loswerden, indem Sie deren Lebendgewicht in Schokolade aufwiegen.
Vermieten Sie daher Ihren Garten am 31. Oktober an den Hundeverein “Beißende Bestien e.V.”, und sorgen Sie dafür, dass sich ein paar possierliche Pit Bulls, putzige Rottweiler und knuddelige Mastiffs auf dem Gelände mal so richtig fernab jeglichen Leinenzwangs austoben können. Vergewissern Sie sich, dass die Tiere darauf abgerichtet sind, alles zu zerfleischen, was sich bewegt. Vorzugsweise sollten die beißwütigen Tölen erfolgreich an internationalen Hundekämpfen teilgenommen haben. Mithilfe der blutrünstigen Köter wird Ihr Garten an Halloween eine No-Go-Area für marodierende Kinderbanden sein.
Sie sollten sich bei der Sicherung Ihrer Wohnung aber nicht alleine auf die abschreckende Wirkung der Kampfhunde verlassen. Sicherlich kennen Sie die Indiana-Jones-Filme, in denen der peitschenschwingende Archäologe auf der Suche nach irgendeinem Amulett, dem Heiligen Gral oder der Bundeslade durch verschiedene Grabstätten, Tempel oder Verließe irrt, wobei ihm diverse todbringende Fallen das Leben schwermachen. Und genau so soll es Kindern ergehen, die sich an Halloween auf Ihr Grundstück wagen.
Lassen Sie sich von George Lucas und Steven Spielberg inspirieren und verwandeln Sie Ihren Vorgarten in den ‘Tempel des Todes’. Spannen Sie Stolperdrähte, die Armbrüste mit giftigen Pfeilen auslösen, bereiten Sie getarnte Gruben vor, die Sie mit Königkobras auffüllen, und präparieren Sie den Gehweg zu Ihrem Haus, so dass ein Tritt auf jede zweite Platte eine mittelschwere Explosion verursacht. Abschließend setzen Sie die Türklingel unter Strom, so dass der Klingelnde mit einem 220-Volt-Schlag in ein knuspriges Grillhähnchen verwandelt wird. All diese Maßnahmen sollten dafür sorgen, dass sich verkleidete Quälgeister von Ihnen fernhalten und Sie am 31. Oktober einen ruhigen Abend verbringen können.
Als weitere Abschreckungsmaßnahme errichten Sie im Eingangsbereich eine Duft-Barriere, die so stark ist, dass sich niemand ohne Atemschutzgerät an die Türklingel traut. Dazu besorgen Sie sich eigentlich bestenfalls bereits Ende August fünf bis sechs große Kürbisse, die Sie aushöhlen. Gehen Sie dabei möglichst nachlässig vor, so dass große Stücke Fruchtfleisch in dem Kürbis verbleiben, die dann mit der Zeit fröhlich vor sich hingammeln. Auch jetzt können Sie diesen Rat noch in die Tat umsetzen, indem Sie die Kürbisse in ein gut geheiztes Zimmer verfrachten und den Verwesungsprozess befeuern. Die hohlen Kürbisse füllen Sie mit diversen streng riechenden Gegenständen. Limburger Käse, mehrfach benutzte Sportsocken, volle Windeln, der Biomüll der letzten vier Wochen, Kölnisch Wasser aus dem großmütterlichen Nachlass. Frei nach dem Motto “Alles geht und muss” sind Ihrer Phantasie dabei keine Grenzen gesetzt.
Zum Schluss stecken Sie noch ein paar Duftkerzen mit unterschiedlichen Aromen (“Lime Basilikum Mandarine”, “Passionsblume Vanille” in Kombination mit “Orange Zedernholz Nelke”) in die Muff-Kürbisse. Nun haben Sie den optimalen Mief-Wall, denn in ihrem Eingangsbereich wird es wie in einer esoterischen Aromatherapie-Bude stinken. Und da will ja auch niemand reingehen.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein paar kindliche Störenfriede die Kampfunde, die Stolperfallen und den Muff-Wall überwunden haben, engagieren Sie einige finstere Gesellen mit reichlich Berufserfahrung im Rotlicht- und Rockermilieu, um Ihre Tür zu bewachen. Seien Sie beim Auswahlprozess sehr sorgfältig, denn diese Männer sind die letzte Bastion zwischen Ihnen und den süßigkeitsgeilen Nervbratzen. Kontrollieren Sie daher penibel die polizeilichen Führungszeugnisse Ihrer potenziellen Türsteher. Nur wenn diese mindestens fünf Vorstrafen wegen schwerer Körperverletzung vorzuweisen haben, sind sie für den Job ausreichend qualifiziert.
Achten Sie außerdem darauf, dass die Torwächter Kinder hassen. Und zwar ausnahmslos alle. Schließlich möchten Sie unter keinen Umständen, dass so ein vierschrötiger Geselle, der den Auftrag hat, unerwünschte Besucher in der Luft zu zerreißen, beim Anblick eines niedlichen kleinen Gespenstes weich wird und ihm Zutritt zu Ihrer Wohnung gewährt.
Jeder Laien-Ökonom weiß, dass das Angebot die Nachfrage regelt. Wenn also alles nichts hilft, müssen Ihre Halloween-Süßigkeiten so unattraktiv sein, dass sich bei den Kindern in der Nachbarschaft herumspricht, bei Ihnen gibt es nichts Leckeres zu holen. Halten Sie beispielsweise Schokolade vor, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits so weit überschritten ist, dass selbst Maden und Kakerlaken einen weiten Bogen um sie machen. Zugegebenermaßen ist es aber nicht ganz einfach, an vergammelte Schokolade zu kommen. Zumindest bei uns in der Familie ist das Phänomen abgelaufener Süßigkeiten noch nie aufgetreten.
Eine abschreckende Wirkung können Sie auch erzielen, indem Sie den bettelnden Gören Obst anbieten. Äpfel, Birnen, Mangos, Kiwis. Hauptsache viele Vitamine, denn darauf reagieren Kinder wie Vampire auf Knoblauch. Alternativ können Sie auch Rosenkohl mit flüssiger Schokolade überziehen und dann in güldenes Ferrero-Rocher-Papier einwickeln. So haben Sie nicht nur eine eklige Süßigkeit, sondern Sie können außerdem Ferrero Rocher bis zum Abwinken futtern. Besser geht’s nicht.
Wenn das für Sie alles noch nicht weit genug geht, können Sie ungebetenen Halloween-Besuch durch eine möglichst furchteinflößende Verkleidung vertreiben. Und nein, dazu reicht es nicht, eine Foto-Maske Ihrer Schwiegermutter zu tragen, sondern Sie müssen schon etwas kreativer werden. Lassen Sie sich beispielsweise von den Visagisten und Kostümausstattern von ‘The Walking Dead’ in einen waschechten Zombie verwandeln. Wenn Sie dann noch für einige Tage die Körperhygiene vernachlässigen, so dass Ihnen Fliegen um den Kopf schwirren, rundet das denn Gesamteindruck sehr schön ab und die kleinen Nervtröten werden Ihr Haus meiden wie Mario Barth eine niveauvolle Pointe.
Es gibt aber noch ein Kostüm, das sogar den Zombie-Aufzug toppt. Ziehen Sie sich einen schlechtsitzenden Anzug an, binden Sie sich eine zu lange rote Krawatte um, färben Sie Ihre Haare orange und setzen Sie sich eine Donald-Trump-Maske auf. Vor dem nimmt wirklich jeder Reißaus.
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Über den Autor
Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September ist sein Buch “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith” im Seitenstraßenverlag erschienen. In zwölf gar nicht mal so kurzen Kurzgeschichten sinniert er darüber, wie Schwangerschaft, Marathongeburten und nachtaktive Babys eine moderne, gleichberechtigte Partnerschaft auf die Probe stellen.
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