Bildung 4.0: Warum die Schule im digitalen Zeitalter zu einem Ort des Lernens werden muss
Katharina Looks
Auch Schulen müssen sich ändern.
Das alltägliche Leben hat sich durch die vierte Industrielle Revolution maßgeblich verändert. Schulen müssen mitziehen. scoyo-CEO Daniel Bialecki teilt in seiner Kolumne seine Vision von erfolgreichem Lernen im digitalen Zeitalter.
Seit vielen Jahren diskutiert ganz Deutschland über den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft und die Arbeitswelt. Was dabei in meinen Augen leider oftmals zu kurz kommt, sind die daraus resultierenden Konsequenzen für unser Bildungssystem. Die Ausbildung unserer Kinder muss sich zwangsläufig verändern, möchten wir sie für das digitale Zeitalter gerüstet sehen. Da hilft es wenig, über die digitale Transformation der DAX-Konzerne zu sprechen, wenn das Fundament dieser ganzen Entwicklung, unser Bildungssystem, derzeit noch auf sehr wackligen Beinen steht. Wenn wir also mit vollem Eifer über die digitale Transformation der Arbeitswelt sprechen, sollten wir dies ebenso mit voller Inbrunst für unser Bildungssystem tun.
Wissen in jeglicher Form war einst ein sehr kostbares Gut, das nur in bestimmten Institutionen zugänglich war (Bibliotheken, Universitäten, Schulen). Doch angesichts der rapide sinkenden Halbwertszeit des Wissens in einer sich immer rascher transformierenden Welt stehen wir vor einem Paradigmenwechsel: Strukturen verändern sich, Altes wird in Frage gestellt, Neues kommt dazu. Langfristig muss daher auch die Schule eine Transformation von einem Ort des Lehrens zu einem Ort des Lernens durchlaufen. Das Erarbeiten von Wissen, das derzeit noch wesentlicher Bestandteil der Schule ist, würde dann perspektivisch nicht mehr in der Schule, sondern überwiegend zu Hause stattfinden. Natürlich noch nicht in der Grundschule, aber durchaus im fortgeschrittenen Schulalter.
Eine solche Entwicklung hätte auch zur Konsequenz, dass eine andere Art von Lehrer benötigt wird. Überflüssig wird er nie werden, aber seine Funktion wird sich ändern. Ein Lehrer im fortgeschrittenen Schulalter wäre dann kein Wissensvermittler mehr im klassischen Sinne, sondern vielmehr ein Coach und Mentor. Gerade eben weil die Zeit eines allwissenden Gatekeepers vorbei ist, muss ein zukunftsorientiertes Bildungssystem der Frage nachgehen, wie man aus vorhandenem Wissen Kompetenzen aufbauen kann. Wie dieses Wissen sinnvoll im realen Alltag eingesetzt werden kann. Wissen, das sich die Schüler zu Hause selbst aneignen, sollte deshalb in der Schule unter Einbeziehung von konkreten Anwendungsbeispielen vertieft und verinnerlicht werden. Es muss auf reale Lebensbereiche übertragen werden und die Schüler somit auf das Leben vorbereiten. Der Lehrer steht den Schülern dann fortan als Coach zur Seite, erklärt, was noch nicht verstanden wurde und vertieft das, was bereits verständlich ist. Ein solcher Ansatz und Rollentausch von „Hausaufgaben“ und Stoffvermittlung ist bereits im Prinzip des Flipped Classrooms zu erkennen und findet in Deutschland auch bereits an einigen Schulen statt. Eine systematische Integration dieses Ansatzes, nicht nur an den Schulen selbst, sondern natürlich auch im Studienplan eines Lehramtsstudiums, wäre wünschenswert.
Das ist nur eine von vielen notwendigen Veränderungen, die unser Bildungssystem durchlaufen muss, um unsere Kinder auf die Welt da draußen vorzubereiten und ihnen vor allem wieder mehr Spaß am Lernen zu vermitteln. Denn immer dann, wenn der Zweck des Lernens in den Augen der SchülerInnen kein reiner Selbstzweck ist, kann Lernen große Freude bereiten. Wir brauchen deshalb eine offene, eine mutigere Bildungspolitik. Wir müssen den Status Quo unseres Bildungssystem viel öfter hinterfragen. Ein bisschen weniger Engstirnigkeit, ein bisschen mehr Startup-Spirit. Denn mit genau diesem Antrieb kommen Kinder eigentlich auf die Welt. Sie wollen lernen und Neues entdecken. Und stellen ganz, ganz viele Fragen. Das alles sind ideale Voraussetzungen für die Institution Schule.
Über den Autor
Daniel Bialecki ist seit 20 Jahren im Bereich der digitalen Wissensvermittlung tätig und beschäftigt sich seitdem damit, wie richtig gute Bildung im digitalen Zeitalter aussehen kann. Seit über 10 Jahren konzentriert sich der Dreifach-Vater speziell auf erfolgreiche Lernprozesse von Kindern im Zusammenspiel mit deren Eltern und Lehrern. Gemeinsam mit Pädagogen und renommierten Geschichtenentwicklern baute er von 2007 bis 2009 die virtuelle Lernumgebung von scoyo mit auf. Seit 2014 ist er scoyo-Geschäftsführer.
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