Was kosten… die Hobbys meiner Kinder?
Johannes Braun
Hobbys sind nicht immer ein Schnapper.
Katharina vom Blog STADT LAND MAMA verrät, wie es um die Hobbys ihrer Kinder steht, welche Aktivitäten besonders beliebt sind und welche Kosten Familien für diese lehrreichen Extras einplanen müssen.
Für meinen Sohn sind die schönsten Wochentage Mittwoch und Samstag, denn an diesen Tagen geht er ins Leichtathletik-Training. Zwei Stunden rennen, hüpfen, werfen – danach ist er komplett ausgepowert und sehr, sehr glücklich. Mit seinen sechs Jahren hat er somit schon begriffen, welche positive Wirkung Sport hat. Außerdem lernt er Durchhaltevermögen (wenn der Trainer die ganze Gruppe noch eine zweite Runde drehen lässt) und Disziplin (Zuspätkommen ist nicht und generell gilt alles, was der Trainer sagt). Dieses Hobby ist für meinen Jungen ein absoluter Segen.
Dabei hat mein Sohn eigentlich mit Fußball angefangen. Ich hatte ihn dort angemeldet, weil ich eben dachte, es sei ein guter Sport für einen aktiven, kleinen Jungen. Ein Jahr lang ist er hingegangen, zwar ohne großes Motzen, aber auch ohne große Begeisterung. Als ich ihn mal fragte, was ihn an dem Training stören würde, sagte er prompt: „Wir rennen zu wenig.“ Tatsächlich wird ihn diesem Verein viel Wert auf Technik gelegt, so dass die Kinder viele Übungen zur Ball-Geschicklichkeit machten – dafür aber weniger liefen.
Also kündigten wir den Verein und mein Sohn ging ins Leichtathletik-Training – ab der ersten Stunde war klar, dass das genau das Richtige ist.
Vereinssport liegt im Trend – laut einer Studie sind 82 Prozent aller Jungs und 62 Prozent aller Mädchen zwischen sieben und 12 Jahren in einem Sportverein angemeldet, die meisten Kinder spielen dort Fußball, auf Platz zwei kommt Turnen und Platz Drei belegt der Tennissport. Im Verein haben die Kinder die Möglichkeit, neue Freunde zu gewinnen, sich über den Sport Selbstvertrauen zu holen und vor allem nicht nur vor dem Handy oder Tablet zu sitzen. Diese zusätzliche Förderung der Kinder lassen sich Eltern etwas kosten. Laut einer Umfrage sind Mama und Papa bereit, 12 bis 16 Prozent des verfügbaren Budgets pro Haushalt in die Hobbys der Kinder zu investieren. Was heißt das konkret?
Je nach Sportart und Standort bezahlen Eltern im Sportverein zwischen 40 und 120 Euro Jahresgebühr. Natürlich gibt es auch „Ausreißer“ nach oben. Für den exklusiven „Club an der Alster“ in Hamburg zahlen Eltern pro Hockey-/Tennis-Schulkind fast 500 Euro im Jahr und einmalig eine Aufnahmegebühr von 1600 Euro. Und natürlich müssen Eltern für private Reitstunden auch tiefer in den Geldbeutel greifen als für das Leichtathletik-Gruppentraining. In den allermeisten Sportvereinen sind die Kosten aber für meisten Familien machbar, zumal es oft Geschwister-Rabatte gibt. Auch die Kosten für die Ausstattung halten sich in Grenzen – für das Fußball-Training reichen kurze Hosen und Stollenschuhe, Bälle und sonstige Übungshilfe stellt der Verein. Generell kann man sagen, dass die Vereine auf dem Land im Durchschnitt etwas günstiger sind als in der Stadt.
Möchte ein Kind lieber ein Instrument spielen, sieht das schon ganz anders aus. Zwar gibt es in Deutschland 1,3 Millionen Mitglieder in 930 Musikschulen – doch der Instrumenten-Unterricht kostet schnell mal zwischen 40 und 60 Euro im Monat. Dazu kommen die Anschaffungskosten für das Instrument (eine Blockflöte kostet etwa 20 Euro, ein Klavier gibt‘s erst ab 1000 Euro, eine E-Gitarre für 900 Euro). Deshalb wählen Familien, die aufs Budget achten müssen, für ihre Kinder auch eher den günstigeren Gruppenunterricht, als den teuren Einzelunterricht.
In bildungs- und einkommensstarken Gegenden hat man manchmal das Gefühl, die Kinder hätten vor lauter Hobbys keine Zeit mehr zum Spielen. Ich habe viele Jahre in Berlin Prenzlauer Berg gewohnt, dort gab es Angebote von Frühchinesisch bis zu englischem Singen und Kindermeditation wirklich alles. Der Wunsch, das eigene Kind so gut wie möglich zu fördern, nahm da schon manchmal absurde Ausmaße an. Wer es bodenständiger mag, hat aber auch viele Möglichkeiten: in kirchlichen Gemeinden gibt es oft die Möglichkeit, sehr günstige oder sogar kostenlose Kurse zu besuchen – dort gibt es Töpferkurse oder Theater-AGs. Ebenfalls kostenlos sind die AGs, die am Nachmittag in den Schulen angeboten werden. Von Zumba, über Handarbeiten bis zum Kochkurs können Kinder sich dort kreativ austoben.
Egal, für welches Hobby sich Kinder entscheiden – es bedeutet am Ende Abwechslung, die eigenen Interessen erkunden, stetiges Lernen, Kontakt zu anderen Kindern außerhalb der Schule – eine Bereicherung und Futter für die Entwicklung (wenn man es nicht übertreibt).
In Familien, in denen das Geld oft nicht mal für ein warmes Essen am Tag reicht, gibt es natürlich keinen Goldtopf, mit dem Eltern das Schwimm-Training der Kinder finanzieren können. Für diese Kinder führte die damalige Bundesregierung 2011 das Bildungspaket ein. Es soll Kindern aus einkommensschwachen Familien die Teilnahme an kulturellen, sportlichen und sozialen Kursen, Hobbys und Veranstaltungen ermöglichen.
Darunter fallen Mitgliedsbeiträge in Vereinen, die Gebühren von Musik- und Tanzschulen oder auch die Besuche von Museen und anderen kulturellen Einrichtungen. Die Leistungen aus dem Bildungspaket können in Form von Geld- und Sachleistungen bezogen werden, die Höhe der Leistungen beträgt jährlich maximal 120 Euro. Wenn Eltern also einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 10 Euro zu zahlen hätten, wäre der Beitrag somit über die Zahlung aus dem Bildungspaket abgegolten. Es war ein wichtiges Zeichen, dass auch die Politik begriffen hat, wie wichtig Hobbys für die Entwicklung der Kinder ist. So erhält man die Zuschüsse.
Doch wie findet man eigentlich heraus, welches Hobby das richtige für sein Kind ist? Meine Überzeugung ist: Der Spaß muss an erster Stelle stehen. Es bringt nichts, wenn ein fußballbegeisterter Vater seinen Sprössling zum Stürmerstar machen will – obwohl der viel lieber schwimmen würde. Geht ein Kind nicht gerne zu seinem Hobby, wird es das Hobby schnell blöd, langweilig oder uncool finden und aufhören wollen.
Manche Kinder sind auch 2-3 Wochen von ihrem neuen Hobby hellauf begeistert, verlieren das Interesse aber schnell wieder. Eltern dieser Spezies tun gut daran, nicht sofort die komplette „Angel-Ausrüstung“ zu kaufen, sondern erst einmal abzuwarten. Kinder müssen Dinge kennenlernen, sich ausprobieren und selbst finden – das liegt in der Natur der Sache.
Daher ist es das Beste, wenn Kinder die Möglichkeiten bekommen, eine oder mehrere Schnupperstunden zu machen (die werden sogar meistens unentgeltlich angeboten). In Musikschulen gibt es sogenannte Instrumenten-Karusselle, in denen die Kinder die verschiedenen Instrumente kennenlernen können. Auch Ferienkurse, wie sie oft von Städten und Gemeinden als Ferienprogramm angeboten werden, bieten Kindern gute Möglichkeiten, etwas Neues auszuprobieren.
Eine wichtige Frage bei der Hobbywahl ist aber auch: Wie ist das Hobby mit dem Familienalltag vereinbar? Für vollzeit-berufstätige Eltern ist es sicher kaum machbar, die Tochter dreimal die Woche 30 Kilometer bis zum nächsten Reitstall zu fahren. Und für Kinder, die sich am liebsten mit Freunden zum Spielen verabreden, sollte es eher ein Hobby sein, für das nicht viermal in der Woche trainiert werden muss.
Familien sollten sich also fragen: Gibt es vielleicht auch die Möglichkeit, Fahrgemeinschaften zu bilden oder kann das Kind in einem höheren Alter das Training/den Unterricht auch mit dem Rad erreichen? Und ganz wichtig: Bleibt dem Kind im Alltag genug Zeit fürs Nichtstun? Denn klar ist auch: Kinder brauchen Ruhezeiten, zu viele Hobbys können sie unter Druck setzen und stressen. Verhaltenstherapeutin Nina van Ackern meint dazu in einem Interview: „Es ist abhängig vom Kind und den Leistungsanforderungen, die es sonst im Alltag hat. Pauschal würde ich aber sagen, dass zwei Hobbys ausreichend sind.“
So halte ich es auch in unserer Familie. Während meine Tochter unbedingt neben ihrem Sport auch noch ein Instrument lernen wollte, will mein Sohn das nicht. Er würde lieber noch einen dritten Tag in der Woche Leichtathletik trainieren. Mein Tipp an Eltern: Schaut Eurem Kind einfach mal beim Training/Unterricht zu und beobachtet es wirklich genau. Dann kann man nämlich sehr schnell erkennen, ob das Kind das, was es da gerade tut, wirklich gerne macht. Und ob sich der finanzielle wie zeitliche Aufwand wirklich lohnt – oder in etwas anderes investiert werden könnte.
Die Autorin
Journalistin Katharina Nachtsheim ist freie Journalistin und die Stadt-Mama des Bloggerduos STADT LAND MAMA. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern (*2010,*2014 *2016) in Berlin. Katharina schreibt über das Leben mit Familie, Kindern und allem, was dazu gehört. Ihr Buch „WOW MOM: Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind“ ist seit 24.07.2019 im Handel erhältlich.
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