Aber auch Spontankäufe an der Supermarktkasse gehören zum Leben dazu und sind eine wichtige Erfahrung – denn nur so können Kinder lernen, welche Anschaffungen wieviel Geld kosten und wie lange darauf gespart werden muss. So haben sie direkt ein besseres Verständnis für den Wert von Dingen – und dass mit ihnen vorsichtig umgegangen werden muss.
Inhalt dieses Artikels: anzeigen
Wieviel Taschengeld ist eigentlich normal?
Je nach Alter, Anzahl der Kids und (leider) sogar nach Geschlecht variiert das Taschengeld in vielen Familien. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gibt eine Richtwerttabelle für die Höhe des Taschengeldes an. Demnach liegt die Vorgabe für 10-jährige Kinder (4. Klasse) bei 15,50 – 18 Euro, bei 13-jährigen schon bei 23,50-25,50 Euro im Monat.
Statista hat folgende Durchschnittswerte ermittelt:
Doch wie klappt das eigentlich bei Familien mit geringem Einkommen?
Ganz klar können Eltern mit einem sehr niedrigen Einkommen nicht so viel vom Haushaltsbudget abzweigen, wie Eltern mit gut bezahlten Berufen. Hier ist Kommunikation gefragt. Wichtig ist, mit den Kids über die Ausgaben und das Haushaltbudget zu sprechen. Wofür geben wir wieviel Geld aus? Das hilft den Kindern, ein Gefühl dafür zu bekommen, dass nicht unbegrenzt Geld da ist und dass damit überlegt umgegangen werden muss. Werden mit ihnen die Ausgaben für die Familie konkret besprochen, verstehen sie leichter, warum das Taschengeld bei ihnen nicht so üppig ausfällt, wie vielleicht beim Nachbarskind von nebenan.
Was besagt der Taschengeldparagraph?
Selbst im BGB existiert ein Paragraph zum Thema Taschengeld. Demnach dürfen sich Kinder ab 7 Jahren von ihrem Taschengeld kaufen, was sie wollen – bzw. Kaufgeschäfte in Läden ohne ihre Eltern abschließen. Dies gilt aber nur für kleinere Anschaffungen wie Süßigkeiten, Spielzeug oder Bücher – große und teure Technikgeräte dürfen nicht an Kinder verkauft werden. Der Kauf wird ungültig, wenn Eltern ihn im Voraus oder im Nachhinein verbieten.
Taschengeld aufbessern oder nicht?
Hier scheiden sich die Geister: Während einige Eltern die Hilfe der Kids im Haushalt oder Garten mit ein paar Extra-Euros belohnen, sind andere der Meinung, Hilfe im Haushalt sei selbstverständlich. Beide Positionen sind nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz ist das „Verdienen“ von Geld für die Kinder eine gute Möglichkeit, zu lernen, dass Geld nicht auf der Straße liegt, sondern erarbeitet werden muss. Hier könnte ein Kompromiss hilfreich sein: Zimmer aufräumen oder Müll raustragen als unentgeltliche, regelmäßige Aufgabe im Haushalt und dafür beim Rasen mähen oder Auto waschen ein kleiner Zuschuss für das Sparschwein. So können die Kids abwägen, ob sie das Geschäft eingehen möchten – oder nicht.
Auch der Rhythmus, in dem die Kids ihr Taschengeld bekommen, ist in vielen Familien unterschiedlich. Während die einen Eltern das Geld für einen ganzen Monat bereitstellen, bekommen andere Kinder wöchentlich Taschengeld. Es wird klar: das Thema Taschengeld wird in Familien ganz unterschiedlich angegangen.
Interview mit Lisa von Stadt Land Mama
Wir haben Dreifach-Mutter Lisa von Blog Stadt Land Mama gefragt, wie sie das mit dem Taschengeld handhabt.
Liebe Lisa, bei euch läuft das mit Taschengeld ein bisschen anders. Warum habt ihr euch dafür entschieden, euren Kids kein festes Taschengeld zu geben?
Das hat sich tatsächlich im Alltag bei uns so ergeben. Wir sind als Familie immer für pragmatische Lösungen. Wenn unsere große Tochter in die Stadt fährt, bekommt sie Geld mit, je nachdem, was sie braucht. Und wenn unsere drei Kinder mit mir zusammen etwas sehen, das sie gern hätten, bei dem ich aber denke, dass sie es nicht brauchen, dann sage ich: Okay, ihr könnt euch das kaufen, das ist aber dann vom Taschengeld. Es gibt also theoretisch Taschengeld, aber ich verwalte es sozusagen.
Gibt es bei euch eine Alternative für die Kids, sich ein bisschen Geld zu verdienen? Was für Aufgaben können da übernommen werden?
Ich habe neulich, als mal wieder ein Mathebuch fehlte, tatsächlich mal ein Kopfgeld darauf ausgesetzt, weil ich selbst nicht mehr wusste, wo ich noch suchen konnte 😉. Aber sie können sich auch selbst etwas verdienen. Sie dürfen zum Beispiel an unser eh komplett überfülltes Buchregal gehen und aussortierte Bücher verkaufen. Das Geld dafür können sie dann selbst behalten.
Taschengeld ist ja auch dafür gut, damit Kinder den Umgang mit Geld lernen. Wie geht ihr als Eltern mit Anschaffungen um, die eure Kinder gerne haben wollen?
Unterschiedlich. Unsere 14-Jährige hat Zugriff auf ihr Konto, auf das ich monatlich etwas überweise. Die beiden „Kleinen“ haben Spardosen, in denen sie Geld sammeln, dass sie von Oma zum Geburtstag bekommen oder die Reste ihres Brötchengeldes. Aber Geld ist bei uns kein Tabu und wir quatschen offen darüber, wie viel Stunden ich arbeiten muss, um Produkt X oder Y zu kaufen. Dadurch bekommen sie natürlich auch ein Gefühl für Werte. Und ich schließe nicht aus, dass wir irgendwann wieder Taschengeld einführen, wenn wir alle für reif genug dafür halten. Es fällt im Alltag bislang noch nicht so auf, weil wir auch keine sonderlich ausgeprägte Shoppingfamilie sind…
Kaufen eure Kids Sachen für die Schule selbst?
Nein. Für die Schule sind bei uns komplett die Eltern zuständig. Es sei denn, es muss der Ober-Super-Duper-Markenfüller sein, dann dürfen sie etwas dazugeben.
Letzte Frage: Wie stehen eure Kids zu eurem Umgang mit Taschengeld? Ist das okay für sie oder doch öfter mal ein Streitthema?
Natürlich erwähnen sie öfter mal, dass sie gern auch mal etwas sparen würden, um sich etwas zu kaufen. Wir hatten ja auch mal klassisches Taschengeld, da bekam jeder je nach Schulklasse etwas (1.Klasse: 1 Euro, 5. Klasse: 5 Euro). Das Geld war aber nicht wirklich sicher und öfter mal „weg“, so dass ich das dann wieder abgeschafft habe. Heute bekommen sie ja ab und an mal etwas, das sie nicht wirklich brauchen – und ich aber das Gefühl, dass sie durchschauen, dass sie sich diese Dinge mit ihrem früher doch recht übersichtliches Taschengeld gar nicht hätten leisten können. Sie fahren mit dieser Methode also im Grunde besser. Es fehlt ihnen an nichts.
Die Autorin
Louisa Eberhard kommt aus Berlin und studiert nun in Hamburg Sozialwissenschaften. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Themen Erziehung, Bildungswesen und Familienalltag.
Für meinen Sohn sind die schönsten Wochentage Mittwoch und Samstag, denn an diesen Tagen geht er ins Leichtathletik-Training. Zwei Stunden rennen, hüpfen, werfen – danach ist er komplett ausgepowert und sehr, sehr glücklich. Mit seinen sechs Jahren hat er somit schon begriffen, welche positive Wirkung Sport hat. Außerdem lernt er Durchhaltevermögen (wenn der Trainer die ganze Gruppe noch eine zweite Runde drehen lässt) und Disziplin (Zuspätkommen ist nicht und generell gilt alles, was der Trainer sagt). Dieses Hobby ist für meinen Jungen ein absoluter Segen.
Dabei hat mein Sohn eigentlich mit Fußball angefangen. Ich hatte ihn dort angemeldet, weil ich eben dachte, es sei ein guter Sport für einen aktiven, kleinen Jungen. Ein Jahr lang ist er hingegangen, zwar ohne großes Motzen, aber auch ohne große Begeisterung. Als ich ihn mal fragte, was ihn an dem Training stören würde, sagte er prompt: „Wir rennen zu wenig.“ Tatsächlich wird ihn diesem Verein viel Wert auf Technik gelegt, so dass die Kinder viele Übungen zur Ball-Geschicklichkeit machten – dafür aber weniger liefen.
Also kündigten wir den Verein und mein Sohn ging ins Leichtathletik-Training – ab der ersten Stunde war klar, dass das genau das Richtige ist.
Sport als Hobby für Kinder
Vereinssport liegt im Trend – laut einer Studie sind 82 Prozent aller Jungs und 62 Prozent aller Mädchen zwischen sieben und 12 Jahren in einem Sportverein angemeldet, die meisten Kinder spielen dort Fußball, auf Platz zwei kommt Turnen und Platz Drei belegt der Tennissport. Im Verein haben die Kinder die Möglichkeit, neue Freunde zu gewinnen, sich über den Sport Selbstvertrauen zu holen und vor allem nicht nur vor dem Handy oder Tablet zu sitzen. Diese zusätzliche Förderung der Kinder lassen sich Eltern etwas kosten. Laut einer Umfrage sind Mama und Papa bereit, 12 bis 16 Prozent des verfügbaren Budgets pro Haushalt in die Hobbys der Kinder zu investieren. Was heißt das konkret?
Je nach Sportart und Standort bezahlen Eltern im Sportverein zwischen 40 und 120 Euro Jahresgebühr. Natürlich gibt es auch „Ausreißer“ nach oben. Für den exklusiven „Club an der Alster“ in Hamburg zahlen Eltern pro Hockey-/Tennis-Schulkind fast 500 Euro im Jahr und einmalig eine Aufnahmegebühr von 1600 Euro. Und natürlich müssen Eltern für private Reitstunden auch tiefer in den Geldbeutel greifen als für das Leichtathletik-Gruppentraining. In den allermeisten Sportvereinen sind die Kosten aber für meisten Familien machbar, zumal es oft Geschwister-Rabatte gibt. Auch die Kosten für die Ausstattung halten sich in Grenzen – für das Fußball-Training reichen kurze Hosen und Stollenschuhe, Bälle und sonstige Übungshilfe stellt der Verein. Generell kann man sagen, dass die Vereine auf dem Land im Durchschnitt etwas günstiger sind als in der Stadt.
Musik als Hobby für Kinder
Möchte ein Kind lieber ein Instrument spielen, sieht das schon ganz anders aus. Zwar gibt es in Deutschland 1,3 Millionen Mitglieder in 930 Musikschulen – doch der Instrumenten-Unterricht kostet schnell mal zwischen 40 und 60 Euro im Monat. Dazu kommen die Anschaffungskosten für das Instrument (eine Blockflöte kostet etwa 20 Euro, ein Klavier gibt‘s erst ab 1000 Euro, eine E-Gitarre für 900 Euro). Deshalb wählen Familien, die aufs Budget achten müssen, für ihre Kinder auch eher den günstigeren Gruppenunterricht, als den teuren Einzelunterricht.
Ausgefallene Hobbys für Kinder
In bildungs- und einkommensstarken Gegenden hat man manchmal das Gefühl, die Kinder hätten vor lauter Hobbys keine Zeit mehr zum Spielen. Ich habe viele Jahre in Berlin Prenzlauer Berg gewohnt, dort gab es Angebote von Frühchinesisch bis zu englischem Singen und Kindermeditation wirklich alles. Der Wunsch, das eigene Kind so gut wie möglich zu fördern, nahm da schon manchmal absurde Ausmaße an. Wer es bodenständiger mag, hat aber auch viele Möglichkeiten: in kirchlichen Gemeinden gibt es oft die Möglichkeit, sehr günstige oder sogar kostenlose Kurse zu besuchen – dort gibt es Töpferkurse oder Theater-AGs. Ebenfalls kostenlos sind die AGs, die am Nachmittag in den Schulen angeboten werden. Von Zumba, über Handarbeiten bis zum Kochkurs können Kinder sich dort kreativ austoben.
Egal, für welches Hobby sich Kinder entscheiden – es bedeutet am Ende Abwechslung, die eigenen Interessen erkunden, stetiges Lernen, Kontakt zu anderen Kindern außerhalb der Schule – eine Bereicherung und Futter für die Entwicklung (wenn man es nicht übertreibt).
Wie finanziere ich die Hobbys meines Kindes?
In Familien, in denen das Geld oft nicht mal für ein warmes Essen am Tag reicht, gibt es natürlich keinen Goldtopf, mit dem Eltern das Schwimm-Training der Kinder finanzieren können. Für diese Kinder führte die damalige Bundesregierung 2011 das Bildungspaket ein. Es soll Kindern aus einkommensschwachen Familien die Teilnahme an kulturellen, sportlichen und sozialen Kursen, Hobbys und Veranstaltungen ermöglichen.
Darunter fallen Mitgliedsbeiträge in Vereinen, die Gebühren von Musik- und Tanzschulen oder auch die Besuche von Museen und anderen kulturellen Einrichtungen. Die Leistungen aus dem Bildungspaket können in Form von Geld- und Sachleistungen bezogen werden, die Höhe der Leistungen beträgt jährlich maximal 120 Euro. Wenn Eltern also einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 10 Euro zu zahlen hätten, wäre der Beitrag somit über die Zahlung aus dem Bildungspaket abgegolten. Es war ein wichtiges Zeichen, dass auch die Politik begriffen hat, wie wichtig Hobbys für die Entwicklung der Kinder ist. So erhält man die Zuschüsse.
Welches Hobby für mein Kind?
Doch wie findet man eigentlich heraus, welches Hobby das richtige für sein Kind ist? Meine Überzeugung ist: Der Spaß muss an erster Stelle stehen. Es bringt nichts, wenn ein fußballbegeisterter Vater seinen Sprössling zum Stürmerstar machen will – obwohl der viel lieber schwimmen würde. Geht ein Kind nicht gerne zu seinem Hobby, wird es das Hobby schnell blöd, langweilig oder uncool finden und aufhören wollen.
Manche Kinder sind auch 2-3 Wochen von ihrem neuen Hobby hellauf begeistert, verlieren das Interesse aber schnell wieder. Eltern dieser Spezies tun gut daran, nicht sofort die komplette „Angel-Ausrüstung“ zu kaufen, sondern erst einmal abzuwarten. Kinder müssen Dinge kennenlernen, sich ausprobieren und selbst finden – das liegt in der Natur der Sache.
Daher ist es das Beste, wenn Kinder die Möglichkeiten bekommen, eine oder mehrere Schnupperstunden zu machen (die werden sogar meistens unentgeltlich angeboten). In Musikschulen gibt es sogenannte Instrumenten-Karusselle, in denen die Kinder die verschiedenen Instrumente kennenlernen können. Auch Ferienkurse, wie sie oft von Städten und Gemeinden als Ferienprogramm angeboten werden, bieten Kindern gute Möglichkeiten, etwas Neues auszuprobieren.
Wie viele Hobbys sind sinnvoll?
Eine wichtige Frage bei der Hobbywahl ist aber auch: Wie ist das Hobby mit dem Familienalltag vereinbar? Für vollzeit-berufstätige Eltern ist es sicher kaum machbar, die Tochter dreimal die Woche 30 Kilometer bis zum nächsten Reitstall zu fahren. Und für Kinder, die sich am liebsten mit Freunden zum Spielen verabreden, sollte es eher ein Hobby sein, für das nicht viermal in der Woche trainiert werden muss.
Familien sollten sich also fragen: Gibt es vielleicht auch die Möglichkeit, Fahrgemeinschaften zu bilden oder kann das Kind in einem höheren Alter das Training/den Unterricht auch mit dem Rad erreichen? Und ganz wichtig: Bleibt dem Kind im Alltag genug Zeit fürs Nichtstun? Denn klar ist auch: Kinder brauchen Ruhezeiten, zu viele Hobbys können sie unter Druck setzen und stressen. Verhaltenstherapeutin Nina van Ackern meint dazu in einem Interview: „Es ist abhängig vom Kind und den Leistungsanforderungen, die es sonst im Alltag hat. Pauschal würde ich aber sagen, dass zwei Hobbys ausreichend sind.“
So halte ich es auch in unserer Familie. Während meine Tochter unbedingt neben ihrem Sport auch noch ein Instrument lernen wollte, will mein Sohn das nicht. Er würde lieber noch einen dritten Tag in der Woche Leichtathletik trainieren. Mein Tipp an Eltern: Schaut Eurem Kind einfach mal beim Training/Unterricht zu und beobachtet es wirklich genau. Dann kann man nämlich sehr schnell erkennen, ob das Kind das, was es da gerade tut, wirklich gerne macht. Und ob sich der finanzielle wie zeitliche Aufwand wirklich lohnt – oder in etwas anderes investiert werden könnte.
Die Autorin
Journalistin
© Katharina Nachtsheim
Katharina Nachtsheim ist freie Journalistin und die Stadt-Mama des Bloggerduos STADT LAND MAMA. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern (*2010,*2014 *2016) in Berlin. Katharina schreibt über das Leben mit Familie, Kindern und allem, was dazu gehört. Ihr Buch „WOW MOM: Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind“ ist seit 24.07.2019 im Handel erhältlich.
Wenn Sie darüber nachdenken, welche Phase mit Ihren Kindern die anstrengendste ist oder war, fallen Ihnen wahrscheinlich Zahnen, Trotzalter und Pubertät ein. Zweifellos sind dies Jahre, die uns Eltern viel Kraft und Nerven kosten und die Haare ergrauen – oder ausfallen – lassen. Aber es gibt eine viel schlimmere Phase und gegen die erscheinen durchwachte Zahn-Nächte, Tobsuchtsanfälle im Supermarkt oder Diskussionen mit patzigen Teenagern wie ein gemütlicher Spaziergang an einem lauen Sommerabend. Sie beginnt, wenn Ihr Kind mit ungefähr fünf Jahren vor Ihnen steht und das erste Mal die unheilvolle Frage stellt: „Soll ich dir einen Witz erzählen?“ Dann ist es in die Kinderwitze-Phase eingetreten!!!
Möglicherweise ist Ihr Kind noch nicht im sprechfähigen Alter, und Sie denken jetzt, dass es doch ganz niedlich ist, wenn Ihr süßer Fratz irgendwann mal einen Witz zum Besten gibt. Lassen Sie mich Ihnen versichern: Nein, ist es nicht. Überhaupt nicht! Tritt Ihr Kind in die Kinderwitze-Phase ein, wird es für die nächsten sechs bis acht Jahre von einem Dämon besessen sein, dessen Ziel einzig und alleine darin besteht, Sie durch das Erzählen von Witzen qualvoll zur Strecke zu bringen. Kinderwitze sind nämlich unerträglich lang, sind nicht lustig und Kinder sind Meister darin, Pointen zu versemmeln.
Alles hat ein Ende, nur der Witz hat keins
Witze zeichnen sich für gewöhnlich dadurch aus, dass sie relativ kurz sind und eine prägnante Pointe haben.
Sagt der Arzt zur Frau des Patienten: „Ihr Mann gefällt mir gar nicht.“ Sagt die Frau: „Mir auch nicht, aber die Kinder hängen an ihm.“
Das ist auf den Punkt, halbwegs lustig, sie können darüber lachen (oder auch nicht) und dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Zum Glück.
Bei Kinderwitzen ist das anders. Es gibt ein Orgelstück mit dem Titel ORGAN², das seit 2001 in der Sankt-Burchardi-Kirche in Halle aufgeführt wird und dessen Gesamtlänge auf 639 Jahre angelegt ist. Das ist in etwa die Zeitspanne, die ein durchschnittlicher Kinderwitz dauert. Hat Ihr Kind mit einem Witz angefangen, können Sie getrost alle Termine für die nächsten Wochen, Monate und Jahre absagen.
Witz komm raus, du bist umzingelt
Kinderwitze sind aber nicht nur unerträglich lang, sondern meistens auch vollkommen unwitzig. Selbst wenn Sie 134 Jahre alt werden und das Ende eines Kinderwitzes erleben, werden Sie nichts zu lachen haben, denn wahrscheinlich gibt es überhaupt keine Pointe.
Schlimmstenfalls sehen sie am Ende eines Kinderwitzes so aus
© Fotolia
„Angeklagter, warum haben Sie das Auto gestohlen?“
„Ich musste ganz schnell zur Arbeit.“
„Da hätten Sie doch den Bus nehmen können.“
Sie denken jetzt möglicherweise angestrengt darüber nach, was daran lustig sein soll. Viel Glück! (Sollten Sie es herausfinden, freue ich mich über eine E-Mail an rofl-lol@familienbetrieb.info.)
Knapp vorbei ist auch daneben
In den äußerst seltenen Fällen, dass ein Kinderwitz doch eine Pointe hat, können Sie allerdings davon ausgehen, dass Ihr Kind sie versauen wird. Kinder sind nämlich die schlechtesten Witzerzähler der Welt. Sie sagen ungefähr eine Trillionen Mal „und dann“ („und dann ist die Oma ausgerutscht, und dann hat sie zu Fritzchen gesagt, „Hilf mir mal hoch.“ und dann hat Fritzchen gesagt …“) und außerdem verwechseln sie andauernd etwas („Der Mann sagt zur Frau, nee, zum Mann, nee, der Arzt sagt das, ach nee, der Briefträger …“). Und allerspätestens bei der Pointe bringen Kinder immer irgendetwas durcheinander.
Treffen sich zwei Fische im Wasser. Sagt der eine: „Guten Tag!“ „Wo?“
Für Kinder zwischen fünf und dreizehn gibt es nichts Großartigeres, als Witze zu erzählen, für Eltern nichts Qualvolleres, als sich diese anzuhören. Was können Sie also tun, um der Kinderwitzehölle zu entkommen? Dafür verrate ich Ihnen ein paar nicht ganz einfache, aber dafür recht effektive Tricks, wie Sie dieses Schicksal abwenden können.
Schaffen Sie eine witzefreie Zone!
Ein Kind, das keine Witze kennt, kann auch keine erzählen. Am besten sollte Ihr Kind also überhaupt nie in Kontakt mit Witzen kommen. Schenken Sie Ihrem Kind daher nie, aber auch wirklich niemals, ein Witzebuch. (Bekommt Ihr Kind von Verwandten, Freunden oder Bekannten ein Witzebuch geschenkt, brechen Sie den Kontakt zu diesen Menschen unverzüglich ab. Es handelt sich wahrscheinlich um sadistische Soziopathen, mit denen Sie nichts zu tun haben wollen.) Nennt Ihr Kind erst einmal ein Witzebuch sein Eigen, werden Ihre kompletten Wochenende daraus bestehen, dass Ihr Kind Ihnen daraus vorlesen wird (Schlimm!) oder gar die Witze nacherzählt (Noch schlimmer!).
„Das große Buch der 1.000 Witze“ ist schon unerträglich, aber nichts im Vergleich zum Internet. Dort lauern Millionen von Witzen. Häschenwitze, Fritzchenwitze, Flachwitze, Mudder-Witze, Blondinenwitze, Tierwitze, Ostfriesenwitze, Treffen-sich-zwei-Wasauchimmer-Witze und noch viel mehr. Es ist die Hölle!
Sie sollten ihrem Kind also am besten bis zu seinem Auszug den Zugang zum Internet verwehren. Aber vor allem schaffen Sie sich niemals einen dieser digitalen Sprachassistenten an. Sonst hören Sie irgendwann im Nachbarzimmer Ihr Kind sagen: „Alexa, erzähl mir einen Witz!“ Und dann ist die Witzebüchse der Pandora unweigerlich geöffnet und dann gnade Ihnen Gott. Oder Allah, Buddha, Shiva oder welche Gottheit Sie auch immer in existenziellen Notsituationen um Hilfe anflehen.
Don’t feed the troll
Sie kennen sicherlich den Ratschlag, im Internet nicht mit Trollen zu diskutieren, weil diese sich dann animiert fühlen, immer weiter zu machen. Das Gleiche gilt für Kinderwitze. Täuschen Sie am Ende des Witzes auf keinen Fall ein enthusiastisches Lachen vor. Ihr Kind wird dies als Ermutigung missverstehen, Ihnen weitere Witze zu erzählen. Fallen ihm irgendwann keine mehr ein, wird es anfangen, eigene Witze zu erfinden. Und dann können Ihnen nicht einmal mehr Gott, Allah, Buddah oder Shiva helfen. Die haben sich nämlich schon längst aus dem Staub gemacht.
Seien Sie nie um eine Ausrede verlegen
Steht erstmal der Witzedämon vor Ihnen, verfallen Sie wahrscheinlich in eine Schockstarre und wissen nicht, wie Sie sich retten können. Legen Sie sich daher eine Reihe von Ausreden zurecht, die Sie sofort parat haben, wenn Ihr Kind auch nur das Wort „Witz“ in den Mund nimmt.
Üben Sie diese Sätze in Rollenspielen ein, damit Sie auf die Frage „Möchtest du einen Witz hören?“ mit der Reaktionsgeschwindigkeit von einer Nanosekunde antworten können: „Später, mein Schatz. Ich muss noch die Taschentücher bügeln.“ Oder „Gleich, Liebling, ich muss erst meine Briefmarkensammlung nach Farben und Gewicht sortieren.“ Oder „Jetzt ist es ungünstig, Mäuschen. Ich muss noch drei Stunden apathisch die Wand anstarren, bis ich meinen Lebenswillen wiedergefunden habe.“
Recht bald werden Sie feststellen, dass diese Ausreden auch im Alltag sehr nützlich sind. Zum Beispiel, wenn Ihnen eine Kollegin ein Gespräch aufs Ohr drücken will. Oder Ihr Partner Sex will und Sie keinen Bock haben.
Flieht, ihr Narren!
Wenn Ihr Kind mit Witzen droht und Sie Ihre Ausreden noch nicht perfekt einstudiert haben, bleibt Ihnen nur noch die Flucht. Und zwar wortwörtlich.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Auto immer genügend Sprit im Tank hat, damit Sie ohne Verzögerung den nächstgelegenen Flughafen erreichen. Darüber hinaus sollte Ihre Kreditkarte zu jeder Zeit ein ausreichendes Limit aufweisen, um damit ein Last-Minute-Ticket nach Südamerika zu erwerben. Schließlich sollten Sie jederzeit einige Tausend Peso, Real und Sol in Form von Bargeld bei sich führen, um sich die ersten Tage in Mexiko, Brasilien oder Peru durchschlagen zu können, bevor Sie sich als Tagelöhner verdingen.
Kehren Sie erst wieder nach Hause zurück, wenn Ihre Kinder selbst Kinder haben. Dann ist die Gefahr der Kinderwitzehölle für Sie gebannt. Außer Ihr Kind wird der nächste Fips Asmussen. Dann sollten Sie sich Zeit Ihres Lebens auf Weltreise begeben. Oder sich eine neue Identität zulegen.
Seien Sie sich selbst die Nächste
Möglicherweise fehlen Ihnen die finanziellen und logistischen Mittel für eine Flucht nach Südamerika. Dann bleibt Ihnen nur ein Ausweg, um nicht einen elendigen Witzetod zu erleiden. Lässt es sich wirklich gar nicht vermeiden, dass Ihr Kind einen Witz erzählt, dann werfen Sie ihm irgendjemand anderen zum Fraß vor.
„Erzähl‘ doch Papa deinen Witz, der lacht so gerne.“ (Sagen Sie das allerdings nur, wenn Ihre Ehe ohnehin schon unwiderruflich zerrüttet ist.)
„Ruf‘ mal Oma an. Die freut sich bestimmt.“ (Damit haben Sie sich dann allerdings auch selbst enterbt.)
„Klingel‘bei Herrn Balder von nebenan. Der kennt den sicherlich noch nicht.“ (Anschließend organisieren Sie dann Ihren sofortigen Umzug, denn Ihnen besteht ein Nachbarschaftskrieg Deluxe bevor!)
Jemand anderen dem Witzedämon zu opfern, ist zugegebenermaßen nicht besonders ehrenhaft und moralisch äußerst verwerflich. Aber der sich nie irrende Volksmund sagt nicht umsonst: „Im Krieg, in der Liebe und bei Kinderwitzen ist alles erlaubt!“
Um Ihnen zum Abschluss noch etwas Tröstliches mitzugeben: Irgendwann ist Ihr Nachwuchs der Kinderwitze-Phase entwachsen. Wenn Sie etwas Glück haben, erzählt Ihr Kind dann richtig gute Witze.
Wer ist der Gott der Vegetarier?
Quelle: Der Große von Andrea Harmonika
scoyo kostenlos testen:
Über den Autor
Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Am 13. März ist sein neues Buch „Hilfe, ich werde Papa. Überlebenstipps für werdende Väter“ bei arsEdition erschienen.
Im Netz
Ups, war es nicht gerade gestern, dass das Schuljahr angefangen hat? Ging es nicht los mit Schwung und guten Vorhaben – bei Kindern und Eltern? Und jetzt stehen wir mit den Halbjahreszeugnissen da. Heiter bis wolkig. Manchmal auch in einem Sturm von Gefühlen. Was braucht unser Kind jetzt? Was tut ihm gut?
Was machst du mit uns, Halbjahreszeugnis?
Auf jeden Fall ist der Tag der Zeugnisvergabe meist von starken Emotionen geprägt. Also: Einige Kinder grinsen über beide Ohren, einige schimpfen, einige weinen, einige sind enttäuscht, desillusioniert, nervös, erleichtert oder fühlen sich wie der King… und natürlich nehmen sich einige vor, dass alles anders wird. In uns Eltern gehen derweil oft ganz andere Dinge vor und durch den Kopf. Wir haben unseren eigenen Erfahrungsschatz, Werte- und Erwartungskanon. Da treffen manchmal ganz unterschiedliche Gefühlswelten aufeinander, wenn wir plötzlich vor unserem Zeugniskind stehen.
Eine Patentlösung für die perfekte Reaktion gibt es nicht – in jedem individuellen Reaktionsmuster steckt Konfliktpotenzial. Emotionale-Intelligenz-Frage an uns Eltern: Wie und wo hole ich mein Kind gefühlstechnisch am besten ab, um seine Lernmotivation aufrecht zu erhalten oder gar noch etwas mehr heraus zu kitzeln?
Mein Tipp: Nehmt euch Zeit und Ruhe und versucht, dem Kind wirklich zuzuhören und es mit all seinen Gefühlen zu verstehen!
In welcher Stimmung kommt mein Kind nach Hause? Ist Party angesagt, Muffeligkeit bis Antihaltung, ratloses Kopfkratzen, die blanke Wut oder wartet da gar schon ein Meer an Tränen am Lidrand auf seinen Durchbruch? Was bewegt mein Kind just in diesem Moment? Welche Bedeutung haben Lernen und Leistung in seinem Köpfchen und Herzen? Kann es sein, dass es sogar betrübt ist über eine 2? Oder total happy mit einer 4? Was braucht es, um sich gut zu entwickeln? Was braucht ihr als Familienteam, um die Erfahrungen in der Schule zu wertvollem und positivem Ansporn zu machen?
Schafft eine Atmosphäre der Zugewandtheit. Schaut, womit euer Kind (neben dem Zeugnispapier) nach Hause kommt: Sind es gute Gefühle oder schlechte Gefühle?
Habt ihr die Gemütslage analysiert, könnt ihr – falls passend – auch mal kreativ reagieren. Zum Beispiel mit den Bastelbögen „Happy Halbjahreszeugnis“ für gute Laune und „Näääh Halbjahreszeugnis“ für schlechte Laune.
Manchmal möchte man allerdings etwas tiefer in die Psychologie seines Kindes einsteigen. Dafür ist ein Perspektiv-Wechsel super:
1. Schule tickt jetzt anders
„Als ich zur Schule ging…“ und „Als ich so alt war wie du…“ liegt euch auf der Zunge? Lasst es. Macht überhaupt keinen Sinn. Als ihr so alt wart wie eure Kinder, also vor ungefähr so 20-40 Jahren, war die Welt anders. Die Welt, in der eure Kinder in 10-30 Jahren arbeiten und bestehen werden, wird sich noch rasanter entwickeln… Trainiert die heutige Schule wirklich die Fähigkeiten, die sie später brauchen? Sind die Noten, die euer Kind schreibt, wirklich so dermaßen aussagefähig? Oder kann es sein, dass in Zukunft andere Dinge wichtigere Rollen spielen?
2. Skills und Interessen toppen Noten
Nicht nur als Schulgründerin, sondern auch Management Beraterin kann ich euch versichern, dass immer mehr Top-Arbeitgeber bei der Auswahl der Mitarbeitenden einen totalen Paradigmenwechsel vollziehen. Noten werden immer unbedeutender, Fähigkeiten und Interessen immer wichtiger. Jedes Mal, wenn euch die Angst einholt, dass euer Kind vielleicht schwach performt, versucht zusammen herauszufinden: Wo ist es stark? Was hat das Kind für echte Interessen, denen es begeistert nachgehen kann… Genau. Ein schönes Gesprächsthema jenseits von Zeugnis-Talk.
3. Feiert die Fehler
Zu viele Lehrer, gerade in Deutschland, sind trainiert qua Studium und Tradition (um nicht zu sagen „abgerichtet“) auf den sogenannten Defizit-Blick, sprich: Rotstiftmentalität. Fehler finden, sie fett hervorheben und sie dann AUSMERZEN. Yay!!! Insofern feiern sie die Fehler schon – aber nur für sich. Beim Kind kommt diese Freude des Fehlerfindens eher mittelfreudig an. Es liegt vielleicht an uns Eltern, uns ohne die Sorgenkeule zu schwingen mal auf die Fehler unsere Kids einzulassen und sie für das anerkennen, was sie wirklich sind: Lernversuche. Das Beste, was unser Kind angesichts seiner inneren Kraft und der gerade vorherrschenden Laune leisten konnte, und dazu etwas, was eben nicht so gut funktioniert hat. Genau: Jetzt weiß das Kind, was nicht funktioniert. Das ist ein Erkenntnisgewinn! Feiert das.
4. Schenkt Vertrauen
Im Tollabea Blog habe ich es ausführlicher beschreiben – an dieser Stelle nur eine schnelle Anregung: Nutzt eure Fantasie für etwas anderes als Sorgen. Sondern dafür, was (siehe Punkt 2) eurer Kind aus seinen Neigungen und Interessen noch alles Spannendes machen könnte. Hört auf, euch in die Spirale jetzt-eine-4-morgen-schlimmer-und-dann-verfehlt-mein-Kind-die-ganze-Laufbahn hineinzusteigern. Fangt lieber an hinzusehen und zu hören, wofür sich das Kind begeistert… Das ist letztendlich, was zählt.
Alles easy, also? Nicht ganz: Es gibt zwei Bereiche, bei denen besonders viel Feingefühl und Unterstützung gefragt sind. Hier sind es oft die leisen Töne, die Eltern einen Hinweis geben.
Haben Kinder bereits zu viele Frusterfahrungen gemacht – meistens stark beeinflusst durch das Feedback von Erwachsenen (Bezugspersonen, Lehrer, Familie, Freunde, Vorbilder etc.) – kann es sein, dass sie sich selbst nichts mehr zutrauen. Hier gilt es hinzuhorchen und die Quelle des Frustes auszumachen. Wer oder was schüchtert euer Kind so ein, dass es blockiert ist? Solltet ihr entdecken, dass ihr es (natürlich nicht mutwillig) selbst seid, wäre das der härteste Kampf. Sich selbst und seine Leistungsansprüche an das Kind zu hinterfragen lohnt sich immer wieder.
6. Mobbing
So, jetzt wird es noch ernster. Fühlt sich euer Kind eingeschüchtert und bedroht, kann es sein, dass es Angst hat, sich mitzuteilen. Hier könnte ich nur ganz still und ermunternd werden. Auf jeden Fall ist es extrem wichtig zu wissen, ob hier nicht eine enorme Belastung für euer Kind schlummert… Und wenn ihr da einen Anfang gefunden habt, gilt es, entschieden dagegen vorzugehen. Und eurem Kind bedingungslose Liebe und Schutz zu gewähren.
Seid ihr bereit, aus dem Halbjahreszeugnis einen Ansporn für die nächste Halbzeit zu machen? Dann seid ihr jetzt dran! Viel Freude und viel Erfolg!
Die beliebtesten Kolumnen von Béa:
Über Béa Beste
Bildungsunternehmerin
© Béa Beste
Béa Beste ist Bildungsunternehmerin und Mutter einer großen Tochter, die sich schon im Studium befindet. Im Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin plädierte Béa Beste als Expertin im Bereich „Wie wollen wir lernen?“ für eine Lernkultur der Potenzialentfaltung und mehr Heiterkeit in der Bildung. Béa gründete 2006 die bilingualen Phorms Schulen. Nach sechs Jahren als CEO ging sie 2011 auf Bildungsexpedition durch Indien, Australien, Indonesien und die USA. Inspiriert von internationalen Bildungsinnovationen entwickelte sie das Playducation Konzept: Was wäre, wenn sich Lernen wie Spielen anfühlt? Leider setzte sich das Produkt, die monatliche Tollabox mit Materialien und Ideen für Familien mit Kindern ab drei Jahren, nicht am Markt durch, sodass Béa derzeit neue Ideen entwickelt, um das Konzept digital umzusetzen. Sie führt den Kreativ-Blog der Tollabox als ‘Tollabea’ weiter.
Twitter: @TOLLABEA | twitter.com/TOLLABEA
was tun, wenn mein Kind nicht lernt, weil die Lehrerin nur das Schlechteste in ihm hervorbringt?
Seit ihrem ersten Tag in der Klasse (und an der Schule) hat sie wohl meinen Sohn auf dem Kieker. Wenn er eine falsche Antwort gibt, meckert sie: “Gehirn einschalten!“ Das letzte Zeugnis im Sommer war symptomatisch, denn in allen Fächern, wo er diese Lehrerin hat, hatte er “befriedigend”, sonst hatte er “gut”.
Daher war ich mit der Klassenlehrerin einig, dass eine Realschulempfehlung mit einem Durchschnitt von 3,0 angemessen wäre. Zu meiner Überraschung kam dann eine Hauptschulempfehlung ins Haus “geflattert”. Ich habe eine Mail geschickt mit der Bitte um Erklärung und einen Gesprächstermin. Die Antwort war: Das hätte die Gesamtlehrerkonferenz unter Vorsitz der Rektorin so entschieden. Einen Gesprächstermin hat sie mir bis heute nicht gegeben.
Eine solche Situation an der Grundschule ist sehr belastend für die ganze Familie, und es ist erstaunlich, finde ich, dass mein Sohn überhaupt noch bereit ist, in die Schule zu gehen.
Aber die Empfehlung ist nur ein Teil meiner Frage an Sie. Mir wäre es auch sehr wichtig meinem Sohn zu vermitteln, dass er für sich lernt und versteht, dass sein Trotz gegenüber der Lehrerin nicht in seinem Interesse ist. Nach der letzten Mathearbeit in der vergangenen Woche, mache ich mir auch langsam Gedanken um seine Versetzung.
Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort.
Unsere Expertin antwortet:
Alexandra von Plüskow, Lehrerin und Bildungskoordinatorin
©
Alexandra v. Plüskow
Sie schildern eine sehr schwierige Situation, die Ihr Sohn tagtäglich in der Schule erlebt.
Offenbar scheint es seit dem ersten Kontakt bereits einen Konflikt zwischen ihm und der Lehrkraft zu geben. Ihr Sohn berichtet von Bemerkungen ihm gegenüber, die – womöglich auch vor der ganzen Lerngruppe – deutlich machen, dass die Lehrkraft ihn nicht in seiner Persönlichkeit „sehen“ und auch annehmen kann. Ihr erster Schritt, nämlich das Gespräch zu suchen, ist schonmal ganz richtig. Ich möchte Ihnen im Folgenden ein paar Anregungen geben wie das aussehen kann.
Im Rahmen der „Erziehungs- und Bildungspartnerschaft“ begegnen sich Elternhaus und Schule auf Augenhöhe und kommunizieren regelmäßig und zum Wohle des Kindes über dessen Erziehung und seinen individuellen Bildungsweg, die Versetzung ist ganz klar ein entscheidender Teil hiervon. Dabei werden sowohl die Expertise der Lehrkraft im didaktisch-methodischen Bereich, aber eben auch die Kompetenz der Eltern als Experten für ihr Kind respektiert. Und – sollten sich gravierende Veränderungen ergeben – wie etwa eine Abweichung von dem Besprochenen in dem Sinne, wie Sie es schildern, sollte darüber auch vorab gesprochen werden. Ein Verweis auf den Beschluss der Klassenkonferenz ist in dem Zusammenhang nicht zielführend, denn Sie als Elternteil sollten ja wissen, wenn sich schulisch etwas so verändert, dass dies gleich solche bedeutsamen Folgen nach sich zieht.
Besondere Beratungsgespräche vor der Versetzung
Ist eine Empfehlung jedoch zugestellt, so gibt es in manchen Bundesländern so genannte „besondere Beratungsgespräche.“ Dieses gilt als zusätzliche Entscheidungshilfe für Eltern hinsichtlich des Übergangs von der Grundschule in die weiterführende Schule.
In manchen Bundesländern – so etwa in Baden-Württemberg – sind solche besonderen Beratungsanfragen sogar innerhalb bestimmter Fristen zu stellen. Achtung, das kann eine sehr kurze Frist sein.
Beratungslehrkräfte sorgen für Klarheit
Tipps für ein erfolgreiches Eltern-Lehrer-Gespräch gibt es übrigens auch in unserer Checkliste Elterngespräch, die wir gemeinsam mit einem unserer Experten erstellt haben.
Aber auch hinsichtlich der Wahrnehmung Ihres Sohnes, wie die Lehrkraft ihm gegenübertritt, sollten Sie sich Unterstützung holen.
Wenden Sie sich an die Beratungslehrkraft an der Schule Ihres Sohnes. Schildern Sie ihr die Situation und bitten Sie diese um ihren Eindruck und um Unterstützung in einem möglichen Gespräch mit der Lehrkraft Ihres Kindes. Da die Versetzung für viele Eltern und Lehrer sehr wichtig ist können Sie sich auch sicher sein, dass das Thema mit der nötigen Ernsthaftigkeit angegangen wird.
Nehmen Sie zu diesem Gespräch selbst eine Person mit, die Ihnen vertraut ist, und in deren Gegenwart Sie sich wohlfühlen. Es ist nicht wichtig, dass diese Person sich direkt am Gespräch beteiligt. Diese vertraute Person kann mit Ihnen im Nachgang das Gespräch reflektieren und die eigenen Wahrnehmungen des Gesprächsverlaufes schildern. Hilfreich ist es auch, wenn diese vertraute Person sich während des Gespräches kurze Notizen zu den Inhalten und Vereinbarungen macht. Kündigen Sie an, dass diese Person an dem Gespräch ebenfalls teilnehmen wird.
Die eigene Wahrnehmung konstruktiv ausdrücken
Sprechen Sie vor dem Gespräch auch mit Ihrem Sohn und bitten Sie ihn darum, die Situation aus seiner Sicht zu schildern. Notieren Sie die Inhalte, die Sie im Gespräch vorbringen möchten, stichwortartig.
Während des Gespräches sollten Sie die Wahrnehmung Ihres Kindes und Ihre eigene Wahrnehmung möglichst sachlich und objektiv schildern. Vermeiden Sie dabei so genannte „Du-Botschaften“, sondern bleiben Sie konsequent bei Ihrer und der Wahrnehmung Ihres Kindes.
Bitten Sie die Lehrkraft um Ihre Einschätzung, nicht nur in Bezug auf die Versetzung, sondern auch auf Ihren Sohn. Fragen Sie danach, wie sich Ihr Kind im Unterricht verhält. Erfragen Sie mögliche Veränderungen in der Leistung und in der Teilnahme am Unterricht. Konnten die Lehrkräfte hinsichtlich einer solchen Entwicklung mögliche Gründe beobachten? Und zu guter Letzt – bitten Sie darum, gemeinsam Lösungswege für Ihr Kind zu entwickeln.
Stärken Sie Ihr Kind
Vor allen Dingen ist es jedoch wichtig, dass Sie Ihr Kind stärken. Sie erwähnen selbst, dass es eine große Leistung vonseiten Ihres Sohnes ist, trotz seiner Empfindungen und Sorgen jeden Tag zur Schule zu gehen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Auch kann solch eine Empfehlung, besonders wenn auch die Versetzung gefährdet ist, einem Kind alle Motivation nehmen. Ihr Sohn schlägt sich bisher also schon sehr gut! Bedeutsam ist, dass Sie mit ihm im Dialog bleiben – und auch die positiven Seiten am Schulbesuch gemeinsam betrachten. Was sind seine Stärken? Was macht er gerne in der Schule? Mit welchen Klassenkameraden und Klassenkameradinnen lernt, arbeitet und spielt er gerne? Was möchte er gerne erreichen?
Besprechen Sie mit ihm die Inhalte des Gespräches mit der Lehrkraft. Kurzum: Nehmen Sie ihn in seinen Anliegen und seinen Sorgen weiterhin so ernst, wie Sie es jetzt schon tun. Es wird ihn stärken, zu spüren, dass Sie für ihn da sind.
Auf jeden Fall sollten Sie überlegen, welche Person Sie Ihrem Sohn als neutralen Gesprächspartner oder als neutrale Gesprächspartnerin zur Seite stellen können. Kann dies in der Schule etwa die Beratungslehrkraft oder ein Sozialarbeiter bzw. eine Sozialarbeiterin sein? Haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis eine Person, die Ihrem Sohn ein neutrales, offenes Ohr leihen kann?
Zuversicht mit Blick auf die Versetzung
Es ist sehr gut, dass Sie Ihrem Sohn so intensiv zur Seite stehen. Schön ist auch, dass Sie diesem Übergang positiv entgegen schauen. Ein Neuanfang an einer neuen Schule, mit neuen Lehrkräften, neuen Mitschülerinnen und Mitschülern und – nicht zu unterschätzen – neuen Fächern wirkt häufig sehr motivierend auf Kinder. Umso wichtiger ist es, dass Sie die Motivation und die Lust auf Schule in Ihrem Sohn erhalten können. Dass er spürt, wie sehr Sie ihn unterstützen, ist hier ein ganz wichtiger Aspekt.
Unternehmen Sie in der Freizeit Dinge, für die er sich interessiert. Das können sportliche oder musikalische Aktivitäten sein – oder auch Ausflüge in Mitmach-Museen. Im Vordergrund steht hier, dass das Lernen durch das gemeinsame Erleben positiv empfunden wird.
Druck vom „System Familie“ nehmen
Und, ja, die schulischen Probleme eines Kindes – egal welcher Art – belasten immer das System Familie. Sorgen Sie auch für sich, indem Sie offen mit anderen Menschen über Ihre Situation sprechen. Bitten Sie beispielsweise die Klassenelternvertretung um ein offenes Ohr – oder eine gute Freundin. Manchmal helfen aber auch Gespräche mit neutralen Personen, die Ihren Sohn nicht kennen.
Sie können auch vorübergehend Beratungsangebote wie etwa von Erziehungsberatungsstellen (Leistung der Kinder- und Jugendhilfe) der Kommunen oder des schulpsychologischen Dienstes in Anspruch nehmen, um sich Entlastung zu schaffen und sich einen weiteren Blick sowie Tipps für den Umgang mit den Schwierigkeiten innerhalb der Familie einzuholen.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie – und vor allen Dingen Ihrem Sohn alles Gute und bin der Meinung, dass die Unterstützung, die er nun von Ihnen erfährt, das wichtigste Element ist, damit er in der neuen Schule motiviert starten kann. Um seine Versetzung sollten sie sich vor diesem Hintergrund weniger Sorgen machen.
Schule ist kein Ponyhof. Lernstress erlebt fast jedes Kind regelmäßig. Hausaufgaben und das Büffeln für anstehende Klassenarbeiten werden dann als besonders langweilig, mühsam und sehr anstrengend empfunden. Auch von den Eltern. Starke Nerven und jede Menge Geduld sind gefragt. Was tun gegen Lernfrust? Flexibel lernen. Mit spaßigen Lernspielen, die man so noch nicht kennt.
In diesem Artikel
Lernspiele im Freien steigern die Lernmotivation
Lernfrust räumlich ausklammern – raus aus dem Hamsterrad, weg vom Schreibtisch, rein in die Sonne und an die Luft. Das entspannt die Situation sofort und lockert ungemein auf: Lernspiele im Freien schenken Kindern neue Erfahrungen, weil sie das Lernen anders wahrnehmen, bewerten und es mit Spaß bringenden Aktivitäten sowie positiven Gefühlen verbinden.
Dazu kommt die spielerische und kreative Auseinandersetzung mit dem Lernstoff. Das Kind kann sich den Lernthemen besser öffnen, die Inhalte bleiben besser im Kopf. Gute Lernspiele bereichern zudem die emotionale, kognitive und soziale Welt der Kinder.
Bewegung für mehr Leistungsfähigkeit und Lernerfolg
Schon lange ist bekannt, dass sich Bewegung sehr positiv auf unsere Persönlichkeitsentwicklung und körperliche Gesundheit auswirkt. Bewegung trägt zum Stressabbau und zur Beruhigung bei, kann aber auch aktivieren. Das liegt am angekurbelten Kreislauf und an der erhöhten Sauerstoff-Zufuhr.
Jedes Gehirn freut sich über ausreichend Sauerstoff. Da sind Kinderköpfe keine Ausnahme. Wer einmal in einem langen Meeting oder in einer Doppelstunde Mathe saß, kennt den erstaunlich erfrischenden Effekt, wenn in der Pause das Fenster geöffnet wird.
Wer die Wahrnehmung und Konzentrationsfähigkeit von Kindern steigern möchte, setzt am besten auf „bewegte“ Lernspiele. Man kann quasi zusehen, wie die Kinder aufmerksamer und leistungsfähiger werden.
5 witzige Lernspiele für draußen
Lasst uns gleich das „Pflichtprogramm“ mit Spaß und Bewegung verbinden. Für eine Lernsession im Freien eignen sich besonders Aufgaben wie das Kopfrechnen, Vokabeltraining, Auswendiglernen von Begriffen oder Fakten. Hier stelle ich euch 5 verschiedene Lernspiele aus meinem Buch vor, die Kinder erfreuen und Abwechslung ins Lernen bringen.
Mit einem Stück Kreide malt Ihr auf einen Bürgersteig oder Hof einen Pfad mit 10-12 Feldern. In jedes zweite Feld schreibt Ihr die gewünschten Lerninhalte für das Kind zum Üben. Das können Rechenaufgaben, Leseübungen, Vokabeln etc. sein. Die „Activity“-Felder gestaltet Ihr mit tollen, kurzen Spielen oder Bewegungen, die das Kind ausführen muss, bevor es die Aufgaben löst.
Zum Beispiel 10 Mal Seilspringen, Froschhüpfen, Rückwärts- oder Slalom laufen, ein Ziel (Eimer) mit Wasserbomben oder Bällen treffen, Balancieren, mit Rollschuhen oder einem Skateboard zu einer bestimmten Stelle fahren…
Die Köpfe Eurer Raupen könnt Ihr mit Stiften gestalten. Jetzt treten die Raupen gegeneinander an. Das Kind beantwortet Rechenaufgaben, Vokabeln, Fragen oder liest einen kurzen Text vor. Hat es die Aufgaben richtig gelöst, darf es den hintersten Stein von der Raupe des Erwachsenen klauen und an seine Raupe dranlegen. Bei falschen Ergebnissen gibt es einen Stein seiner Raupe an den Erwachsenen ab. Ziel ist es, dass das Kind alle Steine von der gegnerischen Raupe an seine angelegt hat und nur noch der Kopf der Raupe des Erwachsenen zurückbleibt.
Tipp: Baut im Sandkasten oder am Strand kleine Hügel für den Körper Eurer Raupen anstelle der Verwendung von Steinen. Bei richtigen Aufgaben baut das Kind einen neuen Hügel an seine Raupe und darf den letzten Hügel des Erwachsenen vorsichtig zerstören.
Zuerst bastelt man aus Pappe 10 kleine Häuschen. Wenn man Rechenaufgaben oder Vokabeln üben möchte, schreibt man auf jedes Haus die Lösung einer oder mehrerer Aufgaben. Zum Lesen üben notiert Ihr die Buchstaben des Alphabets auf den Häuschen.
Anschließend hängt Ihr die Häuser mit Wäsche- klammern in sichtbarer Nähe im Garten, auf der Terrasse etc. auf. Danach schreibt Ihr auf weitere Wäscheklammern Aufgaben, die zu den Häusern passen oder Wörter, die den gleichen Anfangsbuchstaben wie eines der Häuser haben.
Ihr könnt auch kleine Zettel nehmen und diese passend zu den Häuschen beschriften. Jetzt erhält das Kind eine beschriebene Wäscheklammer, löst die Aufgabe und hängt diese an das Haus mit dem richtigen Ergebnis. Wörter auf den Klammern liest das Kind laut vor und heftet sie an das jeweilige Haus mit dem gleichen Anfangsbuchstaben. Viel Spaß!
Für ein Vokabeltraining notiert Ihr die Übersetzungen in die Felder. Wenn Ihr die Bundesländer mit ihren zugehörigen Hauptstädten lernen wollt, tragt Ihr die Hauptstädte in die Felder. Nun geht es los. Der Erwachsene stellt eine Aufgabe. Sobald das Kind die Lösung weiß, wirft oder legt es den Stein auf das entsprechende Ergebnis. Ist die Lösung richtig, hüpft das Kind los. Jedoch darf es das Feld mit dem Stein nicht bespringen.
So klappt das Hüpfen: Das Kind beginnt auf dem Startfeld und springt von Kästchen zu Kästchen zum Zielfeld. Das Feld mit dem Stein überspringt es. Sind mehrere Kästchen nebeneinander, macht das Kind einen Grätschsprung. Kinder, die es gerne etwas schwieriger wollen, hüpfen auf einem Bein von Feld zu Feld.
Zu Beginn schreibt der Erwachsene auf Papierschnipsel (Hinweise) verschiedene Aufgaben, die das Kind erledigen soll. Beispielsweise stehen auf einem Zettel Rechenaufgaben, Vokabeln, Wissensfragen oder ein kurzer Text zum Vorlesen. Danach notiert der Erwachsene auf den ersten Zettel der Schatzsuche einen Hinweis, wo das Kind nach Erledigung der Aufgaben den nächsten Zettel suchen muss, bspw.: „Jetzt startet die Schatzsuche.Den ersten Hinweis findest du am Klettergerüst.“
Nun versteckt der Erwachsene einen neuen Zettel beim Klettergerüst, der wiederum verrät, wo sich der nächste Schnipsel befindet. Anschließend beschreibt der Erwachsene auch die anderen Zettel mit Hinweisen. Weitere Ideen für Eure Hinweise: „Das hast du gut gemacht! Der nächste Zettel ist bei der Sitzbank versteckt.“, „Weiter geht es bei dem Blumenbeet. Dort musst du den nächsten Hinweis suchen.“ Auf dem letzten Schnipsel gibt der Erwachsene preis, wo sich der Schatz befindet. Ein Schatz kann ein Bonbon, Gummibärchen-Tütchen, Luftballon, Schwimmbad-Besuch, Tüte mit Wasserbomben etc. sein. Wenn der Schatz und alle Hinweise versteckt sind, erhält das Kind den ersten Zettel der Schatzsuche. Sind die Aufgaben auf den Schnipseln erledigt, folgt es Hinweis für Hinweis zum Schatz.
In diesem Artikel: anzeigen
*Dieser Artikel ist in Kooperation mit Pelikan entstanden
Malen als persönliches Ausdrucksmittel
Jedes Kind hat kreative Potenziale. Diese Talente auszuschöpfen und weiter zu fördern, ist von Vorteil: Beim kreativen Malen können Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und tief in ihre ganz eigenen (Fantasie-)Welten eintauchen. Gedanken und Erlebnisse werden so spielerisch verarbeitet und in eine visuelle Kommunikationsform umgesetzt: Bilder.
Die richtigen Worte für ihre Gefühle zu finden – das ist für viele Kinder gar nicht so leicht. Beim Malen gelingt es ihnen viel leichter. Durch Bilder erhalten Eltern Einblicke in die Gedankenwelt ihres Kindes, die der Spross verbal vielleicht nicht so eindrücklich kommuniziert hätte. Kinder fühlen sich geschätzt und verstanden, weil sie sich durch Bilder individuell in Form und Farbe ausdrücken können. Das wiederum steigert die emotionale Intelligenz und beflügelt Fantasie.
Was hat ihr Kind zuletzt gemalt? Gibt es wiederkehrende Motive? Malt es eher energetisch oder bedacht? Erforscht es gern neue Techniken oder erfindet es gar neue Genres? Mit welchen Farben drückt es sich am liebsten aus? Das erkennt man leicht an den 2-3 auffällig kurzen Stiften im Mäppchen und den Wasserfarben, die als erstes ein Loch in der Mitte haben. Es ist immer wieder spannend, was Kinder mit ihrem persönlichen Malstil über sich erzählen.
Malen fördert das Selbstbewusstsein und die Konzentration
Beim Malen erproben Kinder verschiedene Farben, Malwerkzeuge sowie Techniken. Das mündet auch mal in einer handfesten Enttäuschung – das Ergebnis entspricht nicht den eigenen Vorstellungen. Da kann schon mal ein zerknülltes Papier durch die Luft fliegen. Das Gute daran: Kinder lernen nach und nach mit diesem Frust umzugehen und vielleicht direkt neue Projekte zu starten. Die Frusttoleranz und das Selbstbewusstsein wachsen.
Was die meisten Eltern automatisch beim Anblick eines frischen Kunstwerkes tun, ist loben. Und damit liegen sie goldrichtig, denn so stärken sie das Selbstvertrauen ihrer Kinder in sich und in ihre handwerklichen, kreativen sowie kommunikativen Fähigkeiten.
Konzentration voraus: Um ein Bild zu erschaffen (oder auch eine Vorlage auszumalen) bedarf es Geduld. Kinder versinken beim Malen meist ganz von selbst in stille Konzentration. Wer diesen Zustand erreicht, dem gelingt dies auch in der Schule.
Malen unterstützt den Schreiblernprozess
Malen trainiert die Hand-Augen-Koordination und wirkt dem Ermüden des Kindes beim Schreiben lernen entgegen. Besonders Schwungübungen, wie zum Beispiel beim Endlos-Schleifen- oder Eier-Kreise-malen sind sehr wertvoll für das lockere, automatisierte Schreiben. „Malen ist eine Vorstufe zum Schreiben lernen, in der Kinder sich bereits feinmotorische Fähigkeiten aneignen. Kinder sollten deshalb möglichst früh möglichst viel malen“, bestätigt Grund- und Hochschullehrer Dr. Maiko Kahler.
Auch die persönliche Handschrift profitiert von den Fähigkeiten, die sich ein Mensch über das Malen aneignet. Es gibt saubere, charakterstarke, geschwungene, geneigte, ausschweifende, enge, runde und spitze Handschriften – jede ist ein Ausdruck einer einzigartigen Schreiber-Persönlichkeit.
Eltern können sich einmal selbst beobachten: Was macht meine eigene Handschrift aus? Wie viel davon kommt aus dem Lehrbuch und wie viel davon tief aus mir selbst? Mit diesem Bewusstsein wird das Begleiten des eigenen Nachwuchses beim Finden des eigenen Mal- und Schreibstils noch spannender. Unterstützen Sie den Prozess mit passenden Malwerkzeugen und bieten Sie Ihrem Kind verschiedene Dinge zum Ausprobieren an!
Altersgerechte Malwerkzeuge finden
Die Motivation zu Pinsel und Stift zu greifen, wächst mit der Attraktivität der angebotenen Malutensilien. Eltern sollten darum Wert auf Qualität und Beschaffenheit der Ausstattung legen.
Für Grundschulkinder empfehlen Lehrer* die griffix Pinsel von Pelikan. „Die 5 Richtigen für die Grundschule“ fördern mit ihrer ergonomischen Dreikantform die Feinmotorik von Anfang an, was auch für das spätere Schreiben lernen wichtig ist. Ihre Länge ist perfekt auf Kinderhände abgestimmt und die hochwertige Pinselhaar-Qualität spricht für sich. Wer mag schon abgebrochene Pinselhaare im Bild? Oder gar einen stubbeligen Pinselkopf, mit dem sich keine gerade Linie mehr ziehen lässt? Pfui! Strahlende Wasserfarben dazu beherbergt der bewährte Deckfarbkasten K12. Ein Klassiker.
Kinder, die sich lieber mit farbigen Stiften austoben, finden ihr Glück in den colorella Fasermalern. Empfehlenswert für die Hände kleiner Kinder sind die dicken combino Buntstifte in ergonomischer Dreikantform und combino Fasermaler. Alle Stifte von Pelikan lassen sich besonders gut über das Papier führen und sorgen so für jede Menge Malspaß.
Und wenn das Werk vollendet ist, sorgen „quick open“ Sammelmappen mit innovativem Öffnungsmechanismus und spektakulärer Einhand-Befüllung für Ordnung und Schutz beim Transport der Kunst. Die Mona Lisa steckt man ja auch nicht einfach so in den Ranzen.
Ausgestattet mit so vielen Möglichkeiten für den kreativen Ausdruck macht das Malen lange Freude. Und das nicht nur den Kindern – wer freut sich nicht über ein schönes Kinderbild in leuchtenden Farben, das von Herzen kommt?
* Bei einer auf der Didacta durchgeführten, unabhängigen Erhebung bestätigten das 90 Prozent der befragten Lehrer.
1. Vielfältige Schreibanlässe schaffen
Achten Sie im Alltag auf Schreibanlässe und ermuntern Sie Ihr Kind, diese umzusetzen. Ideen und Möglichkeiten gibt es zahlreiche. Lassen Sie Ihrem Kind doch mal den Einkaufszettel für den Wocheneinkauf schreiben oder auch kleine Notizzettel und Einträge im Familienkalender. Nutzen Sie Anlässe wie Geburtstage, Weihnachten oder den Urlaub um gemeinsam Briefe, Karten und auch Wunschzettel zu gestalten. Auch die Packliste für den nächsten Urlaub oder Tagebuch-Einträge integrieren die Handschrift einfach in den Alltag.
2. Abwechslungsreiche, spielerische Übungen anbieten
Kinder möchten nicht stupide üben – neue Anregungen sind wichtig! Das häufige Wiederholen von Buchstaben-Formen reicht nicht aus. Spielerische Übungen, die beispielsweise in eine Abenteuer Geschichte eingebettet sind, sprechen den Spieltrieb und die Lust auf Neues an.
Aufeinander aufbauende Aufgaben, in denen z. B. Rätsel gelöst werden, motivieren Kinder zu weiteren Übungen. So lernt es ganz nebenbei und macht motivierende Erfahrungen beim Schreiben und dem Umgang mit dem Stift.
Spannende Abenteuer gepaart mit Schreibmotorik-Übungen finden Sie z. B. in der Heftreihe von STABILO Education „Die 4-Entdecker-Freunde“.
3. Überforderung vermeiden
Achten Sie darauf, Ihre Kleinen beim Malen nicht mit zu schwierigen Formen zu überfordern und Ihre Schulkinder nicht zu große Textmengen schreiben zu lassen. Kleinere Schritte und Aufgaben führen zu schnelleren Erfolgserlebnissen, die die Motivation steigern.
4. Vorbild sein
Ihre Kinder beobachten Sie und wissen ganz genau, was Sie tun oder lassen. Falls Sie es noch nicht tun – greifen Sie häufiger zu Stift und Papier! Sei es der demonstrativ geschriebene Einkaufszettel, eine kleine Botschaft auf der Brotdose oder die klassische Merkhilfe auf dem Handrücken. Achten Sie dabei möglichst auf ein ordentliches Schriftbild und die eigene Stifthaltung. Ihre Kinder schauen sich alles ganz genau ab.
5. Kindgerechte und ergonomische Stifte aussuchen
Schreibgeräte sollten eine gute Farbabgabe haben und ergonomisch sein. Wenn sie gut in der Hand liegen, eine weiche Grifffläche haben, fördern sie eine unverkrampfte Stifthaltung. Wer seinen Stift mag, der schreibt auch gerne. Am besten suchen Sie gemeinsam die passenden Stifte aus. Das steigert die Vorfreude aufs Ausprobieren.
6. Viel loben
Grundschulkinder lassen sich gut durch Lob und Ermutigung motivieren. Reagieren Sie immer wieder erfreut auf die kleinen Schriftstücke Ihres Kindes und zeigen Sie, wie toll Sie das finden. Wichtig ist, Kinder nicht nur für exaktes Aus- oder Nachmalen zu loben. Denn für das Schreiben lernen sind flüssige Bewegungen mindestens genauso wichtig – lieber flüssig schreiben als stockend denken.
Auch Urkunden für das erfolgreiche Bearbeiten eines Übungsheftes dienen der Motivation und sind eine schöne Belohnung. Zu finden z. B. in den Übungsheften „Die 4-Entdecker-Freunde“ von STABILO Education.
Über die Autorin
Lisa Meister ist Expertin für das Thema „Schreiben lernen“ und möchte Begeisterung für das Schreiben mit der Hand wecken. Darum setzt sie sich mit STABILO Education für das spielerische Training der Schreib- und Graphomotorik ein. Das Ergebnis sind innovative und motivierende Übungshefte, Bücher, digitale Analyse-Stifte mit Apps für alle Altersstufen.
*Dieser Artikel ist in Kooperation mit STABILO Education entstanden.
Ob ein Kind in Mathematik zusätzlich gefördert werden muss, ist meist relativ leicht zu erkennen. Doch in anderen Bereichen, wie dem Schreiben, muss näher hingesehen werden.
Inhalt dieses Artikels: anzeigen
Häufig täuscht z. B. ein formschönes und leserliches Schriftbild über andere Defizite hinweg, wie z. B. starkes Aufdrücken und langsames Schreiben. Diese führen jedoch dazu, dass Kinder im Unterricht nicht mitkommen, bei Tests nicht rechtzeitig fertig werden oder durch verkrampfte, schmerzende Hände die Lust am Schreiben und Lernen verlieren. Es gilt also auch hier frühzeitig und gezielt zu fördern. So identifizieren Sie möglichen Förderbedarf bei der Handschrift Ihrer Kinder:
1. Schreibprobleme und ihre Ursachen einfach erkennen
Vier Faktoren beeinflussen unsere Schreibbewegungen und können die Ursache für Probleme beim Schreiben sein. Die sogenannten Schlüsselkompetenzen der Schreibmotorik – Druck dosieren, Tempo steuern, Formen üben und Rhythmus finden.
Beantworten Sie durch Beobachtung Ihrer Kinder folgende Fragen:
Druck dosieren: Schreibt mein Kind verkrampft und drückt zu stark auf?
- Sind die Hände verkrampft, sodass die Fingerknöchel weiß hervortreten?
- Drückt das Geschriebene durch und ist noch auf der Folgeseite sichtbar?
- Klagt das Kind über Schmerzen in der Hand, Arm oder Schulter oder schüttelt die Hand beim Schreiben aus?
Form üben: Schreibt mein Kind unleserlich?
- Haben Lehrkräfte und auch Sie schon häufiger angemerkt, dass Geschriebenes nicht lesbar ist?
- Sind Hefteinträge unordentlich und unübersichtlich?
- Fällt es Ihrem Kind schwer, gleichmäßige Formen (z. B. Kreis) zu zeichnen?
Tempo steuern: Schreibt mein Kind zu langsam?
- Sind Hefteinträge häufig nicht vollständig ausgefüllt?
- Bei Tests und Diktaten wird Ihr Kind häufig nicht fertig, kann nicht alle Aufgaben bearbeiten?
- Braucht Ihr Kind für Hausaufgaben sehr lange, weil es langsam schreibt?
Rhythmus finden: Schreibt mein Kind nicht flüssig?
- Kippen Buchstaben in verschiedene Richtungen und sind Abstände häufig unterschiedlich?
- Wirkt das Schriftbild insgesamt unregelmäßig und ungleichmäßig?
- Kann Ihr Kind z. B. keine Wellenlinien gleichmäßig malen, ohne mit dem Stift zu pausieren?
2. Mit gezielten Übungen unterstützen und Probleme lösen
Sie konnten eine oder mehrere Fragen bejahen? Dann ist schon der erste Schritt getan, denn nun können Sie Ihr Kind mit ganz gezielten Übungen in den einzelnen Kompetenzen unterstützen.
Druck dosieren – locker schreiben lernen:
Schreiben und schreiben lernen verlangt häufig die ganze Konzentration der Kinder und versetzt sie unter Anspannung – welche sich oft auch auf Stift und Papier überträgt. Dann wird teilweise so fest aufgedrückt, dass die Schreibspuren noch auf den nächsten Seiten zu sehen sind. Bei so hohem Krafteinsatz verwundert es nicht, wenn die Schreibhand schnell ermüdet oder wehtut. Somit ist es wichtig zu lernen, den Druckeinsatz beim Schreiben zu dosieren. Mit Schreibmotorik-Übungen zum Förderschwerpunkt Druck können Kinder trainieren, locker und ausdauernd zu schreiben.
Form üben – lesbar schreiben lernen:
Eine lesbare Schrift zeichnet sich dadurch aus, dass Buchstaben eindeutig und schnell erkannt, d. h. gelesen, werden können. Das ist dann möglich, wenn die ausschlaggebenden Charakteristika jedes Buchstabens eingehalten werden. Wichtig ist, dem Kind verständlich zu machen, wann ein Buchstabe lesbar und gut erkennbar ist und wann nicht mehr. Durch gezielte Übungen, in denen die Kinder lernen die Grundformen der Buchstaben zu verinnerlichen, wird eine leserliche und automatisierte Handschrift von Anfang an gefördert.
Tempo steuern – schneller schreiben lernen:
Zu Beginn konzentrieren sich Schreibanfänger oft so sehr auf den einzelnen zu schreibenden Buchstaben, dass sie zu langsam werden. Das kann vor allem in höheren Schulklassen zu Leistungsproblemen führen, z. B. bei Aufsätzen oder bei Diktaten. Können die Buchstaben, ohne nachzudenken, also automatisiert, zu Papier gebracht werden, geht das Schreiben zum einen schneller, und es bleibt zum anderen mehr Konzentration für die Inhalte übrig.
Um schnell schreiben zu lernen, sollten Buchstaben und Formen mit dem Fokus auf Geschwindigkeit trainiert werden. Durch gezieltes Training mit dem Förderschwerpunkt Tempo, klappt es leichter mit dem schnellen Schreiben.
Rhythmus finden – flüssig schreiben lernen:
Eine große Herausforderung für Schreibanfänger ist es, ein gleichmäßiges Schriftbild zu entwickeln. Es ist wichtig, dass jeder seinen individuellen Schreibrhythmus findet, denn durch gleichmäßige Bewegungen ermüdet die Hand auch bei längeren Texten weniger schnell. Spielerische Übungen zum Förderschwerpunkt Rhythmus fördern die Schreibmotorik und helfen Kindern, den individuellen Bewegungsrhythmus zu automatisieren.
Lisa Meister ist Expertin für das Thema „Schreiben lernen“ und möchte Begeisterung für das Schreiben mit der Hand wecken. Darum setzt sie sich mit STABILO Education für das spielerische Training der Schreib- und Graphomotorik ein. Das Ergebnis sind innovative und motivierende Übungshefte, Bücher , digitale Analyse-Stifte mit Apps für alle Altersstufen.
*Dieser Artikel ist in Kooperation mit STABILO Education entstanden.
In diesem Artikel: anzeigen
Während Homeschooling zwangsläufig Einzug in den deutschen Alltag hält, fragen sich Eltern, wie sie ihre Kinder in schulischen Angelegenheiten am besten unterstützen. Klar ist: Die Pandemie wirft unser klassisches Verständnis von Schule über Bord. Lehrer ordnen ihren Unterricht auf neue Art an, gleichzeitig sprießen virtuelle Lernangebote wie Pilze aus dem Boden. Worauf kommt es beim Lernen zu Hause an und was können Eltern und Lehrer tun, um in dieser Ausnahmesituation einen kühlen Kopf zu behalten? Das Wichtigste: Nehmen Sie den Druck und fordern Sie in der angespannten Situation wenig. Mit diesen fünf Tipps kann es gelingen:
Verschultes Denken auflösen
Es ist klar: Eine klassische Arbeitssituation – temporär ins Home Office verlegt – erlaubt selten, dass Sie Ihrem Kind nebenbei noch etwas beibringen. Gleichzeitig belegen Studien, dass Kinder und junge Menschen, die ihren Interessen nach lernen – also intrinsisch motiviert – eine nachweisbar höhere Lernleistung hervorbringen. Weshalb also nicht den Anlass nutzen und Kindern den Lernprozess selbst in die Hand geben? Konkret heißt das: Eltern schlüpfen beim Homeschooling in die Rolle des Coaches, der die notwendigen Rahmenbedingungen setzt. Das Vorgehen selbst – also wie und wann an welchen Themen gelernt wird – entscheiden Kinder eigenständig. Immer vorausgesetzt, dass die Lehrweise des Lehrers dies auch zulässt. Kann das funktionieren? Aus unserer Erfahrung: Ja. Doch es braucht Zeit, bis sich neue Prozesse einspielen.
Spielerisch entdecken statt fordern
Motivationspsychologen wissen: Der natürliche Spieltrieb sorgt dafür, dass Menschen motiviert sind und sich weiterentwickeln wollen. So kann einer der ersten Schritte hin zu neuen Lerndialogen die Beschäftigung mit dem Alltäglichen sein: Ein Spaziergang in der Natur bietet die Lerngrundlage für die Biologie von Pflanzen und Pilzen; beim Backen vermitteln Eltern physikalische Maßeinheiten. Quizformate, in denen das Kind mit unterschiedlichen Aufgaben Punkte sammeln kann, steigern zusätzlich die Motivation. Darüber hinaus bietet auch der Kontext der Krise tagesaktuelle Gesprächs- und damit Lernmöglichkeiten: Etwa die weit verbreitete Grafik der Ausbreitung des Corona-Virus, anhand derer die Exponentialfunktion erklärt werden kann.
Handlungsspielraum bei Lehrplänen nutzen
Lehrer sind in der aktuellen Situation dazu angehalten, den vorgegebenen Schulstoff weiter zu vermitteln – wenn auch freier in der Gestaltung. Dabei: Die Durchführung handhaben Lehrer auf unterschiedliche Weise. Während die einen physische Pakete mit Arbeitsmaterial für die kommenden Wochen bereitstellen, steigen die anderen auf digitalen Unterricht um. Wie können wir in diesem ohnehin schon erschwerten Setup selbstorganisierten Prozessen Raum geben?
Beim virtuellen Unterricht bietet es sich etwa an, mehrere Themen bzw. Aufgaben zur freien Wahl anzubieten und den jeweiligen Lernweg den Kindern zu überlassen. Natürlich erfordert das die Zustimmung und die Bereitschaft der Lehrer. Ohnehin: Eine enge Abstimmung von Eltern und Lehrern sollte in der aktuellen Phase Usus sein. So entsteht ein kontinuierlicher Informationsaustausch, der etwa in von Lehrern organisierten, virtuellen Elternsprechstunden erfolgen kann. Im Idealfall erarbeiten sie gemeinsam mit den Eltern einen groben Lehrplan für die kommenden Wochen, der berücksichtigt, dass das Lernen weitestgehend vom Kind gesteuert werden kann.
Lerntafel und Abstimmungstreffen etablieren
Um Selbstorganisation zu fördern, ist die Lerntafel ein wichtiger Helfer. Sie ist tabellarisch in die drei Spalten „Aufgaben“, „In Arbeit“ und „Erledigt“ aufgebaut. Ob Whiteboard, Pinnwand oder eine andere Grundlage wie ein großes Flipchart-Papier: Die Lerntafel fungiert als wichtiges Element, um die Schul- und Lernaufgaben der kommenden Woche zu strukturieren. Die Umsetzung gestaltet sich etwa so: Eltern setzen sich am Wochenende mit den Kindern zusammen und planen gemeinsam die Aufgaben für die nächsten Tage. Dabei überlegen sie, welche Aufgaben wichtig werden, schreiben sie auf Post-its und hängen sie in die linke Spalte. Diese werden danach täglich in einem kurzen Treffen besprochen, dem sogenannten Daily, und je nach Bearbeitung in die passenden Spalten versetzt. Folgende drei Fragen stehen dabei im Fokus: Was hast du gestern erreicht? Was hast du heute vor? Wie können wir dich dabei unterstützen?
Das Bilden von Schüler-Teams unterstützen
Auf unbestimmte Zeit fällt plötzlich die physische Team-Arbeit in der Schule weg. Doch Lerngruppen können auch virtuell weiter bestehen bleiben – oder sich neu bilden. Je nachdem, wie viel Spielraum Lehrer und Eltern geben, ist das Prinzip der Freiwilligkeit ebenso förderlich: Die Schüler suchen sich selbst aus, mit welchen Mitschülern oder Schulfreunden sie virtuell in Kontakt treten und lernen. So leiden die sozialen Kontakte nicht allzu sehr, weil die Treffen mit Mitschülern und Schulfreunden nach wie vor online stattfinden. Andererseits stärkt der Austausch den Team-Zusammenhalt und wirkt auch nach, wenn der analoge Unterricht wieder stattfindet.
Die aktuelle Situation kann eine Chance sein, Bildung neu zu denken und auch langfristig mehr Selbstorganisation in den Schul-(Alltag) zu bringen. Damit das gelingt, erfordert es eine offene Haltung aufseiten der Eltern und Lehrer. Die Folge sind motivierte Schüler, die ihren Lernprozess selbst in die Hand nehmen.
Über die Autoren:
Boris Gloger ist Gründer und Geschäftsführer von borisgloger consulting und berät Unternehmen in agilem Changemanagement. Mit seinem Team hat er die Lerninitiative Scrum4Schools ins Leben gerufen, die sich vom Frontalunterricht abwendet und den Schüler in den Mittelpunkt stellt.
Prof. Dr. Ulrich Remus lehrt an der Uni Innsbruck Wirtschaftsinformatik und ist Bereichsleiter „Digitale Gesellschaft“. Er setzt sich zudem für die Förderung freier und selbstbestimmter Bildung ein.