Mit welchen Hürden haben Sie im Alltag zu kämpfen? Gibt es einen Weg alle Interessen zu vereinen? Stellt sich ein schlechtes Gewissen ein, wenn nicht für alles und jeden genügend Zeit zur Verfügung steht? Oder wird das Thema zu heiß gekocht und unnötig provoziert?
Diese und ähnliche Fragen stellten wir vor knapp zwei Monaten in den virtuellen Raum. Annelu von Große Köpfe rief gemeinsam mit uns zur Blogparade #worklifefamily auf. Jeder, der wollte, konnte seine Gedanken zum Thema veröffentlichen. Es ging um die Vereinbarkeit und das quälende, schlechte Gewissen, das oft mit dem Spagat zwischen Beruf und Familie einhergeht.
Unsere Studie zur Vereinbarkeit zeigte nämlich, dass 56 Prozent der Befragten, egal ob Mann oder Frau, ob in Voll- oder Teilzeit beschäftigt, im Hinblick auf Vereinbarkeit mit Gewissensbissen kämpfen. Vor allem, weil die Zeit anscheinend niemals ausreicht, allem gerecht zu werden.
Doch ist es wirklich so hoffnungslos?
Nachgefragt: Wie bekommen Eltern Kind und Karriere unter einen Hut?
21 Eltern-Blogger haben mitgemacht und alle kamen mehr oder weniger zum selben Ergebnis: Es gibt kein Richtig und kein Falsch!
Es gibt sie nicht, die perfekte Familie, in der alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und niemand etwas zu beanstanden hat. Vielleicht ist es gerade dieses perfektionierte Bild, das es so schwer für uns macht und uns das Gefühl gibt, niemandem gerecht werden zu können. Die Frage ist daher eher: Müssen wir das überhaupt? Wir glauben nicht! Die ehrlichen Texte der Eltern-Blogger bestätigen einmal mehr, dass es wichtig ist, sich von dem Gefühl zu befreien, immer alles geben zu müssen.
Blogparade #worklifefamily: 21 Blogger erzählen aus ihrem Familienleben – Wie groß ist das schlechte Gewissen wirklich?
1. Grosse Köpfe: Wie konnte das passieren?
Diese Frage stellt sich Alu jeden Tag aufs Neue, wenn sie nach einem anstrengenden Tag um 21.30 Uhr zum ersten Mal auf der Couch sitzt. Wie konnte es passieren, dass sie Zweifel plagen, doch zu wenig Zeit für die Kinder, den Partner, für sich und alle anderen zu haben. Ihre Logistik im Alltag funktioniert, doch sie fragt sich trotzdem: Ist das Vereinbarkeit?
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2. Terrorpüppi: Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen
Jessi von Terrorpüppi ist es hingegen leid, ständig mit einem schlechten Gewissen konfrontiert zu werden, das sie selbst nicht hat. Für sie ist es zu einer Modeerscheinung geworden, der sich jede Familie stellen muss, ob sie will oder nicht. Denn hat man selbst keine Gewissensbisse, versucht die Außenwelt, sie einem einzureden, so Jessi.
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3. Tollabea: I put the „vereint“ in „Vereinbarkeit”
Schlechtes Gewissen ist für Béa ein Fremdwort. Sie nutzte die Chance, im Beruf erfolgreich zu sein und organisierte sich mit anderen Müttern. Schon während des Studiums teilten sie sich die Betreuung und übernahmen an bestimmten Tagen gleich mehrere Kinder. Im Beruf teilte sie die Zeiten mit ihrem Mann und anderen Eltern nach dem gleichen Modell. Es ging ihr nie um Vereinbarkeit, sondern darum Vereinbarungen mit anderen zu treffen.
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4. Lottikarottistagebuch: Ein Modell, in dem auch mal was schief gehen kann
Lilly hat kein perfektes Modell, in dem Familie und Beruf in geregelten Bahnen laufen. Ihre Familienorganisation erfolgt in einem abgesteckten Rahmen, in dem die Aufgaben rotieren. Es gibt eine feste Routine, die Platz für Ausnahmen lässt. Und sollte einmal etwas nicht funktionieren, wird es überdacht und gegebenenfalls geändert. Ein schlechtes Gewissen beschleicht sie nur, wenn sie die eigenen Kinder in den Ferien abgibt, um in ihrem Beruf als Tagesmutter andere Kinder zu Hause zu betreuen.
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5. naJa-blog: Vereinbarkeit ja, aber nicht ohne Kompromisse
Für Jacqueline war es nicht erfüllend, sich nur um Kind und Haushalt zu kümmern. Sie wollte weiter arbeiten und fand eine Stelle: 40 Stunden Wochenarbeitszeit und 30 Minuten Fahrtzeit pro Strecke. Auf dem Papier funktionierte die Vereinbarkeit, doch der Job erfüllte sie nicht mehr so wie vor der Geburt. An erster Stelle stand nun ihre Tochter und die musste für den Job auch Kompromisse eingehen. Jacqueline fand eine Lösung, indem sie kündigte und begann, im Familienunternehmen zu arbeiten.
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6. Mama3: Habe ich ein schlechtes Gewissen?
Stephanie plagte schon als junges Mädchen das schlechte Gewissen, wenn sie mit einer Puppe mehr spielte, als mit einer anderen. Heute, mit drei Kindern und einem Dreiviertel-Job, ist es zwar noch da, kreist jedoch nicht mehr um das Thema Vereinbarkeit. Sie schloss Kompromisse mit sich selbst und ist mit den Abläufen und Ritualen in ihrer Familie zufrieden. Einzig bei der Aufmerksamkeit für jedes einzelne Kind plagen sie Gewissensbisse.
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7. Emma und Lukas: Wenn Vereinbarkeit funktioniert, aber nicht gewollt ist
Heike schafft es, Beruf und Familie zu vereinbaren, doch trotzdem fehlt etwas: mehr Zeit mit den Kinder. Der Job macht ihr Spaß, aber sie findet es schade, dass die Familie auf zwei Jobs angewiesen ist und sie dadurch nur kurze Zeitfenster für ihre Kinder und den Haushalt zur Verfügung hat. Heike beschreibt es nicht als schlechtes Gewissen, sondern als unveränderlichen Umstand. Sie wünscht sich eine bessere Unterstützung für Familien.
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8. Ahoi Kinder: Über Lüge und Wahrheit der Vereinbarkeit
Ute weiß, es geht nicht alles, aber dafür eine ganze Menge. Sie bewältigt den Spagat zwischen Familie und Beruf ganz gut. Doch manchmal hätte sie gern mehr Zeit für ihre Kinder, den Job oder Sport. Das löst aber kein schlechtes Gewissen bei ihr aus, warum auch? Sie ist froh, ein Gleichgewicht gefunden zu haben. Sich für Beruf oder Familie entscheiden zu müssen, würde sie nicht erfüllen und nach kurzer Zeit langweilen.
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9. ELLILEO: Eltern sind keine „Übermenschen“
Für Cornelia passen Familie, Beruf und das eigene Leben schlichtweg nicht unter einen Hut. Sie ist dafür, den Hut zu wechseln. Dass man dabei ins Schleudern gerät, ist nicht selten, so Cornelia. Trotzdem ruft das bei ihr kein schlechtes Gewissen hervor. Sie weiß: manchmal klappt es mit der Vereinbarkeit besser und mal schlechter. Von der Wertung anderer Eltern distanziert sie sich und hält nichts von den Ideen eines perfekten Vereinbarkeits-Modells.
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10. Minimal ist Muss: Design Thinking privat anwenden
Nic nutzt jede freie Minute, die ihr zur Verfügung steht für Arbeit, Familie und Freizeit. Das funktioniert nach einem ausgefeiltem Prinzip. Sobald der Mann nach Hause kommt, kümmert er sich um die Kinder. Eine Zeit in der sie nur „Frau Blogger“ ist. Zwar ist dieses Switchen anstrengend, läuft aber gut. Erst, wenn ihr Mann auf Geschäftsreise geht, ruft sie den „Ausnahmezustand“ aus und beschränkt sich auf eine kleinere, durchgeplante To-Do-Liste, die ihren Alltag als „Kurzzeit-Alleinerziehende“ erleichtert.
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11. KiKo Kinderkonzepte: Vereinbarkeit, nein Danke!
Simone nervt die Diskussion rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie versteht, wenn beide Elternteile arbeiten müssen/wollen, fordert aber ein Umdenken. Es soll nicht darum gehen, dass Politik, Gesellschaft und Arbeitgeber erst Voraussetzungen schaffen müssen, damit Eltern Beruf und Familie miteinander vereinbaren können. Simone wünscht sich, dass ein Elternteil entscheiden kann, mit den Kleinkindern zu Hause zu bleiben, ohne dafür verurteilt zu werden.
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12. SEIT DU DA BIST: Rezept gegen das schlechte (Mama-)Gewissen
Die Bloggerin von SEIT DU DA BIST hätte gerne ein Rezept gegen das schlechte Gewissen und fragt sich, ob es das geben kann. Denn obwohl eigentlich alles gut läuft, kämpft sie täglich gegen die schlechten Gedanken, Kind und Arbeit vernachlässigt zu haben. Sie glaubt an das Funktionieren der Vereinbarkeit: Alles könnte so schön sein wie es ist – wenn nicht der gesellschaftliche Druck und die eigenen Ansprüche wären.
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13. MOTHERBOOK: Das Lebensphasenmodell: Vereinbarkeit neu gedacht
Gaby schüttelt über die aktuelle Lage der Erziehung den Kopf, in der Kinder so schnell wie möglich in die Fremdbetreuung gehen sollen und die anderen Familienmodelle wenig Unterstützung erhalten. Über ein schlechtes Gewissen klagt Gaby nicht, denn in jeder Lebensphase vereinbart sie die Tätigkeitsfelder nicht nebeneinander, sondern nacheinander. Zuerst Kinder, dann Karriere.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Gaby bei MOTHERBOOK
14. Krümelhelden: Vereinbarkeit: Ein Wort in aller Munde
Rebecca und ihr Mann kennen das schlechte Gewissen gegenüber ihren Kindern nur zu gut. Denn mit zwei Vollzeit-Jobs fehlt die Zeit, mit den Kindern für die Schule zu lernen. Das zweite Problem ist die Frage nach der Betreuung, die oft vom Gehalt der Eltern abhängig ist. Rebeccas Devise: „Wo Probleme sind, sind auch Lösungen, wenn man als Familie zusammen hält und kompromissbereit ist.“
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Krümelhelden
15. Mama Schulze: Kinder, Krankheit und ein bisschen Karriere
Vereinbarkeit von Familie und Beruf scheint machbar zu sein, doch was passiert, wenn eine Krankheit hinzukommt? Dazu unterhielten sich Anna G. und JuSu von Mama Schulze. Beide zeigen, dass es einer großen Portion Gelassenheit bedarf, in der Familie und bei der Arbeit. Sie sind durch ihre persönliche Belastung eingeschränkt und können nicht jeden Tag 100 Prozent geben, doch sie finden, auch ohne Krankheit sind Pausen nötig.
Hier geht es zum gesamten Gespräch bei Mama Schulze
16. Landfamilie: Vereinbarkeit: Nicht nur ein Begriff zwischen Familie und Beruf
In der Landfamilie fragt sich Cosima, warum der Begriff Vereinbarkeit nur auf Familie und Beruf beschränkt wird. Ihrer Meinung nach sagt er nur aus, dass mehrere Dinge unter einen Hut sollen und keiner dem anderen im Weg steht. Sie findet, dass diese Dinge nicht als einzelne Rollen, sondern als ein facettenreiches Leben gesehen werden sollten, in dem alles zu einer großen Rolle zusammenwächst. Vorraussetzung dafür ist, ehrlich zu sein, sich Schwächen einzugestehen und zuzugeben, dass man an Grenzen stößt, so Cosima.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Landfamilie
17. ICH LEBE! JETZT!: Über das Gewissen von Eltern und Vereinbarkeit
Sue begleitet das Thema seit nunmehr neun Jahren, ohne dafür ein Rezept zu haben. Doch sie merkte: Erst wenn sie klar vor Augen hat, was sie will, kann sie Dinge vereinbaren. Aber sie weiß auch, dass nicht alles nach Plan laufen kann, denn es kommt oft anders als gedacht. Ein schlechtes Gewissen, die Kinder alleine zu lassen, schwang bei ihr beständig mit, bis Sue merkte, einen guten Job macht sie nur, wenn sie ohne Bedenken arbeitet. Sie hat nun ihren Weg gefunden – in einem Fernstudium.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von ICH LEBE! JETZT!
18. Dr. Angelina Bockelbrink: Lebensbalancen statt Vereinbarkeit
Vereinbarkeit ist für Angelina ein politisches Thema, doch die Forderungen nach ganzheitlicher Betreuung greifen für sie zu kurz. Sie schafft den Spagat zwischen Beruf und Familie, dank Selbstständigkeit. Doch dazu musste sie sich ihrer Unzufriedenheit stellen. Sie hat verstanden, dass sie Mutter ist und das ist kein Hut, den man sich aufsetzt. Kinder müssen in der Gesellschaft als Kinder akzeptiert werden, nicht als Konsumenten oder zukünftige Arbeitnehmer.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Dr. Angelina Bockelbrink
19. Kalinchens Mama: Nein, ich bin nicht flexibel
Märry fühlt sich zu Unrecht als unflexibel bezeichnet. Das, obwohl sie jeden Tag zwischen Kita, Uni und Arbeit jongliert. Sie schafft alles mehr oder weniger, doch im Krankheitsfall kommen nun mal Probleme. Ist ihre Tochter erkrankt, muss sie zu Hause bleiben. Wenn sie selbst Migräneanfälle heimsuchen, kann sie auch nicht zur Arbeit. Ihr Chef verlängerte nun den Arbeitsvertrag nicht. Die Begründung: Märry ist unflexibel. Dabei ist sie davon überzeugt, dass gerade Mütter besonders flexibel sind.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Kalinchens Mama
20. Daniel Bialecki: Warum Jammern nicht hilft
Für Daniel ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur ein Punkt auf der Agenda, der nach einem Plan abgestimmt werden kann. Seiner Meinung nach, geht es um ständige Kommunikation. Er weiß, es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren. Doch er liebt dieses Leben und hat sich bewusst dafür entschieden. Daniel nerven die nörgelnden Väter, die mit dem Spagat zwischen Familie und Beruf überfordert sind. Er hofft auf die Erkenntnis, dass es natürlich nicht einfach, aber machbar ist.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Daniel Bialecki in der Huffington Post
In meiner letzten Kolumne an dieser Stelle kam ich zu dem Schluss, dass der beste Familienurlaub der ist, wenn die Kinder im Zeltlager sind, während Sie sich als Eltern am Strand oder am Pool entspannen. Das war selbstverständlich nur ein Spaß. Natürlich gibt es nichts Schöneres und Aufregenderes, als mit der ganzen Familie zusammen Urlaub zu machen. (Zumindest so lange Sie die Möglichkeit haben, den Kindern morgens Valium ins Müsli zu mischen und sich selbst ein paar rezeptfreie Aufheller einzuwerfen.)
Damit Ihnen und Ihren Kindern im Familienurlaub nicht irgendwann langweilig wird, was für Harmonie und Erholung eher schädlich ist, präsentiere ich Ihnen hier sieben Aktivitäten für einen phantastischen Tag am Meer. Die machen nicht nur eine Menge Spaß, sondern sind für Ihre Kinder auch pädagogisch sehr wertvoll.
1. Im Meer planschen
Wenn Sie mit der Familie den Strand erreicht und sich häuslich eingerichtet haben, wollen die Kinder ins Wasser gehen. Um ehrlich zu sein, wollen die Kinder schon ins Wasser gehen, während Sie sich noch am Strand häuslich einrichten, und werden Ihnen deswegen permanent die Ohren vollnölen.
„Gleich, wenn wir fertig sind.“
„Noch ein paar Minütchen!“
„Wann gehen wir endlich ins Wasser?“
„Gleiheich!“ „Gehen wir jetzt ins Wasser?“
„SEI ENDLICH STILL ODER WIR FAHREN SOFORT WIEDER NACH HAUSE!!!“
Sind Sie dann endlich so weit, um ins Meer zu gehen, wird Ihr Kind vergnügt ins Wasser rennen und zwar egal, ob Sie Urlaub am Mittelmeer machen, wo die Wassertemperaturen bei fast 30 Grad liegen, oder an der Nordsee, wo das Meer gerne mal nur 15 Grad hat. Sie selbst werden dagegen im Tempo einer altersschwachen Schildkröte ins kühle Nass waten, sich Puls und Arme leicht benetzen, um sich an die Kälte zu gewöhnen, und bei jedem noch so kleinen Spritzer Wasser, den Sie abbekommen, ein Geschrei anstimmen, als würde Ihnen gerade der Blinddarm entnommen – ohne Narkose mit einem stumpfen Löffel von einem Metzger, der an der Abendschule ein paar Kurse in Allgemeiner Chirurgie belegt hat.
Für Sie ist dieses würdelose Schauspiel eher peinlich, aber für die Persönlichkeitsentwicklung Ihres Kindes ist es essenziell. Indem es lernt, dass es etwas besser kann als seine Eltern – außer Memory spielen – wird sein Selbstbewusstsein gestärkt. Da müssen Sie halt in Kauf nehmen, dass Sie sich am Strand bis auf die Knochen blamieren und für das nächste Jahr ein neues Urlaubsziel suchen müssen.
2. Sandburgen bauen
Was gibt es Schöneres im Urlaub, als gemeinsam mit den Kindern im Sand zu buddeln und riesige Burgen zu bauen. (Außer sich ein paar Piña Coladas, Mojitos und Caipirinha reinzupfeifen und die Sonne auf die Birne brutzeln zu lassen. Aber das ist keine sozial akzeptierte Freizeitbeschäftigung, wenn Sie mit minderjährigen Kindern im Urlaub sind.) Gemeinsam mit Ihren Kindern errichten Sie riesige Sandhaufen, graben Tunnel, bauen Türme, ziehen einen großen Graben und verzieren die Burg. Letzteres wird das Immunsystem Ihres Kindes stärken, sucht es als Dekoration nämlich Zigarettenstummel, Kronkorken und benutzte Taschentücher zusammen.
Außerdem ist das gemeinschaftliche Sandburgenbauen wichtig für die soziale Entwicklung Ihres Kindes. Es lernt, zu delegieren („Papa holt Wasser.) und zu motivieren („Mama muss schneller graben.“). Beides Fähigkeiten, die für eine spätere Karriere im gehobenen Management hilfreich sein werden.
3. Beach-Tennis spielen
Insbesondere wenn Ihr Kind viel Energie und einen großen Bewegungsdrang hat, können Sie mit ihm ab und an eine Runde Beach-Tennis spielen. Oder Pock-Pock, wie das Spiel bei uns genannt wurde, in Anlehnung an das Geräusch, das der Ball macht, wenn er mit der Holzkelle geschlagen wird. Wenn Ihr Kind allerdings motorisch und koordinativ einigermaßen normal entwickelt ist, spielen Sie eher Pock mit ihm, denn Kinder bis zum Alter von sechs bis sieben Jahren sind maximal einmal in der Lage, den Ball mit dem Schläger zu treffen. Das macht das Spiel auf den ersten Blick zwar etwas mühselig, aber es wirkt sich sehr positiv auf die Frustrationstoleranz Ihres Kindes aus, da es damit klarkommen muss, eine totale Null im Beach-Tennis zu sein. Für Sie selbst ist das Spiel ein sehr gutes Training für die Gesäß- und Oberschenkelmuskulatur – nicht, dass Sie es nötig hätten –, weil Sie sich immer wieder nach dem Ball bücken müssen. Ist Ihr Kind irgendwann des Beach-Tennis überdrüssig (oder zu mächtig), spielen Sie einfach eine Runde Federball, Indiaca oder Frisbee. Das ist für die Entwicklung der Frustrationstoleranz ebenso hilfreich.
4. Sandkuchen backen
Wenn Ihre Oberschenkel vom Beach-Tennis richtig brennen und Sie sich kaum noch auf den Beinen halten können, sollten Sie es erstmal etwas ruhiger angehen. Backen Sie doch eine Runde Sandkuchen mit Ihrem Kind. Sie selbst werden das wahrscheinlich recht schnell langweilig finden, aber da kleine Kinder keinen Sinn für Monotonie haben, wird sich Ihr Nachwuchs stundenlang damit beschäftigen, kleine Küchlein aus Sand in industriellen Mengen zu produzieren.
Auch das Sandkuchenbacken ist pädagogisch sehr wertvoll. Zum Beispiel lernt Ihr Kind, konstruktiv zu kritisieren („Du kannst das nicht, Papa!“). Außerdem wird sein unternehmerischer Geist geweckt, indem Sie ihm einen Sandkuchen für 10.000 Luft-Euro abkaufen. Schließlich wird es einen kritischen Geist entwickeln, wenn Sie ihm vorspielen wollen, dass Sie den Sandkuchen aufessen (was Ihr Kind hervorragend für die inszenierte Social-Media-Welt stärkt).
„Nomnomnom, das ist aber lecker!“
„DU ISST DEN GAR NICHT WIRKLICH, MAMA!!!“
Danach wird Ihr Kind einen Tobsuchtsanfall bekommen und sich erst wieder beruhigen, wenn Sie tatsächlich einen der Sandkuchen verspeist haben. Dann wird es Zeit, etwas anderes mit Ihrem Kind zu unternehmen.
5. Strandgut sammeln
Kinder sind bekanntlich Sucher und Sammler und da ist ein kleiner Strandspaziergang perfekt. Nur dürfen Sie das Ganze auf keinen Fall Strandspaziergang nennen, denn dann haben Kinder keinen Bock darauf. Wenn Sie aber sagen, dass Sie am Strand Golddublonen suchen wollen, sind Kinder sofort Feuer und Flamme. Sie werden aber nicht nur nach goldenen Münzen Ausschau halten, sondern auch Muscheln, Steine und alte Seeigel sammeln. Und zerquetschte Dosen, bunte Glasscherben, alte Plastikflaschen und einfach alles, was ihnen in die Augen kommt. Dabei lernt Ihr Kind eine weitere wichtige Sozialkompetenz: Das Abgeben.
„Papa, das schenk‘ ich dir.“ Mit diesen Worten überreicht es Ihnen den ganzen angehäuften Unrat, den Sie nach Hause tragen dürfen, wo Ihr Kind die Sachen dann zurückfordert. („Jetzt möchte ich wieder damit spielen.“) Möglicherweise war das Abgeben doch nur eine verkappte Form des Delegierens.
6. Strandmuschel abbauen
Das Ende des Strandtags bietet noch eine letzte wertvolle Aktivität für Ihr Kind: Das Abbauen der Strandmuschel. Sicherlich kennen Sie diese praktischen kleinen Zelte, die am Strand Schutz gegen Sonne und Wind bieten, und in die sich die Kinder gemütlich zurückziehen können, um zu lesen, etwas zu spielen oder ein wenig auszuruhen. (Also, für die drei Minuten am Tag, in denen sie nicht rumnölen, weil sie von Ihnen bespaßt werden wollen.)
Die modernen Strandmuscheln sind kinderleicht aufzubauen. Einfach aus der Tragetasche ziehen und – zack! – entfaltet sich die Dinger von alleine. Das Abbauen ist dagegen nicht ganz so einfach. Strandmuschel-Bedienungen werden weltweit von einer Gruppe dyslektischer Kinder aus einem thailändischem Fischerdorf getextet und danach mit Google Translator ins Isländische, dann ins Serbo-Kroatische, darauf in Suaheli und schließlich ins Deutsche übersetzt. Daher bieten Sie keinerlei Hilfe, wenn Sie Ihre Strandmuschel wieder zusammenfalten wollen. („Drehen Sie die Krone 3 und 4 zum inneren Teil des rechten Arms und lassen Sie den linken Arm los. Die Unterseite der Blätter rutschen oder benötigen Unterstützung.“)
Das Ganze ist auch nicht wirklich ein gemeinschaftliches Familienspiel, für Ihre Kinder aber dennoch sehr lehrreich. Beim Versuch, das Gestänge der Strandmuscheln in die vorhergesehene Richtung gegeneinander zu drehen, so dass ein kleines Bündel entsteht, das Sie in die Tragetasche stopfen können, werden Sie einen cholerischen Tobsuchtsanfall erleiden, gegen den Klaus Kinski wie ein friedfertiger und zurückhaltender Zeitgenosse wirkt. Dadurch erweitert Ihr Kind seinen Wortschatz ganz erheblich, was sich im neuen Schuljahr sicherlich positiv auf den obligatorischen „Mein schönstes Ferienerlebnis“-Aufsatz auswirkt.
7. Eis essen
Auf dem Heimweg sollten Sie dann der ganzen Familie ein großes Eis spendieren.
Das ist zwar keine lehrreiche Aktivität, aber lecker. Und Sie haben sich das nach dem Tag am Meer verdient!
Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:
Über den Autor
Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September ist sein Buch „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ im Seitenstraßenverlag erschienen. In zwölf gar nicht mal so kurzen Kurzgeschichten sinniert er darüber, wie Schwangerschaft, Marathongeburten und nachtaktive Babys eine moderne, gleichberechtigte Partnerschaft auf die Probe stellen.
04.12.2015, Kolumne von Anne-Luise Kitzerow
Überall um uns herum erhalten die Schulfreunde von K1 (Alus älteste Tochter, Anm. d. Red.) in diesem Jahr zu Weihnachten eine Spielekonsole. Wann genau dieser Punkt eingetreten ist, an dem scheinbar jedes achtjährige Wesen ein eigenes technisches Spielzeug erhalten muss, weiß ich nicht genau. Aber ich weiß, dass ich mich von der Flut der Optionen total überrannt fühle. Es gibt sie in groß, klein, quadratisch oder schmal und alternativ kann man auch noch zum Tablet greifen – so viele Möglichkeiten!
Wie finde ich das richtige Geschenk? Hilf mir, Internet!
Der Markt wirkt auf mich so verwirrend, dass ich versucht habe, mich im Internet zu belesen (dieses Internet!!). Zwischen „Das Ding ist spitze“ und „Niemals wieder würde ich das kaufen“ fand ich dort jede Aussage über jedes Produkt. MÖP!
Die richtige Spielekonsole – andere Eltern müssen es doch wissen
Um mir endlich einen ersten Eindruck zu verschaffen, begann ich damit, die Gespräche der anderen Eltern einfach mal zu belauschen. Worte wie „Speicherdings“, „Farbbums“ und „Activitykrams“ flogen mir ins Ohr. Ich fragte nach und schrieb zur Sicherheit mit: „Klein, aber nicht zu klein.“ „Leicht, aber nicht zu leicht.“ „Cool, aber nicht zu cool.“ Zuhause konnte ich mit meinen eigenen Notizen nichts mehr anfangen. Das war also auch keine Hilfe …
Das beste Geschenk ist das, was man selber gut findet, oder?
Ich war mir ja nicht mal sicher, ob das Kind überhaupt irgend sowas zu Weihnachten erhalten sollte, aber wenn, dann nur das Beste – ist ja klar! Ich suchte meinen alten Gameboy heraus. Auch nach mehr als zwanzig Jahren funktionieren meine beiden Spiele (mehr besaß ich leider nie) immer noch tadellos und lassen mich in Erinnerungen an längst vergangene Zeiten mit Mario und Zelda schwelgen. Ich gebe zu, das Display ist eher schwach, aber der Spaßfaktor ist noch gegeben. Als ich der großen Tochter in schmalzigen Worten die Erinnerungen meiner Jugend übergab (und mir dabei Tränen der Rührung über die Wangen flossen), wurde das Ganze nur mit „Das ist schon ganz schön alt … aber toll!“ kommentiert und dann wurde Zelda gezockt. Der kleine Bruder hingegen hat komisch geguckt, die Augen verdreht und lieber gefragt, welche neuen Spiele wir auf dem Handy haben … Ups! Scheint also, als hätte ich das Thema erst mal wieder verschieben können – vielleicht bis zu den Osterangeboten der Konsolen- und Tablethersteller, oder? Puh!
Haben Sie Empfehlungen für eine erste Spielekonsole? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.
Alu
Über Alu
Anne-Luise Kitzerow, Eltern-Bloggerin
Die Berlinerin Anne-Luise Kitzerow ging nach dem Abitur eine Weile ins Ausland und arbeitete im Anschluss als Sortimentsbuchhändlerin, bevor sie sich zum Studium der Kulturarbeit entschloss. Seit 2009 ist sie im öffentlichen Dienst tätig und beschäftigt sich mit gesellschaftspolitischen Themen wie der „Zukunft der Arbeit“ oder Unternehmenskultur. Dabei hilft sie, Ideen anderer Menschen in die Tat umzusetzen und begleitet Projekte.
Sie hat zwei Kinder (*2007, *2010) und bloggt fleißig unter Grosse Köpfe. Sie hat Spaß daran, neue Dinge dazuzulernen und findet es toll, wenn Kinder spielerisch an den Lernstoff heran geführt werden. „scoyos Lernwelt als eine Plattform, die Kinder da abholt, wo sie stehen, nämlich an der Freude des Spiels, finde ich toll“, so Anne-Luise Kitzerow. Im Umgang mit digitalen Medien sieht sie die Eltern am Zug, sich selbst weiterzubilden, einen Einblick in die Mediennutzung der Kinder zu haben und sie dabei mit gutem Gewissen zu begleiten.
Blog: www.grossekoepfe.de | Twitter: www.twitter.com/aluberlin | Facebook: www.facebook.com/grossekoepfe
Kolumnen von Eltern für Eltern
Im Wechsel schreibt Bildungsunternehmerin Béa Beste mit anderen Journalisten und Bloggern über Themen, die Eltern bewegen. Lesen Sie hier Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens. Alle Kolumnen ansehen.
Zuerst in die Grundschule, dann auf eine weiterführende Schule – auf den ersten Blick recht simpel, oder? Doch sobald die Schulwahl naht, merken Familien schnell, dass Schulform nicht gleich Schulform ist und die Unterschiede zwischen den Bundesländern immens sind.
Wir geben einen Überblick über die gängigsten Schulformen, um Ihnen zu helfen, die richtige Schulform für Ihr Kind zu finden.
Hier können Sie direkt zu den Schulformen springen: anzeigen
(Fast) alle Schulformen gibt es sowohl in staatlicher als auch in privater Hand. Privatschulen verlangen für ihre Leistungen ein Schulgeld. Das liegt daran, dass sie meist nicht vom Staat gefördert werden. Außerdem legen sie viel Wert auf individuelle Förderung, kleine Klassengrößen, Zusatzangebote und/oder besondere pädagogische Konzepte.
Die Kosten der Privatschulen variieren stark und liegen zwischen unter 50 Euro und über 1.000 Euro pro Monat. Der Besuch einer Privatschule bedeutet nicht immer einen garantierten Schulerfolg, da Angebot und Qualität stark schwanken. Nehmen Sie die Schulen, ob privat oder staatlich, immer genau unter die Lupe, wenn es darum geht, welche Schulform für Ihr Kind die richtige ist.
► Tipp: Worauf legen Sie bei einer Schule wert? Finden Sie es heraus – mit unserer kostenlosen Checkliste zur Schulwahl!
2. Welche Grundschule ist die richtige für mein Kind?
Bei der Entscheidung, welche Grundschule zu Ihrem Kind passt, sind Sie leider nicht völlig frei (außer in Nordrhein-Westfalen). Die sogenannten Schulbezirke weisen Ihrem Kind entsprechende Grundschulen in der Nähe Ihres Wohnortes zu. Gefällt Ihnen die vorgesehene Schule nicht, bleibt oft nur der Besuch einer Privatschule (oder der Umzug in einen anderen Schulbezirk). In begründeten Fällen ist es möglich, beim zuständigen Schulamt einen Umschulungsantrag zu stellen. Mehr dazu: Der Schulbezirk und seine Ausnahmen von Rüdiger Schmidt (PDF, 5 Seiten)
Generell lohnt es sich, einen Blick über den Tellerrand zu werfen – so bieten einige Schulformen, wie Montessori oder Waldorf, besondere pädagogische Konzepte an, die vielleicht besser für Ihr Kind geeignet sind. Hier finden Sie einen Überblick alternativer Schulformen.
3. Welche Schule nach der Grundschule? Haupt-, Realschule oder Gymnasium?
Auch die Entscheidung darüber, ob Ihr Kind nach der Grundschule eine Haupt-, eine Realschule oder ein Gymnasium besucht, liegt nicht immer vollständig in Ihrer Hand. In vielen Bundesländern gibt es eine so genannte bindende Lehrerempfehlung, die – wie der Name schon sagt – feststellen soll, für welchen Bildungsgang Ihr Kind geeignet ist. Eine Leistungsstufe tiefer zu wählen, ist meist kein Problem. Anders sieht es aus, wenn ein Kind mit Realschulempfehlung auf das Gymnasium gehen möchte.
Und das ist im Interesse des Kindes gedacht. Nicht immer ist ein Gymnasium bzw. ein höherer Bildungsgang die beste Wahl. Einige Schüler fühlen sich auf der Realschule oder einer anderen Schule weitaus wohler und kommen besser mit. Stimmen die Noten, ist es immer möglich, einen Abschluss “draufzulegen”. Später kann ein höherer Bildungsabschluss auch auf dem zweiten Bildungsweg, zum Beispiel an einem Abendgymnasium, nachgeholt werden. In keinem anderen Land sind die Möglichkeiten dafür so vielfältig – es führt nicht nur ein Weg zum Ziel!
Wichtig ist, dass Ihr Kind nicht über- oder unterfordert ist, sondern gern zur Schule geht und entsprechend gefördert wird. Hören Sie auf den Rat der Lehrer und fragen Sie immer auch Ihr Kind, welche Schulform es besuchen möchte.
► Tipp: Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie in unserem kostenlosen Ratgeber Schulwahl. Mit Tipps, Tricks und Checklisten, wie Sie die richtige Schule finden und die Schulzeit meistern!
4. Die Gesamtschule
Der Vorteil der Gesamtschule besteht darin, dass Sie nach der 4. Klasse noch nicht entscheiden müssen, welche Schulform für Ihr Kind die beste ist. Die (integrierte) Gesamtschule (im Gegensatz zur kooperativen) ist eine Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem (Gymnasium, Realschule und Hauptschule) und kombiniert die drei Schulformen miteinander. Die Schüler werden bis zu einem gewissen Grad gemeinsam unterrichtet und entsprechend ihrer Stärken und Schwächen durch spezielle Kurse gefördert.
Gesamtschulen werden nicht in allen Bundesländern angeboten und gleichzeitig haben sie in manchen Bundesländern die Realschule und Hauptschule komplett abgelöst. Eine Übersicht, welche Schultypen in den einzelnen Bundesländern vertreten sind, finden Sie hier.
“Ziel der Gesamtschulen ist es, dass Schüler gemeinsam lernen und sich die Gesellschaftsgruppen nicht bereits in der Schule fremd werden. Schüler sollen unabhängig von ihrem sozialen Background und Leistungsstand zusammen lernen”, heißt es auf bildungsexperten.net.
Außerdem ist der Übergang auf eine weiterführende Schule einfacher: Absolviert Ihr Kind beispielweise seine Mittlere Reife an einer Realschule, kann es sein Abitur nur an einem speziellen Aufbaugymnasium oder an einer Fachoberschule machen, und diese liegen nicht immer in unmittelbarer Nähe. Hat die Gesamtschule eine gymnasiale Oberstufe integriert, ist der höhere Bildungsabschluss in greifbarer Nähe. Ähnlich “einfach” gestaltet sich der Wechsel von der Haupt- auf die Realschule.
Ein weiterer Pluspunkt für die Wahl einer Gesamtschule ist, dass Schüler meist ein Jahr länger Zeit haben bis zum Abitur (G9), wie zum Beispiel an Hamburger Stadtteilschulen oder Berliner Sekundarschulen. An vielen Gymnasien wird das Abitur dagegen nach 12 Jahren (G8) abgelegt.
Das Konzept der Gesamtschule ist seit seiner Einführung in den 70er Jahren jedoch umstritten. Gegner führen an, dass Kinder, die eine Gesamtschule besuchen, entweder unter- oder überfordert sind. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass alle Länder, die beim PISA-Test auf den vorderen Plätzen lagen, ein mehrgliedriges Schulsystem haben und nicht auf ein Gesamtschulen-System setzten.
Bis zur 10. Klasse haben Schüler im Normalfall um 13:30 Uhr Unterrichtsschluss. In Ganztagsschulen geht das Betreuungsangebot an mindestens drei Tagen in der Woche über diesen Zeitrahmen hinaus. Auch Grundschulen werden schon in Form von Ganztagsschulen angeboten.
Hier liegt der Blick vor allem auf den Eltern. Wenige Eltern können ihr Kind ab dem frühen Nachmittag zu Hause betreuen. In so einem Fall ist diese Schulform möglicherweise die richtige Wahl. Doch nehmen Sie das Nachmittagsprogramm der Schule genau unter die Lupe: Entspricht das Mittagsessen Ihren Ansprüchen? Ist das Nachmittagsprogramm vielfältig und deckt es die Interessen Ihres Kindes ab? Viele Ganztagsschulen stehen leider in der Kritik, den Mindestanforderungen nicht gerecht zu werden (Zeit Online). Alternativ bieten Einrichtungen der öffentlichen und freien Jugendarbeit Nachmittagsbetreuung mit Hausaufgabenhilfe, Freizeitgestaltung und Mittagessen an.
6. Förderschulen
In Förderschulen werden Kinder mit körperlichen, geistigen oder emotionalen Beeinträchtigungen und/oder Lernschwächen unterstützt.
Hat Ihr Kind beträchtliche Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen und mit seinen Klassenkameraden mitzuhalten? Wirkt es stark über- oder unterfordert? Sprechen Sie mit Erziehern oder Lehrern Ihres Kindes und holen Sie deren Einschätzung ein. Eine Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs (PDF, 37 Seiten) kann bei der Schulbehörde beantragt werden. Sollte Ihr Kind förderbedürftig sein, können Sie sich immer noch für den Besuch einer Förderschule oder einer integrativen Klasse entscheiden. Auch Waldorfschulen nehmen förderbedürftige Kinder an.
Viele Eltern fürchten, dass der Besuch einer Förderschule ihrem Kind jegliche Berufschancen nimmt. Tatsächlich haben die Schüler hier die Möglichkeit, ohne Druck und Frustration, die sie gegebenenfalls an einer normalen Schule erfahren würden, einen guten Hauptschul- oder Realschulabschluss zu machen. Förderschulen können von der ersten Klasse an besucht werden. Es gibt auch kostenpflichtige Förderschulen in privater Hand, dazu zählen spezialisierte Internate.
7. Internate (privat)
Das Internat ist wohl die “radikalste” Schulform, hier findet Leben und Lernen an einem Ort statt, nach Hause können die Schüler oft nur an den Wochenenden. Die meisten Internate haben sich auf einen bestimmten Schwerpunkt (Sport, Musik etc.) spezialisiert, bieten ein Leistungsangebot, das weit über den staatlichen Lehrplan hinausgeht, und haben eine umfangreiche Freizeitgestaltung im Gepäck. Außerdem haben sie gute Netzwerke, die es Schülern erleichtern, die richtige Universität oder das passende Unternehmen für die Berufsausbildung zu finden.
Kosten:
Das Schulgeld ist nicht gerade gering und beläuft sich bei den meisten Internaten auf 1.000 bis 3.000 Euro im Monat. Ist die Unterbringung in einem Internat dringend notwendig, ist es möglich, dass das Jugendamt die Kosten übernimmt.
Mögliche Abschlüsse:
Haupt-, Realschulabschluss und Abitur
Ist die nächstgelegene Schule zu weit entfernt, oder hat Ihr Kind besondere Stärken oder Schwächen, die am Internat speziell gefördert werden könnten? In solchen Fällen können Sie einen Internatsbesuch in Betracht ziehen.
Einige Internate können von der ersten Klasse an besucht werden, allerdings ist eine so frühe Loslösung vom Elternhaus nicht zu empfehlen. Bei einer angespannten Eltern-Kind-Beziehung kann eine vorübergehende Trennung durch einen Internatsbesuch für Entspannung sorgen. Sie sollten die Anmeldung an der Schule jedoch niemals als Strafe sehen und kommunizieren.
Tipp: Fragen Sie nach, ob eine Probezeit mit dem Internat vereinbart werden kann, damit sich Ihr Kind das Internatsleben erst einmal unverbindlich anschauen kann.
8. Internationale Schulen (privat)
In der heutigen Zeit wird es immer wichtiger für Berufseinsteiger, mindestens Englisch, besser noch eine weitere Fremdsprache zu beherrschen. Deshalb erfreuen sich internationale Schulen zunehmender Beliebtheit. Hier findet ein Großteil des Unterrichts in einer anderen Sprache oder zweisprachig statt. Viele Lehrer sind Muttersprachler.
Mögliche Abschlüsse:
Der Schulstoff orientiert sich oft nicht an deutschen Lehrplänen, weshalb die Schüler meist keinen deutschen Abschluss erhalten (in der Regel internationales Abitur “International Baccalaureate”). Trotzdem läuft die Anerkennung durch deutsche Universitäten oder Berufsfachschulen meist problemlos.
Kosten:
Das Schulgeld ist relativ hoch und liegt nach eigenen Angaben zwischen 500 und 1.600 Euro im Monat.
Primär richten sich solche Schulen an Kinder von Eltern, die eine andere Muttersprache haben. Aber auch sprachlich talentierte Kinder könnten an dieser Schulform Gefallen finden. Beherrscht Ihr Kind die dort vorherrschende Sprache jedoch nicht fließend, sollten Sie darauf achten, dass alle Fächer zumindest anfangs auch auf Deutsch angeboten werden.
Früh übt sich: Je jünger die Kinder, desto leichter fällt ihnen das Sprachenlernen. Das ist längst bei Pädagogen und Eltern angekommen: Bilinguale Kitas liegen derzeit voll im Trend und erleichtern den Übergang auf internationale Schulen. Wichtig ist, dass das Konzept stimmt.
Alternativ: Es gibt Schulen, die bestimmte Fächer auf Englisch anbieten (bilingualer Unterricht). Fragen Sie doch einmal bei Ihrer Wunsch-Schule nach.
9. Konfessionelle Schulen (privat)
Konfessionelle Schulen sind an eine Glaubensrichtung gebunden. In Deutschland sind das vor allem die katholische und die evangelische Kirche. Christliche Werte wie Nächstenliebe, Gerechtigkeitssinn und Mitgefühl stehen im Fokus.
Mögliche Abschlüsse:
Haupt-, Realschulabschluss und Abitur
Kosten:
Das Schulgeld fällt verhältnismäßig gering aus und liegt in der Regel weit unter 200 Euro pro Monat. Hier finden Sie alle Infos rund um evangelische und katholische Schulen.
Der Besuch einer konfessionellen Schule ist für Familien geeignet, die Wert auf eine Erziehung im Sinne des Christentums legen. Doch nicht jedes Kind kann mit der dort vorherrschenden Lehrweise umgehen: Lehrer an konfessionellen Schulen haben den Ruf, sehr streng zu sein. Sie sollten sich also – wie bei jeder Schule – immer vorher auch vor Ort einen persönlichen Eindruck verschaffen.
Religiosität ist übrigens keine Voraussetzung, um an einer kirchlichen Schule angenommen zu werden. Die Kinder müssen jedoch am Religionsunterricht teilnehmen und dem Christentum Respekt entgegenbringen.
Manche konfessionelle Schulen sind reine Mädchen- oder Jungenschulen.
Der Nachwuchs verbringt heutzutage viel Zeit in der Schule, sodass auch ein Großteil seiner Erziehung dort stattfindet. Welche Schulform Eltern für ihr Kind wählen, hängt deshalb auch von bestimmten Prinzipien ab, die der Lernort vertritt.
► Hier finden Sie einen Überblick über alternative Schulformen in Deutschland (Waldorf, Montessori etc.)
11. Die richtige Schule finden – Tipps und Tricks
Wir hoffen, dass Sie nun eine Vorstellung davon bekommen haben, welche Schulformen für Ihr Kind infrage kommen könnten. Um herauszufinden, welche Schulen es in Ihrer Nähe gibt, können Sie folgende Seiten nutzen:
Wichtig ist: Bleiben Sie gelassen! Setzen Sie sich mit der Auswahl der passenden Schule nicht zu sehr unter Druck, damit die Kids vor allem Vorfreude bei der Schulwahl empfinden. Mit diesen Tipps, ist es auch gar nicht so schwer, die richtige Schule zu finden: In 3 Schritten zur Traumschule
es ist Zeugniszeit und das bedeutet auch: Emotionen steigen hoch! Freude und Stolz bei den einen, Enttäuschung, Angst, vielleicht Resignation bei den anderen, und zwar bei Kindern wie Eltern.
Ob gute oder schlechte Schulnoten: So reagieren Eltern richtig
Worte, die guttun
Bringt ein Kind ein erfreuliches Zeugnis oder gute Noten mit nach Hause, sollten die Eltern das Kind natürlich ohne Einschränkung ganz doll loben. Sie sollten dem Kind sagen, wie sehr sie sich freuen, und selbstverständlich freut sich das Kind auch über eine zusätzliche Belohnung in Form einer gemeinsamen Unternehmung, eines Geschenks oder auch darüber, dass es etwas darf, was die Eltern sonst nicht ohne Weiteres erlauben.
Die Eltern sollten auch anerkennen bzw. hervorheben, dass die guten Leistungen auch damit zu tun haben, dass das Kind sich angestrengt, sich bemüht und dafür gearbeitet hat. Der Erfolg ist vermutlich nicht vom Himmel gefallen und das ist eine wichtige Erfahrung, weil das auch – in gewissen Grenzen natürlich – bedeutet, dass das Kind es zum Teil selbst in der Hand hat, erfolgreich zu sein oder nicht.
Schulnoten kann man auch ohne strenges pauken verbessern – mit der Lernapp von scoyo!
Worte, die entmutigen
Was Eltern unbedingt vermeiden sollten, ist nach dem Lob so ein Nachsatz wie: “Warum nicht gleich so?” oder “Geht doch!” oder “Aber nicht, dass du dich jetzt auf deinen Lorbeeren ausruhst!”. Damit wird das Lob entwertet und es wird das Negative betont. Das entmutigt und nimmt die Freude!
“Schelten richtet Zorn an, aber Ermunterung macht fröhliche Leute.”
Friedrich von Bodelschwingh
Sind die Schulnoten nicht so gut ausgefallen, obwohl das Kind sich nach Kräften bemüht hat und ohne dass eine wie auch immer geartete Belastung als Ursache infrage kommt, kommt es darauf an, dem Kind Mut zu machen. Das Kind darf auf keinen Fall den Eindruck gewinnen, dass es als Mensch wertlos ist, nur weil es ein schlechtes Zeugnis hat. Das wäre vernichtend und katastrophal (unter Umständen sogar gefährlich). Schule ist zwar wichtig und natürlich soll das Kind etwas lernen, aber Schule ist nicht das Leben.
Kinder müssen auf sich stolz sein können – auch bei schlechte(re)n Schulnoten
scoyo-Tipp: Kinder besitzen tolle Eigenschaften, die im Schulzeugnis nicht zur Geltung kommen können, die aber sehr viel Anerkennung verdienen. Für all diese Talente haben wir eine Vorlage für ein etwas anderes Zeugnis entwickelt, mit dem Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken können:
Viele Fähigkeiten und Begabungen werden in der Schule überhaupt nicht abgerufen und spielen dort keine Rolle, obwohl es vielleicht Talente sind, die jemanden im späteren Leben erfolgreich machen. Deshalb ist es wichtig, dem Kind gegenüber zu betonen, welche Begabungen es außerhalb von Schule hat.
Verdeutlichen Sie, welche Eigenschaften und Stärken es hat, die es vielleicht sogar ganz besonders machen und die Sie als Eltern auch außerhalb der Schule fördern sollten. Freizeitaktivitäten sollten gerne auch andere Akzente setzen als das, was in der Schule im Mittelpunkt steht. Sie können dem Kind auch die Chance geben, andere Fähigkeiten, Begabungen und Interessen zu entdecken und zu entwickeln.
Das Kind muss auf sich stolz sein können und die Eltern auf ihr Kind natürlich sowieso. Vielleicht ist Ihr Kind ausdauernd und hartnäckig, gibt nie auf. Oder es findet überraschende, unkonventionelle Lösungen. Vielleicht kann es besonders gut mit Menschen umgehen. Alle sogenannten Soft Skills (also der geschickte Umgang mit dem “Drumherum”) sind wichtig für Erfolg im Leben, und nicht selten sind sie sogar entscheidend!
In schlechten Noten stecken auch eine Menge Möglichkeiten
Was nützt die beste Intelligenz, wenn jemand sie nicht realisieren kann, weil er Angst hat, etwas falsch zu machen und deshalb gar nicht erst anfängt zu arbeiten. Die Grundlage für Erfolg sind Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, diese gilt es zu erhalten oder zu steigern, darauf sollten Eltern den Schwerpunkt legen, das beflügelt und gibt Mut, es noch mal anders zu versuchen.
Vielleicht mögen Sie als Eltern auch von Ihren eigenen Erfahrungen berichten. Auch bei Ihnen wird nicht alles glattgegangen sein, aber Sie haben daraus gelernt und es wieder probiert. Und schließlich hilft es auch, daran zu denken: Nicht jede “Schleife” ist ein Umweg! Und der gerade Weg ist nicht immer der kürzeste Weg.
“Das Außergewöhnliche geschieht nicht auf glattem, gewöhnlichem Wege.”
Johann Wolfgang von Goethe
In der – auf den ersten Blick – unangenehmen Situation “schlechte Schulnoten” stecken eine Menge Möglichkeiten. Man kann sich jetzt darüber ärgern und aufregen – das setzt Stresshormone frei und schadet Ihrem Herz-Kreislauf-System, es ändert aber nichts.
Intelligenter ist es, dafür zu sorgen, dass es möglichst nicht noch mal passiert. Jedes Ding hat (mindestens) zwei Seiten, wie wir wissen, also warum nicht die Chance suchen, die darin steckt? Was kann Ihr Kind daraus lernen, dass es ein schlechtes Zeugnis bzw. schlechte Schulnoten bekommen hat?
Überlegen Sie doch mal, was Ihre Lebenserfahrung dazu sagt, und suchen Sie dann gemeinsam mit Ihrem Kind eine Antwort. So lernt Ihr Kind gleichzeitig, sich nicht mit etwas zufriedenzugeben, das man verbessern kann, und selbst Verantwortung zu übernehmen und Änderungsstrategien zu entwickeln. Damit hätte das schlechte Zeugnis dann doch noch etwas Gutes, weil Ihr Kind daraus möglicherweise etwas fürs Leben viel Wichtigeres gelernt hat als Grammatik oder Algebra.
Schlechte Noten – was tun? Wie Sie Ihr Kind jetzt unterstützen
Bei der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse braucht Ihr Kind dann vermutlich wieder Ihre Hilfe. Es ist günstig, möglichst genau einzelne Schritte oder Maßnahmen gemeinsam festzulegen, wie z. B.
- Hausaufgaben zu einem anderen Zeitpunkt zu erledigen (erst mal spielen zum Erholen oder lieber schnell die Hausaufgaben erledigen, um dann “frei” zu sein zum Spielen)
- Hausaufgaben in einer anderen Reihenfolge zu erledigen (je nach Lerntyp erst das Leichte zum “Warmwerden”, dann das Schwierige – oder genau umgekehrt, wenn das Kind schnell ermüdet)
- sich selbst zu belohnen, wenn ein Teil geschafft ist (10 Minuten schaukeln, Trampolin springen o. Ä.)
- früher schlafen zu gehen
- zu klären, wen der Nachwuchs fragen kann, wenn er etwas nicht verstanden hat, usw.
Dadurch erlebt das Kind, wie man eine unangenehme Situation aktiv bewältigen kann, anstatt unter ihr zu leiden. So gesehen könnte man sagen: Gut, dass das schlechte Zeugnis jetzt kam und nicht erst bei dem Schulabschluss!
Es gibt immer eine Lösung!
Natürlich kann es auch sein, dass ein Kind tatsächlich vollkommen überfordert ist mit dem Lernstoff, so dass auch die größte Anstrengung nicht zum Erfolg führt. Dann muss wahrscheinlich die Schulsituation daran angepasst werden.
Alles andere würde dem Kind sehr schaden, weil es trotz allen Bemühens nur Misserfolge erlebt. Es würde irgendwann verzweifeln und womöglich aufgeben.
Niemand muss perfekt sein, wir sind schließlich keine Roboter (wobei – auch die sind vermutlich nicht perfekt)! Menschen haben unterschiedliche Begabungen, und es ist schließlich kein Charakterfehler, wenn man Mathe nicht so gut kann, egal ob “die Geschwister das doch auch können”. Dann muss man eben gucken, welche anderen Talente dieses Kind hat. Begeben Sie sich doch mal auf eine spannende “Schatzsuche” mit Ihrem Kind! Wer weiß, was für überraschende Entdeckungen Sie machen!
Über Susanne Egert
Susanne Egert ist psychologische Psychotherapeutin, Verhaltenstherapeutin und EMDR-Therapeutin. Sie arbeitet seit vielen Jahren in einer großen Jugendhilfeeinrichtung, ist Autorin des Rendsburger Elterntrainings sowie des Rendsburger Lehrertrainings und hat unter anderem das Buch „Erfolgreich erziehen helfen. Elternarbeit in Jugendhilfe, KiTa und Schule. Ein Praxisleitfaden“ geschrieben. Außerdem bildet sie bundesweit Fachkräfte im Rendsburger Elterntraining, Rendsburger Lehrertraining und zu anderen Themen fort.
Durch ihre langjährige berufliche Tätigkeit weiß sie, dass viele Konflikte zwischen Eltern, Kindern und Lehrern auf mangelndem Verständnis für den anderen beruhen. “Ich möchte dazu beitragen, dass Eltern und Kinder sich besser verstehen und ihnen dadurch das Leben ein bisschen erleichtern”, sagt die Psychotherapeutin.
Seit 2015 ist Susanne Egert Mitglied im Beirat von scoyo.
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31,2 Prozent der deutschen Schüler wurden schon mindestens einmal “schikaniert oder fertiggemacht”. Das ergab eine Studie des Zentrums für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Universität Lüneburg. Dass es Konflikte in Schulen wohl immer geben wird, ist bekannt. Doch Mobbing geht viel weiter: Beleidigungen werden zum Dauerzustand, Auseinandersetzungen werden nicht angemessen gelöst. Für betroffene Schüler gleicht der Gang in die Schule dann schnell einem Alptraum.
Wird mein Kind gemobbt? Alarmsignale richtig deuten
Um zu erkennen, ob Ihr Kind gemobbt wird, sollten Sie auf folgende Alarmsignale achten (diese treffen nicht bei allen gleich stark zu, sondern kommen in verschiedenen Ausprägungen vor):
Kinder, die gemobbt werden,
- ziehen sich oft zurück, wirken ängstlich und niedergeschlagen.
- klagen über gesundheitliche Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit.
- wirken besonders nach der Schule nervös und angespannt.
- wollen nicht mehr allein in die Schule gehen, sondern von ihren Eltern gebracht werden.
- wollen häufig gar nicht mehr zur Schule gehen. Schulische Leistungen fallen rapide ab.
- erfinden Ausreden bei körperlichen Verletzungen, dem Verlust oder der Beschädigung von Gegenständen.
- meiden Klassenkameraden und bleiben am Nachmittag lieber allein zu Hause.
Tipps für Eltern: Was kann ich tun, wenn mein Kind gemobbt wird?
Falls Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind gemobbt wird, sollten Sie schnell handeln. Ihr erster Ansprechpartner ist Ihr Kind selbst. Der Sozialpädagoge und Experte zum Thema “Mobbing unter Kindern und Jugendlichen” Frank Schallenberg rät dazu, Kinder zum Reden zu ermutigen, aber nicht zu drängen. Ist das Thema einmal auf dem Tisch, sollten Eltern warten, bis das Kind auf sie zukommt.
In einem zweiten Schritt müssen Eltern Kontakt zur Schule aufnehmen. Sprechen Sie mit dem Klassen- oder Vertrauenslehrer oder wenden Sie sich an die Schulleitung (Hier finden Sie Tipps fürs Lehrergespräch). Oftmals ist das Mobbing Teil einer Klassendynamik, die am besten von der Schule selbst gelöst werden kann. Finden Sie an der Schule Ihres Kindes kein Gehör, sollten Sie nicht zögern, sich ans zuständige Schulamt oder den Schulpsychologischen Dienst zu wenden. Informationen und Beratungsangebote finden Sie auch bei der Kinder- und Jugendhilfe unter http://www.kinder-jugendhilfe.info/
Halten Sie auch weiterhin Kontakt zur Schule: Besuchen Sie Elternsprechtage und Elternabende, um über die Vorgänge an der Schule Ihres Kindes informiert zu sein. So zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie Bescheid wissen, und es fühlt sich nicht allein gelassen.
Sie sollten sich allerdings besser nicht direkt an den oder die Mobber wenden, da Sie damit die Position Ihres Kindes schwächen.
Geben Sie Rückendeckung!
So wichtig es ist, sich Hilfe von außen zu holen und gegen das Mobbing anzugehen, so wichtig ist es auch, dass Sie Ihr Kind aufbauen und sein Selbstbewusstsein stärken:
- Vermitteln Sie Ihrem Nachwuchs, dass Sie immer da sind.
- Nehmen Sie sich Zeit zum Zuhören und zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es ernst nehmen.
- Machen Sie deutlich, dass die Schuld keinesfalls bei ihm selbst zu suchen ist, sondern der Täter einen Fehler macht.
- Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes durch gutes Zureden, sportliche Aktivitäten oder andere Hobbies. Mit jedem Erfolg, den Ihr Kind verzeichnet, steigt das Selbstwertgefühl.
Was kann mein Kind tun, wenn es gemobbt wird?
- Kinder, die Opfer von Mobbingattacken werden, sollten sich auf die konkrete Angriffssituation einstellen, damit sie, wenn es soweit ist, möglichst gelassen bleiben. Reagieren sie ruhig und ohne erkennbare Betroffenheit auf Mobbing, verwirrt das die Mobber und nimmt ihnen die Angriffsfläche.
- Wenn Kinder die Mobbingsituation zu Hause mit ihren Eltern in einem Rollenspiel einüben, sind sie im Ernstfall über viele Handlungen und Äußerungen nicht überrascht und können besser darauf reagieren.
- Kinder, die gemobbt werden, gewinnen an Stärke, wenn sie sich innerhalb der Klasse einer Gruppe anschließen. Dadurch verschwindet eine mögliche Außenseiterposition.
- Wenn Ihr Kind erkennt, welcher Mitschüler Anführer der Mobbingattacken ist, hilft es, diesen direkt anzusprechen, um seine Macht zu reduzieren.
- Am wenigsten Angriffsfläche für Mobbingattacken bietet Ihr Kind, wenn es ein gutes Selbstwertgefühl besitzt. So ist es in der Lage, sich nicht einschüchtern zu lassen, über eigene Fehler zu lachen und die Eigenschaften, wegen denen es gemobbt wird, “einfach” positiv darzustellen.
Tipps im Video: Was tun gegen Mobbing?
Sind die Mobbingattacken jedoch sehr zahlreich und hat sich die “Außenseiterposition” Ihres Kindes in der Klasse bereits gefestigt, sind diese Strategien, die Ihr Kind selbst anwenden kann, nur noch eine ergänzende Methode. In schweren Fällen können sich Mobbing-Opfer kaum noch wehren, ohne dass sich die Situation verschlimmert. Sie sind angewiesen auf die Hilfe von außen und damit auf Ihre direkte Initiative als Eltern.
Welche Formen von Mobbing gibt es?
Mobbing äußert sich in vielen verschiedenen Ausprägungen und wird oftmals gar nicht als solches erkannt. Experten differenzieren zunächst einmal zwischen verbalem Mobbing wie Hänseleien, Drohungen oder Verhöhnungen und physischem Mobbing wie Schubsen, Kniffe oder Schläge. Bei diesen beiden Formen spricht man auch von direktem Mobbing. Subtiler hingegen ist das indirekte Mobbing, zu dem die Ausgrenzung oder die Rufschädigung einzelner Personen zählt.
Die Gründe für Mobbing sind dabei sehr vielschichtig: Oft haben die Mobber selbst Kränkungen oder Gewalt erlebt und kompensieren ihre Ohnmacht, indem sie andere schikanieren oder demütigen. Ein “typisches” Mobbingopfer existiert dabei nicht.
Mobbing ist auch im Internet angekommen
Die Gefahr lauert dabei nicht nur auf dem Schulweg und in der Schule selbst. Eine Umfrage der Universitäten Münster und Hohenheim hat ergeben, dass jeder dritte Schüler auch schon Erfahrungen mit Cyber-Mobbing sammeln musste. Cyber-Mobbing, auch als Internet-Mobbing oder Internet-Bullying bezeichnet, fasst Formen der Diffamierung, Nötigung und Belästigung anderer Personen mithilfe des Internets bzw. elektronischer Kommunikationsmittel zusammen.
scoyo: Herr Kullak-Ublick, was kann die Waldorfschule Ihrer Meinung nach besser als andere Schulen?
Kullak-Ublick: Waldorfschulen nehmen den Menschen mit all seinen unterschiedlichen Eigenschaften ernst: Lernen an der Waldorfschule bedeutet, dass sich die Kinder als Handelnde, Wahrnehmende und eigenständig Denkende kennen lernen. Die Lernwege nehmen wir genauso wichtig wie die Ergebnisse. Damit möchten wir erreichen, dass die Kinder und Jugendlichen nicht nur Wissen reproduzieren können, sondern es auch in Beziehung zu anderen Dingen, also zum Beispiel zur Gesellschaft oder ihren Erfahrungen, setzen und sich ein eigenes Urteil bilden können. In den unteren Klassen sprechen wir besonders die Phantasie und die Geschicklichkeit der Kinder an und legen damit die Grundlage für ein lebenslanges Lernen, das sich an die unterschiedlichsten Situationen anpassen kann.
scoyo: Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Waldorfschulen und staatlichen Regelschulen?
Kullak-Ublick: Waldorfschulen sind wie alle freien Schulen nicht an die staatlichen Lehrpläne gebunden. Das erlaubt ihnen, eigene methodische und didaktische Schwerpunkte zu setzen und elastischer auf die konkreten Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen.
An der Waldorfschule steht das kognitive, also eher intellektuelle Lernen in einer bewussten Balance mit dem Erwerb kreativ-künstlerischer und praktisch-handwerklicher Fähigkeiten. Das gilt für jedes Fach, aber natürlich drückt es sich auch in der Palette der angebotenen Fächer aus. Es ist die praktische Umsetzung der Forderung, mit Kopf, Herz und Hand zu lernen, wie sie beispielsweise die neuere Hirnforschung erhebt.
Eine Besonderheit der Waldorfschule ist der Unterricht in so genannten Epochen, also der Konzentration auf ein Fach beziehungsweise Thema über mehrere Wochen. Während dieser Epochen schreiben sich die Schüler ihre Schulbücher selbst und erarbeiten sich ein Portfolio, das ihre eigenen Lernfortschritte genau abbildet.
Außerdem lernen alle Kinder vom ersten Schuljahr an eine, spätestens ab dem zweiten Schuljahr zwei Fremdsprachen.
Die Schülerinnen und Schüler lernen unabhängig von ihrem angestrebten Schulabschluss in stabilen Klassengemeinschaften, sitzenbleiben können sie nicht. Das stellt hohe Anforderungen an die Lehrkräfte, die den Unterricht so gestalten, dass er Kinder mit unterschiedlichen Stärken und Lernständen anspricht.
Da Noten als Druckmittel zum Lernen bei uns entfallen, muss der Unterricht interessant und lebendig sein, um die Aktivität der Schüler zu wecken. Dafür bilden wir unsere Lehrerinnen und Lehrer an Seminaren und Hochschulen aus. Am Schuljahresende bekommen die Schüler detaillierte Berichtszeugnisse, die ihre individuellen Lernfortschritte festhalten. Eine große Rolle spielen auch das Theater und die so genannten Jahresarbeiten, bei denen die Schülerinnen und Schüler im achten und zwölften Schuljahr eigenständig an einem Thema arbeiten und das vor der gesamten Schule in Wort, Schrift und als praktisches Ergebnis präsentieren. Vom 9. Schuljahr an gibt es in jedem Jahr mindestens ein längeres Praktikum.
scoyo: Welchem Zweck dient eigentlich das waldorfeigene Schulfach Eurythmie?
Kullak-Ublick: Eurythmie ist eine Bewegungskunst, bei der Sprache und Musik nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten in Gesten, Bewegungsabläufe und Choreografien umgesetzt werden. Man unterscheidet zwischen der therapeutischen, der pädagogischen und der Bühneneurythmie. Wie jede Kunst hilft auch die Eurythmie dabei, Leib, Seele und Geist in einen schöpferischen Gleichklang zu bringen. Namentanzen kommt dabei übrigens nicht vor – höchstens mal zum Spaß, weil dieses Klischee einfach so herrlich albern ist.
scoyo: Gibt es typische „Waldorf-Kinder“, für die sich die Waldorfschule besonders eignet? In welchen Fällen würden Sie vom Besuch einer Waldorfschule eher abraten?
Kullak-Ublick: Nein, die Waldorfschule ist für alle Kinder geeignet. Allerdings sollten die Eltern das pädagogische Konzept im Grundsatz bejahen, sonst kann es später zu Konflikten kommen.
Eltern sollten sich das besondere Profil einer Schule anschauen und dann entscheiden, ob das mit ihren Erwartungen und den Bedürfnissen ihrer Kinder zusammenpasst. Vom Besuch einer Waldrofschule abraten würde ich, wenn die Eltern eigentlich gar keine Waldorfpädagogik wollen oder glauben, man könne dort lernen, ohne sich anzustrengen.
(Die scoyo-Checkliste “Schulwahl” hilft, sich als Familie klar darüber zu werden, welche Ansprüche man eigentlich an die zukünfige Schule stellt – und diese dann mit der Realität beim Schulbesuch zu vergleichen. Mehr Infos dazu: In 3 Schritten die richtige Schule finden)
scoyo: Die meisten Waldorfschulen haben mehr Anmeldungen als Plätze. Nach welchen Kriterien werden die Schülerinnen und Schüler ausgewählt?
Kullak-Ublick: Das ist schwierig zu beantworten, weil es immer von den Bedingungen der einzelnen Klasse abhängt. Wenn beispielsweise ein deutlicher Jungenüberhang da ist, hat ein Mädchen vielleicht bessere Chancen – und umgekehrt. Ein Merkmal ist sicherlich, ob man davon ausgehen kann, dass die Eltern – oder später die Schülerinnen und Schüler selbst – ungefähr wissen, worauf sie sich einlassen.
Kullak-Ublick: Da irrt Herr Kraus – das gilt schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Waldorfschüler erlangen die gleichen staatlichen Abschlüsse wie alle anderen Schüler auch, aber die Prüfungen werden von ihren eigenen Lehrerinnen oder Lehrern abgenommen. Da es sich allerdings um einen hoheitlichen Akt des Staates handelt, arbeiten die Waldorfschulen bei den Prüfungen mit staatlichen Schulen ihres Ortes zusammen, die dann den Staat vertreten. Das klappt bis auf seltenste Ausnahmen sehr gut. Fast alle Waldorfschüler erreichen den mittleren oder höheren Schulabschluss. Die Abiturienten werden im letzten Schuljahr gezielt auf die Prüfungen vorbereitet, was sich bundesweit in mindestens gleichen, oft überdurchschnittlich guten Prüfungsergebnissen ausdrückt.
scoyo: In welcher Klassenstufe entscheiden sich die Kinder auf der Waldorfschule, welchen Schulabschluss sie ansteuern? Und wie geht es weiter, wenn die Entscheidung gefallen ist?
Kullak-Ublick: Das geschieht in der Regel nicht vor dem Ende des zehnten Schuljahres, manchmal noch später. In einigen Bundesländern haben die Waldorfschulen gymnasiale Oberstufen eingerichtet, was sich auf die Unterrichtsstruktur auswirkt, aber wir begrüßen durchaus, wenn auch Schüler, die nicht auf das Abitur zusteuern, eine möglichst umfassende Schulbildung erlangen und bis zum zwölften Schuljahr in der Schule bleiben können. Aus unserer Sicht ist das – im Unterschied zur Selektion nach Noten – ein Menschenrecht. Einige Waldorfschulen haben auch berufsbildende Zweige, aber das sind bisher Ausnahmen.
scoyo: Herr Kraus bemängelt außerdem, dass Waldorfschulen bislang keinerlei Beweis erbracht hätten, dass ihre Schüler bei Leistungstests besser abschneiden würden. Wie sehen Sie das?
Kullak-Ublick: Spricht da vielleicht der Lobbyist der Gymnasien? Das wäre ja sein gutes Recht, aber ich möchte doch die Frage dagegen stellen, nach welchen Kriterien man Leistung überhaupt messen will. Wenn es einer Schule, die keine Selektion nach Noten vornimmt, gelingt, fast alle Schüler zu einem mittleren oder höheren Schulabschluss zu bringen – und das mit guten bis sehr guten Durchschnittsnoten – kann sie auch mit Bezug auf standardisierte Leistungen so schlecht nicht sein. Uns interessiert aber viel mehr, ob die Kinder und Jugendlichen ihr individuelles Leistungspotenzial ausschöpfen. Da muss man sehr viel genauer hingucken und in individuelle Förderungen investieren. Unser Maßstab liegt um einiges höher als bei standardisierten Tests.
scoyo: Viele Eltern stehen der Waldorfschule positiv gegenüber, befürchten aber, dass sie sehr viel Elternarbeit leisten müssen, wenn sie ihr Kind an einer Waldorfschule anmelden. Was entgegnen Sie ihnen?
Kullak-Ublick: So lange in Deutschland die Meinung vorherrscht, Schule sei etwas, wo man seine Kinder abgibt und nachher wieder als „Gelernte“ abholt, mag das stimmen. Das Interessante ist nur, dass es wirklich Spaß macht, mit anderen an einer Schule zusammenzuarbeiten, bei der es auf individuelle Initiative ankommt. Natürlich muss niemand mehr tun, als seine privaten oder beruflichen Möglichkeiten es zulassen, aber wer sich engagieren will, ist willkommen und wird bald merken, dass es einen Unterschied macht – nicht zuletzt, weil sich die Kinder freuen.
scoyo: An vielen Waldorfschulen gibt es kaum Kinder mit Migrationshintergrund, die Eltern sind außerdem im Schnitt gebildeter und wohlhabender als an staatlichen Schulen. Woran liegt das?
Kullak-Ublick: Das liegt zum einen daran, dass man ja erst einmal auf die Idee kommen muss, etwas anderes als alle anderen zu wollen. Das fällt Einwandererfamilien, die sich assimilieren wollen, oft schwer. Ähnliches gilt für bildungsferne Familien. In erster Linie hat das aber einen politischen Hintergrund: Schulen in freier Trägerschaft werden in Deutschland gesetzlich benachteiligt. Die Eltern zahlen doppelt, nämlich einmal über die Steuern, mit denen sie auch die staatlichen Schulen finanzieren, und dann über die Schulgelder, die aus einer Schulgesetzgebung folgen, die pädagogische Initiative durch zu geringe Finanzhilfen bestraft. Freie Schulen werden in eine private Ecke geschoben, wo jedenfalls die Waldorfschulen überhaupt nicht sein wollen.
Eine Lösung wäre, dass alle Eltern umfassend über die Schulen ihrer Umgebung informiert würden; außerdem sollte das Schulgeld für finanziell schlechter gestellte Familien vom Staat übernommen werden.
scoyo: Zum Schluss das Finanzielle: Waldorfschulen sind ja Privatschulen. Wie teuer ist der Schulbesuch?
Kullak-Ublick: Die durchschnittlichen Elternbeiträge für Schulgeld und Investitionen liegen bei monatlich 160 Euro. Von dieser Zahl kann es aber, je nach Region und politischen Vorgaben, erhebliche Abweichungen geben. Die Eltern und Lehrer bilden an Waldorfschulen Solidargemeinschaften, um auch Kindern, deren Eltern das reguläre Schulgeld nicht aufbringen können, den Schulbesuch zu ermöglichen.
Über Herrn Kullak-Ublick
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Henning Kullak-Ublick
Hennig Kullak-Ublick ist Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen in Deutschland und der Internationalen Konferenz der Waldorfpädagogischen Bewegung. Um Eltern bei der Schulwahl zu unterstützen, hat der erfahrene Waldorflehrer 2014 das Buch „Jedes Kind ein Könner: Fragen und Antworten zur Waldorfpädagogik“ veröffentlicht.
Vom Kindergartenkind zum Schulkind: Wie sich der Alltag für Ihr Kind verändert
Seit Generationen hören Kinder am Tag ihrer Einschulung, dass der “Ernst des Lebens” nun beginnt. Und in der Tat müssen Kinder lernen, immer mehr Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen: Wer morgens nicht rechtzeitig aufsteht, kommt zu spät in die Schule. Wer seine Hausaufgaben nicht erledigt, erhält ein “Minus”. Und wer nicht lernt, bekommt schlechte Noten. An diese neuen Regeln muss sich Ihr ABC-Schütze erst gewöhnen, die Umstellung vom Kindergartenkind zum Schulkind ist manchmal gar nicht so leicht. Wir haben ein paar Tipps für Sie, wie Sie die neue Situation gemeinsam meistern können:
1. Früh aufstehen
An den meisten Grundschulen beginnt der Unterricht zwischen 7:45 und 8:15 Uhr. Damit Ihr Schulkind ausreichend Zeit zum Anziehen, Frühstücken und für den Schulweg hat, muss es früh aufstehen. Das fällt schwer, besonders in den dunklen Wintermonaten. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind abends rechtzeitig ins Bett geht. Grundschulkinder brauchen zwischen zehn und elf Stunden Schlaf. Morgens sorgen Sie am besten für viel Licht. Fröhliche Musik, gute Laune und ein leckeres Frühstück helfen beim Aufstehen.
2. Die neue Schule
Mehrere Jahre lang ist Ihr Kindergartenkind in dieselbe Kita gegangen. Die Räumlichkeiten, Kinder und Erzieher waren ihm fast so vertraut wie sein Zuhause. Nun muss sich Ihr Schulkind an das neue Umfeld gewöhnen.
3. Feste Regeln
Sich melden, wenn man etwas sagen möchte, an seinem Platz sitzen bleiben, konzentriert und leise arbeiten – das fällt vielen frisch gebackenen Schulkindern am Anfang sehr schwer. Leichter haben es Kinder, die im Elternhaus gelernt haben, Regeln zu respektieren.
Tipp: Einige wenige Vorgaben sind besser als zu viele, die – sind wir mal ehrlich – doch immer wieder gebrochen werden.
4. Warten, bis man an der Reihe ist
In einer Klasse mit über 25 Kindern und einer Lehrkraft können nicht alle Kinder gleichzeitig drankommen. Geduld üben und Rücksicht auf andere nehmen – das gehört zur Entwicklung vom Kindergartenkind zum Schulkind und ist schwierig, besonders für Einzelkinder. Trainieren Sie diese sozialen Kompetenzen deswegen schon früh mit Ihrem Kind. Es muss auch zu Hause lernen, dass es nicht immer im Mittelpunkt stehen kann und andere Menschen auch Bedürfnisse haben.
5. Hausaufgaben
Nach Hause kommen und weiter lernen – die Hausaufgaben sind vielleicht die größte Veränderung im Leben eines Kindergartenkindes hin zum Schulkind. In der Schule lernt man gemeinsam, zu Hause ist man allein. Das bedarf viel Disziplin. Bereiten Sie Ihr Kind schon vor der Einschulung auf das Hausaufgaben machen vor. Sorgen Sie am Nachmittag für Ruhephasen, in denen gemalt, gebastelt oder vorgelesen wird. Das fördert auch Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und Konzentration. Weiterhin spielerisch und mit Weggefährten lernen Kinder mit scoyo. Probieren Sie es gleich aus.
Unterstützen Sie Ihr Schulkind bei den Herausforderungen des Schulalltags, indem Sie für einen geregelten Tagesablauf sorgen. Die Hausaufgaben sollten beispielsweise immer zum gleichen Zeitpunkt erledigt werden und es sollte jeden Tag ausreichend Zeit zum Spielen und Toben an der frischen Luft geben. Rituale aus der Kindergartenzeit wie das gemeinsame Vorlesen, gemeinsame Mahlzeiten sowie Begrüßungs- oder Abschiedsrituale geben Ihrem Schulkind jetzt Sicherheit und sollten beibehalten werden.
Wie sich Ihr Kind verändert
Auf dem Weg vom Kindergartenkind zum Schulkind warten viele neue Eindrücke, Erlebnisse und Herausforderungen auf die ABC-Schützen. Kein Wunder, dass sich die Kleinen dadurch auch verändern. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Kind jetzt am besten fördern können:
1. Selbstständigkeit
Schon bald werden Sie merken, dass Ihr Schulkind von Tag zu Tag selbstständiger wird. Was es als Kindergartenkind gelernt hat, wird nun weiter verbessert. Dabei kann es auch vorkommen, dass Fähigkeiten überschätzt werden und etwas danebengeht. Doch kleine Misserfolge gehören eben zum Erwachsenwerden dazu. Sollte also mal wieder das Bad überschwemmt oder das Rührei angebrannt sein, versuchen Sie die gute Absicht hinter dem Schlamassel zu sehen und erklären Sie Ihrem Kind, wie man es in Zukunft vermeiden kann. So klappt´s beim nächsten Mal gleich viel besser – und davon profitieren Sie als Eltern letztlich auch.
Die Selbstständigkeit ist gerade beim Lernen Zuhause sehr wichtig. Hierbei können audiovisuelle Lernhilfen eine angenehme Ergänzung zu den Lehrbüchern darstellen. In der Lernwelt von scoyo beispielsweise, wird Kindern der Schulstoff auf spielerische Art nähergebracht. Multimedial aufbereitete Geschichten aus dem Alltag fordern die Kinder in verschiedenen Fächern und Schwierigkeitsgraden.
2. Selbstwahrnehmung
Ihr Schulkind zählt sich jetzt zu den “Großen”, und damit wächst auch das Selbstbewusstsein. In ihrer Studie „KILIA Kooperationsprojekt Identitäts- und Leistungsentwicklung im Anfangsunterricht“ konnten die Pädagoginnen Gisela Kammermeyer und Sabine Martschinke sogar nachweisen, dass viele Erstklässler “ein leicht überhöhtes Selbstkonzept” haben. Diese Selbstwahrnehmung sollte gefördert werden, da sie sich positiv auf die Leistungen auswirkt.
Tipp: Loben Sie auch für kleine Erfolgserlebnisse, ermutigen Sie zu neuen Erfahrungen trotz kleinen Risiken und nehmen Sie Ihrem Kind nicht zu viel ab –- das schafft Abhängigkeiten und schwächt das Selbstbewusstsein.
3. Geschlechtsbewusstsein
Die Wahrnehmung des eigenen Geschlechts wird nun immer stärker: Mädchen und Jungen spielen weniger zusammen als noch in der Kindergartenzeit. Ihre Vorbilder und Interessen entwickeln sich immer weiter auseinander. Das bleibt bis zur Pubertät so und ist kein Grund zur Sorge.
4. Sprache
Die sprachliche Kompetenz Ihres Kindes verbessert sich während des Übergangs vom Kindergartenkind zum Schulkind – diese Entwicklung wird immer schneller. Es drückt sich besser und kontextbezogener aus. Sein Wortschatz wird immer umfangreicher. Fördern können Sie diesen Prozess z. B. durch gemeinsames Lesen und Singen oder Gesellschaftsspiele.
5. Soziale Kontakte
Ihr Schulkind sucht sich seine Freunde jetzt zunehmend selbst aus. Konnten Sie die sozialen Kontakte während der Kindergartenzeit noch steuern, entscheidet Ihr Kind nun selbst, mit wem es Freundschaft schließen möchte und mit wem nicht.
6. Verantwortung
Viele Kinder möchten mehr Verantwortung übernehmen und ihre Selbstständigkeit damit unter Beweis stellen. Lassen Sie Ihr Schulkind deshalb ruhig kleine Aufgaben wie die Pflege eines Haustieres oder Einkäufe übernehmen.
7. Recht auf Privatsphäre
Kinder wollen nun zunehmend ungestört sein und nicht ständig kontrolliert werden, vor allem, wenn Freunde zu Besuch sind. Akzeptieren Sie die geschlossene Kinderzimmertür und respektieren Sie die Privatsphäre Ihres Kindes.
Was sich für Eltern verändert
Doch nicht nur die Kinder verändern sich, auch für Eltern ergeben sich auf dem Weg vom Kindergartenkind zum Schulkind viele neue Situationen, die im ersten Moment vielleicht überwältigend scheinen. Wir geben Ihnen Tipps, wie die Umstellung leichter fällt.
1. Loslassen
Loslassen – das ist jetzt das große Stichwort. Dieser Prozess hat mit dem Eintritt in den Kindergarten begonnen und setzt sich mit der Einschulung fort. Sie sollten Ihre Kinder auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleiten, auch wenn das manchmal schwerfällt und Ihnen das alles viel zu schnell geht. Ihr “großes Schulkind” möchte nun immer mehr Freiräume, und die sollten Sie auch gewähren. Ob auf dem Schulweg, bei den Hausaufgaben oder am Nachmittag – nehmen Sie sich peu à peu zurück und schenken Sie Ihrem Kind das nötige Vertrauen. Das gibt Selbstvertrauen und Selbstsicherheit – wichtige soziale Kompetenzen für die Zukunft.
2. Interesse für die Schule zeigen
Bleiben Sie beim Thema Schule stets am Ball. Fragen Sie täglich nach, hören Sie geduldig zu und akzeptieren Sie auch, wenn Ihr Kind einmal nichts erzählen möchte.
3. Dem Kind Zeit geben
Neue Räume, neue Freunde, neue Lehrer – in den ersten Wochen nach der Einschulung muss Ihr Kind viele Veränderungen verkraften. Geben Sie ihm Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen und sprechen Sie sowohl über positive als auch über negative Erlebnisse und Erfahrungen.
4. Nicht zum zweiten Klassenlehrer werden
“So viel Hilfe wie nötig und so wenig wie möglich.” – dazu rät die renommierte Bielefelder Psychologin Elke Wild, die sich ausgiebig mit dem Thema “Häusliches Lernen” beschäftigt hat. Eltern sollten die Selbstständigkeit und Motivation fördern und bei Fragen und Unsicherheiten ansprechbar sein. Die Entwicklung weg vom Kindergartenkind und hin zum Schulkind vollzieht der ABC-Schütze dann von ganz allein.
5. Positive Entwicklungen hervorheben
Die meisten Kinder freuen sich auf die Schule und verfügen über eine hohe Lernmotivation. Damit diese in den ersten Schuljahren nicht auf der Strecke bleibt, loben Sie Ihr Schulkind viel und heben Positives hervor, anstatt zu tadeln oder zu schimpfen – auch wenn´s schwer fällt. Die Grundschulforscherin Gisela Kammermeyer, Professorin am Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter, fordert Eltern dazu auf, ihren Kindern etwas zuzutrauen und jeden kleinen Fortschritt zu loben: “Sie sollten herausstellen, was es kann, und nicht das, was es nicht kann.” Natürlich ist man als Elternteil auch nur ein Mensch und verliert mal die Geduld. Wichtig ist, dass Sie sich dann auch bei Ihrem Kind entschuldigen bzw. erklären, warum Sie so reagiert haben.
6. Andere Vorbilder akzeptieren
Ansichten, die Ihrem Kind außerhalb des Elternhauses vermittelt werden, gewinnen während der Entwicklung vom Kindergartenkind zum Schulkind zunehmend an Bedeutung. Daran müssen Sie sich gewöhnen. Eine besondere Rolle im Leben Ihres Kindes hat der Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin. Stellen Sie die Autorität der Lehrkraft nicht infrage, auch wenn Sie manchmal anderer Meinung sind. Sollte es jedoch zu größeren Diskrepanzen kommen, sprechen Sie den Lehrer im Vertrauen an.
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Die Bedeutung und Notwendigkeit, die Umwelt zu schützen, ist den meisten Deutschen bewusst. Viele von uns trennen den Müll und bringen fleißig Altglas und Altpapier in die entsprechenden Tonnen oder Container. Laut Umweltbundesamt werden fast 3/4 des verwendeten Papiers dem Recycling-System zugeführt. Soweit so gut.
Doch gleichzeitig ist die Verwendung und der Kauf von Produkten aus Altpapier immer noch mit vielen Vorurteilen behaftet. Im Bereich Schule werden deshalb weiterhin viele, viele Standardprodukte gekauft.
Millionen Schulhefte bieten riesiges Einsparpotential an Wasser und Energie
Nach Aussage von dem bekannten Umweltzeichen “Der blaue Engel” werden in Deutschland jedes Jahr 200 Millionen Schulhefte von unseren Kindern beschrieben. Leider besteht diese Masse nur zu einem Bruchteil aus Altpapier, obwohl dieses bei der Herstellung im Hinblick auf die Ökobilanz deutlich besser abschneidet, als das herkömmliche Papier aus Frischfasern.
Hier ein paar Zahlen: Für die Herstellung von 1 kg Frischfaser-Papier werden bis zu 1.000 Liter Wasser und 4 kWh Energie benötigt. Bei 1 kg Recycling-Papier liegen die Werte nur bei bis zu 10 Liter Wasser und 1,5 kWh Energie. Im Schnitt werden bei Verwendung von Recyclingpapier also rund 70 Prozent Wasser und 60 Prozent Energie eingespart. Zudem wird das Wasser dabei erheblich weniger verschmutzt und es müssen auch keine neuen Bäume gefällt werden.
Umweltschutz in der Schule – darauf sollten Eltern achten:
Tipp 1: Vorurteile ablegen – Schulhefte aus Ökopapier sind längst nicht mehr grau und rau
Werden Zeitungen in Deutschland fast ausschließlich aus Recyclingpapier hergestellt, sieht die Quote bei anderen Papierformen deutlich schlechter aus, so Greenpeace Aachen. Grund ist auch die eigene Erfahrung, die die heutige Elterngeneration in ihrer Kindheit und Jugend mit Schulheften aus Altpapier gemacht hat. Diese waren aus dunkelgrauem Papier, bei dem man jede einzelne Faser sehen und fühlen konnte. Die Tinte verlief, das Schreiben fühlte sich kratzig an. Nicht sehr angenehm.
Doch heute muss sich keiner mehr vor Erzeugnissen aus Altpapier fürchten. In diversen Tests wurde nachgewiesen, dass die Papiereigenschaften von Altpapier denen von Frischfaser-Papier in nichts nachstehen. Man kann Altpapier gefahrlos im Kopierer verwenden, seine Geschenke damit einpacken und bei korrekter Lagerung auch einige hundert Jahre lang archivieren.
Darüber hinaus ist Altpapier, je nach Einsatzbereich, schon lange nicht mehr grau und hässlich. Die Schulhefte aus Recyclingpapier sind auf den ersten Blick kaum von normalem Papier zu unterscheiden. Das Papier der Green Paper-Reihe von Staufen ist weiß und glatt und weist mit 80 g/qm das Standard-Papiergewicht für Schulhefte auf.
Tipp 2: Auf Umweltschutz-Siegel achten
Alles, was aus Papier oder Karton hergestellt wird, kann auch aus Altpapier bestehen. Im Schulbereich trifft das neben den Schulheften auch auf Schnellhefter, Mappen und Ordner zu. Diverses Zubehör wie Trennstreifen, Registerblätter oder auch buntes Bastelpapier kann zur Bestätigung der Nachhaltigkeit den “Blauen Engel” tragen. Dieses Umweltsiegel garantiert, dass das ausgezeichnete Produkt zu 100 Prozent aus Altpapier besteht und die hohen Anforderungen an den Umweltschutz bezüglich Bleichmittel, Zusatzstoffe etc. eingehalten werden.
Tipp 3: Ökologische Schulmaterialien aus Holz oder Biokunststoff kaufen
In die Schultasche kommt natürlich nicht nur Papier. Auch Stifte und Lineale gehören zur Standardausrüstung für die Schule. Hier gibt es aus Umweltschutz-Perspektive einiges zu beachten:
- Blei- und Buntstifte müssen nicht unbedingt mit einem Lack versehen werden, der die Schreibfarbe oder das Firmenbranding veranschaulicht. Stifte mit einem naturbelassenem Holzschaft fühlen sich sogar angenehm anders an.
- Ein Klassiker ist ein Lineal aus Holz. Egal, ob kurz oder lang, es ist nahezu unzerbrechlich und kann oft sogar von der nächsten Generation benutzt werden.
- Relativ neu ist die Verwendung von Biokunststoff auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen. So entsteht zum Beispiel aus Maisstärke ein ganz normales, durchsichtiges Geodreieck für den Matheunterricht. Einzig vor Überhitzung muss es geschützt werden, da sonst Verformungen auftreten können.
Tipp 4: Unökologische Schulmaterialien sparsam verwenden
Es gibt manche Utensilien, die in der Schule gefordert werden, aber (noch) nicht in einer umweltverträglichen Variante vorliegen bzw. nur zu einem extrem hohen Preis.
Dazu gehören zum Beispiel Fasermaler, die einen Schaft aus Kunststoff haben und schnell kaputt gehen, sodass sie oft nachgekauft werden müssen. Auch Folienstifte, ob wasserfest oder wasserlöslich, haben einen Plastikschaft. Die Inhaltsstoffe sind zudem aus ökologischer Sicht nicht ganz unbedenklich. Gleichzeitig kann auf diese Stifte in der Schule meist nicht verzichtet werden.
Manche Hersteller sind sich dieses Umstands bewusst und versuchen, durch eine lange Offenlagerfähigkeit oder nachfüllbare Produkte die Lebensdauer zu erhöhen und damit indirekt die Ressourcen zu schonen.
Doch im Prinzip kann jeder von uns bei Gebrauch dieser Stifte seinen Teil zum Umweltschutz beitragen: Nutzen Sie diese nur, wenn es unbedingt nötig ist. Achten Sie zudem auf einen sorgfältigen Umgang und eine gute Lagerung. Dazu gehört, die Stifte nach Gebrauch gut zu verschließen und nicht auf dem sonnigen Schreibtisch liegen zu lassen – so behalten sie möglichst lange ihre Funktion.
Umweltschutz und Schule muss also weder ein Widerspruch sein, noch müssen große Kompromisse beim Kauf eingegangen werden. Der Online-Shop schulstart.de führt zum Beispiel viele Schulsachen auch in einer umweltschonenden Ausführung. Schauen Sie einmal vorbei!
Tipps zum Umweltschutz für Schüler im Alltag
Darüber hinaus können alle Schüler auch mit einfachen Mitteln zum Schutz der Umwelt und zur Schonung von Ressourcen beitragen:
- Den Pausensnack in wiederverwendbarer Brotdose und Metallflasche transportieren, statt in Tüte und Tetra-Pack.
- Mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule kommen, statt im Auto der Eltern.
- Auf einen sorgfältigen Umgang und sparsamen Gebrauch von Schulmaterial achten, z. B. Buntstifte nicht übermäßig spitzen, Schnellhefter nicht in die Schultasche stopfen etc.
- Angefangene Hefte in der nächsten Klasse weiter benutzen.
- Nicht benötigte Hefte an Geschwisterkinder oder die Nachfolgeklasse vererben.
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Über die Autorin
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Karin Müller
Karin Müller ist ausgebildete Diplom-Biologin und Mutter von zwei Kindern. Wie viele moderne Mütter mit Familie, Beruf und eigenen Interessen, versucht sie, die Balance zwischen diesen drei Bereichen zu managen. Die Beschaffung der Schulmaterialien stellt sie jedoch immer wieder vor große Herausforderungen.
Zusammen mit ihrem Mann entwickelte sie daher das Konzept des Online-Shops schulstart.de. Es soll Eltern helfen, Zeit zu sparen, die sie lieber mit ihren Kindern verbringen wollen. So findet man auf schulstart.de mit wenigen Klicks u.a. komplette Bastel-Sets, Schreib-Sets und Ordner-Sets, die zusammengestellt wurden, um den Bedarf der Schulkinder schnell und vollständig zu decken.
Da geht ein Kind tagein, tagaus zur Schule und dann stehen da bloß ein paar Zahlen von eins bis sechs. Und immer wieder frage ich mich, wie gerecht eine solche Bewertung mit Noten denn sein kann. Es kann durchaus ein falsches Bild entstehen, unter dem viele Schüler, Eltern und auch Lehrpersonen leiden.
Zu viel Gewicht auf Noten: Lernberichte statt Zeugnisse
Kinder und Jugendliche müssen sich manchmal mit Sachen befassen, die sie noch gar nicht richtig lernen können. Zu einem Zeitpunkt, wo sie andere Interessen haben oder noch nicht so weit sind. Dem Bewerten des Gelernten wird dabei in den meisten Schulen ein viel zu großer Stellenwert eingeräumt. Viel wichtiger wäre es in erster Linie, vorwärtszukommen und immer wieder persönliche und echte Rückmeldungen über den individuellen Stand der Leistung zu erhalten.
Glück haben Schüler, deren Lehrpersonen echte Lernberichte schreiben. Dort steht, wie andere einen sehen, was man geleistet hat, welche Unterstützung man brauchte, wie man auf eine Lösung kam, was man schon kann und wie man mit den eigenen Schwächen umgeht.
Wie reagiere ich am besten bei schlechten Schulnoten? Tipps für Eltern
Ich empfehle Eltern, ehrlich zu sein: „Ja, da hast du eine schlechte Note gekriegt. Das tut mir leid! So ist das nun mal, da müssen wir durch.“ Vielleicht können Sie etwas von sich erzählen: „Ich war in … immer so schlecht und das fand ich jeweils sehr frustrierend.“ Sie könnten Hilfe anbieten: „Kann ich jetzt etwas für dich tun?“
Trösten Sie das Kind nicht mit seinen anderen Fähigkeiten: „Aber dafür spielst du so gut Fußball!“ Dies hilft dem Kind in diesem Moment nämlich nicht weiter. Auf längere Sicht empfiehlt es sich, zusammen zu schauen, wie es weitergeht. Achten Sie auf die Lernentwicklung, auf Verbesserungen zum Vorjahr. Verdeutlichen Sie Ihrem Kind die eigenen Fortschritte: „Schau mal, das kannst du nun schon viel besser. Da kannst du stolz auf dich sein.“
Jedes Kind möchte erfolgreich sein, auch wenn es den Anschein macht, eine schlechte Note sei dem Kind egal. Kritisieren Sie ihr Kind nicht bei schlechten Noten. Drohen Sie auch nicht mit Konsequenzen. Gratulieren Sie stattdessen, dass es jeden Tag in die Schule geht. Achten Sie darauf, wie realistisch Ihre eigenen Erwartungen sind.
Stress raus! Wie Eltern Leistungsdruck reduzieren
scoyo-Tipp: Kinder besitzen viele Eigenschaften, die im Schulzeugnis nicht zur Geltung kommen können, die aber sehr viel Anerkennung verdienen. Für all diese Talente haben wir eine Vorlage für ein etwas anderes Zeugnis entwickelt, mit dem Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken können:
Eltern sollten dabei die Verantwortung übernehmen und Wege suchen, dass der Druck möglichst rasch wieder abnimmt. Denn: Leistungsdruck ist auf Dauer ungesund. Stellen Sie sich folgende Fragen: Muss das Kind tatsächlich so viel leisten? Macht es Lernpausen? Der Wert eines Kindes sollte sich nicht nur über die Leistung definieren. Es ist wichtig, dass sich ein Kind auch einfach so geliebt und wertvoll fühlen darf.
Man verbessert sich in Mathe ja auch nicht unbedingt, indem man mehr Zeit mit Mathematikaufgaben verbringt. Wer jedoch anwesend, interessiert und zum Lernen bereit ist, kommt weiter. Wenn der Kopf und das Herz offen für Neues sind. Wenn ich echtes Feedback bekomme, das mich weiterbringt. Und das tut eine Note eher selten.
Mit der Haltung und dem Druck, dass Defizite nicht sein dürfen, lassen wir die jungen Menschen, für die wir verantwortlich sind, erwachsen werden. Wenn sich ein Kind daran gewöhnt hat, dass zudem ständig andere Personen da sind, die helfen, erklären und Probleme lösen, wird es nie die Verantwortung für sich und sein Lernverhalten übernehmen. Wozu auch? (Mehr dazu im Artikel Helikopter-Eltern und Hausaufgaben)
Wer über Jahre mit dem Gefühl aufwächst, nicht gut genug zu sein, kann kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln.
Wir sollten anerkennen, was unsere Kinder täglich lernen, statt uns auf die Schwächen zu konzentrieren und mit den Kindern ständig zu trainieren. Welches Ziel wollen wir damit eigentlich erreichen? Soll es unser Kind einmal besser im Leben haben als wir? Denken wir, dass gute Noten heute das A und O sind und nur die Besten der Besten einen Job finden werden? Aber was ist mit den Talenten, mit dem, was ein Kind gut kann? Weiß es das überhaupt und kann es dadurch ein realistisches Bild von sich selbst aufbauen? Wird es in seiner Einmaligkeit wahrgenommen und sieht überhaupt jemand, was es den ganzen Tag leistet? Als ob es so wäre, dass Menschen, die gute Noten haben, es später einfacher im Leben haben und dass sie glücklicher wären! Glück hat doch überhaupt nichts mit guten Noten zu tun! Achten wir doch vermehrt auf Situationen, in denen unsere Kinder lernen, Aha-Momente haben und weiterkommen. Dies können für alle wahre Glücksmomente sein.
„Es ist nicht immer genau das, was wir uns wünschen. Statt die bewertete Schulleistung im Zeugnis zu honorieren, sollten wir Eltern anerkennen, was unsere Kinder tagtäglich lernen.“ Tonia von Gunten
So schaffen Sie zuhause ein gutes Lernklima:
… erwachsene Personen, die sich für ihre Kinder interessieren und sie in ihrer Persönlichkeit wahrnehmen und begleiten, statt nur die Leistung zu beurteilen. Wer ist mein Kind heute? Worin ist es gut? Wofür interessiert es sich? Wie kann es kreativ sein?
… gute Lernumgebung und Lernzeiten: Unter welchen Umständen wird gelernt? Ist das Kind anwesend und lernbereit? Herrscht Ruhe und kann konzentriert gelernt werden? Wann wird jeweils gelernt? Sie sollten immer ein Auge auf ein realistisches Arbeitspensum haben. Kein Kind kann auf Dauer täglich mehr als 9 Stunden arbeiten.
… regelmäßige Pausen, Auszeiten und Ferien, in denen sie nicht lernen müssen. Freie Momente zur eigenen Verfügung, die nicht verplant sind.
Was Eltern generell tun können:
- Eine gute Beziehung zum Kind pflegen. Dabei aber auch loslassen und sich zurücknehmen: z. B. die Verantwortung über die Hausaufgaben dem Kind übertragen. Eigene Hilfe anbieten, aber nicht aufdrängen.
- Die eigene Gelassenheit, Achtsamkeit und Empathie trainieren. Den Boden unter den Füßen spüren, sich auf die Atmung konzentrieren und das eigene Bewusstsein hin und wieder nach innen wenden, um den Kontakt zu sich herzustellen statt neben sich zu stehen. (Mehr zum Thema: Glücklich sein)
- Ungesunde Signale beim Kind beachten und entsprechend reagieren: Ist es immer leistungsbereit? Hat es Dauerstress? Gibt es Lernpausen? Fehlt ein Interesse an Hobbys, Freunden, Essen, Sport? Hat das Kind Bauchweh, Kopfweh und leidet es unter seiner Situation in der Schule? (Mehr zum Thema: Schulangst und Lernblockaden)
- Gute Rahmenbedingungen/Infrastruktur schaffen: Zugang zu Büchern, Spielen, Lernmedien ermöglichen, fürs Wohlbefinden sorgen (Erholung, Bewegung, Ernährung).
Über die Autorin
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Tonia von Gunten
Tonia von Gunten ist Pädagogin und Kauffrau mit Weiterbildungen in Management und Familienberatung. Sie lebt in der Schweiz, ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie unterstützt Familien, bloggt auf Facebook, leitet Kurse, Workshops und hält Vorträge. Mit Elternpower bietet Tonia von Gunten als Elterncoach neue Inspiration und Ermutigung für Eltern. Ihr Motto: „Übernehmen wir die Verantwortung in unserer Familie und genießen wir das Leben mit den Kindern.“