scoyo im Gespräch mit Silke Rupprecht: Stress in der Schule macht krank

Katharina Looks

Zustimmung in %, mindestens 2x pro Woche Stresssymptome
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Silke Rupprecht, Wissenschaftlerin an der Universität Lüneburg, über Leistungsdruck und Mobbing in der Schule und ihren gesundheitlichen Folgen.

scoyo: Sie haben im Rahmen Ihrer Studie über Schulstress 4400 Schüler im Alter von 10 bis 21 Jahren befragt. Welchen Schluss ziehen Sie? Leiden viele Schüler unter Stress in der Schule?

Rupprecht: Wir haben die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der DAK-Initiative „Gemeinsam gesunde Schule entwickeln“ zu ihren psychosomatischen Beschwerden befragt. Bei diesen Beschwerden wird davon ausgegangen, dass psychische Faktoren Einfluss nehmen können auf somatische Beschwerden. Andauernder Stress in der Schule kann zu  solchen Beschwerden führen, wobei auch andere Faktoren eine Rolle spielen können.

Wir haben die Schüler gefragt, wie häufig Stresssymptome wie bestimmte körperliche Schmerzen und psychische Befindlichkeiten in den letzten 6 Monaten erlebt wurden. Das können Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen ebenso sein wie Gereiztheit, Niedergeschlagenheit oder Probleme beim Einschlafen.

29,5 Prozent aller Schülerinnen und Schüler geben an, unter zwei oder mehr Beschwerden mehrmals pro Woche zu leiden.10 Prozent berichten sogar von täglich zwei oder mehr Beschwerden. Die häufigsten Beschwerden, die Schüler
mehrmals pro Woche oder täglich berichten, sind Gereiztheit, Einschlafprobleme und Kopfschmerzen.

scoyo: Welche Faktoren verursachen Stress bei Schülern?

Rupprecht : Stressoren scheinen den Schülern im Schulalltag nur allzu bekannt zu sein. In einer Studie von Lohaus & Ball (2006) wurde deutlich, dass die Schüler schulische Verpflichtungen wie Klassenarbeiten oder Hausarbeiten stressreich empfinden können. Aber auch Streit mit Freunden oder allzu durchgetaktete Nachmittagsangebote können die Schülerinnen und Schüler belasten.

Stresserleben ist jedoch höchst subjektiv: Bei fast keiner Anforderung von außen lässt sich vorhersagen, ob ein Schüler sich gestresst fühlen wird. Hier geht es natürlich auch um den persönlichen Umgang mit Herausforderungen, um Kompetenzen beim Lösen von Problemen und ganz allgemein um die Ressourcen und die bisherigen Erfahrungen der Schüler.

In unserer Studie haben die Schüler mit regelmäßigen Stresssymptomen oft auch Schwierigkeiten, Probleme aktiv zu lösen oder mit Prüfungssituationen gut umzugehen. Sie haben ein niedrigeres Selbstwertgefühl. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Stressbelastung hier nicht isoliert zu betrachten ist, sondern diese Schülerinnen und Schüler allgemein mit ungünstigeren Startbedingungen den Lernalltag bestreiten.

scoyo: Woran können Eltern erkennen, dass ihre Kinder unter Schulstress leiden?

Rupprecht: Hohe Anforderungen sind in unserer Gesellschaft normal und für die persönliche Entwicklung auch wünschenswert. Treten hierbei jedoch Beschwerden oder negative Gefühle auf, sollten die Eltern das Gespräch mit dem Kind suchen.

Wenn Kinder von negativen Gefühlen in der Schule berichten, so können unterschiedliche Belastungen die Quelle dafür sein, etwa Über- oder Unterforderung, Schwierigkeiten mit Lehrkräften oder Mitschülern. Treten Beschwerden über einen längeren Zeitraum auf und fühlt sich das Kind dadurch in seiner Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, so ist das ein deutliches Warnsignal.

scoyo: Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützten, Schulstress abzubauen und mit Stress in der Schule besser umzugehen?

Rupprecht: Vor allem die sogenannte Lebenskompetenz ist ein wichtiger Puffer gegen Stress. Unter Lebenskompetenz versteht man einen Mix aus Einstellungen und Fähigkeiten, z.B. ein gesundes Selbstwertgefühl, das Erkennen eigener und fremder Gefühle, die soziale Kompetenz  im Umgang mit Gleichaltrigen und die Fähigkeit, selbst Entscheidungen treffen zu können und Verantwortung für kleine Bereiche zu übernehmen. Beim Aufbau der Lebenskompetenz sind die Eltern gefragt.

Wichtig ist es, das Kind schon früh dabei zu unterstützen, eigenständig Probleme zu lösen und Aufgaben zu meistern. Kinder, denen etwas zugetraut wird, trauen sich im Umkehrschluss auch selbst mehr zu. Das sollten zunächst ganz kleine Aufgaben sein, wie z. B. die Zuständigkeit für eine Zimmerpflanze. Bei der Aufgabenerfüllung können die Anforderungen langsam gesteigert werden.

Dafür benötigen Kinder eine Einordnung des Erreichten von Erwachsenen. Dabei sollte das Verhältnis zwischen Lob und Tadel nach der Familientherapeutin Virginia Satir bei vier zu eins liegen. Globales Loben ist für Kinder weniger einordbar (z. B.: Du bist ein kleiner Rembrandt!) als ein spezifisches Lob: Die Farbe in deinem Bild gefällt mir sehr gut. Auch kleine Schritte und Verbesserungen sollten bemerkt und gewürdigt werden.

Familiäre Rituale sind von großer Bedeutung für das Stresserleben von Kindern. Die Gute-Nacht-Geschichte beugt Schlafstörungen vor, beim gemeinsamen Abendessen tauscht sich die Familie über die Geschehnisse des Tages aus.

Und schließlich: Kinder schauen sich viele Verhaltensweisen in ihrer Familie ab. Eltern leben ihren Kindern den Umgang mit Stress vor. Hier können Eltern reflektieren, inwieweit der eigene Umgang mit Stress ein günstiges Modell darstellt. Eine einfache Methode ist, in Stresssituationen die eigenen Gedanken zu benennen und die Situation so ruhig wie möglich anzugehen.

Dipl.-Päd. Silke Rupprecht

Dipl.-Päd. Silke Rupprecht © Leuphana – Silke Rupprecht Silke Rupprecht ist Projektmanagerin der DAK-Initiative ‘Gemeinsam gesunde Schule entwickeln’ am Zentrum für angewandte Gesundheitswissenschaften (ZAG) der Leuphana Universität Lüneburg.

Ihr Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Gesundheitsförderung durch Schulentwicklung, systemische Organisationsberatung an Schulen, Schulleitungsberatung sowie Stressbewältigungsansätze in Schulen und Lehrerbildung.

Schulanfang planen: Tipps zur Einschulung

Katharina Looks

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Ein guter Plan macht vieles leichter, das gilt auch für die Einschulung.

Die Einschulung rückt näher, ein neuer Lebensabschnitt steht kurz bevor. Wir unterstützen Sie dabei, den Schulanfang zu planen und verraten, an was Sie denken sollten – organisatorisch wie emotional.

Die Einschulung ist ein großer und sehr wichtiger Schritt im Leben Ihres Kindes. Viele ABC-Schützen können es kaum abwarten, endlich ihre Heftchen mit Leben zu füllen, und andere sind verunsichert, was dieser neue Lebensabschnitt mit sich bringen wird. Deshalb geht´s beim Planen des Schulanfangs nicht nur um Organisatorisches, sondern auch ums Gefühl: Der Abschied vom Kindergarten, von den vertrauten Bezugspersonen und Freunden fällt vielen Kindern schwer.

Schulanfang planen – mehrere Monate vorher:

Schulstart erleichtern und Eingewöhnung mit folgenden Tipps:

  • Tag der offenen Tür: Besuchen Sie gemeinsam den Tag der offenen Tür an Grundschulen, schauen Sie sich um, lernen Sie Lehrer kennen und knüpfen Sie erste Kontakte.
     
  • Von der Kita in die Grundschule: Viele Grundschulen kooperieren mit Kindertagesstätten und organisieren vor den Sommerferien einen Besuch der Schule. Hier lernen die Schulneulinge die Grundschule kennen und werden in die Aktivitäten der Klassen einbezogen. Das weckt Vorfreude!
     
  • Besuch von Schulfesten, Basaren oder Konzerten: Gehen Sie mit Ihrem Kind zu öffentlichen Festen, Flohmärkten oder Konzerten in der zukünftigen Grundschule. Das schafft Vertrauen und zeigt, dass Schule mehr zu bieten hat als Noten und Schulbücher.
     
  • Kontakt zu Klassenkameraden suchen: Gemeinsam ist man stärker – das gilt auch für den Schulstart. Deshalb sollten Sie sich bei der Planung des Schulanfangs auch darüber informieren, welche der Kindergartenfreunde die gleiche Grundschule besuchen. Fördern Sie diese Kontakte bei gemeinsamen Treffen oder Ausflügen.
     
  • Schulweg üben: Machen Sie Ihr Kind rechtzeitig mit seinem Schulweg vertraut und gehen Sie diesen regelmäßig zu Fuß ab. Sollte Ihr Kind öffentliche Verkehrsmittel benutzen müssen, üben Sie auch das.
     
  • Allein anziehen üben: Trainieren Sie mit Ihrem Kind das selbstständige Ankleiden, von Kopf bis Fuß, so ganz ohne Hilfe. Das kommt letztlich nicht nur Ihren Kindern beim Sportunterricht zugute, sondern auch Ihnen: Sie sparen viel Zeit und Nerven beim Start in den Tag.
     
  • Nachmittagsbetreuung organisieren: Wenn Sie den Schulanfang planen, sollten Sie auch daran denken, ggf. für eine Nachmittagsbetreuung zu sorgen, wenn beide Elternteile berufstätig sind. Viele Ganztagsschulen betreuen ihre Schüler nur bis 16 Uhr.

► Wir von scoyo unterstützen Sie und Ihren ABC-Schützen von Anfang an. Entdecken Sie unsere interaktive Lernwelt, die den Lernstoff der wichtigsten Fächer von der 1. bis zur 7. Klasse abdeckt. Mit unseren fantasievollen Online-Lerngeschichten vertiefen Kinder trockene Lerninhalte auf spannende und spielerische Weise. 

Schulanfang planen – mehrere Wochen vorher:

Die Einkaufsliste & das Fest

Neben der emotionalen Einstimmung auf den Schulstart muss natürlich noch einiges eingekauft und an vieles gedacht werden: Wenn Sie den Schulanfang planen, sollten Sie sich also auch eine ausführliche Einkaufsliste zusammenstellen. Unser Tipp: Besorgen Sie diese Dinge nicht auf den letzten Drücker, sondern bereits einige Wochen vorher. Nehmen Sie Ihr Kind mit und suchen Sie alles gemeinsam aus. So hat Ihr Kind Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen und den Schulranzen immer wieder ein- und auszupacken – das steigert die Vorfreude.

  • Schulranzen kaufen: Lassen Sie sich am besten in einem Fachgeschäft beraten, denn es gibt einiges zu beachten. Nur an die Farbe und das Designs des Schulranzens müssen Sie gar nicht denken – diese Entscheidung sollten Sie Ihrem Kind überlassen, als Geschenk zur Einschulung. In diesem Video berät der Gesundheitsexperte Roland Brunnhuber eine junge Schülerin beim Kauf eines Schulranzens:


     
  • Federmappe bestücken: Für Schulanfänger eignen sich Mäppchen, in denen die Stifte in Gummischlaufen untergebracht sind. Das erleichtert den Kindern, Ordnung zu halten – und es macht ja auch Spaß, die Stifte nach Farben, Größen oder Machart zu sortieren.
     
  • Schreib- und Bastelutensilien/Schulbücher kaufen: Die meisten Schulen informieren auf einem Infoabend für Eltern oder in einem Infobrief über den Schulbedarf für Erstklässler. In der Regel sind dies Dinge wie Stifte, Hefte, Radiergummi, Anspitzer und Malkasten, aber auch Lernmaterialien und Schulbücher. Sollte die Grundschule keine Angaben gemacht haben, fragen Sie einfach bei der Schule nach oder warten Sie bis zum Einschulungstag – nicht, dass Sie Materialien doppelt kaufen. 
     
  • Sportbeutel und Sportkleidung: Lange und kurze Hose, T-Shirts, Turnschuhe für drinnen und draußen und der obligatorische Turnbeutel – da Ihr Kind in der Grundschule mehrere Stunden Sport in der Woche hat, benötigt es ausreichend Sportkleidung und eine leichte, praktische Sporttasche. Auch hier können Sie Ihren ABC-Schützen schön einbinden, ausgiebig shoppen gehen und dabei erzählen, welche tollen sportlichen Ereignisse in Zukunft auf die Kinder warten.
     
  • Brotdose und Trinkflasche: Ein Pausenbrot, etwas Obst und ausreichend Wasser gehören täglich in den Schulranzen. Am einfachsten und umweltfreundlichsten transportieren lässt sich der Proviant in einer Brotdose und einer Trinkflasche.
     
  • Schultüte & Geschenke zur Einschulung: Die Zuckertüte gehört für Schulanfänger zu den wichtigsten Dingen am Einschulungstag. Deshalb sollten Sie diesen Punkt unbedingt berücksichtigen, wenn Sie den Schulanfang planen. Mit Süßigkeiten und Schreibutensilien lässt sich die Schultüte schnell füllen. Ergänzen können Sie den Inhalt um ein paar kleine Geschenke. Passende Ideen finden Sie hier.
     
  • Schreibtisch und Schreibtischstuhl: Sofern Ihr Kind noch nicht über einen eigenen Arbeitsplatz verfügt, ist mit dem Schulanfang der richtige Zeitpunkt gekommen. Denn: Ein ruhiger und ordentlicher Ort für Hausaufgaben & Co. ist eine Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Bei der Ausstattung entscheiden Sie sich am besten für ergonomische Modelle, die mitwachsen und den Rücken von Anfang an schonen. 
     
  • Einschulungsfest vorbereiten: Die Einschulung fällt häufig auf einen Wochentag. Grund genug, Paten, Freunde und Verwandte, die diesen Tag mit Ihnen begehen möchten, rechtzeitig über den Termin zu informieren und den Schulanfang zu planen. Ob Grillparty, Picknick, Restaurantbesuch oder ein ganz normales Mittagessen – gestalten Sie den Tag möglichst entspannt und kindgerecht!

Schulanfang planen – die letzten Tage und Stunden:

Nun sind es nur noch ein paar Tage bis zur Einschulung und die Nervosität steigt von Stunde zu Stunde. Bleiben Sie vor allem gelassen und bemühen Sie sich, die eigene Unruhe nicht auf Ihr Kind zu übertragen. Die folgenden Tipps helfen, den Schulanfang so zu planen, dass der Start für alle möglichst stressfrei eingeleitet wird (ausführliche Tipps finden Sie in unserem Ratgeber Einschulung inklusive Checkliste):

  • Trainieren Sie den neuen Tagesrhytmus. 
  • Lesen Sie Bücher zum Thema Einschulung vor.
  • Erzählen Sie Geschichten und Anekdoten aus der eigenen Schulzeit.
  • Legen Sie am Abend vorher alles zurecht, was Sie für die Einschulung brauchen.
  • Frühstücken Sie am Tag der Einschulung gemütlich und gehen Sie alles in Ruhe an.

Schulen ohne Hausaufgaben – ein Überblick

Katharina Looks

Keine Hausaufgaben – kann das funktionieren? Auch wenn das der Traum vieler Schüler wäre, stehen dem viele Eltern skeptisch gegenüber. Wir haben Schulen ohne Hausaufgaben unter die Lupe genommen. Unser Fazit: Es ist möglich!

Der große Überblick: Schulen ohne Hausaufgaben

Es gibt sie schon: Schulen, die ganz ohne Hausaufgaben auskommen, beziehungsweise die Übungsphase in die Schule holen. Die verschiedenen Konzepte dahinter, möchten wir Ihnen gern vorstellen. Aber Achtung: Auch an Schulen ohne Hausaufgaben kann es sein, dass ein Schüler dann und wann zu Hause üben muss. Vor einem Test Vokabeln zu pauken, noch einmal einen Text zu lesen oder ein Referat vorzubereiten, da kommt in den meisten Fällen keiner drum herum. 

Inhalt dieses Artikels:

Per Klick gelangen Sie direkt zu ausführlichen Informationen.

2. Unterrichtskonzepte (fast) ohne Hausaufgaben

3. Alternative Schulformen (fast) ohne Hausaufgaben

4. Erfahrungsberichte von denen, die es wissen müssen:

Hausaufgaben – warum es viele Gegner gibt

Hausaufgaben sollen den Unterricht ergänzen, das Erarbeitete vertiefen und selbstständiges Lernen fördern. Sie gehören zur Schule wie Ketchup zu Pommes – oder so ähnlich.

Dafür bleibt vielen Schülern jedoch kaum Zeit: „Nach 36 Stunden Schule kommen dann noch die Hausaufgaben. Mit Prüfungen und Referaten, Sport und Musikinstrument kommen sie so auf bis zu 50 bis 60 Wochenstunden“, so Michael Schulte-Marktwort, Kinder- und Jugendpsychiater am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf.

Laut unserer repräsentativen Umfrage wünschen sich 50 Prozent der Kinder eine Schule ohne Hausaufgaben, doch drei Viertel der Eltern sind gegen die Abschaffung. Obwohl sie ihren Kindern mehr Freizeit wünschen würden. Am Ende siegt die Angst, der Nachwuchs könne ohne die Übungen am Nachmittag den Anschluss verlieren, so geht es jedenfalls Christiane Müller, Mutter eines elfjährigen Kindes.

Schule ohne Hausaufgaben – für viele ist sie schon längst vorstellbar

Das Lager der Hausaufgabengegner wächst. Schon seit 1880 fordern sie, den Schülern (und Eltern) unnötigen Stress zu ersparen und die Hausaufgaben abzuschaffen. Forscher der TU Dresden fanden bereits 2008 heraus, dass Hausaufgaben keinen nachweisbaren Einfluss auf die Schulnoten haben. Doch die große Umstrukturierung des Schulsystems blieb aus.

Erst 2015 goss der deutsche Schulpreis erneut Öl ins Feuer: Deutschlands beste Schule, die Gesamtschule Wuppertal-Barmen, gibt keine Hausaufgaben auf – ein Befreiungsschlag für alle Hausaufgabengebeutelten.

Die Schlagzeilen überschlugen sich: Von „Hausaufgaben seien Hausfriedensbruch“, „führen zu sozialer Ungerechtigkeit“ zu „schaden den Schülern“ war fast alles dabei.

Einer der größten Stimmungsmacher gegen Hausaufgaben ist Armin Himmelrath. Für sein Buch „Hausaufgaben – nein danke!“ wälzte er Fachliteratur und führte Interviews. Sein Fazit: Wir brauchen „echte Schulaufgaben“, also Aufgaben, die pädagogisch betreut in der Schule stattfinden. 

1. Unterrichtskonzepte (fast) ohne Hausaufgaben

Ganztagsschulen

Die erste Schulform, an die man denkt, wenn es um Schulen ohne Hausaufgaben geht, ist die Ganztagsschule. Hier geht das Angebot an mindestens drei Tagen in der Woche über den Vormittag hinaus. Hausaufgaben sind an dieser Schulform nicht vorgesehen, beziehungsweise haben die Kinder die Möglichkeit, diese betreut in der Schule zu bearbeiten – das bedeutet: Zuhause = Freizeit.

Damit das klappt, sind ein paar essentielle Strukturen nötig. Entweder ein gut organisiertes Nachmittagsprogramm, das genügend Zeit lässt, in der  Schüler ihre Hausaufgaben selbstbestimmt erledigen können. Oder Lernzeiten in der Schule, die die Hausaufgaben ganz und gar ersetzen. So ist es auch bei Rosa. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen: Meine Schule ohne Hausaufgaben

Worauf legen Sie bei einer Schule wert? Finden Sie es heraus – mit unserer kostenlosen Checkliste zur Schulwahl!

Für diesen zweiten Weg entscheiden sich immer mehr Ganztagsschulen, wie die Gesamtschule Barmen, Schulpreisträger 2015. Auch sie ist eine Ganztagsschule. Anstatt Hausaufgaben gibt es fest im Stundenplan verankerte „Arbeitsstunden“, in denen die Kinder eigenständig und konzentriert Schulstoff vor- beziehungsweise nachbereiten können. Außerdem hat die Schule gute Erfahrungen damit gemacht, die Unterrichtsstunden von 45 auf 65 Minuten zu verlängern, um so den maximalen Lerneffekt aus jeder einzelnen Unterrichtseinheit heraus zu holen.

In Frankreich, Großbritannien und Schweden sind Ganztagschulen weithin üblich. Kleine Übungsaufgaben zu Hause kommen aber trotzdem regelmäßig vor.

Auch wenn sie Hausaufgabenerleichterung versprechen, sollten Eltern das Nachmittagsangebot der Gesamtschulen genau unter die Lupe nehmen. Leider glänzte dieses in letzter Zeit nicht gerade mit guten Schlagzeilen. Gibt es genug Ruhe und Ansprechpartner? Sind die Hausaufgaben überhaupt während der Nachmittagsbetreuung zu schaffen? Vergewissern Sie sich bei einem Schulbesuch, dass das Nachmittagsangebot Ihren Ansprüchen entspricht.

Mehr dazu: 

Flipped Classroom

Ein ganz neues Lehrkonzept kommt aus den USA und heißt Flipped Classroom oder auch Inverted Classroom. Zu Deutsch: umgedrehter Unterricht. Hier werden die Phasen der Inhaltvermittlung und Vertiefung einfach getauscht. Das bedeutet, gelernt wird zu Hause und geübt in der Schule. Hausaufgaben im ursprünglichen Sinne gibt es nicht.

Das funktioniert folgendermaßen: Lerninhalte, die bisher in der Schule im Frontalunterricht erarbeitet wurden, eignen sich die Schüler selbstständig in Heimarbeit an. Hierbei helfen Erklärvideos, die vom Lehrer aufgenommen werden. Die Übungsaufgaben zur Vertiefung, mit denen sich die Schüler normalerweise nach Schulschluss beschäftigen, werden in der Schule bearbeitet – mit Lehrern und Mitschülern als Ansprechpartner in nächster Nähe.

Der Vorteil: Schüler können zu Hause individuell entscheiden, wann, wo und wie oft sie ein Video ansehen wollen – ganz nach ihrem Lerntempo. In der Schule können leistungsstärkere Schüler leistungsschwächere Schüler unterstützen. Der Lehrer nimmt eher eine moderierende Funktion ein und hat ebenfalls die Möglichkeit, auf die einzelnen Schüler besser einzugehen.

Das Flipped Classroom-Konzept stößt in Deutschland auf breites Interesse und wird an einigen Schulen in einzelnen Fächern bereist angewendet.

Mehr zum Thema:

Video: Flipped Classroom – so geht’s:

2. Alternative Schulformen (fast) ohne Hausaufgaben

Daltonplan-Schule

Bestimmte alternative Schulen kommen ebenfalls ohne Hausaufgaben aus. Dazu gehört die Daltonplan-Schule. Ihr pädagogisches Konzept wurde von Hellen Parkhurst (in enger Zusammenarbeit mit Maria Montessori) entwickelt. An Daltonplan-Schulen bekommen die Schüler pro Schuljahr ein Arbeitspaket, das sie selbstständig bearbeiten. Das geschieht vollständig in der Schule. Hausaufgaben gibt es also keine.

Reine Daltonplan-Schulen gibt es in Deutschland aktuell nicht, aber einige Schulen sind an das Konzept angelehnt.

Sudbury-Schule

Kein Lehrplan, keine Klassen, keine Noten, keine festen Zeiten – das ist das Sudbury-Konzept. Auch Hausaufgaben gibt es hier nicht – außer die Schüler wünschen es. Vorreiter dieses alternativen pädagogischen Konzepts ist die Sudbury Valley School eine demokratische Schule in den USA.

Sudbury-Schulen sehen sich als Raum, in dem Kinder ihre Persönlichkeit, Kreativität und ihr Potential frei entfalten können. Wie und mit wem sie ihre Zeit verbringen, ist ihnen selbst überlassen. Die Kinder lernen vor allem voneinander. Auf ihren Wunsch können auch Kurse organisiert werden, dann müssen sich die Schüler aber auch an Termine halten – und es kann sogar Hausaufgaben geben. Grundpfeiler der Sudbury-Schulen sind Demokratie, Recht, Freiheit und Verantwortung. 

Das ursprüngliche Sudbury-Konzept ist mit dem deutschen Schulgesetzt nicht vereinbar. Privatschulen müssen vergleichbare Leistungen wie staatliche Schulen anbieten, bei Sudbury-Schulen sei das nicht der Fall (Quelle: SPON). Sudbury-Schulen, die in Deutschland genehmigt wurden, sind deshalb näher am Schulgesetzt orientiert, als ihr Vorbild in den USA.

Jenaplan-Schule

Zu den Schulen ohne Hausaufgaben gehören auch die meisten Jenaplan-Schulen. Diese alternative Schulform erfreut sich in Deutschland immer stärker werdender Beliebtheit, sodass mehrere staatliche Schulen das pädagogische Konzept des Jenaplans umsetzen. Hausaufgaben sind hier meist nicht nötig, da viele Jenaplan-Schulen Ganztagsschulen sind und der Schultag über den Vormittag hinaus geht. Sollte es doch Hausaufgaben geben, ist ausdrücklich gewünscht, dass Eltern nicht helfen. Nur auf diese Weise können die Lehrer den Leistungsstand ihrer Schüler besser einschätzen und Leistungsdefizite erkennen.

Waldorfschule

Rudolf Steiner, der Gründer der Waldorfschulen, ist ebenfalls eher dem Feld der Hausaufgabengegner zuzuordnen. „Es ist das Allerschädlichste in der Erziehung, wenn immerfort Aufträge erteilt werden, die nicht ausgeführt werden“, so Steiner. Kinder sollen das, was sie machen, aus Lust und Überzeugung tun. Deshalb hält er nichts von Zwangshausaufgaben. An der Waldorfschule sollen die Kinder zum freiwilligen Arbeiten, auch zu Hause, ermutigt werden. Deshalb wird an vielen Waldorfschulen sehr sparsam mit Hausaufgaben umgegangen. Es liegt im Ermessen der Lehrer, den Kindern Arbeitsaufträge aufzugeben. Diese sind aber in der Regel anders gestaltet als die Hausaufgaben, die man von Regelschulen kennt. Die Kinder werden vor allem angeregt, sich am Nachmittag aus eigenem Interesse mit einem Thema auseinanderzusetzen.

Mehlhornschule / BIP Kreativitätsschule

Eine weitere alternative Schule ohne Hausaufgaben ist die Mehlhornschule oder auch BIP Kreativitätsschule. Eine Schulform, die sehr stark auf die ganzheitliche Förderung ihrer Schüler abzielt und neben dem staatlichen Lehrplan, viele weitere Fähigkeiten und die Persönlichkeit ihrer Schüler fördern will. Kernzeiten an der Mehlhornschule sind meist zwischen 8 und 16 Uhr. Hier bleibt der Schulranzen unter der Woche in der Schule und alle Aufgaben werden unter pädagogischer Betreuung fertiggestellt.

Laborschule / Versuchsschule

Wie sieht die perfekte Schule aus? Das herauszufinden, ist das große Ziel einer Laborschule. Hier wird pädagogische Forschung betrieben, und zukünftige Pädagogen werden ausgebildet. Auch diese Schule kommt ohne Hausaufgaben aus.

Die bekanntesten unter ihnen sind die Laborschule der Uni Bielefeld und die Laborschule Dresden. Sie sind Ganztagsschulen und bieten genug Zeit und Raum, Wissen innerhalb der Schulzeit zu vertiefen. In der Laborschule Bielefeld sind die Unterrichtseinheiten dafür von 45 Minuten auf 60 Minuten verlängert wurden. Die Laborschule Dresden unterrichtet nach dem Jenaplan-Konzept, das viel Freiarbeit beinhaltet.

Schüler einer Laborschule sollen nicht einfach belehrt werden, sondern anhand ihrer Erfahrungen lernen. Dafür werden ihnen viele Freiräume und “Lerngelegenheiten” gegeben. Projektarbeit und Wahlpflichtkurse geben den Schüler die Möglichkeit, ihre Interessen auszuleben. Gelernt wird alters- und leistungsübergreifend.

Kennen Sie noch mehr Schulen ohne Hausaufgaben? Kommt die Schule Ihres Kindes vielleicht ohne Hausaufgaben aus und hat dafür einen ganz eigenen Weg gefunden? Oder sind Sie ganz klar für die Erteilung von Hausaufgaben? Verraten Sie und Ihre Gedanken zum Thema hier in den Kommentaren!

Schlechtes Zeugnis? Was Eltern tun können (und definitiv nicht tun sollten)

Katharina Looks

Der Ton macht die Musik: Eltern können viel tun, um ihre Kinder zu motivieren
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Wenn’s ums Thema Noten geht, sind viele Eltern angespannt. Doch jedes falsche Wort kann die Motivation fürs nächste Halbjahr trüben. Experten geben Tipps, was Eltern tun können, wenn das Zeugnis schlechter ist als erwartet.

Bei unserem 3. Digitalen scoyo-Elternabend am 21. Januar 2015 ging es um das Thema Zeugnisse. Während der Diskussion unter Experten und Eltern wurde schnell deutlich: Eltern sind meist viel gestresster als die Kinder selbst. Das hat auch unsere Kinderumfrage ergeben: Mehr als die Hälfte der Schüler freut sich auf das Zeugnis und sieht dem ganzen Thema ziemlich gelassen entgegen.

Trotzdem können die falschen Worte unsere Lieben schnell demotivieren und sogar Angst machen – schließlich sind wir Eltern die größten Vorbilder für unseren Nachwuchs. Wir haben deshalb die besten Tipps unserer Experten vom scoyo-Elternabend zusammengefasst. Für mehr Motivation im 2. Halbjahr, der Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen. 

In diesem Artikel

Noten spielerisch aufleveln: mit der scoyo Lernapp!

1. Experten-Tipps auf einen Blick: Schlechtes Zeugnis – was tun?

Bei einem schlechten Zeugnis nicht in Panik verfallen, nicht dramatisieren und nicht schimpfen, sondern vor allem erstmal trösten, denn im Grunde will kein Kind schlechte Noten haben. Und immer dran denken: Zwischenzeugnisse sind nur eine Zwischenbilanz. Oft holen die Kinder bis zum Endzeugnis noch jede Menge raus.Eltern sollten vermeiden, Druck auszuüben und keine Ultimaten setzen. Solche Strafmaßnahmen wirken sich nur kontraproduktiv auf das Lernen aus und erzeugen Angst. Und wer Angst hat, blockiert. Hinzu kommt, dass die Beziehung zwischen Eltern und Kindern darunter leidet. 

Nicht mit großen materiellen Vergünstigungen arbeiten und immer zwischen der Persönlichkeit des Kindes und seinen Leistungen differenzieren (nicht Liebe an gute Noten koppeln!). Eine gute, vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre schaffen und konstruktiv überlegen, wie man die Noten verbessern könnte. Dabei zunächst auf die guten Noten konzentrieren und vor allem darüber sprechen: Was ist gut gelaufen? Womit war das Kind sehr zufrieden? Wichtig ist, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken, damit sie an sich, ihre Talente und Möglichkeiten glauben und daran, dass sie viel leisten können. Das bedeutet nicht unentwegt zu loben, sondern vor allem zu ermutigen.

Bei einem schlechten Zeugnis die Ursachen in den Blick nehmen, ggf. auch mit Lehrern und Kindern gemeinsam darüber sprechen, was man nun tun kann. Außerdem wissen Kinder meist auch sehr genau, woran es gelegen hat: Man kann sie also ruhig danach fragen (Fragen positiv formulieren!). Schreiben Sie ein eigenes, persönliches Zeugnis und übergeben Sie es Ihrem Sprössling am Zeugnistag. Kinder besitzen viele Eigenschaften, die im Schulzeugnis nicht zur Geltung kommen können, die aber sehr viel Anerkennung verdienen. Für all diese Talente haben wir eine Vorlage für ein etwas anderes Zeugnis entwickelt, mit dem Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken können.

Gelassener, humorvoller mit dem Thema Noten umgehen: Es ist kein Beinbruch, wenn ein Kind mal von einer Zwei auf eine Vier abrutscht. Es gibt Lebensphasen, da sind andere Dinge wichtiger, das gehört mit zur menschlichen Entwicklung. Es kann nicht nur Einsen und Zweien geben. Und: Die Zukunft eines Kindes wird nicht in der vierten oder sechsten Klasse entschieden. Darauf achten, dass Kinder regelmäßig Hausaufgaben machen (allein). Kinder beschäftigen sich so intensiv mit dem Stoff. Dabei kommt es nicht darauf an, dass die Aufgaben perfekt gelöst sind: Lehrer brauchen die Hausaufgaben als Rückmeldung, ob die Schüler das Erklärte wirklich verstanden haben.

Kinder dazu ermutigen, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen und keine Scheu davor zu haben, auch mal etwas Falsches zu sagen oder nachzufragen, wenn etwas nicht verstanden wurde. Denn: Kinder, die im Unterricht nicht aktiv mitmachen, müssen das mit zeitlichem Mehraufwand zuhause nachholen. Falls Sie und Ihr Kind bestimmte Noten nicht nachvollziehen können, gehen Sie auf den Lehrer zu – jeder muss Auskunft geben! Das können Sie immer bei schlechten Noten oder Zeugnissen tun.

Das Zeugnis feiern! Machen Sie sich einen schönen Tag, gehen Sie essen oder veranstalten Sie zuhause ein Familienessen. Mit diesem Abschluss eines Halbjahres sollten positive Emotionen verbunden werden – und darauf kann man ja auch sehr stolz sein!

Die Experten: 

  • Josef Kraus, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbands 
  • Christine Skupsch, Elternberaterin und Lerncoach (www.iqberatung.de)
  • Gabriele Patzschke, Gründerin der Akademie für Matrisophie und motherbook.de 
  • Angelika Stein, Lerntrainerin und Journalistin (www.schule-sorglos.de)

2. Experten-Interviews

Wie sollten Eltern auf schlechte Noten reagieren?

Stein: Nicht in Panik verfallen! Und auf keinen Fall schimpfen – das halte ich für absolut kontraproduktiv. Ich würde das erst mal ein bisschen sacken lassen und dann gemeinsam mit meinen Kind schauen, wo die Ursachen liegen: Ist da eine Entwicklung, die sehr negativ ist? Gibt es große Wissenslücken? Hat das Kind vielleicht Schulangst?

Patzschke: Wir haben uns natürlich sehr über gute Noten gefreut. Und wenn dann schlechte Noten dazwischen waren, dann hat sich das vorher meistens schon ein bisschen angekündigt und wir haben dann konstruktiv versucht zu überlegen, ob wir was machen können. Eigentlich möchte ja kein Kind schlechte Noten haben. Deshalb ist Trösten wichtig.

So motivieren Eltern ihre Kinder trotz schlechter Noten fürs nächste Halbjahr

Elternfrage von Diana S.: “Mein Sohn war in Mathe immer auf eins, jetzt ist er in der sechsten Klasse und verhaut die letzte Klassenarbeit mit einer Vier. Wie kann ich meinen Sohn motivieren selbst gut sein zu wollen und nicht, weil wir wollen, dass er gut ist?”

Patzschke: Das Kind weiß meistens ziemlich gut selbst, warum etwas anders ist als vorher. Manchmal ist es auch eine persönliche Sache mit dem Lehrer, dem kann man auf den Grund gehen. Jedenfalls braucht ein Kind liebevolle Unterstützung und liebevolles Aufgefangenwerden, damit es motiviert wird, wieder das Steuer rumzureißen. Man kann Kindern ruhig die Kompetenz der Selbsteinschätzung übertragen.

Kraus: Es ist ja kein Beinbruch, wenn ein Kind mal von einer Zwei auf eine Vier abrutscht. Wenn das nicht von Dauer ist. Ich wünsche mir insgesamt, was die Schule betrifft, bei manchen Eltern etwas mehr Gelassenheit, auch etwas mehr Humor. Deswegen ist doch das Kind nicht in den Brunnen gefallen oder völlig aus der Bahn geworfen, es gibt gewisse Lebensphasen, da gibt es Verwerfungen, da sind andere Dinge einfach wichtiger, das gehört mit zur menschlichen Entwicklung.

Da sollten sich Eltern ein bisschen zurücknehmen. Ich kann nicht von einem pubertierenden Mädchen oder einem pubertierenden Jungen in der siebten, achten, neunten Jahrgangsstufe ständig eine Zwei erwarten.

Skupsch: Ich kenne das aus vielen Beratungsgesprächen mit Eltern von „cleveren“ Kids beziehungsweise aus Gesprächen mit Schülern. Da ist es oft so, dass es in der Grundschule für diese Kinder ganz einfach ist, da sie nicht daran gewöhnt sind, zu lernen. Meistens gehen die Noten in der sechsten, siebten Klasse tendenziell runter, weil das Lernen nicht gelernt wurde. Das heißt, es reicht nicht, clever zu sein, sondern dazu muss ein bestimmtes Training kommen. Ein Spitzensportler muss auch entsprechend trainieren, um gute Ergebnisse zu erreichen.

Patzschke: Wobei – Training heißt doch wieder, dass die Eltern gefordert sind oder eine Nachhilfe?

Skupsch: Nein, ich meinte einfach ein regelmäßiges sich Beschäftigen. Regelmäßig Hausaufgaben machen hilft schon, selbst wenn es nervig ist. Aber wenn ich geübt bin mit dem Stoff umzugehen, kriege ich das auch in der Arbeit gut hin.

Kraus: Was sicherlich noch verbesserungsfähig ist: dass unsere Lehrer noch ein bisschen mehr Wert darauf legen, den Kindern beizubringen, wie man sich etwas aneignet. Stichwort: „Lernen lernen“. Ich möchte nicht, dass die Schule diese Verantwortung nur an die Eltern delegiert.

Patzschke: Es ist gut, wenn man als Eltern mit dem Lehrer und dem Kind spricht und versucht, einen Plan zu machen: Wo kann man noch ein paar Kompetenzen herauskitzeln? Wo kann man mehr Bewusstsein für eine Schwäche entwickeln und den Lehrer auch dahingehend stärken, dass er das Kind ein bisschen mehr im Blick hat? Und eigentlich wäre es doch wunderbar, wenn die Schule das selber schaffen würde, ohne dass man dann noch außerschulische Hilfe braucht.

Kraus: Im Fokus sei aber bitte auch: Wie macht das Kind in der Schule mit? Ich stelle in fast vier Jahrzenten Schulpraxis, Lehrererfahrung, 15 Jahren als Schulpsychologe immer wieder fest: Kinder, die im Unterricht nicht aktiv mitmachen, müssen das mit zeitlichem Mehraufwand zuhause nachholen. Die Spitzenschüler, die sind am Vormittag hochaktiv dabei, und sie gewinnen dadurch eine Menge Freizeit.

Kraus: Für die Lehrer ist es wichtig zu sehen, was die Kinder noch nicht können, darum ist es Quatsch, wenn die Eltern ihre Kinder mit einer perfekten Hausaufgabe in die Schule kommen lassen. Es ist doch nicht wichtig zu sehen für den Lehrer, wie die Mama die Dreisatzaufgabe zustande bringt, sondern zu sehen: Sieben von 28 aus meiner Klasse haben es noch nicht kapiert, das muss ich nochmal erklären.

Skupsch: Von daher finde ich diese Noten von 1 bis 6 auch viel zu wenig. Da liegen Welten zwischen dem, was der eine kann und der andere kann, und trotzdem läuft es bei beiden auf eine Zwei hinaus. Da fände ich es viel besser, wenn jedes Kind eine differenzierte Rückmeldung dazu bekommt.

Kraus: Tun wir doch nicht so, als würde die Schule einfach nur Ziffernnoten vergeben. Nehmen Sie mal einen Deutschaufsatz, der korrigiert wurde, da steht natürlich rechts oben eine Note drüber, aber es sind unendlich viele Randbemerkungen und Schlussbemerkungen drin, wo steht: Das hast du gut gemacht, oder: Das ist ein Ausdrucksfehler, oder: Da fehlt es an der Logik, oder: Da musst du dich verbessern. Wir haben eine, glaube ich, ganz gesunde Mischung zwischen Ziffernbenotung und sehr individueller Rückmeldung zur einzelnen Arbeit.

Patzschke: Mir würde es wirklich sehr viel besser gefallen, wenn die Kinder sich freier und unabhängiger von Noten entfalten könnten und ihrem Potenzial entsprechend, ohne diesen Druck in den vierten oder sechsten Klassen, wenn es zum Übergang auf die nächste Schule geht.

Kraus: Den Druck macht nicht die Schule, den Druck machen die Eltern, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass die Hälfte der Studierberechtigten das erreicht haben, ohne auf das Gymnasium zu gehen. Also einfach mal ein bisschen tieferhängen.

Selbstvertrauen aufbauen bei schlechten Noten – so geht´s!

Manche Kinder denken, wenn ihre Noten nicht gut sind, sind sie selbst auch nicht gut – eine Katastrophe für das Selbstwertgefühl.

Stein: Es ist für mich Alltag, dass Kinder zu mir kommen, die sagen: „Bei mir nutzt das sowieso alles nichts, ich bin dumm. Das sagen alle, auch meine Lehrer.“ Das führt letztendlich dazu, dass diese Menschen sich nicht mehr an das Lernen herantrauen. Wenn sie nicht an sich, an ihre Talente, an ihre Möglichkeiten, daran, dass sie viel leisten können, glauben, dann werden Kinder irgendwann mal das sagen, was mir ein Mädchen aus der neunten Klasse einmal gesagt hat: „Ich mach das jetzt. Ich streng mich hier an. Aber wenn ich aus der Schule raus bin, dann will ich nie wieder lernen.“

Lernen ist ja alles: Persönlichkeit weiterentwickeln, Dinge entdecken, was auch immer, und das wird den Kindern letztendlich verleidet. Deswegen ist es so wichtig, das Selbstwertgefühl zu stärken, und ich meine damit nicht, das Kind zu loben für alles, was es macht. Sondern das Kind zu ermutigen zu entdecken, was es alles ist, nämlich viel mehr als Noten und Leistung.Auch wenn ich sehr viel von Leistung halte. Ich verlange von meinen Schülern viel, weil ich weiß, dass sie viel können. Zu entdecken, dass ein Mensch ein Puzzle aus ganz vielen Dingen ist, aus Leistung, aus Mitgefühl, aus seinen vielen menschlichen Qualitäten, und all diese Komponenten zu stärken, nur darauf muss ich mein Augenmerk legen. Wenn man das bei Kindern macht, dann strahlen nämlich ihre Augen, und dann stellen sie plötzlich fest: „Ich bin so viel mehr.“ Und interessanterweise verbessert sich dann auch ganz viel in der Schule.

Kraus: Das Dümmste, was man machen kann, ob in der Schule oder im Elternhaus, ist einem Kind zu sagen, es sei dumm. Keinem Elternpaar und keinem Lehrer steht es zu, ein solches Persönlichkeitsurteil abzugeben. Natürlich wird man als Mama, Papa oder Lehrer immer wieder angehalten sein, das Kind aufzubauen und zu sagen: „Okay, guck mal, du bist nah dran an der Drei oder Vier. Du kannst mehr. Du hast hervorragende Dinge im Unterricht geleistet, aber schriftlich hapert es noch ein bisschen.“

Ungerechte Benotung auf dem Zeugnis – Was können Eltern tun?

Kraus: Eine Schule in Deutschland ist eine Schule in einem Rechtsstaat, und eine Note ist, wenn Sie so wollen, ein Rechtsakt, und Eltern haben einen Anspruch darauf, sie erklärt zu bekommen. Es kann keine willkürlichen Noten geben, und wenn Eltern nachfragen: „Warum hat mein Kind hier nicht zwei Punkte mehr, um auf die Note drei zu kommen?“, müssen Lehrer dazu in der Lage sein, das zu erklären. Da möchte ich den Eltern einfach Mut machen, auf die Lehrer zuzugehen.

Es gibt viele Lehrer, die sich zu Recht beklagen, dass Eltern einfach nicht kommen. Geht zu den Klassenkonferenzen, geht zu den Elternabenden, macht euch beim Elternbeirat stark, wählt Elternbeiräte und so weiter! Das gehört zu einer Schule in der Demokratie dazu.

Ob gutes oder schlechtes Zeugnis – so wird der Tag der Zeugnisvergabe schön

Skupsch: Ich würde das Kind fragen: „Was war dein bestes Erlebnis im letzten Halbjahr? Worauf bist du besonders stolz? Und an welchem Punkt möchtest du gerne ein bisschen weiterarbeiten?

Patzschke: Wir haben es immer so gehandhabt, dass wir immer mit allen Kindern zusammen ein richtiges Festessen veranstaltet haben. Wie haben uns zusammengesetzt und das Zeugnis auch erst am Tisch gemeinsam angeguckt. Dann ging es von einem zum anderen, und es wurde munter diskutiert, jedes Mal. Eigentlich haben wir festgestellt, dass sich überwiegend die freudigen Dinge in den Vordergrund geschoben haben und dass wir uns dann als Fazit vorgenommen haben, an den Punkten, die nicht so gut waren, zu arbeiten. Aber mit einer guten Stimmung im Hintergrund.

Kraus: Wir diskutieren in Deutschland ja Bildungs- und Erziehungsfragen leider unglaublich hysterisch und bierernst. Doch eines der wichtigsten Erziehungsinstrumente ist Humor. Humor ist eine hervorragende Möglichkeit, mit den Unzulänglichkeiten, den Unwägbarkeiten des Lebens, seiner selbst und auch der eigenen Kinder umzugehen.

Die Tipps und Zitate aus diesem Beitrag sind ein Zusammenschnitt aus dem 3. Digitalen Elternabend von scoyo. Die Aussagen sind teilweise gekürzt.

Zeugnisnoten spielerisch verbessern: In der scoyo Lernapp!

3. scoyo-Elternabend “Zeugniszeit” anschauen oder als Podcast hören:

Richard David Precht: Tipps für Eltern – Überblick in der Bildungskritik

Katharina Looks

Bildungskritik: Das Elternhaus hat auch heute noch einen großen Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder
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Individuelle Betreuung, kein Sitzenbleiben und keine Noten – vermutlich der Traum jeder Schüler. Dies fordern auch Richard David Precht, John Hattie und Jesper Juul. Wir erklären, wie Sie diese Visionen schon jetzt nutzen.

Laut den Bildungskritikern Richard David Precht, John Hattie und Jesper Juul beherrschen noch immer veraltete Strukturen unser Bildungssystem. Ziel solle es sein, diese aufzubrechen. Solch schwerwiegenden Veränderungen geschehen allerdings nicht von heute auf morgen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Visionen der Bildungskritiker schon jetzt für sich nutzen können.

Im ersten Teil unserer Serie stellen wir Ihnen die Thesen von Richard David Precht, Philosoph und Autor des Buches „Anna, die Schule und der liebe Gott: Der Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern“, vor und geben Hinweise für die Umsetzung.

Bildungschancen sind aktuell abhängig von der Schicksalslotterie des Elternhauses
Früher war der Schulbesuch ein Privileg der Reichen und Mächtigen. Heutzutage haben alle Kinder in Deutschland das Recht und die Pflicht in die Schule zu gehen, jedoch bestimmt laut Precht die soziale Schicht noch immer die Bildungschancen der Kinder. So ziehen wohlhabende Eltern für ihre Kinder Privatschulen öffentlichen Schulen vor.

Doch gemischte Klassen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen haben ihre Vorteile. Auf diese Weise erwirbt Ihr Kind soziale Kompetenz und Teamfähigkeit. Zudem bestätigt die von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beauftragte Studie, dass keine signifikanten Leistungsunterschiede zwischen privaten und staatlichen Schulen existieren.

Förderung von Kreativität und Neugier
Precht fordert, die Kinder auf das Leben vorzubereiten und somit ganzheitlich zu denken. „Weil keiner definitiv wissen kann, was die Zukunft bringt, wird es (…) allgemein weniger darauf ankommen, was wir unseren Kindern beibringen“, so Precht. Hierfür müsse man weg vom Gedanken der Systemkonformität und hin zur Förderung von Kreativität und Neugier kommen.

Herauszufinden, wo die Interessen und Fähigkeiten Ihres Kindes liegen ist das A und O, um die Motivation und Selbstständigkeit zu fördern. Doch aufgepasst, – genauso wichtig ist es, sich als Lernbegleiter auch mal zurückzuziehen.

Fehler gehören zum Leben dazu
Für die Zukunft und vor allem für zukünftige Probleme ist es wichtig, selbst die Erfahrung gemacht zu haben, dass nicht immer alles auf Anhieb glatt läuft. Nehmen Sie Ihrem Kind daher die Angst vor Fehlern und vor Neuem. Wie? Ganz leicht, – erzählen Sie einfach von Ihren Fehlern und was Sie daraus gelernt haben.

Kinder brauchen aktive Unterstützung, aber auch ihren Freiraum
Nach Precht lernen Kinder von Anfang an gerne. Er vergleicht die intrinsiche Motivation mit einer Pflanze. Precht: „Sie stirbt, wenn man sie nicht mit Anregung gießt, aber man kann sie auch leicht überdüngen und ertränken.“ Voraussetzung dafür sind allerdings Rahmenbedingungen, die ihre Neugier und Freude fördern – und nicht einschränken.

Kinder brauchen folglich sowohl aktive Unterstützung beim Lernen als auch ihren Freiraum, um ihre Lernfreude aufrecht zu erhalten. Das richtige Maß zu finden ist nicht leicht, doch für die langfristige Entwicklung unserer Kinder ist es ungemein wichtig.

Hier geht es zum zweiten Teil der Serie. In diesem Teil werden wir die Visionen des neuseeländischen Bildungsforschers und Pädagogen John Hattie näher beleuchten und Hinweise zur Umsetzung geben.

Projekt Kinderuni – Schüler testen das Universitätsleben

Katharina Looks

© Kinderuni Ilmenau
Beim Projekt Kinderuni erleben Schulkinder das Universitätsgeschehen ganz nah

Immatrikulation, Vorlesung, Mensaessen – Acht- bis Zwölfjährige werden zu Studenten, wenn Universitäten einen Tag lang ihre Hörsäle nur für Kinder öffnen. Ein Interview mit Ilka Siegmund, Projektleiterin der Kinderuni Ilmenau.

Ein Tag an der Kinderuni Ilmenau

Die Technische Universität Ilmenau ist in diesem Jahr zum zehnten Mal dabei. Zwischen dem 5. und 21. November 2014 veranstalten dort Professoren und freiwillige Helfer ein buntes Programm nur für Nachwuchsstudenten. Die Anmeldephase für das Jahr 2014 ist leider vorbei, für 2015 stehen jedoch alle Türen offen.

Wenn der große Tag gekommen ist, strömen etwa 600 neugierige Acht- bis Zwölfjährige in die TU. Ein richtiger Studentenausweis verschafft dem jungen Besuch Zugang zum ganzen Campus. Dort bieten Studenten Führungen durch Labore und Studios an. Unter dem Motto „Ilmenau macht Kinder schlau“ halten Professoren Vorlesungen über Technik, Wirtschaft und Medien. Verschiedene Arbeitsgruppen veranstalten spannende Projekte, bei denen die Kinder mitmachen, ausprobieren und selber forschen können. Mittagessen gibt es, wie es sich für richtige Studenten gehört, in der Mensa der Universität.

Interview Projektleiterin Ilka Siegmund

Ilka Siegmund ist die Projektleiterin der TU Ilmenau. Im Interview mit scoyo berichtet sie über ihre Erfahrungen mit der Kinderuni und erklärt, warum ein Tag an der Universität für Schulkinder nützlich sein kann.

scoyo: Was für ein Gedanke steckt hinter dem Projekt Kinderuni? Welchen Nutzen hat das für die Kinder?

Ilka Siegmund: Vordergründig möchten wir den Kindern ein interessantes Erlebnis bieten, an dem sie sich erfreuen können. In einer spannenden Umgebung eröffnen wir den Kindern außerdem einen völlig neuen Zugang zum Lernen. Gleichzeitig können sie auf diese Weise bereits in jungen Jahren in das Leben an einer Universität hinein-schnuppern. Wir möchten mit der Kinderuni gern unseren Teil dazu beitragen, den wissenschaftlichen Nachwuchs bereits früh zu fördern.

scoyo: Wie sieht so eine Vorlesung für Kinder aus? Wie werden die Kinder motiviert, zuzuhören?

Ilka Siegmund: Die Vorlesungen werden von echten Universitätsprofessoren mit Unterstützung des Kinderuni-Teams erstellt, sodass sichergestellt werden kann, dass die Vorlesungen kindgerecht aufbereitet werden. Die Inhalte werden auf das Alter unserer kleinen Studenten abgestimmt, sodass weder Langeweile noch Unverständnis aufkommt. Wir legen außerdem großen Wert darauf, dass die Themen die Kinder ansprechen (Programmieren mit Minecraft, Umweltschutz, Spracherkennung bei Smartphones) und die Vorlesungen sehr interaktiv gestaltet werden. In den vergangenen Jahren zeigte sich, dass die Kinder sehr gern mitarbeiten, und so ist es Tradition geworden, sie mit Fragen und Spielen aktiv an der Vorlesung teilhaben zu lassen.

scoyo: Fällt es den Professoren schwer, eine Vorlesung für Kinder zu gestalten, wo sie doch normalerweise Studenten unterrichten?

Ilka Siegmund: Viele Professoren unterstützen das Projekt schon viele Jahre lang immer wieder mit spannenden und kindgerechten Vorlesungen. Natürlich gab es anfangs Bedenken, dass man die Zielgruppe schwer erreichen könnte. Eine völlig neue Herangehensweise musste her und die Professoren mussten ihren Vorlesungsstil an das neue Publikum anpassen. Inzwischen haben viele Professoren aber festgestellt, dass es Spaß macht, Kinder zu unterrichten, da sie aufgeschlossen und stets interessiert bei der Sache sind. Kinder lassen sich faszinieren und begeistern und das wiederum begeistert unsere Professoren an der Kinderuni.

scoyo: Ist es überhaupt möglich, durch „spezielle Kindervorlesungen“ das richtige Bild vom „Uni-Leben“ aufzuzeigen?

Ilka Siegmund: Wir wollen den Kindern mit unserer Veranstaltung einen Einblick in das Universitätsleben geben, müssen aber dennoch beachten, dass Kinder anders lernen, als es junge Erwachsene tun. Daher ist es natürlich unabdingbar, Vorlesungen zu konzipieren, die speziell an Kinder gerichtet sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass unsere Vorlesungen nicht trotzdem einen wahrheitsgemäßen Einblick bieten: Die Kinder bekommen Themen vermittelt, mit denen auch unsere Studierenden im Laufe ihres Studiums konfrontiert werden.

Hinzu kommt, dass wir einen kompletten Uni-Tag anbieten. Das heißt, neben den Vorlesungen gibt es einen Mensabesuch und vor allem umfangreiche Campusführungen. Hier können die Kinder in die Bibliothek oder in Forschungslabore, aber auch in die Studentenclubs.

Warum sollten Kinder in diesem Alter schon einen Einblick in den Studienalltag bekommen? Reicht es nicht, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und erst einmal den Übergang auf die weiterführende Schule im Blick zu haben?

Ilka Siegmund: Unser Ziel ist nicht in erster Linie das „Anwerben“ zukünftiger Studenten. Die Kinder sollen bei uns die Möglichkeit bekommen, in einer völlig neuen Lernumgebung den Spaß am Forschen und Lernen zu entdecken. Wir möchten ihnen Denkanstöße mit auf den Weg geben und sie für Themen wie Technik und Naturwissenschaft begeistern. Zudem haben die Kinder hier die Möglichkeit, einmal eine Universität von innen zu sehen.

scoyo: Viele wissen nach dem Abitur nicht, was sie machen sollen. Warum fokussiert sich die Kinderuni auf das Alter von 8 bis 12 Jahren? Sind die Erinnerungen an die Kinderuni nach 6 bis 10 Jahren, wenn das Abitur gemacht wird, nicht verblasst?

Ilka Siegmund: Die Kinderuni möchte Kinder bereits in frühen Jahren an Themen wie Technik, Wirtschaft, Naturwissenschaft und den richtigen Umgang mit Medien heranführen. Die Neugier und die Motivation zu lernen und zu forschen sollen geweckt werden. Gerade in der 4. Klasse, also mit 9 oder 10 Jahren, fällt zum Beispiel die Entscheidung, welche Schulform man weiter belegen will. Gerade vor der „Null-Bock-Phase“ ab 13 oder 14 Jahren kann man noch Eindrücke schaffen, die länger halten.

scoyo: Melden sich die Kinder freiwillig an oder sind es eher die Eltern, die möchten, dass ihre Kinder teilnehmen?

Ilka Siegmund: Durch die „modernen“ und faszinierenden Themen sind es unserer Erfahrung nach meist die Kinder selbst, die die Kinderuni Ilmenau besuchen möchten. Viele Kinder sind sehr aufgeschlossen und möchten gern neue Dinge erkunden. Viele Schulen nehmen regelmäßig mit Schulklassen an der Kinderuni teil, da die Kinder das Erlebnis im Nachhinein meist sehr loben.

scoyo: Was erhoffen Sie sich persönlich von dem Projekt?

Ilka Siegmund: Zuerst einmal erhoffe ich mir viele leuchtende und staunende Kinderaugen. Dann ist wichtig, dass alles jeden Tag reibungslos abläuft, denn mit täglich mehr als 600 Kindern ist die Verantwortung sehr groß. Und wenn am Ende viele sagen, an einer Universität möchte ich auch später studieren, dann haben wir einiges erreicht.

An der Kinderuni Ilmenau teilnehmen

Die Kinderuni Ilmenau findet im November statt, die Anmeldephase ist leider schon abgeschlossen. Doch 2015 gibt‘s die nächste Gelegenheit. Mitmachen dürfen alle im Alter zwischen acht und zwölf Jahren, entweder mit ihrer Schulklasse, mit ihren Eltern oder allein. Dafür meldet man sich einfach per E-Mail oder telefonisch für seinen Wunschtermin an. An welchem Tag welches Programm stattfindet, kann man vorab im Internet einsehen. Die Teilnahme für Kinder und ihre Begleitpersonen ist übrigens kostenlos. Für den kleinen Hunger ist es trotzdem sinnvoll ein kleines Taschengeld dabei zu haben, damit man sich in der Mensa mit einem Snack versorgen kann.

Kinderuniversitäten in ganz Deutschland

Wie genau das Projekt Kinderuni umgesetzt wird, ist von den einzelnen Universitäten und Hochschulen abhängig. Zum Beispiel findet in Rostock einmal im Monat eine Vorlesung für Kinder statt. Die Universität Stendal veranstaltet jeden Samstag Vorlesungen ausschließlich für Schüler. In Darmstadt gibt es Workshops für Nachwuchsstudenten, die sogar mehrere Termine umfassen. Alle Informationen dazu, welche Kinderuni was, wie und wann anbietet, finden Sie hier.

Sie sind von dem Projekt Kinderuni begeistert?

Dann melden Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind an oder erzählen Sie der Schule Ihres Kindes von diesem Projekt.

Alle Infos zur Kinderuni Ilmenau gibt es hier! Auch scoyo unterstützt das Projekt mit einer Spende.

Falls es Ihnen gar nicht schnell genug gehen kann: Im Folgenden haben wir Kinderunis aufgelistet, die auch 2014 noch Veranstaltungen mit freien Plätzen anbieten:

Kinderuni Darmstadt (Januar 2015)

Kinderuni Bonn (Januar 2015)

Produkte für Linkshänder – So geht Ihr Kind gut ausgestattet in die Schule

Katharina Looks

Mit den richtigen Schulmaterialien können Sie die Linkshändigkeit Ihres Kindes fördern. Karin Müller von schulstart.de verrät, warum das wichtig ist und worauf Sie dabei achten sollten.

Wie viele Linkshänder gibt es?

Je nach Quelle variiert der Linkshänderanteil in der Bevölkerung zwischen 10 und 40 Prozent. Doch egal welchem Bericht man folgt; Linkshänder sind in der Minderheit. Vor allem ist Linkshändigkeit aber etwas Besonderes und keinesfalls eine Schwäche, Erkrankung oder gar Behinderung! Linkshändigkeit ist angeboren. Sie ist das von außen sichtbare Zeichen für die Führungsrolle der rechten Gehirnhälfte bei den Bewegungen des Menschen.

Warum es wichtig ist, Linkshändigkeit zu fördern

Noch bis in die 90er Jahre hinein wurden in Deutschland Kinder in Kindergärten oder Schulen auf die rechte Hand umgeschult. Diese Zeiten sind mittlerweile vorbei. Aus den oben genannten Gründen ist das nämlich auch sinnlos und führte zu Konzentrationsschwierigkeiten, Unsicherheiten oder emotionalen Problemen bei den Schülern.

Linkshänder haben vielmehr ihre ganz eigenen Stärken, die es zu entwickeln und zu fördern gilt: Sie sind oft besser in der räumlichen Wahrnehmung und im Erkennen von Bildern und Gesichtern. Sprache können sie in der Regel leichter mit Melodie und Rhythmus verarbeiten. Beim Lesen und Schreiben lernen ist es gut, mit Bildern zu arbeiten.

Für Schule und Kindergarten gilt es, bei der Bestimmung der Händigkeit behutsam vorzugehen und dem Kind Zeit und Raum zu geben, selbst zu entscheiden, ob die rechte oder linke Hand die dominierende (Schreib-)Hand wird. Tolle Förderangebote hierfür sind zum Beispiel das beidhändige Malen, aber auch das Bereitstellen von Scheren und Stiften in der Rechts- und Linkshänder-Variante, sodass die Kinder selbst ausprobieren können, was ihnen mehr zusagt.

Die besten Produkte für Linkshänder

So unterstützen Sie Ihr Linkshänder-Kind mit den richtigen Schulsachen:

Linkshänder erleben die Schulwelt sowie das Lesen und Schreiben anders als die immer noch dominanten Rechtshänder. Doch mittlerweile gibt es für nahezu jeden Schulbedarf eine spezielle Linkshändervariante. Leider sind diese häufig deutlich teurer als das Rechtshänderprodukt, weil sie nur in geringer Stückzahl hergestellt werden. Im Folgenden wollen wir den wichtigsten Schulbedarf für Linkshänder im Detail vorstellen. Alle Produkte finden Sie auch hier im Online-Shop von schulstart.de.

1. Welche Unterschiede gibt es bei Bastelscheren?

© schulstart.de Linkshänderschere Ein wichtiger Gebrauchsgegenstand in Schule und Kindergarten ist die Schere. Das Produkt für Linkshänder unterscheidet sich durch die umgekehrte Anordnung der Schneideblätter, wodurch ein anderer Blick auf die Schnittlinie entsteht. Bei einigen Linkshänderscheren ist zudem das innere Schneideblatt farblich abgesetzt, damit das Kind eine noch deutlichere Sicht auf die Schnittlinie bekommt. Das linkshändige Kind sollte von Anfang an eine Linkshänderschere benutzen. Haben sie sich erst an den schwierigen Gebrauch einer Rechtshänderschere gewöhnt, können sie sich oft nicht mehr umgewöhnen.

2. Auch der Anspitzer muss linkshändergerecht sein

Schule - Anspitzer gibt es auch für Linkshänder© schulstart.deSpitze Blei- und Buntstifte sind in der Grundschule essentiell. Wichtiger Begleiter der Stifte ist daher ein passender Dosenspitzer. Um die besondere Handhaltung und vor allem die Drehrichtung des Linkshänders beim Anspitzen der Stifte zu berücksichtigen, muss das Messer im Spitzer anders angeordnet und geschliffen sein. Würde ein Linkshänder einen normalen Spitzer für Rechtshänder „mit links” benutzen, würde der Stift durchdrehen und nicht gespitzt werden. Bei den Linkshänder-Spitzern gibt es Modelle, bei denen „nur” die Spitzmesser besonders angeordnet sind und solche Modelle, bei denen die Spitzdose darüber hinaus noch für einen ergonomischen Griff des Spitzers besonders geformt sind.

3. Worauf muss ich beim Lineal achten?

Linkshänder halten üblicherweise das Lineal mit der rechten Hand und ziehen dann mit links eine gerade Linie von rechts nach links. Um diesen Bewegungsablauf zu unterstützen, gibt es spezielle Linkshänderlineale, deren Skala von rechts nach links läuft. Neben dem üblichen 30 cm langen Lineal gibt es die Linkshänderlineale auch als 16 cm-Version zum Abheften im Federmäppchen. Aufgrund der im Vergleich zum Standardlineal geringeren Nachfrage gibt es die Linkshänder-Lineale nur als durchsichtiges Plastiklineal, nicht als flexibles Plastiklineal und auch nicht aus Holz.

© schulstart.de
Linkshänderlineal

4. Welcher Schreiblernstift (Füller) ist der richtige?

Früher haben Linkshänder beim Schreiben eine sehr verkrampfte Schreibhaltung eingenommen. Die linke Schreibhand lag oberhalb der Schreibzeile und hat von oben die Buchstaben geformt. Bei dieser Haltung wird das Handgelenk sehr stark abgeknickt und es besteht die Gefahr, dass das Geschriebene beim Wechsel in die nächste untere Zeile verwischt wird, weil die Tinte noch nicht getrocknet ist. Längeres Schreiben in dieser Haltung führt schnell zu Schmerzen und einer Abneigung gegen das Schreiben an sich.

Ein guter Schreiblern-Füller ist wichtig für Linkshänder-ABC-Schützen© schulstart.de

Im jungen Kindesalter wird bei den ersten Schreiblern-Schritten die Basis für eine entspannte und saubere Handschrift gelegt. Ebenso wie Rechtshänder benötigen Linkshänder-Kinder den passenden Schreiblernstift oder Schreiblernfüller. Wichtig sind dabei vor allem zwei Dinge: Die Griffzone und die Mine bzw. Federspitze. Die Griffzone muss von der Gestaltung und Ergonomie den speziellen Griff der Linkshänder unterstützen. Der Stift sollte zudem gut in der Hand Ihres Kindes liegen.

Probieren Sie am besten einige Stifte bzw. den ersten Füller mit Ihrem Kind aus und entscheiden dann zusammen. Beim Schreiblernfüller sollten Sie auch darauf achten, dass der Füller mit einer speziellen Linkshändermine ausgerüstet ist. Diese weist einen anderen, speziellen Schliff auf und hält vor allem den Schiebebewegungen beim Schreiben der Linkshänder stand.

Ist die Händigkeit noch nicht entwickelt, sind Stifte zu empfehlen, die nicht verwischen und leicht und flüssig nach allen Seiten schreiben. Das sind zum Beispiel dicke Schreiblernbleistifte oder ein Tintenroller, dessen Schaft für Links- und Rechtshänder gleichermaßen geeignet ist.

Mehr Informationen zum Thema Schulstart gibt es hier! Jetzt gleich reinhören:

5. Auch ein spezieller Collegeblock ist wichtig!

© schulstart.de Man mag es als Rechtshänder kaum glauben: Man macht vielen Linkshänder-Kindern mit einem besonderen Collegeblock für Linkshänder eine riesige Freude. Der Grund ist simple: Der normale Collegeblock ist für Linkshänder ungeeignet: Die Spirale sitzt links und stört die Schreibhand. Dreht man den Collegeblock einfach um, hat zwar die Schreibhand ungehinderten Zugang zur Seite, die Lochung sowie ggf. eingezeichnete Schreibränder und Linien passen aber nicht mehr. Die einzige Lösung ist das frühzeitige Heraustrennen der Schreibseite aus dem Block, wodurch sich für den Linkshänder jedoch weitere Nachteile ergeben.

Tipp: Achten Sie beim Linkshänder-Collegeblock auf eine Seitenspirale. Diese Blöcke sind weitaus stabiler und robuster als Blöcke mit Kopfspirale, die immer wieder beim Discounter als vermeintliche Linkshänder- oder Beidhänder-Collegeblöcke angeboten werden. Diese Blöcke haben zum Teil jedoch minderwertiges Papier und schlagen schon nach kurzer Zeit unschöne Wellen und Eselsohren.

6. Die Schreibunterlage

Schreibunterlage für Linkshänder© schulstart.deUm den Linkshändern das Schreiben (-lernen) zu erleichtern, gibt es Schreibunterlagen für zu Hause und die Schule, auf denen die korrekte Position für das Blatt vorgezeichnet ist. Linkshänder sollten das Blatt deutlich mehr neigen als Rechtshänder. Meist wird hier ein Neigungswinkel von 30 bis 40 Grad empfohlen.

Die spezielle Schreibunterlage für Linkshänder, die von der Linkshänderin und Psychotherapeutin Dr. Barbara Sattler entwickelt wurde, geht noch darüber hinaus und gibt Anleitung für die richtige Körperposition und eine korrekte Haltung der Schreibhand. Die Schreibunterlage leitet so Linkshänder an, eine viel entspanntere Schreibhaltung zu entwickeln. Dabei bleibt das Handgelenk gerade und die Schreibhand liegt unterhalb der Schreibzeile. Verwischte Buchstaben oder schmerzende Handgelenke gehören damit der Vergangenheit an.

Über die Autorin

© Karin Müller Karin Müller ist ausgebildete Diplom-Biologin und Mutter von zwei Kindern. Wie viele moderne Mütter mit Familie, Beruf und eigenen Interessen, versucht sie, die Balance zwischen diesen drei Bereichen zu managen. Die Beschaffung der Schulmaterialien stellt sie jedoch immer wieder vor große Herausforderungen.

Zusammen mit ihrem Mann entwickelte sie daher das Konzept des Online-Shops schulstart.de. Es soll Eltern helfen, Zeit zu sparen, die sie lieber mit ihren Kindern verbringen wollen. So findet man auf schulstart.de mit wenigen Klicks u.a. komplette Bastel-Sets, Schreib-Sets und Ordner-Sets, die zusammengestellt wurden, um den Bedarf der Schulkinder schnell und vollständig zu decken.

5-Tage-Lernplan für die Schule erstellen inkl. Vorlage zum Ausdrucken

Katharina Looks

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Wenn Schüler früh anfangen, für Klassenarbeiten zu lernen, ersparen sie sich eine Menge Stress. Hier finden Sie eine kostenlose Lernplan-Vorlage, die Ihrem Kind hilft, sich eine eigene Übersicht für die Schule zu erstellen.

Naht die nächste Klassenarbeit, neigen Schüler dazu, das Lernen bis zur letzten Minute hinauszuzögern. Kein Wunder! Wir alle wollen lieber unsere Freizeit genießen, als mit rauchenden Köpfen vor Lernmaterialien zu sitzen. Aber Lernen und Freizeit muss sich nicht ausschließen. Solange sich Ihr Kind einen Lernplan für die Schule erstellt, klappt die Vorbereitung ganz ohne Lernfrust.  

In 5 Tagen zum Lernerfolg – mit dem richtigen Lernplan für die Schule:

Damit Ihr Kind entspannt und erfolgreich lernen kann, haben wir von scoyo einen Lernplan für die Schule erstellt, mit dem Ihr Sprössling seine Lerneinheiten (und die Belohnung hinterher) genau im Blick hat. Außerdem haben wir ein paar coole Karteikartenvorlagen zum Ausschneiden dabei. Einfach ausdrucken, ausfüllen und aufhängen (am besten auf DIN A3): 

Der 5-Tage-Lernplan

Tag 1: Unterlagen sortieren und Überblick verschaffen

Tag 2: Unklarheiten beseitigen

Tag 3: Alles „durchlernen“ für die Klassenarbeit

Tag 4: Stoff mit anderen Lernmethoden vertiefen  

Tag 5: Lernstoff wiederholen und sich wohlfühlen

 

→ Ausführliche Infos und Tipps dazu finden Sie auch im folgenden Artikel: Der 5-Tage-Lernplan: So klappt das Lernen für Klassenarbeiten garantiert

Leistungssport und Schule – geht das?

Katharina Looks

Annabelle und Ruben: Die Nachwuchssportler trainieren für die Olympischen Winterspiele 2018
© Deutsche Olympische Akademie

Wie schafft man es, Leistungssport und Schule in Einklang zu bringen? Die Nachwuchstalente im Eiskunstlauf Annabelle Prölß und Ruben Blommaert über ihren Sport, die Schule und ihre Motivationsstrategien.

Wie schwierig es sein kann, die Motivation für Leistungssport und Schule gleichermaßen aufrechtzuerhalten, wissen Annabelle Prölß (14) und Ruben Blommaert (21) nur zu gut. Die beiden Nachwuchssportler stehen in den Startlöchern für die Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea. Dann wollen sie als Paar im Eiskunstlauf um eine Medaille kämpfen. Zurzeit nehmen sie am Jugendlager des Deutschen Olympischen Sportbundes teil und erleben die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi hautnah – von der Tribüne aus schauen sie den Athleten zu und sammeln Ideen für ihre nächsten Choreografien. Doch das ist nur ein Teil ihres Lebens: Annabelle besucht derzeit die neunte Klasse eines Sportgymnasiums, Ruben bereitet sich auf ein Studium vor. Beides läuft neben dem täglichen Training für den Hochleistungssport. Doch wie schafft man es, bei all dem Leistungssport nicht die Schule zu vernachlässigen? Geht das überhaupt? scoyo sprach mit Annabelle und Ruben über ihren Sport, das Lernen und ihre ganz persönlichen Träume.

Interview mit Deutschlands Nachwuchstalenten im Eiskunstlauf
© Deutsche Olympische Akademie

Annabelle: Im Sport erleben wir Höhen und Tiefen. Wir haben gelernt, dass man immer weitermachen muss, selbst wenn es einmal nicht gut läuft. Ich denke, dass es im späteren Beruf auch mal besser und mal schlechter läuft. Da heißt es dann einfach durchhalten und sein Bestes geben.

scoyo: Annabelle, du trittst nicht nur im Paarlauf an, sondern auch in der Einzelkür. Das bedeutet Extratraining. Daneben gehst du zur Schule. Wie vereinbarst du das miteinander?

Annabelle: Das ist manchmal wirklich schwierig. Ich fehle ziemlich viel und das Nachholen ist blöd, besonders, wenn ich Tests nachschreiben muss. Mein Alltag sieht oft so aus, dass wir bis abends um neun Uhr trainieren und ich dann meist erst gegen zehn mit Hausaufgaben und Lernen anfangen kann. Das kann stressig sein. Da bleibt auch das eine oder andere auf der Strecke. Aber ich muss versuchen, durchzuhalten und so viel zu schaffen, wie möglich ist. Ich möchte später studieren, und dazu muss ich halt erst die Schule besuchen und abschließen.

scoyo: Du, Ruben, hast auch während deiner Schulzeit viel trainiert und willst neben dem täglichen Training studieren. Wie sieht deine Motivationsstrategie fürs Lernen aus?

Ruben: Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich ein Fernstudium in Belgien angefangen. Jetzt möchte ich gern in Deutschland studieren. Meine größte Motivation dabei ist, dass ich nicht nur im Sport erfolgreich sein will, sondern auch später. Als Eisläufer verdient man leider nicht so viel Geld wie als Fußballer. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass wir nach unserer Sportlerkarriere einen anderen Job ausüben können.

Trockenübungen für Olympia 2015: Annabelle und Ruben beim Eiskunstlauf im Sommer © Deutsche Olympische Akademie scoyo: Wie geht ihr mit Fächern um, die ihr nicht so gerne mögt?

Ruben: Ich war wie Annabelle in der Sportschule. Allerdings hatte ich nur Fächer, die dafür wichtig sind. Darunter war sehr viel Wissenschaftliches – das gefiel mir gut. Eigentlich fand ich Schule immer toll. Ich hätte nichts ändern wollen. Mein Lieblingsfach war Geschichte.

Annabelle: Ich mag sehr gerne Mathe und Sporttheorie. Sporttheorie gibt es nur an sehr wenigen Schulen in Deutschland. Ich finde es cool, dass wir so Sport und Schule verbinden. Ich denke, wenn man in etwas nicht so gut ist, dann macht es auch weniger Spaß. Und wenn man besser ist, bringt es wieder mehr Spaß.

scoyo: Wie lernt ihr am liebsten für anstehende Prüfungen?

Ruben: Es lohnt sich, sehr früh mit dem Lernen zu beginnen. Wenn ich weiß, dass ich ein Thema beherrsche, dann kann ich beruhigt in die Prüfungen gehen. So habe ich das meistens gemacht.

Annabelle: Man muss sich gut vorbereiten. Das schaffe ich leider nicht immer, weil ich nicht da bin. Aber ich muss es wenigstens versuchen. Ich will nicht wie manch andere alles am letzten Tag lernen.

scoyo: Beim Eiskunstlauf gibt es Figuren, die eine besondere Herausforderung darstellen. Wie fühlt es sich an, eine Figur, die ihr lange trainiert habt, zum ersten Mal sicher zu stehen?

Annabelle: Es ist ein gutes Gefühl, zu sehen, dass das tägliche Üben etwas gebracht hat.

Ruben: Wenn etwas nicht funktioniert, dann machen wir weiter, bis es klappt. Manchmal trainieren wir stundenlang das Gleiche. Es ist in dem Moment vielleicht schwer, aber wenn wir zurückblicken, hat es sich in jedem Fall gelohnt: Wir haben in kurzer Zeit sehr viel gelernt. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg.

scoyo: Welche Rolle spielt euer Trainer bei der Motivation? Womit kann er euch am besten unterstützen?

Annabelle: Er spielt eine sehr große Rolle. Er geht mit uns durch die guten und die schlechten Zeiten. Wenn etwas gut ist, dann freut er sich mit uns. Und wenn etwas nicht gut ist, dann hilft er uns, dass wir es besser machen. Er unterstützt uns sehr.

scoyo: Was sind eure nächsten Ziele: sportlich, privat und für die Schule bzw. das Studium?

Annabelle: Auf jeden Fall Olympia 2018. Unser größter Traum ist es, auf dem Podest ganz oben zu stehen. Mal schauen, ob wir es schaffen. Auf jeden Fall arbeiten wir hart dafür. Dann folgen hoffentlich weitere Olympische Spiele. In der nächsten Saison konzentrieren wir uns auf Weltmeisterschaft und Europameisterschaft. Und für mich ist die Schullaufbahn ein bisschen länger, weil die Oberstufe auf der Sportschule drei Jahre dauert. Dann möchte ich studieren, aber ich weiß noch nicht, was. Ich überlege noch, was ich nach dem Sport werden will.

Ruben: Sportlich: Olympia. Und privat: Ich möchte die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen und ein Studium anfangen.

Leistungsdruck bei Kindern

Katharina Looks

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Dauerhafte Überforderung wirkt sich langfristig negativ auf die Leistungen in der Schule aus.

Frühes Aufstehen, viele Klassenarbeiten, Perfektionismus: Leistungsdruck bei Kindern kann schon in der Grundschule zu erhöhtem Stress führen. Langfristig hat das negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Schüler.

Jeder zweite Schüler der zweiten und dritten Klasse fühlt sich gestresst. Das ergab eine Studie des Deutschen Kinderschutzbundes und des Prosoz-Instituts für Sozialforschung. 33 Prozent der Grundschüler gaben an, dass die Schule Hauptursache für Stress und Erschöpfung ist. Die repräsentative Studie zeigte auch, dass Drittklässler den Leistungsdruck doppelt so oft als Belastung empfinden wie Zweitklässler. Autoren der Studie führen diese Tatsache auf den bevorstehenden Wechsel auf die weiterführende Schule zurück und fordern ein Ende der „frühen Auslese“.

Leistungsdruck bei Kindern – Folge unserer leistungsorientierten Gesellschaft

Auch Professor Michael Schulte-Markwort, Direktor der Kinderpsychiatrie der Uniklinik Hamburg, bestätigt diesen negativen Trend: Der Leistungsdruck bei Kindern habe in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Schulte-Markwort sieht die Ursache aber nicht allein im Schulsystem, sondern auch in den Werten der Eltern: Die Kinder lernten schon sehr früh, „dass Leistung eine entscheidende Größe zum Bestehen in unserer Gesellschaft ist, und würden dieses Leistungsdenken von klein auf internalisieren.“ Viele Kinder seien sehr ehrgeizig und geradezu perfektionistisch.

Oftmals sind es also auch die ambitionierten Eltern, die ihre Kinder mit sehr hohen Erwartungen unter Druck setzen. Die sogenannte Überförderung in Form von Fremdsprachenunterricht, musikalischer Frühförderung oder Computer-Gruppen beginnt schon im Kleinkindalter und führt schnell zu Überlastung. Während der Grundschulzeit erreicht der Druck bereits seinen ersten Höhepunkt: Gute Noten und ein Empfehlungsschreiben fürs Gymnasium – das wünschen sich die meisten Eltern. Das Abitur gilt als Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Doch bei zu viel Leistungsdruck bleibt die Gesundheit der Kinder auf der Strecke, die Lernmotivation geht gegen null und Lernblockaden können auftreten.

Leistungsdruck bei Kindern führt zu gesundheitlichen Problemen

Kopf- oder Bauchschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Symptomen bei unter Stress leidenden Kindern und Jugendlichen. Sie sollten von Eltern als Warnsignale verstanden werden. Auch die Schulverweigerung sowie eine nur sehr geringe Lernmotivation können ein Zeichen dafür sein, dass Kinder dem Leistungsdruck in der Schule nicht gewachsen sind. Achten Sie deshalb auf solche Anzeichen und sprechen Sie Ihr Kind darauf an. Während sich einige Kinder zurückziehen und schlecht gelaunt oder traurig sind, reagieren andere nervös und überdreht. Bei den meisten wirkt sich eine dauerhafte Überforderung langfristig negativ auf die Leistungen in der Schule aus. Nur einige wenige beflügelt der Stress durch Leistungsdruck zu Höchstleistungen.

Leistungsdruck bei Kindern – was können Eltern tun?

Wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind sei gestresst und komme mit dem Leistungsdruck in der Schule nicht zurecht, sollten Sie es frühzeitig darauf ansprechen und gemeinsam nach Auswegen aus der Stressfalle suchen. Wir von scoyo haben für Sie einige Tipps zusammengestellt:

1. Mehr Zeit für Freizeit: Kinder brauchen freie Zeit, um sich zu bewegen, zu spielen, zu toben und sich auch mal zu langweilen. Denn aus der Langeweile entstehen oft kreative und innovative Ideen. Verplanen Sie also nicht jeden Nachmittag mit Sport, Musikunterricht oder anderen Freizeitaktivitäten, sondern gönnen Sie Ihrem Kind die freie Zeit. Die braucht es nämlich, als Ausgleich zum stressigen Schulalltag.

2. Veränderte Lernstrategien: Jedes Kind lernt anders und braucht deshalb auch individuelle Lernstrategien. Die wissenschaftliche Forschung unterteilt Lernende in unterschiedliche Lerntypen. Anhand eines Lerntypentests können Sie mit Ihrem Kind feststellen, zu welchen Lerntypengruppen es gehört und Lernstrategien darauf ausrichten. Professionelle Hilfe und Beratung finden Sie auch bei einem sogenannten Lerntherapeuten.

3. Andere, kreative Lernmethoden: Kinder sollten nicht den Spaß am Lernen verlieren und wissen, warum sie bestimmte Dinge lernen (möchten). Denn nur das, was einen wirklich interessiert, bleibt auch langfristig hängen. So kann es helfen, den Schulstoff anhand von alltagsrelevanten Beispielen zu erklären, einen Ausflug in den Zoo zu machen, einen englischen Film zu schauen oder auch Online-Lernplattformen wie scoyo als Lernbegleitung zu wählen. Hier wird der Schulstoff in spannende Lerngeschichten verpackt. Das Beste: Schüler können selbst wählen, was sie wie und wann bearbeiten möchten – kein Pauken nach Plan, sondern aus Interesse.

4. Gespräch mit der Schule und anderen Eltern suchen: Leidet Ihr Kind unter dem Leistungsdruck, sollten Sie das Gespräch mit dem Klassenlehrer und anderen Eltern suchen. Die Lehrkräfte erleben Ihr Kind in der Schule von einer ganz anderen Seite und können gemeinsam mit Ihnen nach Lösungen suchen. Machen Sie der Schule und den einzelnen Lehrern jedoch keine Vorwürfe, sondern bemühen Sie sich um konstruktive Kritik! Auch das Gespräch mit anderen Eltern kann weiterhelfen: Leiden auch Klassenkameraden Ihres Kindes unter zu hohem Leistungsdruck, sollten Sie gemeinsam mit Verantwortlichen in der Schule sprechen. Mehr Tipps zum Eltern-Lehrer-Gespräch!

5. Entspannungstechniken: Je früher Ihr Kind lernt, Stress abzubauen, desto besser. Autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga und Fantasiereisen gehören zu den klassischen Entspannungstechniken und eignen sich auch für Kinder. Viele Schüler schalten aber auch beim Basteln und Malen, Musik hören oder Tanzen ab. Suchen Sie mit Ihrem Kind nach einer geeigneten Technik und sorgen Sie dafür, dass Entspannung im Tagesablauf einen festen Platz bekommt. So kann Leistungsdruck bei Kindern minimiert werden. 

6. Ambulante Psychotherapie: In besonders schweren Fällen wie z.B. bei einer Erschöpfungsdepression sollten Sie sich an einen Kinder- und Jugendpsychologen wenden. Erster Ansprechpartner kann auch der Schulpsychologische Dienst sein. 

Mit scoyo lernt Ihr Kind so, wie es will. Anhand von kindgerechten Lerngeschichten und darauf aufbauenden Übungen können Kinder ihren Lernstoff zu Hause in aller Ruhe am Computer wiederholen und ohne Stress das Wissen festigen. Probieren Sie die Online-Lernwelten von scoyo einfach mal gemeinsam aus und testen Sie unsere Plattform kostenlos.