Philosophische Hausaufgabenweisheiten

Katharina Looks

“Warum muss ich Lateinvokabeln lernen, Papa?”
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Was tun, wenn die leidigen Hausaufgaben mal wieder zu Missverständnissen, Tobsuchtsanfällen und Streit mit den Kindern führen? Einfach römische Philosophen zitieren. Denkt zumindest Christian Hanne.

Kolumne von Christian Hanne, Blog Familienbetrieb.

Die Geschichte der Hausaufgaben ist seit jeher eine Geschichte familiärer Missverständnisse, unversöhnlicher Meinungsverschiedenheiten und cholerischer Tobsuchtsanfälle.

Es gibt Treffen gewaltbereiter Hooligans, die friedfertiger ablaufen als das gemeinsame Erledigen von Hausaufgaben von Kindern und Eltern. Bei uns zuhause ist das nicht anders.

Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir! – Hä?

Meine humanistische Schulbildung ermöglicht es mir aber immerhin, in konfliktären Situationen mit meinen Kindern, die sich um das Anfertigen von Schulaufgaben drehen, den schönen Satz anbringen zu können: „Non scholae, sed vitae discimus!“ („Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir!“). 

Das hat so ähnlich Seneca gesagt, ein berühmter Philosoph und Gelehrter, der im Rom des 1. Jahrhunderts nach Christi lebte. Und wenn ein berühmter Philosoph etwas sagt, hat er sicherlich lange genug darüber nachgedacht, so dass man geneigt ist, ihm Glauben zu schenken. Nicht so unsere Tochter, mit ihrem jugendlichen Misstrauen, das auf zwölf Jahren Lebenserfahrung und dem täglichen Konsum von YouTube-Videos beruht.

Als ich ihr diese Weisheit im Original vortrug – einer der wenigen Momenten in meinem Leben, in dem sich die sieben Jahre Lateinunterricht auszahlten – schaute die Tochter mich an, als sei ich von Dämonen besessen und spräche in Zungen. Die Tochter ließ den Satz vom Lernen für das Leben nicht als angemessene Antwort auf ihre anklagend-vorwurfsvolle Frage gelten, wofür sie überhaupt Kommutativ-, Distributiv- und Assoziativgesetzt lernen müsse, denn das sei doch alles unnützer Quatsch. Sie brachte ihre Skepsis gegenüber dem Senecaschen Kalenderblattspruch mit einem kurzen, prägnanten „Hä?“ zum Ausdruck.

Und wie werde ich jetzt YouTube-Star?

Für die Überwindung des generationsübergreifenden Hausaufgabenkonflikts bieten die Schriften Senecas als führendem Vertreter des Stoizismus jedoch Lösungen an. Die stoische Lehre besagt nämlich, der Mensch solle seine Affekte beherrschen und das Leid gefasst ertragen. Schule ist halt kein Ponyhof und das müssen Kinder akzeptieren. Und Eltern auch.

Nun war Seneca allerdings kinderlos und musste dementsprechend nie mit einer störrischen, präpubertären Tochter ausdiskutieren, ob das konsonantische Deklinieren lateinischer Nomen irgendeine alltagspraktische Relevanz hat und inwiefern das hilfreich ist, um YouTube-Star zu werden. Wer solche Situationen nicht kennt, fabuliert dann möglicherweise etwas zu leichtfertig von gleichmütiger Affektbeherrschung und klaglosem Leidertragen.

Die Einhaltung stoischer Dogmen stellt während der Hausaufgaben ohnehin eine beträchtliche Herausforderung dar, wenn im Minutentakt gejammert wird: „Ich kann das nicht!“ – und zwar im Tonfall eines altägyptischen Klageweibs. Hierzu hat der gute Seneca ebenfalls eine kluge Sentenz parat: „Nolle in causa est, non posse praetenditur.“ („Nichtwollen ist der Grund, Nichtkönnen nur der Vorwand.“) Oder wie Stromberg es ausdrückt: „Kann-Nicht wohnt ja meistens in der Will-Nicht-Straße.“ Ein Spruch, den man vielleicht besser für sich behält, wenn einem daran gelegen ist, dass die sowieso schon explosive Hausaufgabensituation nicht vollkommen eskaliert.

Hausaufgaben sind sehr, sehr wertvoll 

Trotz dieser nicht zu verleugnenden Spannungen können sowohl Kinder als auch Eltern durch das gemeinschaftliche Erledigen der Hausaufgaben aber sehr wertvolle Erfahrungen machen. Denn wo könnten Kinder eine bessere Lektion in Frustrationstoleranz bekommen als im geschützten Raum des väterlich-strengen Abfragens binomischer Formeln („Das verstehe ich nicht.“)? Außerdem lernen Kinder durch das Überprüfen ihrer Hausaufgaben das wichtige demokratische Prinzip, auch abweichende Meinungen gelten zu lassen („Ist mir doch egal, ob du Dürrenmatt gut findest. Ich finde den trotzdem doof. Auf Instagram hätte der bestimmt keine Fans.“).

Eltern wiederum bietet das gemeinsame Lernen die Gelegenheit, sich wie allwissende Universalgenies zu fühlen, wenn sie mit ihrem Kind den Grundschulstoff in Mathematik, Deutsch und Sachkunde durchgehen („Woher weißt du das alles?“). Später können sie sich dann in Demut üben, wenn das Kind eine weiterführende Schule besucht und von ihnen wissen will, unter welchen Bedingungen Eisen am schnellsten korrodiert, was die Merkmale der Außenpolitik Bismarcks sind und welche unterschiedlichen Klimazonen es auf der Erde gibt. Da bleibt dann nur die Hoffnung, dass das WLAN stabil und im Internet eine schnelle Antwort zu finden ist. Den Kindern kann dies als anwendungsorientierte Problemlösungsstrategie verkauft werden.

Seneca war weitsichtig und klug genug, um sich über diese engen Grenzen des elterlichen Wissens im Klaren zu sein: „Die Zeit wird kommen, wo unsere Nachkommen sich wundern, dass wir so offenbare Dinge nicht gewusst haben.“ Aber wenn unsere Kinder zu dieser Erkenntnis gelangen, werden sie selbst Kinder haben. Und sich mit deren Schulaufgaben herumärgern. So lehrt es uns die Geschichte der Hausaufgaben.

Eine Kolumne von Christian Hanne, Blog Familienbetrieb.

Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:

Über Christian Hanne

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Im September ist sein Buch “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith” im Seitenstraßenverlag erschienen. In zwölf gar nicht mal so kurzen Kurzgeschichten schreibt er darüber, wie Schwangerschaft, Marathongeburten und nachtaktive Babys eine moderne, gleichberechtigte Partnerschaft auf die Probe stellen.

Im Netz

Blogparade Hausaufgaben fürs Leben

Morgens alleine am Strand spazieren gehen? Den Sonnenaufgang anschauen? Das sollen Hausaufgaben sein? Das fand der italienische Lehrer Cesare Catàs schon. Er gab seinen Schüler über die Sommerferien eine Liste mit 15 Aufgaben, die so ganz anders waren, als die üblichen Übungen. Unheimlich inspirierend, wie wir finden.

Welche Dinge halten Sie für besonders wichtig? Was wollen Sie ihren Kindern mit auf den Weg geben? Um das herauszufinden, rufen wir gemeinsam mit Bloggerin Frau Mutter zur Blogparade unter dem Hashtag #HausaufgabenfuersLeben auf. →Hier geht´s zur Blogparade. 

Kolumne von Eltern für Eltern 

Im Wechsel schreiben Blogger und Journalisten über Themen, die Eltern bewegen. Lesen Sie hier Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens. Alle Kolumnen ansehen.

10 Dinge, die Hausaufgaben erleichtern

Katharina Looks

Dass es keine gute Idee ist, wenn Mama mal die Hausaufgaben macht, musste Béa Beste als Schulkind am eigenen Leib erfahren. Bei ihren Kindern wollte die Elternflüsterin es besser machen. Hier flüstert sie, wie ihr das gelang.

Vorgeschichte: Ich war in der vierten Klasse und nicht gerade das Lieblingskind meiner Klassenlehrerin. Meine Mutter ist nicht die typische Helikopter-Mutter, aber sie unterstützte mich schon beim Lernen. Eines Abends gab es in meiner Familie etwas Spannenderes zu tun und meine Mutter bot mir an, in einem Anfall von lockerer Großzügigkeit, einen kleinen Aufsatz für mich komplett zu übernehmen. Ich verbrachte einen entspannten Abend und verließ mich auf sie.

Der Schock kam am nächsten Tag in der Schule, als ich plötzlich aufgefordert wurde, meinen Aufsatz vorzulesen. Hier kam der Moment, in dem ich plötzlich und aus heiterem Himmel innerlich zu fluchen lernte. Denn so sehr meine Mutter sich mit der Schreibschrift auch Mühe gegeben hatte, die Zeilen waren für mich nicht zu lesen. Ich improvisierte stotternd eine bruchstückhafte Geschichte, was meine Lehrerin veranlasste, sich wieder einmal kritisch zu meiner Schreibschrift zu äußern. Dies war sowieso ihr Lieblingssport: „Deine Schrift ist so übel, die kannst du nicht mal selbst lesen!“ Ha. Ha. Ha.

Wenn die gewusst hätte! Zum Glück verlangte sie nicht nach dem Heft. Als ich völlig verschwitzt und zitternd wieder in meine Schulbank niedersank, schwor ich mir, nie wieder meine Mutter an meine Hausaufgaben zu lassen. Ich bin nicht sicher, ob genau das damals ihr Plan war, aber wenn sie damit beabsichtigt hat, mich selbständiger zu machen: VOLLTREFFER. Ziel erreicht. Fürs Leben. Ich habe immer darauf geachtet, dass ich alles schnellstmöglich fertig hatte, bevor sie wieder ein solches Angebot machen konnte.

Ich habe das System als Mutter nicht übernommen und habe nicht die Hausaufgaben meines Kindes gemacht. Ich habe auch nicht den Eltern in den Schulen, die ich gegründet habe, jemals geraten, dies zu tun. Ich habe einige andere Tricks auf Lager, die ich Eltern an die Hand gebe – ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Wirkungsgarantie. Aber sie sind es wert, ausprobiert zu werden.

Béas 10 Tipps, die die Hausaufgaben erleichtern

1. Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Was will man selbst nach einem langen Arbeitstag? Entspannen! Genau: Auch Kinder brauchen das. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht: Wenn meine Tochter zu lange entspannte, dann war sie ganz raus. Meine Empfehlung: Maximal eine Stunde frei – dann sollten die Kinder schon mit den Hausaufgaben loslegen.

2. Sitzen zu bleiben ist nicht Pflicht

Die meisten Kinder sitzen zum Schreiben natürlich nicht am Schreibtisch, und das ist okay so. Zwingen Sie die Kinder nicht, wie kleine Erwachsene zu sitzen: Sie können ganz natürlich Schreiben lernen – im Liegen, auf dem Boden oder komisch zusammengekauert auf einem Sessel. Lassen Sie ihnen diese Freiheit.

Nur bei einem sollten Sie auf der Hut sein: Wenn Ihr Kind mit der Nase zu nah ans Papier rückt, ist ein Besuch beim Augenarzt fällig. Alles andere ist egal.

3. Besseres Lernen an einem schöneren Ort

Die Umgebung spielt eine große Rolle für unser Wohlbefinden. Ich habe als Mutter die Erfahrung gemacht, dass meine Tochter besser drauf war, wenn sie sich bewusst einen Ort für bestimmte Hausaufgaben aussuchen konnte – und sie war dann auch schneller fertig.

4. Die dickste Kröte zuerst schlucken

Den Trick habe ich selbst auf einem Management-Seminar bekommen: „Swallow the frog“ nennt sich die Methode. Sie besagt, dass man immer mit der unbeliebtesten Aufgabe anfangen soll. Wenn man die durch hat, ist alles andere ein Klacks. Das hat bei den Hausaufgaben meiner Tochter, seit sie 8 Jahre alt war, auch bestens funktioniert.

5. Klingeling! Muhaha! Juhuhu!

Was haben wir von Computerspielen gelernt? Erfolg wird mit einem „geilen“ Sound belohnt. Einfach etwas hinstellen, das ein cooles Geräusch macht, z. B. eine Klingel, eine Klangschale o. Ä. Bei jeder Teilaufgabe, die gelöst wurde, darf das Ding betätigt werden.

6. Immer in Bewegung bleiben und das Trinken nicht vergessen

Bewegungspausen sind wichtig. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass bei längerer Schreib- oder Lesetätigkeit im Sitzen oder Liegen die Durchblutung wichtiger Gehirnareale nicht mehr gegeben ist. Und Dehydrierung ist auch nicht gut!

Also: Ihr Kind sollte öfter mal aufstehen, sich strecken, ein Fenster öffnen oder ein Glas Wasser trinken …

7. Sherlock lässt grüßen

Sind manche Aufgaben etwas kniffelig? Es bedarf auch der richtigen Haltung, um etwas Schwieriges in Angriff zu nehmen. Machen Sie Ihrem Kind klar: Wenn du die Lösung sofort siehst, ist die Aufgabe für dich zu leicht. Ein guter Detektiv muss schon knobeln, bis er auf die richtigen Lösungen kommt.

8. NIEMALS mit Hausaufgaben strafen

Es ist so naheliegend, Vergnügungszeit zu streichen und das Kind zu den Hausaufgaben zu verdonnern, wenn es etwas verbockt hat. Ein ganz großes NEIN. Der größte Fehler, den Sie bei einem Kind machen können, ist die Hausaufgabenzeit als Strafe für irgendeine Verfehlung anzusetzen. So etwas setzt sich für immer im Bewusstsein des Kindes fest: Hausaufgaben = Strafe.

9. Mit gutem Beispiel vorangehen

Erlebt Sie Ihr Kind, wie auch Sie mal der Arbeit nachgehen? Wie sind Sie dabei drauf? Tun Sie das mit Freude und Konzentration? Erledigen Sie alles zügig nacheinander? Reden Sie gut darüber? Na? Ihr Kind wird nicht Ihren Ratschlägen folgen – es wird Ihrem Beispiel folgen.

10. Nicht Sie sollten Ihr Kind belohnen, Ihr Kind sollte sich selbst belohnen

Eigentlich ein Thema für sich. Motivationsexperten wie Dan Pink haben etwas Wichtiges herausgefunden: Belohnungssysteme sind Kreativitätskiller – und meistens geht auch die Effektivität dabei drauf.

Genau genommen ist es so: Je mehr Intelligenz und Grips eine Aufgabe verlangt, desto schlechter wirkt sich eine Belohnung für diese Aufgabe aus. Je routinemäßiger und stupider eine Aufgabe ist, desto besser funktionieren Belohnungen. Alles klar?

Am besten lassen Sie ganz die Finger davon, Belohnungen für Hausaufgaben anzusetzen und zuzuteilen. Bei mir hat es stattdessen gut funktioniert, wenn meine Tochter sich selbst belohnt hat, nach dem Motto:

„Wenn der Aufsatz fertig ist, mache ich mir einen schönen Kakao.“

Ich hoffe, das hilft. Und wenn Sie einem Moment der Schwäche doch mal die Hausaufgaben Ihres Kindes in erledigen, schreiben Sie genauso unleserlich wie meine Mutter!

 

Eine Kolumne von Béa Beste

Hausaufgaben-Tipps & Tricks von Experten:

Über Béa Beste

© Béa Beste Béa Beste ist Bildungsunternehmerin und Mutter einer großen Tochter, die sich schon im Studium befindet. Im Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin plädierte Béa Beste als Expertin im Bereich „Wie wollen wir lernen?“ für eine Lernkultur der Potenzialentfaltung und mehr Heiterkeit in der Bildung. Béa gründete 2006 die bilingualen Phorms Schulen. Nach sechs Jahren als CEO ging sie 2011 auf Bildungsexpedition durch Indien, Australien, Indonesien und die USA. Inspiriert von internationalen Bildungsinnovationen entwickelte sie das Playducation Konzept: Was wäre, wenn sich Lernen wie Spielen anfühlt? Leider setzte sich das Produkt, die monatliche Tollabox mit Materialien und Ideen für Familien mit Kindern ab drei Jahren, nicht am Markt durch, sodass Béa derzeit neue Ideen entwickelt, um das Konzept digital umzusetzen. Sie führt den Kreativ-Blog der Tollabox als ‘Tollabea’ weiter

Webseite: www.tollabea.de

Twitter: @TOLLABEA | twitter.com/TOLLABEA

Die Kolumne “Die Elternflüsterer”

Im Wechsel flüstern der Journalist Christian Füller und Bildungsunternehmerin Béa Beste den Eltern Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens ins Ohr. 

scoyo fragt: Katia Saalfrank zum Umgang mit Medien in der Familie

Katharina Looks

Diplom-Pädagogin
© Katia Saalfrank

Dank Smartphones, Tablets und PC´s können Eltern immer und überall online sein. Das kann mitunter stressig sein, auch für Kinder. Wir haben Diplom-Pädagogin Katia Saalfrank gefragt, was sie Familien zum Umgang mit Medien rät.

Seit digitale Medien ihren Einzug in den Schul-, Berufs- und Familienalltag feiern, beschäftigt das Thema Medienerziehung Experten und Eltern gleichermaßen: Darf mein Kind ein Smartphone haben? Wenn ja, ab welchem Alter? Und was mache ich, wenn es sich in der digitalen Welt verliert und das neue Gerät nicht mehr weglegen kann oder will?

Umgang mit Medien in der Familie birgt Unsicherheiten

Solche oder ähnliche Fragen beschäftigen die meisten Mütter und Väter. Dabei ist die Suche nach Antworten in punkto Medienzeit, Sicherheit, Konfliktlösung und Co. nichts Neues, sondern hat sich nur verlagert: Waren früher Fernseher, Telefon und ja vielleicht sogar Bücher große Themen am familiären Krisentisch, ist jetzt das Internet an der Reihe. 

Dass der Umgang mit Medien besonders ab dem Pubertätsalter große Verunsicherung in der Familie hervorruft, liegt oftmals daran, dass Mütter und Väter ihren Medienkonsum selbst nicht bewusst reflektieren und nicht genau wissen, was sie eigentlich für gut, richtig oder ungesund bzw. falsch halten. „Wenn ich etwas von meinem Kind möchte, muss ich mir zuerst darüber klar werden, was ich eigentlich möchte”, betont Katia Saalfrank in diesem Zusammenhang.

Wir haben die Diplom-Pädagogin zum Thema Medienerziehung befragt und wollten wissen, was sie Eltern rät, wenn es um den „richtigen” Umgang mit Medien geht. Sie betont dabei, dass digitale Medien und besonders das Internet eine der größten Errungenschaften unserer Zeit sind und Menschen Zugang zu enormen Wissensressourcen verschaffen. Gerade deshalb ist es aus ihrer Sicht wichtig, dass Kinder bewusst und produktiv mit Neuen Medien umgehen. Das wiederum hängt unmittelbar damit zusammen, was Eltern ihren Kindern vorleben und wie medienkompetent sie selbst sind:

7 Tipps von Katia Saalfrank zur Medienerziehung

  1. Machen Sie sich bewusst, welche Einstellung Sie selbst zu den Neuen Medien haben.

  2. Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, wie und wann genau Sie selbst Handy, Computer und Tablet nutzen. Erst dann schauen Sie, wie Ihre Kinder (Neue) Medien nutzen. Der scoyo-Typentest hilft Ihnen dabei und gibt praktische Tipps zur Förderung der Medienkompetenz Ihrer Kinder: >Zum Medienkompetenz-Test 

  3. Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Ihre Vorstellungen zum Umgang mit Medien in und außerhalb der Familie und erzählen Sie auch, was Ihnen hilft, die Geräte zur Seite zu legen. So unterstützen Sie Ihre Kinder dabei, Verantwortung zu übernehmen.

  4. Zeigen Sie Interesse an dem, was der Nachwuchs online macht und bleiben Sie in Kontakt über das, was Kinder in der virtuellen Welt erleben.

  5. Schaffen Sie auch medienfreie Zeiten in der Familie (z. B. bei gemeinsamen Mahlzeiten) und besprechen Sie diese mit Ihren Kindern.

  6. Versuchen Sie bei Ihren Kindern, aber auch bei sich selbst, ein Bewusstsein darüber zu schaffen, wie viel Zeit Sie in der virtuellen Welt verbringen und sensibilisieren Sie so auch für den “Sog”, den Medien ausüben können.

  7. Seien Sie ein gutes Vorbild. Kinder übernehmen sehr häufig Ihre Verhaltensweisen, Werte und Meinungen – auch zu Medien. 

Über Katia Saalfrank

Katia Saalfrank ist Diplom-Pädagogin und blickt auf langjährige Erfahrungen in der Familienarbeit zurück. Sie arbeitet bundesweit in privater Praxis in der Familien- und Erziehungsberatung, wo sie Eltern im Umgang mit ihren Kindern unterstützt. Ziel dabei ist immer, dass Mütter und Väter das Verhalten des Kindes verstehen und so besser reagieren können.

Sicheres Internet für Kinder – Warum Datenschutz auch für die Kleinen ein großes Thema ist

Katharina Looks

Wie machen wir das Internet für unsere Kinder sicher?
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Name, Adresse, Email: Bei so vielen Gelegenheiten sollen wir im Internet unsere Daten eingeben. Doch wie können wir das Internet für unsere Kinder sicherer machen? Wir geben wertvolle Tipps und Anregungen.

Datenschutz im Internet ist ein wichtiges Thema im digitalen Zeitalter, gerade wenn neue Skandale wie von Facebook oder YouTube (2018) wieder deutlich machen: Gesammelte und ausgewertete Daten, selbst von den jüngsten Konsumenten, sind heutzutage höchstinteressant. Gleichzeitig ist das Internet für Kinder eine Selbstverständlichkeit – nahezu jedes Kind im Alter zwischen sechs und Jahren interessiert sich für Smartphones und Laptops, die Hälfte besitzt bereits ein Smartphone. Verteufeln bringt also nichts. Lieber sollten wir mit Kindern konkret über Datenschutz im Internet sprechen. Wie in vielen anderen Bereichen der Erziehung ist hier vor allem gefragt, die Kids frühzeitig für mögliche Stolpersteine zu sensibilisieren, sie auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen einen reflektierten Umgang beizubringen (Medienmündigkeit!). Wie das gelingen kann und was es für Eltern dabei zu beachten gibt, haben wir hier einmal gesammelt.

3 Punkte, die Kinder zum Datenschutz im Internet grundsätzlich verstehen müssen

Eine wichtige Sache gleich vorweg: Ganz prinzipiell haben Kinder ein sehr gutes Gefühl für Privatsphäre und Datenschutz. Stellen Sie sich einfach einmal vor, wie Ihr Kind reagieren würde, würden Sie vorschlagen, anstatt WhatsApp doch am besten das Festnetztelefon im Wohnzimmer zu benutzen, um vor der versammelten Familie die neusten Geheimnisse zu besprechen. Guter Scherz? Diese kategorische Ablehnungshaltung ihrer Kinder gilt es jetzt von der analogen in die digitale Welt zu übertragen. Denn auch das Internet sollte für Kinder ein Ort sein, an dem sie selbst entscheiden, wem sie welche Informationen weitergeben.

Grundlage #1: Datenschutz im Internet – Das Internet nimmt und vergisst nicht

Kinder können die Gefahren im Internet gut einschätzen – wenn man sie ihnen erklärt
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Das ist gerade für ein Kind sehr abstrakt, die Bloggerin Katja Reim hat auf ihrem Blog meincomputerkind.de deshalb Erklärungsbeispiele für Kinder zusammengeschrieben. Eines handelt vom Experiment der Puppe „Anna“, die sich auf die Reise durchs Internet macht. Einmal mit dem Hinweis veröffentlicht, dass „Anna“ gerne verändert werden kann und sich die „Puppenmutti“ über ein Foto von ihrer „Anna“ freuen würde, erhält Katja Reim unzählige Rückmeldungen aus aller Welt. Ihre Tochter war sehr erstaunt, wie schnell sich Daten im Internet verbreiten, was andere Menschen damit anstellen und dass sich Kinder im Internet schützen müssen. Sie sollen ja auch nicht mit fremden Menschen mitgehen. Wenn Kinder die Mechanik verstanden haben, aufzupassen, was sie über sich im Internet verraten, sind sie sehr sensibilisiert dafür, was sie über sich preisgeben.

Grundlage #2: Kinderschutz im Internet – Das Datenpuzzle

Je mehr Teile des Datenpuzzles vorhanden sind, desto klarer wird das Bild
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Verständlicher wird es für Kinder bei dem Vergleich mit einer Milchglasscheibe, hinter der ein Mensch steht. Zuerst ist das Bild sehr verschwommen und man erkennt maximal Umrisse. Je mehr Daten dieser Mensch aber von sich preisgibt, desto klarer wird die Scheibe, bis die Person irgendwann sehr genau zu erkennen ist.

Für die meisten Unternehmen ist es (u.a. für ihre Werbung) wichtig, jeden Menschen hinter der Milchglasscheibe möglichst deutlich zu erkennen. Dazu kommt, dass manche Unternehmen die erhobenen Daten auch weiterverkaufen. Oft willigt man sogar selbst in diese Datenweitergabe ein, weil man sich die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB`s) nicht durchliest, wenn man sich eine App herunterlädt oder bei einem Gewinnspiel teilnimmt. Bedeutet also: Auch wenn im Internet Angebote kein Geld kosten, sind sie nicht unbedingt kostenlos. Denn im Internet sind Daten die neue Währung! Das Internet ist für Kinder dann geschützt(er), wenn sie sich genau darüber bewusst sind. Dann können sie besser reflektieren, wieviel ihnen ihre Informationen „wert“ sind.

Grundlage #3: Datenschutz im Internet – Datenklau

Nicht immer einfach, sich im Datendschungel nicht zu verirren
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Der erste Schritt, um auch Kinder im Internet zu schützen ist Aufklärung. Sensibilisieren Sie Ihr Kind dafür, welche Stolperfallen es gibt:

1)  Bezahlvorgänge im Internet am besten im eigenen WLAN durchführen und auf eine sichere Verbindung achten, bei der https:// am Anfang der URL steht.

2) Gehackte Formulare lassen sich über ein fehlendes Impressum oder Rechtschreibfehler erkennen.

3) Sichere Passwörter sind wichtig, um es Betrügern so schwer wie möglich zu machen, an die persönlichen Angaben zu kommen – auch wenn es schwierig ist, sie sich zu merken.

4) Außerdem gilt auch hier: Datensparsamkeit ist eine gute Präventionsmaßnahme. Je weniger Informationen über mich im Netz herumschwirren, desto weniger können Diebe abschöpfen und nutzen.

Um das Internet für Ihr Kind sicherer zu machen, können Sie bei einzelnen Informationen gemeinsam überlegen, was passieren könnte, wenn diese Daten Dritten in die Hände fallen. So wird Ihr Kind schnell selber erkennen können, was es bedenkenlos teilen kann und was lieber privat bleibt. Weitere Tipps finden Sie in unserem Artikel “Gefahren im Internet für Kinder: 5 Tipps, wie Eltern ihre Kinder schützen können”.

Wenn Ihr Kind diese drei Grundsätze verstanden hat, wird es ihm leichter fallen, bewusst und vorsichtig mit seinen Daten umzugehen und den Spaß im Internet dabiei trotzdem nicht zu verlieren. Denn auch wenn das World Wide Web nicht frei von Gefahren ist, so bietet das Internet für Kinder auch viel Nützliches, das sie entdecken können.

Haben Sie noch mehr Tipps? Verraten Sie uns Ihre Erfahrungen hier in den Kommentaren, oder schreiben Sie uns an redaktion@scoyo.de
 

Instagram, Snapchat & Co. – Social Media Tipps für Eltern

Katharina Looks

Die Social Media Welt ist unübersichtlich – Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder hier an die Hand nehmen
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Immer neue Social Media Apps sprießen aus dem Boden – und Kinder stürzen sich mit Begeisterung darauf. Doch was ist mit Risiken, Sicherheits-Einstellungen, Regeln etc.? Diese Tipps helfen, den Nachwuchs zu begleiten.

22.03.2016, Gastbeitrag von Keyvan Haghighat Mehr.

Social Media, darunter Netzwerke wie Instagram, Snapchat oder der Klassiker Facebook sind heute fester Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen. Es wird gepostet, geteilt, es werden Fotos verschickt – und nicht immer wissen Eltern so ganz genau, was in den Netzwerken tatsächlich passiert.

Vielleicht macht das auch Ihnen Angst? Schließlich bergen soziale Medien neben ihren Chancen auch einige Risiken, wenn der Umgang damit allzu leichtfertig ist. Wichtig ist deshalb, dass Eltern ihrem Kind den “richtigen” Umgang mit sozialen Netzwerken erklären.

Medienkompetenz: Sind Sie fit für Social Media?

Es ist schwierig, Kindern in Sachen Social-Media-Nutzung eine Hilfe zu sein, wenn man selbst keine Berührungspunkte mit den verschiedenen Netzwerken haben – deshalb ist wohl auch der wichtigste Tipp, dass Eltern selbst eine entsprechende Medienkompetenz aufbauen, um die Funktionen, die Vor- und Nachteile zu verstehen. Das bedeutet:

► Melden Sie sich ggf. in den Netzwerken an bzw. schauen Sie einmal rein, erstellen Sie ein Profil, nehmen Sie Privatsphäre-Einstellungen vor und klicken Sie sich durch die einzelnen Bereiche, um ein Gefühl für die Handhabung zu bekommen.

► Sie können auch in Büchern, Fachzeitschriften, Blogs oder Foren mehr über Social Media erfahren. Weiterführenden Artikel helfen Ihnen dabei, entsprechende Kompetenzen aufzubauen – Sie müssen kein Profi werden, aber ein gewisses Grundverständnis für die Basisfunktionen sind empfehlenswert, z. B. durch folgende Medien: 

► Sprechen Sie mit Ihrem Kind über dessen Nutzerverhalten – nicht, um zu kontrollieren, sondern um zu erfahren, wie Ihr Kind das jeweilige Netzwerk nutzt, beziehungsweise welche Funktionen für es im Fokus stehen (und welche nicht). 

Risiken im Umgang mit Social Media

Sicher ist der Aufbau Ihrer Social-Media-Kompetenz kein einfaches Unterfangen – und doch ist es die Basis für alles Weitere, insbesondere, wenn es darum geht, die Risiken des Netzwerkes zu erkennen. Haben Sie die Funktionen und Möglichkeiten der sozialen Netzwerke überblickt, werden Sie schnell verstehen, warum die folgenden Punkte ein Problem werden könnten:

 Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Handlungen haben Konsequenzen, das gilt insbesondere für Cyber-Mobbing – und zwar für beide Seiten. Wird Ihr Kind gemobbt, haben Sie gemeinsam Möglichkeiten dagegen vorzugehen. Ist Ihr Kinder auf der „Mobber-Seite“, so kann das rechtliche Konsequenzen haben.

► Ebenso problematisch ist der Umgang mit fremden Bildern und Videos – entsprechende Aufklärung über das Urheberrecht (vor allem darüber, dass Medien aus dem Netz eben nicht einfach für die eigenen Profile verwendet werden können), ist ganz entscheidend, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

► Der Umgang mit privaten Daten ist ein sehr wichtiges Thema. Öffentliches Posten von Adresse oder Telefonnummer sollte Tabu sein – nicht zuletzt, da sich im schlimmsten Fall Fremde annähern könnten. Gleiches gilt selbstverständlich für das Verschicken von freizügigen Fotos, was vor allem bei der App Snapchat nicht selten ist.

► Wie überall im Internet tummeln sich auch in den sozialen Netzwerken dubiose Abo-Anbieter oder Premium-Programme, die mit Kosten verbunden sind, die erst auf den zweiten Blick deutlich werden. Hier gilt ganz klar: Finger weg.

All diese Dinge sind Risiken, die es bei der Nutzung von Social Media zu vermeiden gilt – allerdings hilft es langfristig nicht, die Netzwerke per se zu verteufeln und Kindern die Nutzung zu verbieten.

Wer bestimmte soziale Medien verantwortungsbewusst nutzt, kann damit nicht nur in Kontakt mit Freunden bleiben und Updates posten, sondern diese Netzwerke auch für die Schule nutzen oder (bei älteren Kindern und Jugendlichen) sogar erste Kontakte für den späteren Berufsweg knüpfen. 

4 Tipps für einen besseren Umgang mit Social Media

1. Risiken thematisieren, Regeln festlegen:

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die oben genannten Risiken und stellen Sie dementsprechend klare Regeln auf. Hierbei hilft z. B. ein Eltern-Kind-Vertrag, mit dem Sie sich auf die wichtigsten Punkte einigen und die Vereinbarung festigen können – für beide Seiten.  

Tabus sind z. B.:

  • Freizügige Fotos
  • Veröffentlichung von privaten Daten
  • Mobbing und Beleidigungen

Häufig nimmt die Nutzung der Netzwerke überhand, sodass andere Dinge vernachlässigt werden. Ein verantwortungsvoller Umgang bedeutet deshalb auch, dass nicht der ganze Tag aufs Smartphone gestarrt wird.

Vereinbaren Sie am besten einen Zeitraum pro Tag, in dem die Kinder soziale Medien bzw. generell Medien nutzen dürfen. Definieren Sie auch Momente, an denen das Smartphone bzw. Medien komplett ausgeschlossen sind – beispielsweise beim Abendessen oder Familienfeiern. Je nach Alter darf es weniger oder mehr sein.

In diesem Zusammenhang ist außerdem wichtig, dass Sie Ihr eigenes Mediennutzungsverhalten kritisch hinterfragen, schließlich sind Sie als Eltern Vorbilder für Ihre Kinder. → scoyo-Familien-Test zur Mediennutzung.

Insbesondere dann, wenn Ihr Kind Opfer von Mobbing oder Ähnlichem ist, sollten Sie als Vertrauensperson da sein und Ihrem Kind Auswegmöglichkeiten aufzeigen. → Hilfe bei Cyber-Mobbing.

2. Privatsphäre-Einstellungen vornehmen:

Überprüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Privatsphäre-Einstellungen innerhalb der Profile in den sozialen Netzwerken – im Falle von Facebook beispielsweise sollten das Profil, die Bilder und Informationen nur für Freunde sichtbar sein. Um die Privatsphäre zu prüfen, finden Sie bei Facebook rechts oben ein kleines Vorhängeschloss, das zu den Einstellungsmöglichkeiten führt.

3. Geräte kindersicher machen:

Gleiches gilt natürlich auch für die Einstellungen an den Geräten selbst – eine Anleitung für verschiedene Smartphones finden Sie hier.

4. Offen sprechen

Stellen Sie klar, dass Sie Social Media nicht nutzen, um Ihr Kind zu kontrollieren, sondern um die Netzwerke zu verstehen und eine Hilfe bei Fragen zu sein – das Vertrauensverhältnis ist hier ganz besonders entscheidend. Hat Ihr Kind das Gefühl, dass Sie ihm nachspionieren, wird es nicht um Rat oder Hilfe bitten, wenn etwas passiert.

Fazit:

Es ist eine echte Gratwanderung: Social Media hat Risiken und Chancen zugleich, sodass ein Verbot genauso sinnlos wäre, wie eine „Lass-die-Kinder-einfach-machen-Einstellung“. Vielmehr geht für Sie als Eltern darum, entsprechende Kompetenz in diesem Bereich aufzubauen, um so eine Stütze für Ihr Kind zu werden, wenn es um den Umgang mit Social Media geht. 

Über den Autor

Keyvan Haghighat Mehr ist Inhaber der Social Media und Content Marketing Agentur media by nature aus Hamburg. Keyvan ist selbst stolzer Vater einer Tochter und kennt sich daher bestens mit der Thematik Social Media für Kinder aus. Abgesehen davon zählt Social Media nicht nur beruflich, sondern auch privat zu seinen größten Leidenschaften.

Urheberrecht im Internet: Was Familien wissen müssen

Katharina Looks

Das Internet kann ganz schön verwirren.
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Das World Wide Web hat so seine Tücken: Besonders das Urheberrecht im Internet ist schnell verletzt. Wir erklären, was erlaubt ist und was nicht.

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Hach das Internet! Es bietet so viele Chance, sich zu informieren, zu kommunizieren oder sich zu amüsieren. Jede Menge Musik, Filme, eBooks und Hörbücher stehen zur Verfügung. Doch es birgt auch einige Gefahren. Eine davon liegt in der Verletzung des Urheberrechts. Wer sich im Internet ungenehmigt an den Werken anderer Menschen bedient, muss zahlen. Das gilt für Filme und Musik genauso wie für Bilder und Texte.

Seit 2006 rollt eine regelrechte Abmahnwelle über Deutschland. Dahinter stecken Musikfirmen oder Filmstudios, die unterbinden wollen, dass ihre Werke kostenlos konsumiert werden – nachvollziehbar!

Nutzer illegaler Inhalte können über ihre IP-Adresse erkannt werden. Anwälte schicken daraufhin Schadensersatzforderungen heraus. Flattert die Streaming-Abmahnung erst einmal ins Haus, ist der Schock groß: Manchmal fordern die Anwälte mehrere Tausend Euro.

Familien trifft das besonders oft. Denn vor allem Jugendliche, die gerne die aktuellste Musik und die neusten Filme besitzen wollen, tappen schnell ungewollt in die Download-Falle. Deshalb ist es wichtig, den Kindern bewusst zu machen, was im Internet erlaubt ist und welche Gefahren hinter harmlos wirkenden Download- und Streaming-Portalen stecken. 

Es empfiehlt sich, mit den Kindern Regeln zu besprechen und sie ggf. einen kleinen Vertrag unterschreiben zu lassen, um den Vereinbarungen mehr Nachdruck zu verleihen.

Mehr dazu:

Urheberrecht im Internet: Was ist erlaubt, was nicht?

Zuerst einmal stehen alle Dateien im Internet unter Urheberrecht. Egal ob es sich um Bilder, Videos oder Texte handelt, sie gehören entweder dem Ersteller oder z. B. einem Label, Verlag oder Studio, an den der Urheber die Rechte abgetreten hat. Diese möchten meist dafür entschädigt werden, wenn jemand ihre Dateien nutzt. Doch nicht jeder Download ist gleich eine Urheberrechtsverletzung – wir erklären, was erlaubt ist und was nicht:

1. Privatkopien

Speichern bzw. kopieren Sie z. B. Musik, Bilder oder Videos für private Zwecke aus dem Internet, ist das erlaubt und verstößt nicht gegen das Urheberrecht. Private Zwecke bedeutet, dass diese Dateien nur im Freundes- bzw. Familienkreis verbreitet und nicht mehr als sieben Kopien angefertigt werden. Wichtig ist, dass diese Dateien legal ins Internet gelangt sind (siehe Punkt 2).

Anders verhält es sich, wenn diese Dateien von Ihnen öffentlich gemacht werden, zum Beispiel auf einer Webseite oder in den sozialen Medien. Wer hier etwas hochlädt, muss der Urheber dieser Dateien sein oder die Erlaubnis beim Rechteinhaber eingeholt haben. Texte müssen ordnungsgemäß zitiert werden. Ob das Facebook-Profil ein privater Raum ist, ist noch umstritten.

2. Offensichtlich rechtswidrige Quellen

Leider ist nicht alles, was im Internet zur Verfügung steht, auf legale Weise dorthin gekommen. Kopiert man Inhalte aus „offensichtlich rechtswidrigen Quellen“, verstößt das gegen das Urheberrecht. Aber was sind „offensichtlich rechtwidrige Quellen“?

Laut klicksafe.de weisen folgende Punkte auf illegale Angebote im Netz hin:

  • Das Angebot ist gratis, obwohl dieselben Inhalte anderswo Geld kosten.
  • Die technische Qualität der Inhalte ist schlecht, zum Beispiel, wenn Blockbuster von der Kinoleinwand abgefilmt wurden.
  • Man kann keine Verantwortlichen für das Webangebot ausmachen, etwa, weil das Impressum fehlt oder Kontaktpersonen und -adressen nicht genannt werden.
  • Die Webseite hat eine exotische Länderkennung in der Adresse, etwa von der Südseeinsel Tonga (Domain: .to) oder Osttimor (Domain: .tl).
  • Es wird aggressiv und unseriös geworben, etwa für Glücksspiele, Sexhotlines oder dubiose Verdienstmodelle („Verdienen Sie 241 Euro pro Stunde!“).
  • Das Angebot entspricht nicht der oft noch üblichen Verwertungskette, wonach beispielsweise ein Film erst online zugänglich gemacht wird, wenn er nicht mehr im Kino läuft. Hier gibt es aber zunehmend auch Ausnahmen.
  • Man wird dazu aufgefordert, eine spezielle Download-Software zu kaufen oder diese vor dem Download zu installieren.

Trifft einer dieser Punkte zu, bedeutet das aber nicht automatisch, dass die Seite illegal ist. Hier ist es gut auf das eigene Bauchgefühl zu hören: Haben Sie ein komisches Gefühl bei einer Webseite, dann nutzen Sie diese besser nicht. Schaffen Sie auch bei Ihrem Kind eine Wahrnehmung dafür und regen Sie es dazu an, zu Ihnen zu kommen, sollte es bei einer Internetseite misstrauisch sein.

3. Streaming-Portale

Die Abmahnwelle in Deutschland wurde vor allem durch die Zunahme illegaler Streaming-Portale ausgelöst. Seiten wie movie2k.to oder kinox.to verbreiten Filme und Serien ohne die entsprechenden Rechte. Diese Seiten gehören zu den „offensichtlich rechtswidrigen Quellen“, sie erfüllen mehrere der unter 2. genannten Punkte.

Es ist eine Grauzone, ob das Ansehen der illegalen Inhalte im Internet erlaubt ist. Denn auch wenn Sie oder Ihre Kinder die Inhalte nicht aktiv kopieren, werden die Dateien beim Streaming in den temporären Dateien auf Ihrem PC gespeichert. Eine notwendiger Prozess, um die Videodatei störungsfrei zu sehen. Für manche ist dieses kurzzeitige Zwischenspeichern bereits ein Verstoß gegen das Urheberrecht im Internet.

Unsere Empfehlung: Finger weg! Rechtlich befindet man sich in einem schwierigen Bereich und kindgerecht sind diese Seiten auch nicht. Oft verbreiten die angebotenen Dateien Viren, Schadsoftware oder locken in Abo-Fallen.

Es gibt mittlerweise viele legale Streaming-Plattformen, zum Beispiel Amazon Instant Video, Maxdome oder Netflix. Auch kostenlose Videoportale wie MyVideo und YouTube bieten Filme und Serien legal und in guter Qualität an.

Beim Musik-Streaming sind Sie bspw. bei Spotify, Deezer oder iTunes auf der sicheren Seite.

Gut zu wissen: Bei YouTube kann es vorkommen, dass Inhalte illegal hochgeladen werden. Da man als Nutzer aber mit den AGB bestätigt, dass man keine illegalen Inhalte hochlädt, haben Sie hier keine Probleme zu erwarten. YouTube ist keine „offensichtlich rechtswidrige Quelle“.

4. Filesharing

Bei einer Filesharing-Software handelt es sich quasi um eine Tauschbörse. Man kann kostenlos herunterladen, was man möchte, stellt dafür aber die eigenen Dateien zum Download zur Verfügung. Wie bei einer Privatkopie ist das reine Abspeichern von Dateien kein Verstoß gegen das Urheberrecht im Internet, außer es ist eindeutig, dass die Datei illegal dort eingestellt wurde.

Jedoch sind Filesharing-Portale meist so aufgebaut, dass die Dateien beim Herunterladen gleichzeitig für andere bereitgestellt werden. Damit bietet man Inhalte öffentlich an, deren Urheber man nicht ist. Das ist im Internet nicht erlaubt.

Das reine Besitzen der Software ist kein Problem, solange man nur Dateien downloadet, die nicht offensichtlich illegal eingestellt wurden, und man nur Dateien hochlädt, deren Urheber man ist. Das ist fast unmöglich. Da über diese Portale zusätzlich häufig Viren, Trojaner und andere Schadsoftware verbreitet werden, empfehlen wir von der Nutzung dieser Software abzusehen.

Streaming-Abmahnung – was nun?

Sollte das mit dem Urheberrecht im Internet doch einmal schief gegangen sein, empfehlen wir Ihnen folgende Vorgehensweise:

1. Keine Panik

Es ist zwar wichtig, dass Sie schnell handeln – Abmahner setzten in der Regel enge Fristen – trotzdem sollten Sie aus Angst vor einer Strafe den geforderten Geldbetrag nicht einfach bezahlen oder die Unterlassungserklärung ohne die Meinung eines Experten unterschreiben. Zu schnelles und unüberlegtes Handeln hilft jetzt nicht. Auf keinen Fall bei der klagenden Kanzlei anrufen und sich für etwas entschuldigen – das kann im Nachhinein als ein Schuldeingeständnis gewertet werden.

2. Ist die Abmahnung gerechtfertigt?

Klären Sie mit Ihrem Partner und Ihrem Nachwuchs, ob tatsächlich jemand eine Urheberrechtsverletzung begangen hat. Ist das nicht der Fall, prüfen Sie, ob Ihr WLAN richtig verschlüsselt ist. Hat jemand eine Filesharing-Software auf dem PC, kann der Verstoß auch unbewusst begangen worden sein. Auf diese Sicherheitslücken sollten Sie achten, auch wenn Sie keine Streaming-Abmahnung bekommen haben.

3. Holen Sie sich Hilfe

Nicht jede Forderung ist berechtigt. Planen Sie Ihr weiteres Vorgehen mit einem Rechtsexperten. Die Unterlassungserklärung kann meist noch abgeändert werden und die Abmahngebühren sind oft zu hoch angesetzt. Die Verbraucherzentrale bietet in vielen Städten eine Rechtsberatung an.

Qualität von Online-Lernangeboten – worauf muss ich achten?

Katharina Looks

Die Qualität von Lernangeboten muss stimmen
© pixabay.com

Apps, Lern-Portale & Lern-Videos – das Netz ist voller Angebote und Plattformen, mit denen Schüler online lernen können. Wir verraten, worauf Sie bei der Wahl eines Lernangebotes achten sollten. Inklusive Qualitäts-Checkliste

In diesem Artikel

Ist es sinnvoll, online für die Schule zu lernen? Was macht gute, was schlechte Online-Lernangebote aus und was muss das Internet-Tool bieten, damit Schüler wirklich ihre Noten verbessern können? Das sind Fragen über Fragen, die sich (fast) alle Eltern stellen, wenn´s ums Thema Lernen im Internet geht.

Den Überblick zu behalten, ist aufgrund der rasanten Entwicklungen von Lernangeboten im Netz nahezu unmöglich. Allerdings hilft es sehr, ein paar grundlegende Dinge zu wissen und darauf einen eigenen Standpunkt aufzubauen.

So können Sie zukünftig gemeinsam mit Ihren Kindern entscheiden, welche Lernangebote sinnvoll sind – und welche eben nicht.

► Mehr zum Thema: Online für die Schule lernen

Qualitäts-Check Online-Lernangebote – worauf achten?

Das Thema Qualität spielt bei Lernangeboten – online wie offline – eine zentrale Rolle. Denn neben dem Geld, das Sie für Spiele, Apps oder Zugänge zu Lernplattformen zahlen, investieren Sie und Ihre Kinder auch Zeit. Im schlimmsten Fall lernen Ihre Kinder Dinge, die nicht relevant oder sogar falsch sind. 

Prüfen Sie deshalb genau die Qualität eines Lernangebots, bevor Sie sich entscheiden:

1. Gütesiegel und Auszeichnungen

Unabhängige Experten und Institutionen vergeben regelmäßig Gütesiegel nach aktuellen Qualitätsstandards. Sie untersuchen, wie seriös oder nutzerfreundlich ein Angebot ist und geben so Orientierung auf dem Markt der Online-Lernangebote. Dazu gehören:

2. Wissenschaftlich basiert

Lesen Sie die Produktbeschreibungen sehr genau und achten Sie darauf, ob das Angebot auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und von Pädagogen oder Lernpsychologen (mit) entwickelt wurde. Wichtig ist auch, dass sich die Inhalte an den Lehrplänen der Bundesländer orientieren und damit den wichtigen Schulstoff abdecken.

3. Kindgerechte Inhalte

Je nachdem, wie alt Ihr Kind ist, sollten Sie darauf achten, dass das Online-Lernangebot auch wirklich kindgerecht gestaltet ist. Das bedeutet, dass die Umgebung, in der das Kind lernt, werbefrei ist und die Inhalte sorgfältig und anschaulich aufbereitet sind.

4. Einfache Anwendung & Interaktivität

Achten Sie darauf, dass Ihr Kind möglichst interaktiv lernen kann und sich die Aufgaben dem individuellen Lernstand des Schülers anpassen. Außerdem sollten die Lerneinheiten zeitlich begrenzt sein und Kinder bestenfalls durch Gamification-Ansätze motivieren.

Probieren Sie das Online-Lernangebot ruhig einmal gemeinsam aus bzw. schauen Sie Ihrem Kind über die Schulter: Ist der Aufbau des Lernprogramms verständlich, ist die Bedienung intuitiv?

5. Transparenz

Sie bezahlen für das Online-Lernangebot. Somit ist es auch wichtig, dass Sie als Eltern nachvollziehen können, was Ihr Kind lernt und mit welchem Erfolg.

Gleichzeitig sollte jedoch auch der Schüler seine eigenen Fortschritte überprüfen können und im Blick haben. Falls Sie sich längerfristig binden, so prüfen Sie, ob es unterschiedliche Vertragsmodelle gibt.

Für den Anfang lohnt es sich, Verträge abzuschließen, die auch monatlich oder quartalsweise kündbar sind. Außerdem sollten Sie darauf achten, was mit Ihren persönlichen Daten geschieht, wenn Sie diese angeben müssen.

Ein kostenloses Test-Angebot ist dabei immer ein Hinweis auf die gute Qualität eines Online-Lerntools – denn offensichtlich haben die Anbieter dahinter nichts zu verstecken.

Info: Eine Qualitäts-Checkliste zum Ausdrucken finden Sie in unserem kostenlosen Ratgeber Lernen im Internet (hier zum Download).

Online lernen: Vorteile für Schüler und worauf Eltern achten sollten

Katharina Looks

Multimedial, aktuell, interaktiv: Kinder lernen gern mit digitalen Medien
© Markus Bormann – Fotolia.com

Das Internet ist aus keinem Schulalltag mehr wegzudenken. Das ist gut so, denn Kinder lernen gern mit digitalen Medien. Doch was sind die Vorteile des Online-Lernens und worauf sollten Eltern achten?

Viele Eltern sind verunsichert, was das Thema Lernen im Internet angeht – logisch, denn neben vielen Befürwortern gibt es auch die einen oder anderen Gegner. Die Frage, wer von ihnen Recht hat, lässt sich dabei nicht pauschal beantworten, wie so oft gibt es immer Vor- und Nachteile – das gilt auch für das Online-Lernen. Doch meist bringt es schon Licht ins Dunkle, eben diese zu kennen.

In diesem Artikel

Vorteile und Möglichkeiten vom Online-Lernen

Insgesamt bietet die Entwicklung der Online-Lernangebote viele Möglichkeiten, um Schüler beim Lernen zu begleiten, sie zu motivieren, individuell zu fördern und ihren Erfahrungshorizont zu erweitern. Wir haben die spezifischen Vorteile vom Lernen im und mit dem Internet für Sie zusammengefasst:

Vorteil Nummer 1: Aktualität der Inhalte

Durch die Anbindung an das Internet lassen sich einmal erstellte Inhalte und Anwendungen regelmäßig prüfen, gegebenenfalls aktualisieren und verbessern. Viele kennen das von den regelmäßigen Updates ihrer Apps auf Tablet und Smartphone: Sobald Verbesserungen bzw. Erweiterungen zur Verfügung stehen, können Nutzer davon profitieren. 

Doch nicht nur technisch bietet das viele Vorteile: Auch die Inhalte können online schnell und einfach auf den neusten Stand gebracht werden. So liefert zum Beispiel die neu entwickelte Kindernachrichten-App Quappiz unter ihrer Rubrik “Aktuelles” Informationen aus dem Tagesgeschehen, altersgerecht aufbereitet für Mädchen und Jungen.

Vorteil Nummer 2: Multimedialität und Interaktivität

Besonders reizvoll für Kinder sind Online-Angebote häufig auch deshalb, weil sie multimedial angelegt sind. Sie arbeiten gleichzeitig mit Bildern, Filmen, Tönen, interaktiven 3D-Grafiken und Schrift. Darin liegt die große Faszination für Schülerinnen und Schüler – ein klassisches Schulbuch muss demgegenüber klar zurückstehen.

Auch sind viele Lernangebote im Internet interaktiv aufgebaut. Bei Wissenstests für Kinder oder Online-Lernportalen wie scoyo folgt auf jede Aktion des Nutzers eine Reaktion auf dem Bildschirm: Figuren bewegen sich, Türen öffnen sich, die richtige Antwort poppt auf. So erfahren die Nutzer sofort, ob sie richtig liegen oder nicht. Falsche Informationen können sich gar nicht erst verfestigen.

Vorteil Nummer 3: Zusammenarbeit mit anderen möglich

Kinder lernen sehr gut und gerne mit anderen in der Gruppe – das beweisen verschiedene Ansätze dieses so genannten Peer-Learnings. Online-basierte Angebote wie zum Beispiel Wikis oder digitale Klassenzimmer bieten dafür optimale Voraussetzungen.

In Letzteren arbeiten Schülerinnen und Schüler auf einer gemeinsamen Plattform, die in der Regel der Lehrer steuert. Wikis sowie digitale Klassenzimmer erlauben vielen Nutzern den Zugriff auf ein gemeinsames Dokument, auf Informationen und Bilder. In Chats oder Foren tauschen sich die Schülerinnen und Schüler aus. Alle können Fragen stellen, und gemeinsam recherchieren die Kinder die Antworten und arbeiten sie in das Dokument ein.

Vorteil Nummer 4: Anpassung an den individuellen Lernstand

Kinder begreifen Sachverhalte unterschiedlich schnell. Sie bringen verschiedenes Vorwissen mit, können sich besser oder schlechter konzentrieren und interessieren sich mehr oder weniger für bestimmte Inhalte. Auf diese unterschiedlichen Lernvoraussetzungen reagieren onlinebasierte Lernsysteme direkt und sehr flexibel und fördern Schüler meist individuell. Zum Beispiel werden Aufgaben wiederholt angeboten, wenn die Eingaben falsch waren. Je nach Wissensstand lernen Kinder auf verschiedenen Levels – sind sie fit, wechseln sie zum nächsten. Die Reihenfolge der Lerneinheiten organisieren sie sich oftmals selbst und werden dabei auf Wissenslücken aufmerksam gemacht. Diese Vorteile lassen sich auch bei der Gestaltung von Schulunterricht nutzen.

Vorteil Nummer 5: Motivationsfördernd

Wenn die Lerninhalte gut und ansprechend, altersgerecht und mit konkreten Anwendungssituationen angeboten werden, sind Kinder schnell mit hoher Motivation dabei. Gerade Online-Lernen kann aber zusätzliche Lernanreize schaffen: Kinder lernen noch motivierter, wenn sie klar definierte Ziele vor Augen haben und sich mit anderen messen können.

Verschiedene Lernplattformen nutzen diese Erkenntnis und haben Bestenlisten, Punktesysteme und verschiedene Levels als Anreiz für die User integriert (mehr Infos: Motivationsanreize bei scoyo). Die Kinder erhalten damit ein Feedback, können ihre Leistungen besser einordnen und erkennen, an welchen Stellen sie noch weiter üben müssen und was sie selbst dafür tun können.

Gleichzeitig sind sie in der Lage, ihre eigenen Lernfortschritte unmittelbar nachzuvollziehen. Das Erfolgserlebnis, zum nächsten Level zu wechseln, motiviert sie.

Und generell finden es Kinder toll, mit digitalen Medien zu lernen (siehe Studie). Die neuste Technik übt eine einzigartige Faszination auf den Nachwuchs aus. Warum dann nicht diese Motivation fürs Lernen nutzen? 

Vorteil Nummer 6: Flexibilität – lernen von unterwegs 

Mit online-basierten Lernangeboten können Kinder überall lernen, wo Computer, Tablet oder Smartphone mit Internetzugang zur Verfügung stehen. Das Lernen wird damit mobiler und flexibler. Wartezeiten am Flughafen oder am Bahnhof, Regentage im Urlaub – es gibt viele Situationen, in denen kurze Lerneinheiten sinnvoll sind und den Kindern Spaß machen. Lernen geschieht hier eher beiläufig, verankert das Wissen durch regelmäßige Wiederholung aber sehr nachhaltig.

Worauf beim Online-Lernen zu achten ist

1. Sicherer Umgang mit den Neuen Medien:

Kinder, die sich im Netz bewegen, sollten wissen, was sie dort erwartet und wie sie sich richtig verhalten. Selbst Filter bieten keinen hundertprozentigen Schutz davor, dass junge Nutzer auf Inhalte stoßen, die für sie nicht geeignet sind. Nutzen Sie unseren Medienkompetenz-Test, um eine erste Einschätzung zu bekommen, wie fit Ihr Kind im Umgang mit Neuen Medien ist.

In diesem Artikel finden Sie eine Anleitung wie Sie Tablets und Smartphones kindersicher machen.

2. Begleitung bei der Mediennutzung:

Unabhängig davon, wie sicher Ihr Kind sich im Netz bewegt, sollten Sie es begleiten, wenn es online lernt. Das bedeutet nicht, dass Sie jedes Mal danebensitzen müssen, sobald Ihr Kind den Computer oder das Tablet startet. Wichtig ist, dass Sie den Überblick behalten. Sprechen Sie sich über die Auswahl ab und machen Sie sich ein Bild davon, was Ihr Kind lernt, wie lange und mit welchem Erfolg. Fragen Sie nach, welche Erfahrungen es macht und wie es diese selbst einschätzt. Hier gibt Mediencoach Kristin Langer Tipps, wie Eltern ihre Kinder bei der Mediennutzung begleiten können. 

3. Qualitäts-Check von Online-Lernangeboten:

Bevor Sie sich für ein Online-Lernangebot entscheiden, ist es wichtig, dass Sie sich genau über die Qualität informieren. Nutzen Sie hierfür unsere Checkliste im Ratgeber Lernen im Internet.

Hinweis: Bei scoyo lernen Kinder selbstständig in einer geschützten Online-Umgebung und können ihr Wissen anwenden und vertiefen.

4. Der Methoden-Mix macht´s:

Das Lernen mit Neuen Medien ist nur ein Weg unter vielen, über den Kinder sich die Welt erschließen und Kompetenzen aneignen.

Parallel experimentieren sie in der Natur, erproben ihre Sinne, fragen ihre Eltern, lernen angeleitet von ihren Lehrern im Unterricht und beobachten ältere Geschwister. 

All das lässt sich durch das Lernen mit digitalen Werkzeugen nicht ersetzen, wohl aber begleiten, ergänzen und erweitern ( Mehr: Kreative Lernmethoden für Schüler).

Medienerziehung in der Familie: 10 Tipps für Eltern

Katharina Looks

Kinder brauchen Begleitung beim Erkunden neuer Medien.
© Studio Firma/Stocksy United

Wie können Kinder den Umgang mit Medien lernen und Schritt für Schritt die neue digitale Welt erkunden? Wir verraten, worauf es beim Thema Medienerziehung in der Familie ankommt.

In diesem Artikel

Digitale Medien wirken auf die meisten Kinder faszinierend und spielen für viele von Ihnen auch schon ab der frühen Kindheit eine Rolle. Gleichzeitig wirft das Thema Medienerziehung in der Familie immer wieder Fragen auf und viele Eltern sind verunsichert, wie sie ihren Kindern den Umgang mit Medien näher bringen sollen.

Ab welchem Alter ist ein eigenes Tablet okay? Wie lange darf ein 10-Jähriger im Internet surfen? Und wie verhindere ich, dass mein Kind auf Seiten stößt, die es verunsichern könnten? Fragen über Fragen, die leider gar nicht so leicht zu beantworten sind.

Medienerziehung: Allgemeine Regeln greifen zu kurz

Fakt ist: Jedes Kind hat individuelle Voraussetzungen und somit eine ganz eigene Ausgangsbasis, ist zum Beispiel mehr oder eben weniger anfällig für einen “exzessiven” Medienkonsum oder kann mit Gefahren, die im Internet lauern, unterschiedlich gut umgehen.

Pauschale Vorgaben bieten deshalb nur eine Orientierung und gelten nicht als festes Regelwerk. Denn was ist, wenn Ihr Kind eine eigene Schülerzeitung am PC kreiert, online lernt oder auch Plakate “bastelt”?  Gemeinsam mit Mediencoach Kristin Langer haben wir deshalb einen Test für Eltern entwickelt, mit dem Sie besser beurteilen können, wie sinnvoll, maßvoll und bewusst Ihr Kind digitale Medien nutzt. Im Anschluss erhalten Sie individuelle Anregungen für die Medienerziehung in Ihrer Familie.

Grundsätzlich sollten Eltern ein paar Hinweise beachten, um den Nachwuchs beim Einstieg in die digitale Welt begleiten zu können. Im Folgenden finden Sie eine kleine “Anleitung”.

Medienerziehung in der Familie: 10 Tipps

Tipp 1: Wichtige Begriffe und Inhalte erklären

Um eine erste Basis zu schaffen, ist es sinnvoll, wenn Sie Ihrem Kind die wichtigsten Begriffe des Internets erklären können: Was bedeutet es, online zu sein? Was sind Chats und wie nutze ich Suchmaschinen? Außerdem sollten Sie, ggf. etwas später, auch Themen wie Datenschutz oder sichere Webseiten erklären bzw. im Gespräch über Veränderungen bleiben. Je mehr Sie Ihrem Kind am Anfang erklären können, desto besser lernt es den Umgang mit Medien und kann das Netz sicher nutzen. Guter Nebeneffekt: Es entdeckt Sie als wichtigen Ansprechpartner für alle Fragen zum Internet und zu digitalen Medien.

Tipp 2: Übermäßigen Medienkonsum vermeiden

Grundschüler müssen erst noch lernen, wie man sinnvoll mit Medien umgeht. Zunächst strömt alles Multimediale ungefiltert auf sie ein. Deshalb ist ein wichtiger Punkt bei der Medienerziehung in der Familie, darauf zu achten, dass Kinder nicht medial überfordert werden.

Je älter Schüler werden, desto mehr können sie auch in Entscheidungen einbezogen werden. So lernen sie, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Generell kommt es bei der Zeitvorgabe immer darauf an, womit sich Ihr Kind online beschäftigt. “Daddeln” sollte stark begrenzt werden, online lernen, Hausaufgabenrecherche oder andere wirklich sinnvolle Beschäftigungen könnten als Extra-Zeit vergeben werden. 

Wenn Sie den Medienkonsum Ihres Kindes begrenzen, geben Sie Ihrem Kind aber auch die Zeit, sich darauf einzustellen. Generell sollten andere Aktivitäten ohne Medien einen höheren Stellenwert im Leben Ihres Kindes einnehmen, denn sie sind wichtig für seine positive Entwicklung.

Tipp 3: Medienerziehung in der Familie heißt auch, Vorbild sein

Einen gesunden Umgang mit Medien erlernt Ihr Kind dank guter Vorbilder, von denen es erfährt, dass Laptop und Smartphone ein wichtiger, aber eben nur ein Teil seiner Lebenswirklichkeit sind. Ihr eigenes Nutzungsverhalten sollte so maßvoll sein, wie Sie es von Ihrem Kind erwarten – denn Kinder ahmen nach und folgen Ihrem Beispiel, nicht Ihrem Rat. Wenn Eltern ihre Freizeit vor dem Laptop verbringen, wird ihr Kind kaum verstehen, warum es soziale Kontakte pflegen soll.

► Unser Familien-Test zum Ausdrucken hilft Eltern und Kindern beim bewussteren Umgang mit digitalen Medien.

Tipp 4: Internet kindersicher machen

Zunächst sollten Sie den heimischen Computer kindersicher machen. Dazu gehört z. B. auch die Installation eines Jugendschutzfilters oder einer Schutzsoftware wie JusProg oder Surfen: ohne: Risiko. Zu empfehlen ist auch die App meine-startseite.de. Dadurch kann Ihr Kind nur auf bestimmte Seiten zugreifen und Sie können zumindest zu Hause eingrenzen, was es im Internet ansehen kann.

Anschließend sollten Sie sich über Einstiegsseiten und Suchmaschinen informieren, die nur Inhalte anzeigen, die für Kinder geeignet sind. Sie sind verunsichert, welche Angebote für die Altersklasse Ihres Kindes freigegeben sind? Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) und die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSK) helfen bei der Orientierung. Individuelle Empfehlungen kann die Altersangabe allerdings nicht bieten. Sie können meist am besten beurteilen, ob Ihr Kind schon alt genug für gewisse Inhalte ist – ein großes Plus für die Medienerziehung in der Familie.

Tipp 5: Gefahren thematisieren

Wenn Sie sich durch die Seiten klicken, lernt Ihr Kind auch, Inhalte zu beurteilen. Wann handelt es sich z. B. um Werbung? Verdeutlichen Sie, wie schnell im Internet ein Klick zur Bestellung wird und wie man sich davor schützen kann. Dabei sollten Sie auch erklären, welche Konsequenzen es haben kann, wenn man etwas von illegalen Webseiten herunterlädt.

► Mehr zum Thema Sicheheit im Umgang mit Medien:

Tipp 6: Sinvolle Nutzung von Internet und neuen Medien zeigen

Neben der unmittelbar greifbaren Welt bietet auch der virtuelle Raum Ihrem Kind die Möglichkeit, mit Neugierde die Welt zu entdecken – und das sollte es auch dürfen. Denn gleichzeitig erschließt sich Ihrem Kind so eine wichtige Kulturtechnik unserer Zeit. Die neuen Medien bieten viele Möglichkeiten, sich kreativ auszuprobieren, selbst produktiv zu sein oder sich neues Wissen anzueignen.

So ist das Internet u. a. auch ein sinnvoller Lernbegleiter. Online-Lernplattformen sind eine gute Möglichkeit, um das in der Schule Gelernte zu wiederholen bzw. zu vertiefen. In der Lernwelt von scoyo beispielsweise, wird Wissen auf spielerische Art vermittelt, in einer sicheren und werbefreien Umgebung. In multimedial aufbereiteten Alltagsgeschichten werden Kinder in verschiedenen Fächern und Schwierigkeitsgraden gefordert. In diesem Beispiel hat ein gemeiner Wichtel Wörter aus den Briefen geschnitten. Die Schüler helfen dem Postmann dabei, die Wörter wieder an die richtige Stelle zu kleben. 

Tipp 7: Unterstützung holen und annehmen

Sie sind nicht allein für die Medienerziehung Ihres Kindes verantwortlich. In Lehrern und anderen Eltern finden Sie wichtige Partner, die sich oft in derselben Situation befinden wie Sie. Suchen Sie das Gespräch und tauschen Sie sich aus. Lassen Sie sich aber nicht verunsichern – Sie wissen am besten, was das Richtige bzw. Beste für Ihr Kind ist.

Tipp 8: Im Gespräch bleiben

Medienerziehung in der Familie ist mehr als nur Regeln aufzustellen: Kinder wollen ernst genommen werden. Wenn Sie sich für die Inhalte interessieren, mit denen sich Ihr Kind beschäftigt, bleiben Sie ein guter Ansprechpartner. Das ist unter Umständen besser, als wenn Freunde oder Geschwister diese Rolle übernehmen.

Spielen Sie doch einfach mal mit und lassen Sie sich das neuste Online-Game erklären – das pusht das Selbstbewusstsein und fördert die Kommunikation auf Augenhöhe. Sollte Ihnen etwas nicht gefallen, was Ihr Kind gern spielen oder ansehen möchte, erklären Sie ihm genau, warum – dabei lernt es viel mehr als durch starre Verbote.

Mehr dazu:

 ► Am 8. scoyo Elternabend im Netz haben wir gemeinsam mit Wonder Workshop Experten unter anderem danach gefragt, was Kinder im digitalen Zeitalter wirklich lernen müssen. Im Video gibts die Antwort der Experten mit vielen weitere Praxistipps.

 

Tipp 9: Die Frage nach dem eigenen Gerät individuell beurteilen

Tauschen Sie sich aber weiterhin darüber aus, wie und wofür es digitale Medien nutzt. Für ein eigenes Smartphone sollte der Nachwuchs schon über gutes Grundlagenwissen in Sachen digitale Medienwelt verfügen, das heißt Zusammenhänge erkennen und verstehen.

Ob ein eigener Laptop, ein Tablet oder Smartphone für Ihr Kind angebracht ist, hängt auch von der Frage ab, wofür es das Gerät nutzt. Muss Ihr Kind beispielsweise vermehrt am Computer für die Schule lernen, kann ein eigener Laptop sinnvoll sein. Verabredete Nutzungszeiten sollte es natürlich auch am eigenen Gerät einhalten.

► Extra-Tipp: Kommt die Zeit für das ersten Smartphone, kann ein Eltern-Kind-Vertrag das Gespräch über mögliche Risiken fördern und helfen, Regeln im Umgang mit dem neuen Gerät festzulegen.

Tipp 10: Selbstbewusstsein stärken, Vertrauen schenken

Ab einem gewissen Alter Ihres Kindes wird es unwahrscheinlich, dass Sie immer vollständig im Blick haben, wann und wofür es Medien nutzt. Wenn Sie Ihrem Schulkind zu Hause verbieten, Spiele oder Videos anzuschauen, hat es sicher bei Freunden Zugriff darauf. Jeder Schüler muss auch seine eigenen Erfahrungen machen (dürfen). Umso wichtiger ist es aber, dass der Nachwuchs kritisch und selbstbewusst mit den Inhalten umgehen kann und weiß, dass es in Ordnung ist, “Nein” zu sagen. Stärken sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes, zeigen Sie ihm, dass Sie ihm vertrauen und dass es Ihnen Vetrauen kann und zu Ihnen kommen kann, wenn doch etwas schief gelaufen ist.

Mehr zum sinnvollen Umgang mit Medien in der Familie

Welche Regeln zur Mediennutzung sind wirklich sinnvoll, und wie setzt man sie durch? Diese und weitere Fragen zum Umgang mit Medien in der Familie stellten wir Kindern, Eltern und Medienpädagogen auf unserem 5. scoyo Elternabend. Hier können Sie die Diskussion noch einmal online ansehen und erhalten viele praktische Tipps von unseren Experten.

Kinder und Neue Medien: Expertentipps für Eltern

Katharina Looks

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Kinder und Neue Medien: Expertentipps für Eltern

Wir haben Mediencoach Kristin Langer gefragt, woran sich Eltern beim Thema Kinder und Neue Medien orientieren können. Von Unsicherheiten, Kinderseiten und dem eigenen Gerät

Für die meisten Kinder ist es heute selbstverständlich, von technischen Geräten und digitalen Medien umgeben zu sein. Rein praktisch können selbst kleine Kinder sie häufig schon bedienen. Reine Wischkompetenz hat aber noch lange nichts mit wirklicher Medienkompetenz zu tun. Diese muss Kindern beigebracht werden. Wichtigster Ansprechpartner sind dabei die Eltern. Schon allein, weil Kinder zuhause anfangen, digitale Technologien zu nutzen. Deshalb sind Eltern auch stark gefragt beim Thema “Kinder und neue Medien”.

Aber auch für Eltern ist vieles #neuland und viele fragen sich bestimmt, wie sie ihr Kind dabei unterstützen können,  kompetent mit den neuen Medien umzugehen. Und was gibt es beim Thema “Kinder und neue Medien” sonst zu beachten? Mediencoach Kristin Langer von der Initiative “Schau hin” stand scoyo im Interview Rede und Antwort und hat ihre besten Tipps verraten.

Kinder und neue Medien: Interview mit den besten Tipps von Mediencoach Kristin Langer

scoyo: In unserer forsa-Umfrage haben sieben von acht Eltern angegeben, gut oder sehr gut einschätzen zu können, wie bewusst und maßvoll ihre Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren mit Computern, Tablets und Smartphones umgehen können. Was ist Ihr Eindruck, wie sicher sind Eltern von Grundschulkindern heute beim Thema Kinder und Neue Medien?

Kristin Langer: Ich erlebe Eltern in Gesprächen sehr sicher bei Kindern bis zum Alter von etwa zehn Jahren, wenn es um die Nutzung von Computer und Internet geht. Bis dahin gibt es wenig Fragen und in den meisten Fällen haben Eltern hier klare Bewertungsmaßstäbe, welche Medieninhalte sie für ihre Kinder geeignet finden und welche sie ablehnen.

Beim Smartphone hingegen sind Eltern häufig ratlos, was sie ihren Kindern zutrauen können und wie genau die Absprachen hinsichtlich Anschaffungsregelung und Nutzung getroffen werden sollten. Großen Informationsbedarf haben Eltern auch immer, wenn es darum geht, die Mediennutzung technisch abzusichern, damit ihre Kinder vor ungeeigneten Inhalten und vor Kostenfallen geschützt sind. Außerdem bin ich erstaunt, dass Eltern die wirklich kindgerechten und pädagogischen Angebote oftmals nicht kennen.

Kindersichere Webseiten & Angebote

scoyo: Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Angebote für Kinder im Internet?

Kristin Langer: In jedem Falle Kinder-Suchmaschinen wie fragfinn.de oder blindekuh.de, die junge Surfer sicher zu altersgerechten Angeboten leiten. Der Webseitenverbund seitenstark.de garantiert werbefreie und auf junge Nutzer abgestimmte Inhalte und klick-tipps.net präsentiert wöchentlich eine neue Auswahl empfehlenswerter Webseiten für Kinder in mehr als 10 Themenkategorien. Dies ist eine Auswahl an Möglichkeiten. Gut beraten sind Eltern, wenn sie Ausschau halten nach Angeboten von Initiativen, die sich für einen sicheren Surfraum einsetzen.

Thema Medienzeit

scoyo: Unsere Erfahrungen zeigen, dass es für Eltern oft schwierig ist, eine optimale Medienzeit für ihre Kinder festzulegen. Im Internet findet man hierzu verschiedenste Vorgaben. Was halten Sie davon?

Kristin Langer: Bei Zeitangaben orientieren sich Experten in der Regel an durchschnittlichen Entwicklungsverläufen bei Kindern in einer bestimmten Altersgruppe. Zeitangaben können deshalb für Eltern immer nur Orientierungshilfen sein. Was speziell ihr Kind verkraftet, wie es reagiert, wenn es überfordert ist, aber auch wie ausdauernd es sich mit einer Sache beschäftigen mag, das haben Eltern im Laufe der Zeit bereits in anderen Situationen mit dem Nachwuchs erlebt. Deshalb können sie selbst das richtige Maß am besten festsetzen.

Zudem ist die Beschäftigung mit Medien eine unter vielen im Alltag. So ist es auch wichtig, alle anderen Aktivitäten des Tages oder einer Woche im Blick zu haben, wenn es darum geht, Nutzungszeiten für Medien mit den Kindern zu vereinbaren. Außerdem kommt es darauf an, womit sich Kinder beschäftigen. Je höher der Anteil an aktiven und kreativen Prozessen bei der Mediennutzung ist – etwa beim Plakat gestalten, beim spielerischen Lernen, Programmieren oder Ähnlichem – desto eher wird sich diese Beschäftigung förderlich auswirken.

Das eigene Gerät: Kinder und Neue Medien

scoyo: Ähnlich ist es bei der Frage nach einem eigenen Smartphone oder Laptop…

Kristin Langer: Grundsätzlich müssen Eltern bei der Entscheidung für die Anschaffung eines mobilen Gerätes berücksichtigen, dass sie ihren Kindern auf jeden Fall das Rüstzeug mitgeben müssen, Risiken erkennen und meistern zu können. Dies lässt sich schrittweise aufbauen und kann bei Kindern im Grundschulalter beispielsweise durch Sicherheitseinstellungen am Gerät oder einer entsprechenden Software unterstützt werden. Die Vereinbarung, dass das Internet nur im häuslichen Bereich genutzt wird, wenn ein Elternteil in der Nähe ist, wäre ratsam.

Bei einem eigenen Gerät muss der Nachwuchs schon sehr sicher mit dem Medium umgehen und Gefahrenquellen gut einschätzen können. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Kinder stark genug sind, ihre Neugier und Begeisterung für die Medienwelt auch mal hinten anzustellen, dass sie im Familienalltag mit anpacken und vor allem, dass sie „reale“ Hobbies und soziale Kontakte pflegen.

scoyo-Tipp: Überreichen Sie Ihrem Kind mit dem ersten Smartphone auch gleich einen Eltern-Kind-Vertrag. Das mag drastisch klingen, ist es aber gar nicht. Das Dokument fördert das gemeinsame Gespräch über Risiken und das Bewusstsein für mögliche Gefahren.

Sicherheit im Netz

scoyo: Sie sprachen von Sicherheitseinstellungen am Gerät – was können Eltern konkret tun, um das Internet kindersicher zu machen?

Kristin Langer: Für mobile Geräte könnte das die App „Meine Startseite“ sein, die Jugendschutz-App von fragFinn sowie die Child-Protect-App von Vodafone oder die Surfgarten-App der Telekom. Für den heimischen Computer empfehle ich Eltern bei jugendschutzprogramm.de das JuSProg herunterzuladen, das von der Kommission für Jugendschutz der Landesmedienanstalten offiziell anerkannt wurde. Weitere Tipps und Hinweise zum Thema „Jugendschutzfilter“ finden Eltern bei klicksafe.de sowie bei bsi-fuer-buerger.de.

Medienerziehung

scoyo: Was ist der Unterschied zwischen Mediennutzung und Medienkompetenz und wie können Eltern ihre Kinder hier am besten begleiten?

Kristin Langer: Kinder wachsen heute mit Medien, insbesondere digitalen Medien auf. Sie nutzen diese ganz selbstverständlich und haben oftmals keine „technischen“ Probleme, sprich sie verfügen über ein hohes Maß an technischen Fertigkeiten. Die Unterstützung von Eltern und Erziehenden brauchen Kinder jedoch dabei, sich Zusammenhänge und Hintergründe der Medienwelt zu erschließen und hier Wissen aufzubauen.

Kennen sich Kinder etwa damit aus, wie der Datentransfer im Internet funktioniert, wer Inhalte und Dienste aus welchen Gründen bereitstellt und wie sie Unterschiede in der Qualität erkennen können, haben sie eine gute Grundlage für einen kompetenten Medienumgang. Wo liegen die Risiken in Social Communities, wie verhalte ich mich, damit meine Daten sicher sind und wie gehe ich fair mit anderen um? Wissen Kinder hierüber Bescheid und handeln entsprechend, ist auch dies ein Weg zur bewussten und angemessenen Mediennutzung.

Eltern unterstützen ihre Kinder dabei, indem sie gemeinsam mit ihnen immer wieder Hintergründe der Medienangebote erforschen und auswerten, so dass daraus Leitlinien für den persönlichen Umgang entstehen.

Über unsere Expertin Kristin Langer

Aktiv für Initiative Schau hin! © Kristin Langer Die Diplom-Pädagogin Kristin Langer ist Referentin für die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen und arbeitet als freie Dozentin in der Erwachsenen- und Lehrerfortbildung. Als Mediencoach und fachliche Beraterin ist sie für die Bundesinitiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht“ aktiv. ‘SCHAU HIN!’ gibt Eltern und Erziehenden einen Überblick über aktuelle Entwicklungen der Medienwelt, über Möglichkeiten zur Information, Interaktion und Unterhaltung, aber auch über Risiken. Erfahrungen im Bereich der Medienerziehung sammelte die Medienpädagogin und Mutter einer Tochter zudem bei ihrer Arbeit für die Bundeszentrale für politische Bildung und das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland. Profil im Netz: schau-hin.info/service/mediencoach.html

Mehr zum sinnvollen Umgang mit Medien in der Familie

Welche Regeln zur Mediennutzung sind wirklich sinnvoll, und wie setzt man sie durch? Diese und weitere Fragen zum Umgang mit Medien in der Familie stellten wir Kindern, Eltern und Medienpädagogen auf unserem 5. Digitalen scoyo-ElternabendHier können Sie die Diskussion noch einmal online ansehen und erhalten viele praktische Tipps von unseren Experten.