Die Gründe für diese Entwicklung sind unterschiedlich: So werden u.a. veränderte familiäre Situationen genannt, die es Eltern erschweren, ihre Kinder selbst bei schulischen Angelegenheiten zu unterstützen. Ein weiterer Grund ist, dass die Qualität des Schulunterrichts von vielen Eltern als unzureichend empfunden wird. Gleichzeitig steigt der Druck von außen durch Notengebung, straffe Zeitpläne und immer größere Klassen. Das führt zu einer höheren Nachfrage nach privaten Fördermaßnahmen.
Nachhilfe ist auch für gute Schüler sinnvoll
Es wird davon ausgegangen, dass jeder dritte bis vierte Schüler in Deutschland im Laufe seiner Bildungslaufbahn zusätzlich gefördert wird. Dabei dient Nachhilfe längst nicht mehr nur dazu, das Sitzenbleiben zu verhindern. Auch gute Schüler nutzen die Möglichkeit, um ihre Leistung noch weiter zu verbessern. Ob Nachhilfe an dieser Stelle das Richtige ist, sollte jedoch erörtert werden. Denn: Kinder sollten durch das zusätzliche Pensum nicht unter Druck geraten und das Gefühl haben, ihre guten Leistungen wären nicht gut genug. Ist das der Fall, wäre das Thema Lernen langfristig sehr negativ behaftet, der Spaß an der Schule geht verloren und die Motivation der Kinder leidet.
Doch wenn der Schüler wirklich ein großes Interesse an dem Fach hat und ihm der Unterricht so nicht ausreicht, dann ist zusätzliches Lernen abseits der Schule in der Tat eine gute Lösung, dem Wissensdurst der Kinder gerecht zu werden. Dabei gibt es außer privater bzw. professioneller Nachhilfe noch andere Methoden, das eigenständige Lernen zu fördern und langfristig Kompetenzen und Stärken zu fördern. Das Thema Online Lernen spielt hier eine immer größere Rolle.
Einen Vergleich der unterschiedlichen Nachhilfe-Formen mit ihren Vor- und Nachteilen erhalten Sie in unserem kostenlosen Ratgeber Nachhilfe.
scoyo-Umfrage zum Thema Nachhilfe
Wir haben aufgrund der wachsenden Bedeutung von Nachhilfe eine Umfrage1 durchgeführt und kamen zu folgenden Ergebnissen:
59 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass ihr Kind Nachhilfebedarf hat. Dennoch nehmen nur 35 Prozent dieser Kinder Nachhilfe in Anspruch. Die Art der Nachhilfe variiert zwischen professionellen Nachhilfeinstitutionen wie beispielsweise dem Studienkreis, privaten Nachhilfelehrern und der Förderung durch Familienangehörige. Die Häufigkeit der Nennungen ergab keine signifikanten Unterschiede.
Das Ergebnis: Eltern sind immer häufiger auch Nachhilfelehrer
Eltern, die ihren Kindern zukünftig Nachhilfe ermöglichen möchten, bevorzugen die Förderung durch Familienangehörige. Allerdings führt das gemeinsame für die Schule lernen von Eltern und Kindern nicht selten zu Konflikten: Eltern oder Geschwister haben oft weniger Geduld und höhere Ansprüche an ihre „Schüler“. Kinder lassen sich im Beisein von Familienangehörigen schneller hängen. Wie Sie vermeiden, dass die private Nachhilfe zum Familienstreit führt, lesen Sie in unserem Artikel Kinder fördern: Was Experten raten.
1 Nicht repräsentativ. Stichprobe mit 411 Eltern von Kindern der 1.-8. Klasse.
Quellen:
http://www.sueddeutsche.de/bildung/nachhilfe-in-deutschland-schlechte-note-gutes-geschaeft-1.58935
http://www.bmbf.de/pubRD/sachstand_nachhilfe.pdf
Ihr Kind übt und übt, hat aber trotzdem Probleme dabei, einen Satz fehlerlos zu schreiben oder Matheaufgaben sicher zu lösen? Oft sind das nur vorrübergehende Probleme, punktuelle Nachhilfe kann bei Lerndefiziten schon helfen.
Dabei sind diese Schüler meist genauso intelligent wie ihre Mitschüler und geistig sowie körperlich gesund. Trotzdem liegen sie, wenn es um das Schreiben, Lesen oder Rechnen geht, weit hinter ihren Klassenkameraden zurück.
Diese Lernschwächen sollten möglichst frühzeitig erkannt und therapiert werden, denn: Ein gutes Sprachverständnis ist wichtig für die soziale und berufliche Entwicklung unserer Kinder und mathematische Kenntnisse sind elementar, um Alltagssituationen meistern zu können.
Lernschwäche bei Kindern
Ursachen
Lernstörungen können erblich bedingt oder ein Nebeneffekt von Krankheiten wie Autismus, dem Asperger-Syndrom oder AD(H)S sein. Hirnschädigungen, wie ein Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma, können nachträglich auch im Erwachsenenalter zu einer Lernstörung führen.
Um eine nachträgliche Lernstörung handelt es sich z. B. bei einer so genannten Agrafie, bei der die Betroffenen nach einem Unfall, nicht mehr in der Lage sind Wörter zu schreiben, obwohl sie das Wissen und die körperlichen Voraussetzungen dafür hätten.
Haben Kinder Probleme in der Schule, muss aber nicht gleich eine Lernstörung vorliegen. Das soziale Umfeld, Erwartungsdruck oder Schulangst können zu Lernblockaden führen, die für Lernschwäche bei Kindern gehalten werden. Die Schwierigkeiten beim Lernen gehen meist vorüber, sobald die Ursache gefunden und beseitig wurde.
Diagnose
Vermuten Sie eine Lernschwäche bei Ihrem Kind, suchen Sie am besten zuerst das Gespräch mit dem Lehrer. Er kann das Lernverhalten Ihres Sprösslings besser einschätzen und Sie beraten, ob es sich seiner Meinung nach wirklich um eine Lernschwäche handelt oder nur um eine vorrübergehende Phase.
Die Schule und auch Ihr Kinderarzt können Sie an bestimme Kinder- und Jugendtherapeuten weiterleiten. Diese Experten führen dann entsprechende Tests durch, um eine Diagnose zu stellen.
Behandlung
Misserfolge beim Lernen schaden dem Selbstvertrauen. Deshalb ist es für Kinder mit einer Lernschwäche besonders wichtig, ihr Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Glaubt das Kind an sich, ebnet das den besten Weg zur Besserung.
Beeinträchtigen soziale Faktoren, wie Leistungsdruck oder familiäre Probleme, das Lernverhalten und können Eltern diese nicht selbst beseitigen, hilft eine auf das Kind zugeschnittene Therapie das Lernverhalten zu normalisieren. Die Therapie verläuft sehr langsam und schonend. Hier wird Geduld gefordert – nicht nur vom Kind selbst, sondern auch von seinen Eltern.
Hat ein Schüler tatsächlich eine angeborene Lernstörung, kann er wohlmöglich an einer Förderschule oder in einer Inklusionsklasse am besten aufgefangen werden.
Ein allgemeines Rezept gibt es nicht, für jedes Kind und seine Lernschwäche muss eine individuelle Lösung gefunden werden.
Übersicht: die häufigsten Lernschwächen bei Kindern
Legasthenie – Lese-Rechtschreibschwäche
Eine Legasthenie oder auch Dyslexie ist eine Lese-Rechtschreibschwäche. Kinder mit dieser Lernstörung haben Probleme, die Wörter zu erkennen und Buchstaben ihren Lauten zuzuordnen. Laut dem Bundesverband Legasthenie sind zwischen drei und acht Prozent der Kinder und Erwachsenen in Deutschland Legastheniker.
Diese Lernschwäche bei Kindern wird meist im zweiten Schuljahr erkannt, wenn die Schüler bereits einige Fertigkeiten im Lesen und Schreiben haben sollten. Liest ein Kind ungewöhnlich stockend, vertauscht Silben, kann Gelesenes nicht wiedergeben und macht außergewöhnlich viele Fehler beim Schreiben, kann eine Legasthenie vorliegen.
Hat ein Elternteil bereits eine Lese-Rechtschreibschwäche führt das nicht zwangsläufig dazu, dass der Nachwuchs diese Lernstörung erbt. Mittlerweile gibt es viele wissenschaftlich fundierte Therapiemöglichkeiten für die Lernschwäche Legasthenie, die den betroffenen Kindern sehr gut weiterhelfen.
Ausführliche Infos und Hilfen für Eltern in unserem Artikel: “Ich bin nicht blöd!” Hilfe bei Legasthenie
Linktipps – Hilfe für Eltern
Eine interessantes Video über Dyslexie finden Sie hier:
Dyskalkulie – Rechenschwäche
Eine Dyskalkulie oder auch Arithmasthenie ist eine Rechenschwäche, von der in Deutschland, laut dem BVL, circa drei bis sieben Prozent der Menschen betroffen sind. Kinder mit dieser Lernschwäche haben Probleme, rechnerische Fähigkeiten zu erlenen. Sie sehen Zahlen oft nur als Symbole und können die tiefere Bedeutung nicht greifen. Damit fehlt ihnen die Basis, um mathematische Aufgaben bearbeiten zu können.
Eine Dyskalkulie kann schon in der Vorschule erkannt werden. Die Lernschwäche äußert sich bei Kindern darin, dass sie Schwierigkeiten mit Verhältnisangaben wie „mehr“ und „weniger“, mit dem Ablesen der Uhr oder dem Abzählen von Gegenständen haben. In der Grundschule benötigen die Kinder dauerhaft ihre Finger zum Rechnen, haben Probleme, Zahlen zu schreiben und zu benennen, verwechseln Rechenoperationen und brauchen außergewöhnlich lange für ihre Aufgaben.
Es ist umstritten, ob Dyskalkulie wirklich eine angeborene Lernstörung oder nur auf mangelhaften Unterricht zurückzuführen ist. Ursache hin oder her – haben Kinder eine Rechenschwäche, können sie diese meist nur mit gezielter Förderung in und außerhalb der Schule in den Griff bekommen.
Linktipps – Hilfe für Eltern
Übersicht: häufige Auslöser für Lernschwächen bei Kindern
Dyspraxie – Koordinations- und Entwicklungsstörung
Eine Dyspraxie ist eine Entwicklungs- und Koordinationsstörung, bei der bestimmte Neuronen im Gehirn, die mit der Koordination in Verbindung stehen, nicht richtig vernetzt sind. Man unterscheidet zwischen der motorischen Dyspraxie, bei der die Betroffenen nicht in der Lage sind, Handlungen richtig auszuführen und der ideaotorischen Dyspraxie, bei der die Handlungen im Kopf nicht richtig geplant werden können.
Kinder mit einer Dyspraxie wirken auf den ersten Blick oft ungeschickt und verletzten sich häufig. Dyspraxie führt häufig zu einer Lernschwäche bei Kindern, entweder weil es den Schülern schwer fällt, zu schreiben oder zu planen, was sie schreiben. Auch der Alltag selbst ist für sie, schwer zu meistern.
Dyspraxie wird in Deutschland bisher kaum beachtet. Die betroffenen Kinder werden meist als ungeschickt abgetan. Haben Eltern den Verdacht, dass ihr Kind diese Koordinationsstörung hat, ist der Kinderarzt der richtige Ansprechpartner. Er kann helfen, einen geeigneten Behandlungsplan aufzustellen.
Experten, wie Logopäden oder Ergotherapeuten, helfen dem Kind, seine motorischen Fähigkeiten zu kontrollieren und vermitteln ihm neue Lernstrategien. Auch in der Schule können Lösungen für den Schüler gefunden werden, z. B. indem er für weniger gelöste Aufgaben dieselbe Zensur wie seine Mitschüler bekommt oder in Sport seine Leistungsbereitschaft stärker bewertet wird als die Leistung an sich.
Linktipps – Hilfe für Eltern:
AD(H)S – Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung
ADHS ist die Kurzform für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Wobei das „H“ für „Hyperaktivität“ steht. Nicht immer ist ADS mit Hyperaktivität verbunden. Kinder mit dieser Störung sind unaufmerksam und impulsiv. AD(H)S ist keine Lernstörung im herkömmlichen Sinne. Sie beeinflusst alle Lebensbereiche – daher auch maßgeblich die schulischen Leistungen.
Laut ADHS Deutschland geht man aktuell davon aus, dass 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen an AD(H)S leiden. Jungs sind häufiger betroffen.
Kinder, die an ADHS leiden, lassen sich meist leicht ablenken und neigen zu Tagträumen. Außerdem mangelt es ihnen an Durchhaltevermögen. Oft spricht man auch vom Zappelphilipp-Syndrom, da betroffene Kinder sehr unruhig sind.
AD(H)S wird oft mit Medikamenten behandelt, um die Symptome einzudämmen. Eine Therapie, die dem Betroffenen hilft, die eigenen Stärken zu erkennen, ist der beste Weg, um mit der Störung zu leben. Laut Dr. Astrid Neuy-Bartmann vom ADHS Deutschland e. V. haben viele Künstler, Erfinder und Querdenker AD(H)S und ihre Störung zur Stärke gemacht.
Derzeit geht man davon aus, dass AD(H)S eine angeborene Regulationsstörung der Neurotransmitter im Frontalhirn ist. Mediziner, wie der Hirnforscher Dr. Gerald Hüther, führen AD(H)S jedoch auf mangelnde Sozialisationserfahrungen in der heutigen Gesellschaft zurück. In diesem Fall ist AD(H)S keine Krankheit und die medikamentöse Behandlung nicht nötig. Den Kindern fehlen nur Möglichkeiten, ihr Potential auszuschöpfen.
Linktipps – Hilfe für Eltern:
Hier finden Sie Ansprechpartner in Ihrer Nähe: Regionale ADHS-Netze
Diese Faszination Wissen-Sendung des Bayrischen Rundfunkts setzt sich mit dem kontroversen Thema AD(H)S auseinander:
Hochbegabung
Von einer Hochbegabung spricht man, wenn ein Mensch einen Intelligenzquotienten von über 130 hat. Nach Angaben des Karg Fachportals Hochbegabung trifft das weltweit gerade mal auf zwei Prozent der Menschen zu. Hochbegabte Kinder haben überdurchschnittliche Fähigkeiten und Interessen. Und trotzdem wird eine Hochbegabung oft auch als Lernschwäche eingestuft. Denn: hochbegabte Schüler fühlen sich oft unterfordert und können sich nicht für den Unterricht begeistern. Das wirkt sich auf ihre Leistungen aus.
Kinder mit einer Hochbegabung haben einen großen Wortschatz für ihr Alter, verstehen Zusammenhänge ungewöhnlich schnell und haben eine außerordentliche Beobachtungsgabe. Im Unterricht langweilen sich hochbegabte Schüler oft, folgen dem Unterricht nicht und spielen manchmal lieber den Klassenclown. Es kommt vor, dass Hochbegabte als Streber und Besserwisser gemobbt werden. Meist sind sie ihrem Altern voraus und interessieren sich für Dinge, die über ihre Altersstufe hinaus gehen.
Eine Hochbegabung ist keine Krankheit und muss auch nicht geheilt werden. Damit sich die Kinder aber gut entwickeln und ein glückliches Leben führen können, brauchen sie spezielle Unterstützung. Das könnte das Überspringen einer Klassenstufe sein oder auch die Teilnahme an einem speziellen Nachmittagskurs zur Förderung der Interessen und Fähigkeiten sein. Professionelle regionale Beratungsangebote finden Sie beim Karg Fachportal Hochbegabung. Bei den Beratungsstellen des DGHK stehen Eltern ehrenamtliche Helfer zur Seite, um die bestmögliche Lösung für ihr Kind zu finden.
Mehr zu Anzeichen, Tests und richtiger Förderung im ELTERN!-Magazin: Hochbegabung bei Kindern erkennen und fördern
Linktipps – Hilfe für Eltern:
Wollen Sie mehr über Hochbegabung erfahren, dann empfehlen wir Ihnen ein weiteres Video von Xenius:
Wir sind begeistert: Die Atmosphäre beim scoyo ELTERN! Blog Award 2018 war so herzlich und inspirierend. Und hat gezeigt, wie wichtig und groß das diesjährige Thema „Nachhilfe und Förderung: Was hilft Kindern wirklich?“ ist. Alle Bewerberinnen haben tolle Beiträge zu wichtigen Themen wie ihre praxiserprobten Kniffen bei Hausaufgaben & Co und fürs Lernen zuhause, zum emotionalen Ereignis der Einschulung ebenso wie ihre Wünsche an das Schulsystem zu Digitalpapier gebracht.
Das hat es der Jury bei der Auswahl der 13 Finalistinnen natürlich nicht einfach gemacht – mit der wir über die Texte und das Thema übrigens auch sehr ausführlich in unserer achten Podcastfolge von „#scoyolo: Für mehr Leichtigkeit beim Lernen“ gequatscht haben. Danach hatten die Leser die Qual der Wahl und mussten sich für einen Lieblingstext entscheiden, dem sie ihre Stimme geben. Vier Wochen waren Zeit, jetzt stehen die Gewinnerinnen fest.
🥁 Trommelwirbeeeeel, und das sind sie:
Die Gewinnerinnen des scoyo ELTERN! Blog Awards 2018:
Platz 1: liniert-kariert – Ein Treffen
Was würden Sie dem Bildungssystem sagen, wenn Sie es treffen könnten? Sassi hat in ihrem Beitrag “Ein Treffen” sogar einen Spaziergang mit ihm unternommen. Sie sprechen über den Leistungsdruck, die fehlende Augenhöhe und den Konflikt zwischen Eltern und Lehrern. Zum Glück weiß das System selbst, an welchen Ecken es hapert. Aber es wird ein langer Weg – denn das deutsche Schulsystem läuft auf maroden Krücken.
Zum Beitrag von liniert-kariert
Platz 2: kinderwärts – “Ferien, Förderung und Freiheit”
Anna versteht den Sinn von Noten nicht ganz. Auch in ihrer Schulzeit hat sie dafür keine richtige Begründung bekommen, erzählt sie in „Ferien, Förderung und Freiheit“. Und trotzdem bestimmen Noten schon früh, welche Türen einem Schulkind einmal offenstehen werden. Dabei kann jedes Kind mit der richtigen Förderung sein volles Potenzial entwickeln. Denn jedes Kind ist ein Genie. Egal, was die Noten sagen. Würde dieser Gedanke nicht stimmen, hätten wir heute wahrscheinlich noch keine Glühbirnen.
Platz 3: Zuckersüße Äpfel – “Lernen zum Erlebnis werden lassen”
Früher hat Tanja mal ein Arbeitsblatt über Bäume und ihre Blätter ausgefüllt. Stünde sie heute im Wald, würde ihr die richtge Zuordnung mehr als schwerfallen. In ihrem Beitrag “Lernen zum Erlebnis werden lassen” berichtet sie von den neuen Lernmethoden in der Klasse ihrer Tochter. Sie besuchen den Imker und den Schäfer oder schnitzen im Matheunterricht. Und erlebt, wie nachhaltiges Lernen funktionieren kann. Seit sie die Begeisterung ihrer Tochter beobachtet, wünscht sich Tanja, ihre Klasse wäre damals zum Lernen in den Wald gegangen.
Zum Beitrag von Zuckersüße Äpfel
Gewinnerin der Sonderkategorie: Unser “Geheimer Elternheld”
Auch in diesem Jahr konnten BewerberInnen, die keinen eigenen Blog haben, Texte einreichen. Damit wollen wir auch den “geheimen Elternhelden” da draußen eine Plattform für ihre Gedanken und Erfahrungen geben. Der Sieger in dieser Sonderkategorie wurde direkt von der Jury ausgewählt und erhält ein Jahresabo für die scoyo Lernwelt.
Unter all den spannenden und bewegenden Texten konnte einer besonders überzeugen: “Motivation ist der Schlüssel” von Lena-Katharina ist unser diesjähriger Gewinner-Beitrag.
💐 Ein großes Dankeschön außerdem an…
… alle BewerberInnen!
Ganz herzlich bedanken wir uns bei allen, die dieses Jahr beim scoyo ELTERN! Blog Award teilgenommen haben. Ihr habt dem Thema Farbe gegeben und gezeigt, aus wie vielen unterschiedlichen Perspektiven es sich betrachten lässt. Auch wurde deutlich, wie viel noch zu tun ist, bis wir ein wirklich zufriedenstellendes Bildungssystem haben. Viele eurer Ideen und Tipps geben aber Mut und machen deutlich: Wege gibt es viele, wir müssen sie nur gehen.
… alle LeserInnen
die mitgefiebert und für ihre Favoritin abgestimmt haben! Die glücklichen GewinnerInnen unseres Leser-Gewinnspiels werden per E-Mail benachrichtigt.
… die wunderbare Jury
die sich durch alle Texte gelesen hat und es bei den vielen guten Einreichungen wirklich schwer hatte, die 13 Finalistinnen herauszupicken. Und die uns unserem Ziel, die Vielzahl an bereichernden Elternbloggergedanken gebührend zu würdigen, sehr viel näher bringt.
Die Gedanken der Jury zum diesjährigen Thema findet ihr übrigens hier:
die für das Gewinnspiel und für den geheimen Elternheld viele tolle Preise gesponsort haben:
► Nintendo mit gleich zwei fulminanten Preisen: Nintento Labo und einer Nintendo Switch
DANKE 💚
Wer kennt das nicht aus der eigenen Schulzeit: Man soll einen Text für die Schule lesen, hat aber keine Lust, kommt nicht voran. So eine Situation wird als negative Leseerfahrung abgespeichert und der nächste Text, der gelesen werden soll, wird dadurch auch nicht einfacher … Ein Teufelskreis.
Genau hier setzt das Lesen lernen mit dem Hörbuch an, ein Konzept, das von Deutschdidaktikern entwickelt wurde. Es geht darum, einen Text zu lesen, während man gleichzeitig das passende Hörbuch dazu hört. Das Gehörte wird direkt auf den Text übertragen – und das, was wir lesen, wird durch die Stimme des Vorlesenden begleitet.
Und das hat tolle Effekte: Bei Sätzen oder schwierigen Wörtern, bei denen Kinder sonst vielleicht schnell ins Stolpern kommen würden, unterstützt der Sprecher den Lesefluss und zeigt, wie man´s richtig macht. Die Professorin für Deutschdidaktik und Medienerziehung Jutta Wermke verweist darüber hinaus auf den Motivationsaspekt: Das Lesen mit dem unterstützenden Hörbuch steigere das Interesse an Geschichten und Texten und motiviere Kinder zum (Weiter)lesen.
Aber wie genau funktioniert das? Und was muss man beachten? Im folgenden Artikel finden Eltern Tipps, wie sie ihren Kindern mit Hörbüchern beim Lesen lernen helfen können.
In diesem Artikel
1. Hörspiel vs. Hörbuch – wo liegt der Unterschied?
Hörspiele ermöglichen das Eintauchen in eine andere Welt
Eltern kennen sie alle: Die drei Fragezeichen, Bibi Blocksberg, Benjamin Blümchen, Petterson und Findus und viele, viele mehr. Beim Hören von Hörspielen können wir völlig aus dem Hier und Jetzt gleiten. Das liegt daran, dass das Hörspiel ein Schauspiel ist, eben nur ohne Bilder. Durch das Zusammenspiel von Dialogen, Geräuschen und Musik wird eine Geschichte erzählt, die den Alltag für eine kurze Zeit in den Hintergrund rücken lässt. Die Vorstellungskraft wird beflügelt: Unsere Fantasie kreiert innere Bilder, die den Stimmen ein Gesicht gibt, den Geräuschen eine Welt … irgendwie magisch!
Hörbücher bieten Potential, das Kindern beim Lesen lernen helfen kann
Hörbücher im klassischen Sinn werden meist eher von Erwachsenen favorisiert. Aber warum eigentlich? Hörbücher sind sozusagen “akustische Bücher”, sie konzentrieren sich voll und ganz auf den Text, der schlicht und einfach hörbar gemacht wird. Es wird von nur einer Person vorgelesen, es gibt keine einrahmende Geräuschkulisse. Musik wird nur sehr selten verwendet. So wird die Buch- oder Textvorlage buchstaben- und wortgetreu wiedergegeben.
Kein Wunder, dass Hörspiele für Kinder da wesentlich attraktiver erscheinen, gerade für die Kleinen. Trotzdem schlummern in Hörbüchern versteckte und bislang unterschätzte Potentiale für das Lesen lernen, besonders für die Kinder, die nicht so gerne und gut lesen.
2. Wie Hörbucher Kindern beim Lesen lernen helfen
Beim Lesen mit dem Hörbuch sind Kinder nicht alleine, sie haben die Sprechstimme als Begleiter und Unterstützer. Das motiviert ungemein.
Ein Vorleser orientiert sich immer genau am Text und ist dabei sehr bedacht – schließlich soll der Hörer auch folgen können. Melodie, Stimmhöhe, Betonung und Geschwindigkeit können von Kindern gleich auf den eigenen Leseprozess übertragen werden. So wird ein Sprecher schnell zu einem Vorbild für das eigene Lesen.
3. Zusammenhänge besser verstehen
Kinder werden beim Lesen mit dem Hörbuch durch die Anleitung des Sprechers geistig entlastet, wodurch mehr Kapazität für das Verstehen frei wird. Auch eine Fokussierung auf wichtige Textstellen oder Schlüsselwörter durch Pausen und Betonungen helfen beim Verstehen.
Durch jede Leseerfahrung, gerade aber auch beim Hören eines Hörbuchs, werden unbewusst der Wortschatz erweitert und grammatische Strukturen kennengelernt. So lernen Kinder nebenbei viel über Texte und den Aufbau einer Geschichte.
Beim gleichzeitigen Erleben von Hörbuch und Text kann der Lesefluss verbessert werden. An Textstellen, an denen ein Kind hängen bleibt und schnell die Motivation verlieren würde, geht das Hörbuch einfach weiter. Wird zur Unterstützung auch noch der Lesefinger dazu genommen, so ist auch das Kind “gezwungen”, weiterzumachen.
Eine Studie des Deutschdidaktikers Steffen Gailberger zeigt, wie Kinder mit dem Hörbuch leichter lesen lernen können und darüber hinaus Spaß, Freude und Genuss am Lesen gesteigert werden. → Zur Studie (PDF)
3. Darauf können Eltern bei der Hörbuch-Auswahl gezielt achten
Damit Hörbücher Kindern auch wirklich beim Lesen lernen helfen, gibt es ein paar Tricks zu beachten:
Der Inhalt von Buch und Hörbuch ist für das gleichzeitige Lesen und Hören nicht so wichtig. Es kommt ja nicht auf das Interpretieren an, sondern auf den Text an sich. Richten Sie sich also ganz nach den Interessen Ihres Kindes. Achten Sie jedoch darauf, dass der Text altersgemäß und nicht zu schwer ist.
Beim Vorleser kommt es stark auf die Aussprache und die Lesegeschwindigkeit an. Achten Sie darauf, dass der Sprecher keinen Dialekt hat und greifen Sie am besten auf renommierte Sprecher von Kindertexten zurück. Bestimmt kennen Sie Rufus Beck, der die Harry Potter Bücher eingesprochen hat. Dieser garantiert qualitativ hochwertige Hörbuch-Aufnahmen und wurde schon für zahlreiche Hörbuchfassungen ausgezeichnet.
Damit Ihr Kind problemlos das Mitlesen üben kann, sollten Hörbuch und Buch textgleich sein. Dies ist bei vielen Hörbüchern, aber auch Lesungen der Fall. Man sollte darauf achten, nicht die “gekürzte Fassung” eines Hörbuchs zu kaufen.
4. Hörbuch-Tipp: “Sams in Gefahr”
Wenn Sie das Lesen mit dem unterstützenden Hörbuch mal mit Ihrem Kind zu Hause ausprobieren wollen, empfehlen wir Ihnen “Sams in Gefahr” von Paul Maar. Auch wenn es der fünfte Band der Sams-Reihe ist, kann es unabhängig von den anderen Büchern gelesen werden.
Vorgelesen wird von Rufus Beck, Hörfassung und Buch sind zu 100% gleich. Die wichtigsten Kriterien sind also erfüllt! Das Sams hat eine Altersempfehlung ab 8 Jahren, kann aber wunderbar von Kindern der 2. bis zur 7. Klasse gelesen werden. Es kommt jedoch immer darauf an, wo das Interesse Ihres Kindes liegt und auf welchem Leselevel es sich gerade befindet.
Was tun, wenn kein passendes Hörbuch zu finden ist?
Natürlich gibt es nicht zu jedem Buch und schon gar nicht zu jedem Text ein Hörbuch, vor allem nicht immer eines, das die beschriebenen Auswahl-Tipps erfüllt. Das ist aber gar nicht schlimm!
Alternativlösungen – so können Sie Kindern auch noch beim Lesen lernen helfen:
- Lesen Sie Ihrem Kind viel vor und geben Sie ihm die Möglichkeit, gleichzeitig mitzulesen (leise oder laut). Ihr Kind wird sich an die Betonung und Geschwindigkeit Ihrer Stimme anpassen. Das hat einen ähnlichen Effekt wie beim Lesen mit dem Hörbuch. Mehr dazu: Kindern vorlesen: Komm, wir erschließen uns die Welt
- Oder aber, Sie werden selbst zum Vorleser eines Hörbuchs und nehmen das Lieblingsbuch oder einen Schultext als Sprachaufnahme auf. Ihr Kind kann sich das Gesprochene immer wieder während des Lesens anhören.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen mit diesem Artikel weiterhelfen. Wir freuen uns immer über Anregungen in den Kommentaren.
Ihre Lisa Wille aus dem scoyo Team
Über die Autorin
Lisa Wille absolvierte Anfang 2015 ihren Master of Education für das Lehramt der Primar- und Sekundarstufe I mit den Fächern Germanistik, Arbeitslehre/Technik und Kunst. Bereits in ihrer Masterarbeit beschäftigte sie sich eingehend mit den Themen Lesekompetenz, auditive Medien und deren Zusammenhänge.
Nachmittags geht es hoch her in vielen Familien: Es werden Vokabeln gebüffelt, Klassenarbeiten vorbereitet, Hausaufgaben gemacht. Das kann schnell in Stress ausarten und Eltern sowie Kinder stark belasten. Das zeigt auch eine Elternstudie im Auftrag von scoyo. Doch wie lässt sich ein Kind trotz des Stresses zum Lernen motivieren?
Das sagen Kinder und Eltern zum Thema Lernmotivation
Wir haben Kinder und Mütter nach ihrer Meinung zum Thema Förderung zu Hause befragt und die Antworten in Interviewprotokollen zusammengefasst. Hier erzählen Mütter, wie sie versuchen, ihr Kind bzw. ihre Kinder zum Lernen zu motivieren. Das Thema ist sensitiv, deswegen möchten die Kinder und Eltern ihre Identität nicht gern veröffentlichen. Um die Privatsphäre der Familien zu schützen, haben wir die Namen einiger Mütter und Kinder geändert. In den Statements wird deutlich, wie viel Stress die Familien am Nachmittag haben.
Eltern als “Zusatzlehrer”: Mutter Annette und Sohn Felix
Annette S. sieht sich als ‘Zusatzlehrer’, weil ihr Sohn in der Schule nicht immer alle Fragen beantwortet bekommt. Sie empfindet es als sehr schwierig, am späten Nachmittag ihr Kind zum Lernen zu motivieren. Nach Schule und Betreuung fällt es ihrem Sohn nicht leicht, sich noch auf Hausaufgaben zu konzentrieren – ganz zu schweigen von Zusatzübungen in den Ferien, die von der Lehrerin aufgegeben werden.
“Ich helfe meinem Sohn bei den Hausaufgaben, wenn er es möchte, und muss häufig Unverstandenes erklären, weil dafür in der Schule keine Zeit ist. Das ist deutlich mehr als nur Üben. Ich sehe mich voll in der Pflicht, zu begleitenund tatkräftig zu unterstützen. Was die Schule sehr stark einfordert. Ich bekomme von der Lehrerin ganz konkret Aufgaben, die ich als Ergänzung zum Unterricht verstehe. Am Abend vor den Märzferien kam eine E-Mail, in der sie mir mitteilte, welche Aufgaben sie Felix zum Üben in den Ferien mitgegeben hat. Das waren insgesamt schon so drei Stunden. Auch wenn das größtenteils nur Übungsaufgaben sind, ist es natürlich schwer, wenn ich in den Ferien mit erhobenem Zeigefinger daran erinnern muss, dass er noch Schulaufgaben zu erledigen hat. Das ist einfach sehr anstrengend und ich bin selbst nicht davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, das so zu machen.
… superstressig wird es, wenn ich Dinge z. B. in Mathe erklären soll, wo ich weiter ausholen muss, weil schon vorher etwas nicht verstanden wurde. Da wird er sofort aggressiv, wenn ich versuche zu helfen. Das kann ich teilweise verstehen. Es gibt eben unterschiedliche Lösungswege und Erklärungsmöglichkeiten. Ich fühle mich da überfordert, weil mir die didaktischen Kompetenzen fehlen.
… Das Kind nach einem ganzen Tag Schule und Hortbetreuung noch spätnachmittags zum Lernen zu motivieren, bringt überhaupt keinen Spaß. Die Zeit fürs Spielen und Rumtollen fehlt!” Annette S., Mutter von Felix
Schule = Stress
Und das sagt Felix, 3. Klasse: “Ich mache meine Hausaufgaben manchmal allein, manchmal mit Mama. Sonst auch im Hort. Aber da ist es immer total laut, da werde ich meist nicht fertig und bin auch genervt. Mit Mama lernen ist doof. Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber Mama kann mir das manchmal nicht richtig erklären. Wir streiten dann oft ganz doll. Ich find Schule stressig und freue mich schon am Montag aufs Wochenende.”
Wenig Chancengleichheit: Mutter Liz und Sohn Flo
Liz K. möchte, dass ihr Kind selbstständig lernt. Sie hilft vor allem dann, wenn ihr Sohn ganz konkrete Fragen hat – weil sie sich nicht so autoritär fühlt wie Außenstehende und weil sie die wenige gemeinsame Zeit mit ihrem Sohn lieber anders verbringen möchte.
“Wir üben jeden Tag Rechtschreibung, weil das in der Schule leider ein bisschen zu kurz kommt. Ansonsten unterstütze ich Flo bei den Hausaufgaben, wenn er Fragen hat, achte aber darauf, dass er möglichst viel selbstständig erledigt.
Ich finde es nicht immer einfach, meinen Sohn selbst zu fördern, weil man natürlich als Mutter nicht dieselbe Autorität besitzt wie ein Außenstehender. Flos Oma kommt neuerdings zweimal in der Woche zu uns und übt mit ihm Deutsch. Sie ist selber Lehrerin und kann das einfach besser.
Ich sehe es sehr kritisch, dass Eltern so stark mit in das Lernen der Kinder eingebunden werden. Kinder mit einem weniger guten Bildungshintergrund werden dadurch benachteiligt. Mit Chancengleichheit hat das für mich nicht viel zu tun. Die Schule sollte eigentlich den Auftrag haben, den Kindern die Grundlagen zu vermitteln und eben gerade nicht das Elternhaus. Ganz abgesehen davon finde ich es schade, dass man in der wenigen Zeit, die man als berufstätige Eltern mit seinem Kind verbringen kann, soviel für die Schule tun muss.“’Liz K., Mutter von Flo
Und das sagt Sohn Flo, 9, zu Hausaufgaben & Co: “Ich mache meine Hausaufgaben eigentlich alleine im Hort und manchmal auch mit Mama, das finde ich auch gut so. Ich übe am liebsten mit Mama, Papa und Oma.”
Nachhilfe ist nötig, aber stressig: Mama Britta und Tochter Pauline
Britta L. sieht sich in der Verantwortung, ihr Kind zum Lernen zu motivieren. Allerdings möchte sie selbst ihrer Tochter keine Nachhilfe geben, um Streit und Stress in der Familie zu vermeiden.
“…Ich finde, die Grundschule ist ein furchtbar einschneidendes Erlebnis – nicht nur für die Eltern, sondern insbesondere für die Kinder. Keiner hat sie darauf vorbereitet, eine Stunde still zu sitzen, zu lernen oder die Hausaufgaben zu erledigen. Meine Tochter Pauline geht inzwischen in die fünfte Klasse und Max in die erste. Die Anforderungen an die Kinder sind meiner Meinung nach so hoch, dass wir Eltern gar keine andere Wahl haben, als die Kinder selbst zu fördern. Und fördern heißt für mich nicht nur, das Lernen und Erledigen von Hausaufgaben, sondern vielmehr dahin gehend fördern, dass die Kinder nicht den Spaß an Schule und somit am Lernen verlieren.
… Nachhilfe als Mutter zu geben, ist bei uns unmöglich. Schon die Hausaufgaben münden bei uns nicht selten im Streit. Der Streit hat vielschichtige Gründe. Mal ist es die unkonzentrierte Null-Bock-Haltung, mal wird alles husch, husch gemacht und Fehler entstehen, mal ist die Sorgfalt nicht gegeben usw. Dann wird der Ton schärfer, gefolgt von der Moralpredigt „wie wichtig das doch alles für das weitere Leben ist“ und schon sind die Fronten verhärtet. Aufgrund dieser Situation ist eine Nachhilfe überhaupt nicht denkbar. Ich würde die Nachhilfe immer einer familienunabhängigen Person überlassen. Ich glaube, dass sich die Kinder hier weniger ‘ertappt’ fühlen und so viel offener für Erklärungen sind.” Britta L., Mutter von Pauline
Mama und Papa unterstützen
Und das sagt Pauline:
“Ich mache meine Hausaufgaben allein, außer ich verstehe etwas nicht. Manchmal kontrolliert Mama. Ich übe gern mit Mama oder Papa, weil ich denen alle Fragen stellen kann und sie nicht denken, ich hätte im Unterricht nicht aufgepasst. Und ich kann Fragen auch mal doppelt stellen. Manchmal ist die Schule stressig, wegen der Hausaufgaben, die dann sehr viel sind und es bleibt dann kaum Zeit für Freizeit.” Pauline ist nicht mehr in der Grundschule, sondern schon in Klasse 5.
Strukturen sind wichtig: Mutter Ursula und Sohn Jannik
Ursula R. versucht, durch kleine Belohnungen während der Hausaufgaben ihr Kind zum Lernen zu motivieren.
„Unser Tagesablauf ist sehr geregelt und wird nur im äußersten Fall geändert. Es ist ein wichtiger Aspekt und eine große Hilfe für Kinder. Wenn mein Sohn nach Hause kommt, wird entweder gegessen oder an Tagen, wo er Mittagsschule hatte, sofort mit den Hausaufgaben begonnen. Es ist nicht von Bedeutung, ob die Hausaufgaben für den folgenden Tag aufgegeben wurden oder erst für die nächste Woche – sie werden an dem Tag erledigt, an dem sie aufgegeben wurden. Ich achte allerdings drauf, dass er nach 1,5 Stunden eine kleine Pause einlegen kann. Etwas naschen eignet sich für kurze Pausen hervorragend. Das Kind freut sich und ist dementsprechend weiter motiviert. Ich mache grundsätzlich die Hausaufgaben gemeinsam mit meinem Sohn.“ Ursula R., Mutter von Jannik
Positive Energie von Mama
Und das sagt Jannik: „Meine Mama gibt mir immer positive Energie und hilft mir sehr oft, wenn ich es wirklich nicht verstehe und es schwierig ist. Der Lehrer erklärt es oft sehr kompliziert und schnell. Man hat oft nicht die Zeit noch mal nachzufragen.“ Jannik ist schon in Klasse 6.
Hausaufgabenkontrolle und Lernen aus Fehlern: Mutter Manuela
Manuela S. muss häufig nach Nachmittagsaktivitäten ihr Kind zum Lernen motivieren. Häufig kommt es dabei zu Streit, weil ihr Sohn dann müde und lustlos ist.
„Wirklich Nachhilfe geben wir nicht, weil es nicht notwendig ist, aber ich kontrolliere regelmäßig die Hausaufgaben, zwei bis vier Mal die Woche. Das Üben ergibt sich aus den Fehlern, die dort gemacht wurden. … Wir empfinden schon nur die Hausaufgabenkontrolle als sehr anstrengend, obwohl unser Sohn gar kein schlechter Schüler ist. Aber wenn man dann vom Sportprogramm, Freunde treffen, Kindergeburtstag, Arztbesuch, Friseur oder was auch immer ständig in dem Kinderleben stattfindet, kommt, dann ist das Kind auch kaputt und mag einfach nicht mehr. Ihn dann noch mal zu motivieren, ist anstrengend und endet oftmals in Blockaden. Wenn er dann doch loslegt, dann läuft es, aber der Weg dahin ist meist doof für alle.“ Manuela S., Mutter eines achtjährigen Sohnes.
Wie kritisch Experten den zunehmenden Druck auf Eltern und Kinder beurteilen, und wie schulische Unterstützung zu Hause gelingen kann, erfahren Sie in unserem Beitrag zum Thema. Weitere Infos, Einschätzungen und Tipps zum Thema Nachhilfe gibt es auch bei den Experten von Schulpsychologie.de und in unserem Ratgeber Nachhilfe.
Hinweis: Um die Privatsphäre der Familien zu schützen, haben wir die Namen einiger Mütter und Kinder geändert.
Eine Kolumne von Christian Hanne, Blog Familienbetrieb.
Schon im frühen Kita-Alter interessieren sich Kinder für ihren Körper und die körperlichen Unterschiede von Mama und Papa. Wenn es Ihnen unangenehm ist, mit Ihrem Kind über primäre Geschlechtsorgane zu sprechen, sehen Sie das erste Aufklärungsgespräche einfach positiv als Möglichkeit, ungezwungen mit Menschen in Kontakt zu treten. Kaum hat Ihr Kind die anatomischen Basics gelernt, wird es an der Bushaltestelle fremde Männer fragen: „Sieht dein Penis aus wie der von meinem Papa?“ Das ist eine sehr gelungene Gesprächseröffnung und muss Ihnen nicht peinlich sein. (Zumindest, sofern der Herr nicht antwortet: „Das weiß deine Mama besser als ich.“) Oder wenn Ihr Kind im Supermarkt der Kassiererin mitteilt: „Meine Mama hat einen größeren Busen als du!“, ist das eine gute Gelegenheit, sich mit ihr und anderen Kundinnen über Brustumfänge und -formen auszutauschen. Sicherlich gibt es in der Warteschlange auch den ein oder anderen Mann mit einer Expertenmeinung zum Thema. Und schon haben Sie Ihren Bekanntenkreis erheblich erweitert.
Was es alles bei der Aufklärung von Kindern zu beachten gilt, können Sie in den folgenden sechs Abschnitten nachlesen. (Sie können es sich nicht vorstellen, wie lang es gedauert hat, die Punkte so zusammenfassen, um nicht auf fünf oder sieben, sondern passend zum Thema auf genau sechs Abschnitte zu kommen.)
Aufklärung für Kinder #1: Wie kommt das Baby in den Bauch?
In diesem Alter interessieren sich Kinder ohnehin meistens mehr dafür, was das Baby im Bauch der Mama so macht. Wenn Ihr Kind erstmal gehört hat, dass sich ein Baby von Mutterkuchen ernährt, möchte es auch jeden Tag Kuchen essen, und schon ist die Frage, wie die Samen- und die Eizelle überhaupt zusammenkommen, vergessen. Somit können Sie die Erklärung, welche Rolle Penis und Vagina bei der Fortpflanzung spielen, auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Noch später können Sie über das Thema der künstlichen Befruchtung im Labor sprechen und viel, viel später über die Vor- und Nachteile des Cyber-Sex.
Aufklärung für Kinder #2: Let’s talk about sex (and not about reproduction)
Versuchen Sie, Ihrem Kind eine positive Einstellung zum Thema Sex und Sexualität zu vermitteln. Erklären Sie ihm, dass Sex ein ganz tolles Gefühl macht. So wie Pizza vor dem Fernseher essen. Oder noch passender: Wie Brausepulver aus der Hand lecken.
Sex ist aber viel mehr als der mit Penetration verbundene Geschlechtsverkehr, sondern es gibt hunderte Möglichkeiten der sexuellen Befriedigung. Brause muss man ja auch nicht zwangsläufig pur als Granulat lecken, sondern kann es auch in Tablettenform konsumieren oder in Wasser auflösen. Sollten Sie mit Ihrem Kind im Teenager-Alter über verschiedene Sex-Praktiken reden, gilt es auch das Thema gegenseitiges Einverständnis anzusprechen. Sexuelle Handlungen sind immer nur okay, wenn alle Beteiligten sich dabei wohl fühlen. Zum Beispiel ist es nicht jedermanns oder jederfraus Sache, sich Brausepulver in andere Körperöffnungen als in den Mund zu schütten und das muss dann akzeptiert werden.
Auch die Selbstbefriedigung ist ein wichtiger Bestandteil der erwachenden Sexualität von Kindern. Früher hieß es noch, dass man vom Masturbieren blind wird. Dafür gibt es aber keine wissenschaftlichen Belege. (Ich beispielsweise hatte schon vor der Pubertät eine sehr dicke Brille.) Haben Sie daher keine Sorge, falls Ihr Kind exzessiv onaniert. Das ist vollkommen normal. So lange es das nicht in der Öffentlichkeit tut. Oder beim Abendbrot.
Aufklärung für Kinder #3: Verhütung, oder: Damit aus Kindern keine Eltern werden.
Während es in der frühen Phase der Aufklärung in erster Linie um die Frage geht, wie Babys entstehen, sollten Sie später Ihrem Kind rechtzeitig erklären, wie Babys nicht entstehen, und mit ihm über die gängigen Verhütungsmittel reden. (Pullover in der Hose, Tennissocken zu Sandalen oder Vokuhila-Frisuren gehören übrigens nicht dazu.) Vielleicht ist Ihnen dieses Gespräch peinlich (Ihrem Kind wahrscheinlich auch), aber es ist immer noch besser, 15 Minuten Verlegenheit zu ertragen, als Deutschlands jüngste Großeltern zu werden.
Allzu sehr ins Detail müssen Sie auch gar nicht gehen, denn im Sexualkundeunterricht der 8. Klasse gibt es vertiefende Informationen, und in getrennten Workshops für Jungs und Mädchen führen Sozialpädagogen anwendungsbezogene Praxisübungen durch. Und das ist auch gut so. Wer möchte schon, dass die eigenen Kinder traumatisiert werden, weil sie am Küchentisch gemeinsam mit den Eltern Kondome über Bananen ziehen mussten.
Aufklärung für Kinder #4: Oh no, Porno!
In meiner Generation, die in den 70ern geboren wurde, konnten wir als aufgeschlossene und vielseitig interessierte Knaben im Fernsehen höchstens mal einen Blick auf einen blanken Busen werfen, wenn in der Werbeunterbrechung von „Ein Colt für alle Fälle“ die fa-Duschgel-Werbung lief. Mit der Einführung des Privatfernsehens erweiterten sich unsere anatomischen Fortbildungsmöglichkeiten und wir konnten heimlich Softpornos wie „Sonne, Sylt und kesse Krabben“ oder „Sunshine Reggae auf Ibizia“ anschauen. Allerdings waren diese Filme nur von sehr begrenzter Erotik, was nicht zuletzt daran lag, dass wir immer Angst haben mussten, dass plötzlich Karl Dall oder Ingrid Steeger auf dem Bildschirm erscheinen.
Heutzutage können unsere Kinder durch das Internet schon frühzeitig mit pornografischem Material in Kontakt kommen, gegen das „Die 120 Tage von Sodom“ wie eine lustige Familienkomödie erscheint. Das fängt vielleicht ganz harmlos damit an, dass sich Ihr Kind auf YouTube einen Clip über „Die heißesten Spielerfrauen der Bundesliga“ anschaut, und kurze Zeit später werden Sie plötzlich gefragt, was ‚Gang Bang‘, ‚Cum-Shot‘ oder ‚Golden Shower‘ sind. (Falls Sie diese Begriffe googeln müssen, sei Ihnen angeraten, dies nicht unbedingt an Ihrem Büro-Rechner zu tun.) Bei jüngeren Kindern lohnt es sich somit sicherlich auf Tablet, Computer und Handy entsprechende Filter zu installieren. Dabei sollten die Passwörter etwas origineller sein als Vorname und Geburtsjahr Ihres Kindes.
Wenn Sie bei Ihrem pubertierenden Kind feststellen, dass es mehr Zeit auf YouPorn als mit dem Erledigen seiner Hausaufgaben verbringt, sollten Sie mal ein Gespräch darüber führen, dass die Darstellungen in Pornos nicht der Realität entsprechen. Weder was die körperliche Fitness der Akteure noch deren Ausdauerfähigkeit oder die Choreographie der meisten dort durchgeführten Sexualpraktiken angeht. Die späteren Sexpartner und -partnerinnen Ihres Kindes werden es Ihnen danken.
Aufklärung für Kinder #5: Die dunkle Seite des Sex
Besser früher als später ist es wichtig, mit Ihrem Kind darüber zu sprechen, dass sexuelle Handlungen nicht immer schön sind. Und damit ist nicht ein unbefriedigender One-Night-Stand gemeint, bei dem man nach dem Genuss von acht Gin Tonics morgens neben einem ungewaschenen Typen mit haarigem Rücken aufwacht, der beim Sex die Socken angelassen hat. Nein, es geht um Themen wie sexuelle Belästigung, Pädophilie oder Inzest. Zugegebenermaßen ist es nicht ganz einfach, mit kleinen Kindern über so etwas zu reden. Es reicht dabei nämlich nicht, einfach vor dem fremden Mann mit den Süßigkeiten zu warnen, von dem sich die Kinder tunlichst fernhalten sollen. (Vielleicht handelt es sich dabei ja um den Nikolaus, der die Schokolade verteilt.)
Aufklärung für Kinder #6: Sexuelle Vielfalt – Alles geht, nichts muss
Früher war Aufklärung noch ziemlich einfach beziehungsweise sie wurde sich einfach gemacht. Da gab es nur Mann-Frau, Penis-Scheide, rein-raus und fertig war die Laube. Beziehungsweise die Schwangerschaft. Heute ist das alles etwas komplexer. Da gibt es Heteros, Schwule, Lesben, Intersexuelle und Transmenschen, beim Geschlechtsverkehr werden alle Körperöffnungen mit einbezogen, SM-Praktiken sind im popkulturellen Mainstream angekommen und Schwangerschaften entstehen auch mal in der Petrischale im Labor.
Besser ist es doch, unsere Kinder von Anfang an zu Offenheit und Toleranz zu erziehen. Das bedeutet nicht, dass beispielsweise im Kita-Stuhlkreis erklärt wird, dass es Menschen gibt, die sich sexuell stimulieren, indem sie sich in eine Badewanne voller Mett legen. Bilder von sodomitischen Orgien werden ebenso wenig gezeigt. Aber auch schon jüngere Kinder verstehen, dass Hubert und Klaus sich lieben, Petra und Maja ein Baby haben oder Nina früher Norbert war. Und wenn sie als Kinder kein Verständnis dafür aufbringen, werden sie es als Erwachsene erst recht nicht tun. Das wäre doch schade!
Einen sehr guten Überblick über Aufklärungsbücher für verschiedene Altersstufen sowie das kostenlose e-Book “Wie sag ich’s meinem Kind: Sex & Porno” finden Sie auf dem lesenswerten Blog “Krachbumm” der Sexualpädagogin Katja Grach.
Weitere Kolumnen von Christian Hanne hier im ELTERN! Magazin:
Kolumne von Eltern für Eltern
Im Wechsel schreiben Blogger und Journalisten über Themen, die Eltern bewegen. Lesen Sie hier Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens. Alle Kolumnen ansehen.
Über den Autor
Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und ‘Nackte Kanone’ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog ‘Familienbetrieb’, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.
Im September 2016 ist sein Buch “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith” im Seitenstraßenverlag erschienen. In zwölf gar nicht mal so kurzen Kurzgeschichten sinniert er darüber, wie Schwangerschaft, Marathongeburten und nachtaktive Babys eine moderne, gleichberechtigte Partnerschaft auf die Probe stellen.
Im Netz
Elternfrage zum Thema “Gymnasium trotz Realschulempfehlung?”
es geht um meine 9-jährige Tochter … Sie geht in die 4. Klasse und hat eine Realschulempfehlung. Die IGS hat sie nicht aufgenommen, da angeblich alle Plätze voll waren. Ich habe sie dann auf dem Gymnasium angemeldet. Sie hat in allen Fächern 3er. Sie ist ein sehr intelligentes Mädchen und sehr selbstständig. Ohne meine Hilfe konnte sie ihre Hausaufgaben vollständig machen. Ihre Lehrerin meinte, dass sie es auf dem Gymnasium nicht leicht haben würde. Aber mit einer Unterstützung und Nachhilfe würde sie mehr erreichen. Sie bräuchte auf jeden Fall Unterstützung. Wenn sie eine Aufgabe versteht, dann kann sie das auch gut in den Griff bekommen.
Glauben Sie, dass es meine Tochter auf dem Gymnasium schwer haben würde? Ich muss auch noch dazu schreiben, dass sie eigentlich hauptsächlich 2er in Tests schreibt, aber in letzter Zeit leider schlechte Noten geschrieben hat (4 und 5) … Deshalb hat sie in Deutsch und Mathe eine 3 … In der 3. Klasse hatte sie z. B. in den Hauptfächern Deutsch und Mathe 2 gehabt. Ich denke mir halt, dass sie sich vielleicht bis zu ihrem Abschluss noch um ein, zwei Noten verbessert. Sie übt sehr viel. Ich vertraue meiner Tochter, dass sie das schaffen würde. 🙂 Ich würde aber trotzdem Ihre Meinung hören wollen.
Ach ja, erst kürzlich habe ich sie auf scoyo angemeldet. Sie hat viel Spass dabei 🙂
In der scoyo Lernapp üben Kinder in über 35.000 interaktiven, kindgerechten Aufgaben nach den Lehrplänen der Bundesländer (Klasse 1-7). Die Übungen passen sich dabei dem individuellen Lernstand Ihres Kindes an. Verschiedene Motivationselemente sorgen für weiteren Lernspass.
Gymnasium trotz Realschulempfehlung? Unsere Experten antworten:
Susanne Egert, Psychologin: Leistung realistisch einschätzen, Überforderung vermeiden
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Susanne Egert
Um eine Antwort auf Ihre Frage zu finden, möchte ich Ihnen vorschlagen, sich selbst fünf Fragen zu beantworten und so zu einer Beurteilung zu kommen:
1. Wie gut ist die jetzige Klasse Ihrer Tochter? Es gibt ja Unterschiede im Niveau zwischen den Schulklassen und entsprechend muss man das Leistungsniveau des eigenen Kindes im Vergleich zu diesem Leistungsstand sehen. Bei einem hohen Niveau der jetzigen Klasse könnte sie mit ihrer Note ‘3’ möglicherweise erfolgreich sein, besonders wenn die neue Klasse im Verhältnis schwächer wäre. Die Durchschnittsnoten ‘4’ und ‘5’ wären tatsächlich aber kein guter Einstieg ins Gymnasium.
2. Warum ist sie in letzter Zeit abgesackt? Irgendetwas muss sich verändert haben! Ist sie grundsätzlich überfordert (die Anforderungen werden meist im 4. Schuljahr, besonders im 2. Halbjahr, gesteigert)? Daran ließe sich dann auf Dauer vielleicht nicht so viel ändern und sie wäre deshalb an der Realschule besser aufgehoben. Unterliegt sie gerade (vorübergehenden) besonderen psychischen Belastungen? Hat sie andere, schulunabhängige Interessen, die ihr wichtiger sind? Beides könnte sie vom Arbeiten abhalten bzw. ihre Konzentration beeinträchtigen. Daran ließe sich arbeiten mit Vereinbarungen und Regelungen, die alle Seiten berücksichtigen. Also kein Grund aufs Gymnasium zu verzichten.
3. Welche Schule wird das Kind lieber besuchen? Wenn jemand ständig überfordert ist, wird er früher oder später nicht mehr gern in die Schule gehen, schlimmstenfalls die Lust am Lernen verlieren und dann u. U. ganz hinter seinen Möglichkeiten zurückbleiben. Wenn das Kind gerne in die Schule geht, nimmt es mehr auf, kann besser denken und sein Potential ausschöpfen.
4. Wie geht Ihre Tochter mit Misserfolgen um? Lässt sie sich davon schnell verunsichern und gibt auf? Oder probiert sie weiter, bis ihr etwas gelingt und hält durch? Dann könnte sie auch mal schwächere Leistungen im Gymnasium verkraften.
5. Bräuchte sie von Anfang an Nachhilfe, um das Gymnasium zu schaffen? Wenn ein Kind vorübergehend Nachhilfe benötigt, bedeutet das ja nur eine Überforderung bezogen auf ein bestimmtes Thema. Wenn sie dagegen von Anfang an ohne Nachhilfe das Gymnasium nicht schaffen würde, wäre sie grundsätzlich überfordert. Das sollte man aus den o. g. Gründen vermeiden. Dann wäre es sinnvoller, sie zunächst die Realschule relativ locker, ohne größere Probleme und mit Freude durchlaufen zu lassen. Danach wäre bei einem guten Abschluss der weitere Schulbesuch an einem Fachgymnasium der beruflichen Schulen bis zum vollwertigen Abitur möglich. Hier könnte sie dann, da sie dann mit Glück immer noch gerne lernen würde, ein gutes Abitur machen, das ihr die Türen zum Studium dann auch wirklich öffnet.
Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo: Vom “Abitur-Druck” frei machen
Daniel Bialecki
© scoyo
Erst einmal vorweg: Welche Schule Ihr Kind besuchen soll, können schlussendlich nur Sie selbst entscheiden. Sie kennen Ihr Kind am besten. Aber: Horchen Sie genau in sich hinein: Fragen Sie sich selbst, warum es Ihnen so wichtig ist, dass Ihr Kind ein Gymnasium besucht. Überlegen Sie, ob das auf Dauer wirklich das Beste für Ihr Kind ist. Versuchen Sie dabei auch, sich vom ‘Abitur-Druck’ freizumachen: Es gibt viele Wege dorthin, auch ohne Gymnasium.
Sprechen Sie auch noch einmal intensiv mit den Lehrkräften Ihrer Tochter, nehmen Sie deren Einschätzung ernst. Welche Ursachen hat der Leistungsabfall Ihres Kindes? Betrachten Sie ehrlich die gesamte Grundschulzeit: Musste Ihre Tochter immer schon viel dafür tun, um Schritt zu halten? Oder kam sie überwiegend mühelos mit? Natürlich kann die Leistung auch mal punktuell absinken, wenn zum Beispiel gerade andere Dinge im Leben Ihrer Tochter wichtiger für sie sind. Aber es kann auch bedeuten, dass sie zu viel leisten muss, um mit den erhöhten Anforderungen ab der 3. Klasse ohne weiteres zurecht zu kommen.
Auf dem Gymnasium werden die Leistungsanforderungen erheblich steigen. Natürlich spricht nichts dagegen, sich auch mal anzustrengen. Aber wenn Ihre Tochter sich bereits fortwährend massiv anstrengt, kann das Gymnasium schnell zu einer dauernden Überforderung werden. Zum Vergleich: Beim Sport ist es auch okay, zu schwitzen. Aber niemand kann einen Marathon nach dem anderen laufen.
Wählen Sie daher eine Schulform, bei der Ihre Tochter nicht immer hinterherrennen muss, sondern die Ihrem Kind Zeit und Raum gibt, sich zu entwickeln – und die Zeit für andere Aktivitäten lässt. Gerade strengt sich Ihre Tochter an und lernt sehr motiviert, auch mit scoyo. Das ist toll. Damit die Motivation bleibt, braucht Ihr Kind Erfolgserlebnisse. Wenn es permanent überfordert ist und der Erfolg ausbleibt, verliert es irgendwann den Glauben an sich selbst. Das ist es nicht wert.
Falko Stolp, Schulleiter: Die Schule wählen, in der das Kind sich wohlfühlt
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Falko Stolp
Das ist leider die Krux mit dem gegliederten Schulsystem in Deutschland und dazu noch die vielen verschiedenen Schularten in den einzelnen Bundesländern. Zunächst muss man sich immer wirklich bewusst sein, dass diese Schulentscheidung genau überlegt werden will. Ein Scheitern bzw. dann nochmaliger Schulwechsel sollte man seinem Kind ersparen.
Ein erhöhter Leistungsdruck von Anfang an ist gesundheitlich bedenklich. Hier einen Rat zu geben, ist sehr schwer. Man kennt zudem die regionale Situation mit seinen Besonderheiten nicht.
Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass das Kind mit Freude zur Schule geht (Lernen und Mitschülern) und möglichst oft das Gefühl hat, den Anforderungen gewachsen zu sein. Das ist Gold wert für das Selbstwertgefühl.
Leider wird heutzutage von den Erwachsenen hinsichtlich der Schulbildung zu viel Druck auf die Kinder ausgeübt. Da spielt oft das gute „dastehen“ gegenüber Nachbarn, Bekannten und Verwandten eine große Rolle. Davon darf man sich nicht treiben lassen. Ziel sollte sein, ein Umfeld in der Familie und der Schule zu schaffen, in dem sich das Kind wohlfühlt. Da wird es auch mit dem Lernen und dem Erfolg meist etwas.
Die Bedeutung der Zensuren wird leider auch übertrieben. Meist sind das nur Zensuren, die die Sachkompetenz widerspiegeln. Was nutzt eine gute Zensur, wenn man dann Defizite in der Sozial- oder Selbstkompetenz hat? Schauen Sie sich die Schulen mit Ihrem Kind an. Informieren Sie sich, welches Konzept bzw. Profil die Schule hat und ob sie gegenüber neuen pädagogischen Möglichkeiten aufgeschlossen ist. Bemühen Sie sich als Eltern um Gelassenheit. Viele Wege führen zu einem guten Schulabschluss, egal welcher Art.
Für die Extraportion Übung: scoyo Lernapp mit über 35.000 interaktiven Aufgaben nach Lehrplan (Klasse 1-7), die sich dem Lernstand Ihres Kindes anpassen.
Elternfrage: Hat mein Kind eine Konzentrationsschwäche oder Teilleistungsschwäche?
Guten Tag!
Ich habe eine Frage zum Thema Konzentration und Aufmerksamkeit oder ob sich doch etwas anders dahinter versteckt. Mein Sohn verwechselt (aber nicht immer – nur immer wieder einmal) die Zahlen. Zum Beispiel steht da 65 – dann kann es passieren, dass, wenn er es z. B. im Test eilig hat – statt 65 die Zahl 56 registriert und diese als Rechnungsgrundlage nimmt. Z. B. 65:7 – ergibt dann 8, da er im Kopf aber 56:7 annimmt bzw. rechnet. Macht man ihn darauf aufmerksam, erkennt er das gleich.
Ist das ein Konzentrationsproblem oder kann doch eine “Teilleistungsschwäche” – zwar nur eine “leichte” aber doch, dahinterstecken? Wenn ja, welche? Und auf was hin testet man dann? Steckt doch die Konzentration dahinter, wie kann man hier unterstützend dem Kind helfen?
Danke für Ihre Antwort!
Unsere Experten antworten:
Susanne Egert, Psychologin: Schritt für Schritt nach den Ursachen forschen
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Susanne Egert
Zunächst noch meine Frage: Sie schreiben nichts über das Alter Ihres Sohnes, ich schätze er ist in der 2. oder 3. Klasse, richtig? Tatsächlich kann sich hinter dem ‘Verwechseln’ , das Sie bei Ihrem Sohn beobachtet haben, Verschiedenes verbergen.
Um den Ursachen auf die Spur zu kommen, und daraus die passenden “Gegenmaßnahmen” zu entwickeln, sollte man Schritt für Schritt Dinge ausschließen. Lassen Sie uns doch diesen Weg einmal gemeinsam beschreiten!
Start: Zunächst würde ich vorsichtshalber beim Augenarzt überprüfen lassen, ob ihr Sohn die volle Sehkraft hat. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass der Grund hier liegt: besser ist besser! Bei Kurz- oder Weitsichtigkeit ggf. eine Brille tragen.
2.Schritt: Verwechselt er nur Zahlen oder können es auch Buchstaben, Satzzeichen oder Rechenzeichen sein? Braucht er vielleicht länger, um ein Bild richtig zu erfassen, wie z.B. die Wimmelbilder in Bilderbüchern?
► Das könnte dahinter stecken: Wahrnehmungsschwäche
Manche Kinder brauchen z.B. etwas länger bis sie auf einem Bild Vordergrund und Hintergrund unterscheiden können. Wenn sie aber gar nicht länger hinsehen, erfassen sie nicht alles, was abgebildet ist und nehmen nicht die Einzelheiten wahr. Das muss noch keine Wahrnehmungsstörung sein, vielleicht eine Wahrnehmungsschwäche.
► Das kann helfen: Die visuelle Wahrnehmung trainieren
Die visuelle Wahrnehmung kann man trainieren durch entsprechende Übungsprogramme, aber auch eher spielerisch, wie z.B. “Ich sehe was, was Du nicht siehst”, oder ein Bild beschreiben und der andere soll es danach malen, “Differix”, “Schau genau” usw. Sinnvoll kann es auch sein zu trainieren, dass das Kind länger hinguckt z.B. bei Aufgaben im Mathebuch.
3. Schritt: Sie schreiben, er macht diese Fehler nicht immer, sondern nur wenn er in Eile ist. Gibt es andere Situationen, in denen das auch vorkommt? Und gibt es Situationen, in denen das ganz sicher nicht vorkommt?
► Das könnte dahinter stecken: Impulsives Temperament
► Das kann helfen: Selbstkontrolle und genau hinsehen trainieren
Kinder haben, wie Erwachsene, unterschiedliche Persönlichkeiten und Temperamente, die teilweise vererbt werden. Hat ein Kind ein überschießendes Temperament, ist also sehr lebhaft und spontan, “läuft erst über die Straße und guckt dann, ob ein Auto kommt”, wird es Kleinigkeiten leicht übersehen.
Wenn dann noch einer der anderen Punkte hinzukommt, entstehen durch “Flusigkeit” leicht Fehler. In dem Fall wäre es wichtig, dem Kind das längere Hinschauen, das immer wieder Überprüfen beizubringen. Außerdem sollte das Kind ermutigt werden, sich selbst immer wieder zu sagen: “Ich bleibe ganz ruhig und guck mir die Aufgabe erst mal genau an!” Dadurch lernt es sich zu steuern.
4.Schritt: Wie reagiert er auf Zeitdruck? Wird er hektisch und fahrig oder kann ihn nichts aus der Ruhe bringen?
► Das könnte dahinter stecken: Blockaden durch Druck und Angst
Ihr Sohn gerät unter Druck, hat Angst etwas zu verpassen oder es nicht zu schaffen. “Die anderen fangen schon ohne mich an Fußball zu spielen” usw. Angst blockiert aber das Denken. Kommt dann noch einer der anderen Punkte hinzu, wird das Arbeiten immer oberflächlicher.
► Das kann man tun: Anti-Stress-Training
In einem Anti-Stress-Training oder Elementen daraus kann man lernen, sich selbst zu steuern, zügig aber nicht hektisch zu arbeiten, weil es dann nur länger dauert. Dazu kann man sich selbst Anweisungen geben wie: “Ich bearbeite eine Aufgabe nach der anderen.” oder “Ich konzentriere mich ganz auf meine Aufgabe.”
Hilfreich kann dann auch ein Entspannungstraining sein, in dem man lernt, sich bewusst zu entspannen, wenn man merkt, dass man zu hektisch ist. So etwas bieten die Krankenkassen an oder auch die Volkshochschulen. Ganz praktisch könnte Ihr Sohn aber auch z.B. vor den Hausaufgaben eine Verabredung mit den Freunden treffen, wo sie zu finden sind, wenn er fertig ist.
5.Schritt: Hat Ihr Sohn inhaltliche Schwierigkeiten in Mathematik? Kann er (je nach Alter) Zahlen z.B. der Größe nach ordnen, wenn er sie auf einer Linie (wie z.B. ein Lineal ohne Zahlen) anordnen soll?
► Das könnte dahinter stecken: Rechenschwäche
Möglicherweise liegt bei dem Kind eine Rechenschwäche (Dyskalkulie) vor. Dem Kind fällt der Umgang mit Zahlen schwer, weil es noch gar keine Vorstellung entwickelt hat von kleiner und größer, keine bildliche Vorstellung einer Menge, die zu einer Zahl gehört (wie z.B. auf einem Würfel auf Anhieb die Anzahl der Punkte zu erfassen) usw. Für so eine Schwäche kann niemand etwas, sie hat nichts mit Faulheit zu tun oder mangelnder Intelligenz.
► Das kann man tun: Auf Dyskalkulie überprüfen lassen
Man kann das Kind auf Dyskalkulie überprüfen lassen und ggf. ein Training mit dem Kind durchführen, in dem der Zahlbegriff aufgebaut wird und viele andere Grundlagen nachgeholt werden. Aber auch Bauen mit Lego fördert automatisch diesen Bereich, weil das Kind wie selbstverständlich lernt, dass der Stein mit 4 Knöpfen halb so groß ist wie der mit 8 oder anders gesagt zwei 4er-Steine passen auf einen 8er usw.
Ziel: Wir haben die Ziellinie erreicht. Vermutlich haben Sie auf unserem Weg herausgefunden, was auf Ihren Sohn zutrifft und was nicht. Vielleicht probieren Sie einige Anregungen einfach mal aus und schauen mal, wie weit ihm das hilft.
Falko Stolp, Schulleiter: Kein Grund zur Sorge
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Falko Stolp
Gleich zu Beginn möchte ich erst einmal „Entwarnung“ geben: Eine Teilleistungsschwäche liegt meiner Meinung nach nicht vor. Dieses Verwechseln der Zehner und Einer kommt bei Schüler*innen öfters vor.
Ein Hauptgrund liegt meiner Ansicht nach an der Sprechweise. Ihr Kind befindet sich in der Schulphase, wo es Wörter und Zahlen schreiben muss. Das heißt u.a., dass es Gehörtes in ein Schriftbild bringen muss. Und das passiert bei uns von links nach rechts. Bei einem gehörten Wort schreibt es also nach und nach die Buchstaben hintereinander. Genau so macht das Kind es nun auch bei Zahlen.
Und plötzlich kommt da eine Ausnahme, dass bei den Einern und Zehnern die Reihenfolge beim Sprechen geändert wird. Sechsundfünzig: Ich höre erst die sechs und dann die fünf aber schreiben muss ich zuerst die fünf. Aus diesem Grund gibt es auch Menschen, die schreiben bei der Zahl 56 erst die sechs und setzen die fünf davor.
Rational betrachtet ist also die Sprechweise falsch. Vielleicht hätte man das bei der letzten Rechtschreibreform mal verändern sollen. Ein Blick in andere Länder zeigt, dass es auch anders oder „vernünftiger“ geht. Z.B. im Englischen, Italienischen und Russischen hält man die Reihenfolge ein. Sprech- und Schreibweise sind identisch.
In Frankreich packt man lustigerweise noch kleine „Rechenaufgaben” in die größere Zahlen. Die Zahl 85 spricht man da als „4 mal 20 + 5“. Eine ähnliche Problematik gibt es bei links schreibenden Kindern. Die schreiben öfters die Zahlen spiegelverkehrt.
Ich rate auch hier zur Gelassenheit. Wichtiger ist, dass Ihr Kind nicht den Spaß an der Mathematik dadurch verliert. Einfach weiter üben und öfters auftretende Fehler nicht überbewerten. Lernen mit Musik wie bei dem folgenden Lied hilft und macht Spaß.
Elternfrage zum Thema “Wie viel zocken am Tag ist normal?”
ich habe zwei Söhne (8 & 9 Jahre), die sehr gerne “zocken”. Zu Hause habe ich die Spielzeit auf eine halbe Stunde pro Tag begrenzt und am Sonntag darf gar nicht gespielt werden (da möchten wir zusammen mit der Familie etwas machen). Leider gibt es bei den Nachbarskindern gar keine Regeln. Natürlich wollen meine Kinder nur noch dort spielen. Wenn ich sie lassen würde, würden sie dort den ganzen Tag Playstation spielen. Mit den Eltern habe ich auch schon oft gesprochen, doch diese haben keine festen Spielzeiten für ihre Kinder festgelegt.
Was soll ich machen? Soll ich meinen Kindern selber eine Spielkonsole kaufen, damit ihre Freunde auch mal bei uns spielen und ich ein Auge darauf werfen kann? Ich bin verzweifelt, weil ich immer wieder die Böse sein muss und die nervige Nachbarin spiele.
Vielen Dank für eure Antwort!
Unsere Experten antworten:
Daniel Bialecki, scoyo Geschäftsführer: “Regeln gemeinsam festglegen und mitspielen”
ZACK! Wie aus den Kleinen auf einmal ganz Große werden …
© Daniel Bialecki
Ich würde dir in diesem Fall empfehlen, eine Playstation zu kaufen. So kommst du ins aktive Handeln und musst nicht aus der Ferne versuchen, deine Kinder zu kontrollieren. Bevor du die Spielekonsole kaufst, kannst du mit deinen Jungs reden und ihr vereinbart konkrete Regeln, wie z. B. die Zeiträume und die Dauer des Spielens. Ein paar Denkanstöße für das Gespräch finden Sie in unserem Artikel ‘ Medienerziehung in der Familie: 10 Tipps für Eltern’.
Holst du die Playstation zu euch nach Hause, bist nicht mehr die „Böse“ und kommst mit deinen Jungs ins Gespräch. Außerdem hast du jetzt die Möglichkeit, mit deinen Söhnen zu zocken. Nutze die Chance und lass dir zeigen, was deinen Kindern am Spielen so gut gefällt. Was motiviert sie? Auch hast du nun im Blick, wo es gegebenenfalls gefährlich wird. Zum Beispiel kann man bei der Playstation mit anderen Usern im Onlinemodus chatten. Hier hättest du nun die Kontrolle und kannst mit deinen Jungs die Gefahren besprechen.
Die Playstation ist leider nicht ganz günstig. Aber du könntest z. B. auf Ebay schauen, ob du eine gebrauchte Spielekonsole bekommst und so die Kosten senken kannst.
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Béa Beste
Béa hat die Eltern ihrer Community nach Tipps, Anregungen und Erfahrungswerten befragt. Die Eltern sind sich einig: Um wirklich sinnvolle Regeln für Kinder festlegen zu können, müssen sich Eltern mit dem Thema selbst auseinandersetzen. Das heißt dann auch mal selbst zocken! Auf diese Weise wissen Eltern auch besser einzuschätzen, mit welchen Inhalten Ihr Kind in Berührung kommt. Auch können Videospiele gut als gemeinsame Familienaktivität genutzt werden. Lesen Sie selbst, wie andere Eltern mit dem Thema umgehen (alle Antworten gibt es auf Béas Blog Tollabea):
- Um die Faszination von Computerspielen zu verstehen, kann man als Elternteil ruhig auch einmal zum Controller greifen und in die Spielewelt der Kinder eintauchen. So können Eltern besser nachvollziehen, dass es viele Spiele gibt, bei denen eine Zeitbegrenzung von einer halben Stunde den Spielspaß verdirbt. Eine Lösung für eine geregelte “Spielzeit” könnte ein wöchentlicher Zeitrahmen sein, wie z. B. vier Stunden pro Woche, die sich die Kinder nach Belieben aufteilen können.
- Die festgelegte Spieldauer kann auch von Situation zu Situation ausgedehnt werden. Spielt die ganze Familie zusammen, darf auch länger vor dem Bildschirm verbracht werden. Gerade in der dunklen Jahreszeit kann Spielzeit vor der Playstation auch Familienzeit sein.
- Wie bei so vielen im Leben, kommt es auch hier auf die Mischung an. Haben die Kinder einen Ausgleich zum Zocken? Spielen sie z. B. Fußball, verfolgen sie ein Hobbie außerhalb der digitalen Welt oder treffen sich (draußen) mit Freunden? Stimmt das Verhältnis, steht dem Zocken nichts im Weg.
- Zocken ganz zu verbieten ist für viele Eltern keine Option. Auch haben viele die Erfahrung gemacht, dass sie mit Verboten und Begrenzungen nicht so weit kommen. Der Tipp: Statt sich nur auf Vorschriften zu konzentrieren, sollten Eltern auch schauen, welche Spiele ihre Kinder zocken. Es gibt durchaus Games, die das logische Denkvermögen, die räumlicher Orientierung, die Feinmotorik und die Augen-Hand-Koordination trainieren, wie zum Beispiel Lego City Undercover.
- Als schöne und hilfreiche Orientierung für Eltern wird das Buch “Netzgemüse – Aufzucht und Pflege der Generation Internet” von Tanja und Johnny Haeusler empfohlen. Dieses Buch können Eltern zur Rate ziehen, “um sich bei den Themen Internet, Social Networks, Videospiele, Smartphones und dem ganzen anderen modernen Kram nicht mehr wie digitale Analphabeten zu fühlen.”
- Die meisten Eltern stimmen zu, dass es begrenzte Spielzeiten geben sollte, damit das Zocken im Alltag nicht überhandnimmt. Aber Ausnahmen sind durchaus erlaubt, wie verlängerte Medienzeiten in den Schulferien – gerne auch mit besonderen Höhepunkten. Wie wäre es z. B. mit einer Mediennacht, die zweimal im Jahr organisiert wird? Hier dürfen die Kinder Freunde einladen und die ganze Nacht durchzocken, versorgt mit dem richtigen Knabberkram und Getränken. So eine Aktion kann über viele Verbote im Jahr hinwegtrösten.
Lernen mit Gaming-Elementen verbinden? Jetzt bei scoyo:
Elternfrage zum Thema Mobbing in der Grundschule:
Mein Sohn kommt in die 2. Klasse und macht sich jetzt schon Sorgen, wer ihn diesmal hänseln und hauen wird. Leider sind in der Grundschule viele Kinder, mit denen er nicht so gut kann. Durch eine neue Arbeit, die ich bald aufnehme, geht er auch in die Betreuung – für ihn ist also irgendwie alles neu. Wie kann ich mein Kind gestärkt in das neue Jahr bringen? Wie soll ich mich beim Thema Mobbing in der Grundschule verhalten, wie kann ich helfen?
Mobbing in der Grundschule – leider kein Einzelfall
Beleidigt, verhöhnt, ausgegrenzt, geschlagen, erpresst: Der Begriff Mobbing kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt: “Sich gegen den Einzelnen zusammenrotten”. Mobbing ist eine Form von psychischer Gewalt einer Gruppe gegen einen Einzelnen – mit dem Ziel, den Mitschüler oder die Mitschülerin “fertig” zu machen. Nach Umfragen und Studien gehen Experten davon aus, dass fast jedes dritte Kind in Deutschland in der Schule gemobbt wird. Ein besonders großes Problem sei Mobbing an Grundschulen, so Forscher. (Quelle: stern.de)
Unsere Experten antworten:
Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo: Hilfe suchen!
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Daniel Bialecki
Was mich an der Frage betroffen macht ist, dass das Mobbing Deines Sohnes offenbar schon seit der ersten Klasse ein Thema ist. Hast Du darüber schon konkret mit der Schule gesprochen? Klassenlehrer oder Vertrauenslehrer sind hier die richtigen Ansprechpartner. Ohne sie direkt mit einzubeziehen, wird es schwer werden, das Mobbing zu beenden.Sollte es so sein, dass Du schon mit der Schule gesprochen hast und da nichts passiert, geh unbedingt zur Schulbehörde oder gleich zum schulpsychologischen Dienst. Dort wird man euch beide ernst nehmen und euch wirklich helfen. Das ist besonders wichtig, weil das Mobbing schon so früh begonnen hat und Dein Sohn bald wieder mit einem guten Gefühl in die Grundschule gehen soll.
Ansonsten findest Du hier ein paar gute und konkrete Tipps, wie Du Deinen Sohn unterstützen kannst – und was er selber tun kann, um sich zu helfen. Auch das ist sehr, sehr wichtig.
Philippe Wampfler, Lehrer: Positive Erlebnisse sammeln, Routinen aufbauen
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Philippe Wampfler
Die Frage klingt, als hätte es in der Vergangenheit schon negative Erfahrungen gegeben. Diese lassen sich nicht schnell aus dem Weg schaffen. Wichtig scheint mir, positive Erlebnisse zu sammeln: Zuhause, in der Schule, mit anderen Kindern. So wird auch deutlich, wo Stärken und Qualitäten liegen.
Das geschieht nicht von heute auf morgen. In einem ersten Schritt dürfte es helfen, sich in der Klasse und in der Betreuung an Kinder zu halten, mit denen ein Umgang möglich ist, und so so etwas wie eine Routine für den Schultag aufzubauen, die Sicherheit gibt.
Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Schöne Augenblicke verschaffen, mit anderen sprechen
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Bea Beste
Ihr scheint mir beide schon etwas traumatisiert zu sein durch frühere Mobbing-Erfahrungen in der Grundschule. Ich sehe mehrere Ansatzpunkte, wie du deinen Sohn und auch dich stark machen kannst:
1. Verschafft euch beiden selbst schöne gemeinsame Augenblicke. Versucht, gerade vor diesem Start, zusammen schöne Dinge zu machen, die euch positiv stimmen: Ein Besuch im Zoo? Ein kleiner Ausflug zu einem Ort, den ihr beide cool findet? Ein Nachtspaziergang mit Taschenlampe? Etwas spielen, backen, basteln?
2. Redet mit Außenstehenden darüber. Gibt es im Familien- oder Freundeskreis jemanden, der oder die euch gut versteht und mit dem ihr beide darüber reden könnt? Vielleicht eine Tante oder eine Freundin von dir – wer kann besonders gut zuhören und neigt nicht zu schnellen Lösungen? Denn eigentlich geht es nicht darum, dass jemand euch das Problem “fixt” – sondern darum, dass ihr zur Sprache bringt, was euch belastet und jemand von außen Fragen stellen kann.
3. Lass deinen Sohn einen Kurs belegen, der ihn stark macht. Vielleicht ist ein Kurs, der Selbstverteidigung antrainiert, richtig für euch. Ich kenne diverse Programme, zum Beispiel die “Cool Strong Kids”, die exzellente Arbeit leisten und Trainer in verschiedenen Städten haben. Dort übt man nicht nur zu kämpfen – sondern alles, was man präventiv machen kann, z. B. auch eine entsprechende Körperhaltung einzunehmen, die anderen signalisiert: Nicht mit mir! Das könnte sehr hilfreich sein, um sich gegen das Mobbing in der Grundschule zu wehren.
4. Rede mit deinem Sohn darüber, was er an sich gern mag. Vielleicht muss er sich selbst ein wenig kennenlernen und seine liebenswürdige Seite verstehen, bevor er andere damit überzeugt. Versucht eine Liste mit all seinen positiven Eigenschaften zu finden. Sei dabei aber auch empathisch und höre genau hin, womit sich dein Sohn schwer tut. Widerspreche ihm nicht. Frage ihn, ob er etwas ändern möchte. Vielleicht wünscht er sich schon länger eine bestimmte Klamotte, in der er sich stärker und wohler fühlt …
Übrigens, einen der besten Artikel zum Thema Mobbing finde ich immer noch ist der bei BerlinMitteMom – absolut lesenswert!