Mein Kind bekommt einen Schulbegleiter. Soll ich die anderen Eltern vorab informieren?

Katharina Looks

Inklusion kann nur funktionieren, wenn alle zusammenhalten und offen sprechen.
|

Jennys Sohn wird ab seiner Einschulung von einem Schulbegleiter unterstützt, der ihn in der Klasse begleitet. Sie fragt sich, wie offen sie mit den anderen Eltern umgehen sollte: Vorher informieren? Oder besser nicht? Unsere Experten geben Rat.

Elternfrage zum Thema Schulbegleiter

Liebes scoyo-Team,

mein Sohn kommt nun mit 7, ein Jahr später durch Zurückstellung, in die Schule und wird wohl erst einmal auf Vollzeit einen Schulbegleiter haben. Ich befürworte ihn definitiv, habe aber auch Ängste:

Was ist, wenn dadurch eher Exklusion statt Inklusion entsteht? Habt ihr evtl. einen Tipp, wie ich damit (und auch mit den mir komplett fremden Eltern) umgehen kann?

Ich habe Angst, wenn ich nichts sage, dass Ausgrenzung durch Eltern entsteht bzw. durch mich, wenn ich die Problematik meines Kindes zu offen anspreche. Ich habe zwar eine Woche vor der Einschulung noch einen runden Tisch an der Schule, aber dennoch bleibt ein wenig Angst.

Liebe Grüße Jenny

Was ist ein Schulbegleiter?

Bei einem Schulbegleiter oder Integrationshelfer handelt es sich um Menschen, die Kindern und Jugendlichen, die aufgrund besonderer Bedürfnisse Unterstützung im Unterricht benötigen, bei der Bewältigung des Schulalltages hilft. Er begleitet seine Schützlinge in der Schule und sitzt mit in der Klasse.  

Unsere Experten antworten: 

Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Offenheit als Basis – Ausgrenzung entsteht durch Unkenntnis

© Béa Beste Ich plädiere für größtmögliche Offenheit. Wenn ein Kind anders ist, dann ist es besser, klar zu informieren, als Gerüchten und Getuschel Raum zu geben. Ich habe viele Schulgemeinschaften erlebt: Ausgrenzung entsteht meistens durch Unkenntnis und Fehlinformation.
Am besten wäre es, eine klare Information gemeinsam mit der Lehrerin den anderen Eltern zukommen zu lassen.

Hier schon mal ein Vorschlag für eine Struktur, um nähere Informationen aufzusetzen:

Liebe Eltern der 1. Klasse, 

Mein / unser Sohn____________ hat die Diagnose______________ und wird in den nächsten Jahren mit Ihrem Kind dieselbe Klasse besuchen. Wir wollen Sie nur kurz informieren, damit evtl. Missverständnisse erst gar nicht entstehen und/oder um evtl. aufkommende Fragen Ihrer Kinder vorab zu beantworten.

>>> Hier Informationen zu den Besonderheiten des Kindes / Einschränkungen / ggf. auch gängige Vorurteile dementieren – z. B. “ist körperlich nicht eingeschränkt” bzw. “ist nicht ansteckend” und dass er einen Begleiter hat. Ideal wäre auch eine Vorstellung des Begleiters.

Es ist mir/ uns sehr wichtig, dass mein/ unser Kind fast genauso unbeschwert aufwachsen kann wie seine Klassenkameraden, dass er sich im Schulalltag gut integriert und zu einer guten Atmosphäre für alle im Klassenverband beiträgt. Es wäre so schön, wenn alle Kinder dabei lernen, selbstbewusst mit seiner Besonderheit umzugehen und sie nicht als permanente Belastung wahrnehmen. Daher wäre es ganz wunderbar, wenn er, wie jedes andere Kind, in die Klassengemeinschaft aufgenommen wird. 

Sollten Sie noch Fragen haben, dürfen Sie mich/ uns jederzeit gerne ansprechen oder anrufen.

Herzliche Grüße,
Name, Tel, E-Mail

Mehr Informationen zum Thema Schulstart gibt es hier! Jetzt gleich reinhören:

Philippe Wampfler, Lehrer: Zusammenarbeiten und auf Gemeinsamkeiten zwischen Kindern verweisen

Lehrer & Autor © Philippe Wampfler Diese Angst ist absolut nachvollziehbar. Dagegen helfen zwei Dinge: Erstens am runden Tisch, mit dem Kind und mit den anderen Eltern offen über die Begleitung zu reden. Erfolgreich sind diese Maßnahmen, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten und verstehen, worum es geht und welchen Nutzen die Unterstützung hat. Sobald das konkret wird, lösen sich viele Ängste und auch Mitschülerinnen, Mitschüler und ihre Eltern können gut einordnen, wofür der Lernbegleiter zuständig ist.

Zweitens sollten sich diese Gespräche auf Situationen beschränken, in denen der Schulbegleiter wirklich Thema ist. So oft wie möglich sollte auf Gemeinsamkeiten zwischen den Kindern verwiesen werden, nicht auf Unterschiede. So wird deutlich, dass die Maßnahme der Lernbegleitung eine punktuelle und wohl auch temporäre ist, die nicht definiert, wer ein Kind ist – sondern ihm bei einigen Schwierigkeiten hilft.

 

Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo: Direkter Austausch, um Spekulationen zu vermeiden

Daniel Bialecki © scoyo Es ist super, dass Du mit der Situation so offen umgehst und Dich damit im Vorfeld schon auseinander setzt. Damit ist schon mal viel gewonnen. Ein Schulbegleiter ist ja eine Maßnahme, die für alle sichtbar ist. Ich würde daher mit Offenheit reagieren, was mögliche Fragen oder Gedanken anderer Eltern betrifft. Denn: tust Du das nicht, werden sie sich eigene Gedanken machen und spekulieren. Sollte Dir die Offenheit also nicht zu privat sein, wird sie Dir wohl am meisten helfen. Auch wenn es kritische Reaktionen geben sollte: so kannst Du gezielt damit umgehen und darauf reagieren.

Ihr startet ja mit der Schulbegleitung einen Prozess, dessen Erfolg sehr abhängig davon ist, wie alle Beteiligten damit umgehen. Der runde Tisch an der Schule zeigt, dass das den Lehrern vollkommen klar ist und sie in den Dialog gehen. Du kannst also Vertrauen darauf haben, bei dem Schulbegleiter und der Schule in guten Händen zu sein. Sprich Deine Angst dort unbedingt offen an, damit sie Dich richtig wahrnehmen und die richtigen Entscheidungen mit Dir und Deinem Jungen treffen können. Dann habt ihr einen guten Start für euren Weg. Viel Erfolg dabei!

Mein Kind will nicht lernen – was kann ich tun?

Katharina Looks

“ICH WILL NICHT!” Für manche Kinder ist es nicht leicht, sich zum Lernen zu motivieren
© Szymon\fotolia.com

Der Sohn unserer Leserin hat absolut keine Lust auf Schule. Was tun, wenn das Kind nicht lernen will? Einfach “gegen die Wand laufen lassen”? Das raten unsere ExpertInnen.

Elternfrage zum Thema “Mein Kind will nicht lernen – was kann ich tun?”

Hallo scoyo,

mein Sohn geht in die 5. Klasse und sagt pauschal „Ich lerne eben nicht gern“. Er bemüht sich gar nicht erst, Lerntipps und -strategien von Lehrern oder uns Eltern anzunehmen. Vokabellernen mit Karteikarten? Keine Chance: „Nervt, funktioniert nicht für mich“. Vor Phasen zahlreicher Klassenarbeiten einen Lernplan anlegen? Fehlanzeige. Wichtiges Wissen auf Merkzetteln verdichten – handschriftlich? Auf gar keinen Fall.

Das ist für uns Eltern überhaupt nicht auszuhalten. Weil auch die Einsicht bei schlechten Noten nicht da zu sein scheint. Der Haussegen hängt ständig schief. Klar, ich denke, ich müsste ihn einfach mal voll vor die Wand laufen lassen. Aber das ist doch keine familienalltagstaugliche Strategie?!

Danke für Ihre Antwort. Gruß, Anja

Unsere Experten antworten:

Susanne Egert, Psychologin: Gefühle wahrnehmen und ansprechen

Zum letzten Punkt zuerst: Sie haben völlig recht, Ihren Sohn vor die Wand fahren zu lassen ist keine Option. Er würde sich allein gelassen fühlen und vermutlich würde er sich bestätigt fühlen in seiner Annahme, dass er nicht gut genug ist und sowieso alles falsch macht. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl, das Ihnen sagt: Ihr Sohn braucht Ihre Unterstützung. (Ich gehe mal davon aus, dass Sie z. B. durch ein Gespräch mit den Lehrkräften geklärt haben, dass er inhaltlich nicht überfordert ist.)

Aber der Reihe nach: auch wenn es trivial scheint, es gibt immer einen Grund, warum Menschen etwas tun oder lassen – wir erkennen ihn nur nicht immer gleich. Das gilt natürlich auch für Ihren Sohn, wenn er nicht lernen will. Entscheidend sind die Gefühle des Kindes, sie sind der Schlüssel zum Kind. Es geht also nicht so sehr um Sachverhalte.

In Ihrer Schilderung sind die Gefühle Ihres Sohnes nicht erwähnt, die sollten Sie also zunächst versuchen herauszufinden.

“Na klasse, aber wie?” werden Sie jetzt sagen. Es ist vielleicht zunächst etwas ungewohnt, aber probieren Sie es doch einfach mal aus. Sagen Sie ihm, welche Gefühle Sie bei ihm wahrnehmen, z. B. “Du bist angespannt.” oder “Du hast Angst, etwas falsch zu machen.”. Hören Sie ihm erst mal nur zu. Daraus werden sich dann Veränderungsmöglichkeiten ergeben, die zur Situation Ihres Sohnes passen.

Um Ihnen eine Idee zu geben, was hinter einem Verhalten wie dem Ihres Sohnes stecken kann, hier drei häufige Gründe:

  • Viele Kinder haben Angst Fehler zu machen. Sie betrachten Fehler als etwas Schlimmes, haben vielleicht die Erfahrung gemacht, dass geschimpft wird oder dass sie ausgelacht werden etc. Und was ist die sicherste Methode, um Fehler zu vermeiden? Genau – gar nichts tun, dann kann man auch nichts falsch machen! Hier ist es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass Fehler etwas Gutes sind, weil man nämlich daraus lernen kann! Leben Sie Ihrem Kind vor, dass auch Sie Fehler machen oder gemacht haben und wie Sie daraus gelernt haben. Und natürlich sollten Sie auf keinen Fall schimpfen. Es kann eine Weile dauern, bis Ihr Kind die neue Haltung übernimmt und darauf vertraut. Ermutigen Sie Ihr Kind, Dinge auszuprobieren und loben Sie ihn für alles, an das er sich herantraut! So kann er mehr Selbstvertrauen entwickeln.
  • Es hört sich so an, als ob die schulische Situation Ihres Sohnes das Familienleben ziemlich stark bestimmt. Da hat sich vermutlich ein ziemlicher Druck aufgebaut. Sie möchten das Beste für Ihren Sohn erreichen, das ist verständlich und ehrt Sie als Eltern. Aber eine hohe Erwartungshaltung kann ein Kind auch überfordern. Manchmal werden Menschen in so einer Situation reaktant, d. h. sie machen, wie 3-Jährige in der Trotzphase, genau das Gegenteil von dem, was ihnen gesagt wird (das gilt übrigens auch für manche Erwachsene!). Überlegen Sie bitte mal, ob Sie solche Reaktionen schon öfter bei Ihrem Sohn bemerkt haben. Manchmal fühlen sich Kinder auch erdrückt vom Erfolg der Geschwister, der Eltern oder anderer Familienmitglieder. Da liegt die Messlatte dann sehr hoch, vielleicht zu hoch, zumindest im Empfinden des Kindes. Dann ist es wichtig, dem Kind die Chance zu geben, eigene Fähigkeiten und Stärken auszubilden, unter Umständen auch andere als schulische Fähigkeiten, seinen Weg zu gehen und dadurch Selbstbewusstsein aufzubauen. →Mehr dazu: “Ich schaff das!” Wie Kinder eine starke Persönlichkeit entwickeln
  • Es gibt noch einen weiteren Grund, der leider gar nicht so selten ist: in manchen Klassen gibt es die Norm “Wer im Unterricht mitmacht oder wer die Hausaufgaben macht, wird geschnitten, mit dem redet keiner”. Aus so einer Situation kann sich das Kind nicht alleine befreien! Die Lehrer ahnen in der Regel nichts davon, ebenso wenig wie die Eltern. Die Kinder geraten in eine verzweifelte Lage, die sehr schnell in eine Depression führen kann bis hin zu suizidalen Gedanken: egal was sie tun, es ist falsch. Arbeiten sie im Unterricht nicht mit oder machen die Hausaufgaben nicht, kriegen sie Ärger mit den Lehrern, machen sie die Hausaufgaben, werden sie von den Mitschülern ausgeschlossen. Hier hilft nur das massive Eingreifen der Erwachsenen, die allerdings erst einmal die Vermutung haben müssen, dass so eine Situation vorliegt. In einer 5. Klasse wäre das allerdings eher ungewöhnlich, es kommt eher in 8./9. Klassen vor.

Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Von Schulthemen Abstand nehmen, Stärken fördern

Oha! Ein lernunwilliges Pubertierchen!!! So etwas gibt es draußen in der Welt in sehr hoher Anzahl. Und Millionen von Eltern verzweifeln daran. Wer Geduld und Vertrauen hat, kann abwarten, denn meistens legt sich die Lernunwilligkeit von selbst. Für ungeduldige Eltern ist das allerdings eine Qual.

Daher einige Tipps:

1. Was NICHT hilft, wenn ein Kind nicht lernen will: Noch mehr Predigen und Zwingen. Die Trotzreaktion ist vorprogrammiert. Noch mehr Lernlösungen anbieten, oder Nachhilfe drauf kippen … ? Vergessen Sie es. 

2. Was helfen KANN: Out-of-the-Box Lösungen. Etwas, was nichts mit der Schule zu tun hat, sondern mit dem Lernen an sich. 

Ein Ansatz könnte sein, dass Sie Hilfe im Freundeskreis finden: Gibt es vielleicht einen Studenten oder älteren Schüler, der gern mit ihrem Sohn ein sinnvolles eigenes Projekt startet, das beiden Spaß macht? Am besten ein Filmprojekt, oder Blog, oder Schildkrötenretten … irgendetwas, was beide begeistert, sie extra forschen lässt, sie zum experimentieren bringt. Das schafft Interesse und Antrieb – auch für die Schule.

Ein weiterer Ansatz könnte eine ganz andere Maßnahme sein, da müssten Sie aber selbst bereit zu sein: Schauen Sie nach einer Hilfsorganisation, die Obdachlosen oder Analphabeten hilft, und versuchen Sie zusammen mit Ihrem Sohn, unter den Helfern zu gehen. Das kann bei Heranwachsenden ganz neue Horizonte eröffnen und sie die eigene Position völlig überdenken lassen.

Für mehr Motivation und Spaß beim Lernen:

Tipp Mit der scoyo Lernapp lernen Kinder ab der Vorschule bis zur 7. Klasse selbstständig in einer geschützten Online-Umgebung. Das Besondere: Alle Übungen sind in spannende Lerngeschichten verpackt und passen sich dem Lerntempo Ihres Kindes an. Damit geht´s ohne Druck und mit Spaß zu guten Noten.

Falko Stolp, Schulleiter: Ursachen aufspüren, gemeinsam Lösungen suchen

© Falko Stolp Ihnen als Eltern muss zunächst bewusst sein, dass es hier keine einfache Lösung gibt. Durch „Schalter umlegen“ wird das Problem nicht gelöst. Man sollte versuchen, gezielt und analytisch nach den Ursachen zu suchen:

Gibt es die Leistungsprobleme in mehreren Fächern? Haben mehrere SchülerInnen das Problem in bestimmten Fächern? Ist ihr Kind über- oder unterfordert? Wird der Unterricht binnendifferenziert gestaltet?

Man sollte sich beim Lehrer den Unterrichtsaufbau erklären lassen. Welche Methoden und Medien er verwendet. Wie die Zensierung erfolgt (mündliche, schriftliche Noten, Kompetenznoten usw.). Das sollte natürlich wertfrei und nicht vorwurfsvoll erfolgen. Zeitgleich muss das Kind auch die Möglichkeit haben, seine Sicht darzulegen. Danach kann man gemeinsam mit den Kind und dem Lehrer das Gespräch suchen, um vielleicht Lernverträge o.ä. zu formulieren. →Mehr Tipps für ein gutes Gespräch: Checkliste Eltern-/Lehrergespräch

Wichtiger ist aber die Frage: Wie erreicht man, dass Lust beim Lernen und Wissendurst wieder geweckt werden? 

 

Das ist wohl das schwierigere Unterfangen und das hängt selbstverständlich auch vom Fach ab. Stoisch Vokabellernen zum Beispiel ist meines Wissens out. Das liest und hört man in den Fachmedien. Definitionen pauken und seitenweise auswendig lernen ebenfalls. Pech hat man hier, wenn die Schule gerade das verlangt.

Meine Vorschläge: Anschauliches, kreatives Lernen mit vielen verschiedenen Medien. Man kann auch das ein oder andere mit Bewegung verknüpfen. Lerninhalte in der Wohnung aufhängen, so dass diese einem immer wieder begegnen. Oder mit dem Handy zu Lernendes aufnehmen, um es unterwegs anzuhören. Erklärvideos anschauen oder vielleicht mit den Eltern gemeinsam selbst herstellen. Mir ist bewusst, dass das alles mit Zeit verbunden ist und manches nicht geht. Aber versuchen kann man es!

Mit der scoyo Lern-App in mehr als 35.000 interaktiven Aufgaben motiviert und selbständig üben, was auf dem Lehrplan steht. Mit Übungen, die sich dem Lernstand Ihres Kindes anpassen.

Wenn die Lust nicht zurück kommt und weiter Erfolgserlebnisse ausbleiben, wird das Problem nur größer. Gerald Hüther hat es meiner Meinung nach mit seinem Zitat auf dem Punkt gebracht:

“Eigentlich braucht jedes Kind drei Dinge: Es braucht Aufgaben, andenen es wachsen kann. Es braucht Vorbilder, an denen es sich orientieren kann und es braucht eine Gemeinschaft, in der es sich aufgehoben fühlt.”

Motivation fördern!

scoyo-Geschäftsführer Daniel Bialecki beschäftigt sich täglich intensiv mit dem Thema, wie man Kindern den Spaß am Lernen erhalten hat. Neben dem Ratgeber Lernmotivation hat er bereits viele Artikel dazu verfasst. Hier ein Gastbeitrag beim Papablog “Daddylicious”: 10 Tipps, um Kinder zum Lernen zu motivieren

Viele Schulprobleme, kein Selbstbewusstsein – sind wir schuld?

Katharina Looks

Schwächen im logischen Denken und in der Sinnerfassung verursachen bei dem Sohn unserer Leserin große Schulprobleme – und nagen an seinem Selbstbewusstsein. Sie fragt: Sind wir Eltern schuld? Welche Möglichkeiten haben wir?

Elternfrage zum Thema Schulprobleme & Selbstbewusstsein

Sehr geehrte Damen und Herren,

unser Sohn geht in die 5. Klasse (Grundschule). Er hat Probleme beim logischen Denken und in der Sinnerfassung, die anderen Bereiche bewegten sich bei einer Testung im normalen durchschnittlichen Bereich. Bei Klassenarbeiten behindert ihn die fehlende Sinnerfassung beträchtlich, an einen Nachteilsausgleich (mehr Zeit) halten sich nicht alle Lehrer.

Sein Selbstwertgefühl ist am Boden und er denkt, dass er “doof” ist. Auch 18 Monate Verhaltenstherapie konnten das nicht ändern. Bei uns an der Schule herrscht Lehrermangel und nur Kinder, die gar keine Hilfe benötigen (Selbstläufer), haben es “leicht”. Wir haben das Gefühl, dass wir allem hinterherrennen und von einer Ohnmacht in die nächste fallen.

Er geht gern zur Schule, hat aber jegliches Interesse verloren, sich für die Schule anzustrengen. Er lügt, zeigt keine Arbeiten vor, schiebt alles von sich, was mit der Schule zu tun hat, mit der Begründung man stehle ihm die Freizeit. Hausaufgaben werden erledigt, es ist ihm aber egal, ob das richtig ist. Er schreibt dann einfach irgendwas ins Heft.

Alles ist nur noch verkrampft und anstrengend und teilweise so ätzend, dass man sich fragt, warum ist das so, sind wir schuld? Wir haben doch nie solchen großen Druck auf unseren Sohn ausgeübt … Wir suchen eine freie Schule, aber alle sind voll besetzt. Unsere Möglichkeiten sind gering … Oder sehen wir das nur so?

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Unsere Experten antworten: 

Susanne Egert, Psychologin: Liebe heißt das Zauberwort

© Susanne Egert Ihre Anfrage bei scoyo klang ziemlich verzweifelt, gleichzeitig war die Situation sehr komplex. Um die Frage fachlich fundiert beantworten zu können, brauchte ich mehr Informationen, alles andere wäre nicht seriös gewesen. Daher habe ich Ihnen ein Telefonat angeboten und Sie haben mir zusätzliche Ergebnisse zur Verfügung gestellt, die bereits vorlagen. Sie hatten sich ja schon vor längerer Zeit fachliche Hilfe geholt. Das war zweifellos sehr klug, dafür gibt es schließlich Fachleute.

(Ich empfehle Ihnen, die Frage der Aufmerksamkeit noch einmal genauer prüfen zu lassen. Hier scheinen mir die Schlussfolgerungen aus den vorliegenden Ergebnissen widersprüchlich, auch im Hinblick auf die Medikation.)

Aus den vorliegenden Testergebnissen ergab sich eine allgemeine Denkfähigkeit im untersten Durchschnittsbereich, die eine Überforderung des Kindes in der Grundschule erwarten lässt. Menschen sind eben verschieden. Der eine hat schwarze Haare, der andere blonde. Jeder Mensch ist einzigartig! Deshalb ist ja niemand mehr oder weniger wert. Und jeder hat Stärken und Schwächen. Die persönlichen Stärken Ihres Sohnes herauszufinden und zu betonen, das ist das Geheimnis! Mit den Stärken arbeiten, nicht gegen die Schwächen.

Hinzu kommt auch noch, dass sich die Intelligenz aus unterschiedlichen Teilfähigkeiten zusammensetzt, die bei Ihrem Sohn nicht durchgängig schwach, sondern sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Dies kann im Einzelfall zu Schulproblemen führen. Das Kind wird aufgrund seiner Stärken überschätzt und eventuelles Versagen als Faulheit ausgelegt. Das Kind fühlt sich dann ungerecht behandelt, weil es sich nach Kräften bemüht, aber aufgrund seiner begrenzten Möglichkeiten eben nicht zu ausreichenden Leistungen kommen kann.

Das ständige Erlebnis von Versagen und Ermahnen führt häufig dazu, dass das Kind Angst entwickelt, Fehler zu machen, für die es Ärger bekommt und auch Angst überhaupt zur Schule zu gehen. Und Angst blockiert das Denken sowieso. Dass dies bei Ihrem Sohn bisher nicht der Fall ist, sondern er, wie Sie beschreiben, immer noch gern zur Schule geht, lässt darauf schließen, dass er ganz gute (seelische) “Abwehrkräfte” hat!

Dennoch hat Ihr Sohn die Erfahrung gemacht, dass es sich für ihn nicht lohnt sich anzustrengen, da “es sowieso nichts nützt”. Er hat – so scheint es – aufgegeben (“Hausaufgaben sind egal.” “Er hat jegliches Interesse verloren”, schreiben Sie.). Negative Erfahrungen haben sein Selbstbewusstsein beschädigt und – was noch bedeutsamer ist – er erlebt vermutlich wenig bis keinerlei Selbstwirksamkeit mehr, d.h. er kann die Situation aus seiner Sicht nicht beeinflussen. Egal was er tut, es ändert nichts.

Selbstwirksamkeit ist aber der wichtigste Schutzfaktor für seelische Gesundheit oder andersherum ausgedrückt: Wenn ein Mensch keine Selbstwirksamkeit empfindet, kann er sehr schnell in eine Depression abrutschen. Damit das nicht geschieht, kommt es jetzt darauf an, Ihren Sohn zu schützen und zu stärken! “Wie kann ich das tun?”, werden Sie jetzt fragen.

Dafür möchte ich Ihnen einige konkrete Tipps geben:

Tipp 1: Lassen Sie nicht zu, dass Schule Ihr (Familien-) Leben beherrscht

Selbst wenn Sie es so einschätzen, dass Sie bisher keinen großen Druck auf Ihren Sohn ausgeübt haben, kann er das anders empfinden. Kinder haben feine Antennen. Deshalb wäre es gut, das was wichtig ist, neu zu sortieren: Schule ist wichtig, aber Schule ist nicht alles. Wirklich wichtig ist, dass Ihr Kind sich geliebt und erwünscht fühlt!

Geben Sie ihm Rückendeckung, indem Sie ihm sagen und ihn spüren lassen: “Wir haben Dich lieb, so wie Du bist! Egal was in der Schule ist! Wir finden vielleicht manchmal nicht so gut, was Du tust, aber das ändert kein Stück daran, dass wir Dich lieb haben!” Das Einzigartige an der Beziehung zwischen Eltern und Kind ist doch diese bedingungslose Liebe, die man sich nicht verdienen muss. Die einem Rückendeckung und Kraft gibt, “in guten wie in schlechten Zeiten”. Also, lassen Sie nicht zu, dass die Schulprobleme Ihr (Familien-) Leben beherrschen!

Bitte vertrauen Sie da auf Ihr Gefühl als Mutter und lassen Sie sich nichts anderes einreden. Dafür können Sie “Das andere Zeugnis” nutzen, das das scoyo ELTERN! Magazin als Download zur Verfügung stellt.

Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Sohn, machen Sie etwas zusammen, an dem Sie beide (oder auch die ganze Familie) Freude haben. Da muss nicht unbedingt “Spielen” als Überschrift  drüber stehen. Sie können auch zusammen backen, mit dem Haustier Tricks einüben oder ein Zimmer neu tapezieren… Bauen Sie Freude in sein Leben und das der ganzen Familie ein. Jeden Tag ein bisschen. Es muss nichts Großes oder Teures sein!

Es darf auch gerne mal etwas Verrücktes oder Ungewöhnliches sein, das Sie gemeinsam zum Lachen bringt! Picknick auf dem Wohnzimmerteppich, wenn’s draußen regnet. Dazu wird das Essen von der elektrischen Eisenbahn oder dem ferngesteuerten Auto aus der Küche ins Wohnzimmer gebracht.

Oder mit dem Handy einen “Werbefilm” über Ihre Familie drehen: “Die Schulzes geben niemals auf! Warum wir die beste Familie der Welt sind!”.

Dazu finden Sie weitere wichtige Hinweise in meinem Artikel “Wie Eltern bei schlechten Noten reagieren sollten” und “Vom Wirr-Warr der Gefühle

“Mit einer Kindheit voll Liebe aber kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.” Jean Paul

Tipp 2: Außerschulische Anerkennung nutzen

Ganz nebenbei wird ihr Sohn auch merken, was er alles kann – und nicht nur was er nicht kann. Geben Sie ihm jede Menge Gelegenheit, das herauszufinden sowie zu zeigen und geben Sie ihm dafür Anerkennung (Fußball, Rettungsschwimmerabzeichen in seinem Alter, etc.). Betonen Sie, was ihn ausmacht und dass Sie stolz auf ihn sind. Dazu empfehle ich Ihnen, auch meinen Artikel “Selbstbewusstsein bei Kindern steigern” zu lesen.

Tipp 3: Schule in die Verantwortung nehmen

In einem Gespräch mit seinen Lehrkräften sollten Sie sich erklären lassen, in welcher Weise die Aufgaben, die Ihr Sohn bekommt, seinem Leistungsniveau angepasst werden.

Tipp 4: Kleine Helferchen mit großer Wirkung

Und schließlich: Wieso Schaukeln, Trampolin und Co. geniale Helfer bei Schulproblemen sind, finden Sie in meinem Artikel Achtung Wutanfall – was tun?“. 

Viel Spaß beim Ausprobieren wünscht Ihnen

Ihre Susanne Egert

Falko Stolp, Schulleiter: Zusammenarbeit mit der Schule stärken

© Falko Stolp Zunächst ist es schwer, hier einen wirklichen guten Ratschlag zu geben. Das liegt daran, dass man die Schulsituation und das gesamte Umfeld nicht kennt und allein die strukturelle Beschaffenheit der Schullandschaft in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich ist.

Dem Elternbrief zufolge handelt es sich um Hamburg oder Berlin, weil da die Grundschule bis zu 6. Klasse geht. Dem Brief ist auch zu entnehmen (Nachteilsausgleich, Therapie usw.), dass es doch schon länger andauernde Schwierigkeiten gibt.

Neben einer “Ursachenforschung” ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, mit Vertretern der Schule ins Gespräch zu gehen. D. h. nicht nur mit dem Klassenlehrer.

Ich würde um eine Fallberatung mit dem Klassenlehrer, einem Vertreter der Schulleitung, dem Schulsozialarbeiter und einem Vertreter des sonderpädagogischen Dienstes (oder schulpsychologischen Dienstes) bitten. Diese Fallberatung sollte ohne das Kind stattfinden. Die Schule muss dann dafür sorgen, dass Maßnahmen zu den Schulproblemen festgelegt, eingehalten und durchgeführt werden. Es gibt noch sehr oft die Situation, dass die Schulen Schwierigkeiten mit der Inklusion und im Umgang mit Besonderheiten bei den Schüler*innen haben. Meiner Meinung nach ist es aber ebenso wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule mindestens auf einer soliden sachlichen Basis beruht. Gegenseitgie Vorwürfe o. Ä. bringen überhaupt nichts.

Was die “Ursachenforschung” betrifft, würde ich vorschlagen, die häusliche Situation und auch die Klassensituation (Freunde, Stressfaktoren) mal näher zu betrachten, ob es da Möglichkeiten gibt, in einzelnen Punkten Veränderungen herbeizuführen (Lernmöglichkeit im Kinderzimmer, Tagesablauf mit gemeinsamen Momenten).

Hinsichtlich “Druck aufbauen” vielleicht auch hier ein kleiner Tipp aus aktueller eigener Erfahrung: Kinder soll man nicht ständig unter Druck setzen, sie brauchen aber klare Weisungen im Tagesablauf, ohne dass man jeden Schritt vor dem Kind noch begründen muss. Zu oft möchten Kinder Anweisungen hinterfragen (Warum muss ich das jetzt machen? usw.). Das kostet viel Zeit und Kraft.

Dazu gehört auch, dass man Kindern nicht zu oft Entscheidungen abverlangen soll. Ein heranwachsendes Kind kann bestimmte Situationen nicht überblicken und ist dann damit überfordert. Ich habe nichts gegen möglichst viel Demokratie in der Familie, man kann es aber auch übertreiben. Als Eltern muss man seiner Rolle und Verantwortung bewusst sein.

Mit einem Schuss Gelassenheit letztendlich lassen sich viele schwierige Situationen besser meistern.

Mein Kind will nicht mehr in den Kindergarten gehen

Katharina Looks

|
Manchmal kann sich für Kinder plötzlich alles verändern

Drei Jahre ist die Tochter unserer Leserin gern in den Kindergarten gegangen. Doch seit kurzer Zeit weint sie und will nicht mehr hin – die Erzieher sagen, es sei nichts vorgefallen. Unsere Expertin Susanne Egert gibt Rat.

Elternfrage zum Thema “Kind will nicht mehr in den Kindergarten”

Drei Jahre ist meine Tochter ohne Probleme in den Kindergarten gegangen. Sie hat nie geweint, es gab keinerlei Probleme. Seit vorletzter Woche weint sie und möchte nicht mehr gehen. Abends vor dem Schlafengehen sagt sie schon, dass sie nicht in den Kindergarten möchte. Ich weiss nicht, was ich machen soll. Hatte schon ein Gespräch mit den Erzieherinnen, aber im Kindergarten sei nichts vorgefallen, sagte man mir.

Was kann ich tun?

Unsere Expertin Susanne Egert, Psychologin, antwortet:

© Susanne Egert Zunächst mal schauen Sie zum Glück nicht über das veränderte Verhalten Ihres Kindes hinweg, sondern Sie machen sich auf die Suche nach einem Grund, warum Ihr Kind plötzlich nicht mehr in den Kindergarten will.

Menschen tun nichts ohne Grund, auch Ihr Kind hat seine Gründe für die Veränderung, die es offensichtlich belastet. Auch wenn die Erwachsenen nichts bemerkt haben, das Ursache sein könnte, so nehmen die Kinder das manchmal völlig anders, vielleicht sogar entgegengesetzt, wahr. Und nur das ist entscheidend! Es kommt immer darauf an, wie der betreffende Mensch die Dinge empfindet – auch wenn 80 Millionen Deutsche dieselbe Sache anders sehen würden.

Der erste Schritt ist daher, sich zu fragen, ob sich im Kindergarten, in der Familie oder einem anderen wichtigen Lebensbereich des Kindes etwas Wesentliches verändert hat.

Z.B. ein neues Kind oder eine neue Erzieherin im Kindergarten. Geänderte Regeln und geänderte Abläufe, höhere Ansprüche an die Kinder, weil sie jetzt nicht mehr zu den “Kleinen” gehören, können ein Kind irritieren, denn feste Strukturen geben Halt. Vielleicht macht ihr aber auch ein neues Kind Angst, das handgreiflich wird oder Ihrer Tochter sogar gedroht hat.

Manchmal schnappen die Kinder etwas aus einem Erwachsenengespräch auf und interpretieren es falsch, reimen sich etwas zusammen. Sie machen sich dann Sorgen, entwickeln Ängste, von denen die Eltern nichts ahnen. Z. B. wenn die Oma gestorben ist und die Eltern reden darüber, sie sei “friedlich eingeschlafen”. Das Kind hört unbemerkt zu und will plötzlich abends oder zum Mittagsschlaf in der Kita nicht ins Bett, will nicht schlafen und wehrt sich mit Händen und Füßen – weil es nämlich Angst hat vor dem Einschlafen. “Einschlafen wie die Oma, und dann nicht wieder aufwachen”. Nicht selten nehmen Kinder wörtlich, was sie gehört haben und befürchten dann schreckliche Dinge.

Manchmal wollen Kinder nicht von zu Hause weg, weil sie befürchten, dass dann etwas Schlimmes passiert: dass das Geschwisterkind das tolle Legobauwerk kaputt macht oder dass es etwas verpasst, wenn ein Geschwisterkind “bei Mama bleiben darf”, vom leckeren Essen nichts abzubekommen usw. In der Kita muss das Kind sich gegenüber anderen Kindern behaupten, ein Spielzeug verteidigen, sich einigen, sich einfügen, tun was die Erzieherinnen sagen. Das kann alles ganz schön anstrengend sein für ein kleines Kind! Aber Sie merken schon: Es wäre ein großes Ratespiel mit vielen möglichen Varianten. 

Deshalb verlässt man sich besser nicht auf die Quiz-Show, sondern versucht im Gespräch herauszuhören, wo der ‘Hase im Pfeffer’ liegt. 

So bekommen Sie leichter heraus, warum Ihr Kind nicht in den Kindergarten will:

Durch eine spielerische Situation kann man dem Kind geschickt entlocken, was es bedrückt: Lassen Sie eine Handpuppe oder ein Kuscheltier mit dem Kind sprechen oder spielen dem Kind mit mehreren Handpuppen eine mögliche Kindergartensituation vor. Sie können auch Spielfiguren nehmen: Playmobil, Lego, Schleichtiere – egal was. Hauptsache Ihr Kind spricht darauf an. Oft ist es leichter für die Kinder “jemand anderen” über das reden zu lassen, was es bedrückt. Vielleicht steigt Ihr Kind auch in das Spiel ein und nimmt sich ebenfalls eine Handpuppe o.ä. – dann werden Sie ziemlich sicher erfahren, was das Kind bekümmert.

(Dazu möchten Sie vielleicht meinen Artikel “Vom Wirr-Warr der Gefühle” lesen, den Sie auch hier im socyo ELTERN! Magazin finden.)

Ein kleiner Text, der Ihnen Anregungen geben soll, wie Sie so ein Gespräch mit Ihrem Kind beginnen könnten:

Eine Kuscheltierhandpuppe nähert sich dem Kind ein bisschen schüchtern, schleicht sich an das Kind heran, geht dann aber immer wieder ein wenig zurück. Schließlich dicht beim Kind (mit leiser freundlicher und etwas schüchtern-ängstlicher Stimme) :  “Haaalloooo, Duhuuu, wer bist Du denn? Wohnst Du auch hier? …… Ich heiße Teddy und bin ein kleiner Bär….Meine Mama ist auf der Suche nach Futter und hat gesagt, ich soll hier warten. Hab ich aber gar keine Lust zu. Mag nicht gern allein sein. Und Du? Morgen will mich meine Mama irgendwohin bringen, wo andere Bären sind. Mit denen soll ich dann spielen. Aber ich kenn die gar nicht. Das hat einen komischen Namen ‘Kinder….”, hab ich vergessen. Kennst Du so was?” Wenn das Kind nickt oder selbst anfängt zu erzählen, erzählt das Kuscheltier weiter: “Wie is’n das da? Was macht man denn da? Sind die da nett? ..Hauen die kleinere Kinder?…Sind da auch böse Kinder?”  … Falls das Kind nickt, fahren Sie fort in der Art: “Wie ist das denn bei Dir? – Die Erzieherinnen  passen gut auf die Kinder auf, bei denen kann man sich auch Hilfe holen, oder? ”                                

So können Sie nach und nach alle Möglichkeiten, die Ihnen einfallen, anspielen. Dabei sollten Sie sich vom Kind leiten lassen und immer da genauer nachfragen, wo das Kind auffällig reagiert. So werden Sie Hinweise darauf bekommen, was Ihr Kind so ängstigt und können dann tröstend oder ermutigend auf Ihre Tochter eingehen und gemeinsam Ideen entwickeln, wie es weitergehen soll, nötigenfalls konkrete Schritte unternehmen.

Wichtig ist dann, dass Ihr Kind erlebt, wie man das Problem lösen kann, so dass es sich wieder sicher fühlt! Und das kleine Tierchen kann ja öfter mal vorbeischauen, um zu hören, wie es Ihrem Kind geht – schließlich hat es ganz ähnliche Probleme …

Viel Erfolg dabei wünscht Ihnen

Ihre Susanne Egert

ADHS: Lernen und Hausaufgaben führen zu Streit? Tipps für Eltern

Katharina Looks

Ob ADHS oder null Bock – kommt es regelmäßig zu Streit beim Lernen, hilft vor allem: Druck raus!
Konstantin Yuganov, Fotolia

Die Tochter unserer Leserin möchte am liebsten nichts für die Schule tun. Geht es an die Hausaufgaben oder ans Lernen, wird sie wütend. Lehrer tippen auf ADHS. Doch ob es nun das ist oder fehlende Motivation: Wie kann unsere Leserin die Situation zu Hause entschärfen?

Elternfrage: 

Hallo zusammen, meine Tochter (9 Jahre, 3. Klasse) trödelt bei den Hausaufgaben, bleibt nicht bei der Sache und lenkt sich ab, so dass sie stundenlang nicht fertig wird (vor allem in Mathe). Wenn ich mich zusammen mit ihr hinsetze und sie macht einen Fehler oder kapiert was nicht, kriegt sie einen Schreianfall und lässt sich unter den Tisch rutschen.

Die Lehrerin sagt, sie würde leistungsmäßig in letzter Zeit abrutschen und das obwohl ich mit ihr zusätzlich scoyo mache und ihr manchmal selbst noch ein Arbeitsblatt mit Rechenaufgaben vorsetze (meist als Vorbereitung auf eine Klassenarbeit).

Die Lehrerin spricht von einer “ruhigen ADHS-Form”. Wir lassen sie momentan kinderpsychologisch daraufhin testen. Aber die Sache mit den Schreianfällen und die unter den Tisch Rutscherei hat damit wohl nichts zu tun. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen.

Haben Sie einen Rat, wie ich mich in so einer Situation verhalten kann bzw. wie ich sie da wieder “in den Griff” kriegen kann? 

Vorab danke und viele Grüße, Sabrina M.

Unsere Experten antworten:

Falko Stolp, Schulleiter: Druck rausnehmen, spielerisch lernen

© Falko Stolp Die Sache mit den Schreianfällen und dem unter den Tisch rutschen hat wohl doch etwas mit der „ruhigen ADHS-Form“ zu tun. Egal wie der kinderpsychologische Test ausfällt, nehmen Sie bitte den „Druck vom Kessel“. Sprechen Sie mit den Lehrern bzgl. der Hausaufgaben. Kinder in diesem Alter sollten eigentlich nicht länger als 30 Minuten Hausaufgaben machen. Von zusätzlichen Übungseinheiten würde ich abraten. Ihr Kind hat scoyo! Das ist Zusatz genug.

Nutzen Sie lieber geschickt Freizeitaktivitäten u. ä., um ganz „nebenbei“ zu lernen. Kombinieren Sie das mit Bewegung und Spiel. (Tipps: Lernen mit GesellschaftsspielenErleben und lernenKreative Lernmethoden für Schüler) Sollte vielleicht in Ihrem Hinterkopf schon die Frage der Schulwahl nach der 4. Klasse herumgeistern. Weg damit!

Susanne Egert, Psychologin: 6 Tipps, die jedem Kind gut tun

© Susanne Egert Was die Lehrerin vermutlich mit der ‘ruhigen ADHS-Form’ meint, ist ADS. Ich finde es zunächst einmal gut, dass Sie fachgerecht abklären lassen, ob Ihre Tochter wirklich ADS hat (so heißt nämlich die Abkürzung für ‘Aufmerksamkeits-Defizit-Störung’). Im Gegensatz zu ADHS fehlt hier die Hyperaktivität. Deshalb wird die Störung auch oft nicht erkannt: ein Kind, dass sich wegträumt und aus dem Fenster schaut, stört seine Umgebung nicht so sehr wie ein unruhiges Kind, das ständig durch die Klasse läuft, mit dem Stuhl wackelt und nonstop redet.

Sollte sich die Vermutung bestätigen, ist es wichtig, dass Sie und Ihr Kind so viel Information bekommen, dass Sie zum Experten für die Störung werden.

Bis Sie Klarheit haben, können Sie aber schon einiges tun, das nicht nur Kindern mit AD/HS gut tut, sondern allen:

  1. Klarheit und Struktur im Alltag: Dazu gehört ein aufgeräumter, leerer Schreibtisch mit nur den wichtigsten Materialien und wenigen Reizen, die ablenken, wie eine bunte Schreibunterlage. Um den Arbeitsplatz herum sollten nicht die Wände mit Postern zugepflastert werden. Geschlossene Schränke sind von Vorteil, damit der Blick des Kindes nicht durch Bastelmaterial, Spielzeug und was auch immer sich in dem Schrank befindet, abgelenkt wird. Alles braucht einen festen Platz. Das hilft dem Kind, seine Sachen wieder zu finden. →Mehr: “Hier lern ich gern!” – den perfekten Lernplatz einrichten
  2. Zeit einteilen: Wenn das Kind mit den Hausaufgaben beginnt, lassen Sie es schätzen, wie lange es für das erste Fach brauchen wird. Stellen Sie ihm eine gut lesbare Uhr oder eine Eieruhr hin, auf der es sehen kann, wann die geschätzte Zeit um ist. Stellen Sie Ihrem Kind eine Belohnung in Aussicht, wenn es in diesem Zeitraum die Hausaufgaben für das erste Fach schafft, z. B. eine Tasse Schokolade und s. Punkt 3. 
  3. Belohnungen: Loben Sie das Kind, wenn es anfängt Hausaufgaben zu machen und wenn es den ersten Teil fertig hat. Zur Belohnung darf Ihr Kind dann 10 Minuten Schaukeln, Trampolin springen oder auf einem Bürostuhl ganz schnell gedreht werden. Das empfinden die meisten Kinder als angenehm und es steigert gleichzeitig die Aufmerksamkeit und wirkt seelisch ausgleichend (Lesen Sie dazu bitte meinen Artikel über den Umgang mit Wutanfällen.). Danach geht’s in derselben Weise weiter mit dem nächsten Fach. Auch vor den Hausaufgaben sollte Ihr Kind das schon tun. Loben Sie Ihr Kind viel!!!
  4. Die richtige Reihenfolge: Wenn Ihr Kind schnell ermüdet, sollte es mit dem für es schwierigeren Fach beginnen, braucht es erst eine Zeit zum ‘Warmwerden’ sollte es mit dem einfachsten anfangen.
  5. Den Schreianfall zunächst ignorieren: Hinter dem Schreianfall steckt ziemlich sicher Angst zu versagen, etwas falsch zu machen oder nicht zu können. (Lesen Sie dazu bitte meinen Artikel zum ‘Aufbau von Selbstbewusstsein’ und meinen Rat zu einer anderen Elternfrage.) Fehler sind gut, weil wir daraus lernen können! Beachten Sie den Schreianfall nicht, reden Sie nicht dauernd auf Ihr Kind ein, erwähnen Sie lieber, was das Kind machen darf, wenn die Hausaufgaben fertig sind. Und wie viel Spaß das machen wird. (Freunde treffen, mit ihnen mitspielen …) Sobald das Kind ruhig ist, wenden Sie sich ihm wieder zu und loben, was es schon geschafft hat.
  6. Emotionen auf den Grund gehen: Es ist allerdings durchaus möglich, dass die Ablenkbarkeit Ihres Kindes emotionale Gründe hat z.B. Sorgen, Liebeskummer, Ängste. Das sieht von außen betrachtet oft ganz ähnlich aus wie ADS, war dann aber nicht ‘schon immer so’, sondern erst seit kurzem. Dann sollten Sie mit Ihrem Kind ins Gespräch gehen, um herauszufinden, was es beschäftigt und dann entsprechende Veränderungen vornehmen. Mehr: Angst in die Schule zu gehen – was tun?

Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Machen Sie sich zur Verbündeten!

© Béa Beste Diagnosen überlasse ich den ADHS-Experten, das bin ich nicht. Was Sie hier beschreiben klingt eher nach Frühpubertät – vor allem das Schreien und unter dem Tisch rutschen. Da kenne ich mich aus.

Hier stecken zwei Aspekte dahinter:

1. Eltern sind die lausigsten Nachhilfelehrer für ihre Kinder. Punkt. Das ist Teil des Generationenvertrags: „Die größten Emotionen werden entstehen, wenn Eltern und ihre Kinder versuchen, schulische Leistungen auf die Reihe zu bekommen.” Das Kind empfindet das als Gängelung, die Eltern müssen sich in Dinge eindecken, die sie einmal für “wegdelegiert” eingestuft haben. Da ist mehr Kommunikation nötig, als möglich ist.

2. Kinder wissen, was Eltern am meisten nervt. Ihre Tochter weiß aus langjähriger Erfahrung, wie sie Sie in kürzester Zeit zur Weißglut treiben kann und tut es: Schreien. Warum? Ganz einfach: Weil die Hausaufgaben langweilig sind. Weil sie nicht weiß, warum sie diese uninteressante Arbeit machen muss. Weil alles andere spannender ist. Sie auf die Spitze zu treiben ist spannend! Abteilung “Jugend Forscht” lässt grüßen – wenn auch unterbewusst.

Was tun? Enthärten Sie zunächst die Fronten, machen Sie sich zur Verbündeten: Versuchen sie erst einmal sich mit ihrer Tochter zu einigen, dass Hausaufgaben echt doof sind. Lassen sie auch das “aber” weg. Also nicht: „…aber wichtig für Leben… verankert das Gelernte… bla!” Solche Äußerungen helfen bei einer 9-Jährigen so gut wie Erdogan zu sagen, er solle mehr Humor haben.

So halten wir fest: “Hausaufgaben sind doof.” Aber: Was ist die Alternative? Lassen Sie ruhig das Kind das Szenario entwickeln, was passiert, wenn sie nicht gemacht sind. Die Kleine ist nicht doof – sie wird sich schnell zusammenreimen, dass es doch unangenehm wird in der Klasse. Und dann geht es darum, zu entwickeln, wie man sie mit dem niedrigsten Aufwand in der kürzesten Zeit bewältigt.

Ziel ist: Möglichst viel Zeit für spannendere Dinge zu haben, die Sie zusammen mit ihr schön veranschaulichen können: Spielen, ins Kino gehen, Teig machen und diesen roh aufessen … Also, einigen Sie sich darauf, dass es nur darum geht, faul und klug zu sein und die Hausaufgaben einfach hinter sich zu bringen. Weil das Leben spannender ist. (Hierüber habe ich übrigens schon gebloggt: Hausaufgaben neu denken – „sei faul und klug“

Denn – ADHS oder nicht – den Kindern hilft es am meisten, wenn sie merken, dass sie humorvolle Verbündete auf ihrer Seite haben, und keine gegnerischen Spaßbremsen. 

Wie Eltern ihre Kinder richtig fördern

Katharina Looks

© gstockstudio – Fotolia.com
Zu oft schlüpfen Eltern in die Rolle des Lehrers

Eltern sollten nicht als Ersatzlehrer das übernehmen müssen, wofür eigentlich die Schule zuständig ist. Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, über die richtige Förderung von Kindern.

Über Förderung, Förderwahn und Versäumnisse der Schule

Viele Eltern sorgen sich, weil sie beobachten, dass die Schule offensichtlich nicht mehr in der Lage ist, ihre Kinder bei Lernschwierigkeiten oder besonderen Begabungen richtig zu fördern. Was können sie tun? Beim zweiten scoyo-Elternabend ging es genau um dieses Thema. Einen der Experten der Runde, Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), haben wir nach Tipps gefragt: Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen, ohne dabei in die Rolle von Helikopter-Eltern zu rutschen?

Das Interview:

Herr Wenzel, Sie vertreten die Meinung, dass Schülerinnen und Schüler nicht von ihren Eltern zuhause, sondern in der Schule gefördert werden sollten. Kann die Schule das aktuell überhaupt leisten?

Ich bin sehr dafür, dass Kinder von Geburt an von ihren Eltern auf vielfältige Weise gefördert werden. Eltern sollten aber nicht als „Ersatzlehrer“ das übernehmen müssen, wofür eigentlich die Schule zuständig ist. Dass die heute kaum in der Lage ist, Kinder individuell und richtig zu fördern, liegt vor allem daran, dass unser Schulsystem total unterfinanziert ist. Für intensive Betreuung bräuchten wir vor allem deutlich mehr Lehrerinnen und Lehrer, kleine Klassen und überschaubare Lerngruppen.

Was können Eltern machen, um diese Versäumnisse auszugleichen?

Eltern sollten sich solidarisieren und organisieren. Sie haben sehr viel Macht, die sie kaum nutzen. Leider denken zu viele Eltern nur an ihr eigenes Kind und vergessen dabei, dass sie nur dann etwas bewegen und verbessern können, wenn sie sich politisch engagieren. Und zwar unabhängig davon, wie ihr Kind mit den schulischen Bedingungen zurecht kommt.

Veränderungen im Schulsystem lassen sich aber doch eher langfristig durchsetzen. Was machen die Eltern, die akute Probleme haben und ihre Kinder richtig fördern wollen?

Leider ist es so, dass schulpolitische Veränderungen erst dann kommen, wenn die Öffentlichkeit Druck macht. Wenn der stark genug ist, geht es oft sehr schnell, und es werden zum Beispiel zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Bis es so weit ist, müssen wir vor allem dafür sorgen, dass unsere Kinder nicht von der Last der Probleme erdrückt werden. Wir müssen sie also entlasten, ihnen Mut machen und sie immer wieder auf ihre Stärken hinweisen. Das fördert das Selbstvertrauen und hilft ihnen, mit Problemen souveräner umzugehen.

Lehrer finden es auch anstrengend, wenn sich Eltern einmischen und ihre Wünsche und Forderungen an den Unterricht und an die Schule äußern. Wo liegt das richtige Maß?

Ich war 34 Jahre lang Lehrer und fand das nie anstrengend. Wichtig ist, dass sich Eltern und Lehrer ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Kinder bewusst sind und sich gegenseitig mit Wertschätzung und Achtung begegnen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit den Eltern (fast) jedes Problem lösen.

Bei der Entscheidung für die Schule können Eltern wichtige Weichen stellen. Worauf ist zu achten?

Eltern sollten sich mit Vätern und Müttern unterhalten, die ihr Kind bereits auf der in den Blick genommenen Schule haben. Sie sollten einen Tag der offenen Tür besuchen und sich mit Lehrerinnen und Lehrern unterhalten. Und sie sollten die Hauptperson, also das Kind, in den Entscheidungsprozess einbeziehen. ► Mehr dazu finden Sie in unserem ebook Ratgeber Schulwahl.

Was raten Sie Eltern, die beobachten, dass ihr Kind in der Schule unterfordert ist und sich langweilt?

Erst einmal zwei Gespräche führen. Eins mit dem Kind und eins mit der Lehrerin oder dem Lehrer. Bei diesen Gesprächen würde ich etwas über die Gründe der Unterforderung erfahren und wir (Lehrer/Lehrerin, Eltern und Kind) könnten gemeinsam einen zusätzlichen Lernplan entwickeln, der spannend und herausfordernd ist, und mit dem man Kinder richtig fördern kann.

Unser Schulsystem geht insgesamt sehr unprofessionell mit den Kindern um, die sich an den „Begabungsrändern“ befinden, also sowohl mit den Unterforderten als auch mit den Überforderten. Der seit etwa fünf Jahren laufende Inklusionsprozess könnte hier positive Veränderungen bringen. Allerdings nur dann, wenn die Schulen (also Kinder, Eltern und Lehrer) bei diesem Prozess intensiv und konsequent unterstützt werden.

Untersuchungen zeigen, dass Kinder in der Schule mit wachsendem Alter den Spaß am Lernen verlieren. Was können Eltern machen, um diese Motivation zu erhalten?

Die angesprochene Tendenz stimmt, aber es gibt zum Glück auch ältere Schüler, die noch gerne in die Schule gehen. Denen wurde oftmals von zuhause kein zusätzlicher Druck gemacht. Die Lernfreude ließe sich stabilisieren, wenn die Schulpolitik endlich etwas für eine moderne Lern- und Leistungskultur schaffen würde, mit der man Kinder richtig fördern kann: Belehrungsrituale müssen auf ein Minimum reduziert werden, anspruchsvolle und interessante Lernarrangements den schulischen Alltag bestimmen.

Aber auch die Eltern können etwas machen, und zwar von Anfang an. Sie sollten ihren Kindern vom Säuglingsalter an eine anregungsreiche Umgebung bieten, ihnen vorlesen, mit ihnen singen, die Natur erkunden, Museen besuchen, gemeinsam einen guten Film anschauen… Eigentlich ist es ganz einfach, wenn Eltern sich an einen Grundsatz halten: Sie sollten sich selbst als „Schatzsucher“ sehen und die Stärken des Kindes mehr zum Thema machen als die Schwächen. →Mehr dazu: 10 Tipps für Eltern: So motivieren Sie Ihr Kind zum Lernen

Über Klaus Wenzel

© Klaus Wenzel | Klaus Wenzel vertritt seit 2007 als Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes etwa 60.000 Pädagogen in Bayern. Zuvor arbeitete er zunächst als Hauptschullehrer und seit 1984 als Seminarleiter für das Lehramt an Hauptschulen. Von 1988 bis 2007 vertrat Wenzel die Interessen bayerischer Lehrerinnen und Lehrer zudem im Hauptpersonalrat am Staatsministerium für Unterricht und Kultur. Der Vater dreier Söhne und Opa von fünf Enkeln versteht sich als „Anwalt der Schule“. Sein Ziel: die Schule zu einem attraktiven und leistungsfähigen Lern- und Lebensort zu machen, an dem alle Beteiligten Erfolgserlebnisse erfahren können. So fordert er, dass der Schulerfolg nicht länger vom Elternhaus abhängen solle, sondern individuelle Förderung wieder in den Schulen stattfinde.

Website: www.bllv.de

Twitter: @bllv | twitter.com/bllv

Kinder und Eltern stärken, von Anfang an! Frühkindliche Förderung

Katharina Looks

Unsere Persönlichkeit trägt uns durch das Leben, wie ein Seil. Je stärker es ist, desto stärker sind wir.
|

Die ersten Lebensjahre sind die wichtigsten für unsere Entwicklung. Doch nicht jedes Kind hat dafür das beste Umfeld. Die frühkindliche Förderung setzt hier an.

Warum ist frühkindliche Förderung wichtig?

Wir lernen unser Leben lang

Der Prozess des Lernens beginnt ab der Geburt. Besonders die frühe Kindheit ist eine Lebensphase, bei der sich jeder Mensch körperlich, kognitiv, sozial und emotional stark entwickelt.

„In diesen ersten Jahren werden die Grundlagen für späteres Lernen gelegt“, betont die UNESCO.

Im Mittelpunkt der persönlichen Entwicklung steht die Familie

Sprechen, singen, lachen, vorlesen, draußen toben, Nähe schenken – all das brauchen Kinder. All das müssen sie lernen, von ihren Eltern, ihren wichtigsten Bezugspersonen, am besten ab Tag 1 und besonders intensiv in den ersten Lebensjahren. Das Lernen funktioniert über Spaß, über Interaktion und Kommunikation. Besonders dann, wenn die Kinder noch Babys sind.

Das Problem beginnt, wenn Eltern nicht genug Zuwendung geben können

Vielleicht weil sie selbst zu wenig davon erfahren haben, vielleicht weil sie es nicht besser wissen. Der Fernseher übernimmt das Kommando, wenn es gut läuft. Gesprochen wird wenig, vorgelesen gar nicht. Nähe gibt es selten. Und so lernen die Kinder erst spät, wie man spricht, noch später, wie man liest. Soziale Bindungen aufzubauen, fällt ihnen schwer. Die Distanz zu anderen Kindern wächst.

Hier setzt frühkindliche Förderung (bzw. Bildung) an und unterstützt beide, Kinder wie Eltern, damit sie gemeinsam starke Schritte in eine große Zukunft gehen können.

Wir haben mit Julia Meuter von der Stiftung Bürgermut über ihr Engagement im Bereich der frühkindlichen Förderung gesprochen:

scoyo: Sie beschäftigen sich im Rahmen der Stiftung Bürgermut viel mit Projekten, die sich um frühkindliche Förderung drehen. Warum liegt ihnen das Thema am Herzen?

© Julia Meuter Julia MeuterJulia Meuter: Wenn man sich aktuelle Studien anschaut, wird deutlich, dass die Unterstützung und Förderung von Kindern in den ersten Jahren sowie deren Eltern immer wichtiger wird. 2,1 Millionen Jungen und Mädchen in Deutschland sind armutsgefährdet. In Städten wie Berlin erhält jedes dritte Kind Hartz-IV-Leistungen.

Mehr und mehr Kinder brauchen in der Schule Unterstützung, die körperliche Fitness sinkt, Übergewicht ist auf dem Vormarsch. Außerdem werden in dieser Zeit essenzielle Grundsteine für die Entwicklung eines Kindes gelegt. Es werden soziale Kompetenzen herausgebildet und gestärkt.

Es ist toll, dass es mittlerweile so viele Initiativen im Bereich der frühkindlichen Förderung gibt, die Kinder und Eltern in den ersten Jahren unterstützen. Wir möchten ihnen helfen, zu wachsen und so noch mehr Kinder und deren Familien zu erreichen.

scoyo: Welche Angebote gibt es für Eltern im Bereich frühkindlicher Förderung? An wen richten sich diese?

Julia Meuter: Zwei tolle Initiativen, die es mittlerweile in vielen Städten Deutschlands gibt, sind die Eltern AG und wellcome. Die Eltern AG unterstützt Familien und werdende Eltern in besonders belastenden Lebenssituationen. In Kursen erhalten Eltern Antworten auf Erziehungsfragen und können sich mit anderen Eltern austauschen. Geleitet werden diese Kurse von speziell ausgebildeten Mentorinnen.

Wellcome richtet sich an alle jungen Eltern, unabhängig vom sozialen Kontext, denen die Unterstützung der Familie und Freunden fehlt. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen besuchen mehrmals wöchentlich junge Familien über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten, kümmern sich etwa um die Kinder oder helfen auch mal beim Einkauf, um der jungen Mutter einige Stunden Freiraum zu verschaffen.

scoyo: Zurzeit stecken Sie mitten in den Vorbereitungen für das openTransfer CAMP Kleine Helden mit dem Fokus auf frühkindliche Förderung, das am 4. Dezember in Esse stattfindet. Was kann man sich darunter vorstellen?

Julia Meuter: Bei dem openTransfer CAMP Kleine Helden dreht sich alles um den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Akteuren der frühkindlichen Förderung. Im Fokus stehen die Fragen: Wie können Initiativen und Programme in dem Bereich wachsen, sodass noch mehr Kinder und deren Familien erreicht werden? Wie können wir voneinander lernen, besser zusammenarbeiten und parallele Strukturen vermeiden?

Für den Austausch auf Augenhöhe hat sich das openTransfer CAMP besonders bewährt, denn es wird im Format „Barcamp“ durchgeführt. Im Gegensatz zur klassischen Tagung gibt es hier kein Programm vorab. Die Teilnehmer bestimmen selbst die Themen, die an dem Tag diskutiert werden sollen. Jeder kann sein Thema in einem Workshop vorstellen.

©
openTransfer CAMP

scoyo: Wer kann teilnehmen?

Julia Meuter: Wir möchten mit dem openTransfer CAMP Kleine Helden vor allem Projektmacher erreichen, also die Personen hinter den erfolgreichen Projekten und Initiativen, die Kinder in ihren ersten Jahren und deren Eltern stärken und sie früh unterstützen.

Zudem laden wir Vertreter aus Stiftungen, die Projekte in dem Bereich der frühkindlichen Förderung unterstützen, sowie aus der Politik – der Kommune oder der Stadt – ein. Denn damit gute Ideen wachsen können, braucht es die Zusammenarbeit mehrerer Akteure.

Nicht zuletzt freuen wir uns auch, wenn Vertreter aus Kitas oder engagierte Eltern kommen. Es geht uns um einen offenen und zielorientierten Austausch und das schaffen wir nur, wenn alle Beteiligten an einen Tisch kommen.

Anmeldung für das openTransfer CAMP Kleine Helden am 4. Dezember 2015 in Essen: opentransfer.de

scoyo: Was wäre für Sie ein Erfolg des openTransfer CAMPS in Essen? Was wünschen Sie sich persönlich?

Julia Meuter: Für mich wäre das openTransfer CAMP ein Erfolg, wenn wir es schaffen, alle Akteure der frühkindlichen Förderung zu erreichen – von Vertretern der Stadt und Stiftungen über Projektmacher bis hin zu den Vertretern aus Kitas. Und wenn diese sich vernetzen und gemeinsam Lösungen dafür finden, wir noch mehr Kinder erreicht werden können. 

Ich würde mich freuen, wenn wir außerdem darüber diskutieren, wo es noch Entwicklungsbedarf gibt. Zum Beispiel wird eine große Herausforderung sein, wie wir mit der wachsenden Zahl der Flüchtlingskinder in den Kitas umgehen. Es gibt bereits tolle Ansätze, die ganz gezielt die Bedürfnisse von Flüchtlingskindern in den Blick nehmen. Aber letztendlich muss dies in allen Bereichen, wie zum Beispiel der frühen Hilfen oder der Gesundheitsförderung, mitreinspielen.

scoyo: Welches Projekt, das Sie in der Vergangenheit umgesetzt haben, lag Ihnen ganz besonders am Herzen?

Julia Meuter: Ein Projekt, welches ich vor kurzem beraten habe, war „Lilo Lausch – Zuhören verbindet!“, das von der Stiftung Zuhören ins Leben gerufen wurde. Ziel des Projektes ist es, die Zuhör- und Sprachbildung von Kindern ab 2 Jahren in Kindertagesstätten mit hohem Migrantenanteil zu fördern.

Dabei werden vor allem die Mehrsprachigkeit der Kinder und deren Eltern in den Vordergrund gestellt und als Ressource genutzt. So lädt der Elefant Lilo Lausch zum Beispiel Eltern in die Kita ein, die den Kindern Liedern, Geschichten und Zahlen in vielen Sprachen beibringen. Außerdem gibt es regelmäßige Hörclubs für die Kinder.

Mit dabei ist immer Lilo, eine Elefanten-Dame aus Filz, die die Kinder ermutigt zu sprechen. Der Erfolg des Projekts ist beachtlich – selbst das schüchternste Kind fängt an zu erzählen, wenn Lilo im Raum ist. Das interkulturelle Verständnis der Kinder wird mit dieser Aktion gestärkt.

Damit noch mehr Kinder erreicht werden, haben wir gemeinsam ein Konzept entwickelt, um das Projekt von Wiesbaden aus in andere Städte auszuweiten. Mittlerweile gibt es das Programm schon in 6 Bundesländern.

Das Interview führte Sina Wendt.

Über die Stiftung Bürgermut

Die Stiftung Bürgermut wurde 2007 mit dem Ziel gegründet, den Wissens- und Projekttransfer von gemeinnützigen Organisationen zu fördern. Neben unserer Plattform Weltbeweger und dem Enter Magazin, haben wir das Programm openTransfer ins Leben gerufen. Hierzu gehören die openTransfer CAMPs, der Mehr-Autoren Blog www.opentransfer.de und die Webinaren der openTransfer Akademie.

Weitere Informationen über die Stiftung Bürgermut: www.buergermut.de

Anmeldung für das openTransfer CAMP Kleine Helden am 4. Dezember 2015 in Essen: opentransfer.de

⇒ Es gibt noch eine andere Seite der frühen Förderung

Bei dieser geht es meist nicht um grundsätzliche Probleme oder Bedürfnisse, sondern um Druck. Er lastet auf den Schultern der Eltern und Kinder und mündet nicht selten in wettkampfähnliche Situationen: Welches Kind hat mehr Talent, kann als erstes sprechen, lesen, zeichnen, Englisch sprechen, Geige spielen … ? Deshalb ist das Wort “Fördern” mittlerweile schon verpönt. Dabei kann genau diese Unterstützung für viele Kinder die Zukunft bedeuten.

 

Einschulung: Wie für Eltern die Umstellung gut klappt

Katharina Looks

© Sharon McCutcheon
pexels.com

Beim scoyo ELTERN! Blog Award 2018 haben wir nach Gedanken zum Thema “Nachhilfe & Förderung: Was hilft Kindern wirklich?” gefragt – und so viele tolle Texte erhalten, die wir unbedingt teilen wollen. Lesen Sie hier, welche Gedanken sieben der Bloggerinnen zur Einschulung ihrer Kinder beschäftigten.

#1:  Alle Kinder sollten ungeachtet ihrer Talente sie selbst sein dürfen, sagt ’HAMMAmama’

© HAMMAmama | Manchmal hat Barbara das Gefühl, dass ein Talent in den Naturwissenschaften mehr zählt als eine Begabung in Musik. Oder dass es wichtiger ist, gute Noten zu erhalten als Empathie für seine Mitmenschen zu entwickeln. Zur Einschulung gibt Barbara ihrem Sohn in „Endlich Schulkind? Versuche nicht, ein erfolgreicher Mensch zu werden, sondern ein wertvoller“ deshalb mit auf den Weg, dass Toleranz und Mitgefühl viel wichtiger sind als eine Eins im Mathe.

Zum Beitrag von HAMMAmama

Barbara ist eine scoyo-ELTERN!-Blog-Award-Finalistin 2018. Die Siegerinnen werden von den LeserInnen gewählt. Hier für ihren Text abstimmen.

#2: Ich bin für Spiel und Arbeit als Schulvorbereitung, schreibt ’StadtWaldKind’

© StadtWaldKind | Mistkäfer untersuchen oder auf Bäume klettern: Evas Kind besuchte eine Waldkita, bevor es eingeschult wurde. In ihrem Beitrag „Ein ehemaliges Waldkitakind geht zur Schule: ein erster Ein- und Rückblick und Besuch des Dialogforums der Deutschen Wildtier Stiftung“ fragt sie sich, ob ihr Kind ausreichend auf den Schulalltag vorbereitet wurde. Im Gespräch mit der Klassenlehrerin erfährt sie später, dass ihre Tochter sich sehr gut eingelebt hätte. Ehemalige Waldkitakinder seien oft sogar robuster und könnten Konflikte besser lösen. Alles gut also.
Zum Beitrag von StadtWaldKind

#3: Kinder brauchen Empathie und ein sicheres Gefühl im Bauch, findet ’Bindungsträume’

© Bindungsträume | Hummel wird immer wieder von besorgten Eltern gefragt, was Kinder zur Einschulung wirklich schon können und wissen müssen. Kümmert euch einfach, rät sie in ihrem Beitrag „Wem die Stunde schlägt…- Was braucht mein (Vor-)Schulkind?“. Denn ein Kind, das seine Sorgen mit seinen Eltern teilen kann, ist ein glückliches Kind. Für alle Probleme können Lösungen gefunden werden. Das sollten sich auch die Eltern von Zeit zu Zeit klarmachen. Also, bleibt attached!

Zum Beitrag von Bindungsträume

#4: Im wahren Leben muss man sich selbst treu und nicht professionell sein, findet ’BineLovesLife’

© BineLovesLife | Wann sollten Eltern anfangen, ihre Kinder auf die Schule  vorzubereiten? Gibt es dafür überhaupt den richtigen Zeitpunkt? Im Grunde beginnt es doch bereits bei der Wahl des richtigen Kindergartens, überlegt Bine in ‘Der Ernst des Lebens’. Sie merkt auch, dass sie ihre Tochter viel mehr selbst entdecken lässt als ihren älteren Sohn. Vor allem macht sie sich aber Sorgen, dass ihr Sohn mit der Einschulung lernen wird, dass das Lernen doof ist. Und langweilig.

Zum Beitrag von BineLovesLife

#5: Ich werde am Wegesrand stehen und dir winken, versichert ’Heute ist Musik’

© Heute ist Musik | Lauras Sohn geht los, um Lesen und Schreiben zu lernen. Sie selbst geht los, um Loslassen zu lernen. Für beide ist es kein einfacher Tag. Doch in ihrem „Brief an mein Schulkind“ schildert Laura auch, wie stolz sie auf ihren Sohn ist. Beide werden in der nächsten Zeit eine Menge dazulernen, da ist sie sich sicher. Sie wird mit Rat und Tat bereitstehen, wenn ihr Sohn seine Turnschuhe verloren hat oder zum Klassensprecher gewählt wurde. Lauras Tipps können aber nicht nur Erstklässler, sondern auch Erwachsene extrem gut gebrauchen.

Zum Beitrag von Heute ist Musik

Laura ist eine scoyo-ELTERN!-Blog-Award-Finalistin 2018. Die Siegerinnen werden von den LeserInnen gewählt. Hier für ihren Text abstimmen.

#6: Ich wünsche mir eine Kultur des Fragestellens, schreibt ’x-mal anders sein’

© x-mal anders sein | Anne steht kurz davor, ihre Tochter in die Grundschule zu entlassen. Sie setzt viel Vertrauen in die Pädagoginnen ihres Kindes, schreibt sie in ‘Vom Kindergarten in die Schule’. Oder vielmehr muss sie das Vertrauen haben, um dem Schulstart positiv entgegenblicken zu können. Denn Anne weiß auch um die Probleme des Bildungssystems. Allzu oft werden Schüler als Einheitsmasse betrachtet. Wahrscheinlich stimmt sie deswegen nicht ganz so enthusiastisch mit ein, wenn ihre Tochter fröhlich vom Schulanfang singt.

Zum Beitrag von x-mal anders sein

#7: Rückstellungsempfehlng oder warum der Umgang mit Mutter und Kind ‘Herzenskinderliebe’ sprachlos macht

© Herzenskinderliebe | Vanessa ist sich sicher: Eine Einschulung kommt in diesem Jahr für ihre Tochter nicht infrage. Doch bis die offizielle Rückstellungsempfehlung unterschrieben ist, war es ein langer Weg. Und immer wieder wurde ihr die Kompetenz abgesprochen, zu wissen, wozu ihr Kind fähig ist. Aber Vanessa wird auch in Zukunft nicht aufgeben. In ihrem Beitrag „Weil jedes Kind mit Freude lernen dürfen soll“ nimmt sie den Leser mit auf ihre beschwerliche Reise, deren Ende leider noch nicht in Sicht ist.
 

Welche Gedanken haben Sie zur Einschulung Ihres Kindes? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!

Wenn Eltern bei den Hausaufgaben helfen – ein Plädoyer für mehr Selbstständigkeit

Katharina Looks

Sollten Eltern bei den Hausaufgaben helfen? Diskussion auf dem 2. scoyo-Elternabend
© WavebreakMediaMicro – Fotolia.com

Viele Eltern setzen sich jeden Nachmittag mit ihren Kindern an den Tisch und helfen bei den Hausaufgaben. Doch wie sinnvoll ist das eigentlich? Darüber diskutierten unsere Experten auf dem 2. scoyo-Elternabend.

Sollten Eltern bei den Hausaufgaben helfen?

4 Experten diskutierten darüber auf dem 2. scoyo-Elternabend: 

Daniel Bialecki (Geschäftsführer von scoyo): Uns hat gerade eine Frage auf Twitter erreicht: Wie kann ich meine Tochter motivieren? Sie ist nur voll dabei, wenn es spannend ist, sonst liest sie Bücher unter der Bank. Ihre Noten liegen zwischen 1 und 2, Hausaufgaben macht sie keine.

Béa Beste (Bildungsunternehmerin):

Ich würde sagen: völlig gelassen bleiben und es als Phase sehen. Ich würde aber mit dem Kind über Respekt reden, darüber, dass der Lehrer ein Mensch ist, der versucht, etwas zu erklären. Zu oft werden Lehrer als Monster angesehen. In diesem Zusammenhang habe ich auch oft das Thema „Sauklaue“ thematisiert: überleg dir mal, ein Lehrer sitzt da, ist abends übermüdet, und jetzt kriegt er noch so eine Sauklaue und muss das noch korrigieren …

Christian Füller (Journalist):

Aber ich kann doch zu meinem Kind nicht nur sagen, es soll ordentlich schreiben. Und wenn es nicht ordentlich schreibt? Z. B. weil Schreiben Lernen einfach nicht mehr die Disziplin ist, die es mal war? Ich habe z. B. mit meinen Söhnen auch keine positive Lernbeziehung. Wenn ich ihnen bei den Hausaufgaben helfe, dann streiken die total. Wie kann man Eltern an dieser Stelle helfen?

Hilft eine gute (Lern-)Beziehung auch beim Thema Hausaufgaben?

Daniel Bialecki: Diese Frage kam auch per E-Mail. Thema (Lern-)Beziehung richtig aufbauen. Entschuldigung, wie soll das denn gehen? Das ist realitätsfern und ein sehr heftiger Anspruch an die Eltern. Ist das nicht die Aufgabe der Lehrer?

Béa Beste: 

Ja und nein. Es kommt immer darauf an, ob das Kind jung oder alt ist. Natürlich kriege ich das als Eltern mit einem jüngeren Kind besser hin.

Ich empfehle hier, ganz viel zu spielen, und zwar nur das, was Spaß macht. Spielen in ganz weitem Sinne. Dazu gehört zum Beispiel auch, gemeinsam zu kochen. Dabei baut man eine gute Lernbeziehung auf. Und dann kommen die Themen Lernen und Hausaufgaben. Ich gebe zu, das kann zum Problem werden.

Hier gibt es eine Fülle von Tricks, die man anwenden kann. Aber das Grundproblem ist, dass man nicht locker und heiter genug ist, der Stress fängt an und man hat tausend andere Dinge im Kopf – und dann noch bei den Hausaufgaben helfen …

Schnell hat man ein Knäuel von Stress im Haus und muss schauen, wie man dieses Knäuel wieder auseinanderbekommt: zum Beispiel mit Humor, mit Liebe, mit Gelassenheit.

Woher nehme ich die Zeit, um bei den Hausaufgaben zu unterstützen?

Daniel Bialecki: Wirtschaft und Politik fordern immer mehr, dass Eltern möglichst beide arbeiten, so früh wie möglich, so lang wie möglich. Haben Eltern überhaupt die Zeit, eine solche Lernbeziehung aufzubauen?

Béa Beste: 

Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Bei Zeit ist die Frage auch nicht, wie viel, sondern, wie gut. Ich habe immer gearbeitet und immer geguckt, dass die Zeit, die ich mit meinen Kindern verbringe, entspannt und voller Humor ist. Und auch das hat wieder mit dem Knäulchen Stress zu tun. Man muss sich einfach fragen: „Muss ich wirklich viel machen, ihnen immer beim Lernen helfen, oder reicht es, das zu finden, was uns Spaß macht?“ Man kann Kinder auch oft sehr gut in Haushaltstätigkeiten einspannen. Es bedarf eines Quantums an Kreativität, diese Zeiträume zu finden, sie auszunutzen, und zwar mit Heiterkeit, so dass möglichst kein Stress aufkommt.

Zusatz von Klaus Wenzel (Präsident des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands):

Das Thema Lernbeziehung gehört nicht in den familiären Bereich. Hier müssen es viel eher menschliche, emotionale Beziehungen sein. 

Béa Beste:

Ich meine mit Lernbeziehung nicht: Kind wir setzen uns jetzt zusammen hin und machen Hausaufgaben, sondern: Kind, komm, wir finden zusammen was raus, wir sind neugierig. 

Christian Füller:

Das habe ich am Anfang auch gemacht. Aber in dem Moment, wo eine Matheaufgabe vor dir steht oder im Geografiekurs die Arabische Halbinsel auswendig gelernt werden muss, kann ich mich nicht mehr hinsetzen und sagen: „Lass uns doch gemeinsam einen Turban aufsetzen.“ Nein, das funktioniert nicht. Er muss wissen, wo Wüste und Meer sind. Es geht dann darum, wie ich in kurzer Zeit etwas vermitteln kann.

Hausaufgaben helfen Kindern, selbstständig zu arbeiten

Nicole Tschirner (Bloggerin): Ich denke, dass der Schlüssel darin liegt, die Kinder ein Stück weit zur Selbstständigkeit zu führen: Dass ich nicht ständig dabei sein muss, kontrolliere und bei den Hausaufgaben helfe. Man sollte dem Kind die Freiheiten lassen. Bei uns funktioniert das recht gut, da ich weiß, dass sie sich wirklich an ihren Tisch setzt und ihre Hausaufgaben macht. Und: Sie macht sie so, dass sie selbst zufrieden ist, und nicht so, dass sie mich zufrieden macht. Und das ist doch das eigentliche Ziel. Wir sollten nicht immer da stehen und Druck ausüben – das ist Gift für jede Beziehung.

Bis zu welchem Alter bei den Hausaufgaben helfen?

Daniel Bialecki: Eine Mutter mit einer Tochter in der 5. Klasse fragt uns gerade per E-Mail, ob es eine Altersgrenze bei der Hausaufgabenbetreuung gibt. Ob die Eltern die Hausaufgaben auch wirklich kontrolliert haben, wird bei ihr per Hausaufgabenplaner kontrolliert. Das müssen die Eltern dann unterschreiben.

Klaus Wenzel:

Ich halte das für sehr problematisch. Hausaufgaben sind ohnehin ein Streitthema unter Pädagogen. Es gibt sehr sinnvolle Hausaufgaben, aber es gibt auch Hausaufgaben, die nichts anderes sind als eine sehr subtile Form der Freiheitsberaubung – für die Kinder und manchmal auch für die Eltern. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder im Laufe der Schulzeit selbstständig werden, dann müssen wir sie auch in diese Selbstständigkeit entlassen. Und dann müssen wir sie auch für sich selbst Verantwortung übernehmen lassen. 

Einen Fünftklässler noch zu kontrollieren, ob er seine Hausaufgaben gemacht hat – da ist irgendwas schiefgelaufen. Ich habe immer dafür plädiert, dass selbst Erstklässler für ihre Hausaufgaben selbst zuständig sind.

Gerade am Anfang sollten Eltern bei den Hausaufgaben eher unterstützen als helfen

Klaus Wenzel:

Wichtig ist, dass wir gerade bei Schulanfängern Hilfen anbieten, damit sie diesen vermeintlichen Wust an Hausaufgaben strukturieren können. Und ich habe das bei unseren Söhnen immer so gemacht, dass ich gefragt habe: „Habt ihr was auf?“ – „Ja eine ganze Menge.“ Und dann habe ich gesagt: Nehmt euch kleine Kärtchen, schreibt das Fach darauf und versucht abzuschätzen, wie viel Zeit ihr für jeden Teil braucht. Dann haben sie angefangen und gesehen, ob die Zeit reicht oder nicht. Beim nächsten Mal konnten sie es dann schon besser abschätzen.

Hausaufgaben sind Aufgaben der Kinder! 

Klaus Wenzel:

Das heißt, wenn Hausaufgaben einen Sinn haben, dann u. a. den, dass Kinder schrittweise lernen, ihre Aufgaben als ihre Aufgabe zu empfinden und sich nicht darauf zu verlassen, dass Mama und Papa schon noch einmal drüberschauen und mich dann schon auf Fehler aufmerksam machen. Oder sie erinnern mich daran, dass ich überhaupt die Hausaufgaben machen soll. 

Aber auch hier haben wir im Grunde die gleichen Strukturen wie vor 50, 60 Jahren. Es ist wenig überlegt worden, ob Hausaufgaben in einem Zeitalter, wo es auch gehen könnte, dass Kinder sich im Internet Informationen holen, immer noch die gleiche Funktion haben dürfen und müssen.

Wie können sich Eltern gegen die verpflichtende Hausaufgabenkontrolle wehren?

Daniel Bialecki: Nun weiß die Mutter, dass es nicht im Sinne des Erfinders ist, dass Hausaufgaben bis zur 5. Klasse kontrolliert werden. Was würden Sie ihr raten, was sie tun soll?

Klaus Wenzel:

Wenn es meine Tochter wäre, dann würde ich völlig unaufgeregt die Lehrerin anrufen und fragen, ob sie mal eine halbe Stunde Zeit hat. Ich würde sie fragen, was sie damit beabsichtigt. Es könnte ja sein, im günstigsten Fall, dass die Lehrerin sagt, das habe ich mir noch gar nicht so überlegt, dass selbstständig zu werden nicht eine Frage des 18. Lebensjahres ist, sondern dass man das bereits in der 5. Klasse fördern muss.

Ich glaube, viele Missverständnisse könnten geklärt werden, wenn wir den unkomplizierten Dialog zwischen Elternhaus und Schule suchen. Mit „unkompliziert“ meine ich, dass wir nicht nur dann an die Schule appellieren oder uns an die Schule wenden, wenn irgendetwas nicht stimmt, und dass der Lehrer nicht nur dann zuhause anruft, wenn irgendetwas schiefgelaufen ist.

Ich habe einmal als Lehrer eine Mitteilung an Eltern geschrieben, da stand drauf: „Ich freue mich, dass Thomas in den letzten drei Wochen solche Fortschritte macht. Ich freue mich, dass er Ihre Unterstützung bekommt, und ich bin sicher, dass er dieses Schuljahr gut schaffen wird.“ Am Anfang waren die Eltern völlig entsetzt und haben gefragt, was der Thomas denn angestellt hätte. Und ich habe gesagt: „Nichts. Er ist gut dabei.“

Wir müssen auch die Eltern offensichtlich erst daran gewöhnen, dass wir als Schule positive Rückmeldungen an die Schüler geben wollen, dass wir ihnen als Schatzsucher mitteilen, was sie alles können. Ich, als einer, der selbst 23 Jahre lang Lehrer ausgebildet hat, plädiere dafür, dass wir nach dem Positiven suchen, dass wir jungen Menschen mitteilen, was sie schon alles können, und dass wir ihnen dabei helfen, etwaige Schwächen dann auch auszugleichen.

Die Diskussion als Video: Auszug aus dem 2. scoyo-Elternabend

Ihre Meinung: Tweets zum Thema Hausaufgaben

Auch bei Twitter wurde fleißig zum Elternabend gepostet. Eine Auswahl zum Thema Hausaufgaben:

Online für die Schule lernen – so geht´s!

Katharina Looks

Kinder sind fasziniert vom Lernen mit digitalen Medien, denn sie bergen enorme Möglichkeiten
© Luminastocksy.com

Apps, Lernplattformen, Videos – es gibt haufenweise Möglichkeiten, wie Kinder online für die Schule lernen können. Wir zeigen, welche Wege wann am erfolgreichsten sind und worauf Eltern achten sollten.

Mit Tablet und Smartphone lässt sich wunderbar spielen, keine Frage. Gleichzeitig kann man mit ihnen aber auch sehr effektiv lernen (mehr: Online lernen: Vorteile für Schüler und worauf Eltern achten sollten). Doch wer im Netz danach recherchiert, wie und wo Kinder online für die Schule lernen können, fühlt sich meist erschlagen von der Fülle an Angeboten.

Deshalb haben wir die wichtigsten Lernangebote für Kinder einmal genauer betrachtet und zeigen Ihnen, in welcher Situation welches Medium das Beste ist.

Inhalt dieses Artikels:

1. Lern-Apps: Unterwegs und zwischendurch online für die Schule lernen

Der Begriff “App” ist eine Kurzform für das englische Wort “Application”. Dahinter verbergen sich kleine Programme, die sich auf mobilen Geräten, aber auch Computern installieren lassen. Das Spektrum reicht von ersten Bildrätseln über Vokabeltrainer bis hin zu Anwendungen mit Übungen für Prozent- oder Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Über Updates lassen sich Inhalte und Software regelmäßig aktualisieren, sofern der Anbieter die App weiterentwickelt. Es gibt sowohl kostenfreie als auch kostenpflichtige Angebote, mit denen Kinder online für die Schule lernen können. Diese sind über die verschiedenen App-Stores erhältlich.

Eine erste Übersicht finden Eltern unter bestekinderapps.de. Auf klick-tipps wird jeden Monat eine Liste mit sicheren Kinderapps aktualisiert, die von Medienexperten empfholen wurden. Hier lässt sich auch nach verschiedenen Suchkritierien filtern. 

Wann macht es Sinn, mit Apps online für die Schule zu lernen?

Mit Apps zu lernen, kann richtig Spaß machen. Zwischendurch ein paar Vokabeln auffrischen oder die Mathe-Übungen nochmal durchgehen und das alles auf dem coolen Smartphone oder Tablet – tolle Sache. Meistens wird sich hier aber auf das Sofa gelümmelt oder unterwegs gelernt, oft zwischen Tür und Angel. Für intensives Lernen, z. B. für Klassenarbeiten, sind Apps daher weniger geeignet. Vielmehr können Kinder mit ihnen den Stoff weiter vertiefen und ihn in einem anderen Umfeld lernen. 

Gleichzeitig gibt es schöne Apps, die “zwischen den Zeilen” Lerninhalte vermitteln: Puzzle, Malbücher, Spiele … die Liste ist lang. 

► Hier ein paar Tipps für gute Apps: die besten Kinder-Apps

Aber Achtung: Eltern sollten sich gerade am Anfang mit ihren Kindern hinsetzten und sie bei den ersten Schritten begleiten. Auch Regeln für die Mediennutzung sind wichtig, weil Kinder ihren Konsum selbst noch nicht gut regulieren können.

Wie sinnvoll sind Apps im Vorschulalter?

Beispiel aus dem Alltag: Hochkonzentriert wischt die fünfjährige Anna über das iPad ihrer Mutter Martina, sortiert Balken der Größe nach und erfreut sich an den Tönen, die erklingen, wenn sie mit dem Finger darauf tippt. Kirsten, eine Freundin von Martina und ebenfalls Mutter, fragt erstaunt: „Ist sie dafür nicht noch zu jung?“

Martina bekommt sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie Anna oftmals dann ihr Tablet überlässt, wenn sie einmal Ruhe haben will. Ganz sicher ist sie sich auch nicht, ob ihre Tochter in ihrem Alter nicht lieber mit anderen Dingen spielen sollte. Andererseits ist ihr Kind selten mit so viel Begeisterung und Konzentration bei der Sache wie beim Spielen mit dem Tablet.

scoyo-TIPP: Keine Frage, im Vorschulalter haben Kinder genug damit zu tun, die Welt mit ihren Sinnen direkt zu entdecken. Grundsätzlich brauchen sie in dieser Zeit keine Medien, um zu lernen. Andererseits sind Tablets oder das Smartphone der Eltern Teil ihrer Umwelt, die sie erkunden. Solange es nicht zur Regel wird, ist nichts dagegen einzuwenden, dass Ihr Kind sich hin und wieder mit ausgewählten Apps beschäftigt.

2. Online-Lernplattformen: Eigenständig und motiviert für die Schule lernen

Eine Lernplattform ist ein geschlossener Raum im Netz, in dem verschiedene Angebote für Schülerinnen und Schüler abrufbar sind.

Wann macht es Sinn, auf speziellen Lernplattformen online für die Schule zu lernen?

Multimedial, aktuell, interaktiv: Kinder lernen gern mit digitalen Medien
© Markus Bormann – Fotolia.com

Um Kinder zum Lernen zu motivieren sollte eine Online-Lernplattform anders aufgebaut sein, als das Schulbuch. So hilft die Plattform dabei, den Schulstoff auf andere Art und Weise näher zu bringen. Mehr Infos dazu: Lernbegleitung vs. Nachhilfe

Bei scoyo ist der Schulstoff der Klassen 1-7 in kindgerechte Online-Lerngeschichten verpackt, die von Experten entwickelt wurden. In interaktiven Übungen und Tests können die Schüler ihr Wissen auf die Probe stellen.

Kann ich mein Kind allein online lernen lassen?

Beispiel aus dem Alltag: Max ist gerade in die dritte Klasse gekommen. Er geht gerne zur Schule und kommt ganz gut mit. Im letzten Jahr lag er mit den Ergebnissen seiner Tests in Mathe und Deutsch immer im Mittelfeld. Für das kommende Jahr möchte er seine Ergebnisse verbessern, denn am Ende der dritten Klasse wird er zum ersten Mal ein Zeugnis bekommen. Sein Vater Klaus hat gehört, dass es im Internet Angebote gibt, mit denen Kinder für verschiedene Fächer eigenständig lernen können. Das ist ihm wichtig, weil er und seine Frau die freie Zeit mit ihrem Sohn nicht mit Lernen verbringen möchten – wirkliche Probleme hat Max ja nicht in der Schule.

scoyo-TIPP: Eltern, die ihre Kinder eigenständig lernen lassen, unterstützen sie damit doppelt: Zum einen üben sich die Kinder darin, sich selbst zu organisieren und selbstständig zu arbeiten. Zum anderen sind sie in der Schule aufmerksamer, wenn sie sich nicht darauf verlassen, dass ihre Mutter oder ihr Vater am Nachmittag alles noch einmal erklärt.

Wenn Sie Ihr Kind alleine lernen lassen, ist es umso wichtiger, vorab die Qualität des Lernangebots zu prüfen. Stellen Sie auch sicher, dass Ihr Kind Feedback erhält, motiviert wird und sich mit Inhalten beschäftigt, die aktuell für die Schule relevant sind.

3. Kinderinternetseiten: Online recherchieren

Das Netz ist voll von Seiten, die kindgerechte Inhalte präsentieren. Achten Sie dabei immer auf den Absender der Informationen und gehen Sie sicher, dass es sich um werbefreie Angebote handelt. (Mehr: Qualität von Online-Lernangeboten beurteilen)

Wann macht es Sinn, mit Kinderseiten online für die Schule zu lernen?

Mit den Internauten reisen Kinder auf verschiedene Planeten
© Internauten.de

Für die ersten eigenen Recherchen empfehlen sich die Kindersuchmaschinen und Einstiegsseiten Frag-Finn und Blinde-Kuh. Der Verein Internet-ABC hat einen hilfreichen Leitfaden zusammengestellt, der Kinder bei den ersten Schritten in der Online-Recherche begleitet und zeigt, wie Kinder online für die Schule lernen können.

Zudem gibt es Webseiten wie internauten.de, die Kindern, Eltern und Lehrern umfassende Anleitungen für den Umgang mit dem Netz geben.

► Noch mehr Tipps für gute Seiten: Die besten Kinderinternetseiten

Worauf muss ich achten, wenn mein Kind online recherchiert?

Beispiel aus dem Alltag: Die neunjährige Lisa soll für die Schule ihr erstes Referat ausarbeiten. Das Thema: Wie ernähre ich mich gesund? Die Lehrerin hat ihr empfohlen, Informationen dafür auch im Internet zu suchen. Lisa hat bislang keine Erfahrungen mit der Online-Recherche und bittet ihre Mutter Sarah um Hilfe. „Hat Frau Schulze euch denn auch gesagt, wo du recherchieren sollst?“, fragt Sarah ihre Tochter. Lisa zuckt mit den Schultern. Sarah setzt sich mit Lisa an den Rechner und fragt sich, wo sie anfangen soll.

scoyo-TIPP: Informieren Sie sich, wie Sie kindgerechte Seiten im Netz finden, bevor Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind im Internet auf die Suche machen. Planlos zu surfen wird immer dann problematisch, wenn Sie dabei auf Seiten stoßen, die für Kinder nicht geeignet sind. Sprechen Sie auch die Lehrer an: Wenn von den Schülern erwartet wird, dass sie Informationen im Netz recherchieren, so sollte die Online-Suche auch im Unterricht thematisiert werden.

4. Online-Videos: Schulstoff wiederholen

Lernvideos können Schülerinnen und Schüler unter bestimmten Umständen darin unterstützen, den Lernstoff online zu wiederholen, wenn sie in der Klasse nicht mitgekommen sind.

Dafür ist es aber wichtig, dass sich die Eltern vorab genau informieren, wer für den Inhalt verantwortlich ist und wie es mit der Qualität des Angebots aussieht – das muss für jeden Film neu geprüft werden. Eine Checkliste finden Sie in unserem kostenlosen Ratgeber Lernen im Internet.

Angesichts der Bandbreite verschiedener Videos im Netz ist es kaum möglich, einen wirklichen Überblick zu gewinnen. Einige Anbieter von Lernvideos haben sich auf bestimmte Fächer oder Themen spezialisiert und bieten die Filme zum Teil kostenpflichtig an. 

Eine aktuelle, fundierte Auseinandersetzung mit Lernvideos findet sich in der Masterarbeit von Alexander Becher, TU Dresden. Becher hat Lernvideos für Mathematik und Englisch unter verschiedenen Aspekten geprüft und ab Seite 73 seiner Arbeit eine Übersicht erstellt.

Wann macht es Sinn, mit Videos online für die Schule zu lernen?

Der Vorteil von Lern-Videos liegt auf der Hand: Die Schüler haben die Möglichkeit, den Film anzuhalten, wenn sie etwas nicht verstanden haben, zurückzuspulen und zu wiederholen. 

Der Nachteil: Beim reinen Zuschauen verbleiben die Lernenden in der passiven Situation des Betrachters und können keine individuellen Fragen stellen. Die motivierende Wirkung tendiert dabei gegen Null, wenn keine Interaktivität möglich ist.

Wie sicher sind Lernvideos auf YouTube?

Beispiel aus dem Alltag: Die elfjährige Rebecca hat Probleme im Matheunterricht. Ihre Mutter hat von Freunden gehört, dass es Lernvideos auf YouTube geben soll, die einzelne Bereiche der Mathematik für Schüler erklären. Sie fragt sich, wie sie diese Filme findet, und ob ihrer Tochter wirklich geholfen ist, wenn sie sich Videos ansieht.

scoyo-TIPP: Wer auf YouTube recherchiert, wird dort in jedem Fall fündig. Allerdings müssen sich Eltern bewusst machen, dass sich ihre Kinder hier auf einer ungeschützten Plattform bewegen. Jeder kann Videos einstellen – ob die in diesem Fall kostenlosen Inhalte richtig sind, kann nicht garantiert werden. Das sollten Eltern immer genau prüfen.  

Außerdem könnten Kinder zu den Videos zum Teil üble Kommentare finden – und das gesamte YouTube-Universum mit Filmen, die Kinder noch nicht sehen sollten, ist nur einen Klick weit entfernt. Eltern sollten deshalb aufmerksam verfolgen, was sich ihr Kind ansieht. Sollte ein junger Nutzer doch auf verstörende Inhalte treffen, kann ein offenes Gespräch weiterhelfen.

Die Werbung, die bei vielen YouTube-Videos eingespielt wird, ist auch ein großes Thema, mit dem sich Eltern auseinandersetzen sollten. Kinder können nicht von Anfang an zwischen werblichen und redaktionellen Inhalten unterscheiden. 

► Mehr Infos dazu: Gefahren im Internet

5. Lernspiele: Spielerisch für die Schule üben

Es gibt viele tolle Webseiten für Kinder – man muss sie nur kennen …
© MNStudio – Fotolia.com

Lesen Sie die Produktbeschreibungen sehr genau und achten Sie darauf, ob das Angebot auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und von Pädagogen oder Lernpsychologen mit entwickelt wurde. Wichtig ist auch, dass sich die Inhalte an den Lehrplänen der Bundesländer orientieren und damit den wichtigen Schulstoff abdecken.

Lernen mit Computerspielen – sinnvoll oder nur Zeitvertreib?

Beispiel aus dem Alltag: Der zehnjährige Moritz kommt zurück von seinem Freund Hannes, der zum Geburtstag ein neues Computerspiel von seinem Onkel geschenkt bekommen hat. Moritz durfte gleich mitspielen und hat zusammen mit seinem Freund kniffelige Matheaufgaben gelöst. Jetzt möchte er auch so ein Spiel haben. Sein Vater Markus hat Vorbehalte, wenn er nur das Wort „Computerspiele“ hört. „Ich möchte nicht, dass ich dich zukünftig gar nicht mehr vom Rechner wegbekomme, weil du nur noch an der Kiste herumdaddelst“, sagt er.

scoyo-TIPP: Auch wenn Sie selbst als Eltern strikt dagegen sind: Ihr Kind wird seine Erfahrungen mit Computerspielen machen – wenn nicht zu Hause, dann bei Freunden. Computerspiele sind grundsätzlich weder reiner Zeitvertreib noch machen sie zwangsläufig süchtig.

Einige sind sogar gut geeignet, Kinder zum Lernen zu motivieren. Verschaffen Sie sich deshalb einen Überblick, lernen Sie gute Lernspiele von Games zu unterscheiden, mit denen Kinder nur Zeit vertreiben. Behalten Sie im Auge, was Ihr Kind spielt und wie viel Zeit es damit verbringt. Suchen Sie gemeinsam Spiele aus und testen Sie sie zusammen – so bleiben Sie mit Ihrem Kind in Beziehung.