Wer das Leben einer Familien organisieren muss, braucht viele Talente: Erstmal natürlich sollten clowneske Fähigkeiten wie das Jonglieren nicht fehlen. Das müssen Eltern nämlich tagtäglich, mit Terminen, Bedürfnissen und Ansprüchen von Familienmitgliedern, Schule, Arbeit und Co. Eine schnelle Auffassungsgabe und Mathemathikkenntnisse helfen beim Errechnen von Einnahmen, Ausgaben, Rabatten beim Einkaufen oder beim Ausfüllen von Steuerformularen. Wer richtig talentiert oder geübt ist, errechnet sich vielleicht ein dreiminütiges Zeitfenstern für einen kurzen Power-Nap.
Spaß beiseite: Einen Familienalltag zu organisieren, so dass alles einigermaßen rund läuft, ist nicht einfach. Dank des digitalen Fortschritt und immer ausgefeilterer Technik gibt es aber immer mehr kleinere und größere Erfindungen, die den Alltag erleichtern, Kommunikation und Organisation vereinfachen, Aufgaben übermehmen. In unsere Reihe “5 digitale Helfer im Familienalltag” stellen wir die Eltern-Favoriten vor.
Familienmanagement im digitalen Zeitalter mit Daniel Bialecki
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1. Digitales Rezepte-Best of: Evernote
Job: Rezepte-Vorratsdatenspeicher als digitales Notizbuch in Evernote
Einsatzgebiet: Füllt die gelegentlich große Leere bei der Frage: Was kochen wir heute?
Superkraft: Vergisst nichts und offenbart beim Durchstöbern in Vergessenheit geratene Highlights. Und: Es kann jederzeit und überall problemlos erweitert werden.
2. Es werde Licht: WLAN-Lampen
Job: sanfter Wecker und schalterfreier Beleuchter
Einsatzgebiet: Macht Licht in allen wichtigen Räumen, von bunt bis einfach, ob wir da sind oder nicht.
Superkraft: Kann exakt auf Helligkeit und Farbe angepasst werden, bis das Licht zur Stimmung passt. Weckt müde Familien mit sanftem Sonnenaufgang statt schrillen Tönen.
Kostet: ca. 70 Euro pro Birne (hält dafür aber ewig, angeblich)
3. Privater Datenschatz im Keller: Synology
Job: Fotos & Musik speichern, Dateien sichern und überall zugänglich machen
Einsatzgebiet: Sichert unsere Fotos und anderes Wichtiges – im Keller, nicht in der Cloud. Bietet auch einen Familienkalender, synchronisiert also unsere Termine.
Superkraft: Kann Bilder vom Smartphone automatisch auf die Platte sichern, sobald man im heimischen WLAN ist. Das spart mal richtig Zeit und man hat das Thema aus dem Kopf. Gut, sortieren muss man trotzdem selber …
4. Digitaler Lernbegleiter: scoyo
Job: lehrplanorientiertes, ernsthaftes Lernen, das Spaß macht
Einsatzgebiet: Wenn andere Blicke auf trockene Schulstunden notwendig sind oder üben mit Stift und Zettel nicht mehr kickt.
Superkraft: Motiviert zum Lernen und Schulstoff Üben. Ich mache scoyo schon länger als ich Kinder habe, daher war Zusammentreffen von scoyo und Kind 1 spannend … funktioniert das echt, also quasi am eigenen Leib? Ich war direkt ein wenig aufgeregt. Aber: umsonst, die beiden mögen sich.
5. Bei allem Wenn und Aber, zur Hölle, ja: WhatsApp
Job: unverzichtbarer Raum- & Zeit-Überbrücker und Synchronisator
Einsatzgebiet: Abstimmungen. Wer holt wen wann? Fehlt was?
Superkraft: Nimmt sich spontanen Eingebungen genauso an wie Vergessenem oder Nicht-Gesagtem. Da wir nicht so die Vorausplaner am Küchentisch sind, ist das schon sehr wichtig. Und warum WhatsApp? Weil es jeder hat und die Familienorganisation und -abstimmung nun mal mehr als nur den engsten Kern beinhaltet.
Über Daniel Bialecki
Daniel Bialecki
Dreifach-Vater und scoyo Geschäftsführer
Der gelernte Diplom-Ingenieur ist seit 13 Jahren im Bereich der digitalen Wissensvermittlung tätig. Den dreifachen Vater beschäftigt vor allem, wie man Kindern den Spaß am Lernen erhalten kann. Gemeinsam mit Pädagogen und renommierten Geschichtenentwicklern baute er von 2007 bis 2009 die virtuelle Lernumgebung von scoyo mit auf. Seit 2014 ist er Geschäftsführer des Unternehmens.
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Woher kommt das Gefühl “Wut”?
Wut entsteht häufig, wenn wir in einer Erwartung enttäuscht werden. „Ich hatte mich schon so darauf gefreut …” „Ich hatte mir das schon so schön ausgemalt …” Solche Situationen kennen Erwachsene auch – und nicht alle haben im Laufe ihres Lebens gelernt, damit umzugehen. Eigentlich immer ist bei einem wütenden Kind das Gefühl, nicht verstanden zu werden, im Spiel. Zusätzlich fühlen sich Kinder oft benachteiligt, zurückgesetzt, ungerecht behandelt. Insbesondere wenn sie keine Möglichkeit sehen, diese Gefühle zu äußern, entsteht ein Gefühl von Ohnmacht, das dann zu der buchstäblich ‘ohnmächtigen Wut’ führen kann.
Was Eltern tun sollten, wenn sich ein Wutanfall ankündigt
Vergessen Sie Boxsäcke – es sei denn Sie wollen, dass Ihr Kind boxen lernt. Und vergessen Sie Sätze wie „Du musst die Wut rauslassen”. Dieser Rat ist ungefähr genauso sinnvoll, wie an einem Freitag, den 13., vorsichtshalber im Bett zu bleiben, damit keine Katastrophe passiert. Studien haben klar gezeigt, dass es keinerlei Vorteil bietet, einen Wutanfall laufen zu lassen. Es geht niemandem besser dadurch. Im Gegenteil. Aggressionen nehmen eher zu. Früher hieß es z. B., dass Jugendliche (und nicht nur die) sich im Fußballstadion “abreagieren” sollten, damit sie anschließend im Alltag wieder friedlich sind. Die Realität sieht genau entgegengesetzt aus: Brennende bengalische Lichter, Feuerwerkskörper, Schlägereien … Das sind keine Zeichen von Ausgeglichenheit, oder?
Wutanfall – was tun? In 3 Schritten zur Beruhigung:
Man sollte einen Wutanfall so früh wie möglich stoppen. Bei den ersten Warnzeichen einschreiten, sodass das Kind gar nicht erst richtig hochfährt. Wie Eltern das schaffen können? Das lässt sich in 3 Schritten erreichen:
- Dem Kind wirklich zuhören und es ernst nehmen, insbesondere seine Gefühle.
- Ggf. mit dem Kind Ideen oder Schritte entwickeln, wie sein Problem gelöst werden kann, damit es ihm besser geht.
- Dem Kind Möglichkeiten zum Schaukeln anbieten.
(Falls der Wutanfall schon begonnen hat, weil Sie die Warnzeichen vielleicht nicht bemerkt haben oder alles sehr schnell ging, drehen Sie die Reihenfolge bitte um.)
Schaukeln tut gut gegen Wut
Falls Sie bei Punkt 3 gedacht haben, Sie hätten einen Druckfehler entdeckt – nö, alles gut! Sie haben gerade einen Weg kennen gelernt, der ebenso einfach wie wirksam ist bei Wut, Unaufmerksamkeit und Unausgeglichenheit. Durch Schaukeln und ähnliche Aktivitäten wird das Gleichgewichtsorgan angeregt, das im Innenohr sitzt. Es ist übrigens auch das Organ, das uns Reiseübelkeit beschert. Die Anregung des Gleichgewichtsorgans hat zwei segensreiche Auswirkungen: seelisch ausgleichend und aufmerksamkeitssteigernd. Das ist der Grund, warum wir Babies seit Jahrhunderten wiegen. Kleine Kinder drehen sich um sich selbst und finden das toll. Manchen kann sogar die Achterbahn nicht schnell genug sein. Es ist immer derselbe Effekt. Und diesen sollten Eltern sich zunutze machen. Es gibt viele geeignete Geräte, die klein genug sind, sodass man sie auch bequem in der Wohnung benutzen kann (Minitrampolin, Wackelhocker, Hängesessel, Wackelbrett, Schaukelstuhl usw.). Auch ein Bürodrehstuhl ist geeignet oder eine Hängematte. Kommt das Kind also bereits ‘geladen’ aus der Schule, schicken sie es erst einmal 10 Minuten auf die Schaukel. Erst dann macht es Sinn, über alles zu reden, was anliegt.
Klappt nicht? 3 speziellere Ursachen von Wutanfällen:
Es gibt noch drei Situationen, die nicht so ganz ins Schema passen:
Die erste Situation ist typisch für die 2-Jährigen: Sie wollen alles ‘alleine’ machen, können es aber in Wirklichkeit noch nicht und werden dann wütend (und zwar auf sich selbst), wenn etwas nicht gelingt oder sie etwas noch nicht schaffen. Hier ist eindeutig Geduld und Ermutigung, evtl. auch Trost, angesagt.
Die zweite Situation betrifft die Pubertierenden, deren Hormone genauso Achterbahn fahren wie ihre Gefühle. Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit sind in dieser Zeit normal. Mit Gelassenheit zu reagieren, ist auf Elternseite das Klügste, was sie tun können – in der Gewissheit, dass diese Zeit vorbeigehen wird und die Kinder nicht ewig in diesem Durcheinander der Gefühle bleiben (bis dann irgendwann die Wechseljahre einsetzen).
Der dritte Fall betrifft traumatisierte und auch depressive Kinder. Eine ständige Gereiztheit gehört hier zum Störungsbild. Zusätzlich haben viele traumatisierte Menschen keinen Zugang zu ihren Gefühlen. Ihr Verhalten ist für Außenstehende manchmal unverständlich und scheinbar zusammenhanglos, es ist nur vor dem Hintergrund der Traumatisierung erklärbar und erfordert fachkundige Unterstützung.
Gefühle sind ein unerschöpfliches und zentrales Thema zwischen Eltern und Kindern, denn letztlich bestimmen die Gefühle das Verhalten. Deshalb werden wir das Thema fortsetzen.
Über Susanne Egert
Susanne Egert ist Psychologische Psychotherapeutin, Verhaltenstherapeutin und EMDR-Therapeutin. Sie arbeitet seit vielen Jahren in einer großen Jugendhilfeeinrichtung, ist Autorin des Rendsburger Elterntrainings sowie des Rendsburger Lehrertrainings und hat unter anderem das Buch „Erfolgreich erziehen helfen. Elternarbeit in Jugendhilfe, KiTa und Schule. Ein Praxisleitfaden“ geschrieben. Außerdem bildet sie bundesweit Fachkräfte im Rendsburger Elterntraining, Rendsburger Lehrertraining und zu anderen Themen fort. Durch ihre langjährige berufliche Tätigkeit weiß sie, dass viele Konflikte zwischen Eltern, Kindern und Lehrern auf mangelndem Verständnis für den anderen beruhen. „Ich möchte dazu beitragen, dass Eltern und Kinder sich besser verstehen und ihnen dadurch das Leben ein bisschen erleichtern“, sagt die Psychotherapeutin. Seit 2015 ist Susanne Egert Mitglied im Beirat von scoyo.
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Alleine morgens Brötchen kaufen, mit Fremden sprechen, Vorträge vor einer großen Gruppe halten – für manche Kinder schier unüberwindbare Hindernisse! Zumindest in ihren Köpfen. In solchen Situationen möchte man als Elternteil das Selbstvertrauen seines Kindes stärken, weiß aber vielleicht nicht immer, was am besten zu tun ist. Durch unsere letztjährige scoyo-Umfrage wurde klar, wie wichtig dieses Thema für Eltern ist. Deswegen haben wir hier 7 Tipps zusammengestellt, wie Ihr kleiner Schatz mutig(er) werden kann.
7 Tipps, um das Selbstvertrauen Ihres Kindes zu stärken
Tipp 1: Dem Kind ein Vorbild sein
Der wohl wichtigste Tipp vor allen anderen: Seien Sie Ihrem Kleinen ein gutes Vorbild. Viele Kinder haben Angst davor, Fehler zu machen. Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass Fehler in Ordnung sind und man viel von ihnen lernen kann. Auch Angst zu haben ist etwas ganz Natürliches. Zeigen Sie Ihrem Sprössling, dass Sie auch mal Angst haben. Dabei geht es nicht um große Dinge, wie zum Beispiel einem Fallschirmsprung. Eher um die vielen kleinen, herausfordernden Unterfangen im Alltag, die Sie Ihrem Nachwuchs vorleben können. Ihr Kind lernt so von Ihnen und wird mutiger bei seinen eigenen Mutproben.
Tipp 2: Das Kind mutiger machen durch das Aussprechen von Gefühlen
Stärken Sie das Selbstvertrauen Ihres kleinen Lieblings dadurch, dass Sie mit ihm über seine Gefühle sprechen. Zeigen Sie damit, dass die Gedanken und Gefühle, die es beschäftigen, wichtig sind. Machen Sie ihm aber auch deutlich, dass Gefühle von Gedanken abhängig sind. Das bedeutet, dass positive Gedanken zu positiven Gefühlen führen. Fürchtet sich Ihr kleiner Nachwuchsschauspieler vielleicht davor, beim kommenden Theaterstück auf der Bühne zu stehen? Stellen Sie im Gespräch darüber doch einfach die schönen Dinge an der Herausforderung heraus (ein schönes Kostüm, es kann allen zeigen, wie gut es schauspielern kann…). Wenn es seine Sorgen erst einmal ausgesprochen hat, ist das Stück vielleicht gar keine so große Hürde mehr.
Tipp 3: Das Selbstvertrauen durch (richtiges) Lob stärken
Ihr Nachwuchs verdient Lob dafür, dass es etwas gemacht hat, besonders dann, wenn es nicht gelungen ist. Der Versuch und die Mühe sind das Entscheidende, nicht das Ergebnis. Aber Vorsicht, tappen Sie nicht in die Lobes-Falle! Loben Sie Ihr Kind besser für das eigene Verhalten und nicht unbedingt für Dinge, die es gut kann. Andernfalls besteht die Gefahr der Versagensangst: Wenn Ihr Kind Ihr Lob mit guten Ergebnissen verbindet, fürchtet es Ihre Enttäuschung. Lief das Sportspiel mal nicht so gut? Dann heben Sie einfach den tollen Einsatz Ihres Sprösslings hervor. Durch richtiges Loben können Sie das Selbstvertrauen stärken, besonders in Momenten, in denen Ihr Nachwuchs damit hadert.
Tipp 4: Selbstvertrauen stärken durch ein eigens gewähltes Hobby
Ist Ihr Kind mutig genug, sich einem neuen Hobby zu widmen? Wundervoll! Gut in etwas zu sein stärkt das Selbstvertrauen des Kindes ungemein. Es kann auch dabei hilfreich sein, mögliche schulische Rückschläge besser wegzustecken: Dann mangelt es eben in diesem Halbjahr vielleicht an der ein oder anderen guten Note. Dafür hat das eigene Team dieses Jahr den Mannschaftspokal nach Hause geholt. Gerade Mannschaftssport eignet sich übrigens sehr gut, um das Selbstvertrauen zu stärken. Anerkennung für den Einsatz seitens Gleichaltriger tut gut – und wird in den späteren Jahren umso wichtiger.
Tipp 5: Ermuten Sie Ihr Kind, neue Dinge auszuprobieren
Bald steht die erste Stunde im neuen Sportverein an oder gar ein Schulwechsel bevor? Das ist ganz schön aufregend, oder? Da kann sich ein mulmiges Gefühl schnell einschleichen. Aber so viel ist gewiss: Veränderungen sind normal. Ermuntern Sie Ihren Schatz dazu, sich diesen Veränderungen mit Zuversicht zu stellen. Überlegen Sie zuvor gemeinsam, was alles Schönes passieren kann. Und versichern Sie Ihrem Liebling, dass Sie ja immer da sind, wenn tatsächlich Hilfe vonnöten ist. Das Wichtigste ist, dass Ihr Kind eigene Erfahrungen macht! Was zählt, ist das Selbermachen, nicht das Ergebnis.
Tipp 6: Selbstvertrauen stärken durch das Wort “Nein”
“Nein” zu sagen ist für viele Kinder (und sogar manche Erwachsene) schwierig. Mutig genug zu sein, seinen eigenen Willen zu kennen und durchzusetzen, ist eine wichtige Eigenschaft. “Ja-Sager” sind schneller beliebt, weil sich unangenehme Aufgaben leicht auf sie ablagern lassen. “Nein-Sager” kommen vielleicht nicht immer so gut an, doch hören sie mehr darauf, was sie selber wollen und lassen sich nicht so stark von außen beeinflussen. Selbstvertrauen heißt eben auch, sich seiner eigenen Fähigkeiten und Wünsche bewusst zu sein. Deswegen ist es so wichtig, an den richtigen Stellen mal ablehnen zu können. Darum kann es auch nicht schaden, ein “Nein” von Ihrem Schatz bewusst zu akzeptieren. So kann Ihr Kind lernen, dass sein “Nein” auch eine Wirkung hat.
Tipp 7: Selbstbewusstes Auftreten üben
Haltung und Gang sagen viel über das Selbstbewusstsein eines Menschen aus. Wichtig wird die Haltung in der Schule zum Beispiel bei Vorträgen. Üben Sie mit Ihrem angehenden Klein-Rhetoriker, wie man in solchen Situationen nach außen hin mutiger wirken kann. Dinge, wie zurückgelegte Schultern, ein Blick nach vorne und direkter Augenkontakt wirken hierbei Wunder. Vielleicht stellen Sie sich einmal zusammen vor dem Spiegel und vergleichen selbst, was eine aufrechte Haltung für eine tolle Wirkung haben kann!
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Die wichtigste Voraussetzung, damit unsere Lieben selbstständig werden, ist das sogenannte “Urvertrauen”. Kinder müssen sich sicher sein, dass sie bedingungslos geliebt werden, unabhängig von Erfolg oder Misserfolg. So können sie mutig die ersten Schritte in Richtung Selbstständigkeit gehen.
Natürlich werden Kinder nicht von heute auf morgen selbstständig, doch schon früh beginnen sie, ihre eigenen Entscheidungen treffen zu wollen. Eltern begleiten ihre Kinder auf diesem Weg und müssen oft selbst lernen, sie immer ein Stückchen länger alleine laufen zu lassen.
“Kinder lernen, gute Entscheidungen zu treffen, indem sie Entscheidungen treffen, nicht indem sie Vorschriften befolgen.”
(Alfie Kohn, “Liebe und Eigenständigkeit – Die Kunst bedingungsloser Elternschaft”)
Unsere Tipps: So fördern Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes auf ganz natürliche Weise
1. Freiraum gewähren, entdecken lassen
Kinder brauchen Zeit und Raum, die eigene Fähigkeiten in der Umgebung auszutesten. Doch als Eltern machen wir uns natürlich Sorgen und haben Angst, dass unseren Kindern etwas passiert. Schnell rutscht dann mal ein “Nein” oder “Dafür bist du noch zu klein” über die Lippen.
Wir können versuchen, solche Entscheidungen bewusster zu fällen und die eigenen Ängste etwas zurückzunehmen – und zum Beispiel das Kind auf das Klettergerüst lassen, wenn es sich das selbst zutraut und wir ahnen, dass es das eigentlich schon alleine kann.
2. Eigeninitiative zulassen
Ihr Kind hat einen Vorschlag oder eine Idee? Wunderbar! Wer den Nachwuchs jetzt ernst nimmt, fördert Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein enorm. Besprechen Sie, inwiefern die kindlichen Vorstellungen umgesetzt werden können.
3. Eigene Erfahrungen machen lassen
Besonders kleine Kinder haben ihre ganz eigene Art und Weise, an Neues heranzugehen. Um die Selbstständigkeit Ihres Kindes zu fördern, lassen Sie es einfach rumprobieren – auch wenn es dadurch nicht alles “richtig” macht. (Und mal ehrlich: Was ist schon “richtig”? Am Ende können wir Erwachsenen noch viel durch unsere Kleinen lernen.)
4. Entscheidungen treffen lassen
Was möchte ich heute Anziehen? Wen möchte ich zu meiner Geburtstagsfeier einladen? Auch gute Entscheidungen zu treffen, will geübt sein: Wenn wir unseren Kindern öfter mal die Zügel überlassen – besonders bei Dingen, die sie selbst betreffen – lernen Sie das Schritt für Schritt.
Ja, oft geht es einfach schneller oder ordentlicher, wenn wir das eben selbst machen. Trotzdem: Nehmen Sie Ihrem Kind nicht Dinge ab, die es eigentlich schon allein kann. So kann Ihr Kind Dinge wie zum Beispiel Anziehen, Ausziehen, das Brot schmieren oder Schleifenbinden immer weiter perfektionieren und beherrscht diese irgendwann selbst so toll wie Mama und Papa.
6. Konflikte möglichst selbst lösen lassen
Auch das soziale Miteinander erfordert Selbstständigkeit. Solange die Kleinen nicht auch körperlich miteinander ringen und die Gefahr besteht, dass sie sich verletzen, sollten vor allem ältere Kinder eigenständig nach Lösungen in Konfliktsituationen suchen dürfen. Sie lernen, Kompromisse einzugehen, sich zu behaupten oder aber auch einmal zurückzustecken.
7. Verantwortung übertragen
Lassen Sie Ihr Kind im Haushalt helfen, machen Sie daraus vielleicht sogar schöne Rituale, wie gemeinsam das Abendessen vorzubereiten. Wenn Ihr Kind alt genug ist und/oder selbst den Wunsch hat, kann es auch mal den Einkauf, eine Mahlzeit oder einen Ausflug planen – natürlich darf der Nachwuchs entscheiden, was es zu essen gibt bzw. wohin die Reise geht. Super fürs Selbstbewusstsein! Auch die Verantwortung, das eigene Zimmer (mehr oder weniger) ordentlich zu halten, ist ein guter Schritt, die Selbstständigkeit von Kindern zu fördern.
8. Erfolgserlebnisse schaffen
“Yes, I can!” Wenn wir Aufgaben “bewältigen”, die herausfordernd aber machbar waren, durchströmt uns ein Glücksgefühl. Das gilt auch für Kinder. Wichtig: Lassen Sie Ihrem Nachwuchs die nötige Zeit.
9. Wut und Frust sind okay
Wenn etwas nicht gleich auf Anhieb klappt, bewahren Sie Ihr Kind nicht davor, zu “scheitern”. Es ist wichtig, dass es auch lernt, mit Misserfolgen umzugehen. Zeigen Sie dabei, dass negative Gefühle völlig okay und verständlich sind. So kann es lernen zu akzeptieren, dass nicht immer alles im ersten Anlauf funktioniert – und später einen neuen Versuch unternehmen.
10. Klare Absprachen treffen, Vertrauen zeigen
Wenn Ihr Kind etwas selbstständig machen möchte, das Ihnen etwas Unbehagen bereitet, zeigen Sie zunächst, wie gut Sie den Vorschlag/die Idee finden. Schaffen Sie aber auch klare Rahmenbedingungen, an die sich das Kind halten muss, damit es das ganz allein tun darf. Lassen Sie Ihr Kind zum Beispiel Wege alleine zurücklegen, sobald es alt genug ist und sich in seiner Umgebung sicher auskennt. Sprechen Sie Uhrzeiten ab, wann es zu Hause sein soll und was es im Falle einer Verspätung tut. Auch Hausaufgaben und Lernen sollten dem Kind mit zunehmendem Alter selbst überlassen werden, wenn die Rahmenbedingungen vorher gemeinsam festgelegt wurden.
11. Mut machen, auffangen
Machen Sie Ihrem Kind Mut und zeigen Sie ihm, dass Sie an es glauben. Und falls dann doch mal etwas schief geht: Trost und Zuspruch sind das beste Mittel, um Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit zu fördern.
Selbstständiges Lernen für Kinder ab der Vorschule mit der Lernapp scoyo.
Leon zerreißt wütend sein Matheheft mit den Worten: “Die blöde Arbeit schreib’ ich gar nicht erst mit, die schaff’ ich sowieso nicht!” Marcel sagt: “Das muss doch zu schaffen sein, ich frag’ meine Schwester, ob sie mir das noch mal erklärt.”
Nathalie klettert wie ein Eichhörnchen auf die höchsten Klettergerüste und ist mit ihren 8 Jahren im Schwimmbad schon mal vom 5-Meter-Brett gesprungen. Sarah bleibt unten stehen und sagt: “Ich mach sowieso nur Bauchklatscher!”
Nico soll für seine Mutter im Supermarkt Milch kaufen. In der Kühlung steht keine Milch mehr. Ratlos und mit hängenden Schultern bleibt er stehen. Sein Freund Daniel sagt: “Ich geh’ mal fragen, ob sie noch Milch haben.”
Diese auf den ersten Blick ganz unterschiedlichen Situationen haben dennoch einiges gemeinsam: Es geht um Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen als Voraussetzung für eine Handlung. Man hat es oder nicht. Und das entscheidet darüber, ob das Kind sich an etwas herantraut und sich etwas zutraut. Mal geht es um Leistung, mal um Mut und mal um Durchsetzungsfähigkeit. Aber was lässt das eine Kind selbstbewusst werden und das andere resignieren?
Selbstbewusstsein bei Kindern aufbauen – 7 Tipps für Eltern:
Eigentlich ist es ganz einfach (und das gilt für die Kleinen wie für die Großen):
1. Eigene Erfahrungen machen
Lassen Sie die Kinder so viel wie möglich unmittelbare, eigene (sinnliche) Erfahrungen machen. Es ist ein Riesenunterschied, ob das kleine Kind beobachtet, wie im Fernsehen irgendwelche Figuren einen Ball rollen oder ob es das selber tut.
2. In der Natur spielen und entdecken
Erfahrungen in der Natur bieten Anregungen für alle Sinne, ohne dass man dafür etwas künstlich herstellen muss. Über einen Baumstamm, der am Boden liegt, zu balancieren, ist viel interessanter und fordert das Kind mehr als ein ebenmäßiges, dadurch auch weniger spannendes Spielplatzgerät.
3. Sport, Sport, Sport
Bewegung und Denken hängen eng zusammen und zwar bis ins hohe Alter. Es wäre also ein Fehlschluss, dem Kind einseitig nur intellektuelle Angebote zu machen und draußen toben für Zeitverschwendung zu halten! (Und dabei haben wir noch nicht die sonstigen vorbeugenden und gesundheitsfördernden Effekte von Sport berücksichtigt.)
4. Ausprobieren, Fehler zulassen, weitermachen
Ermutigen Sie Ihr Kind sich an Neues heranzuwagen. Zeigen Sie, dass Sie es ihm zutrauen, damit zurecht zu kommen und machen Sie Mut, es wieder zu probieren, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Dadurch zeigen Sie dem Kind auch, dass es normal ist, dass man nicht alles beim ersten Mal hinbekommt.
5. Übung macht den Meister
Um es auf den Punkt zu bringen: “Übung macht den Meister!” (für die Kleinen) und: “Erfolg scheint hauptsächlich eine Frage zu sein von Weitermachen, wo andere aufhören.” William Feather (für die Großen).
6. Loben, aber richtig!
Loben Sie Ihr Kind für das, was es gut macht, aber auch für das Ausprobieren und für das Nicht-Aufgeben!
7. Yes, you (I) did it!
Betonen Sie, dass das Kind etwas geschafft hat und dass der Erfolg weder Zufall war noch am Wetter oder am Wochentag lag …
scoyo-Tipp: Ferien nutzen, um Selbstbewusstsein aufzubauen
Übrigens eigenen sich die Ferien sehr gut dafür, Selbstbewusstsein bei Kindern aufzubauen. Da ist es auch nicht schlimm, wenn Ihr Kind mal eine Lernpause einlegt. Das, was es nebenbei lernt und für sich mitnimmt, hat nämlich immer auch Auswirkungen auf den Schulerfolg. Ein paar Tipps haben wir hier für Sie zusammengestellt:
Soweit die Grundlagen. Jetzt zu den Details: Selbstbewusstsein bei Kindern aufbauen
Was ist eigentlich “das Beste”?
Die meisten Eltern wollen “das Beste” für ihr Kind – und das ist ja auch gut so! Es fragt sich natürlich: Was ist das Beste für ein Kind?! Viele Eltern würden antworten: “Mein Kind soll eine gute Ausbildung bekommen und einen guten Beruf erlernen.” Und was ist ein guter Beruf? Einer, in dem man möglichst viel verdient oder der einem Freude macht, der sozial angesehen ist, der günstige Arbeitszeiten hat … oder wie definiert man einen “guten Beruf”?
Es wird deutlich, dass die Ziele, die Eltern für ihr Kind haben, durchaus stark variieren können. Entsprechend werden die Eltern unterschiedliche Maßnahmen ergreifen, Methoden einsetzen, die sie zum Erreichen dieser Ziele für erfolgreich halten.
Die einen werden versuchen, ihrem Kind sämtliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit es das Kind möglichst leicht hat. Die anderen werden vielleicht Druck aufbauen, möglichst schnell und viel Wissen anzusammeln. Das Kind hat vielleicht jeden Nachmittag Kurse und seine Zeit ist völlig verplant. Aber Druck wirkt sich gar nicht gut auf das Denkvermögen aus.
Beide Strategien sind gleichermaßen untauglich, um reife, selbstbewusste, eigenständige Persönlichkeiten zu entwickeln. Denn wenn ein Kind wirklich erfolgreich sein Leben meistern soll, braucht es Durchhaltevermögen, das Zutrauen, dass es Dinge erreichen kann, die es sich vornimmt, die tiefe Gewissheit, dass es als Mensch in Ordnung ist, so wie es ist und die Sicherheit, dass die Eltern hinter ihm stehen und es lieben, egal was passiert.
Durch eigene Erfahrungen Selbstbewusstsein aufbauen
Natürlich sollen Eltern ihre Kinder vor Katastrophen schützen und nicht etwa ins offene Messer laufen lassen, aber das Kind muss auch eigene Erfahrungen machen – die sind nicht zu ersetzen. Z. B. die Erfahrung “Es lohnt sich, sich anzustrengen, nicht aufzugeben.”, um dann die Befriedigung und das Glücksgefühl zu erleben, etwas geschafft zu haben – und zwar aus eigener Kraft. Das gibt jede Menge Selbstvertrauen!
Vielleicht erinnern Sie sich noch daran, welche Überwindung es gekostet hat, für das Schwimmabzeichen weiter zu schwimmen, als man eigentlich nur noch raus wollte aus dem Wasser. Und dann zu erleben, dass es irgendwie doch noch weiter ging. Und schließlich der Stolz, es geschafft zu haben. Diese Erfahrung gibt einem das Gefühl von Freiheit, weil man erlebt hat, da ist noch Reserve!
Diese Erfahrung zu machen, ist für Kinder und auch Jugendliche heute nicht mehr unbedingt selbstverständlich. Doch es lohnt sich, Kindern oder spätestens Jugendlichen dafür Gelegenheit zu geben (natürlich altersangemessen). Z. B. zum Unterricht zu erscheinen, auch wenn es mal irgendwo zwickt und man sich nicht topfit fühlt – oder wenn die Nacht kürzer wurde als gedacht.
Wer einmal die Erfahrung gemacht hat, dass man den nächsten Tag auch mit wenig Schlaf schaffen kann – es wird halt nur etwas anstrengender – kann in einer schlaflosen Nacht gelassen bleiben und erspart sich so eine Menge Stress. Denn dieser wirkt ja bekanntlich auch nicht schlaffördernd … Die Freiheit, die man dadurch gewinnt, kommt einem in vielen Situationen zugute.
So entwickeln Kinder Urvertrauen
Eltern sollten dem Kind Rückendeckung geben, eine grundlegende Sicherheit. Auf dieser Basis kann das Kind sich trauen, die Welt zu entdecken und zu erforschen – und Selbstbewusstsein aufbauen. Was die Beziehung zwischen Eltern und Kind so besonders macht, ist ja bedingungslose Liebe. Liebe, die man sich nicht erst verdienen muss. Auch nicht durch gute Noten! Eine solche sichere Bindung ist ein wesentlicher Schutzfaktor und der größte Schatz, den Eltern ihrem Kind mitgeben können.
Um die Ecke denken
Das mit Extra-Kursen “geförderte” Kind wird nicht unbedingt die steilste Karriere in Richtung Top-Management machen, weil dort ganz andere Fähigkeiten gebraucht werden: Die Regeln der Geometrie lassen sich nicht so einfach aufs Leben übertragen. Ein scheinbarer Umweg kann durchaus schneller zum Ziel führen.
Häufig geht es im Beruf doch um die Lösung komplexer Probleme, meist mit weitreichenden Folgen. Da nutzt angesammeltes Wissen nur sehr begrenzt etwas. Viel wichtiger ist die Fähigkeit, ungewöhnliche Lösungen zu finden, gerade nicht das Naheliegende zu denken, den Mainstream. Divergentes Denken führt zu Lösungen, auf die nur kommt, wer die “ausgetretenen Wege” verlässt. Oder, um es mit G.B.Shaw zu sagen: “Some men see things as they are and ask ‘why’? I dare to dream of things that never were and ask ‘why not’?”
Das Kind, das gelernt hat, sich immer mal wieder zu fragen: “Könnte alles auch ganz anders sein?”, kann durch einen Perspektivwechsel ein komplexes Problem von mehreren Seiten betrachten. Menschen neigen ja dazu, wie selbstverständlich davon auszugehen, dass alle anderen die Welt genauso sehen wie sie selbst. Wer kurzsichtig ist oder im Dunkeln schlecht sieht, kennt diese Neigung. Erinnern Sie sich, wann und wie Sie diese Schwäche bemerkt haben? Vermutlich weil Ihnen beim Zusammensein mit anderen auffiel, dass die es gar nicht so dunkel oder den Kinofilm unscharf fanden …
Diesen Perspektivwechsel kann man trainieren. Entwickeln Sie doch mal mit Ihren Kindern gemeinsam verrückte Erklärungen von Technik- oder Naturphänomenen. So in der Art “Wie funktioniert eigentlich eine Uhr?” Na klar, da sind kleine Männchen drin, die die Zeiger schieben. Das kann sehr viel Spaß machen und auch mal langweilige Wartezeit überbrücken. Und nein, es wäre nicht sinnvoller, dem Kind in derselben Zeit die Physik einer Funkuhr zu erklären (es sei denn, das ist Thema der Klassenarbeit am nächsten Tag). Die Fakten lassen sich schnell aneignen, divergentes Denken als Denkstil geht weit darüber hinaus. Es geht ja auch nicht darum, nur solche Denkspiele zu machen. Hier sind Eltern auch wichtige Vorbilder für ihre Kinder in Bezug auf die Frage “Wie löse ich ein Problem?”
Ziel: Das Flow-Gefühl
Eine weitere wichtige Erfahrung, die Kindern zu wünschen ist zum Thema Lernen und Arbeit, wäre das Erleben in den “Flow” zu kommen, das ist ein Zustand voller Glücksgefühle. Man ist so gefesselt von einer Tätigkeit, dass man alles um sich herum vergisst und erst ganz allmählich wieder “auftaucht”.
Wenn man sich für etwas begeistern kann, einen etwas brennend interessiert, merkt man weder Anstrengung noch Konzentration oder Zeit. Die Erfahrung, dass Arbeit nicht nur Spaß machen kann, sondern möglichst Freude machen sollte, kann dazu beitragen, eine grundlegend positive Haltung zu Arbeit und Anstrengungsbereitschaft zu entwickeln.
Die Chancen für so eine Erfahrung steigen, wenn das Kind etwas findet, das seinen Interessen und Fähigkeiten entspricht, für das es sich begeistern kann. Dazu braucht es Gelegenheit, alles Mögliche auszuprobieren und sich zu bewähren, natürlich seinem Alter entsprechend. Als günstig hat sich ein mittleres Anforderungsniveau erwiesen, also etwas mehr als es “mit Links” schaffen würde, ohne aber überfordert zu werden. Freuen Sie sich, wenn Ihr Kind seine Neugier bewahrt und die Welt entdecken will.
Ermutigen Sie es, seinen Weg zu finden. Zeigen Sie, dass Sie stolz auf Ihr Kind sind und lassen Sie es spüren, dass Sie immer für es da sind, wenn es Sie braucht. Aber drängen Sie Ihren Rat nicht auf. Der wird mit der Zeit natürlich immer seltener gebraucht, wenn alles gut läuft. Dann können Sie mit Freude und Stolz erleben, was aus den Kindern geworden ist – Erntezeit.
Über Susanne Egert
Susanne Egert ist Psychologische Psychotherapeutin, Verhaltenstherapeutin und EMDR-Therapeutin. Sie arbeitet seit vielen Jahren in einer großen Jugendhilfeeinrichtung, ist Autorin des Rendsburger Elterntrainings sowie des Rendsburger Lehrertrainings und hat unter anderem das Buch „Erfolgreich erziehen helfen. Elternarbeit in Jugendhilfe, KiTa und Schule. Ein Praxisleitfaden“ geschrieben. Außerdem bildet sie bundesweit Fachkräfte im Rendsburger Elterntraining, Rendsburger Lehrertraining und zu anderen Themen fort.
Durch ihre langjährige berufliche Tätigkeit weiß sie, dass viele Konflikte zwischen Eltern, Kindern und Lehrern auf mangelndem Verständnis für den anderen beruhen. „Ich möchte dazu beitragen, dass Eltern und Kinder sich besser verstehen und ihnen dadurch das Leben ein bisschen erleichtern“, sagt die Psychotherapeutin.
Seit 2015 ist Susanne Egert Mitglied im Beirat von scoyo.
Webseiten:
Kinder nehmen ihre Umgebung schon früh sehr aufmerksam wahr. Zu dieser Umwelt gehören auch Menschen, die aus dem Raster fallen, das unsere Gesellschaft als “normal” bezeichnet. Daher ist es wichtig, schon früh mit ihnen über das Thema Toleranz zu sprechen.
Die meisten Kinder spüren, wenn ihr Gegenüber anders aussieht oder eine körperliche, geistige oder emotionale Behinderung hat. Eine Unterhaltung über Toleranz kann viele Unsicherheiten für Ihr Kind aus dem Weg räumen und den sensiblen Umgang mit behinderten Menschen fördern. Wir verraten Ihnen fünf Tipps, wie auch Sie Ihrem Kind einen toleranten Umgang mit Menschen beibringen, die ein wenig “anders” sind:
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Tipp 1: Seien Sie ein Vorbild
Ihr Kind blickt zu Ihnen auf und wird sich in seinem Verhalten an Ihrem orientieren. Scheuen Sie den Umgang mit behinderten Menschen, wird es Ihnen Ihr Schützling gleichtun. Zeigen Sie Ihrem Kind also, dass es sich bei dem Mann im Rollstuhl um einen ganz normalen Menschen handelt – dem nur halt ein Bein fehlt. Behandeln Sie ihn genauso, wie Sie es bei einem Mitmenschen täten, der gehen kann.
Dazu zählt Augenkontakt, ihn und seine Anliegen ernst zu nehmen und ihn nicht zu bevormunden. Dies gilt auch für Menschen, die von einer Begleitperson unterstützt werden. Sollte der Betreute nicht in der Lage sein zu antworten, wird die Begleitung schon einschreiten. Bieten Sie Ihre Hilfe außerdem erst an, bevor Sie sie jemandem aufzwingen. Ihr Kind wird so merken, dass auch Menschen mit Behinderung eigenständige Menschen sind, die Vorlieben und Bedürfnisse haben.
Tipp 2: Vermitteln Sie Empathie
Sollte sich Ihr Kind abwertend über Menschen mit Behinderungen oder einem auffälligen Erscheinungsbild äußern, nehmen Sie sich die Zeit, diese Wertungen zu korrigieren. Hinterfragen Sie diese Ausdrücke und machen dann deutlich, dass niemand solche Worte verdient.
Bewegen Sie Ihr Kind dazu, sich in die betroffene Person hineinzuversetzen. Wie würde es sich fühlen, wenn es dauernd angestarrt würde? Oder wenn es das einzige Kind in der Schule wäre, das blind ist? Auf diese Weise kann es die Gefühle seines Gegenübers nachvollziehen. Und das eigene Verhalten daran anpassen, wie es in jener Situation gern selbst behandelt würde. Diese Empathie wird Ihrem Kind auch in anderen Situationen zugutekommen.
Tipp 3: Ermutigen Sie Ihr Kind, Fragen zu stellen
Manchmal kann es vorkommen, dass Ihr Kind Sie auf eine Kondition aufmerksam macht, die auch Sie sich nicht erklären können. In diesen Fällen ist alles besser als Lügen. Geben Sie offen zu, dass Sie auf diese Frage keine Antwort haben. Scheint die betroffene Person dafür offen, gehen Sie auf sie zu und fragen nach. Für sie ist es meist angenehmer, Fragen selbst korrekt zu beantworten, als das Rätselraten hinter ihrem Rücken ertragen zu müssen. Gerade Fragen von Kindern beantworten sie in der Regel gern. Oft fürchten wir das, was wir nicht verstehen. Im offenen Dialog werden diese Ängste genommen.
Hin und wieder handelt es sich bei der betroffenen Person jedoch um ein anderes Kind. In solchen Fällen sollten die Eltern zu Rate gezogen werden, inwieweit Nachfragen erwünscht sind. Diese können am besten einschätzen, wie ihr Kind auf direkte Fragen reagiert.
Tipp 4: Offen über Behinderungen sprechen
Nimmt Ihr Kind die Behinderung oder das ungewöhnliche Aussehen anderer wahr und spricht Sie darauf an, antworten Sie ehrlich. Vermitteln Sie nicht das Gefühl, es sei etwas, das nur hinter verschlossenen Türen thematisiert werden darf. Der tabulose Umgang mit Einschränkungen und seltenen Erscheinungsbildern nimmt Ihrem Nachwuchs die Scheu vor den betroffenen Personen. Es kann so nachvollziehen, wieso der Junge mit Autismus lieber alleine spielt und Sophie einen Begleithund hat.
Allerdings sollten Sie Ihr Kind nicht auf diese Unterschiede aufmerksam machen. Gerade junge Menschen sehen häufig hinter das reine Erscheinungsbild. Zwingen Sie Ihrem Kind diesen Fokus auf die Unterschiede statt der Gemeinsamkeiten also nicht auf.
Tipp 5: Stellen Sie nicht das Falsche in den Vordergrund
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über einen Menschen mit Behinderung oder ungewöhnlichem Aussehen, sollten Sie dies nicht in den Mittelpunkt stellen. Er unterscheidet sich zwar in gewissen Dingen von Ihnen und Ihrem Schützling, aber ansonsten hat auch er andere Eigenschaften und Talente. Reduzieren Sie den Mitschüler Ihres Kindes nicht nur auf seinen Albinismus, sondern nennen ihn bei seinem Namen und loben seine Hilfsbereitschaft. Stehen andere Dinge im Vordergrund, wird auch Ihr Kind die Einschränkung als Teil der Person wahrnehmen, aber eben nicht als den zentralen Aspekt seiner Persönlichkeit.
Jeder ist unterschiedlich, jeder hat unterschiedliche Talente, Potenziale und auch Einschränkungen. Auch Auggie in “WUNDER” sieht anders aus als seine Mitschüler. Doch darüber hinaus ist er klug und witzig. Das Eine ist nicht besser oder schlechter als das Andere, jeder Mensch ist gleich wertvoll und mit den gleichen Rechten geboren. Wenn Sie Ihrem Kind dies vermitteln können, tragen Sie nicht nur zu einem sensiblen Umgang Ihres Kindes mit seinen Mitmenschen bei, sondern auch zu einer toleranteren und gerechteren Gesellschaft.
Mitmachen & Gewinnen: DVD & Magnetrahmen von “Wunder” (Gewinnspiel beendet)
Auch Hollywood befasst sich seit vielen Jahren mit dieser Thematik. In Filmen wie “Die Maske” (1985) mit Cher und “Jack” (1996) mit Robin Williams standen bereits außergewöhnliche Kinder im Mittelpunkt. 2017 kam ein neues Highlight hinzu.
Der Film “WUNDER” mit Julia Roberts und Owen Wilson thematisiert Toleranz aus Sicht des 12-jährigen Auggie und dessen Familie. Auggie hat einen seltenen Gendefekt, der in einer auffälligen Gesichtsdeformation resultiert. Nachdem er jahrelang Zuhause unterrichtet wurde, fürchtet er sich nun vor seinem ersten Tag an einer richtigen Schule und der Reaktionen seiner Klassenkameraden.
Möchten Sie die Geschichte von Auggie und seiner Familie gern selbst anschauen? Anlässlich des DVD-Startes von “WUNDER” verlosen wir 2 Sets mit je einer DVD und einem Magnetrahmen des Filmes. Beantworten Sie uns einfach folgende Frage:
Wie üben Sie mit Ihrem Kind sensibles Verhalten und Toleranz?
Kommentieren Sie dazu einfach unterhalb dieses Artikels oder schicken Sie uns eine Mail an redaktion@scoyo.de. Über unsere Facebook-Seite können Sie außerdem ein von 2 Sets mit je einer Blu-Ray und einem Magnetrahmen von “WUNDER” gewinnen.
Das Gewinnspiel endet am Donnerstag, den 14.06.2018 um 23:59 Uhr.
Viel Glück wünscht Ihr scoyo-Team!
Es gelten unsere allgemeinen Teilnahmebedingungen. Facebook selbst hat nichts mit dem Gewinnspiel zu tun und steht nicht als Ansprechpartner zur Verfügung.
Das Gefühl, wenn sich das Kind das erste Mal alleine auf den (Schul)Weg macht, ist ein ganz besonderes! Unser Stolz darüber, dass wir es schon als so selbständig einschätzen, dass es alleine unterwegs ist, kämpft dabei mit unserem Wehmut, wie groß es schon geworden ist. Sicherheit und eine gute Verkehrserziehung für Kinder sind dabei für jedes Alter essenziell. Wir haben deshalb 11 goldene Regeln zusammengestellt, die Kinder fit für den Straßenverkehr machen.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 1: einen sicheren (Schul)Weg ausfindig machen
Für möglichst viel Sicherheit auf dem Schulweg gilt: Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. Es darf gerne mal ein kleiner Umweg sein, wenn dafür eine stark befahrene Straße umgangen wird. Die Gehwege sollten ausreichend breit sein und am besten stehen an herausfordernden Stellen Schülerlotsen bereit. Die meisten Schulen bieten Schulwegpläne an, mit deren Hilfe Sie ganz einfach einen sicheren Weg zusammenstellen.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 2: Schulwegsicherheit fleißig und rechtzeitig üben
Gerade wenn es daran geht, dass sich das Kind alleine auf den Weg (zur Schule) macht, empfiehlt es sich, die Route mehrmals und bereits mehrere Wochen vor Schulbeginn mit dem ABC-Schützen in spe abzugehen. Wenn möglich, wählen Sie hierzu Zeiten, zu denen normaler Verkehr herrscht, damit die Kinder sich direkt an die echten Bedingungen gewöhnen können. Um sicherzugehen, dass der Nachwuchs sich an Weg und Regeln hält, macht es Sinn, die Kinder auch nach dem ersten Schultag zumindest in der Anfangszeit ab und zu (“nebenbei”) auf dem Schulweg zu begleiten und das natürlich Verhalten zu beobachten.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 3: Grundregeln der Verkehrserziehung mit Kindern verinnerlichen
Bevor sich Ihr Kind allein auf den (Schul)Weg macht, erklären Sie ihm noch einmal eingängig die wichtigsten Regeln der Verkehrserziehung. Darunter fällt, dass es bei “Rot” stehenbleiben und vor dem Überqueren einer Straße anhalten sowie nach rechts und links schauen muss. Zeigen Sie Ihren Kleinen außerdem, wie wichtig es ist, vor dem Überqueren einer Straße den Blickkontakt zu Autofahrern zu suchen, um sicherzugehen, dass andere einen gesehen haben.
Vielleicht können Sie gemeinsam Reime oder Lieder zu diesen Regeln dichten, das macht Spaß und bleibt im Kopf. Natürlich gibt es auch jede Menge Lieder und Bücher zur Verkehrserziehung. Zum Beispiel die Schulweg-Hitparade von Rolf Zuckowski oder Ampel, Straße und Verkehr von Wieso? Weshalb? Warum?.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 4: mehr Bling-Bling, mehr Sicherheit
Damit Kinder auch bei schlechten Sichtverhältnissen gut zu sehen sind, sollten sie möglichst viel helle Kleidung tragen. Im besten Fall haben Jacken, Schuhe, Rucksack und Ähnliches bereits reflektierende Applikationen integriert.
Alternativ oder zusätzlich können Sie Reflektoren an der Kleidung, Schulranzen oder Fahrrad befestigen (→ Reflektoren bei Amazon ansehen).
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 5: weniger Ballast bringt mehr Bewegungsfreiheit und Sicherheit auf dem Schulweg
Wir wissen, der nächste Tipp ist nicht immer leicht umzusetzen. Aber grundsätzlich gilt: Auch auf den Schulranzen kommt es an. Denn ein leichter (!), rückengerechter Rucksack ermöglicht es Ihrem Kind, ohne unnötigen Ballast und mit größtmöglicher Bewegungsfreiheit sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Achten Sie für mehr Sicherheit auf dem Schulweg also mindestens darauf, dass der Schulranzen Ihres Kindes der DIN-Norm entspricht und keine unnötigen Dinge mitgeschleppt werden.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 6: Sicherheit vor Eile auf dem Schulweg
Damit sich Ihr Kind sicher auf den (Schul)Weg macht, ist es ganz wichtig, dass es ausreichend Zeit hat. Hektik sorgt nur für Unachtsamkeit und endet leicht in Unfällen. Für Sicherheit auf dem Schulweg, den Nachwuchs also rechtzeitig aus dem Haus schicken.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 7: Weggemeinschaften bilden
Gehen Kinder aus der Nachbarschaft auf dieselbe Schule, macht es Sinn, Weggemeinschaften zu bilden. Sind die Kleinen noch unsicher, können die Eltern die Rasselbande vielleicht auch im Wechsel begleiten.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 8: auf zwei Rädern erst nach absolvierter Verkehrserziehung für die Kids
Der ADAC empfiehlt, Kinder erst nach der schulischen Fahrradprüfung, die meistens in der 3. oder 4. Klasse stattfindet, allein mit dem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen zu lassen. Denn gerade vor der Fahrradprüfung erhalten die Kinder professionelle Verkehrserziehung für das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Wer auf absolute Nummer sicher gehen will, übt dann noch ein paar Mal gemeinsam mit dem Nachwuchs und schon kann er lossausen – aber bitte mit Licht und Helm! 😉
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 9: Verkehrserziehung auch für Kinder in Öffis
Auch Bus- und Bahnfahren will gelernt sein. Deshalb ist es hier ebenfalls wichtig, den Weg zur Station und das Verhalten in öffentlichen Verkehrsmitteln im Voraus zu üben, damit die Sicherheit auf dem Schulweg gewährleistet ist. Kinder sollten sich in Bus und Bahn am besten hinsetzen oder gut festhalten, beim Warten nicht an der Haltestelle toben, einen Sicherheitsabstand zur Straße beziehungsweise zum Gleiß halten, nicht drängeln und die Fahrbahn an einem Zebrastreifen oder einer Ampel erst überqueren, nachdem der Bus beziehungsweise die Straßenbahn weitergefahren ist.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 10: wenn es mal das Auto sein muss auf den fließenden Verkehr achten
Bewegung tut gut und allein zur Schule zu gehen, macht selbstständiger! Außerdem kann sich Ihr Nachwuchs auf dem Hin- und Rückweg super mit Freunden austauschen. Deshalb sollten Kinder nur in Ausnahmefällen mit dem Auto zur Schule gebracht werden. Wenn Sie das Auto doch nutzen müssen, beachten Sie unbedingt das Park- und Halteverbot vor der Schule und blockieren Sie keine Haltestellen. In diesem Fall besteht die Verkehrserziehung für Kinder darin, klar zu machen, dass entweder nur die Eltern die Türen öffnen, oder sorgsam darauf geachtet werden muss, dass das Auto nur bei freier Straße verlassen werden darf.
Kinder im Straßenverkehr – Tipp 11: mit gutem Beispiel voran
Mit Kindern ist das Rockstarleben vorbei! Der Nachwuchs gucken sich eine Menge bei ihren Eltern ab (Stichwort “Lernen am Modell”). Gehen Sie über “Rot” oder überqueren eine Straße ohne nach rechts und links zu schauen, werden Ihre Kinder das auch tun. Deshalb bitte alle Regeln, die Sie in der Verkehrserziehung für Ihre Kinder aufstellen, auch selber beherzigen. Dazu gehört ebenfalls, auch wenn es die meisten nicht gerne hören, einen Helm beim Radfahren zu tragen.
Ganz hübsche Modelle haben wir hier einmal herausgesucht:
Wir wünschen ganz viel Sicherheit auf dem Schulweg!
Wissensdurst noch nicht gestillt? Im #scoyolo-Podcast dreht sich alles um „Lernen mit Leichtigkeit” – voller Anregungen, Tipps und alle zwei Wochen neu! Jetzt gleich reinhören:
In diesem Artikel
Was ist Empathie eigentlich?
Eine ganz klare Definition von Empathie gibt es nicht, Wissenschaftler sind sich hier nicht ganz einig. Grob zusammengefasst ist Empathie die Fähigkeit, zu erkennen, was in einem anderen vorgeht. Dabei hat Empathie viele Facetten, eines der bekanntesten Modelle dazu ist der “Interpersonal Reactivity Index” von Davis. Das Modell umfasst folgende Dimensionen:
- Perspektivübernahme: die Fähigkeit, die Sichtweisen anderer einzunehmen
- Mitgefühl: die Tendenz, empathische Gefühle für andere zu hegen, etwa Wärme und Freude für oder Sorge um andere, vor allem, wenn diese negative Erfahrungen machen
- Persönliche Betroffenheit: die Tendenz, sich selbst unwohl, ängstlich oder gestresst zu fühlen, wenn andere negative Erfahrungen machen
- Fantasie-Empathie: die Tendenz, sich stark mit fiktionalen Charakteren zu identifizieren, etwa aus Büchern, Filmen oder Spielen
Warum ist Empathie wichtig?
Empathisch zu handeln, bedeutet also nicht nur nachzuvollziehen, was der andere denkt, fühlt oder plant. Es bedeutet auch, Mitgefühl dafür zu haben, ihm Verständnis entgegenzubringen, wenn möglich, zu unterstützen. Warum sollten Kinder das unbedingt lernen? Wirklich empathisch zu handeln, ist enorm wichtig für viele Bereiche des täglichen Lebens: für ein gutes soziales Miteinander, zum Knüpfen stabiler Beziehungen, zur Übernahme sozialer Verantwortung, zum Lösen von Konflikten, ebenso wie für den beruflichen Erfolg. Wenn unsere Kinder also lernen, anderen Menschen emphatisch zu begegnen, haben sie das wichtigste Gepäck für die Reise durch das Leben dabei.
Wie lernen Kinder Empathie? Tipps für Eltern
Die gute Nachricht: Empathie kann jeder lernen, die Anlagen dafür stecken in uns Menschen. Die sogenannten “Spiegelneurone“, die in etwa zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr voll entwickelt sind, lassen uns Handlungen und Gefühle anderer nachvollziehen. Die schlechte Nachricht: Empathisches Handeln will – wie so vieles – fleißig geübt werden, damit es so richtig klappt. Im Programm “making caring common” der Harvard Universität haben sich Forscher und Praktiker intensiv damit auseinandergesetzt, wie wir unsere Kinder zu emphatischen und fürsorglichen Menschen erziehen können. Wir haben die besten Tipps für Sie zusammengefasst.
Tipp #1: Eine emphatische Beziehung zum eigenen Kind aufbauen
Wie du mir, so ich dir: Andere zu respektieren und ihnen emphatisch zu begegnen lernen Kinder vor allem, indem ihnen selbst so begegnet wird. Eine enge und liebevolle Beziehung zu ihren Eltern macht sie außerdem offener für die Ratschläge und Wertevorstellungen dieser.
Wer also auf die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse seines Kindes achtet und auf diese eingeht, ist auf dem besten Weg zum Empathie-Vorbild. Dazu gehört es natürlich seine Zuneigung zu zeigen, aber auch für eine stabile und sichere Umgebung zu sorgen sowie die individuelle Persönlichkeit des Kindes zu respektieren.
- “Was war heute das Beste an deinem Tag? Was das Schwierigste?”
- “Was hast du heute erreicht, über das du dich gefreut hast?”
- “Was hat heute jemand für dich Nettes getan? Was hast du Nettes für jemanden getan?”
- “Was hast du heute gelernt – in der Schule oder außerhalb davon?”
Tipp #2: Empathie, Mitgefühl & Fürsorge vorleben
Als Empathie-Vorbild sollten wir natürlich nicht nur emphatisch gegenüber unseren Kindern sein, sondern auch im sonstigen Leben zeigen, wie wichtig Empathie und Mitgefühl sind. Zeigen sie also Mitgefühl für andere, auch für Menschen, die sich sehr von Ihnen unterscheiden. Mitgefühl meint damit nicht Mitleid, sondern Verständnis und Offenheit für die Gefühle, Situationen oder Ideen anderer.
Das fängt bei kleinen Dingen an, wie die Sorgen oder Schwierigkeiten anderer ernst zu nehmen, sich dafür zu interessieren, welche Herausforderungen unterschiedlichste Menschen meistern, oder anderen zu helfen. Vielleicht haben Sie sogar die Möglichkeit, sich (regelmäßig) für das Gemeinwohl zu engagieren, im Idealfall zusammen mit Ihrem Kind.
Tipp #3: Empathie und Fürsorge priorisieren
Natürlich wünschen sich alle Eltern, dass ihre Kinder glücklich sind. Allerdings: Damit Kinder Empathie und Mitgefühl lernen, müssen sie auch wissen, dass die Bedürfnisse anderer ebenso wichtig sind. Ein Anfang ist etwa, den häufig genutzten Satz “Das Wichtigste ist, dass du glücklich bist” in “Das Wichtigste ist, dass du freundlich zu anderen bist und dass du glücklich bist” zu ändern.
Die Welt dreht sich eben nicht nur um die eigene Person und die eigenen Interessen und Aktivitäten sollten auch mal hintenangestellt werden. Dazu gehört zum Beispiel im Haushalt zu helfen, auch wenn man lieber spielen möchte, freundlich zu sein, auch wenn die eigene Laune gerade nicht so gut ist oder auch nicht dazwischenzureden, wenn gerade jemand anderes spricht.
Auch in Gesprächen mit anderen Erwachsenen, denen das Kind beiwohnt, können Sie die Wichtigkeit von Empathie unterstreichen. Fragen Sie den Lehrer nicht nur nach den Noten Ihres Kindes, sondern auch, wie es sich für die Klassengemeinschaft einsetzt, den Trainer nicht nur nach Leistungen, sondern wie es sich ins Team einbringt, erzählen sie nicht nur von mathematischen oder künstlerischen Talenten Ihrer Kleinen, sondern auch von ihrer Empathiefähigkeit und ihrem Gemeinschaftssinn.
Tipp #4: Empathie lernen – Übung macht den Meister
Empathie zu lernen ist in gewisser Weise wie sich eine neue Sprache anzueignen. Die Anlagen dafür sind vorhanden, aber gewisse Aspekte muss man einfach immer wieder üben, Fehler machen, es erneut versuchen. Wie kann ich die Gefühle anderer besser verstehen, wie mich in andere hineinversetzen? Geben Sie Ihrem Kind also so oft wie möglich die Chance, emphatisches Verhalten zu trainieren und die Perspektiven von anderen zu übernehmen.
- Halten Sie Familiensitzungen ab: Ob auf Grund eines Konflikts in der Familie oder einfach zu einem regelmäßigen Zeitpunkt – setzten Sie sich mit der Familie zusammen, lassen Sie jedem Raum, seine Perspektive zu erläutern. Nehmen Sie dabei die Perspektive Ihres Kindes ernst und bestärken Sie es, den Perspektiven der anderen ebenso intensiv zuzuhören.
- Empathie für Gleichaltrige fördern: Es gibt Streit in der Klassengemeinschaft oder mit einem Freund? Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, ermutigen Sie es, die Perspektive aller Streitparteien einzubeziehen und zu überlegen, was der andere wohl über den Streit denkt und fühlt.
- Empathie wahrnehmen und reflektieren: Ob in Situationen mit anderen, beim Lesen eines Buches oder beim Schauen eines Filmes – sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wenn jemand Empathie zeigt, oder eben, wenn er sie gerade nicht zeigt.
- Ethische Dilemmas diskutieren: Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wo es schwierig ist, empathisch zu sein. Soll ich einen Bekannten zu meinem Geburtstag einladen, den einer meiner besten Freunde nicht mag? Einer meiner Freunde hat hinter dem Rücken einer Freundin etwas nicht sehr Nettes gesagt, erzähle ich ihr das nun weiter?
- Zusammenarbeit fördern: Es ist toll, etwas FÜR andere zu tun, aber noch schöner ist es, MIT anderen ein Problem zu lösen oder etwas für die Gemeinschaft zu stemmen. Wer sein Kind hier unterstützt, etwa an gemeinschaftlichen Projekten teilzunehmen, der stärkt die sozialen Kompetenzen seines Nachwuchses auf ganzer Linie.
Tipp #5: Gefühle erkennen, Selbstkontrolle entwickeln
Wenn Kinder keine Empathie zeigen, heißt das nicht, dass sie keine haben. Oft stehen ihnen aber eigene Gefühle im Weg – wie etwa Scham, Wut oder Angst. Wenn Kinder lernen, die eigenen Gefühle zu erkennen und zu kontrollieren, hilft dies sehr, emphatischer gegenüber anderen zu sein. Ein erster Schritt ist es, überhaupt zu üben, die Gefühle zu erkennen und ihnen einen Namen zu geben. Bestärken Sie Ihr Kind darin, über seine Gefühle zu sprechen und zu reflektieren: “Ich sehe, du bist wütend. Weißt du, warum?” Auch Konfliktsituationen lassen sich so besprechen und trainieren: Wer hat sich wie gefühlt und warum? Benennen Sie Gefühle, üben Sie aktives Zuhören und versuchen Sie so, gegenseitiges Verständnis zu erreichen.
Um die eigenen Gefühle besser zu kontrollieren, hilft außerdem eine einfache Übung: innehalten, tief durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen und langsam bis fünf zählen. Trainieren Sie diese Schritte zunächst immer wieder mit Ihren Kleinen, wenn sie ruhig sind – und erinnern Sie sie dann in Situationen daran, in denen die Gefühle die Kontrolle übernehmen wollen.
Auch wichtig: Kümmern Sie sich regelmäßig um das eigene Wohlbefinden, lesen Sie, gehen Sie spazieren, nehmen Sie sich, wo es geht, eine Auszeit. Das hilft zum einen natürlich Ihnen selbst, um gelassener und emphatischer mit anderen umzugehen, zum anderen lernt Ihr Kind an Ihrem Vorbild ebenfalls, wie wichtig der achtsame Umgang mit sich selbst ist.
Tipp #6: Den eigenen Horizont erweitern
Bei Empathie geht es nicht nur darum, wie viel oder wenig wir davon haben. Ein wichtiges Merkmal dafür, wie emphatisch jemand ist, ist auch, für wen er Empathie aufbringen kann. Für die Familie oder Freunde empfinden die meisten Personen Empathie und auch bei Menschen, die uns selbst ähnlich sind, fällt dies leicht. Aber: Kinder (und Erwachsene) sollten unbedingt lernen, ebenso den Menschen außerhalb dieses Kreises Empathie entgegenzubringen, auch Menschen, die vielleicht ganz anders als sie selbst sind, die sie nicht verstehen, die ihnen fremd erscheinen.
Nachrichten, TV-Sendungen oder auch Geschichten sind ein guter Ansatzpunkt, um einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen: um über die Herausforderungen oder auch die Not anderer zu sprechen, die unterschiedlichen Erfahrungen von Kindern in der ganzen Welt zu diskutieren und dabei zu üben, ganz verschiedene Perspektiven einzunehmen.
Aber auch im näheren Umfeld können Kinder lernen, über den eigenen Empathie-Schatten zu springen. Bestärken Sie Ihr Kind, ganz genau zuzuhören, auch und ganz besonders denen, die sie vielleicht nicht zu ihrem engsten Freundeskreis zählen: etwa einem Mitschüler, der gerade durch eine schwere Zeit geht oder einem Kind, das als unbeliebt gilt und geärgert wird.
Mehr Empathie: Auf in eine bessere Zukunft!
Alle Eltern wünschen sich eine tolle Zukunft für ihre Kinder. Wer mit seinen Kindern (aber auch selbst) übt, empathischer zu sein, hat ihnen bereits immens wichtige Fähigkeiten für die Zukunft mitgegeben. Und ja, jetzt wird es etwas kitschig: Er trägt auch dazu bei, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
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In diesem Artikel
„Sind wir bald daaaa?” Diesen Satz kennen alle Eltern. Er kommt gewöhnlich vom Rücksitz des Autos, so etwa 15 Minuten nach Beginn der Fahrt. Er wird in beliebigen, mit zunehmender Dauer der Fahrt meist kürzer werdenden Abständen wiederholt. So lange, bis das Ziel erreicht ist. Eltern sind davon in der Regel (verständlicherweise) genervt und teilen dies der Quelle des Ärgers ebenso deutlich wie erfolglos mit: „Du nervst!” oder auch „Hör auf zu nerven!”
Gefühle sind der Schlüssel zum Kind
Wenn wir herausfinden möchten, was hier passiert und – mindestens ebenso interessant – wie wir daran etwas ändern können, müssen wir uns fragen, wie die Situation aus der Sicht des Kindes aussieht. Genauer gesagt, wie das Kind sich gerade fühlt. Denn Gefühle sind der Grund, warum Menschen etwas tun oder lassen.
Im oben beschriebenen Beispiel scheint der Fall klar zu sein: „Dem Kind ist langweilig!” Und ja, Sie haben Recht, dem Kind ist langweilig. Ergänzend kann man aber auch festhalten: das Kind will nicht etwa die Eltern ärgern oder nerven. Wir haben es nicht mit Vorsatz oder Boshaftigkeit zu tun, sondern mit einem Gefühl des Kindes, das für es selbst unangenehm ist und das es oft noch nicht richtig einordnen kann.
So versucht es, dieses unangenehme Gefühl, das ihm je nach Alter mehr oder weniger bewusst ist, abzustellen – indem es eben fragt „Wann sind wir bald da?“. Das klappt auch für einen Moment, denn immerhin gibt es ein kurzes ‘Gespräch’ mit Mama oder Papa, das die Langeweile jedoch nur für einen winzigen Augenblick unterbricht.
Wie es weitergeht, haben wir eingangs gesehen. Ergebnis: Eltern und Kinder sind mit den Nerven am Ende, die Stimmung ist unter Null und beide ‘Parteien’ fragen sich, ob es die jeweils andere Seite auch in nett und pflegeleicht gibt … Aber es geht auch anders und für beide Seiten angenehmer, dazu noch entwicklungsfördernd für das Kind:
So können Eltern emotionale Entwicklung fördern:
Gefühle der Kinder spiegeln
Teilen Sie dem Kind einfach mal mit, welches Gefühl Sie bei ihm bemerken, was Sie glauben oder erspüren, wie es sich gerade fühlt. Also in unserem Beispiel: „Du langweilst Dich.” aber vielleicht auch: „Du bist schon ganz aufgeregt, freust Dich ganz doll.” oder auch “Du machst Dir Sorgen, dass…” , „Du befürchtest, dass …”.
Das klingt erst mal ungewohnt, hilft aber dem Kind, die eigenen Gefühle zu sortieren und zu verarbeiten. Schließlich kommen die Kinder nicht mit dem Wissen auf die Welt, was es alles für Gefühle gibt und wie die sich anfühlen.
Das ist übrigens auch der Grund, warum kleine Kinder oft “Bauchschmerzen” haben, egal wo es wehtut und wie sie sich im Detail fühlen. Sie müssen erst lernen, dass das Grummeln im Bauch Aufregung ist und der Druck auf der Brust Angst. In vielen Fällen reicht das schon aus, um ein Gefühl zu verarbeiten: wir nehmen das Gefühl so an, wie es ist und es löst sich auf.
Man braucht also durchaus nicht immer eine handfeste Lösung oder Aktion. Nebenbei gesagt, kann es auch kein Mensch schaffen, immer eine passende Lösung aus dem Ärmel zu schütteln. Da sollten Eltern sich nicht unter Druck setzen.
Sichere Bindung für eine optimale emotionale Entwicklung
„Versteht mein Kind das überhaupt, wenn ich so mit ihm spreche?”, fragen Sie sich jetzt vielleicht. Nun, man hat festgestellt, dass wenn Mütter von Säuglingen (!) die Gefühlszustände ihres Babies angemessen ansprechen konnten, z. B. „Oh, tut Dein Bäuchlein weh?” „Ja, freust Du Dich, mein Schätzchen, Häschen (oder welche Tierart Sie bevorzugen …)”, sich daraufhin eine sichere Bindung vorhersagen ließ. Eine sichere Bindung ist so etwas wie Urvertrauen und ein wesentlicher Schutzfaktor für seelische Gesundheit. Obwohl die Babies ja nachweislich noch nicht wörtlich verstehen, was die Mutter sagt, wirkt es positiv aufs Kind.
Von Anfang an haben Kinder die unterschiedlichsten Gefühle. Indem wir dem Kind seine Gefühle ‘spiegeln’, helfen wir also dem Kind, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, sie zu unterscheiden, sie in Worte zu fassen und zu verarbeiten.
Damit legen wir die außerdem die Basis dafür, dass das Kind lernt, seine Gefühle zu kontrollieren, wenn es sinnvoll ist. Z. B. nicht dauernd Wutanfälle zu bekommen, wenn etwas nicht nach Wunsch geht.
Emotionale Kompetenz will trainiert werden
Gleichzeitig werden aber mit dem Eingehen auf die Gefühle auch noch bestimmte Gehirnzellen trainiert, die es uns überhaupt erst ermöglichen, Mitgefühl zu entwickeln. Diese sogenannten Spiegelneuronen haben wir alle schon bei der Geburt, sie müssen aber weiter trainiert werden, sonst verschwinden sie. Die Spiegelneuronen ermöglichen nicht nur, sich in andere Menschen einzufühlen, sie sind auch die Voraussetzung dafür, dass wir durch Beobachtung anderer Menschen lernen, sie also nachahmen können.
Eltern sind Vorbild in Sachen Gefühle
Auch den Umgang mit Gefühlen gucken sich Kinder von den Eltern ab. Denn: Was die Eltern machen, kann ja nicht falsch sein. Eltern beeinflussen also das Verhalten ihrer Kinder ganz stark durch das, was sie ihnen vorleben. Wie gehen sie z. B. mit Enttäuschungen oder Unzufriedenheit um? Rasten sie aus oder sagen sie „Ich versuch es einfach noch mal!” Natürlich kann man mal wütend sein, das ist völlig normal. Aber wie sollten Eltern darauf reagieren, wenn ihr Kind einen Wutanfall bekommt?
Gefühle von Kindern ernst nehmen, um emotionale Entwicklung zu fördern
Egal um welches Gefühl es sich handelt und egal, ob die Eltern das Gefühl nachempfinden können oder ob sie sich an der Stelle des Kindes ganz anders fühlen würden, Eltern sollten immer das Gefühl des Kindes so annehmen, wie es ist. Es gibt kein Richtig oder Falsch bei Gefühlen.
Und Gefühle lassen sich auch nicht aus- oder wegreden. Haben Sie jemals auf einen Satz wie „Du brauchst keine Angst zu haben” oder „Du musst nicht traurig sein” geantwortet: „Ach so, na dann ist es ja gut!”? Hier drückt sich eine magische Vorstellung aus, dass wir durch ganz starkes Wünschen die Dinge in unserem Sinne beeinflussen können. Das wird jedoch in den meisten Fällen nicht funktionieren … Gefühle sind einfach da und wir müssen sie so erst einmal akzeptieren. Alles andere wäre eine Reaktion wie bei einem kleinen Kind, das sich die Hände vor die Augen hält und sagt: „Ich bin gar nicht da!”
Eltern müssen nicht alles akzeptieren, was das Kind tut
Dieser Unterschied zwischen Gefühlen und Verhalten ist ganz entscheidend! So können Eltern sicherlich verstehen, dass ein Kind eifersüchtig auf das neue Geschwisterchen ist, das ihm so viel Zeit ‘von der Mama klaut’. Dennoch kann man natürlich nicht gutheißen, wenn es das Baby kneift. Ebenso können wir akzeptieren, dass ein Kind so gern mit dem neuen Freund gespielt und darüber die Zeit vergessen hat, weil es so fasziniert war. Das bedeutet aber nicht, dass wir sein Zuspätkommen in Ordnung finden.
Sichtweise der Kinder einnehmen
Damit Eltern ihr Kind verstehen können, sollten sie also erst einmal herausfinden, wie die Welt aus seiner Sicht aussieht. Dadurch erschließt sich Vieles, das im ersten Moment merkwürdig, rätselhaft und unverständlich auf Eltern wirkt. Kinder haben eine andere Denkweise als Erwachsene.
Kleine Kinder reimen sich manchmal etwas zusammen, auf das Erwachsene nicht unbedingt kommen. Je jünger sie sind, desto mehr glauben sie, alles in der Welt passiert ihretwegen. Das ist auch der Grund, warum Kinder – auch wenn sie das nicht sagen – oft glauben, ihre Eltern hätten sich getrennt, weil sie so ‘ungezogen, dumm, wenig liebenswert ‘ seien.
Dieses egozentrische Weltbild hat nichts mit Selbstüberschätzung zu tun, sondern ist entwicklungsbedingt. Erst allmählich lernen Kinder sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Eltern können die Kinder dazu anregen zu überlegen, wie sich jemand andres fühlen mag, in einer Geschichte, einem Bilderbuch, einem Film oder auch beim Spielen mit Handpuppen, Spielfiguren, Puppen oder beim Verkleiden. Auch so fördern sie die emotionale Entwicklung ihrer Kinder.
Über Susanne Egert
Susanne Egert ist Psychologische Psychotherapeutin, Verhaltenstherapeutin und EMDR-Therapeutin. Sie arbeitet seit vielen Jahren in einer großen Jugendhilfeeinrichtung, ist Autorin des Rendsburger Elterntrainings sowie des Rendsburger Lehrertrainings und hat unter anderem das Buch „Erfolgreich erziehen helfen. Elternarbeit in Jugendhilfe, KiTa und Schule. Ein Praxisleitfaden“ geschrieben. Außerdem bildet sie bundesweit Fachkräfte im Rendsburger Elterntraining, Rendsburger Lehrertraining und zu anderen Themen fort.
Durch ihre langjährige berufliche Tätigkeit weiß sie, dass viele Konflikte zwischen Eltern, Kindern und Lehrern auf mangelndem Verständnis für den anderen beruhen. „Ich möchte dazu beitragen, dass Eltern und Kinder sich besser verstehen und ihnen dadurch das Leben ein bisschen erleichtern“, sagt die Psychotherapeutin.
Seit 2015 ist Susanne Egert Mitglied im Beirat von scoyo.
Webseiten:
“Denn was diese Welt braucht, sind kleine Optimisten, die glücklich und reflektiert sind. Denn aus unseren kleinen Optimisten werden große Optimisten, die ihre Träume verwirklichen und die Welt dadurch zu einem besseren Ort machen.” So schön und auf den Punkt zusammengefasst hat es Yvonne Alberts, Autorin des Buchs “Der kleine Optimist”. Und wie wird man zu einem Optimisten? Ganz einfach: Was es braucht, ist eine große Portion Dankbarkeit! Manchmal kommt die aber im teils stressigen Schulalltag unserer Sprösslinge abhanden. Wir haben ein paar Tipps, wie Sie Ihrem Kind dabei helfen können, sie wiederzufinden.
Tipp 1 für mehr Dankbarkeit: Selbst ein großer Optimist sein
Möchten Sie einen kleinen Optimisten aufziehen, dann zeigen Sie am besten die Vorzüge der Dankbarkeit am lebenden Beispiel: an Ihnen! Reden Sie über die Dinge, für die Sie dankbar sind, auch und ganz besonders, wenn es “nur” Kleinigkeiten sind. Zeigen Sie Wertschätzung über das schöne Wetter beim Spaziergang oder ein leckeres Essen mit Ihrer Familie. Zeigen Sie Ihrem Kind, was Sie an Ihrem Leben schätzen!
Tipp 2 für mehr Dankbarkeit: Das Gute in den Fokus setzen
Da wollte Ihr Nachwuchs doch so gern im Garten spielen und ausgerechnet heute regnet es. Das kann schon ärgerlich sein! Kann, muss es aber nicht. Zeigen Sie Ihrem Kind solche Momente doch von einem anderen Blickwinkel: Dafür kann Ihr Knirps sich nun in eine Decke kuscheln, eine heiße Tasse Kakao trinken und die Lieblingsserie schauen. Ein kleiner Optimist denkt eben nicht “Warum muss das ausgerechnet mir passieren?” sondern “Wofür ist das gut? Was kann ich daraus machen?”. In solchen Momenten lernt Ihr Kind Veränderungen nicht als Ärgernis, sondern als Chance zu sehen.
Tipp 3 für mehr Dankbarkeit: Über die schönen Dinge gemeinsamen reden
Dankbarkeit bleibt über Vieles oftmals ungesagt – da ist es doch eine schöne Idee, in einem regelmäßigen Familienritual genau über dieses Thema zu sprechen! Um den Tag/die Woche ausklingen zu lassen, können Sie sich mit Ihrem Sprössling zusammensetzen und Dinge besprechen, wie:
- Worüber hat sich Ihr Kind heute/in den letzten Tagen besonders gefreut?
- Was würde Ihr Kind auf eine einsame Insel mitbringen? Warum?
- Welche Menschen mag Ihr Kind besonders und warum? Hat Ihr Kind diesen Menschen das auch schon gesagt? Wie könnte Ihr Kind diesen Menschen seine Dankbarkeit zeigen?
Mehr Gesprächsimpulse und Dankbarkeits-Übungen finden Sie hier.
Tipp 4 für mehr Dankbarkeit: Ein Dankbarkeits-Tagebuch führen
Schon frühere Studien zeigen: Menschen, die mindestens einmal die Woche Tagebuch führen und positive Dinge notieren, sind optimistischer und gesünder. Dabei reichen schon drei kleine Dinge, zum Beispiel “Worüber habe ich heute herzhaft gelacht?” oder “Was war heute besonders toll?”. Diese Dinge regelmäßig aufzuschreiben schärft bereits am Tag den Blick für schönen Sachen, die im Alltag geschehen. Ganz nebenbei hilft es auch dabei, sich über die Dinge im Leben klar zu werden, die einem besonders am Herzen liegen – was eine wichtige Erkenntnis ist, nicht nur für unsere Kleinen!