Stottern – wie können Eltern ihren Kindern helfen?
Louisa Eberhard
Ihr Kind stottert? Keine Sorge, das ist bei Kindern gar nicht so selten. Wir geben Tipps, auf was Sie achten sollten und wo Sie Ihr Kind fördern und unterstützen können.
Ihr Kind hat plötzlich Probleme, flüssig zu sprechen oder Schwierigkeiten beim Aussprechen von Lauten und Silben? Das kann im ersten Moment beunruhigen, ist aber erstmal nichts Ernstes.
Stottern bei Kindern
Stottern äußert sich durch Unterbrechungen beim Reden durch Wiederholungen von Lauten oder Wörtern und tritt bei vielen Kindern im jungen Alter auf. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten des Stotterns: Das entwicklungsbedingte Stottern (bzw. entwicklungsbedingte Redeunflüssigkeiten) und das „echte“ Stottern.
1. Das entwicklungsbedingte Stottern
Kinder durchlaufen in den ersten Jahren ihres Lebens verschiedene Entwicklungsphasen. Dazu gehört auch die Sprachentwicklung. Besonders im Alter zwischen 2-5 Jahren macht die Sprachentwicklung so große Schritte, dass das aktive Aussprechen der Gedanken oft noch nicht hinterherkommt und Kinder eine gewisse Zeit benötigen, bis ihnen das richtige Wort einfällt. Wichtig ist es hier, Ihr Kind beim Sprechen nicht unter Druck zu setzen. Sie kennen es wahrscheinlich selbst, dass Kinder in dem Alter viele Geschichten erzählen und Sie an allem Erlebten teilnehmen lassen wollen. In der Phase des entwicklungsbedingten Stotterns brauchen sie dafür deutlich mehr Zeit – es ist wichtig, ihnen diese Zeit auch zu geben. Durch Drängen oder vermeintliche Hilfe durch das Vorwegnehmen von Wörtern, könnten Sie Ihr Kind um einen wichtigen Lernfortschritt bringen. Außerdem kann Verunsicherung beim Sprechen begünstigen, dass aus dem entwicklungsbedingten Stottern ein „echtes“ Stottern entsteht.
Sie unterstützen das Selbstbewusstsein Ihres Kindes nicht nur beim Sprechen enorm, wenn Sie geduldig warten, bis Ihr Kind alle Worte zu seiner Zufriedenheit gefunden und ausgesprochen hat. Normalerweise verschwindet das entwicklungsbedingte Stottern von selbst nach spätestens 6 Monaten. Wenn dies nicht der Fall ist, sollten Sie einen Termin beim Logopäden vereinbaren und gemeinsam mit Ihrem Kind besprechen, was ein Logopäde tut und wie er helfen kann.
2. Das „echte“ Stottern
Ca. 25 Prozent der Kinder, die im Kleinkind- bzw. Vorschulalter stottern, entwickeln ein anhaltendes Stottern. Dies hört nicht nach der kurzen Zeitspanne wieder auf. Wenn dieser Fall eintritt, kann eine Therapie beim Logopäden helfen, das Stottern durch bestimmte Atem- und Sprechübungen zu verringern. Ein wichtiger Bestandteil ist hier jedoch auch, Ihrem Kind die Angst vorm Stottern zu nehmen und Gelassenheit mit auf den Weg zu geben.
Was können Sie tun?
Dazu können Sie als Eltern auch Ihren Teil beitragen: Wie auch beim entwicklungsbedingten Stottern ist es wichtig, Ihr Kind ausreden zu lassen und nicht dazwischen zugrätschen. Auch Berichtigungen und Vorsagen können schlechte Gefühle auslösen – dann entsteht das Risiko, dass Kinder zukünftiges Sprechen aus Angst und Unsicherheit meiden wollen. Das ist nicht nur schlecht für die sprachliche Entwicklung Ihres Kindes, sondern kann zu Selbstzweifeln und Frustration führen. Nicht nur für Kinder, die stottern, ist es wichtig, das Gefühl zu bekommen, es sei interessant und wichtig, was sie zu erzählen haben. In dem Sie Ihr Kind selbst entscheiden lassen, wann und wieviel es sprechen möchte, ermöglichen Sie ihm außerdem, ein entspannteres Verhältnis zur Sprache aufzubauen – denn natürlich ist das Stottern auch eine Belastung für Kinder.
Wie fast überall orientieren sich Kinder auch beim Sprechen an Ihren Eltern. Hilfreich ist es deshalb, bewusst darauf zu achten, langsam und deutlich zu sprechen und eventuell kleine Pausen einzuführen. So merkt Ihr Kind, dass es beim Sprechen nicht auf ein besonders hohes Tempo ankommt und es sich Zeit nehmen kann – denn beim schnellen Sprechen entstehen schnell Verhaspelungen.
Es kann außerdem hilfreich sein, das Gespräch mit dem Lehrer Ihres Kindes suchen und ihn in Kenntnis zu sitzen: Oft haben Lehrpersonen noch gar nicht das richtige Hintergrundwissen, um das Stottern als Sprachstörung einordnen zu können. Zusätzlich entsteht beim Lehrer eine gewisse Sensibilität für dieses Thema – so ist er in der Lage, schnell eingreifen zu können, wenn andere Kinder unbedachte Kommentare äußern. Auch Schulfreunde könnten hier mit ins Boot geholt werden – sie helfen Ihrem Kind, selbstbewusster mit dem Thema Stottern umzugehen und können vermitteln, dass es nichts ist, wofür man sich schämen müsste.
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