Kind oder Knete? Wie groß ist das schlechte Gewissen wirklich?
Katharina Looks
Lassen sich Beruf und Familie vereinbaren? Wir haben nachgefragt!
Mit Alu von Grosse Köpfe haben wir nachgefragt: Wie bekommen Eltern Kinder, Beruf, Partnerschaft und eigene Interessen unter einen Hut? Unser Fazit: Weg mit dem Gefühl, immer alles geben zu müssen!
Mit welchen Hürden haben Sie im Alltag zu kämpfen? Gibt es einen Weg alle Interessen zu vereinen? Stellt sich ein schlechtes Gewissen ein, wenn nicht für alles und jeden genügend Zeit zur Verfügung steht? Oder wird das Thema zu heiß gekocht und unnötig provoziert?
Diese und ähnliche Fragen stellten wir vor knapp zwei Monaten in den virtuellen Raum. Annelu von Große Köpfe rief gemeinsam mit uns zur Blogparade #worklifefamily auf. Jeder, der wollte, konnte seine Gedanken zum Thema veröffentlichen. Es ging um die Vereinbarkeit und das quälende, schlechte Gewissen, das oft mit dem Spagat zwischen Beruf und Familie einhergeht.
Unsere Studie zur Vereinbarkeit zeigte nämlich, dass 56 Prozent der Befragten, egal ob Mann oder Frau, ob in Voll- oder Teilzeit beschäftigt, im Hinblick auf Vereinbarkeit mit Gewissensbissen kämpfen. Vor allem, weil die Zeit anscheinend niemals ausreicht, allem gerecht zu werden.
Doch ist es wirklich so hoffnungslos?
Nachgefragt: Wie bekommen Eltern Kind und Karriere unter einen Hut?
21 Eltern-Blogger haben mitgemacht und alle kamen mehr oder weniger zum selben Ergebnis: Es gibt kein Richtig und kein Falsch!
Es gibt sie nicht, die perfekte Familie, in der alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und niemand etwas zu beanstanden hat. Vielleicht ist es gerade dieses perfektionierte Bild, das es so schwer für uns macht und uns das Gefühl gibt, niemandem gerecht werden zu können. Die Frage ist daher eher: Müssen wir das überhaupt? Wir glauben nicht! Die ehrlichen Texte der Eltern-Blogger bestätigen einmal mehr, dass es wichtig ist, sich von dem Gefühl zu befreien, immer alles geben zu müssen.
Blogparade #worklifefamily: 21 Blogger erzählen aus ihrem Familienleben – Wie groß ist das schlechte Gewissen wirklich?
1. Grosse Köpfe: Wie konnte das passieren?
Diese Frage stellt sich Alu jeden Tag aufs Neue, wenn sie nach einem anstrengenden Tag um 21.30 Uhr zum ersten Mal auf der Couch sitzt. Wie konnte es passieren, dass sie Zweifel plagen, doch zu wenig Zeit für die Kinder, den Partner, für sich und alle anderen zu haben. Ihre Logistik im Alltag funktioniert, doch sie fragt sich trotzdem: Ist das Vereinbarkeit?
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2. Terrorpüppi: Nein, ich habe kein schlechtes Gewissen
Jessi von Terrorpüppi ist es hingegen leid, ständig mit einem schlechten Gewissen konfrontiert zu werden, das sie selbst nicht hat. Für sie ist es zu einer Modeerscheinung geworden, der sich jede Familie stellen muss, ob sie will oder nicht. Denn hat man selbst keine Gewissensbisse, versucht die Außenwelt, sie einem einzureden, so Jessi.
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3. Tollabea: I put the „vereint“ in „Vereinbarkeit”
Schlechtes Gewissen ist für Béa ein Fremdwort. Sie nutzte die Chance, im Beruf erfolgreich zu sein und organisierte sich mit anderen Müttern. Schon während des Studiums teilten sie sich die Betreuung und übernahmen an bestimmten Tagen gleich mehrere Kinder. Im Beruf teilte sie die Zeiten mit ihrem Mann und anderen Eltern nach dem gleichen Modell. Es ging ihr nie um Vereinbarkeit, sondern darum Vereinbarungen mit anderen zu treffen.
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4. Lottikarottistagebuch: Ein Modell, in dem auch mal was schief gehen kann
Lilly hat kein perfektes Modell, in dem Familie und Beruf in geregelten Bahnen laufen. Ihre Familienorganisation erfolgt in einem abgesteckten Rahmen, in dem die Aufgaben rotieren. Es gibt eine feste Routine, die Platz für Ausnahmen lässt. Und sollte einmal etwas nicht funktionieren, wird es überdacht und gegebenenfalls geändert. Ein schlechtes Gewissen beschleicht sie nur, wenn sie die eigenen Kinder in den Ferien abgibt, um in ihrem Beruf als Tagesmutter andere Kinder zu Hause zu betreuen.
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5. naJa-blog: Vereinbarkeit ja, aber nicht ohne Kompromisse
Für Jacqueline war es nicht erfüllend, sich nur um Kind und Haushalt zu kümmern. Sie wollte weiter arbeiten und fand eine Stelle: 40 Stunden Wochenarbeitszeit und 30 Minuten Fahrtzeit pro Strecke. Auf dem Papier funktionierte die Vereinbarkeit, doch der Job erfüllte sie nicht mehr so wie vor der Geburt. An erster Stelle stand nun ihre Tochter und die musste für den Job auch Kompromisse eingehen. Jacqueline fand eine Lösung, indem sie kündigte und begann, im Familienunternehmen zu arbeiten.
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6. Mama3: Habe ich ein schlechtes Gewissen?
Stephanie plagte schon als junges Mädchen das schlechte Gewissen, wenn sie mit einer Puppe mehr spielte, als mit einer anderen. Heute, mit drei Kindern und einem Dreiviertel-Job, ist es zwar noch da, kreist jedoch nicht mehr um das Thema Vereinbarkeit. Sie schloss Kompromisse mit sich selbst und ist mit den Abläufen und Ritualen in ihrer Familie zufrieden. Einzig bei der Aufmerksamkeit für jedes einzelne Kind plagen sie Gewissensbisse.
7. Emma und Lukas: Wenn Vereinbarkeit funktioniert, aber nicht gewollt ist
Heike schafft es, Beruf und Familie zu vereinbaren, doch trotzdem fehlt etwas: mehr Zeit mit den Kinder. Der Job macht ihr Spaß, aber sie findet es schade, dass die Familie auf zwei Jobs angewiesen ist und sie dadurch nur kurze Zeitfenster für ihre Kinder und den Haushalt zur Verfügung hat. Heike beschreibt es nicht als schlechtes Gewissen, sondern als unveränderlichen Umstand. Sie wünscht sich eine bessere Unterstützung für Familien.
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8. Ahoi Kinder: Über Lüge und Wahrheit der Vereinbarkeit
Ute weiß, es geht nicht alles, aber dafür eine ganze Menge. Sie bewältigt den Spagat zwischen Familie und Beruf ganz gut. Doch manchmal hätte sie gern mehr Zeit für ihre Kinder, den Job oder Sport. Das löst aber kein schlechtes Gewissen bei ihr aus, warum auch? Sie ist froh, ein Gleichgewicht gefunden zu haben. Sich für Beruf oder Familie entscheiden zu müssen, würde sie nicht erfüllen und nach kurzer Zeit langweilen.
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9. ELLILEO: Eltern sind keine „Übermenschen“
Für Cornelia passen Familie, Beruf und das eigene Leben schlichtweg nicht unter einen Hut. Sie ist dafür, den Hut zu wechseln. Dass man dabei ins Schleudern gerät, ist nicht selten, so Cornelia. Trotzdem ruft das bei ihr kein schlechtes Gewissen hervor. Sie weiß: manchmal klappt es mit der Vereinbarkeit besser und mal schlechter. Von der Wertung anderer Eltern distanziert sie sich und hält nichts von den Ideen eines perfekten Vereinbarkeits-Modells.
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10. Minimal ist Muss: Design Thinking privat anwenden
Nic nutzt jede freie Minute, die ihr zur Verfügung steht für Arbeit, Familie und Freizeit. Das funktioniert nach einem ausgefeiltem Prinzip. Sobald der Mann nach Hause kommt, kümmert er sich um die Kinder. Eine Zeit in der sie nur „Frau Blogger“ ist. Zwar ist dieses Switchen anstrengend, läuft aber gut. Erst, wenn ihr Mann auf Geschäftsreise geht, ruft sie den „Ausnahmezustand“ aus und beschränkt sich auf eine kleinere, durchgeplante To-Do-Liste, die ihren Alltag als „Kurzzeit-Alleinerziehende“ erleichtert.
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11. KiKo Kinderkonzepte: Vereinbarkeit, nein Danke!
Simone nervt die Diskussion rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie versteht, wenn beide Elternteile arbeiten müssen/wollen, fordert aber ein Umdenken. Es soll nicht darum gehen, dass Politik, Gesellschaft und Arbeitgeber erst Voraussetzungen schaffen müssen, damit Eltern Beruf und Familie miteinander vereinbaren können. Simone wünscht sich, dass ein Elternteil entscheiden kann, mit den Kleinkindern zu Hause zu bleiben, ohne dafür verurteilt zu werden.
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12. SEIT DU DA BIST: Rezept gegen das schlechte (Mama-)Gewissen
Die Bloggerin von SEIT DU DA BIST hätte gerne ein Rezept gegen das schlechte Gewissen und fragt sich, ob es das geben kann. Denn obwohl eigentlich alles gut läuft, kämpft sie täglich gegen die schlechten Gedanken, Kind und Arbeit vernachlässigt zu haben. Sie glaubt an das Funktionieren der Vereinbarkeit: Alles könnte so schön sein wie es ist – wenn nicht der gesellschaftliche Druck und die eigenen Ansprüche wären.
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13. MOTHERBOOK: Das Lebensphasenmodell: Vereinbarkeit neu gedacht
Gaby schüttelt über die aktuelle Lage der Erziehung den Kopf, in der Kinder so schnell wie möglich in die Fremdbetreuung gehen sollen und die anderen Familienmodelle wenig Unterstützung erhalten. Über ein schlechtes Gewissen klagt Gaby nicht, denn in jeder Lebensphase vereinbart sie die Tätigkeitsfelder nicht nebeneinander, sondern nacheinander. Zuerst Kinder, dann Karriere.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Gaby bei MOTHERBOOK
14. Krümelhelden: Vereinbarkeit: Ein Wort in aller Munde
Rebecca und ihr Mann kennen das schlechte Gewissen gegenüber ihren Kindern nur zu gut. Denn mit zwei Vollzeit-Jobs fehlt die Zeit, mit den Kindern für die Schule zu lernen. Das zweite Problem ist die Frage nach der Betreuung, die oft vom Gehalt der Eltern abhängig ist. Rebeccas Devise: „Wo Probleme sind, sind auch Lösungen, wenn man als Familie zusammen hält und kompromissbereit ist.“
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15. Mama Schulze: Kinder, Krankheit und ein bisschen Karriere
Vereinbarkeit von Familie und Beruf scheint machbar zu sein, doch was passiert, wenn eine Krankheit hinzukommt? Dazu unterhielten sich Anna G. und JuSu von Mama Schulze. Beide zeigen, dass es einer großen Portion Gelassenheit bedarf, in der Familie und bei der Arbeit. Sie sind durch ihre persönliche Belastung eingeschränkt und können nicht jeden Tag 100 Prozent geben, doch sie finden, auch ohne Krankheit sind Pausen nötig.
Hier geht es zum gesamten Gespräch bei Mama Schulze
16. Landfamilie: Vereinbarkeit: Nicht nur ein Begriff zwischen Familie und Beruf
In der Landfamilie fragt sich Cosima, warum der Begriff Vereinbarkeit nur auf Familie und Beruf beschränkt wird. Ihrer Meinung nach sagt er nur aus, dass mehrere Dinge unter einen Hut sollen und keiner dem anderen im Weg steht. Sie findet, dass diese Dinge nicht als einzelne Rollen, sondern als ein facettenreiches Leben gesehen werden sollten, in dem alles zu einer großen Rolle zusammenwächst. Vorraussetzung dafür ist, ehrlich zu sein, sich Schwächen einzugestehen und zuzugeben, dass man an Grenzen stößt, so Cosima.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Landfamilie
17. ICH LEBE! JETZT!: Über das Gewissen von Eltern und Vereinbarkeit
Sue begleitet das Thema seit nunmehr neun Jahren, ohne dafür ein Rezept zu haben. Doch sie merkte: Erst wenn sie klar vor Augen hat, was sie will, kann sie Dinge vereinbaren. Aber sie weiß auch, dass nicht alles nach Plan laufen kann, denn es kommt oft anders als gedacht. Ein schlechtes Gewissen, die Kinder alleine zu lassen, schwang bei ihr beständig mit, bis Sue merkte, einen guten Job macht sie nur, wenn sie ohne Bedenken arbeitet. Sie hat nun ihren Weg gefunden – in einem Fernstudium.
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18. Dr. Angelina Bockelbrink: Lebensbalancen statt Vereinbarkeit
Vereinbarkeit ist für Angelina ein politisches Thema, doch die Forderungen nach ganzheitlicher Betreuung greifen für sie zu kurz. Sie schafft den Spagat zwischen Beruf und Familie, dank Selbstständigkeit. Doch dazu musste sie sich ihrer Unzufriedenheit stellen. Sie hat verstanden, dass sie Mutter ist und das ist kein Hut, den man sich aufsetzt. Kinder müssen in der Gesellschaft als Kinder akzeptiert werden, nicht als Konsumenten oder zukünftige Arbeitnehmer.
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19. Kalinchens Mama: Nein, ich bin nicht flexibel
Märry fühlt sich zu Unrecht als unflexibel bezeichnet. Das, obwohl sie jeden Tag zwischen Kita, Uni und Arbeit jongliert. Sie schafft alles mehr oder weniger, doch im Krankheitsfall kommen nun mal Probleme. Ist ihre Tochter erkrankt, muss sie zu Hause bleiben. Wenn sie selbst Migräneanfälle heimsuchen, kann sie auch nicht zur Arbeit. Ihr Chef verlängerte nun den Arbeitsvertrag nicht. Die Begründung: Märry ist unflexibel. Dabei ist sie davon überzeugt, dass gerade Mütter besonders flexibel sind.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Kalinchens Mama
20. Daniel Bialecki: Warum Jammern nicht hilft
Für Daniel ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur ein Punkt auf der Agenda, der nach einem Plan abgestimmt werden kann. Seiner Meinung nach, geht es um ständige Kommunikation. Er weiß, es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren. Doch er liebt dieses Leben und hat sich bewusst dafür entschieden. Daniel nerven die nörgelnden Väter, die mit dem Spagat zwischen Familie und Beruf überfordert sind. Er hofft auf die Erkenntnis, dass es natürlich nicht einfach, aber machbar ist.
Hier geht es zum gesamten Beitrag von Daniel Bialecki in der Huffington Post
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