Mythos Halbtagsjob: Warum die Entlastung oft gar keine ist

Katharina Looks

Expertin Patricia Cammarata
© Patricia Cammarata

Patricia Cammarata ist IT-Projektleiterin, Bloggerin und Mutter. Als sie nach der Elternzeit halbtags in ihren Job zurückkehrte, geriet sie unter Druck.

Teilzeit- oder Halbtagsjobs gelten als DAS Mittel, um den Spagat zwischen Job und Familie zu lockern. Klingt ja auch erst einmal einleuchtend: Nur die Hälfte zu arbeiten, bedeutet doppelt so viel Zeit für die Familie, den Haushalt, Freunde und sich selbst zu haben. Oder?

Dass das in manchen Fällen zu kurz gedacht ist, zeigte erst kürzlich eine forsa-Umfrage: Wir von scoyo befragten 1.001 berufstätige Eltern zu ihrem schlechten Gewissen, das sie beim Thema Vereinbarkeit beschäftigt. Heraus kam unter anderem, dass es überhaupt keinen Unterschied macht, ob Mütter oder Väter in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten: das schlechte Gewissen bleibt immer gleich stark (alle Umfrage-Ergebnisse).

Ein Modell, das eigentlich dabei helfen sollte, Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren, funktioniert scheinbar nicht. Jedenfalls verscheucht es nicht das ungute Gefühl, das viele Eltern haben, weil irgendwie immer etwas zu kurz kommt.

Halbtags arbeiten bedeutet nicht weniger Stress:

“Ich hatte immer nur eine Feuerwehrposition”

Expertin Patricia Cammarata © Patricia Cammarata Auch Patricia Cammarata, Bloggerin (dasnuf.de), IT-Projektleiterin und Mutter von zwei Kindern und einem Patchwork-Kind, hat mit dem Wiedereinstieg in den Halbtagsjob ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Davon erzählte sie uns beim 4. scoyo-Elternabend zum Thema Vereinbarkeit:

Patricia Cammarata auf dem 4. scoyo-Elternabend vom 19.05.2015:

Ich habe eine Zeitlang nur halbtags gearbeitet und das als sehr viel stressiger empfunden als mit meiner jetzigen ¾ Stelle. Das kommt natürlich immer darauf an, wie man seine Arbeit organisieren kann. Ich als Projektleiterin brauchte aber genug Zeit mit meinem Team, um mich abzusprechen.

Im Endeffekt konnte ich nicht so gut planen und hatte immer nur eine „Feuerwehrposition“. Das ist dann trotz des Halbtagsjobs oder gerade deswegen schnell stressig geworden. Ich habe das Ganze so lange mitgemacht, bis es irgendwann fast gar nicht mehr ging. Ich habe mich erst ganz spät gefragt, was mir eigentlich wirklich helfen könnte.

Erst dann konnte ich zu meinem Vorgesetzten gehen und das Thema besprechen. Nun habe ich einen festen Home-Office-Tag in der Woche. Außerdem teile ich mir meine Arbeitszeit so ein, dass ich einen Tag komplett frei habe, um mich um die anfallenden Familienthemen zu kümmern. Dadurch ist vieles leichter geworden. Ich glaube tatsächlich, dass weniger arbeiten nicht unbedingt weniger Stress bedeutet. Es geht um Organisation und darum, persönliche Prioritäten zu setzen.

Man sollte für sich selbst schauen, an welchem Hebel man drehen muss, um eine für sich entspanntere Situation zu schaffen.

Wie geht es Ihnen? Haben Sie andere Erfahrungen beim Thema Teilzeit/Halbtagsjob gemacht? Und welche Tipps haben Sie für andere Eltern? Verraten Sie es uns hier in den Kommentaren!

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.