Cyber-Mobbing Schule: Was Eltern tun können

Katharina Looks

Mobbing im Netz: Für Schüler ein großes Problem |
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Beleidigungen bei WhatsApp, private Bilder in sozialen Netzwerken: Längst ist Mobbing auch im Internet angekommen. Was Eltern bei Cyber-Mobbing in der Schule tun können, haben Experten auf dem scoyo Elternabend diskutiert.

Mittlerweile gehen 63 Prozent der Kindern zwischen 6 und 13 Jahren ins Internet, 40 Prozent davon fast täglich. Bei den Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren sind es sogar 96 Prozent, 87 Prozent davon täglich. Der Großteil der Jugendlichen nutz dafür ein Smartphone. Das geht aus der JIM-Studie 2016 bzw. der KIM-Studie 2016 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest hervor, der regelmäßig Daten zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen erhebt. Aufgrund mobiler Geräte wie Smartphones und Tablets hat die digitale Welt einen großen Einfluss auf den Alltag der Heranwachsenden. Bei dieser Entwicklung ist es keine große Überraschung, dass sich auch das Thema Mobbing ins Internet ausweitet. Folgend erhalten Sie umfassende Hintergrundinformationen sowie konkrete Tipps zum Thema Cyber-Mobbing.

In diesem Artikel

Was ist Cyber-Mobbing?

Cyber-Mobbing, auch Internet Mobbing, E-Mobbing oder Cyber-Bullying genannt, beschreibt Angriffe auf die Persönlichkeit mithilfe moderner (digitaler) Kommunikationsmittel wie Handy oder Internet. Das heißt, Kinder werden über Chatgruppen oder auf sozialen Netzwerken wiederholt erniedrigt und/ oder verbal angegriffen. Diese Form des Mobbings nimmt – wie die Internetnutzung selbst – immer mehr zu: Jeder Dritte (34 Prozent) der Zwölf- bis 19-Jährigen kennt jemanden, der bereits im Internet oder per Handy “fertig gemacht wurde”. Acht Prozent waren sogar schon direkt von Mobbing übers Internet betroffen, wie die JIM-Studie 2016 ebenfalls zeigte.

Das sind alarmierende Anzeichen. Dabei aber bitte bedenken: Formen gegenseitigen Bloßstellens unter Kindern und Jugendlichen gab es schon immer. Neue Medien eröffnen heutzutage vor allem zusätzliche Kanäle und eine große Reichweite, sind aber nicht per se Auslöser für das diskriminierende Verhalten der Täter.

Was Cyber-Mobbing so gefährlich macht

Mobbing 2.0, eine neue Dimension der beleidigenden Angriffe: Wie bereits angedeutet, im Gegensatz zum Mobbing in der realen Welt, erreicht Mobbing als Form regelmäßiger Tyrannisierung bei der Anwendung im Internet eine neue Stufe. Denn Cyber-Mobbing endet nicht mehr in der Schule, sondern findet mittels der pausenlos verfügbaren digitalen Medien oft rund um die Uhr statt. So fühlen sich Opfer selbst in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher, während verletzende Nachrichten und Bilder über sie verbreitet werden.

“Die häufigste Form, die wir heute beim Cyber-Mobbing in der Schule erleben, sind WhatsApp-Gruppen, die im Klassenzimmer gebildet werden. Hier treffen auch am Wochenende oder oft die ganze Nacht durch beleidigende Kommentare ein. Oft werden Personen ausgeschlossen oder Gruppen werden nur zu dem Zweck gebildet, jemanden fertig oder lächerlich zu machen”, so Lehrer und Autor Philippe Wampfler, einer unserer Experten beim scoyo-Elternabend zum Thema Medienkompetenz.

Hinzu kommt, dass beim Cyber-Mobbing unterschiedliche Kanäle wie WhatsApp, Facebook, Instagramm oder Snapchat benutzt werden. Das Fatale daran ist die “Reichweite”, die vor allem soziale Netzwerke erreichen: Mobbing-Opfer werden nicht “nur” vor (einigen) Klassenkameraden bloßgestellt, sondern vor einem unüberschaubar großen Publikum. Zudem können Täter leichter anonym bleiben oder unter falscher Identität auftreten. Das macht sie teils “mutiger” und manchmal auch rücksichtsloser.

Dieser Mix kann zu verheerenden Folgen bei den Opfern von Cyber-Mobbing führen und erklärt, warum Kinder und Jugendliche diese Form des Mobbings mehr fürchten, als Angriffe in der realen Welt. “Es ist schwierig, Cyber-Mobbing in der Schule überhaupt erst wahrzunehmen. Und es ist auch für die Betroffenen schwer zu erkennen, was da überhaupt schon abgelaufen ist”, so Philippe Wampfler. “Gerade in diesen (WhatsApp-) Gruppen findet keine Begleitung durch Eltern oder Pädagogen statt. Dort sind dann Kinder oder Jugendliche wirklich auf sich allein gestellt und entsprechend denken sie auch, dass niemand sie zur Rechenschaft ziehen kann für das, was sie da tun.”

Video-Tipp: Cyber-Mobbing in der Schule – Infos & Tipps

Wird Ihr Kind im Internet gemobbt?

So deuten Eltern Anzeichen für Cyber-Mobbing in der Schule

Nicht alle Kinder öffnen sich zu Hause, vielen ist das Mobbing auch peinlich, besonders, wenn es um Bilder oder Videos geht, die den Schüler in einer unangenehmen Situation zeigen. Generell gleichen die Symptome denen vom Mobbing im Allgemeinen. Alarmsignale, die Sie stutzig machen sollten, sind:

  • regelmäßige gesundheitliche Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Schlafprobleme
  • Verschlossenheit, Nervosität, Gereiztheit
  • Leistungsabfall in der Schule
  • Rückzug in virtuelle Welten
  • ständige Kontrolle digitaler Nachrichtendienste
  • Rückzug aus dem Freundeskreis
  • Schulverweigerung

Was tun, wenn mein Kind über digitale Medien gemobbt wird? Tipps für Eltern

  • Geduld haben: Eltern, die den Verdacht haben, ihr Kind sei Opfer von Cyber-Mobbing, sollten viel Geduld haben, denn nicht immer vertrauen sich Kinder und Jugendliche ihren Bezugspersonen an. Gründe dafür können Scham oder die Angst vor restriktiven Maßnahmen wie ein Internet- oder Handyverbot sein. Zeigen Sie deshalb Interesse für die Aktivitäten Ihres Kindes im Internet und vermeiden Sie Vorwürfe und Schuldzuweisungen nach dem Motto: “Du bist ja selbst schuld!” Schaffen Sie eine ruhige und vertrauliche Gesprächsatmosphäre und geben Sie Ihrem Kind Zeit, sich zu öffnen.
  • Gemeinsame Strategie überlegen: Sprechen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind darüber, was Sie gegen das Mobbing im digitalen Raum tun können.
  • Täter identifizieren, Gespräch suchen: Die meisten Cyber-Mobbing-Attacken stammen von Tätern aus dem Umfeld der Opfer und beziehen sich auf Vorfälle im Alltag von Jugendlichen. Ist der Täter identifizierbar, sollten Sie das Gespräch mit der Schule und den Eltern des Täters suchen.
  • Mobbing-Attacken dokumentieren: Beleidigungen, Belästigungen und Bedrohungen sowie die unerlaubte Veröffentlichung von Bild- und Tonmaterial im Internet sind strafbar. Um Täter zur Verantwortung zu ziehen, müssen die Cyber-Attacken dokumentiert werden. Dazu sollten Sie Screenshots anfertigen, Mails und Nachrichten speichern und sich Notizen zu den betreffenden Plattformen und zum Täter machen. Nur dokumentierte Cyber-Attacken können strafrechtlich verfolgt werden.
  • An Betreiber wenden: Wenden Sie sich schnellstmöglich an den Betreiber der entsprechenden Plattform. Melden Sie den Täter und fordern Sie die Löschung seines Profils. Der Betreiber ist verpflichtet, Diffamierungen zu löschen.
  • Strafanzeige stellen: In gravierenden Fällen sollten Sie Strafanzeige bei der Polizei stellen.

Cyber-Mobbing in der Schule: Hier finden Eltern Hilfe

Kompetente Hilfe und Unterstützung bei der Frage, was Sie bei Cyber-Mobbing tun können, finden Sie bei Psychologen, Beratungsstellen und im Internet, z. B. unter folgenden Adressen:

Weitere hilfreiche Links finden Eltern hier: Hilfe bei Cyber-Mobbing

Prävention Cyber-Mobbing: was können Eltern und Lehrer tun?

Gerade weil Cyber-Mobbing so schwerwiegende Folgen haben kann und sich oft schneller und weiter ausdehnt als das “klassische” Mobbing, ist es wichtig, dass Eltern und Lehrer über die Mechanismen und Konsequenzen dieser Art von Mobbing aufklären – sodass es bestenfalls gar nicht zu Cyber-Mobbing in der Schule kommt.

Expertenmeinungen zum Thema Cyber-Mobbing in der Schule

Lehrer & Autor © Philippe Wampfler Lehrer & Autor Philippe Wampfler:

“Der Cybermobbing-Prozess kommt immer aus einem bestehenden sozialen Umfeld. Da wird nicht irgendjemand gemobbt, den man gar nicht kennt, sondern das sind meistens Klassen oder Gruppen, die diese Mobbing-Prozesse einleiten. Und deshalb ist die Prävention auch die klassische Mobbing-Prävention, eben dass man ein gutes Klassenklima hat, einen offenen Umgang miteinander hat und über Probleme spricht.”

 

Bloggerin © Anna Luz de León Bloggerin Anna Luz de Léon:

“Bei Cyber-Mobbing ist es, wie beim Umgang mit digitalen Medien generell, ganz wichtig zu begreifen, dass der virtuelle Raum nicht tatsächlich virtuell ist. Das, was dort passiert an Kommunikation und an Begegnungen hat echte Effekte, genauso als würde man sich gegenüber stehen. Da sehe ich mich als Mutter in der Pflicht, das meinen Kindern zu vermitteln, ihnen zu sagen: Das, was du da machst, ist echt, das bist du, auch wenn du dir einen Nickname gibst. Das, was du da äußerst, hinterlässt Spuren, und du redest mit echten Menschen. Ich glaube, das ist eine große Herausforderung, weil es auch genug Erwachsene gibt, die sich im virtuellen Raum anders verhalten. Das müssen wir Eltern uns bewusst machen, um es nachhaltig an unsere Kinder weiterzugeben. Das, was du da tust in der WhatsApp-Gruppe, ist echtes Mobbing, nicht nur “Cyber-Mobbing”. Das ist nicht weniger schlimm.”
 

Mediencoach © Kristin Langer Mediencoach Kristin Langer: 

“Ich glaube auch, dass wir den Kindern vermitteln sollten: Das, was du dort tust, stell dir vor, dir passiert das selbst. Würde mich das kränken oder traurig machen? So ist das für viele Kinder vorstellbarer. Aber das ist gleichzeitig auch das, was Kindern oft sehr schwer fällt. Sie machen Sachen meist intuitiv, gar nicht aus böser Absicht, und sehen erst später, dass das eine Schieflage war. Oft trauen sie sich aber dann nicht, ihren Fehler einzugestehen.”

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.