Nein! Ich meine Jein. – Leichter Internet-Regeln für Kinder aufstellen
Katharina Looks
Um sich sicher in der digitalen Welt zu bewegen, brauchen Kinder Regeln und Unterstützung von ihren Eltern
Facebook, Snapchat und Instagram – Kinder sind in vielen Medien unterwegs. Viele Eltern kommen da nicht mehr mit. Wir haben einige Tipps zusammengestellt, die helfen, sinnvolle Internet-Regeln für Kinder festzulegen.
In diesem Artikel
Medienpädagogen, Medienmacher, Schüler und Eltern disktutierten sowohl beim 5. scoyo Elternabend im Netz als auch beim 8. scoyo Elternabend im Netz über einen der größten Streitpunkte im Familienalltag: Die Mediennutzung. Oft möchten Kinder mehr Zeit im Internet verbringen als sie dürfen. Eltern wissen aber oft nicht, wie viel Medienzeit im “normalen” Rahmen ist. Sie fragen sich oft: Wie kann ich mein Kind an die digitale Welt heranführen und es gleichzeitig schützen? Hierbei helfen klare Internet-Regeln für Kinder, die wir für Sie aus beiden scoyo-Elternabenden zusammengefasst und ergänzt haben.
Das wichtigste vorweg: Es gibt keine “goldenen Regeln”. Jede Familie muss diese wahrscheinlich für jedes Kind individuell festlegen. Hierbei spielen beispielsweise Medienkompetenz und Alter des Kindes eine entscheidende Rolle.
Welche Internet-Regeln für Kinder sind sinnvoll? – Wichtige Rahmenbedingungen vorweg
- Reden Sie über Konfliktpunkte, die auftauchen könnten, am besten schon vorab. Hier kann es um Nutzungszeiten gehen, aber auch darum, wer die Kosten trägt, was passiert, wenn Regeln nicht eingehalten werden etc. Wichtig: Nehmen Sie Ihr Kind ernst, fragen Sie es nach den eigenen Wünschen, Anregungen und Gedanken. Wenn es die Regeln auch mitgestalten darf, wird es sich garantiert viel eher auch daranhalten.
- Legen Sie unbedingt medienfreie Zeiten oder sogar medienfreie Tage fest. Das tut der ganzen Familie gut, besonders wenn Sie diese Zeit gemeinsam verbringen. Das hat unsere Redakteurin Kali übrigens auch schon ausprobiert: Digital Detox: Ein Wochenende Smartphone-Fasten
- Stellen Sie die Regel auf, dass jedes Familienmitglied die anderen ermahnen darf, wenn jemand zu viel Zeit am Bildschirm verbringt – ohne, dass es in Streit ausartet. So werden sich alle bewusster über ihren Medienkonsum.
Besonders zu Beginn: Begleiten Sie Ihr Kind bei der Erkundung des Internets. Möchte es sich zum Beispiel in einem sozialen Netzwerk anmelden, prüfen Sie dieses mitsamt der AGB zuvor genau. Machen Sie sich dann gemeinsam an die Erstellung eines Profils, indem Sie Ihrem Kind dabei über die Schulter blicken und einzelne Einstellungen besprechen. Erklären Sie den Hintergrund, damit Ihr Kind auch versteht, warum es gewisse Informationen besser nicht angibt. Schlichte Verbote führen nur dazu, dass es die Einstellungen später wieder ändert.
1. Die persönlichen Daten Ihres Kindes bleiben geheim
In Zeiten von sozialen Medien, Online-Banking, Identitätsdiebstahl und Co. ist das Geheimhalten von persönlichen Daten wichtiger denn je! Das persönliche Passwort darf Ihr Kind niemandem verraten, ist ja klar. Aber auch persönliche Informationen, wie zum Beispiel der eigene Name, die Handynummer und Adresse sollten nirgendwo leichtfertig preisgegeben werden. Auf sozialen Netzwerken wie Facebook kann Ihr Kind auch mit Pseudonym und Comic-Profilbildern unterwegs sein!
2. Es gelten feste Internet-Zeiten
“Nur mal eben schnell was nachschauen” – das kann sich unerwartet lange hinziehen! Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind feste Surfzeiten, die Sie dann mit dem Alter und Medienverhalten anpassen. Wichtig ist die Balance: Auch eine kreativ genutzte Medienzeit sollte die Zeit in der realen Welt nicht überschreiten. Die ein oder andere „Bildschirmpause“ ist auch nie verkehrt!
3. Kommunikationsregeln für Chaträume
Die Anonymität des Internets verführt einige Menschen allzu schnell zu verbalen Ausfällen. Dabei sind Chaträume strenggenommen öffentlich und vor allem: Hinter dem Profil eines anderen Nutzers sitzt immer noch ein Mensch! Wie in der realen Welt ist also auch in der virtuellen ein höflicher Umgang miteinander Pflicht.
4. Fremden mit gesunder Skepsis begegnen
“Du nimmst keine Schokolade von Fremden an und gehst auch nicht mit ihnen mit!” Diese Regeln kennen viele Eltern sicher noch aus ihrer Kindheit. Das gilt auch für die digitale Welt: Ihr Kind sollte sich zum Beispiel nie mit einem Fremden treffen, nur weil man sich im Chatgespräch gut versteht. Ob sich hinter dem witzigen Profilnamen und Bild auch wirklich die Person verbirgt, die man erwartet, ist nämlich nie gegeben. Grundsätzlich sollte Ihr Kind also auch keine fremden Personen „adden“ (bei Facebook) oder auch Mails von Fremden öffnen (Spam-Gefahr). Handelt es sich doch um einen Bekannten, kann dies auch durch Nachfragen über andere Kanäle (Telefon, persönliches Gespräch) bestätigt werden.
5. Kritisch gegenüber Informationen aus dem Internet sein
Das Internet ist frei, jeder kann Inhalte zunächst einmal problemlos veröffentlichen. Das heißt auch, dass viele verschiedene Inhalte (Texte, Bilder und Videos) im Umlauf sind, die nicht unbedingt wahr sein müssen. Ein gesundes Misstrauen über den Wahrheitsgehalt der Informationen im Internet ist hierbei sehr wichtig. Im Zweifel kann Ihr Kind andere Quellen heranziehen, um auf Nummer sicher zu gehen und sogenannte „Hoax“, Spam und Falschmeldungen umgehen.
6. Uploads, Downloads, Gewinnspiele und Newsletter-Anmeldungen: Zuerst mit den Eltern absprechen
Das Internet vergisst nicht. Ist das Kostüm-Bild vom letzten Karneval hochgeladen, ist es sehr schwer bis fast unmöglich, es wieder zu entfernen – da sollte stets im Hinterkopf bleiben. Besprechen Sie also Dinge, die Ihr Kind hochladen möchte unbedingt vorher. Auch bei Downloads gilt es, achtsam zu sein: Was wird da heruntergeladen (Viren- und Spyware-Gefahr)? Von welcher Seite? Gewinnspiele und Newsletter fordern fast immer persönliche Daten, also gilt auch hier: Zunächst wird die Teilnahme oder Anmeldung mit den Eltern besprochen, damit man zum Beispiel möglichen Abo-Fallen aus dem Weg gehen kann.
7. Das Urheberrecht stets beachten
Apropos Downloads: Mit wenigen Klicks hat man auf den „richtigen“ Seiten Bücher, Filme, komplette Serien und Musikalben heruntergeladen, ohne dafür bezahlen zu müssen. Das Urheberrecht greift aber natürlich auch in der digitalen Welt, solche Downloads (oder Streams) sind also strafbar. Um Abmahnungen und Geldstrafen vorzubeugen, muss Ihr Kind sich stets fragen: Warum ist der Film auf der einen Seite kostenlos und auf allen anderen Seiten nicht? Wer den Künstler schätzt, bezahlt auch gern für sein Werk!
8. Beängstigende Internetinhalte gleich mit Vertrauten besprechen
Ein Kinderinternetbrowser (z.B. fragFINN.de) ist gerade für junge Surfer sehr wichtig. Hier werden unangemessene Inhalte gleich herausgefiltert. Stößt Ihr Kind doch einmal auf beängstigende Dinge, sollte es einen Ansprechpartner in der Nähe haben. Das müssen und können nicht immer die Eltern sein, auch andere Verwandte oder Bezugspersonen können Ihrem Kind in solchen Situationen zur Seite stehen.
9. Vertrauen Sie Ihrem Kind
Die wichtigste Regel zuletzt: Haben Sie Vertrauen in die Fähigkeiten Ihres Sprösslings! Zum einen können Sie ohnehin nicht ständig über die Schulter blicken, ob nun beim Surfen am Computer, Tablet oder Handy. Zum anderen lernt Ihr Kind am besten durch eigene Erfahrungen. Dabei reicht es meist schon zu wissen, dass Sie im Fall der Fälle unterstützen und helfen!
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