Mediennutzung von Kindern: Was ist Medienkompetenz?

Johannes Braun

Kinder sind fasziniert von digitalen Medien. Doch der bewusste Umgang will gelernt sein
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Eltern sind heute in der Verantwortung, ihre Kinder zu guten Mediennutzern zu erziehen. Doch was ist eigentlich Medienkompetenz und wie können Eltern diese fördern?

In diesem Artikel

Was bedeutet Medienkompetenz?

Zur Medienkompetenz von Kindern gehört, dass sie

  • Inhalte aus Fernsehen, Internet & Co. einordnen und verarbeiten können.
  • für sich interessante und sinnvolle Inhalte aussuchen und nicht alles ungefiltert konsumieren.
  • Medien nicht nur für den Konsum nutzen, sondern auch, um sich mit anderen auszutauschen und selbst kreativ zu werden.
  • redaktionelle, mehrwertige Inhalte von Werbung unterscheiden und Werbebotschaften auch als solche beurteilen können.
  • wissen, wo Gefahren lauern und wie sie mit diesen umgehen können.

Medienkompetenz fördern: Die Medienerziehung

Um diesen kompetenten Umgang mit (digitalen) Medien zu erlernen, brauchen Kinder, besonders am Anfang der Mediennutzung, die Hilfe ihrer Eltern. Sie sind, wie in so vielen Bereichen des Lebens, ihr Vorbild. Das kann Eltern ganz schön unter Druck setzen, denn anders als die heutigen “digital natives” sind sie nicht mit digitalen Medien aufgewachsen und haben selbst mit der täglichen Informationsflut und den vielen neuen Technologien zu kämpfen.

Hinzu kommt, dass es auch in punkto Medienerziehung, wie bei der Erziehung als großes Ganzes, wieder einmal kein Patentrezept gibt, sondern nur bzw. eher verschiedenste Dinge zu beachten: 10 Tipps für Eltern: Medienerziehung in der Familie

Erstaunlicherweise meint ein Großteil der Eltern, es gut im Blick zu haben, wie ihre Kinder digitale Medien nutzen. Das zeigt eine aktuelle forsa-Umfrage* unter Eltern. Sieben von acht der Befragten geben an, gut oder sehr gut einschätzen zu können, wie ihre Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren mit Computern, Tablets und Smartphones umgehen.

Wissenschaftlich betrachtet, relativiert sich diese Selbsteinschätzung jedoch wieder relativ schnell: Denn gerade in Bezug auf das Internet sind viele Eltern “besorgt mit Blick auf das, was auf sie zukommt”, heißt es in einer Studie der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen aus 2013. Hier schließen sich viele Fragen an: Wie kann ich ein gutes Vorbild sein? Wie regel ich Medienzeiten am besten und wie kann ich das Internet kindersicher machen?

INFO: Besuchen Sie unseren virtuellen scoyo-Elternabend zum Thema “Medienkompetenz: Fitte Eltern, starke Kinder” am 30.09., um 20 Uhr, und stellen Sie Ihre ganz persönlichen Fragen an unsere Experten.

Kompetente Mediennutzung von Kindern fördern

Eins vorweg: Klare Antworten gibt es für die meisten Fragen leider nicht. Begeben sich Eltern im Internet auf die Suche nach den besten Tipps zur Medienerziehung, tritt ziemlich schnell Verwirrung auf. Denn hier finden sich unzählige Tabellen und Informationen, die oft nur pauschalisierte Stundenvorgaben für die “optimale” Mediennutzung bei Kindern liefern. Doch was ist, wenn Schüler das Internet kreativ und produktiv nutzen? Wäre es da nicht Irrsinn, die Zeit auf eine allgemeingültige Anzahl an Stunden zu begrenzen?

“Wenn Online-Games die Hauptbeschäftigung in der Freizeit von Kindern sind, müssen Eltern anders reagieren, als wenn Laptop oder PC zur Recherche für das Referat in der Schule genutzt werden”, sagt Medienpädagogin Kristin Langer. “Zwei Stunden am Rechner sind da nicht gleich zu bewerten. Genauso macht es einen Unterschied, ob Jungen und Mädchen gemeinsam spielen oder das Chatten in Foren zum Ersatz für das Treffen mit Freunden wird.”

Medienkompetenz im Blick mit scoyo-Typentest

Dies zeigt: Regeln, Grenzen, Zeiten etc. lassen sich nur festsetzen, wenn man die Mediennutzung von Kindern ganz individuell betrachtet und den Nachwuchs besonders beim Einstieg in die Online-Welt kontinuierlich begleitet. Dafür haben wir einen Typentest entwickelt, der Sie unterstützt, Ihre Kinder im Hinblick auf Mediennutzung und Medienkompetenz besser einschätzen zu können. Wie und wofür nutzt Ihr Kind digitale Medien? Kennt es sich aus oder ist es noch verunsichert?

Der scoyo-Test hilft Ihnen, die oben genannten Fragen zu beantworten. Am Ende erhalten Sie typgerechte Empfehlungen, praktische Tipps und weiterführenden Links als Hilfestellung für die Medienerziehung.

Der Test ist in Zusammenarbeit mit der Medienpädagogin Kristin Langer entstanden, die als Mediencoach für die Initiative „Schau hin!“ arbeitet. Die Typen basieren auf wissenschaftlichen Studienergebnissen**.

Begleitung bei Mediennutzung lohnt sich

Generell ist es nur positiv, wenn sich Eltern intensiv mit der Mediennutzung ihrer Grundschulkinder beschäftigen. Denn selbst wenn Väter und Mütter jüngerer Kinder noch glauben, die Medienerziehung klar im Griff zu haben: Spätestens wenn Neue Medien im Leben der Kinder/Jugendlichen an Bedeutung gewinnen, treten Schwierigkeiten auf.

So zeigt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse, dass beinahe jeder Vierte der Befragten keine Vorstellung davon hat, was Teenager online interessiert. Wer seine Kinder von Anfang an begleitet hat, ist da klar im Vorteil.

Gezielte Begleitung ist das Stichwort! Manchmal ist die Begeisterung über das erste Smartphone so groß, dass mündlich vereinbarte Vorsätze schnell mal über Bord geworfen werden. Um das zu verhindern, überreichen Sie Ihrem Kind mit dem Smartphone am besten gleich einen Eltern-Kind-Vertrag

Ja, Sie haben richtig gehört. Denn: Ein von Kind und Eltern unterschriebenes Dokument fördert das Gespräch über die Risiken und schafft Bewusstsein für Gefahren.

* Repräsentative, bundesweite forsa-Umfrage im Auftrag von scoyo. Befragt wurden 1.002 Eltern, deren Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren sind und digitale Medien nutzen. Juli/August 2014.

**KIM-Studie 2012 und FIM-Studie 2011, mpfs; „Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie“, Landesanstalt für Medien NRW; JAMESfocus 2011, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften; „Jugendschutzsoftware im Elternhaus: Kenntnisse, Erwartungen und Nutzung. Stand der Forschung“, Hans-Bredow-Institut; „Digital natives: myth busted. Digitale Kompetenzen und habituelle Verstrickungen“, Andrea Schaffar und Claudia Friesinger

Johannes Braun

Johannes Braun studiert Politikwissenschaften in Hamburg, ist ältester Bruder von zwei Geschwistern und interessiert sich für die Themen Neue Medien und digitale Wissensvermittlung. Er unterstützt scoyo als Werkstudent.