Sicherheit im Internet: Wo lauern Gefahren für Kinder?
Katharina Looks
Das Internet – ein Fluch oder Segen?
Fluch oder Segen? Beim Thema Internet scheiden sich die Geister. Einerseits ermöglicht das Netz Zugang zu immensen Wissensressourcen, andererseits birgt es Gefahren, die von Kindern nicht richtig eingeschätzt werden können.
In diesem Artikel
Ist auch Ihr Kind zwei- bis dreimal in der Woche oder sogar täglich online? Dann entspricht diese Medienzeit durchaus dem Bundesdurchschnitt. In wenigen Jahren hat sich das Internet vom Nischenmedium zu einem der populärsten Massenmedien in der Bundesrepublik entwickelt.
Während vor allem ältere Menschen mit PC und Internet noch auf Kriegsfuß stehen, gehen die meisten Kinder sehr viel selbstverständlicher mit dem Medium um. Laut KIM-Studie 2014, einer Langzeitstudie über die Mediennutzung von Kindern, gaben 63 Prozent der befragten Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren an, zumindest selten im Internet zu surfen.
Wenn man bedenkt, wie früh heute Kinder mit moderner Kommunikationstechnologie in Berührung kommen, ist es nicht verwunderlich, dass manche Eltern im Umgang mit dem Computer bei ihren Kindern in die Lehre gehen können. Es spricht vieles dafür, dass sich der Trend immer früher beginnender Medienerziehung weiter fortführen wird.
Bei allem Zutrauen in die Fertigkeiten unserer Kinder sollte allerdings nicht vergessen werden, dass der virtuelle Raum Gefahren birgt, die von Kindern nicht richtig eingeschätzt werden, aber ganz reale Konsequenzen nach sich ziehen können. Es wäre ein Trugschluss, technische Bedienkompetenz mit Medienkompetenz gleichzusetzen.
Die häufigsten Gefahrenquellen im Internet
In einer länderübergreifenden Studienreihe der Europäischen Union über Risiken und Sicherheit im Internet werden die folgenden Problemschwerpunkte im Web skizziert und bewertet. Die wichtigsten Gefahrenquellen im Umgang mit dem Internet bestehen in der exzessive Nutzung, in der Konfrontation mit pornografischem Material, in der Verbreitung erotischen Bildmaterials des eigenen Körpers (Sexting), im Cyber-Mobbing und im realen Treffen von Online-Kontakten.
Es berichteten 41 % der befragten deutschen Kinder im Alter von neun bis 16 Jahren, mindestens einem Risikofaktor aus den genannten Kategorien im Internet bereits ausgesetzt gewesen zu sein (vgl. Cross-national comparison of risks and safety on the internet; EU kids online 2011).
Medien stellen oft nur die düstere Seite des Internets dar
Sicherheit geht vor: Wo im Internet Gefahren lauern Die Beispiele, welche Auswirkungen bereits wenige Klicks im Internet haben können, gingen durch die Medien. Facebook-Partys im Vorgarten, finanzieller Ruin durch illegale Musikdownloads, Pädophile im Kinderchat – die Medien zeichnen ein einseitiges Bild vom Internet als eine Löwengrube, in der unsere Kinder drohen zu entarten, verführt oder missbraucht zu werden. Berichtet wird gern über skurrile Einzelfälle, die mit dem Erfahrungshorizont der meisten Internetnutzer wenig gemein haben. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine Facebook-Party im eigenen Vorgarten stattfindet, ist geringer als nach dem Verschlucken eines Kugelschreiberteilchens zu ersticken.
Jedes Jahr sterben nachweislich 300 Menschen an einem Kugelschreiberteilchen und trotzdem würde niemand auf den Gedanken kommen, den Verkauf von Kugelschreibern ernsthaft auf die Medienagenda zu setzen.
Zu kurz kommt in der Berichterstattung meist die andere Seite, nämlich die Information über Websites, auf denen Kinder sicher surfen können, auf denen geprüfte Medieninhalte zur Verfügung stehen, und die Aufklärung darüber, wie Surfen generell sicherer gemacht werden kann.
Eines steht fest: Ja, im Internet werden jeden Tag Verstöße gegen den Jugendschutz begangen und geltendes Recht gebrochen. Nein, es ist nicht unvermeidbar, Opfer von Gefahren aus dem Internet zu werden. Man kann sich und seine Kinder gegen diese schützen. Und gerade im Bereich der Prävention gibt es noch viele offene Baustellen.
Sich im Internet zu bewegen, birgt wie jedes menschliche Verhalten und Handeln Gefahren, die nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Es wäre allerdings eine übertriebene und überdies aussichtslose Maßnahme, die Internetnutzung unserer Kinder drastisch einzuschränken oder gar gänzlich zu untersagen. Die weitaus wirkungsvollere Handlungsalternative von Eltern ist es, ein Problembewusstsein bei den Kindern zu schaffen, den Kindern Regeln und Handlungsanweisungen mit auf den Weg zu geben, den Rahmen, in dem Internet-Surfen stattfindet, so sicher wie möglich zu gestalten und eine Kultur der Offenheit zu pflegen.
Hier gibt es viele Möglichkeiten, die einfach und pragmatisch angewendet werden können, um das Risiko negativer oder gar traumatisierender Erfahrungen im Internet zu minimieren.
Mündlich vereinbarte Vorsätze werden manchmal schnell über Bord geworfen. Um das zu verhindern, überreichen Sie Ihrem Kind mit dem Beginn der selbständigen Internetnutzung am besten einen Eltern-Kind-Vertrag. Das mag drastisch klingen, doch ein von Kind und Eltern unterschriebenes Dokument, wie unser Smartphone-Vertrag, fördert das Gespräch über die Risiken, hilft gemeinsam Regeln aufzustellen und unterstreicht den Ernst dieser Vereinbarungen.
Eltern-Newsletter
Regelmäßige Updates zu den Themen Schule, Lernen, Familie, (digitale) Bildung, exklusive Gewinnspiele und Angebote zu den scoyo Lernprodukten direkt in Ihr Postfach. Jetzt abonnieren!