Homeschooling: Eltern als Lehrer – passt das überhaupt?
Louisa Eberhard
Lernen am Küchentisch
StadtLandMama hat für uns einen spannenden Artikel über die Schulschließungen, die Folgen für die Kids und die Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung geschrieben.
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Wenn Jana morgens aufsteht, setzt sie sich nach dem ersten Kaffee erstmal an ihren Computer. Mails checken, schauen, was für den Tag ansteht – und dann direkt losarbeiten. In Zeiten der Corona-Quarantäne sind Momente ohne ihre drei Kinder wertvoll. „Ich schicke die Drei abends extra etwas später ins Bett, damit ich morgens möglichst noch eine Stunde vor ihrem Aufwachen arbeiten kann.“ Einfach, um kurz ungestört und konzentriert zu sein.
Wie Jana geht es gerade vielen Eltern in Deutschland. Und sie hat noch Glück, denn andere können nicht von zu Hause aus arbeiten, die Kinder verbringen die Tage in Notbetreuungen. Wie das dann mit dem Lernstoff klappt, den die Schulen nun oft per Mail herumschicken? „Oft erledigen wir den noch nach der Arbeit, weil die Aufgaben in der Betreuung überhaupt nicht begleitet werden können“, erzählt Kathrin.
Beide Mütter betonen, dass es ihnen nicht darum geht, keine Zeit mit ihren Kindern verbringen zu wollen. Absolut nicht! Aber Jana muss arbeiten, um ihre Miete weiter bezahlen zu können. Und Kathrin arbeitet in einem so genannten „systemrelevanten Beruf“, wird also gerade im Krankenhaus und auf Schicht gebraucht.
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Deutschland im Homeschooling. Die Schule sind geschlossen. Es ist eine Belastungsprobe für alle – für die LehrerInnen, für die Eltern und für die Kinder. Was macht diese Situation mit den Jüngsten unserer Gesellschaft? Was bedeutet die Quarantäne-Situation für die Kinder?
Wie funktioniert das mit dem kindlichen Bewegungsdrang in Familien, die keinen Garten haben? Wie gehen sie mit aufkommender Langeweile um und vermissen sie in der aufkommenden sozialen Isolation ihre Freunde? Wie können Lücken im Schulstoff gerade bei Kindern aufgefangen werden, deren Eltern weiter arbeiten müssen?
Kinder- und Jugendlichen- Psychotherapeutin Jenny Bange hat selbst drei Kinder und es ist ihr wichtig, zu betonen, dass „Eltern keine Lehrer“ sind. Die Zeit des Homeschooling könne, so befürchtet sie, die Eltern-Kind-Beziehung erheblich auf die Probe stellen. „Der Kontext Familie ist nicht der Kontext Schule.“
Wenn eine Mutter plötzlich im häuslichen und geschützten Rahmen Sanktionen für nicht erledigte Übungen ankündigen muss, können das irritierend wirken. Und sie geht noch weiter: „Schule und Eltern schließen sich eigentlich aus“, meint sie.
„Warum gibt es so viele Nachhilfen? Weil viele Kinder bei den Eltern auf Durchzug schalten, wenn es um die Schule geht.“ Weil sich eh schon vorhandene Konflikte an dieser Stelle entladen könnten.
Die Kinder haben derzeit schulfrei – aber eben nicht unterrichtsfrei. Und so sehr die Lehrer in diesen Zeiten an die Selbständigkeit der Kinder appellieren, am Ende gehen die vielen Mails an die Eltern, die das Material ausdrucken oder abholen, weil das Schulsystem in Deutschland noch nicht digitalisiert ist. Zudem müssen sie plötzlich eine neue Tagesstruktur festlegen, da sämtliche Struktur von außen entfällt. Schule, Kita, Sportvereine, alles ist geschlossen.
„Kinder brauchen eine Struktur“, das weiß auch Zweifachmutter und Lehrerin Anne vom „mamimiblog“. „Den Kindern fehlt schon jetzt die Zeit in der Schule, mit den Freunden – und die gewohnten Abläufe des Alltags.“ Und sie appelliert ganz klar an die Eltern: „Wir sollten gerade den Kindern einen Rahmen anbieten, der sie fordert und weiterhin fördert, aber nicht überfordert.“
Ihre Idee: „Nehmt euch jeden Tag Zeit dafür, aber spielt keinen Schultag in all seinen Strukturen nach, denn ihr seid die Eltern und nicht die Lehrer. Ihr habt eine ganz andere Beziehung zu dem Kind und sonst entsteht auch flott Frust.“
Sie gibt zu bedenken, dass sich unsere Kinder nun plötzlich mit den Eltern in einer 1:1-Situation befinden, während im Klassenraum oft noch 29 andere Kinder anwesend sind. Das könne das Lernen effektiver, aber auch anstrengender fürs Kind machen.
Das kann Sarah Lichtenberger, die Leiterin der web-individualschule, nur bestätigen. Ihre Schule ist die einzige in Deutschland, die Fernunterricht anbietet – und darum auch in Corona-Zeiten nicht schließen muss. Sie weiß, dass die 1:1-Betreuung erstmal neu ist.
„Gerade zu Beginn stellt diese neue Situation die SchülerInnen vor eine große Herausforderung.“ Sie rät zu einer ruhigen Lern-Umgebung zu Hause, weil es dann einfach schneller ginge – und zu einer räumlichen Trennung vom Smartphone, das gerade in Zeiten wie diesen mit immer neuen Nachrichten aufleuchtet.
Sie sieht für die deutschen SchülerInnen aber auch eine Chance in der derzeitigen Krise. „Wenn die SchülerInnen nun selbstverantwortlich zu Hause lernen, genau dann, wenn ihnen gerade danach ist, dann entwickeln sie vielleicht eine gesunde Grundeinstellung zum Sinn von Schule – nämlich als Vorbereitung für die eigene Zukunft. Das sollte genügend Motivation für das freiwillige Lernen zuhause geben.“
Zur sozialen Isolation sagt sie, dass das Lernen zu Hause ja nicht bedeuten müsse, isoliert zu sein. „Die Schüler sollten die technischen Möglichkeiten nutzen, sich untereinander zu vernetzen und so virtuelle Lerngruppen zu bilden und so voneinander zu profitieren. Rückt digital zusammen! Nutzt die Möglichkeiten des Internets!“
Alle sind sich einig, dass mehr Medienzeiten für die Kinder in dieser Phase okay sind. Und zwar nicht nur, um mit der Oma zu skypen, weil gerade kein persönlicher Kontakt mehr möglich ist, sondern auch, um mit den Freunden zu telefonieren und sich gegenseitig „Challenges“ („Wer kann am längsten den Ball hochhalten“ etc.) für die Zeit auszudenken, um zudem vielleicht spielerisch ein bisschen weiterzukommen. Warum nicht mal einen Film auf Englisch in der Originalversion schauen? Warum nicht mal mit scoyo virtuell das Unterrichtsmaterial vertiefen – ganz ohne die Eltern als Hilfslehrer? Zudem bieten viele Musiker und Autoren Livekonzerte und Lesungen im Netz an. Es gibt Fitness-Tutorials, um den Bewegungsdrang in den Griff zu bekommen.
Mehr Medienzeit muss im Moment nämlich eben nicht heißen, dass einfach sinnlos Zeit verdaddelt wird. Langeweile, da ist sich Therapeutin Jenny bange sicher, aktiviere nämlich das Hirn. Und diese Aktivierung ließe sich eben in Quarantänezeiten auch digital nutzen. Damit dies für alle eine Zeit des Lernens wird. Für die Eltern und für die Kinder gleichermaßen.
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