Spielerisch Mathe lernen – so geht’s!

Katharina Looks

Mit einer Prise Spaß und Spiel ist es gar nicht mehr so schwer, Mathe zu lernen
© Gabriel (Gabi) Bucatarustocksy.com

Manche Kinder lieben sie, andere weniger … die Mathematik. Doch mit ein paar spielerischen Methoden, kann Mathelernen wirklich jedem Spaß machen. Wir zeigen wie.

In diesem Artikel

Mathematik steht bei vielen Schülern ziemlich weit unten auf der Beliebtheitsskala. Leider ist der Matheunterricht für Kinder nur selten greifbar oder interessant und trockene sowie alltagsferne (Text-)Aufgaben, sorgen nicht gerade für einen Motivationsschub.

“Die Schule übt oft nur Rechenprozesse, eine lebensnahe Mathematik findet in der Schule nicht statt”, so Anselm Lambert, Mathematikdidaktiker an der Universität Saarbrücken und Mitentwickler des ZEIT-Mathematiktests. Diese “lebensnahe Mathematik” in den Unterricht zu integrieren, sei die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre. Das bestätigten Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 7 in unserer FACT-Umfrage selbst: Ihnen würde Mathe mehr Spaß machen, wenn der Unterricht mehr Bezug zum Alltag hätte und mit mehr Spielen verbunden wäre.

Für viele Schüler ist und bleibt das Fach Mathematikein rotes Tuch. Spätestens dann werden viele Eltern zum Ersatzlehrer und unterstützen dort, wo Defizite lauern. Laut einer Forsa-Umfrage von scoyo fühlen sich 74 Prozent der Eltern in der Pflicht, bei den Hausaufgaben zu helfen. Wird der Schulstoff komplexer, überfordert die Selfmade-Nachhilfe nicht nur Erwachsene, sondern auch den Nachwuchs. Geduldsfäden reißen, Grenzen verschwimmen, die Eltern-Kind-Beziehung leidet.

Das muss nicht sein! Eltern haben viele Möglichkeiten, ihre Kinder spielerisch zu unterstützen, Mathe zu lernen – ohne gleich selbst zur Kreide zu greifen. 

11 Tipps für Eltern: mehr Motivation durch spielerisches Mathelernen

Tipp 1: Positiv unterstützen, abseits der Schulaufgaben

Eine Studie zeigt, dass sich eine negative Einstellung der Eltern zu einem bestimmten Fach auch auf die Kinder übertragen kann. Sätze wie “hab ich auch nie verstanden” oder “macht echt keinen Spaß” sind deshalb nicht förderlich für die Motivation. Das fanden Wissenschaftler heraus, die 379 Erst- und Zweitklässler aus 27 verschiedenen Schulen befragten. Ihre Forschung zeigte auch, dass es nur zu negativen Auswirkungen kommt, wenn die Eltern ihren Kindern regelmäßig bei Hausaufgaben oder während der Vorbereitung auf Klassenarbeiten helfen. 

Jan Schwenkenbecher schreibt in der Süddeutschen Zeitung dazu: “Gut gemeinte Hilfe verkehrte sich also schnell ins Gegenteil. (…) Ganz ohne Förderung geht es manchmal eben nicht. Eltern könnten, statt selbst mit den Kindern zu lernen, Knobel-Bücher, Brett- oder intelligent gemachte Computerspiele zur Verfügung stellen.” (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/bildung/mathematik-zahlenkoller-als-erbe-1.2605947, aufgerufen am 30.03.2016)

Tipp 2: Gesellschaftsspiele und Spielsachen zum Lernen nutzen

Kinder spielen für ihr Leben gern. Warum nicht diese Tatsache fürs Lernen nutzen? Tatsächlich gibt es nämlich viele Spiele, mit denen sich Mathe lernen lässt:

Beim Spielen mit Bauklötzen oder Legosteinen trainieren Kinder ihr räumliches Vorstellungsvermögen. Sie lernen unterschiedliche Formen kennen und erwerben die Fähigkeit, diese nach Form, Farbe, Material oder Größe zu klassifizieren. 

Auch Gesellschaftsspiele, wie die Klassiker Mensch-ärgere-dich-nicht, Domino oder das Kartenspiel Uno, fördern das mathematische Verständnis: Die Augenzahl auf dem Würfel oder dem Dominostein ablesen, vorzurückende Felder abzählen oder beim Uno gleiche Ziffern erkennen – spielerisch Mathe lernen kann so einfach sein! Welche Spiele sich besonders gut zum Trainieren von wichtigen Kompetenzen eignen, erfahren Sie im Artikel “Lernen mit Gesellschaftsspielen”.

Tipp 3: Online lernen

Eine Umfrage im Auftrag von scoyo hat ergeben, dass 45 Prozent der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren am liebsten mit digitalen Medien lernen.

scoyo z. B. bietet Ihrem Kind virtuelle Lernwelten, mit denen es den Schulstoff der 1. bis 7. Klasse wiederholen und vertiefen kann. Die auf die Lehrpläne der Bundesländer abgestimmten Inhalte sind in Geschichten verpackt, die das Interesse der Schüler wecken und den Stoff anschaulich erklären.

Tipp 4: Mathe (spielerisch) in den Alltag integrieren

Themenbereiche der ersten Grundschuljahre wie Mengen, Zahlen und Ziffern, Geometrie oder Sortieren und Klassifizieren tauchen überall im Alltag auf: ob beim Backen, Kochen, beim Aufräumen oder beim Weckerstellen. Sie können Ihr Kind also ganz spielerisch unterstützen, indem Sie immer mal wieder kleine Matheübungen im Alltag einbauen:

  • Treppenstufen zählen
  • Alltagsgegenstände nach ihrer Beschaffenheit sortieren (Knöpfe, Steine, Perlen, Schrauben)
  • Bus- oder Bahnfahrplan lesen
  • Zutaten beim Kochen oder Backen abmessen und abwiegen
  • Mengen schätzen
  • Behälter nach ihrer Form sortieren
  • Gegenstände und Entfernungen mit einem Maßband messen
  • Obst, Pizza oder Kuchen halbieren, vierteln, achteln …
  • Summe gekaufter Artikel überschlagen oder das Wechselgeld ausrechnen

Die eine oder andere Übung weckt sicher das Interesse Ihres Kindes für Mathematik. Besonders wenn es merkt, wie nützlich Rechenfertigkeiten eigentlich sind.

Extra-Tipp für unterwegs von scoyo-Redakteurin Anna: “Ich habe als Kind mit meiner Oma immer die Quersumme der Zahlen auf Autokennzeichnen ausgerechnet. Wir haben daraus einen richtigen Wettbewerb gemacht: Wer schneller war, hat gewonnen. So hat mir Mathe richtig Spaß gemacht.”

Tipp 5: Beim Basteln und Bauen spielerisch Mathe lernen

Planen, berechnen, messen – beim Basteln und Bauen erweitern Kinder spielerisch ihre mathematischen Kompetenzen – und auf einmal bekommt Mathe einen greifbaren Sinn: “Wenn ich das Holz richtig ausmesse, kann ich mir eine Wippe bauen.”

Basteln Sie gemeinsam an einem gemütlichen Sonntag oder nehmen Sie ein großes Projekt, wie den Bau eines Baumhauses, eines Kaninchenstalls oder eines Vogelhäuschens, in Angriff. (Mathematische) Erfahrungen, die Ihr Kind bei diesen kreativen Tätigkeiten sammelt, werden garantiert “hängen bleiben”.

Wird Schulstoff praktisch angewendet und mit allen Sinnen erforscht, verstehen wir ihn viel leichter! Schon beim Bauen von Lego-Türmen kann es “Klick” machen, wie dieses Beispiel der Montessori Schule Wiesbaden zeigt:

Bruchrechnen kann so einfach sein!
© Montessori Schule Wiesbaden

Auch wenn Lego im eigentlichen Sinne kein Montessori Material ist – hier nützt es hervorragend, um spielerisch Bruchrechnen zu lernen.

Tipp 6: Spannende Lern- und Fördermaterialien nutzen

Lebendige Mathematik, Mathe im Alltag, Mathespiele – wer den Buchhandel oder die Suchmaschinen nach diesen Schlagwörtern durchkämmt, stößt auf eine Vielzahl von Lern- und Fördermaterialien, mit denen Schüler spielerisch Mathe lernen können. Da wird das 1×1 gesungen, mit Zahlen geknobelt und gerätselt, was das Zeug hält.

Beliebte Kinderhelden, wie der kleine Drache Kokosnuss oder Bibi Blocksberg, begleiten jüngere Kinder auf ihrer Reise in die Welt der Zahlen und erklären den Mathe-Stoff auf spannende Art und Weise. Probieren Sie diese Hilfen ruhig aus. So können Sie die Mathematikkenntnisse Ihres Kindes spielerisch fördern – und frischen auch selbst noch einmal Grundlagen auf.

Ein paar Beispiele für spielerische Lernmaterialien:

Tipp 7: Mit Geld spielt man nicht, beim Mathelernen hilft’s aber

Mithilfe eines kleinen Taschengeldes können Kinder lernen, Münzen und Scheine auseinanderzuhalten und den Wert von Gegenständen einzuschätzen. Außerdem müssen sie darüber nachdenken, wie lange es dauert, bis sie sich etwas Kleines kaufen können.

Wichtig: konsequent bleiben! Keinen Vorschuss zahlen. Das Taschengeld sollte immer in der gleichen Höhe und immer am gleichen Tag ausgezahlt werden. Nur so lernen Kinder, zu kalkulieren, Prioritäten zu setzen und mit Geld umzugehen.

Tipp 8: Termine planen

Tragen Sie gemeinsam Geburtstage, Feste und wichtige Termine in einen Kalender ein. Dabei lernt Ihr Kind die Reihenfolge der Wochentage, Monate und Jahreszeiten und bekommt ein Gefühl für den Umgang mit der Zeit. Gemeinsam können Sie die Tage bis zu einem ersehnten Ereignis zählen oder überlegen, wie lange ein anderes Ereignis bereits zurück liegt.

Tipp 9: Spielerisch Mathe lernen mit der Uhrzeit

Nutzen Sie Uhrzeiten für Verabredungen mit Ihrem Kind. Besprechen Sie z. B., zu welcher Uhrzeit es zu Hause sein soll, und überlegen Sie gemeinsam, wie viel Zeit noch bis dahin ist. Kann Ihr Kind die Uhr noch nicht lesen, können Sie ihm erklären, wie die Zeiger stehen müssen, oder Sie nutzen Klebepunkte. 

Mit der Uhrzeit-App von Zahlenzorro können Kinder am Tablet oder Smartphone spielerisch lernen, mit der Uhr umzugehen. Die App gibt es für ca. 1 Euro im App Store oder im Google Play Store.

Tipp 10: Jeder rechnet anders

Versuchen Sie Ihrem Kind nicht Ihre eigene Rechenweise beizubringen, auch wenn Sie glauben, es könnte so einfacher rechnen. Sie finden, Ihr Kind rechnet umständlich? Dann fragen Sie es, warum es so rechnet. Es nützt Ihrem Sprössling viel mehr, wenn er seine Rechenweise selbst erklärt.

Übrigens: Forscher fanden heraus, dass Kinder, die Hausaufgaben oder Prüfungsvorbereitungen alleine bewältigen, in der Regel besser zurecht kommen, als wenn ihnen die Eltern helfen. 

Tipp 11: Weniger ist manchmal mehr

Auch wenn Sie nun Wege gefunden haben, mit denen Mathelernen spielerisch funktioniert, üben Sie nicht zu lange. Kleine Übungen sind manchmal mehr wert – besonders, wenn Ihr Kind gerade von der Schule nach Hause gekommen ist oder schon Hausaufgaben gemacht hat. Wir alle brauchen unsere Pausen. 

Größere Defizite: Was Sie dann tun können

Sollte Ihr Kind trotz aller Methoden und Hilfestellungen weit hinter seinen Klassenkameraden zurückliegen, zählt es auch noch in fortgeschrittenen Klassenstufen mit den Fingern und zeigt ein generelles Unverständnis für Zahlen, Mengen und Verhältnisse, könnte es sich um tieferliegende Schwierigkeiten handeln, die nicht durch spielerisches Mathelernen behoben werden können. Suchen Sie in diesem Fall zunächst Rat beim Klassenlehrer. Auch Nachhilfe könnte ggf. die richtige Wahl sein, um Wissenslücken zu schließen.
 

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.