Welche Lerntypen gibt es? Tipps zur Lerntypbestimmung und passenden Hilfsmitteln
Katharina Looks
Welcher Lerntyp ist Ihr Kind? Visuell, auditiv, motorisch, oder kommunikativ? Das herauszufinden kann das Lernen stark erleichtern
Paul liebt Grafiken, Anna lauscht gebannt den Erläuterungen des Lehrers – jeder lernt anders. Wer einmal weiß, zu welchem Lerntyp er gehört, kann seine Techniken darauf einstellen. Das erleichtert das Lernen!
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Wer kennt das nicht (ob von sich selbst oder von seinem Kind): 30 Minuten vermeintlich konzentriert gelernt, nur um sich im Anschluss zu wundern, warum nur so wenig hängen geblieben ist…? Wir wissen also alle aus eigener Erfahrung, dass sich ein gewisser Zeitaufwand leider nicht immer in Lernerfolg niederschlägt. Das ist bei Kindern nicht anders und kann sehr unterschiedliche Ursachen haben (wandernde Gedanken, laute Umgebung, keine Motivation, …). Ein Stück weit liegt es aber immer auch an der verwendeten Lernstrategie. Welche Strategie wiederum erfolgreich ist, hängt von individuellen „Vorlieben“ ab, dem jeweiligen “Lerntyp”. Wir erklären deshalb, wie Sie mit Ihrem Kind die seinem Lerntypen entsprechende Lernvorlieben herausfinden können, damit alle nur so viel Zeit wie unbedingt notwendig fürs Schulstoff Pauken aufwenden müssen.
Schon im Jahr 1638 regte der Philosoph, Theologe und einer der ersten Pädagogen Johann Amos Comenius die Menschen dazu an, beim Lernen so viele Sinne wie möglich zu nutzen, um erfolgreicher zu lernen. Doch die Ausprägung der Sinnesorgane variiert von Mensch zu Mensch: So nimmt jeder den Lernstoff auf unterschiedliche Art und Weise am besten auf. Im Volksmund spricht man deshalb von verschiedenen Lerntypen, die mit unterschiedlichen Hilfsmitteln erfolgreich(er) lernen.
Dazu allerdings eines vorweg: Wissenschaftlich gesehen gibt es keine Beweise für die Existenz von bestimmten Lerntypen. Der Begriff “Lerntyp” wurde 1975 von Frederic Vester in seinem Buch “Denken, Lernen, Vergessen” erstmals verwendet und etablierte sich mit den Jahren. Allerdings unterliegt seine damalige Theorie berechtigter Kritik (dazu später mehr).
Jetzt fragen Sie sich vieleicht: Was jetzt, Lerntypen, alles Humbug? Kein Masterplan möglich? So ist es auch wieder nicht! Es mag die Lerntypen nach Vester nicht geben – Vesters Modell suggeriert eine starre Orientierung an einem Sinnesorgan –, doch kennen wir das Phänomen ja von uns selbst: Manche von uns können sich Gesagtes sehr gut merken, andere machen sich dafür lieber Notizen, andere müssen es einmal “angefasst” haben. Jeder hat also bestimmte Präferenzen, um Informationen besser aufnehmen und behalten zu können.
Entsprechend macht es auch Sinn, den persönlichen “Lerntyp” so früh wie möglich herauszufinden, um individuelle Präferenzen für sich einzusetzen zu wissen. Denn es gibt unzählige, kreative Lerntipps – wirklich effektiv sind sie jedoch nur, wenn sie auch zu dem eigenen Lernstil passen. Wichtig: Wie bereits erwähnt, den einen, isolierten Lerntypen gibt es nicht. Sie kommen grundsätzlich gemischt vor (allerdings dominiert meist eine Präferenz): z.B. lernen manche Kinder gut, indem sie sich eine Zusammenfassung schreiben (visueller Lerntyp), während es anderen beim Wiederholen des Stoffes hilft, durch das Zimmer zu laufen (motorischer Lerntyp). Machen Sie also gleich mit ihrem Kind gemeinsam den “scoyo-Lerntypentest” und probieren Sie unterschiedliche Hilfsmittel einfach einmal aus.
Die dominanteste Präferenz dieses Lerntyps ist die visuelle Wahrnehmung. Visuelle Lerner können Informationen beim Lesen von Texten und Betrachten von Schaubildern besonders gut speichern. Zählt Ihr Kind zu diesem Lerntyp, so kann es helfen, den Lernstoff durch die Erstellung von Grafiken, Mind Maps und Lernpostern zu veranschaulichen, um ihn so besser zu verinnerlichen.
► Lernhilfen für diesen Lerntyp: Bücher, Skizzen, Bilder, Lernposter, Videos, Lernkarteien, Zusammenfassungen schreiben (z. B. als Spickzettel, den man natürlich in der Klassenarbeit nicht benutzt), bunte Textmarker
► Noch mehr Lerntipps zu diesem Lerntypen finden Sie in unserem Artikel “Der visuelle Lerntyp: Lernmethoden und Tipps”
Bewegt Ihr Kind beim Lesen die Lippen mit oder verfügt es über eine schnelle Auffassungsgabe? Dies sind zwei mögliche Signale, die darauf hinweisen, dass Ihr Kind vielleicht zu den auditiven Lerntypen gehört. Auditive Lerner lernen am besten durch Zuhören. So kommen sie auch mit dem klassischen Frontalunterricht sehr gut zurecht. Auditive Lerntypen sollten Texte laut lesen und für eine ruhige Lernumgebung sorgen. Schlagen Sie Ihrem Kind doch einmal vor, Texte auf ein Tonband zu sprechen.
► Lernhilfen für den auditiven Lerntyp: Lernkassetten, Gespräche, Vorträge, Musik
► Noch mehr Lerntipps zu diesem “Lerntypen” finden Sie in unserem Artikel “Der auditive Lerntyp: Lernmethoden und Tipps”
Das Prinzip “learning by doing” trifft auf diesen Lerntyp voll zu. Motorische Lerntypen speichern etwas am besten, wenn sie es selbst einmal ausprobiert haben. Und sie brauchen Bewegung beim Lernen. Hier gilt: je mehr, desto besser.
Wenn Ihr Kind also beim Lernen durch das Zimmer läuft oder auf dem Stuhl wippt, muss dies nicht immer ein Zeichen von Unkonzentriertheit sein – ganz im Gegenteil. Sie können Ihr Kind unterstützen, indem Sie ihm die Möglichkeit geben mit anschaulichen Materialien wie Modellen und Experimentierkästen zu lernen. Auch Rollenspiele kommen diesem Lerntypen entgegen.
► Lernhilfen für diesen Lerntyp: (rhythmische) Bewegungen, Nachmachen, Gruppenaktivitäten, Rollenspiele
► Noch mehr Lerntipps zum motorischen Lerntypen finden Sie in unserem Artikel “Der motorische Lerntyp: Lernmethoden und Tipps”
Für den kommunikativen Lerntyp ist das Sprechen, vor allem aber der Austausch mit anderen, ungemein wichtig. Er lernt am besten, indem er über den Stoff spricht: Er erklärt und diskutiert gerne und lernt aus diesem Grund am besten in der Gruppe.
Vielleicht können Sie Freunde oder Geschwister zum gemeinsamen Lernen gewinnen? Rollenspiele wie ein Interview oder ein Quiz kommen bei kommunikativen Lernern besonders gut an.
► Lernhilfen für diesen Lerntypen: Dialoge, Diskussionen, Lerngruppen, Frage-Antwort-Spiele
► Noch mehr Lerntipps zum kommunikativen Lerntyp finden Sie in unserem Artikel “Der kommunikative Lerntyp: Lernmethoden und Tipps”
Wir haben einen Lerntypentest entwickelt, der Ihnen dabei helfen soll, die präferierten Lernmethoden und -mittel Ihres Kindes besser einschätzen zu können. Das Testergebnis hilft Ihnen für das jeweilige Schulfach passende Lernstrategien mit Ihrem Kind zu entwickeln. Wichtig ist dabei, dass Sie diese Strategien immer wieder variieren, um verschiedene Sinnesorgane anzusprechen. Finden Sie also gleich heraus, zu welchem Lerntyp Ihr Kind gehört:
Noch einmal zu dem Konzept der Lerntypen: Das ursprüngliche Lerntypenmodell von Vester unterteilte vier Typen – den auditiven, den visuellen, den haptischen und den kognitiven Typ. Wissenschaftler wie zum Beispiel Prof. Maike Looß kritisieren die Logik hinter der Einteilung: So würde sich der Lerntyp 1-3 laut seiner Theorie allein durch Sinnesorgane Wissen aneignen. Das Wahrnehmen von Dingen wurde also gleichgesetzt mit dem Lernen von Dingen. Der dafür essentielle, kognitive Prozess ist dabei ein eigener Lerntyp. Heute weiß (nicht nur) die Forschung, dass Lernen ohne kognitive (verarbeitende) Leistungen (im Gehirn) nicht möglich ist. Jedoch hat sich inzwischen das Lerntypenmodell über Vesters Theorie hinaus “verselbstständigt”: Neue Lerntypen sind hinzugekommen, alte wurden entfernt. Sehr verbreitet sind inzwischen die vier Lerntypen “logisch-abstrakt”, “sicherheitsliebend”, “emotional” und “kreativ-chaotisch”. Diese Lerntypen werden beispielsweise in Vorträgen zum Thema “Lernen lernen” gerne vorgestellt. Denn wer hat nicht gerne eine Orientierung, wie das Lernen erfolgreich wird? Obendrein eine, die man selbst bestimmen kann?
In der Kognitivwissenschaft spricht man heute allerdings lieber von “Lernstilen”: Das sind kognitive und affektive Lern-Verhaltensweisen, die stabil bleiben. Kurzum: Präferierte Lernmethoden und Lernmittel. Sie beschreiben, ob Ihr Nachwuchs lieber mit Büchern, Videos oder in Lerngruppen lernt. Sein Kind zu “testen” macht deshalb also trotz allem Sinn. Das Ergebnis hilft Ihnen dabei, besser einzuschätzen, welche Art von Lernmethoden und Lernmitteln Ihr Kind (derzeit!) bevorzugt. Wichtig ist hier: Der Mix machts! Wie schon Comenius wusste: Menschen lernen am besten, wenn so viele Sinnesorgane wie möglich beansprucht werden. Desto komplexer sind die (kognitiven) Verarbeitungsprozesse im Gehirn und desto vielfältiger setzt sich das Wissen fest.
Eine Mischung aus visuellen und auditiven Aufgaben bietet beispielsweise die Lernwelt von scoyo, in der Kinder auf spielerische Art lernen. Die multimedial aufbereiteten Alltagsgeschichten fordern das Kind in verschiedenen Fächern und Schwierigkeitsgraden.
Beobachten Sie Ihr Kind also: Welche Art des Lernens macht Ihrem Kind am meisten Spaß, was bringt Erfolg? Probieren sie auch einmal gezielt andere Lernmethoden und -mittel aus, um zu schauen, ob die nicht auch die gewünschten Ergebnisse erzielen (oder gar bessere).
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