Mein Kind bekommt einen Schulbegleiter. Soll ich die anderen Eltern vorab informieren?

Katharina Looks

Inklusion kann nur funktionieren, wenn alle zusammenhalten und offen sprechen.
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Jennys Sohn wird ab seiner Einschulung von einem Schulbegleiter unterstützt, der ihn in der Klasse begleitet. Sie fragt sich, wie offen sie mit den anderen Eltern umgehen sollte: Vorher informieren? Oder besser nicht? Unsere Experten geben Rat.

Elternfrage zum Thema Schulbegleiter

Liebes scoyo-Team,

mein Sohn kommt nun mit 7, ein Jahr später durch Zurückstellung, in die Schule und wird wohl erst einmal auf Vollzeit einen Schulbegleiter haben. Ich befürworte ihn definitiv, habe aber auch Ängste:

Was ist, wenn dadurch eher Exklusion statt Inklusion entsteht? Habt ihr evtl. einen Tipp, wie ich damit (und auch mit den mir komplett fremden Eltern) umgehen kann?

Ich habe Angst, wenn ich nichts sage, dass Ausgrenzung durch Eltern entsteht bzw. durch mich, wenn ich die Problematik meines Kindes zu offen anspreche. Ich habe zwar eine Woche vor der Einschulung noch einen runden Tisch an der Schule, aber dennoch bleibt ein wenig Angst.

Liebe Grüße Jenny

Was ist ein Schulbegleiter?

Bei einem Schulbegleiter oder Integrationshelfer handelt es sich um Menschen, die Kindern und Jugendlichen, die aufgrund besonderer Bedürfnisse Unterstützung im Unterricht benötigen, bei der Bewältigung des Schulalltages hilft. Er begleitet seine Schützlinge in der Schule und sitzt mit in der Klasse.  

Unsere Experten antworten: 

Béa Beste, Bildungsunternehmerin: Offenheit als Basis – Ausgrenzung entsteht durch Unkenntnis

© Béa Beste Ich plädiere für größtmögliche Offenheit. Wenn ein Kind anders ist, dann ist es besser, klar zu informieren, als Gerüchten und Getuschel Raum zu geben. Ich habe viele Schulgemeinschaften erlebt: Ausgrenzung entsteht meistens durch Unkenntnis und Fehlinformation.
Am besten wäre es, eine klare Information gemeinsam mit der Lehrerin den anderen Eltern zukommen zu lassen.

Hier schon mal ein Vorschlag für eine Struktur, um nähere Informationen aufzusetzen:

Liebe Eltern der 1. Klasse, 

Mein / unser Sohn____________ hat die Diagnose______________ und wird in den nächsten Jahren mit Ihrem Kind dieselbe Klasse besuchen. Wir wollen Sie nur kurz informieren, damit evtl. Missverständnisse erst gar nicht entstehen und/oder um evtl. aufkommende Fragen Ihrer Kinder vorab zu beantworten.

>>> Hier Informationen zu den Besonderheiten des Kindes / Einschränkungen / ggf. auch gängige Vorurteile dementieren – z. B. “ist körperlich nicht eingeschränkt” bzw. “ist nicht ansteckend” und dass er einen Begleiter hat. Ideal wäre auch eine Vorstellung des Begleiters.

Es ist mir/ uns sehr wichtig, dass mein/ unser Kind fast genauso unbeschwert aufwachsen kann wie seine Klassenkameraden, dass er sich im Schulalltag gut integriert und zu einer guten Atmosphäre für alle im Klassenverband beiträgt. Es wäre so schön, wenn alle Kinder dabei lernen, selbstbewusst mit seiner Besonderheit umzugehen und sie nicht als permanente Belastung wahrnehmen. Daher wäre es ganz wunderbar, wenn er, wie jedes andere Kind, in die Klassengemeinschaft aufgenommen wird. 

Sollten Sie noch Fragen haben, dürfen Sie mich/ uns jederzeit gerne ansprechen oder anrufen.

Herzliche Grüße,
Name, Tel, E-Mail

Mehr Informationen zum Thema Schulstart gibt es hier! Jetzt gleich reinhören:

Philippe Wampfler, Lehrer: Zusammenarbeiten und auf Gemeinsamkeiten zwischen Kindern verweisen

Lehrer & Autor © Philippe Wampfler Diese Angst ist absolut nachvollziehbar. Dagegen helfen zwei Dinge: Erstens am runden Tisch, mit dem Kind und mit den anderen Eltern offen über die Begleitung zu reden. Erfolgreich sind diese Maßnahmen, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten und verstehen, worum es geht und welchen Nutzen die Unterstützung hat. Sobald das konkret wird, lösen sich viele Ängste und auch Mitschülerinnen, Mitschüler und ihre Eltern können gut einordnen, wofür der Lernbegleiter zuständig ist.

Zweitens sollten sich diese Gespräche auf Situationen beschränken, in denen der Schulbegleiter wirklich Thema ist. So oft wie möglich sollte auf Gemeinsamkeiten zwischen den Kindern verwiesen werden, nicht auf Unterschiede. So wird deutlich, dass die Maßnahme der Lernbegleitung eine punktuelle und wohl auch temporäre ist, die nicht definiert, wer ein Kind ist – sondern ihm bei einigen Schwierigkeiten hilft.

 

Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo: Direkter Austausch, um Spekulationen zu vermeiden

Daniel Bialecki © scoyo Es ist super, dass Du mit der Situation so offen umgehst und Dich damit im Vorfeld schon auseinander setzt. Damit ist schon mal viel gewonnen. Ein Schulbegleiter ist ja eine Maßnahme, die für alle sichtbar ist. Ich würde daher mit Offenheit reagieren, was mögliche Fragen oder Gedanken anderer Eltern betrifft. Denn: tust Du das nicht, werden sie sich eigene Gedanken machen und spekulieren. Sollte Dir die Offenheit also nicht zu privat sein, wird sie Dir wohl am meisten helfen. Auch wenn es kritische Reaktionen geben sollte: so kannst Du gezielt damit umgehen und darauf reagieren.

Ihr startet ja mit der Schulbegleitung einen Prozess, dessen Erfolg sehr abhängig davon ist, wie alle Beteiligten damit umgehen. Der runde Tisch an der Schule zeigt, dass das den Lehrern vollkommen klar ist und sie in den Dialog gehen. Du kannst also Vertrauen darauf haben, bei dem Schulbegleiter und der Schule in guten Händen zu sein. Sprich Deine Angst dort unbedingt offen an, damit sie Dich richtig wahrnehmen und die richtigen Entscheidungen mit Dir und Deinem Jungen treffen können. Dann habt ihr einen guten Start für euren Weg. Viel Erfolg dabei!

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.