Vorbereitung Klassenarbeit – wie schafft es mein Kind, effektiv zu lernen?
Katharina Looks
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Die Schule nimmt einen großen Teil im Alltag des Sohnes unserer Leserin ein. Neben der Vorbereitung auf Klassenarbeiten, Vokabeltests und Co. bleibt nicht viel Freizeit. Sie fragt: (Wie) kann er effektiver lernen?
Wie effektiv auf Klassenarbeit vorbereiten? Eltern fragen, unsere ExpertInnen geben Rat.
Liebes scoyo Team,
mein Sohn geht in die 6. Klasse auf dem Gymnasium (G8). Er hat täglich bis 15:00 Uhr Unterricht und ist ca. um 15:45 Uhr zuhause. Dann ist er erstmal fix und foxi und muss entspannen und vor allem essen. Er schreibt wöchentlich ein bis zwei Vokabeltests, vier Wochen vor den Ferien beginnt der Run auf die Klassenarbeiten. Im Durchschnitt werden zwei Klassenarbeiten und noch zwei Tests pro Woche geschrieben. Der Höhepunkt sind dann drei Klassenarbeiten auf drei aufeinander folgenden Tagen. Wir bekommen auch pro Halbjahr einen Klassenarbeitsplan, wann welche KA geschrieben wird. Organisatorisch bekommen wir es jedoch trotzdem nicht auf die Reihe und das Familienleben leidet zum Teil unter der Stresssituation.
Nun suche ich verzweifelt nach Hilfestellungen zur besseren Vorbereitung auf Klassenarbeiten, um das Ganze zu strukturieren. Leider ist es mir bis heute nicht gelungen. Jeder Plan, den wir zusammen aufstellen, wird nach zwei Tagen über den Haufen geworfen, da es zeitlich nicht möglich ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Freizeit? Eigentlich unmöglich. Und ich frage mich in solchen Phasen, wo bleibt denn eigentlich noch die Kindheit? Die Kinder müssen mehr leisten, als wir Erwachsenen bei einer 40-Stunden-Woche.
Außerdem finde ich, dass mein Sohn unstrukturiert lernt bzw. nicht intensiv und effektiv genug. Er verbringt viel zu viel Zeit mit dem Lernen. Dies ist hauptsächlich in Fächern der Fall, die ihm keinen Spaß machen. Ich möchte erwähnen, dass er ein Einser- bzw. Zweier-Schüler ist, aber auch er braucht noch Unterstützung.
Habt ihr hierzu eine passende Lösung? Und kennt ihr eine Institution o. ä. wo Kinder lernen, wie man richtig und effektiv lernt? Hier geht es mir hauptsächlich darum, dass mein Sohn für sich eine Methode findet, wie er am schnellsten zum Ziel kommt und dabei noch gute Noten einsammelt.
Unsere Experten antworten:
Tipps für effektiveres Lernen von Bea Beste, Bloggerin und Bildungsunternehmerin
© Ihre Frage ist eine Herausforderung für jemanden wie mich, der am liebsten die gesamte Bildung in Deutschland umkrempeln möchte. Lassen Sie mich deshalb am Anfang betonen: Ich fühle mit Ihnen und ihrem Sohn mit! Schule müsste anders sein, sie müsste Kinder und Jugendliche fürs Lernen begeistern, ihre natürliche Neugier anfüttern und befriedigen, ebenso wie die nötigen Selbstorganisationsfähigkeiten lernen und schärfen. Stattdessen haut sie ihnen Aufgaben und ein Lernpensum um die Ohren, die sich wie nasse Gipsbandagen anfühlen.
So, was machen wir jetzt damit? Es gibt eigentlich nur die gute alte Parole:
Falls ein Schulwechsel für Sie aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kommt, heißt es, sich damit zu arrangieren und die Herausforderung anzunehmen. Ich habe bereits einmal über die “Faul und Klug-Strategie” gebloggt, die bei meiner Tochter recht gut funktioniert hat. Ansonsten können Sie es mit einigen anderen Ansätzen versuchen:
- Mal eine Weile locker lassen: Seien Sie eine Zeit lang weniger hinterher und beobachten Sie, ob Ihr Sohn nicht ganz von alleine den Ehrgeiz entwickelt, sich beim Lernen effektiver zu organisieren. Vielleicht verlässt er sich zu sehr auf Sie?
- Delegieren: Hätten Sie vielleicht jemand so um die 20, der/die studiert und vielleicht statt Nachhilfe ein wenig Selbstorganisation beim Lernen für eine Klassenarbeit mit Ihrem Sohn trainiert? Junge Studenten können wunderbare Vorbilder sein!
- Lerngemeinschaften für die Vorbereitung der Klassenarbeit fördern: Vielleicht können Sie sich dafür einsetzen, dass Ihr Sohn eine Lerngemeinschaft mit 2-3 anderen Schulkameraden ins Leben ruft? Möglicherweise können sich die Kids gegenseitig helfen und entlasten – und ja, wenn Aufgaben tatsächlich zu viel sind, ist es auch mal OK voneinander abzuschreiben und mehr vom Leben zu haben, und das sage ich nicht leichtfertig.
- Last but not least: Problem gemeinsam angehen! Haben Sie die Thematik, so, wie Sie sie hier beschreiben, mit Ihrem Sohn besprochen? Was sagt er dazu?
Außerdem finde ich, dass scoyo hier bereits echt gute Tipps für effektives Lernen zusammengestellt hat.
Daniel Bialecki, scoyo Geschäftsführer: „Effektiv lernen relativ betrachten“
© Ja, die Leistungsanforderungen an die Kinder sind heute sehr hoch, besonders in Ihrem Fall: Gymnasium mit G8. Ich verstehe sehr gut, in welcher Situation Sie sich da gerade befinden. Wunderbar ist, dass Sie aktiv nach einem Ausweg suchen und das so nicht (mehr) hinnehmen mögen. Umso mehr, da diese Situation ja nicht eigenverschuldet entstanden ist. Die Ursache ist in erster Linie in einigen Schwächen unseres Schulsystems zu finden. Das können wir nicht ändern – aber dennoch können Sie Ihre Probleme lösen oder verbessern:
Tipp 1: Dialog mit Lehrern und anderen Eltern suchen
Zuerst sollten Sie mit den Lehrern und anderen Eltern sprechen. Generell sind Hausaufgaben sinnvoll, aber nur, wenn sie im richtigen Maß und mit der richtigen Zielrichtung eingesetzt werden. Ist das bei Ihnen der Fall? Was sagen die anderen Eltern aus der Klasse dazu? Wenn es vielen so geht, sollten Sie mit der Schule darüber sprechen und fragen, ob nicht z. B. ein Anteil der Hausaufgaben in den Schultag integriert werden kann.
Dann ist natürlich auch ein individuelles Gespräch mit den Lehrern wichtig. Empfinden sie auch, dass Ihr Sohn zu wenig effektiv lernt? Wo sehen sie Ansatzpunkte, das zu verbessern? Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie darauf eine konkrete Sicht haben und sogar Ihre Wahrnehmung ergänzen können.
Tipp 2: Lerncoach testen
Weil die meisten unserer Schulen paradoxerweise nicht lehren, wie man richtig lernt und sich effektiv auf Klassenarbeiten vorbereitet, hat sich für diesen Bedarf ein privater Markt entwickelt: der der Lerncoaches. Klar, es gibt auch viele Bücher, aber in Ihrem Fall macht es vielleicht mehr Sinn, den Kontakt mit einem Lerncoach aufzunehmen. Ein erstes Gespräch sollte frei von Kosten sein. Dann können Sie entscheiden, ob der Lerncoach wirklich helfen kann und sich die zusätzlich investierte Zeit (neben dem Geld) dann auch wirklich auszahlt – weil Ihr Sohn weniger Zeit zum Lernen aufwenden muss. Ein Tipp: die Lerncoaches in Ihrer Umgebung finden Sie online. Schauen Sie auch gleich, ob es Eltern gibt, die mit dem jeweiligen Coach über Erfahrungen berichten.
Soweit der erste Teil der Antwort – der zweite Teil ist meine rein persönliche Meinung:
Tipp 3: Wie (effektiv) lernen? Lassen Sie Ihrem Kind seine Findungsphase
Sie schreiben, dass Ihr Sohn ein Einser- und Zweierschüler ist. Das ist sehr gut. Jedes Kind lernt anders – manche Schüler brauchen ein wenig mehr Zeit als andere. Für mich klingt es so, als würde Ihr Sohn gerade noch ausprobieren, wie er am besten lernen kann. Er befindet sich sozusagen in der Findungsphase.
Gerade in den ersten Jahren auf der weiterführenden Schule ändert sich unglaublich viel für die Kleinen: neue Fächer, neue Inhalte, hohe Anforderungen… Das spielerische Lernen kommt fast gänzlich zum Erliegen. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen und den eigenen Weg finden.
Dass Sie ihn dabei unterstützen, ist wunderbar. Vielleicht kann er darauf aufbauend aber seinen eigenen Rhythmus finden, verschiedene Methoden ausprobieren, seine Zeit allein planen – auch wenn er dadurch erst einmal länger braucht. Irgendwann wird er herausfinden, wie er sich am effektivsten auf Klassenarbeiten vorbereitet ohne zu stark unter Druck zu stehen.
Durch die gewonnene Zeit als echten Gegenwert könnte er langfristig ausgeglichener werden, was wiederum direkt auf Noten und ganz wichtig aufs Selbstbewusstsein einzahlt.
Tipp 4: Selbstbewusstsein stärken
Dafür braucht er wiederum Ihre Unterstützung. Geben Sie Rückendeckung, aber versuchen Sie Schule eher zum Nebenthema in der Familie zu machen. Das haben Sie ja auch geschrieben: die Noten sind erst einmal nebensächlich, die familiäre Balance ist die Basis für alles. Achten Sie weiter darauf – denn wenn sich pubertätsbedingt die Hormone Ihres Sohnes zunehmend ins Chaos stürzen, kann es sein, dass die Lage kippt und er sich deutlich gegen Ordnung und mangelnde Freizeit wehrt.
Vielleicht hilft es, ein bisschen mehr loszulassen, vielleicht auch eine drei zu akzeptieren (ich will nicht sagen, dass Sie das nicht tun würden – aber manchmal haben wir Eltern Angst vor schlechten Noten, weil wir die Zukunft unserer Kinder in Gefahr sehen und schließlich nur das Beste für unsere Lieben wollen).
Unterstützen Sie Ihren Sohn dahingehend, dass er lernt, sich aufgrund von eigenen Erfahrungen, Erfolgen und Misserfolgen in vollem Umfang selbst zu steuern. Das hilft ihm langfristig ungemein.
Alexandra v. Plüskow, Lehrerin: Dialog mit Schule, anderen Eltern und vor allem Ihrem Sohn suchen!
© Das, was Sie schildern, gibt den Alltag an vielen weiterführenden Schulen wieder. Unterricht bis 15:00 Uhr – und dann müssen die Kinder noch so viel zusätzliche Zeit für das Lernen und die Vorbereitung für die nächste Klassenarbeit aufwenden.
Sie beschreiben das, was viele Familien auch durchleben – müssen. Dabei haben Sie die Situation bereits sehr gut im Griff! Sie gönnen Ihrem Sohn die verdiente Pause nach der Schule und achten darauf, dass er sich ausreichend ernährt.
Ein bis zwei Vokabeltests und zahlreiche Arbeiten geben allerdings einen Takt vor, der Ihrem Sohn kaum Zeit zum Durchatmen gibt.
Suchen Sie zunächst Kontakt zu den Elternvertretern bzw. Elternvertreterinnen in der Klasse Ihres Sohnes. Erfahren Sie im Gespräch, ob auch weitere Familien von dieser schulischen Situation belastet sind. Falls ja, wie kann hier im Sinne der Kinder gehandelt werden? Eine Möglichkeit wäre, dass die Elternvertretung mit der Klassenlehrkraft spricht – oder ein Thema wie „Zeitmanagement für Schülerinnen und Schüler“ oder „Lerntipps für Zuhause“ wiederkehrend im Rahmen eines Elternabends Platz findet. Manche Schulen bieten auch Elterncoachings bezüglich Lerntechniken durch externe Experten an. Regen Sie dies ggf. ebenfalls an.
Ich lese aber auch, dass Sie sich Sorgen machen, Ihr Sohn würde zu unstrukturiert und nicht effektiv genug lernen. Er lernt Ihrer Meinung nach nicht selbstorganisiert genug – ist aber dennoch in der Lage, gute Zensuren zu schreiben. Das heißt, bisher wappnet er sich hervorragend mit Wissen für die Klassenarbeiten. Dies sollten Sie auf jeden Fall positiv hervorheben! Vor allem im Gespräch mit ihm.
Suchen Sie also zunächst den Dialog mit Ihrem Sohn selbst. Wie empfindet er die Situation? Sieht er es ebenso, dass sein Lernverhalten uneffektiv ist? Leidet er unter mangelnder Konzentration? Weiß er nicht, wie er sich selbst organisieren und auf eine Arbeit in der Schule vorbereiten soll? Bitten Sie dann die Klassenlehrkraft um ein Gespräch und erbitten Sie deren Einschätzung, wie sich das Lernverhalten Ihres Sohnes in der Schule zeigt. Hier finden Sie eine Checkliste für das Treffen mit dem Lehrer.
Hilft das nicht weiter, bietet es sich an, mit der Beratungslehrkraft der Schule oder mit einem Mitarbeiter bzw. einer Mitarbeiterin des schulpsychologischen Dienstes zu sprechen. Hierbei sollten Sie beachten, dass dies eine gewisse Wartezeit mit sich bringt. Nichtsdestotrotz, Sie haben recht – die Freizeit unserer Kinder ist von immenser Bedeutung. Dies sollten Sie weiterhin ernst nehmen. Welche Fähigkeiten und Neigungen hat Ihr Sohn? Sind diese sportlicher Natur oder eher musischer? Spielt er einfach noch einmal gern mit Freunden oder macht er lieber Ausflüge mit der Familie? Dann nehmen Sie sich bewusst fest vereinbarte Familien-Auszeiten, die einen wichtigen Ausgleich zu dem schulischen Programm bieten. Sie halten dies beispielsweise mit der Mittagspause schon ganz wunderbar ein!
Und noch ein Tipp: Die Vokabeln lernen Sie gemeinsam besonders gut mit der Fünf-Fächer-Lernkartei.
Erste Anregungen erhalten Sie hier: www.herlitz.de
Und auch auf scoyo finden Sie viele abwechslungsreiche Übungen mit den Inhalten der sechsten Jahrgangsstufe, die Ihren Sohn ganz bestimmt zum Üben motivieren:
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