Wie viel zocken am Tag ist normal?
Katharina Looks
Viele Kinder sind ganz wild auf Videospiele – doch wie viel zocken am Tag ist in Ordnung? |
Die zwei Kinder unserer Leserin zocken gerne. Doch die Mutter ist verunsichert. Wie viel Zeit sollten Ihre Söhne (höchstens) vor der Spielkonsole verbringen? Welche Regeln lassen sich hier anwenden?
Elternfrage zum Thema “Wie viel zocken am Tag ist normal?”
Hallo liebes scoyo-Team,
ich habe zwei Söhne (8 & 9 Jahre), die sehr gerne “zocken”. Zu Hause habe ich die Spielzeit auf eine halbe Stunde pro Tag begrenzt und am Sonntag darf gar nicht gespielt werden (da möchten wir zusammen mit der Familie etwas machen). Leider gibt es bei den Nachbarskindern gar keine Regeln. Natürlich wollen meine Kinder nur noch dort spielen. Wenn ich sie lassen würde, würden sie dort den ganzen Tag Playstation spielen. Mit den Eltern habe ich auch schon oft gesprochen, doch diese haben keine festen Spielzeiten für ihre Kinder festgelegt.
Was soll ich machen? Soll ich meinen Kindern selber eine Spielkonsole kaufen, damit ihre Freunde auch mal bei uns spielen und ich ein Auge darauf werfen kann? Ich bin verzweifelt, weil ich immer wieder die Böse sein muss und die nervige Nachbarin spiele.
Vielen Dank für eure Antwort!
Unsere Experten antworten:
Daniel Bialecki, scoyo Geschäftsführer: “Regeln gemeinsam festglegen und mitspielen”
ZACK! Wie aus den Kleinen auf einmal ganz Große werden … Ich würde dir in diesem Fall empfehlen, eine Playstation zu kaufen. So kommst du ins aktive Handeln und musst nicht aus der Ferne versuchen, deine Kinder zu kontrollieren. Bevor du die Spielekonsole kaufst, kannst du mit deinen Jungs reden und ihr vereinbart konkrete Regeln, wie z. B. die Zeiträume und die Dauer des Spielens. Ein paar Denkanstöße für das Gespräch finden Sie in unserem Artikel ‘ Medienerziehung in der Familie: 10 Tipps für Eltern’.
Holst du die Playstation zu euch nach Hause, bist nicht mehr die „Böse“ und kommst mit deinen Jungs ins Gespräch. Außerdem hast du jetzt die Möglichkeit, mit deinen Söhnen zu zocken. Nutze die Chance und lass dir zeigen, was deinen Kindern am Spielen so gut gefällt. Was motiviert sie? Auch hast du nun im Blick, wo es gegebenenfalls gefährlich wird. Zum Beispiel kann man bei der Playstation mit anderen Usern im Onlinemodus chatten. Hier hättest du nun die Kontrolle und kannst mit deinen Jungs die Gefahren besprechen.
Die Playstation ist leider nicht ganz günstig. Aber du könntest z. B. auf Ebay schauen, ob du eine gebrauchte Spielekonsole bekommst und so die Kosten senken kannst.
Béa Beste, Bloggerin und Bildungsunternehmerin, hat ihre Community befragt:
© Béa hat die Eltern ihrer Community nach Tipps, Anregungen und Erfahrungswerten befragt. Die Eltern sind sich einig: Um wirklich sinnvolle Regeln für Kinder festlegen zu können, müssen sich Eltern mit dem Thema selbst auseinandersetzen. Das heißt dann auch mal selbst zocken! Auf diese Weise wissen Eltern auch besser einzuschätzen, mit welchen Inhalten Ihr Kind in Berührung kommt. Auch können Videospiele gut als gemeinsame Familienaktivität genutzt werden. Lesen Sie selbst, wie andere Eltern mit dem Thema umgehen (alle Antworten gibt es auf Béas Blog Tollabea):
- Um die Faszination von Computerspielen zu verstehen, kann man als Elternteil ruhig auch einmal zum Controller greifen und in die Spielewelt der Kinder eintauchen. So können Eltern besser nachvollziehen, dass es viele Spiele gibt, bei denen eine Zeitbegrenzung von einer halben Stunde den Spielspaß verdirbt. Eine Lösung für eine geregelte “Spielzeit” könnte ein wöchentlicher Zeitrahmen sein, wie z. B. vier Stunden pro Woche, die sich die Kinder nach Belieben aufteilen können.
- Die festgelegte Spieldauer kann auch von Situation zu Situation ausgedehnt werden. Spielt die ganze Familie zusammen, darf auch länger vor dem Bildschirm verbracht werden. Gerade in der dunklen Jahreszeit kann Spielzeit vor der Playstation auch Familienzeit sein.
- Wie bei so vielen im Leben, kommt es auch hier auf die Mischung an. Haben die Kinder einen Ausgleich zum Zocken? Spielen sie z. B. Fußball, verfolgen sie ein Hobbie außerhalb der digitalen Welt oder treffen sich (draußen) mit Freunden? Stimmt das Verhältnis, steht dem Zocken nichts im Weg.
- Zocken ganz zu verbieten ist für viele Eltern keine Option. Auch haben viele die Erfahrung gemacht, dass sie mit Verboten und Begrenzungen nicht so weit kommen. Der Tipp: Statt sich nur auf Vorschriften zu konzentrieren, sollten Eltern auch schauen, welche Spiele ihre Kinder zocken. Es gibt durchaus Games, die das logische Denkvermögen, die räumlicher Orientierung, die Feinmotorik und die Augen-Hand-Koordination trainieren, wie zum Beispiel Lego City Undercover.
- Als schöne und hilfreiche Orientierung für Eltern wird das Buch “Netzgemüse – Aufzucht und Pflege der Generation Internet” von Tanja und Johnny Haeusler empfohlen. Dieses Buch können Eltern zur Rate ziehen, “um sich bei den Themen Internet, Social Networks, Videospiele, Smartphones und dem ganzen anderen modernen Kram nicht mehr wie digitale Analphabeten zu fühlen.”
- Die meisten Eltern stimmen zu, dass es begrenzte Spielzeiten geben sollte, damit das Zocken im Alltag nicht überhandnimmt. Aber Ausnahmen sind durchaus erlaubt, wie verlängerte Medienzeiten in den Schulferien – gerne auch mit besonderen Höhepunkten. Wie wäre es z. B. mit einer Mediennacht, die zweimal im Jahr organisiert wird? Hier dürfen die Kinder Freunde einladen und die ganze Nacht durchzocken, versorgt mit dem richtigen Knabberkram und Getränken. So eine Aktion kann über viele Verbote im Jahr hinwegtrösten.
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