Das Fördern ist der Eltern Lust – Wie Sie Ihre Kinder zum Lernen motivieren können

Katharina Looks

“Kind, du musst doch noch lernen!”. Eltern, die daraufhin nur diesen Gesichtsausdruck als Antwort bekommen, seien die Tipps von Christian Hanne nahegelegt
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Was können Eltern tun, um ihre Kinder zum Lernen zu motivieren? Zum Beispiel: gar nichts. Oder alles, was seelisch und finanziell erträglich ist! Kolumnist Christian Hanne gibt 4 Tipps mit Vor- und Nachteilen.

Eine Kolumne von Christian Hanne, Blog Familienbetrieb.

Jetzt, wo das neue Schuljahr erst ein paar Wochen alt ist, sind die meisten Schülerinnen und Schüler noch hoch motiviert und haben sich geschworen, von nun an immer und ausnahmslos alle Hausaufgaben zu machen, sich immer und ausnahmslos am Unterricht zu beteiligen und sich immer und ausnahmslos auf jede Klassenarbeit akribisch vorzubereiten. Man muss sich nicht zu Helikoptermamas oder -papas zählen, um den Wunsch zu verspüren, seine Kinder bei diesem Fleißenthusiasmus zu unterstützen, damit die Schule nicht spätestens kurz vor den Herbstferien nur noch als lästige Unterbrechung beim Chillen und Snapchatten gilt. Was dann schnell zu Zensuren führt, die allenfalls als Augenzahlen beim Kniffeln Freude hervorrufen würden, nicht aber als Schulnoten.

Glücklicherweise gibt es sehr viele unterschiedliche Ansätze, wie Sie Ihre Kinder beim Lernen optimal fördern können. Bei den folgenden Modellen ist sicherlich eines dabei, das Ihnen und Ihren Kindern zusagt.

1. Money, money, money

Läuft es in der Schule nicht, führen Sie dank Strafzahlungen ein Leben in Saus und Braus. Doch Vorsicht: Ihre Ersparnisse sinken im exponentiellen Verhältnis zu besser werdenden Noten!
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Eine Möglichkeit, Ihre Kinder zu schulischen Höchstleistungen anzutreiben, ist ein finanzielles Anreizsystem, das auf Belohnung und Strafe basiert (und schon vielfach getestet ist). Für gute Noten (Einsen und Zweien) erhalten die Kinder Geld, die Erweiterung wäre das Einführen der Regel “bei schlechten Noten” (Fünfen und Sechsen): Hier müssen sie eine Strafzahlung entrichten. Quasi ein monetäres Zuckerbrot-und-Peitsche-Modell.

Der Vorteil

Wenn Ihre Kinder sehr schlecht in der Schule sind, sorgt das Money-money-money-Modell für einen steten Cashflow in der Haushaltskasse. Nach jeder Hausaufgabenüberprüfung, jedem Vokabeltest und jeder Klassenarbeit ist bei Ihnen Zahltag. Die Strafzahlungen ziehen Sie direkt vom Taschengeld ab und irgendwann stehen Ihre Kinder richtig tief in der Kreide bei Ihnen, so dass Sie großelterliche Geldgeschenke direkt einkassieren können. Eine sehr attraktive Einnahmequelle. Und obendrein noch steuerfrei.

Der Nachteil

Bei sehr schlauen Kindern treibt Sie die pekuniäre Motivationsmethode schnell in den finanziellen Ruin. Sie müssen dann ständig für Einsen löhnen, so dass Sie sich spätestens ab Mitte des Monats nur noch von Toastbrot mit Ketchup ernähren können. Irgendwann werden Ihre Kinder dann Ihr Gehalt pfänden und Ihnen russische Inkassofirmen auf den Hals hetzen. Obendrein dreht sich der gute Seneca angesichts eines solchen monetären Anreizsystems im Grabe herum, pervertiert es doch seinen berühmten Kalenderspruch „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!“ zu einem „Nicht für die Schule, sondern des Geldes wegen lernen wir.“

Das Fazit

Wenn Sie wollen, dass sich Ihr Kind zu einer durch und durch materialistischen Persönlichkeit entwickelt, später Hedgefonds-Manager wird und die FDP wählt, dann ist die Money-money-money-Methode das perfekte Fördermodell für Sie.

2. Die Laissez-Faire-Förderung

Das Kind einfach mal von der Leine nehmen – gut für die Familienharmonie, schlecht, wenn Sie nicht vorhaben, Ihr Kind bis zum Ende aller Tage durchzufüttern
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Ein physikalisches Grundprinzip besagt, dass Druck immer Gegendruck erzeugt. Auf dieser Erkenntnis fußt das Laissez-Faire-Fördermodell. Daher verzichten Sie darauf, Ihren Kindern irgendwelche Lernvorgaben zu machen (= Druck), denn sonst werden diese sich verweigern, überhaupt irgendetwas für die Schule zu tun (= Gegendruck). Stattdessen lassen Sie Ihre Kinder an der ganz langen Leine laufen. Am besten verzichten Sie ganz auf die Leine. Wenn Ihre Kinder Lust haben, für eine Klassenarbeit zu lernen, lernen sie, und wenn nicht, dann halt nicht.

Sie müssen sich auch keine Sorgen über einen möglicherweise schlechten Notendurchschnitt Ihrer Kinder machen, denn der wird für die Arbeitsplatzsuche angesichts der demographischen Entwicklung keine Rolle spielen. Erst kürzlich hat die Bundesregierung davor gewarnt, dass in den nächsten fünfzehn Jahren ungefähr drei Millionen Fachkräfte fehlen. Das heißt, 2030 sollten selbst Baumschulabsolventen keine großen Schwierigkeiten haben, einen Job zu bekommen.

Der Vorteil

Mittels des Laissez-Faire-Ansatzes wird die schulische Karriere Ihrer Kinder die familiäre Harmonie in keinster Weise trüben. Es wird nie Stress bei Hausaufgaben, keinen Streit vor Klassenarbeiten und niemals Zoff wegen schlechter Noten geben, sondern Sie werden zwölf Jahre lang in Friede, Freude, Eierkuchen leben. Vielleicht sogar dreizehn. Oder vierzehn.

Der Nachteil

Das Laissez-Faire-Fördermodell führt unter Umständen dazu, dass Ihre Kinder sich nicht aufraffen können, jemals eine Bewerbung abzuschicken. Ohnehin fehlen Ihnen dazu die notwendigen Rechtschreibungs- und Grammatikkenntnisse. Somit werden Ihnen Ihre Laissez-faire-geförderte Kinder bis zur Verrentung und darüber hinaus auf der Tasche liegen.

Das Fazit

Für harmoniebedürftige und konfliktscheue Eltern, die sich weniger als Erziehungsberechtigte, sondern als Kumpels Ihrer Kids fühlen, ist das Laissez-Faire-Modell genau das Richtige. Sie sollten aber auch nichts dagegen haben, dass Ihre Kinder bei Ihnen zuhause wohnen, bis sie Sie Altersheim abschieben.

3. Zusammen sind wir schlau

Eltern sind mit ihrer Rolle als Nachhilfelehrer oft überfordert
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Wenn Sie Ihre Kinder schulisch nicht sich selbst überlassen wollen, könnte die Zusammen-sind-wir-schlau-Methode für Sie interessant sein. Dabei machen Sie immer gemeinsam mit Ihrem Kind Hausaufgaben, pauken zusammen Vokabeln und büffeln im Team für Klassenarbeiten. Das ist zwar etwas zeitaufwändig und Sie müssen Ihre Arbeitszeit drastisch reduzieren, aber nur so können Sie sicherstellen, dass Ihre Kinder nie die Hausaufgaben vergessen und sich immer perfekt auf Klausuren vorbereiten. Außerdem können Sie Lernfortschritte engmaschig kontrollieren und gegebenenfalls regulierend eingreifen.

Der Vorteil

In den ersten vier Jahren ist die Gemeinsam-sind-wir-schlau-Förderung ein absoluter Traum. Sie können alle Aufgaben spielend leicht lösen und Ihre Kinder werden Sie als Universalgenie bewundern, weil Sie wissen, dass sieben mal sieben nicht nur feiner Sand, sondern auch 49 ist. In den Klassen 5 bis 7 wird der Stoff zwar stetig anspruchsvoller, aber so können Sie Ihre Allgemeinbildung ein wenig auffrischen, was sehr nützlich ist, wenn Sie gerne Quiz Duell spielen.

Der Nachteil

Ab der achten Jahrgangsstufe wird das Zusammen-sind-wir-schlau-Modell immer herausfordernder, da Sie den Stoff häufig nur noch durch Zuhilfenahme des Internets bewältigen können. („Siri, wie viel Energie verbraucht ein 900-Watt-Staubsauger bei 230 Volt pro Minute?“ „Keine Ahnung, frag‘ Alexa.“) Spätestens wenn Ihre Kinder die Oberstufe erreichen, bekommen Sie gnadenlos Ihren begrenzten Wissenshorizont vor Augen geführt, Ihre Kinder werden täglich Zeuge Ihres intellektuellen Scheiterns und halten Sie für debile Volltrottel. (Da sie sich dann in der Pubertät befinden, denken sie das aber ohnehin von Ihnen.) Außerdem wird es mit zunehmendem Alter Ihrer Kinder immer mehr Streit und Zoff um die Hausaufgaben geben, was zu unschönen Auseinandersetzungen führt, gegen die ‚Game of Thrones‘ ein fröhliches Kindergartenfest ist.

Das Fazit

Sollten Sie einen starken Minderwertigkeitskomplex haben und es nötig haben, von Ihren sechsjährigen Kindern für Grundschulwissen bewundert zu werden, sollten Sie unbedingt das Zusammen-sind-wir-schlau-Fördermodell anwenden. Um es bis zum Schluss durchzuziehen, müssen Sie allerding leicht masochistisch veranlagt sein und über eine hohe Frustrationstoleranz verfügen. Oder beruhigungsmittelabhängig sein.

4. Outsourcing

Eine externe Nachhilfekraft lenkt den Frust und Hass Ihres Kindes von Ihnen ab – praktisch! So können Sie und Ihr Kind sich über die wirklich wichtigen Dinge streiten (Hygiene, Ordnung, Musikgeschmack)
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Sie können familiäre Konflikte rund um Hausaufgaben, Vokabellernen und Co. vermeiden, indem Sie einfach andere dafür bezahlen, sich um die schulische Förderung Ihrer Kinder zu kümmern. Eine pädagogisch geschulte Nachhilfekraft oder ein im Nahkampf erprobter Fremdenlegionär sind viel besser als Sie in der Lage, mathematischen, naturwissenschaftlichen und fremdsprachlichen Stoff zu vermitteln. Alternativ können Sie auch auf eine onlinebasierte Lernplattform zurückgreifen, so dass Ihre Kinder frühzeitig lernen, dass man den Kontakt zu Menschen weitestgehend vermeiden kann.

Der Vorteil

Durch das Outsourcing der Lernförderung sparen Sie Zeit und Ihre Kinder werden nicht länger Sie, sondern die Nachhilfelehrer hassen. Durch das Online-Lernen erfahren Kinder wiederum, dass das Internet nicht nur gut für Prankvideos, Schminktutorials und Katzen-GIFs ist, sondern auch um Schulstoff pädagogisch wertvoll zu vermitteln. Das wird Ihre Kinder so langweilen, dass sie Handy und Tablet zur Seite legen und an die frische Luft zum Spielen gehen.

Der Nachteil

Wenn Sie Ihre Kinder beim Online-Lernen alleine lassen, nutzen diese womöglich die Zeit am Computer nicht zum Lösen von Matheaufgaben, sondern um sich in die Top 10 der ‚Counter Strike‘-Weltrangliste zu ballern. Das verleiht dem Lebenslauf später zwar eine exotische Note, hilft in der nächsten Klassenarbeit beim Lösen von Bruchrechen-Aufgaben aber nicht wirklich weiter.

Das Fazit

Durch das Lern-Outsourcing gehört der kraftraubende Stress rund um schulische Angelegenheiten, der die familiäre Harmonie unnötig belastet, der Vergangenheit an. Die gesparte Energie können Sie dafür aufwenden, um sich über unaufgeräumt Zimmer, zu laute Musik und mangelnde Körperhygiene zu streiten.

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Kolumne von Eltern für Eltern 

Im Wechsel schreiben Blogger und Journalisten über Themen, die Eltern bewegen. Lesen Sie hier Geschichten und Beispiele aus der wunderbar chaotischen Welt des Lernens und Lebens. Alle Kolumnen ansehen.

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel ‘Nackte Kanone’ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog ‘Familienbetrieb’, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Im September ist sein Buch “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith” im Seitenstraßenverlag erschienen. In zwölf gar nicht mal so kurzen Kurzgeschichten sinniert er darüber, wie Schwangerschaft, Marathongeburten und nachtaktive Babys eine moderne, gleichberechtigte Partnerschaft auf die Probe stellen.

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Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.