Frühstücksideen für die Schule: Bento-Boxen im Test
Katharina Looks
Lecker Dosenfutter: Was kann ich meinem Kind mit in die Schule geben, das gesund ist UND Spaß macht? Unsere Redakteurin Kali stürzt sich todesmutig in einen neuen Selbstversuch und probiert Pausenbrot-Ideen mit Fun-Faktor aus.
“Mama, ich will nie wieder Brot!”, schreit mein Sohn begeistert, als er am Montagmorgen sieht, wie ich seine Frühstücks-Box für ein Foto drapiere. “Scheiße, was hast du nur getan”, schießt mir ein Gedankenblitz durch die müde Hirnrinde. Ich habe nämlich einen neuen Selbstversuch gestartet: Eine Woche lang mache ich dem Kleinen Bento-Boxen und probiere aus, was praktikabel UND lecker ist – und was nicht.
Bento? Nein, ich gebe meinem Kind kein Sushi zum Frühstück mit. Bento-Boxen waren ursprünglich simple japanische Essens-Boxen mit mehreren Fächern, gefüllt mit verschiedenen Speisen. Die Japaner mussten es aber mal wieder übertreiben und füllen sie mit kleinen Kunstwerken wie niedlichen Reis-Tierchen, Brot-Monstern und Obst-Figürchen. Die Amerikaner machten es nach, dann die Europäer. Und jetzt ich.
Warum ich mir das antue? Seit ein paar Wochen besucht der Knirps die Vorschule. Seitdem wünsche ich mir, ich hätte eine militärische Grundausbildung durchlaufen, dann wäre ich auf die vielen Herausforderungen zumindest etwas besser vorbereitet gewesen: Ich muss unmenschlich früh aufstehen und mich innerhalb kürzester Zeit anziehen, Frühstück und Kaffee herunterstürzen, das Kind antreiben, sich endlich fertig zu machen und dann im Laufschritt zackig zur Vorschule marschieren.
Für eine Herausforderung hätte mich aber auch die beste Militärakademie der Welt nicht gerüstet: Ich muss dem Kind nun jeden Tag ein ausgewogenes, gesundes und pädagogisch wertvolles Frühstück mitgeben. Und das soll dann auch noch schmecken. Einem Fünfjährigen.
Vorher hat die Kita mit ihrem Bio-Essensplan ganze Arbeit geleistet, ein komplexer Algorithmus aus neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und Angeboten des hiesigen Bio-Supermarkts. Wunderbar! Mein Gewissen war beruhigt, wenn es abends mal nichts “Ordentliches” gab. Und jetzt? Jetzt bin ich für die wichtigste Mahlzeit des Tages selbst verantwortlich. Tolle Wurst.
In den ersten Vorschul-Wochen bin ich vom frühen Aufstehen allerdings so gelähmt, dass ich außer Klappstullen und Studentenfutter nichts zustande bringe. Nachmittags darf ich dann die zerfledderten Brot-Leichen aus der Frühstücksbox puhlen.
Nachdem sich mein Körper an die unchristliche Aufstehzeit gewöhnt hat, schaltet sich mein Hirn wieder ein und meint, ich sollte dem Kind doch mal was Anständiges mitgeben. Was der auch isst. Gerne. Google-Bildersuche und Pinterest verzaubern sofort die Bastelmutti in mir. “Das kann ich auch!”, brüllt sie mit erhobenem Haupt. Let the Bento-Spiele begin.
Challenge accepted also. Für mich stand jedoch fest: Ich wollte ansonsten kein Extra-Zubehör besorgen, obwohl es in vielen Shops Unmengen an süßen Bento-Accessoires gibt. Back- und Bastelmutti hat aber auch bereits einiges zur Hand, z. B. Silikon-Muffin-Förmchen, einen Lebensmittelstift, Wackelaugen und Zuckerschrift. (Für Spießchen und Co. habe ich Cake-Pop-Stile verwendet, da sich mein Kind Zahnstocher oder Schaschlikspieße regelmäßig in den Gaumen rammt. Unglück abgewendet.)
Am Wochenende habe ich dann erstmal das Internet durchforstet, Inspiration habe ich unter anderem bei Berlin Mitte Mom gefunden, die auch Bento-verliebt ist und auf ihrer Seite Lunchboxdiary und ihrem Pinterest-Board “Snackboxideen für Kinder” viele tolle Ideen sammelt. Für die Muffins in meiner Dienstags-Box habe ich dieses tolle und einfache Rezept von familieberlin leicht abgewandelt und noch Mais, Paprika und getrocknete Tomaten zugefügt und ein bisschen Käse oben drauf gestreut. Yummi!
Mit genug Inspiration und Rezepten im Kopf habe ich dann eine Planzeichnung und darauf folgend einen Einkaufszettel gemacht. Ganz schön viel Arbeit. Aber: Dank meines ausgeklügelten Plans muss ich in dieser Woche kaum noch etwas einkaufen. Mittags gibt es Essen in der Schule/bei der Arbeit, abends können wir uns dann mit den Resten von Wraps, Muffins, Gemüse und Obst vergnügen, aus den Frühstücks-Schweinchen wurden im Handumdrehen Abendbrot-Ferkel. Simsalabim.
Einige Inhalte meiner Bento-Boxen erfordern doch einiges an Zeitaufwand, ein paar wenige auch Geschick. Diese verflixten kleinen Pinguine zum Beispiel. Weil ich auf keinen Fall noch früher aufstehen kann/will, bereite ich diese Dinge einfach schon abends vor. Und spare so morgens einiges an Zeit. Yey.
Ich sollte also auch in Zukunft mehr planen und vorbereiten. So passiert es mir dann wohl seltener, dass ich abends in die Brotkiste schaue und erschrocken feststelle, dass mein Kleiner morgen wohl Zwieback-Reste frühstückt. Oder mir sogar erst morgens Gedanken mache und dann eh alles zu spät ist und wir dann schlussendlich auch.
Trotzdem ist es mir so viel Kreativität und Bastelei jeden Tag ehrlich gesagt zu anstrengend. Einige der Dinge gehen super einfach: Die Fruchtstäbe, Gurken-Karotten-Blumen oder die Lachsröllchen zum Beispiel werden in Zukunft auf jeden Fall wieder ihren Weg in die Brotdose finden. Der Brot-Dino ist für mich allerdings ausgestorben, da fällt so viel Abfall an und Mami bekommt dann ständig Rinde zum Frühstück.
Und: Übermäßig viel Abwechslung und Food-Entertainment ist auch nicht gut für die kleine Kinderseele. Mein Liebling mutierte nämlich schon an Tag zwei zur Diva: “Die Pinguine ess’ ich nicht, ich will wieder einen Zauberstab!” Wie sagt Omma immer so schön: Wenn wir jeden Tag Sahnetorte essen, schmeckt die irgendwann auch nicht mehr. Ab jetzt werde ich also das Frühstück besser planen und so abwechslungsreicher gestalten. Und dem Knirps dann und wann mal eine Überraschung in die Brotbox legen, dann bleibt es etwas Besonderes.
Über die Autorin
Redakteurin Kali Richter studiert Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg. Sie schreibt nicht nur gerne über sondern auch für Kinder. Das gebürtige Nordlicht hat in Hamburg seine Heimat gefunden, fühlt sich aber in der Welt zu Hause, ihr Rucksack war dabei lange ihr liebster Begleiter. Seit sie 2011 Mutter eines Sohnes wurde, darf es aber auch mal Pauschalurlaub sein.
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