1 Mutter, 3 Kinder, 1000 Klassenarbeiten: Lernen für Tests und Prüfungen in Hochphasen
Louisa Eberhard
Keine leichte Gleichung: 3 Kinder, 1000 Klassenarbeiten.
Was tun, wenn die Kinder drei völlig unterschiedliche Lerntypen sind? Lisa vom Blog STADT LAND MAMA verrät, wie sie es schafft, den Bedürfnissen ihrer Kids gerecht zu werden.
Ein Erfahrungsbericht von STADT LAND MAMA-Bloggerin Lisa:
Das wirklich Schlimme an Klassenarbeiten ist doch, dass sie immer so plötzlich vor der Tür stehen. Ist doch so, oder? Es ist dann an uns Eltern, aus diesem „Waaah, das schaff ich nie!“ ein konzentriertes Lernen zutage zu befördern, das bestenfalls zum Happy End führt.
Wie das gehen soll? Ich habe da drei herrlich unterschiedliche Versuchsobjekte bei mir zu Hause. Denn JEDES unserer Kinder lernt anders!
Tests und Klausuren: Upleveln oder Stoßlernen?
Ein Kind gehört eher zu den Uplevelern, es teilt sich die Lernaufgaben ein, kümmert sich an einem Tag ums Vokabeln oder Formeln lernen und am nächsten um die Aufgaben. Am dritten Tag wird alles wiederholt. Die zwei anderen gehören eher zu den Stoßlernern. Zur Fraktion Ooops. „Ach, Mensch, morgen schreiben wir ja Englisch…“
Wie viele Jahre ich durch diese plötzlichen Eingebungen wohl schon gealtert bin?! Auf jeden Fall zähle ich mehr graue Haare, seit die drei auf die weiterführende Schule gehen. Und ich bin erst 37!
Das Problem bei uns war so ein bisschen, dass die drei an der Grundschule nicht wirklich aufs Lernen vorbereitet wurden. Klar gab es mal einen Test, aber der war meist nicht angekündigt – die Kinder lernten also nicht, wie man sich auf Prüfungen vorbereitet.
Das Lernen lernen: gar nicht so einfach!
Die ersten Monate unserer Jüngsten an der neuen Schule waren dann auch oft geprägt von Missmut. „Ok, Mama, wenn du meinst, ich muss lernen, dann sag halt, was ich machen soll.“ Diese Anspruchshaltung, dieses Null-Bock-Gesicht! Nee, nee, mein Liebstes, ICH habe meinen Schulabschluss schon. Entweder du WILLST lernen, oder du lässt es …
Was für eine Überwindung ein solcher Satz kostet! „Entweder du WILLST lernen oder du lässt es“… Ich frage mich, wie viele Eltern es gibt, die das wirklich durchziehen. Die sagen: Ok, das Kind mag nicht, dann soll es halt sehen, was es dann für Noten schreibt. Aber solche Sätze wachsen natürlich auch aus einer Verzweiflung heraus. Verdammt, wie kriege ich dieses Kind bloß motiviert?!
Gute Vorbereitung als Hilfe gegen Prüfungsangst
Wir haben da bereits einiges probiert. Dinge wieder verworfen, die nicht funktionierten, und andere neu dazu erfunden. Neulich zum Beispiel, mussten alle drei Kinder für Arbeiten und Tests lernen. Es war Sonntag.
Ein Kind, das seine Ruhe beim Lernen braucht, zog sich zurück ins eigene Zimmer, wo der Schreibtisch aufgeräumt ist und alle Arbeitsmaterialien vorhanden sind (wie es Experten auch für die Hausaufgaben empfehlen!) und wollte später nur nochmal die Vokabeln abgefragt haben. Kein Thema! Die Vorbereitung ist dann auch so gut, dass keine Prüfungsangst aufkommt.
Die anderen beiden hingegen haben den einzigen und richtig wahren Weg für sich noch nicht gefunden. In ihr eigenes Zimmer wollen sie nicht und sie brauchen noch die Begleitung der Eltern. Sollen sie bekommen! Da sie sich in ihrem Sport sehr motiviert zeigen, haben wir nun also versucht, sie mit einer Challenge zu locken.
Klassenarbeiten: vom Lernen als Challenge
Wir bildeten Teams! Team 1 bestand aus Papa und einem Kind. Team 2 aus Mama und dem anderen. Team 1 machte es sich oben im Kinderzimmer bequem, Team 2 versuchte es am Küchentisch.
Der Deal war: Das Team, das die bessere Note mit nach Hause bringt, wird vom anderen Team zum Essen eingeladen – und darf das Restaurant aussuchen. Ein spielerischer Ansatz. Einer, der bei einem Kind hervorragend funktionierte. Beim anderen aber nicht.
Das eine Kind sah die Chance kommen, es dem anderen Team jetzt mal richtig zu zeigen. Das andere fühlte sich in die Ecke gedrängt und stellte darum lieber gleich den Dienst ein. Erst später lasen wir in einem Artikel, dass Störfaktor Nr. 1 beim Lernen die eigenen Geschwister sind… Wir mussten uns für dieses Kind also etwas anderes überlegen, um es zum konzentrierten Arbeiten zu bewegen. (Sehen Sonntage in anderen Familien eigentlich anders aus?)
Individuelle Herausforderung: jedes Kind lernt anders
Für ungestörte Konzentration brauchte dieses Kind also eine persönliche Betreuung, aber bitte ohne Vergleich mit Geschwistern. Wir überlegten also, was funktionieren könnte bei unserem Kind, das gerne digital unterwegs ist. Könnten wir es darüber vielleicht erreichen? Es gibt da so eine Regel in ihrem Sportverein, die lautet, dass vor Wettkämpfen nicht „gezockt“ werden darf. Diese Regel herrscht bei uns auch vor Hausaufgaben und dem Lernen. Vielleicht brauchte es hier eine Ausnahme!?
Wäre es okay, zu sagen, dass mein Kind vor Klassenarbeiten nach jeder Lerneinheit ein bisschen scoyo spielen darf? Ich will es ja eigentlich nicht über den Tisch ziehen. Immerhin jubele ich ihm damit noch einmal als „Belohnung“ den kompletten Stoff samt Festigungsübungen unter… und natürlich wollte unser Kind lieber an den PC, als sich weiter mit mir am Küchentisch zu „quälen“.
Moderne Wissensvermittlung mit Lern-Erfolgen
Die Antwort, die ich mir selbst gab: Ja! Das wäre okay. Denn: Kind glücklich – Mama ohne schlechtes Gewissen. Manchmal kann es so einfach sein. Denn genau hier können unsere Kinder ja nun mal auf spielerische Weise ihr Wissen zu den Schulfächern aufpäppeln und vertiefen. Sie werden reingezogen in die digitalen Welten ihrer Helden, werden zum Mitmachen animiert, können klicken und Pokale gewinnen.
Übrigens: Selbst wir Erwachsenen lernen noch besser, wenn wir etwas nicht nur in der Theorie hören, sondern selbst tätig werden können, also mehrere Sinne beanspruchen.
Beim Lesen der Bedienungsanleitung unserer neuen Digitalkamera merken wir uns weniger, als wenn wir sie in die Hand nehmen und die Knöpfchen drücken. Woran liegt das? Der Bundesverband für Gedächtnistraining sagt, man behält 10% von dem, was man liest. Dagegen merkt man sich 50% von dem, was man sieht und hört – zum Beispiel bei einem Lernvideo. Das, was man selbst tut, prägt sich *Trommelwirbel* zu dicken 90% ein. Wahnsinn.
Und das passiert praktisch beim Gaming mit scoyo. Man „sieht und hört“ den in Geschichten verpackten Lehrstoff, um das Erlernte dann direkt in Spielszenen „umzusetzen“. Unsere Kinder können sich die Inhalte dann nicht nur besonders gut merken, sondern wissen hinterher auch ganz genau, wozu man diese verflixte Bruchrechnung überhaupt braucht (z.B. Pizza-Konflikte durch gerechtes Teilen vermeiden) und wie man sie anwendet.
Schlau: Gamification und Storytelling als Lern-Motor
Tatsächlich ist das Punkte sammeln, diese Gamification des Lernens etwas, auf das gerade dieses Kind sehr gut anspringt. Das Belohnungssystem sorgt für direkte Erfolgserlebnisse. Und: Das Lernen fühlt sich eben nicht an wie Lernen – sondern wie Spielen!
Und als unser Kind dann abends dasaß und sich doch vor der Arbeit am nächsten Tag sorgte und meinte, es hätte vielleicht nicht genug getan, sagte ich: „Doch, du hast es nur nicht gemerkt! Und wenn wir jetzt trotzdem nochmal übers Schulmaterial schauen sollen, dann lass uns das eben machen!“
Was ich sagen will: Jedes Kind lernt anders. Und wir als Eltern müssen schauen, wie wir sie motiviert bekommen, welcher Weg für welches Kind der einfachste und beste ist, um am Ende zu einem Erfolgserlebnis zu kommen.
So wird das Lernen für alle machbar!
Das hört sich nach viel Engagement an – aber ist der Weg erstmal gefunden, kann das Lernen sogar zum Selbstläufer werden. Probiert es aus! Damit nicht nur die Kinder später ein Happy End erleben – sondern auch die Eltern. Die haben nämlich bereits genug graue Haare!
Die Autorin
Lisa Harmann ist freie Journalistin und die Land-Mama des Bloggerduos STADT LAND MAMA. Sie lebt mit ihrem Mann, drei Kindern (*2006, Zwillinge*2008) und etlichen Tieren im Bergischen bei Köln. Lisa schreibt über das Leben mit Familie, Kindern und allem, was dazu gehört.
Ihr Buch „WOW MOM: Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind“ ist seit 24.07.2019 im Handel erhältlich.
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