Neues Schuljahr is coming – 5 Tipps, damit Sie deswegen nicht in Panik ausbrechen müssen

Louisa Eberhard

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Raus aus dem Nest

Wer kennt es nicht? Der Schulanfang-Blues hat sich bei vielen Eltern und Kindern schlagartig wieder eingestellt: Christan Hanne gibt Tipps, wie Sie im neuen Schuljahr wieder Fahrt aufnehmen.

In fast allen Bundesländern sind die Sommerferien nun vorbei und das neue Schuljahr bringt all die unliebsamen Pflichten wieder zum Vorschein, die in den letzten sechs Wochen so erfolgreich verdrängt worden sind: Wecker müssen morgens gehört, Schulbrote geschmiert, Kinder geweckt, Hausaufgaben gemacht und Ranzen gepackt werden, um nur einige zu nennen. Da ist die schöne Urlaubsentspannung schneller weg als Sie „Und der erste Elternabend mit der Wahl der Elternvertreter steht ja auch bald an!“ sagen können.

Aber das muss nicht sein. Befolgen Sie einfach die folgenden Tipps und der Start ins neue Schuljahr wird für Sie entspannter als eine Woche Yoga-Retreat auf Bali.

Sollte Ihr Kind eingeschult werden, empfehle ich Ihnen übrigens die zeitlos gültige Kolumne „Erstklässler-Schulstart leicht gemacht“.

Üben Sie das frühes Aufstehen: Gegen das Muffeln am Morgen

Einer der größten Stressfaktoren zu Beginn des neuen Schuljahres ist das frühe morgendliche Aufstehen. Während der Ferien konnten die Kinder schön ausschlafen – und haben das hoffentlich auch getan –, doch nun erinnert das Klingeln des Weckers unbarmherzig daran, dass die Zeit des Müßiggangs (aka „Rumgammeln und den ganzen Tag am Handy hängen“) passé ist.

Damit sich die Kinder sanft darauf vorbereiten können, nicht mehr bis zum Mittagessen zu schlafen, wecken Sie sie am besten schon in den letzten Ferientagen früh morgens. So stellt sich der kindliche Biorhythmus rechtzeitig auf das frühe Aufstehen in der Schulzeit ein. Und Sie gewöhnen sich sanft wieder an Ihre schlecht gelaunten, morgenmuffelnden Kinder am Frühstückstisch.

Sollte bei Ihnen die Schule schon vor zwei, drei Wochen wieder angefangen haben, ist der Tipp, Sie hätten Ihre Kinder in der letzten Ferienwoche bereits früh wecken sollen, ungefähr so hilfreich wie der Hinweis, nachdem Sie Ihr Auto bis auf den letzten Tropfen Benzin leer gefahren haben und auf irgendeiner gottverlassenen Landstraße stehen geblieben sind, dass Sie mal besser getankt hätten. (Sie wissen schon: „Hätte, hätte, Fahradkette.“) Trotzdem müssen Sie nicht verzweifeln und sich am Morgen von Ihren motzigen Kindern in den Tobsuchtsanfall treiben lassen. Für ein relaxtes frühes Aufstehen kann ich Ihnen Valium empfehlen. Selbstverständlich nicht, um Ihre Kinder zu sedieren (Ein Satz, den mir mein nicht vorhandener Anwalt diktiert hat.), sondern als leckere Zutat für Ihr eigenes Müsli. Mit valiumhafter Entspanntheit lassen sich Ihre maulenden Kinder am Frühstückstisch viel besser ertragen.

Bewahren Sie Urlaubsrituale: Frühstücken Sie wie ein Kaiser

Ratgeber-Artikel zum Start ins neue Schuljahr empfehlen oft, Rituale aus dem Urlaub im Schultag fortzuführen, um die gute Ferienstimmung zu verlängern. Beispielsweise durch ein gesundes Frühstück mit Vollkornbrot, frisch gepressten Smoothies und vitalisierendem Obst.

Sollten Sie tatsächlich in den Ferien immer ausgewogen gefrühstückt haben, dann pflegen Sie dieses Ritual auch ruhig in der Schulzeit weiter. Viel wahrscheinlich hat Ihr Kind sich aber in den letzten sechs Wochen beim Frühstück ausschließlich von Milchbrötchen mit Schokoaufstrich ernährt („Es sind ja Ferien, da können wir mal eine Ausnahme machen.“). Wenn Sie dann zum Schulstart Ihren Kindern Vollkornbrot, Smoothies und geschnibbeltes Obst servieren, werden sich an Ihrem Frühstückstisch Game-of-Thrones-artige Szenen abspielen. Da ist es für Ihr eigenes Seelenheil vielleicht besser, Ihrem Kind weiterhin seine Nutella*-Brötchen zu erlauben. Oder Sie verdoppeln die Valium-Ration in Ihrem Müsli.

*Auf Rat meines imaginären Anwalts möchte ich betonen, dass es selbstverständlich auch andere Schokocreme-Marken gibt und Schokoaufstriche, die auf die Verwendung von Palmöl verzichten, ohnehin zu bevorzugen sind.

Steigern Sie die Vorfreude: Alles neu macht das neue Schuljahr

Möglicherweise kommt bei Ihren Kindern, die in den letzten Wochen eine symbiotische Verbindung mit ihren Handys eingegangen sind und die Kulturtechnik des Chillens perfektioniert haben, bei dem Gedanken, nun wieder täglich in die Schule zu gehen und büffeln zu müssen, keine rechte Freude auf. Sie können nun eine flammende Rede über den Wert der Bildung, das Privileg zur Schule gehen zu können und die Chance für das Leben lernen zu dürfen, halten. Dann filmen Sie bitte die Reaktion Ihrer Kinder, denn die wird wahrscheinlich ähnlich ausfallen wie in diesen Videos, in denen Eltern ihren Kindern erzählen, sie hätten alle ihre Halloween-Süßigkeiten aufgegessen.

Stattdessen können Sie sich aber auch die materialistische Seite Ihrer Kinder zu eigen machen. Ein neuer cooler Ranzen oder ein trendy Rucksack wecken vielleicht doch ein wenig schulische Vorfreude. Bezeichnen Sie den Rucksack aber auf keinen Fall als trendy, sonst haben Ihre Kinder keinen Bock mehr darauf. Zugegebenermaßen ist es auch ein wenig naiv, zu glauben, Ihre Kinder lassen sich so leicht manipulieren und hüpfen nur wegen eines neuen Ranzens mit Freudentränen in den Augen zur Schule. Aber darum geht es auch gar nicht. Zur Finanzierung der neuen Marken-Schultasche müssen Sie nämlich eine Niere oder irgendein anderes verzichtbares Organ verkaufen. Während Ihre Kinder morgen für morgen zeternd die Schule, die Lehrer, die Hausaufgaben, das Lernen und einfach alles verfluchen, liegen Sie eine Woche oder so im Krankenhaus und bekommen das alles nicht mit. Viel entspannter kann das neue Schuljahr gar nicht starten. Zumindest für Sie.

Vielleicht ist das Bett im Krankenhaus ja doch eine Alternative…
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Don’t mention the Hausaufgaben: Bilden Sie Lerngruppen

Ein weiterer Stressfaktor der die schöne Urlaubsentspannung schneller vernichtet als die biblischen Heuschrecken die Felder Ägyptens sind die Hausaufgaben. Das stete Erinnern, diese zu erledigen, führt mit Ihren Kindern schnell zu heftigen Diskussionen, gegen die die Schlacht um Helms Klamm der reinste Kindergeburtstag ist. (Wobei dieser Vergleich ein wenig hinkt, denn Kindergeburtstage sind in der Regel viel heftiger als die Schlacht um Helms Klamm.) Nach zwei, drei Wochen stehen dann auch schon die ersten Tests und Hausaufgabenüberprüfungen an und wenn Sie versuchen, Ihre Kinder zu motivieren, sich darauf vorzubereiten, nehmen Sie auf deren Beliebtheitsskala einen Platz irgendwo zwischen Blumenkohlauflauf und Medienzeitbegrenzung ein.

Das müssen Sie sich nicht antun. Lassen Sie Ihr Kind einfach mit seinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden Lerngruppen gründen. So können sich die Kinder gegenseitig bei den Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Klassenarbeiten gegenseitig unterstützen. Damit sind Sie auch pädagogisch voll auf der Höhe, weil das Ihre Kinder zur Selbstständigkeit erzieht.

Ehrlicherweise sind die Chancen, dass sich selbst überlassene Kinder-Lerngruppen zu ordentlich gemachten Hausaufgaben oder gewissenhaften Vorbereitung von Klassenarbeiten führen, geringer als die Aussicht, den nächsten Rekord-Jackpot im Euro-Lotto zu gewinnen. Aber das macht gar nichts, da Sie sich nicht damit rumschlagen müssen. Dieses Wissen alleine sorgt bei Ihnen schon für einen äußerst gelassenen Schuljahres-Start.

Sourcen Sie den Mist einfach aus: Warum Sie sich vom Schulbuch-Einbinden fernhalten sollten

Selbst wenn Sie alle meine Tipps penibel befolgen und Ihnen das neue Schuljahr so gechillt daher kommt wie ein Treffen von Hare-Krishna-Anhängern, gibt es etwas, das Ihre gute Stimmung sofort zunichtemacht: Das Einbinden von Schulbüchern.

Ja, es gibt Schulen, bei denen es nicht reicht, wenn Bücher in Schutzhüllen gesteckt werden, sondern es wird verlangt, diese in selbstklebende Folien einzubinden. An solchen Schulen hängt im Eingangsbereich wahrscheinlich auch ein großes Banner, auf dem steht: „Wir hassen Eltern!“

Es ist nämlich schier unmöglich, ein Buch blasenfrei und ohne Knicke einzubinden. So viel Valium können Sie gar nicht in Ihr Müsli kippen, um beim Schulbucheinbinden keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden.

Da bleiben Ihnen nur zwei Möglichkeiten: Entweder Sie nehmen Ihre Kinder von der Schule und melden es kurzfristig an einer anderen Schule an. (Weil das wahrscheinlich nicht von Erfolg gekrönt sein wird, sollten Sie sich schon mal mit dem Konzept des „Home Schoolings“ beschäftigen.) Oder Sie sourcen diese Aufgabe einfach aus. Engagieren Sie einen buddhistischen Zen-Mönch mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung als Bombenentschärfer und als Mikro-Chirurg. Nur so eine Person verfügt über die notwendige Gelassenheit, Nervenstärke und Fingerfertigkeit für das Einbinden von Schulbüchern.

Der gechillte Mönch kann dann auch das Wecken und die Zubereitung des gesunden Frühstücks übernehmen und ab und zu mal in der Lerngruppe nach dem Rechten schauen. Dann haben Sie einen ganz smoothen Start ins neue Schuljahr, ohne valiumabhängig zu werden.

Lernen Sie, Klassenfahrten zu lieben

Möglicherweise läuft der Start ins neue Schuljahr trotz der guten Tipps und des zen-buddhistischen Personals nicht ganz so glatt wie gewünscht und schon nach zwei Tagen liegen die Nerven blank, dass sich jeden Morgen bei Ihnen griechische Tragödien abspielen.

Verzagen Sie nicht! Am Anfang des Schuljahres stehen häufig Klassen- und Kursfahrten an, wodurch das Lehrerinnen- und Lehrer-Kollegium stark dezimiert ist. So haben Ihre Kinder die ein oder andere Freistunde, müssen morgens vielleicht nicht ganz so früh aufstehen und auch der Hausaufgaben-Umfang hält sich noch in Grenzen. Allerdings hängt Ihr Kind dann regelmäßig am frühen Nachmittag schon Zuhause rum, ist gelangweilt und nervt Sie damit, dass es von Ihnen bespaßt werden will. Das ist dann zwar auch wie im Urlaub, aber nur mäßig entspannend.

Wenn Sie Glück haben, fahren Ihre Kinder selbst auf Klassenfahrt und Sie haben eine Woche sturmfrei. Buchen Sie unverzüglich einen Last-Minute-Kurzurlaub in einem 5-Sterne-Wellness-Ressort. Das ist dann wirklich der entspannteste Start ins neue Schuljahr, den Sie sich nur vorstellen können!

 

Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 13. März ist sein neues Buch „Hilfe, ich werde Papa. Überlebenstipps für werdende Väter“ bei arsEdition erschienen.

 

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Louisa Eberhard

Louisa Eberhard kommt aus Berlin und studiert nun in Hamburg Sozialwissenschaften. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Themen Erziehung, Bildungswesen und Familienalltag.