Wie viel Taschengeld ist angemessen?
Johannes Braun
Das erste Stückchen Unabhängigkeit, Freiheit und Verantwortung – Taschengeld ist ein wichtiger Meilenstein im Leben der Kids. Während einige Kinder jeden Euro in ihr Sparschwein stecken, sind andere etwas konsumfreudiger.
Aber auch Spontankäufe an der Supermarktkasse gehören zum Leben dazu und sind eine wichtige Erfahrung – denn nur so können Kinder lernen, welche Anschaffungen wieviel Geld kosten und wie lange darauf gespart werden muss. So haben sie direkt ein besseres Verständnis für den Wert von Dingen – und dass mit ihnen vorsichtig umgegangen werden muss.
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Je nach Alter, Anzahl der Kids und (leider) sogar nach Geschlecht variiert das Taschengeld in vielen Familien. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gibt eine Richtwerttabelle für die Höhe des Taschengeldes an. Demnach liegt die Vorgabe für 10-jährige Kinder (4. Klasse) bei 15,50 – 18 Euro, bei 13-jährigen schon bei 23,50-25,50 Euro im Monat.
Statista hat folgende Durchschnittswerte ermittelt:
Ganz klar können Eltern mit einem sehr niedrigen Einkommen nicht so viel vom Haushaltsbudget abzweigen, wie Eltern mit gut bezahlten Berufen. Hier ist Kommunikation gefragt. Wichtig ist, mit den Kids über die Ausgaben und das Haushaltbudget zu sprechen. Wofür geben wir wieviel Geld aus? Das hilft den Kindern, ein Gefühl dafür zu bekommen, dass nicht unbegrenzt Geld da ist und dass damit überlegt umgegangen werden muss. Werden mit ihnen die Ausgaben für die Familie konkret besprochen, verstehen sie leichter, warum das Taschengeld bei ihnen nicht so üppig ausfällt, wie vielleicht beim Nachbarskind von nebenan.
Selbst im BGB existiert ein Paragraph zum Thema Taschengeld. Demnach dürfen sich Kinder ab 7 Jahren von ihrem Taschengeld kaufen, was sie wollen – bzw. Kaufgeschäfte in Läden ohne ihre Eltern abschließen. Dies gilt aber nur für kleinere Anschaffungen wie Süßigkeiten, Spielzeug oder Bücher – große und teure Technikgeräte dürfen nicht an Kinder verkauft werden. Der Kauf wird ungültig, wenn Eltern ihn im Voraus oder im Nachhinein verbieten.
Hier scheiden sich die Geister: Während einige Eltern die Hilfe der Kids im Haushalt oder Garten mit ein paar Extra-Euros belohnen, sind andere der Meinung, Hilfe im Haushalt sei selbstverständlich. Beide Positionen sind nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz ist das „Verdienen“ von Geld für die Kinder eine gute Möglichkeit, zu lernen, dass Geld nicht auf der Straße liegt, sondern erarbeitet werden muss. Hier könnte ein Kompromiss hilfreich sein: Zimmer aufräumen oder Müll raustragen als unentgeltliche, regelmäßige Aufgabe im Haushalt und dafür beim Rasen mähen oder Auto waschen ein kleiner Zuschuss für das Sparschwein. So können die Kids abwägen, ob sie das Geschäft eingehen möchten – oder nicht.
Auch der Rhythmus, in dem die Kids ihr Taschengeld bekommen, ist in vielen Familien unterschiedlich. Während die einen Eltern das Geld für einen ganzen Monat bereitstellen, bekommen andere Kinder wöchentlich Taschengeld. Es wird klar: das Thema Taschengeld wird in Familien ganz unterschiedlich angegangen.
Wir haben Dreifach-Mutter Lisa von Blog Stadt Land Mama gefragt, wie sie das mit dem Taschengeld handhabt.
Liebe Lisa, bei euch läuft das mit Taschengeld ein bisschen anders. Warum habt ihr euch dafür entschieden, euren Kids kein festes Taschengeld zu geben?
Das hat sich tatsächlich im Alltag bei uns so ergeben. Wir sind als Familie immer für pragmatische Lösungen. Wenn unsere große Tochter in die Stadt fährt, bekommt sie Geld mit, je nachdem, was sie braucht. Und wenn unsere drei Kinder mit mir zusammen etwas sehen, das sie gern hätten, bei dem ich aber denke, dass sie es nicht brauchen, dann sage ich: Okay, ihr könnt euch das kaufen, das ist aber dann vom Taschengeld. Es gibt also theoretisch Taschengeld, aber ich verwalte es sozusagen.
Gibt es bei euch eine Alternative für die Kids, sich ein bisschen Geld zu verdienen? Was für Aufgaben können da übernommen werden?
Ich habe neulich, als mal wieder ein Mathebuch fehlte, tatsächlich mal ein Kopfgeld darauf ausgesetzt, weil ich selbst nicht mehr wusste, wo ich noch suchen konnte 😉. Aber sie können sich auch selbst etwas verdienen. Sie dürfen zum Beispiel an unser eh komplett überfülltes Buchregal gehen und aussortierte Bücher verkaufen. Das Geld dafür können sie dann selbst behalten.
Taschengeld ist ja auch dafür gut, damit Kinder den Umgang mit Geld lernen. Wie geht ihr als Eltern mit Anschaffungen um, die eure Kinder gerne haben wollen?
Unterschiedlich. Unsere 14-Jährige hat Zugriff auf ihr Konto, auf das ich monatlich etwas überweise. Die beiden „Kleinen“ haben Spardosen, in denen sie Geld sammeln, dass sie von Oma zum Geburtstag bekommen oder die Reste ihres Brötchengeldes. Aber Geld ist bei uns kein Tabu und wir quatschen offen darüber, wie viel Stunden ich arbeiten muss, um Produkt X oder Y zu kaufen. Dadurch bekommen sie natürlich auch ein Gefühl für Werte. Und ich schließe nicht aus, dass wir irgendwann wieder Taschengeld einführen, wenn wir alle für reif genug dafür halten. Es fällt im Alltag bislang noch nicht so auf, weil wir auch keine sonderlich ausgeprägte Shoppingfamilie sind…
Kaufen eure Kids Sachen für die Schule selbst?
Nein. Für die Schule sind bei uns komplett die Eltern zuständig. Es sei denn, es muss der Ober-Super-Duper-Markenfüller sein, dann dürfen sie etwas dazugeben.
Letzte Frage: Wie stehen eure Kids zu eurem Umgang mit Taschengeld? Ist das okay für sie oder doch öfter mal ein Streitthema?
Natürlich erwähnen sie öfter mal, dass sie gern auch mal etwas sparen würden, um sich etwas zu kaufen. Wir hatten ja auch mal klassisches Taschengeld, da bekam jeder je nach Schulklasse etwas (1.Klasse: 1 Euro, 5. Klasse: 5 Euro). Das Geld war aber nicht wirklich sicher und öfter mal „weg“, so dass ich das dann wieder abgeschafft habe. Heute bekommen sie ja ab und an mal etwas, das sie nicht wirklich brauchen – und ich aber das Gefühl, dass sie durchschauen, dass sie sich diese Dinge mit ihrem früher doch recht übersichtliches Taschengeld gar nicht hätten leisten können. Sie fahren mit dieser Methode also im Grunde besser. Es fehlt ihnen an nichts.
Die Autorin
Louisa Eberhard kommt aus Berlin und studiert nun in Hamburg Sozialwissenschaften. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Themen Erziehung, Bildungswesen und Familienalltag.
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