Alternative Wege zum Abitur – Sofias Weg zur Lehrerin
Katharina Looks
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In “Alternativen zum Gymnasium” stellen wir Menschen vor, die erfolgreich im Beruf sind, aber keinen “geraden Weg” gegangen sind. Heute haben wir Sofia befragt, die nach der Ausbildung hart für ihren Traumberuf kämpfte.
Erst Ausbildung, dann Abitur? Das klingt für viele nach einem Umweg. Es kann aber auch genau der richtige Weg zur eigenen Berufung sein – im eigenen Tempo, zur passenden Zeit. Im dritten Teil unserer Reihe “Alternativen zum Gymnasium” stellen wir Sofia vor. Sofia ging durch unterschiedlichste Bildungsinstitutionen, um ihren Traum zu verwirklichen und Lehrerin zu werden. Welche Stationen sie zurückgelegt hat? Wir haben ganz genau nachgefragt!
Erzähl doch mal, wie war deine Schulzeit für dich?
Ich bin immer sehr gerne zur Schule gegangen, weil es hier kein Druckgefühl gab. Man hatte also nie Angst in die Schule zu gehen, weil man vielleicht einen Test schreibt oder die Hausaufgaben vergessen hatte.
Für mich bedeutete in die Schule gehen auch immer gleichzeitig mit meinen Freunden Zeit zu verbringen (was nicht immer vorteilhaft war, bezüglich dem Lerneffekt). In der Montessorischule haben wir eben viel mit Freiarbeit gearbeitet. Zeit in der man selbstständig in verschiedenen Sozialformen (Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Partnerarbeit) mit freiwillig ausgesuchtem Material seine zu bearbeitenden Aufgaben erledigt. Man kann hier ganz in seinem eigenem Tempo lernen.
Für mich war eben diese Freiarbeit nicht immer unbedingt nur Lernzeit, sondern auch Zeit zum Austausch mit meinen Freunden. In die Schule zu gehen bedeutete für mich also nicht immer unbedingt „lernen“ (was Vor- und Nachteile hatte).
War die Montessori-Schule rückblickend die richtige Wahl für dich?
In der Grundschule war es ganz sicher die richtige Wahl für mich. Ich war als Kind immer sehr schüchtern und habe mich kaum getraut auf andere zuzugehen. In der Grundschule an der “Monte” hat man immer sogenannte ältere Paten, die dich einerseits beim Lernen unterstützen, gleichzeitig aber auch sozial unterstützen.
Ab der Mittelschule, also der 5. Klasse, war es meiner Meinung nach nicht mehr die richtige Schulform. Das hat nichts damit zu tun, dass ich zu wenig oder zu viel gefördert und gefordert worden wäre, sondern ist eher was Persönliches. Ich hätte in meiner Pubertät manchmal bisschen mehr Druck und vorgegebene Strukturen gut gebrauchen können. Meine Mutter ist aber noch heute der festen Überzeugung, dass es auch für dieses Alter die richtige Schulform war.
Ich sage nicht, dass ich in einer anderen Schule besser abgeschnitten hätte, aber vielleicht hätte ich intensiver und vor allem bewusster gelernt. Nichtsdestotrotz habe ich meinen Abschluss bestanden.
Hast du Unterstützung beim Lernen bekommen, z. B. durch Nachhilfe?
Ich hatte ganz lange Zeit eine Dyskalkulie und bin dafür jahrelang in ein Recheninstitut gegangen. Ein sehr geduldiger Nachhilfelehrer hat mit mir Schritt für Schritt meine Lücken gefüllt und tatsächlich auch meine „Krankheit“ geheilt.
Welchen Abschluss hast du gemacht?
In der Monte habe ich meinen qualifizierten Hauptschulabschluss gemacht.
Wie ging es nach deinem ersten Abschluss weiter? Woher wusstest du, was du beruflich machen möchtest?
Nach der Schule habe ich erst mal ein freiwilliges soziales Jahr bei einem Schwimmverein gemacht. Ich war damals etwas orientierungslos bezüglich meiner Berufsvorstellung. In diesem Jahr habe ich auch immer wieder Praktika gemacht und habe dann festgestellt, dass der Friseurberuf mir am meisten zuspricht. Während der Ausbildung habe ich allerdings schon gemerkt, dass auch dieser Beruf nichts für die längere Zukunft ist. Hauptgrund war der geringe Verdienst in diesem Job.
Warum hast du dich wieder für Schule entschieden?
Nachdem ich mich tatsächlich dafür entschieden habe die Ausbildung zwar zu Ende zu bringen, aber den Beruf nicht länger auszuführen, musste ich mir einen neuen Plan für die Zukunft machen. Was kommt sonst noch für mich in Frage? Lehrerin sein wäre toll, das wusste ich, da ich vorher durch Praktika und meiner Tätigkeit als Schwimmlehrerin etwas Erfahrung sammeln konnte. Aber mit einem Qualiabschluss undenkbar. Deshalb musste ich wohl in den sauren Apfel beißen und doch noch mal zur Schule gehen, um mein Abi nachzuholen.
War es schwer, wieder in die Schule zu gehen und zu lernen?
Es war unglaublich hart! Nicht, weil ich wieder zur Schule gehen musste, sondern was wir lernten, in welcher Geschwindigkeit, mit welchem Druck, das war enorm. Es gab viele Voraussetzungen, die ich nicht hatte, da ich sie in meiner früheren Schulzeit nicht gelernt hatte. Es wurde eine Klausur nach der anderen geschrieben. Erst zu dieser Zeit habe ich gelernt zu lernen. Nebenbei hatte ich auch noch Jobs, damit ich mein Geld verdienen konnte (ich wollte auf gar keinen Fall meinen Eltern auf der Tasche liegen).
Ganz ehrlich, ich würde es nicht noch mal machen. Das Studium war dagegen ein gemütlicher Spaziergang.
Warst du motivierter, weil du ein klares Ziel vor Augen hattest?
Ich habe es NUR durchgezogen, weil ich ein klares Ziel vor Augen hatte. Hätte ich das nicht gehabt, weiß ich nicht, ob ich es durchgezogen hätte.
Hattest du manchmal Angst, das Abitur nicht zu schaffen?
Ja! Fast jeden Tag hatte ich Angst „zu versagen“. Da ich mein Ziel vor Augen hatte, hätte ich tief fallen können.
Bist du zufrieden mit deinem Weg? Würdest du es wieder so machen?
Im Nachhinein bin ich zufrieden und vor allem sehr stolz auf mich. Doch manchmal denke ich mir schon, dass ich es leichter hätte haben können, wenn ich die übliche Schullaufbahn gewählt hatte. Aber als ich in dem entsprechenden Alter war, war ich dafür noch nicht bereit.
Was würdest du Familien mit auf den Weg geben, die kurz vor der Wahl für eine weiterführenden Schule (Realschule, Gymnasium & Co.) stehen?
Ich finde nicht, dass man etwas verallgemeinern kann. Jeder hat seine individuellen Voraussetzungen für die entsprechende Schulart. Jeder muss für sich selber wissen, was man kann und wo die Grenzen liegen. Wichtig ist, dass man sich in nichts hinein zwängen sollte. Letzen Endes muss der eigene Wille dabei sein.
Das Interview führte Anna Goudinoudis von scoyo.
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