Studie: Wir haben Eltern zum Bildungssystem befragt – Das sind ihre Wünsche und Ängste
Johannes Braun
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Wie bereitet man Kinder richtig auf eine Zukunft vor, die immer unklarer zu werden scheint? Eltern kamen in einer Umfrage von scoyo zu Wort und äußerten ihre Wünsche und Ängste für die Schulzeit ihrer Kinder.
Die verschiedenen Meinungen zum Thema Schulsystem sind mindestens so vielfältig und unterschiedlich wie die Schullandschaft selbst. Wir von scoyo wollen mit unserer Umfrage „Problemkind Bildungssystem – so denken Eltern über die Schule“ klären, was die Eltern von der momentanen Beschulung ihrer Kinder halten – und im Anschluss auch erfahren, was die Eltern sich für ihre Kinder zusätzlich wünschen würden. Dafür wurde eine repräsentative Umfrage mit 1000 Eltern durchgeführt. Die Ausgangsfrage: Werden Kinder durch die Schule gut auf die Zukunft vorbereitet?
Hier antworteten lediglich 34 % mit einem klaren „Ja“. Somit ist eine Mehrheit der Eltern nicht fest davon überzeugt, dass die Schule den Kindern das richtige Rüstzeug für die Zukunft mitgibt. 40 % der Eltern sagen ganz klar, dass sie ihre Kinder nicht gut auf die Zukunft vorbereitet sehen. Was sind die konkreten Ängste der Eltern?
Ängste vor einer unklaren Zukunft
Die Angst, das Kind könnte in einer sich schnell verändernden Welt den Anschluss verlieren, teilten 39 % der Eltern. Mit 38 % ist auch die Angst, dem Leistungsdruck nicht gewachsen zu sein, ein wichtiger Aspekt. Diese Ängste waren bei den Eltern mit niedrigeren Bildungsabschlüssen häufiger vertreten als bei Akademikern. Diese Antworten decken sich mit einer generellen Haltung der Zukunft gegenüber, die als immer schneller, komplizierter und unklarer wahrgenommen wird. Aber was fehlt dem Bildungssystem denn, weswegen diese Ängste unter Eltern so verbreitet sind?
Bildungsexperten messen dem interaktiven, audiovisuellen Lernen mit mehreren Sinnen einen hohen Stellenwert bei. Doch lediglich 15 % der Eltern sind der Meinung, dass in der Schule so gelernt wird. Eine kreative Wissensvermittlung attestieren nur 16 % der Eltern dem Schulsystem. Auch individuelle Förderung kommt mit 21 % viel zu kurz, findet auch Daniel Bialecki von scoyo: „Wir wissen, dass Kinder sich Lerninhalte besser merken, wenn diese spannend und alltagsrelevant verpackt sind. Das wirkt sich positiv auf die Motivation, eine der wichtigsten Voraussetzungen für effektives Lernen, aus. Digitalen Medien kann diese Art der kreativen Wissensvermittlung gelingen. Doch in Sachen kreativer digitaler Wissensvermittlung haben Schulen Nachholbedarf.“
Gesundheit und privates Glück wichtiger als Noten
Aber wie sieht die Zukunft eigentlich aus, welche sich die Eltern für ihre Kinder wünschen? Sie wünschen sich besonders häufig Gesundheit (92%) und privates Glück (88%). Mit jeweils 79% sind ein starkes Selbstbewusstsein und ein Job, der Spaß macht, die wichtigsten konkreten Wünsche an die Zukunft der Kinder – doch genau hier beginnt auch die Problematik: Kinder, die aufgrund des Notensystems an der Schule nur nach Ergebnissen und nicht nach Anstrengung bewertet werden, definieren sich häufig zu einem großen Teil über diese Bewertungen. So kann eine schlechte Note schon mal ordentlich am Selbstbewusstsein rütteln.
Hier können Sie als Eltern ganz viel auffangen: Statt die Ergebnisnote zu betrachten, egal ob gut oder schlecht, könnten Sie Ihr Augenmerk ganz bewusst auf die Mühe lenken, die sich Ihr Kind gegeben hat. Denn die Note 3, hinter der sechs Stunden Lernaufwand stecken, ist mindestens genauso lobenswert wie eine 1, für die nur kurz Stoff wiederholt werden musste. So nehmen Sie Ihrem Kind den Druck, eine gewisse Note erreichen zu müssen und signalisieren ihm, dass seine Anstrengung auf jeden Fall mit einem Lob belohnt wird. Generell kann Ihr Kind auch für die Zukunft daraus mitnehmen, dass es sich immer lohnt, sich anzustrengen und dass es nie schlecht ist, sich Mühe zu geben – egal, wie letztendlich die Bewertung ausfällt.
Wunsch nach mehr Platz für soziale Kompetenzen
In den Schulen werden gewissenhaft Schulfächer wie Deutsch, Mathe oder Englisch unterrichtet. Aber decken die Schulfächer wirklich alles ab, was die Kids für ihre Zukunft brauchen? Das reine Vermitteln von Faktenwissen ist für Eltern längst nicht mehr die Hauptsache, genauso wie ein gut bezahlter Job nicht mehr die oberste Priorität hat. Laut der Umfrage wünschen sich 64% der Eltern von der Schule besonders die Vermittlung von Sozialkompetenz, 57% halten die Fähigkeit zum eigenständigen Lernen für besonders wichtig. Viele Lehrer versuchen mithilfe von Gruppenarbeiten oder sonstigen Alternativen zum Frontalunterricht, diese Kompetenz zu vermitteln. Um diese weiter aufzubauen, könnten Sie Ihr Kind anregen, eine Lerngruppe zu gründen: So wird nicht nur die Sozialkompetenz der Kids gestärkt, sie können sich auch gleichzeitig gegenseitig beim Lernen unterstützen. Und seien wir mal ehrlich: Zu dritt oder zu viert ist der Schulstoff doch gleich nur noch halb so trocken.
Um Ihr Kind zu ermutigen eigenständig zu lernen, können auch Sie als Eltern Ihren Beitrag leisten: Nach einem langen Tag oder wenn es mal schnell gehen muss, ist es verlockend, mal selbst den Stift in die Hand zu nehmen oder das Plakat zu Ende zu gestalten – hier hilft es, sich bewusst zu machen, dass Ihr Kind das auch gut alleine schaffen wird, auch wenn es vielleicht länger dauert. Ihr Kind um diese Lernerfahrung und um das Gefühl, selbst eine Aufgabe gelöst zu haben, zu bringen, wäre schade. Unterstützung bei Hausaufgaben ist natürlich wichtig – es reicht aber, wenn Sie Ihrem Kind zu Beginn der Lernphase sagen, dass Sie jederzeit da sind, wenn es dann doch mal Hilfe braucht.
Was im Unterricht zu kurz kommt, sind also die sozialen Kompetenzen, die die Kids ihr ganzes Leben lang brauchen. Dazu gehört das Erlernen von Achtsamkeit, der Aufbau des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühl, die Vermittlung von Empathie und Toleranz, ein Bewusstsein für die Umwelt und auch – ganz wichtig – der (kritische) Umgang mit digitalen Medien. Auch hier sind Sie als Eltern noch oft in Position, das zu vermitteln, was in der Schule nicht passiert ist. Beim Umgang mit Medien hilft es zum Beispiel, Kinder anfangs noch zu unterstützen bzw. digitale Medien gemeinsam zu erkunden und ihnen sowohl die Vorteile als auch die Risiken zu vermitteln, die bei der Nutzung zu beachten sind. 79 % der Eltern war wichtig, diese Medien auch im Schulalltag vertreten zu haben.
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