Ist Ihr Kind gestresst? Tipps gegen Stress in und außerhalb der Schule
Katharina Looks
Schule, Freunde, Nachmittagstermine – manchmal wird alles zu viel.
Schulstress durch Klassenarbeiten, aber auch Streit mit Freunden oder zu viele Nachmittagstermine können Kinder unter Druck setzen. Wir geben Tipps gegen Stress bei Kindern in und außerhalb der Schule.
In diesem Artikel
1. Ursachen und Auswirkungen von zu viel Stress (in der Schule) bei Kindern
Nur einen Augenblick hat der achtjährige Ben aus dem Fenster geschaut und nicht aufgepasst – und sofort wird er vom Lehrer an die Tafel gerufen. Was war die Frage? Worum geht es gerade? Stress pur …Aber auch Klassenarbeiten, Streit mit Freunden oder zu viele Nachmittagstermine können Kinder unter Druck setzen. So ist Stress in vielen Familien mit Schulkindern ein ständiger Begleiter. Das Ganze wird befeuert durch das Muss eines hohen Bildungsabschluss und der Omni-Präsenz von Pisa. Gute Noten gelten als Optimum und das auch in Fächern, die für Schüler eben nur Stress bedeuten.
Was jede Mutter kennt, belegen auch Studien. Etwa 42 Prozent der deutschen Eltern beobachten bei ihren Kindern Stress-Symptome wie Unkonzentriertheit, Nervosität und Überdrehtheit (57 Prozent), Kopf- und Bauchschmerzen (50 Prozent) und Traurigkeit (43 Prozent). Viele Schüler ziehen sich zurück oder reagieren gereizt und aggressiv (42 Prozent). Das zeigt eine Forsa-Umfrage der DAK Gesundheit, bei der 1002 Mütter und Väter von minderjährigen Schulkindern befragt wurden. Andere Studien bestätigten dieses Ergebnis. Schulkinder sind heute enormem Stress ausgesetzt.
Entstehung von Stress im Gehirn
Biologisch entsteht der Stress im Gehirn, im Locus Coeruleus, dem “blauen Kern”, der aus tausenden Nervenzellen besteht und mit dem sympathischen Nervensystem verbunden ist – das für Herzklopfen und schwitzige Hände verantwortlich ist. Denn das Stresszentrum ist der Alarmknopf, der den Körper in Gang setzt, wenn etwas “Stressiges”, also Unerwartetes oder scheinbar Bedrohliches, passiert.
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Ursachen von Stress bei Kindern sind nicht nur in der Schule zu suchen
Laut einer Stress-Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung gehört zu den Ursachen von Stress bei Kindern auch der fehlende Freiraum für eine kindliche Selbstbestimmung, meist ausgelöst durch die hohen Erwartungen von Eltern an ihre Kinder. Interessant ist, dass 87,3 Prozent der Eltern von gestressten Kindern nicht glauben, ihr Kind zu überfordern und ungefähr 50 Prozent gaben an, alles dafür zu tun, um ihr Kind zu fördern.
“Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder. Wichtig ist, dass sie dabei ein Feingefühl dafür entwickeln, was Kinder wirklich brauchen und sie nicht überfordern. Ich erlebe die Eltern selbst enorm unter gesellschaftlichen Druck. Sie wollen allen Anforderungen gerecht werden. Dies übertragen sie dann auch auf ihre Kinder. Somit entsteht eine Stressspirale, die für Kinder fatale Folgen haben kann”, so Katia Saalfrank, Schirmherrin der Bepanthen-Kinderförderung und Familienberaterin.
In der Studie wurden Kinder von sechs bis elf Jahren und Jugendliche von zwölf bis 16 Jahren sowie deren Eltern befragt. Zur gesamten Studie.
Stress bei Kindern – Symptome auf einen Blick
Die Ergebnisse der psychischen Auswirkungen von Stress auf Kinder und Jugendliche sind laut der Studie immens: 11 Prozent der Jugendlichen mit hohem Stresslevel seien depressiv verstimmt und 13,6 Prozent hätten den Eindruck ein Versager zu sein.
Weitere Symptome bei gestressten Kindern, sind anhaltende
- Kopf- oder Bauchweh
- Schlafstörungen, Einschlafschwierigkeiten
- Müdigkeit
- schlechte Laune (und aggressives Verhalten)
- Unkonzentriertheit, Nervosität und Überdrehtheit
- Traurigkeit
“Dies sind klassische Burn-Out-Symptome, die für Eltern wichtige Warnsignale sind”, veranschaulicht Studienleiter Prof. Dr. Holger Ziegler, Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld. Sie können in die Entwicklung von Depressionen und Versagensängsten münden.
Stress bei Kindern – alles nur übertrieben?
Alina Schadwinkel, Redakteurin bei der ZEIT Online, ist da ganz anderer Meinung und hinterfragt die Studienergebnisse. Sie schreibt in dem Artikel Von wegen ausgebrannt: “(…) Kinder und Jugendliche wuchsen hierzulande noch nie so behütet und umsorgt auf wie heute. Nimmt man Forschungsergebnisse der letzten Jahre zusammen, zeigt sich tatsächlich ein anderes Bild: Keineswegs geht es ihnen schlechter als vor fünf, zehn oder 50 Jahren. Fragt man Kinder, sagen sie, sie seien glücklich.”
Doch egal, wer Recht hat – haben Kinder mit starken Stress-Symptomen zu kämpfen, sollten Eltern ihre eigenen Erwartungen und den Terminkalender ihres Schützlings genauer unter die Lupe nehmen oder zumindest die Situation beobachten. Denn besonders Grundschulkinder sind oft noch nicht in der Lage, sich selbst den Druck zu nehmen. Diese Gelassenheit können ihnen die Eltern aber mit auf den Weg geben.
2. Was hilft gegen Stress bei (Schul-)Kindern? Die besten Tipps für Eltern und Kinder
► Tipps für Eltern: So wirken Sie dem Stress in der Schule entgegen
- Verständnis zeigen: Kindern hilft es am meisten, wenn Eltern Verständnis zeigen und ihr Kind proaktiv unterstützen, indem sie selbst nicht in Panik verfallen. Das schafft Vertrauen und wirkt beruhigend. Es ist wichtig, dass Schüler über das reden, was ihnen zu schaffen macht. Unterdrücken sie negative Gefühle über eine längere Zeit, staut sich das Stress-Gefühl an und die Stress-Symptome werden stärker.
- Erwartungen überprüfen: Denn die sind meistens – ob wir wollen oder nicht – zu hoch. Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn es um die Förderung Ihres Kindes geht, sondern geben Sie Ihrem Kind den Freiraum, den Sie sich auch selbst wünschen würden. Jeder hat sein eigenes Tempo und eigene Ideen, das gilt natürlich auch für unsere Kinder. Bestärken Sie Ihr Kind in seinen Fähigkeiten. Zu viel Druck oder fremdgesteuerte Motivation hemmen den inneren Antrieb und die natürliche Neugier der Schüler.
- “Stress” auch als etwas Positives erleben: Dadurch, dass Eltern nicht in Panik oder Vorwürfe verfallen, sondern selbst Stress “aushalten” können, vermitteln sie ihren Kindern, dass Stress nicht immer nur negativ behaftet sein muss. Schüler sollten früh lernen, dass es auch durchaus positiv sein kann, Verantwortung und Pflichten zu übernehmen und dass sie sich immer Hilfe holen können, wenn etwas zu viel wird oder nicht klappt. Geben Sie Ihrem Kind mit auf dem Weg, dass es nicht schlimm ist, auch mal Schwächen zu zeigen, sondern dass im Team Probleme oft viel besser gelöst werden können.
- Entspannung mit gemeinsamen Ritualen fördern: Beim gemeinsamen Kochen und Essen wird Druck abgebaut, das “Teamevent” schafft Vertrauen – eine vorbeugende Maßnahme, denn so trauen sich Kinder eher, Probleme anzusprechen. Achten Sie trotzdem immer auf Stress-Symptome bei Kindern wie anhaltende Müdigkeit, schlechte Laune oder Schlafstörungen, die ein Zeichen von zu viel Schulstress sein könnten.
- Ausreichend Qualitätszeit für die Kinder, aber auch für sich selbst nehmen: Jeder von uns braucht Zeit, in der wir Sachen tun können, die uns Spaß machen. Das schafft einen Ausgleich und Freiraum im Kopf.
- Freizeitstress reduzieren: Zu viele außerschulische Aktivitäten, auch wenn sie noch so schön sind, können dazu beitragen, dass sich Schüler nur noch mehr gestresst fühlen. Der Stressfaktor wird umso größer, je mehr sie das Gefühl bekommen, nicht mitbestimmen zu dürfen. Beziehen Sie Ihr Kind deshalb mit ein, wenn es um die Planung von Terminen, Urlauben und Hobbies geht.
- Kontakt mit Lehrern: Suchen Sie das Gespräch mit Lehrern, Schulpsychologen oder Sozialarbeitern, wenn Ihnen die Situation über den Kopf wächst. Manche Schulen, und auch Krankenkassen, bieten Stresscoaching für Kinder an. Tipps fürs Eltern-Lehrergespräch finden Sie hier.
- Zuversichtlich bleiben, soziale Kompetenzen fördern und nicht zu viel Gewicht auf Noten legen: User-Tipp von Thorsten Krebs: “Bei den Lösungsansätzen für Eltern fehlt ein meiner Meinung nach wichtiger Punkt: Eltern sollten sich nämlich keinesfalls die Zuversicht rauben lassen, dass ihr Kind in der Welt bestehen wird – ganz unabhängig von seinen momentanen schulischen Leistungen. Sogar wenn die Schule erst im 19. Lebensjahr verlassen wird, folgen für heutige Schüler immerhin noch mehr als 45 tätige Jahre, in denen sie ihre Begabungen und Talente zur Entfaltung bringen können. Schule zeigt eine gar zu ausgeprägte Tendenz, die eigene Bedeutung zu überhöhen. Dabei hält die sich in einem, sogar in Bayern, vertikal zunehmend durchlässigen Bildungssystem in engen Grenzen. Auf lange Sicht wichtiger für den Erfolg im Beruflichen wie im Privaten sind andere Faktoren. Etwa die Zusammensetzung des Freundeskreis und ob es in den richtigen Momenten zur Förderung durch Dritte kam (sprich: Glück). Neben der sozialen Kompetenz spielt dabei sicherlich die emotionale Stabilität der jungen Leute eine große Rolle.
Drum sollten Eltern sich auch angesichts schlechter Noten ihre Zuversicht und gute Laune nicht rauben lassen. Wenn Sie Ihrem Kind bislang gewogen waren und das auch in der Stunde der Not bleiben, wird die aktuelle schulische Krise bald Geschichte sein. Lehrreiche Geschichte.”
Diese und viele andere Erziehungstipps für den Umgang mit Stress gibt es bei FOCUS Schule.
Nachhilfe stärkt bei Stress im Schulalltag
Um Stress zu reduzieren, ist es hilfreich, den Schulstoff regelmäßig vor- und nachzubereiten. Auf diese Weise bleibt Ihr Kind am Ball und kann selbstsicher in den Schulalltag gehen. Mit Online-Lernangeboten oder privaten Nachhilfelehrern geht das ganz einfach von zuhause aus.
- Welche Nachhilfe passt zu Ihrem Kind? Von 1:1 Nachhilfe über Online-Lernangebote – Hier finden Sie alle Nachhilfe-Möglichkeiten im Vergleich.
- In die digitale Lernwelt von scoyo für die Klassen 1-7 können Sie hier kostenlos reinschnuppern. Bei scoyo sind alle Schulinhalte in spannende Lerngeschichten verpackt, die auf die Lehrpläne der Bundesländer abgestimmt sind.
Das folgende Video zeigt, wie Schulstress entsteht und wie dieser durch Nachhilfe abgebaut werden kann:
Drei Anti-Stress-Tipps für Kids:
- Denk dir einen Mutmach-Spruch aus, den du dir leise vorsagst, wenn es stressig wird. Zum Beispiel: “Ich bin super vorbereitet, das schaff ich!”
- Schon Oma wusste: “Was du heute kannst besorgen – das verschiebe nicht auf morgen!” Also, auch wenn du nur eine klitzekleine Hausaufgabe in drei Tagen abgeben musst, mach sie gleich fertig, dann kannst du dich super entspannen und bei überraschenden neuen Aufgaben kommt kein Stress auf.
- Erinner’ dich an ein tolles, ruhiges Erlebnis. Beispielsweise an einen schönen Waldspaziergang oder der Kuschelabend mit der Familie auf dem Sofa. Schließ’ die Augen und stell dir den Moment vor, sodass er vor deinem inneren Auge noch einmal abläuft. Atme dabei tief und langsam ein und aus. Merkst du, wie der Stress nachlässt?
- Anti-Blackout-Tipp: Du sitzt in der Klassenarbeit und dein Kopf ist auf einmal wie leer? Das nennt man “Blackout”. Keine Sorge! Das Gelernte ist nicht weg, du kannst dich nur kurzzeitig nicht erinnern. Stress kann so etwas auslösen. Am besten atmest du erst einmal tief durch und öffnest, wenn möglich, ein Fenster. Dann kannst du alle Buchstaben des Alphabets aufschreiben und dir zu jedem ein Stichwort zum Prüfungsthema aufschreiben, das hilft deinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge.
3. Wie gestresst ist Ihr Kind? Machen Sie den Schulstress-Test!
Ob Ihr Kind gestresst ist, oder sogar Burn-out gefährdet, können Sie online prüfen. Die Ergebnisse sind jedoch nur eine “Richtung”. Eine zuverlässige Diagnose bietet natürlich nur ein Arzt.
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