Zeugnisse stressen Eltern mehr als Kinder
Katharina Looks
Über die Hälfte der Kinder freut sich auf das Zeugnis
scoyo-Umfrage zeigt: Die meisten Kinder und Jugendlichen stehen den kommenden Zeugnissen sorglos gegenüber. Die Eltern allerdings sind skeptisch.
Bald gibt es Halbjahreszeugnisse. Für die meisten Kinder und Jugendlichen ist das kein Grund zur Sorge: Mehr als die Hälfte freut sich darauf. Das zeigt eine FACT-Umfrage unter 714 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 14 Jahren im Auftrag des Online-Lernspezialisten scoyo.
Eltern teilen die Sorglosigkeit nicht: 83 Prozent von ihnen halten laut einer forsa-Umfrage* zusätzliche Lernangebote für sinnvoll. Josef Kraus, Vorsitzender des Deutschen Lehrerverbands (DLV) bestätigt: „Häufig leiden Eltern mehr unter den Zeugnissen als die Kinder selbst.“
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage im Überblick:
Die meisten Kinder freuen sich auf das Zeugnis
Insgesamt sehen die meisten Sechs- bis 14-Jährigen ihren Zeugnissen gelassen entgegen. 55 Prozent freuen sich darauf – von den Sechs- bis Achtjährigen sogar zwei Drittel.
Je älter die Schulkinder, desto gestresster sind sie
Während nur drei Prozent der Sechsjährigen Angst vor den Zeugnissen haben oder sich gestresst fühlen, gab fast jeder Dritte der 14-Jährigen an, vor den Zeugnissen gestresst zu sein. Zwölf Prozent in dieser Altersklasse berichteten zudem, dass ihnen die Zeugnisse Angst machen.
Zufriedenheit mit Noten verändert sich
Nur knapp vier Prozent der Achtjährigen sind mit der Note Vier zufrieden. Unter den 14-Jährigen hingegen finden 14 Prozent ein „Ausreichend“ in Ordnung.
Vorsätze für das kommende Halbjahr – weitermachen wie bisher
Beinahe jeder Zweite will nach den Zeugnissen „so weitermachen wie bisher“. 28 Prozent nehmen sich vor, Wege zu finden, um Inhalte besser zu behalten und besser lernen zu können. Neun Prozent planen, künftig mit ihren Freunden zu lernen.
Wunsch nach Lob und Trost
Drei von fünf Kindern wünschen sich elterliches Lob für ihre Leistungen, jedes dritte Kind hofft auf eine Belohnung. 39 Prozent wünschen sich von den Eltern Aufmunterung, wenn die Noten schlecht sind.
Die Umfrage gibt Eltern einen wichtigen Hinweis, wie sie richtig auf Zeugnisse reagieren: „Eltern sollten sich bewusst machen, wie sehr Kinder Lob und Anerkennung für ihre Anstrengungen brauchen – gerade auch bei schlechten Noten“, kommentiert Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo.
In den Gesprächen zwischen Eltern und Kindern solle es aber nicht nur um die schulischen Leistungen gehen. Wichtig sei die Rückmeldung der Eltern zu Fähigkeiten, für die es in der Schule keine Noten gibt – zum Beispiel zu sozialen oder charakterlichen Stärken.
Deshalb hat scoyo eine Vorlage für ein etwas anderes Zeugnis entwickelt. „Damit möchten wir Eltern einen kleinen Anstoß geben, wie so ein Feedback konkret aussehen könnte“, erzählt Bialecki. Mit ihrem persönlichen Zeugnis können Eltern ihrem Nachwuchs zeigen, dass Noten zwar wichtig sind (und sein werden), er aber auch noch weitere tolle Talente hat, die im Schulzeugnis nicht zur Geltung kommen können.
So reagieren Eltern richtig auf schlechte Noten – Tipps von Experten
Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen, wenn das Zeugnis schlechter ausfällt als erwartet? Diese Frage stand im Zentrum des dritten Digitalen Elternabends von scoyo am 21. Januar. „Vor allem nicht in Panik verfallen, auf keinen Fall schimpfen, sondern in Ruhe mit dem Kind schauen, wo die Ursachen liegen“, rät Lerntrainerin Angelika Stein in der Online-Expertendiskussion.
Die Mediatorin und Bloggerin Gabriele Patzschke empfiehlt Eltern, vor allem die guten Leistungen anzusehen: „Ich finde dieses defizitorientierte Zeugnisbetrachten so traurig. Schaut man auf das, was das Kind gut kann, gibt das unglaublichen Rückenwind.“
Der DLV-Vorsitzende Josef Kraus empfiehlt Eltern, im Zweifelsfall das Gespräch mit den Lehrkräften zu suchen: „Eltern haben einen Anspruch darauf, dass man ihnen die Noten erklärt.“
Insgesamt rät er, wie alle in der Runde, zu mehr Gelassenheit: Die Zukunft der Schülerinnen und Schüler entscheide sich nicht in Klasse vier, und das Abitur könne man auch ohne den direkten Weg auf dem Gymnasium machen.
*Repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag von scoyo im Dezember 2014. Befragt wurden 1.004 Eltern von Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren.
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