Der auditive Lerntyp: Lernmethoden und Tipps
Katharina Looks
Ihr Kind saugt alles Gehörte besonders gut auf? Dann sind diese Lerntipps sicher sehr praktisch!
Ob Vortrag, Musik, Hörbücher oder Gespräche: Ihr Kind nimmt Gehörtes besonders gut auf? Dann gehört es wahrscheinlich zur Gruppe der auditiven Lerntypen – doch was heißt das genau? Und wie lernt Ihr Kind dann am besten?
So wie es in vielen Sportarten Lang- und Kurzstreckenspezialisten gibt, die unterschiedliche Trainingsreize benötigen, kann es fürs Lernen extrem hilfreich sein herauszufinden, zu welchem Lerntypen man gehört. Denn mit diesem Wissen lassen sich besonders passende Strategien und Methoden für erfolgreiches Lernen entwickeln – das gilt für Jung und Alt!
► scoyo-Redaktionstipp: In unserem Artikel “Welche Lerntypen gibt es? Tipps zur Lerntypbestimmung” erfahren Sie mehr über Lerntypen im Allgemeinen und haben die Möglichkeit, einen Lerntypentest für Ihr Kind zu machen.
Bei Kindern, die dem auditiven Lerntypen angehören, ist es wahrscheinlich, dass sie besonders gut durch das Hören lernen. Damit sind sie im “klassischen” Unterricht sehr gut aufgehoben, denn der Frontal-Unterricht ist (generell) gut auf diese Lernmethode ausgelegt. Auditive Lerntypen können mündliche Vorträge sehr gut begreifen und sich den Inhalt des Gesagten leicht merken. Wer also im Unterricht sehr aufmerksam ist, muss Zuhause für die nächste Klassenarbeit – im besten Fall – gar nicht mehr so viel lernen! Für diesen “Rest” haben wir tolle, maßgeschneiderte Lerntipps zusammengestellt.
5 Lerntipps für den auditiven Lerntypen
Welche Methoden sind denn nun sehr praktisch, wenn Ihr Kind bevorzugt durch das Hören lernt? Ganz generell gilt: Weil das Ohr das wichtigste Organ für den auditiven Lerntypen ist, lassen sie sich auch leicht von Geräuschen ablenken. Das können Gespräche sein oder auch zu laute Musik. Ist Ihr Kind für solche Ablenkung anfällig, ist es wichtig, dass die Lernumgebung möglichst ruhig ist und zum Beispiel keine Musik im Hintergrund läuft.
1. Schulbuchtexte und Co. laut vorlesen
Für die Vorbereitung auf die nächste Klassenarbeit hilft es ihrem Kind, wenn es Texte laut vorliest. Das können zum Beispiel Texte aus Schulbüchern, Arbeitsheften oder Vokabeln sein. Auch eigene Notizen gehören dazu! Durch das “sich selbst Vorlesen” wird das Ohr besonders in den Lernprozess integriert und das Gelesene besonders aufmerksam erfasst. Zur Abwechslung und Unterstützung können auch Eltern und Geschwister einspringen und vorlesen.
2. Hörbücher und andere Audio-Medien verwenden
Hörbücher sind für auditive Lerntypen eine sehr praktische Lernhilfe, da wieder das Ohr besonders angesprochen wird. Gerade im Fremdsprachenbereich gibt es sehr viele tolle vertonte Bücher. Außerdem wird sich das Anhören von Geschichten nicht wirklich wie Lernen anfühlen. Gibt es kein passendes Hörbuch für das zu lernende Thema, kann Ihr Kind sich selbst sein Hörspiel machen – zum Beispiel mit einer Tonaufnahme-App: Einfach den Text aus dem Schulbuch in das Smartphone sprechen und immer wieder anhören. Das trainiert digitale Kompetenzen gleich mit! Neben Hörbüchern und Tonaufnahmen erweisen auch Lern-CDs und Podcasts auditiven Lerntypen hervorragende Dienste.
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3. Hier spielt die Musik
Wie oben erwähnt, ist laute Musik tendenziell eher störend, wenn ein auditiver Lerntyp konzentriert lernen möchte. Wer aber den Rhythmus der Musik für sich nutzt und zum Beispiel Vokabeln über eine passende Melodie (wie das ABC-Lied zum Beispiel) oder den Rhythmus lernt, packt unbekannte Themen schneller ins Ohr UND Gedächtnis.
4. Einen Vortrag halten
Sitzt das Gelernte schon einigermaßen? Dann wird es Zeit für einen kleinen Vortrag für die Familie. Ihr Kind kann zum Beispiel die Zeit beim Abendessen nutzen, um alles, was es an diesem Tag gelernt hat, einmal laut zu erklären. Das hilft nicht nur Ihrem Kind, das Gelernte noch einmal in eigenen Worten zu wiederholen, sondern macht gleich die ganze Familie schlauer. Mögliche Wissenslücken können so auch schnell aufgedeckt und anschließend durch Erklärungen gefüllt werden.
5. Lerntypen-Techniken sprechen automatisch mehrere Sinne an
Wenn Sie jetzt gleich mit Ihrem Kind euphorisch loslegen wollen, eine große Bitte: Legen Sie Ihr Kind auf keinen Fall auf einen einzigen Lerntyp fest. Das ist sowieso nicht möglich! Denn wie schon der Philosoph, Theologe und einer der ersten Pädagogen Johann Amos Comenius wusste: Menschen lernen am erfolgreichsten, wenn sie so viele Sinne wie möglich nutzen.
Viel mehr Aufwand ist dafür nicht immer notwendig: Schreibt ihr Kind Karteikärtchen für Vokabeln, die es im Anschluss vertont, wird zugleich das Auge als visuelles Sinnesorgan angesprochen und genutzt. Genau das kommt dem Lernprozess immer zugute.
Informationen zu den anderen Lerntypen
Lerntypen – (leider) kein perfektes Lernrezept
Noch einmal kurz zum Konzept der Lerntypen: Frederic Vester etablierte mit seinem klassischen Modell (auditiver, visueller, haptischer und kognitiver Lerntyp) 1975 den Begriff “Lerntyp”. Allerdings unterliegt dieses Modell berechtigter Kritik. Zum einen, weil sich die ersten 3 Lerntypen laut seiner Behauptung nur durch die Nutzung der jeweiligen Sinnesorgane Wissen aneignen. Der für das Lernen aber essentielle Prozess des kognitiven Begreifens definiert Vester als eigenen Lerntypen. Lernen ohne kognitive Leistung ist aber schlichtweg nicht möglich. Zum anderen entbehrte seine Theorie einer wissenschaftlichen Grundlage: Es gibt keine Studien, die die Existenz von Lerntypen bestätigen.
Nichtsdestotrotz hat sich das Lerntypen-Modell nicht nur in der Psychologie gehalten und wurde mehrfach angepasst, es ist auch überaus beliebt bei Lehrern, Eltern und Co. Wer hat schon etwas gegen einen Wegweiser zum heiligen Gral des erfolgreichen Lernens?
Dieser Test soll deshalb nicht dazu dienen, Ihr Kind auf einen “Lerntypen” festzunageln, sondern soll eine Orientierung geben. Der scoyo Lerntypentest hilft dabei, die Präferenzen, die Ihr Kind beim Lernen hat, herauszufinden und dazu passende Lernstrategien zu entwickeln. Denn wenn Ihr Kind weiß, welche Lernmethoden und Lernmittel erfolgreich sind, gibt das Sicherheit und Selbstvertrauen.
Zu guter Letzt: Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind heraus, welche Lernstrategien gut passen und scheuen Sie sich nicht davor, diese auch wieder zu ändern!
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